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Through the years

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Höhepunkt: 27. Juni 2028

„Aber nicht dieses Jahr!“, schloss Riona ihre Erzählung und schlug mit der flachen Hand bekräftigend auf die Theke, sodass Dominique verschreckt von der Torte aufsah, die sie gerade mühevoll bearbeitete. „Könntest du das bitte nicht machen?“, fragte sie vorwurfsvoll, „ich brauche eine ruhige Hand hier, ich komme mit diesem Ding noch nicht ganz klar.“ Vor einigen Wochen hatte sich Dominique einen neuen Zauberstab aus Frankreich bestellt, der vor allem in den berühmten Patisserien von Paris zum Einsatz kam. Angeblich konnte man damit die Zutaten schonender verarbeiten, feinere Verzierungen vornehmen und die Temperatur perfekt abstimmen. Riona fand, dass die Kuchen ihrer Freundin auch vorher schon sensationell geschmeckt hatten, aber Dominique war regelrecht hingerissen von ihrem neuen Küchengerät. Jedenfalls die meiste Zeit.

Gerade ummantelte sie eine dreistöckige Schokotorte mit noch mehr Schokoladencreme. Eigentlich war das Riona viel zu süß, aber dennoch streckte sie die Hand aus, um ein wenig zu naschen. Bevor sie jedoch die Schüssel erreichte, die Dominique auf Schritt und Tritt verfolgte, verschloss diese sich auf magische Weise sofort selbst. „Hey!“, protestierte Riona, „ich habe heute immerhin Geburtstag!“ Dominique lachte. „Sei froh, du solltest mir dankbar sein. Ich habe die Schokocreme mit Drachenfeuer versetzt. In ein paar Tagen, wenn ich die Torte ins Schaufenster stelle, wird sie auf eine angenehme Temperatur heruntergekühlt sein und trotzdem den Schokoladenkern flüssig halten. Zum jetzigen Zeitpunkt allerdings hättest du wohl eine Lippe voller Brandblasen oder ein Loch in der Zunge.“

Riona schnitt eine Grimasse, zog jedoch die Hand von der Schüssel zurück. Sie drehte sich auf dem Barhocker, auf dem sie saß, und starrte sehnsüchtig in die Auslage von Dominiques kleiner Konditorei. Dominique begutachtete ein letztes Mal das schokoladige Gesamtkunstwerk, dann räumte sie die Torte beiseite und holte einen Johannisbeerkuchen herbei, dessen Eischnee-Topping sie sorgfältig flambierte. In diesem Moment machte es zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Nachmittag „PLOPP!“ und eine winzig kleine Eule erschien neben Dominiques Handgelenk aus dem Nichts. Diese zuckte wieder einmal erschrocken zusammen. „Merlin, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen! Müssen die so plötzlich kommen?“, wunderte sich Dominique, während sie der Eule einen kleinen Zettel abnahm.

„Na, ansonsten könntest du doch gleich eine normale Eule schicken“, argumentierte Riona und fragte sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag, mit wem ihre Freundin so eifrig Nachrichten austauschte. Vor einigen Jahren war es einem Naturforscher in Amerika gelungen, Eulen genetisch so zu verändern, dass sie, ähnlich wie Hauselfen, apparieren konnten. Diese Entdeckung machte das Kommunikationswesen der Zaubererwelt um einiges einfacher und schneller. Der einzige Nachteil war, dass die Experimente nur bei sehr, sehr kleinen Eulen gelungen waren, die logischerweise auch nur sehr, sehr kleine Nachrichten überbringen konnten. Dennoch erfreuten sich die Small-Owling-Service(SOS)-Eulen vor allem bei den jüngeren Zauberern und Hexen größter Beliebtheit.

Während Dominique eine neue Antwort auf das Pergament kritzelte, beschloss Riona doch nachzufragen, wer denn da so unheimlich interessant war. Ihre Freundin überging dies jedoch und stellte ihrerseits eine Gegenfrage: „Also willst du dich den ganzen Nachmittag hier verstecken?“

„Na ja, vorausgesetzt ich kann mich auch noch den Rest des Tages vor den Jungs verstecken, könnten wir doch heute Abend mit Daisy und Lucy feiern gehen. Einfach einen netten Abend unter Mädels verbringen“, antwortete sie wahrheitsgemäß und sah ihre Freundin hoffnungsvoll an. Sie hatte in Hogwarts das Pech gehabt, dass all ihrer Freundinnen in anderen Häusern lebten, denn mit den gleichaltrigen Mädchen ihres eigenen Hauses hatte Riona nie richtig etwas anfangen können. Das war auch meistens gar kein Problem, schließlich war sie ein Mitglied des Schreckens-Quintetts gewesen, doch manchmal hatte sie eben auch ein bisschen weiblichen Beistand nötig.

