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A Topside Story

von

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Das Ziel vor Augen

1956, Fontaine Futuristics, Labor
 

Täglich bekam Johnny mehre Tabletten und anderer Medikamente eingeflösst. Oft wurde ihm davon schlecht und er erbrach sich auf den Fußboden. Er bekam Kopf oder Gliederschmerzen, die so unerträglich wurden, dass er oft darum bettelte Schmerzmittel verabreicht zu bekommen. Einmal hatte man ihm ein Mittel gespritzt und er hatte das Gefühl bekommen, das sein Blut in Flammen aufging. Er hatte geschrieen und sich vor Schmerzen gewunden. Doch bei allen Qualen die er erlitte, wollte er nicht aufgeben.

Johnny hatte sich ein Ziel gesetzte: Er würde die Torturen durchstehen, er würde wieder frei durch Rapture laufen. Er würde Sophia Lamb aufsuchen und sie dafür bezahlen lassen, was sie ihm angetan hatte. Und dann würde er sein Versprechen einhalten und mit Eleanor and die Oberfläche flüchten.

Er lag auf seinem Bett, das in seinem zellenähnlichen Zimmer stand. Es war tatsächlich eine Zelle nur komfortabeler als eine normale Zelle Er wurde gut verpflegt, doch sein Körper war in keine besonders guter Verfassung. Seine Haut war wund und an einigen Stellen aufgerissen. Über seine Arme zogen sich blutige, teilweise schon verkrustete, Striemen, wo er sich nach einer weiteren Dosis aufgekratzt hatte. Unter seinen Fingernägeln hatte sich Haut und getrocknetes Blut gesammelt.

Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gesammelt und das Salz darin brannte in seinen Wunden. Er hob seine Hand um den Schweiß von seiner Haut zu wischen. Seine Hand war schwer wie Blei und zitterte stark und er fragte sich wie lange sein Körper noch mitmachen würde.

Die meisten Häftlinge hatten, wie er auch, dem Experimenten und der damit winkenden Freiheit zu gesagt. Die zwei Häftlinge, die sich dagegen ausgesagt hatte, wurden nach Persephone zurück gebracht. Johnny war sich sicher, dass er Pistolenschüssen gehört hatte, nachdem man die Männer auf den Flur hinaus gebracht hatte.

Von den übrig gebliebenen acht Männern, waren drei Männer an den Medikamenten gestorben.

Einer wurde an Johnny vorbei getragen, als er wieder in eines der Labore gebracht wurde. Man hatte ihn mit einem Tuch abgedeckt, doch durch eine unvorsichtige Bewegung war das Tuch von seinem Körper gerutscht.

Seine blinden Augen starrten an die Decke, man hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, sie zu schließen. Sein Mund war weit aufgerissen und noch frisches Blut klebte an seinen trockenen spröden Lippen. Seine Haut wirkte wie Gestein, an dem der Zahn der Zeit genagte hatte. Feine Risse zogen sich über sein Gesicht.

Doch die Todesursache war nicht die versteinerte Haut, sondern der aufgekratzte Hals. Mit seinen langen, krallenartigen Fingernägeln hatte er sich bis auf die Luftröhre aufgekratzt und war daran erstickt. Vielleicht war er auch verblutet.

Johnny wurde bei dem Anblick etwas flau im Magen und war dankbar, dass man das Leichentuch schnell wieder über dem Mann legte.

Er hatte von Dr Tenenbaum erfahren, dass er am besten die Medikamente vertrug, Johnny kannte seine Schmerzen und er wollte gar nicht wissen, wie es den anderen erging, von denen er selten was sah. Er sah meist nur Tenenbaum, ab und zu Gil Alexander und Shuchong.

In letzter Zeit waren sie viel mit einem anderen Experiment beschäftigt. Sie nannten es Experiment 111 und Johnny fragte sich wie viel arme Gestallten hier festgehalten wurden.

All das ging ihm durch den Kopf während er auf dem Bett lag und an die Decke sah.

Bald würde jemand kommen um ihn entweder etwas zu verabreichen oder in eines der Labore zu bringen, wo man ausführlichere Experimente mit ihm durchführen würde.

Doch an diesem Tag kam niemand. Er war froh darüber, dass er sich einen Tag Ruhe gönnen konnte.
 

Am nächsten Morgen wurde er früh geweckt. Es gab hier unten keine Uhren, aber da er noch sehr müde war, schätze er dass es noch recht früh war.

„Mr Topside“, sagte eine unfreundliche Stimme. „Wachen Sie auf!“

Blinzelnd öffnete er die verklebten Augen und setze sich auf. Ihm wurden Essen und Trinken auf einem Tablett gereicht. Der bullige Mann war so ausladend, dass er die ganze Zelle ausfüllte.

„Na los, essen Sie schon, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, knurrte er.

Doch Johnny war noch zu müde und hatte auch noch keinen Hunger. Wütend schnaubend verlies der Riese den Raum.

Verschlafen und entkräftet sah Johnny auf das Tablett, das auf dem kleinem Hocker lag. Das Essen interessierte ihn nicht, doch als es das Wasser sah, spürte er wie durstig er war. Er griff danach und stützte es hinunter. Das Glas war zu schnell leer, als das es seinen Brandt hätte stillen können. Er stand auf und ging, etwas unsicher auf den Beinen zu dem Waschbecken hinüber. Das Wasser aus dem Hahn war nicht das Sauberste aber er hatte schrecklichen Durst. Er füllte sein Glas bis zum Rand und trank es erneut in einem Zug aus. Sein Durst wurde nicht weniger. Eher größer.