In diesem Moment ertönte die sanfte Melodie eines Windspiels, die Dominique mitteilte, dass sie einen Kunden hatte. Hätte Riona in diesem Moment nicht verträumt auf eine Himbeertorte in der Auslage gestarrt, hätte sie wohl mitbekommen, wie Dominique ihrem neuen Kunden lächelnd zuzwinkerte. Dann wäre sie bestimmt auch nicht so erschrocken, als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte und Lesters Stimme hinter ihr verkündete: „Da bist du ja endlich! Wir haben dich schon den ganzen-“ Weiter kam er nicht, denn Riona war herumgeschnellt und hielt ihm ihren Zauberstab unter die Nase. Lester machte einen Satz zurück und hob beschwichtigend die Hände. „Woah, ich bin’s doch nur! Kein Grund, nervös zu werden.“ Dass es „nur“ Lester war, sah Riona auch, allerdings hielt sie das sehr wohl für einen Grund, nervös zu werden. Sie hielt Lester mit der rechten Zauberstabhand auf Distanz, während sie sich mit zu Schlitzen verengten Augen Dominique zuwandte. „Duuuuu...“, flüsterte sie, „du hast ihn hierher gebracht!“ Schuldbewusst grinste Dominique sie an: „Es ist zu deinem eigenen Besten, du wirst schon sehen!“

Entsetzt starrte Riona sie aus großen, grau-grünen Augen an. „Das darf doch nicht wahr sein!“, jammerte sie, dann wandte sie sich wieder an Lester, „muss das wirklich sein?“ „Aber natürlich, dieses Jahr haben wir uns wieder einmal selbst übertroffen“, meinte dieser, „ich weiß ja nicht, wie oft wir das noch hinkriegen!“

„Ich will aber keine Party, ich bin ja noch nicht mal richtig angezogen!“, fauchte Riona, doch Lester schnappte sich einfach ihre linke Hand und zog sie sanft, aber bestimmt zur Tür.
 

***
 

Sie apparierten Seit-bei-Seit, weil Riona zum einen den Zielort nicht kannte und zum anderen vermutlich sonst abgehauen wäre. Als sie ihre Augen wieder öffnen durfte, musste sie zugeben, dass sie angenehm überrascht war. Lester war mit ihr nach Dublin appariert, denn sie standen nun in einem kleinen abgelegenen Winkel der Christ Church Cathedral. Um in ein anderes Land zu apparieren, mussten Zauberer zuerst ein besonderes Einreiseformular in ihrem Ministerium einreichen und ein spezielles Sicherheits-Training absolvieren, was sich aber durch Lesters Position im Appariertestzentrum im Ministerium bestimmt erleichtert wurde. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Aufwand der Jungs völlig übertrieben fand oder sie sich dadurch geschmeichelt fühlte. Um sich nicht entscheiden zu müssen, nahm sie ganz den Anblick der Stadt vor auf. Es war Jahre her, dass sie zuletzt dem Zauber Dublins erlegen war. Ihre Augen leuchteten, als sie die Hauptstraße in Richtung Trinity College hinaufblickte, an dem sie ein Auslandssemester verbracht hatte, und trotz ihrer festen Absicht, sich nicht von den extravaganten Plänen der Jungs einwickeln zu lassen, schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, als sie eine Pferdekutsche zwischen all den Autos erblickte.

„Es gefällt dir also doch“, freute sich Lester und als sich Riona zu ihm umdrehte, um ihm zu sagen, dass er sich nicht zu früh freuen sollte, hielt sie verwirrt inne. Lester betrachtete sie mit einem sonderbar sanften Ausdruck in seinen braunen Augen. Es war zwar nicht so, als werfe er ihr sonst nur vernichtende Blicke zu, aber diese Art von Blick hatte Riona in ganzen zehn Jahren noch nie an ihm bemerkt. Seine kühle Hand schloss sich wieder um ihre und erst jetzt erkannte sie, dass sein Arm sehr viel länger als nötig auf ihrer Taille verweilt war. Doch bevor sie sich über Lesters Verhalten wundern konnte, zog der sie bereits eine leicht abschüssige Straße hinab, die sie in das Dubliner Viertel Temple Bar führte.