Er drehte den Hahn ganz auf und trank aus dem fließenden Strahl. Das Wasser spülte seine Kehle hinunter, rann an seinen Mundwinkel vorbei, doch seinen Durst konnte er nicht stillen.

Gierig trank er, Schluck um Schluck.

Er spürte wie eine Hand sich um sein Handgelenk legte und seinen Arm zur Seite riss. Dann durch stach eine kalte Nadel seine Armbeuge und etwas heißes Brennendes wurde in seine Blutbahn gespritzt. Augenblicklich verebbte der Durst. Quietschend wurde der Wasserhahn geschlossen.

„Das hätte schief gehen können.“

Er jetzt bemerkte Johnny, dass er hektisch nach Luft schnappte. Im gierigen Trinken hatte er nicht einmal Luft geholt.

„Sie hätten sich selbst im Waschbecken ertränkt, Mr Topside“, sagte Tenenbaum und verstaute die rettende Spritze wieder in dem kleinen Koffer, der auf dem Boden stand.

„Es wäre schade gewesen sie zu verlieren.“

„Ich …“, Johnny wusste nicht was er darauf sagen sollte. Er atmete immer noch schnell und sein Herz klopfte heftig.

„Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Kommen Sie mit“, damit verließ sie seine Zelle und er folgte ihr.
 

Sie gingen nicht den üblichen Weg zu den Laboren. Ihr Weg führte sie durch eine Glasröhre in einen anderen Bereich von Fontaine Futuristics. Johnny Schritte verlangsamten sich, bis er schließlich stehen blieb. Er warf einen langen Blick nach draußen in die dunkle See.

„Stimmt was nicht, Mr Topside?“, fragte die Doktorin, nachdem sie bemerkt hatte, dass er stehen geblieben war.

„Nein. Es ist alles in Ordnung, Dr Tenenbaum. Lassen Sie mir bitte nur eine Minute.“

Die Lichter Raptures durchdrangen die umfassende Dunkelheit. Schwärme von Fischen in silber, mit roten oder gelben Flossen, mit grünlich glänzenden Schuppen oder riesigen Mäulern zogen an dem Glas vorbei. In weitere Ferne konnte er einen Wal sehen, der zwischen den Häusern hindurch schwamm. Hier und da sah er in paar Haie. An den Glaswänden des Durchganges hatten sich Seeschnecken und Seesterne festgesaugt. Unter ihm auf dem Meeresboden leuchteten in den Wogen des Meeres die Algen, in denen sich noch mehr Getier aufhielt.

Er seufzte schwer.

„Mr Topside, wir müssen weiter“, sagte Dr Tenenbaum.
 

Es war schon öfters vorgekommen, dass sich Johnny gefragt, hatte ob er nicht aus Fontaine Futuristics fliehen könnte. Doch die Kameras, die jeden Winkel überprüften und die Wachmänner an den Türen hatten diese Überlegung schnell zunichte gemacht und die Hoffnung auf Freiheit im Keim erstickt.

Die runde Tür mit dem geschwungenen R darauf öffnete sich und Johnny warf ein letztes Mal einen Blick aus der Röhre.

Unter ihnen verlief eine weiter Röhre und was er da sah, lies ihn erneut stehen bleiben.

„Eleanor?“

Er trat an die Scheibe und sah nach unten.

Dort, keine zehn Meter entfernt, war seine geliebte Eleanor. Sie ging an der Hand ihrer schrecklichen Mutter und sah keines Falles glücklich aus. Sie sah aus als hätte sie bis grade eben geweint.

„Eleanor! ELEANOR!“, schrie er und schlug mit der Faust gegen das Glas.

„Beruhigen Sie sich wieder, Mr Topside!“, sagte Dr Tenenbaum laut.

„Eleanor! Ich bin hier oben!“

„Mr Topside, bitte. Sie kann Sie nicht hören.“

Das wusste er. Genauso gut hätte er einen Tauben anschreien können. Ein letztes Mal schlug er mit der Faust gegen die Röhre.

„Eleanor!“ Er lehnte die Stirn an das eiskalte Glas und murmelte. „Ich halte mein Versprechen ein“

Er sah zu wie sie und Sophia Lamb hinter einer der runden Tür verschwanden.

„Komm Sie endlich“, sagte Tenenbaum mit Nachdruck. „Oder muss ich einen der Wachmänner bescheid sagen. Mr Topside?“

In Johnny war der Zorn über Sophia Lamb wieder aufgeflammt. Er spürte wie sie seinen Körper durchflutete, wie eins der Medikamente das man im verabreicht hatte. Seine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in seine Handfläche und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Nun hatte er sein Ziel und den Grund wieso er hier war wieder klar vor Augen. Als er sich zu Tenenbaum umdrehte, war der Mann, der er vor Monaten gewesen war, wieder zum Teil zurückgekehrt.

„Fangen wir mit Ihren Experimenten an!“, sagte er entschlossen und ging durch die Tür.



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