„Einen Muggel-Pub nennt ihr eine Steigerung zu der Strandparty letztes Jahr?“, spottete Riona, als Lester vor einem eben solchen stehenblieb. Mit dem gewohnten Schalk in den Augen hob Lester eine Augenbraue, öffnete die Tür und gab ihr ein Zeichen als erste hindurchzugehen. Riona schnitt eine Grimasse und ging hinein, in der Erwartung des Fürchterlichsten. Aber anstelle der üblichen „Happy Birthday“-Rufe von hunderten Partygästen hob diesmal nur der Barkeeper den Kopf und nickte ihnen zu, bevor er sich wieder dem Ausschenken von Guinness widmete. Eigentlich gab es keinerlei Hinweise darauf, dass hier ihr Geburtstag gefeiert werden sollte. Nach vielen Jahren mit lauter Musik, extravaganten Dekorationen und jeder Menge Partylaune war dieser kleine, unscheinbare Pub sowohl ein Schockerlebnis als auch Balsam für die Seele. Sie konnte ihren Augen nicht trauen und blieb wie angewurzelt stehen. In der nächsten Sekunde legte Lester eine Hand auf ihr Schulterblatt und schob sie vorwärts: „Nun komm schon! Deine Gäste warten schon.“ Für einen Moment sank Rionas Hochstimmung erneut, weil sie nun überhaupt keine Lust hatte, mit den vielen, nahezu unbekannten Partygästen Konversation zu betreiben. Mit jedem „Happy Birthday!“ würde ihre Laune noch mehr leiden. Doch stattdessen winkten ihnen von einem großen Tisch aus vergnügt Lucy und Daisy zu. Daneben saßen Albus, Scorpius und Duncan, die offensichtlich hochzufrieden mit sich selbst waren.

„Sind... sind das alle?“, fragte Riona misstrauisch. „Naja, noch nicht ganz“, grinste Duncan, „Dominique kommt noch mit dem Kuchen und Miranda und Feodora verspäten sich etwas. Mit Absicht“, fügte er hinzu, „falls es dir dann nicht zu viele Leute sind.“

Riona starrte ihn entgeistert an und Lucy kreischte: „Alles Gute, Geburtstagskind!“ Sie sprang auf, um ihre Freundin zu umarmen. „Sind das alle?“, wiederholte Riona. Jetzt sah Albus besorgt aus. „Wieso? Bist du jetzt enttäuscht?“

„Spinnst du? Ich find’s super, aber das ist so...“ „Ich hab dir doch gesagt, dieses Jahr haben wir uns selbst übertroffen“, sagte Lester, „dieses Jahr haben wir nämlich auf dich gehört.“ Noch immer sagte Riona nichts, deswegen hakte Albus vorsichtig nach: „Das wolltest du doch, oder? Eine kleine Feier mit den engsten Freunden?“

„Wir können das auch noch ändern!“, sagte Scorpius und schnippte nach seiner SOS-Eule. „Oh Merlin, nein!“, rief Riona und war kurz davor, sich auf die kleine Eule zu stürzen. Dann fing sie an zu lachen und Lucy und Lester stimmten sofort mit ein. „Das ist...“, japste Riona, „... so was von gemein!“ Auch Daisy kicherte jetzt und Albus biss sich auf die Lippe. „Ihr wusstet... das die gan... ganze Zeit und...“ Duncan orderte noch ein paar Guinness und schmunzelte vor sich hin, während Scorpius neben ihm vor Lachen wegbrach.

In diesem Moment traf Dominique ein, die es sich nicht hatte nehmen lassen, sich noch in Schale zu werfen, und balancierte einen Himbeer-Yogurt-Kuchen auf einer Hand. „Was habe ich verpasst?“, fragte sie, während die meisten aller Beteiligten nach Luft schnappten. „Nicht viel“, amüsierte sich Duncan, der einzige, der noch nicht in Gelächter ausgebrochen war, „in etwa die erste Hälfte von Rionas hysterischem, aber leider ansteckendem Lachanfall.“

Es wurde ein langer Abend. Duncans Geschenk bestand aus einigen Flaschen von Rionas liebstem Holunderblütenwein, die noch vor Mitternacht geleert wurden. Dominiques köstlicher Kuchen wurde nebst servierten Sandwiches verspeist und der hysterische Lachanfall war nur der Anfang eines sehr lustigen Abends.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: irish_shamrock
2013-07-05T12:29:46+00:00 05.07.2013 14:29
Hallo Coco,

es geht weiter, wie ich sehe und ich freue mich riesig ;D...
Ich bin total begeistert, dass du Dominique, Daisy und Lucy auch noch mit ins Geschehen eingeflochten hast *_*
Und Oh mein Gohohohott~♥, du hast ja selbst meinen Beruf untergebracht,
ich bin total gerührt!♥♥♥
Apparierenden Eulen? Was für eine oroiginelle Idee! SOS~Eulen...
Ich bin wirklich fasziniert, wie toll du meine Vorgaben umgesetzt hast.
Sowohl die Szene in Dominiques kleiner Konditorei, als auch die Reise nach Dublin sowie die "nicht-Geburtstags-Party" (und dann ja irgendwie doch "Geburtstags-Party") im engsten Kreise in einem kleinen Pub, finde ich absolut hinreißend!!~♥

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole,
aber ich finde es einfach super lieb und total toll,
dass ich so eine schöne Geschichte von dir bekomme bzw. bekommen habe.

Danke nochmals >////<...
Fühl dich gedrückt...
irish C:
Antwort von:  Couscous
07.07.2013 17:07
Meine liebe irish,

wie sehr freue ich mich, dass du dich so freust ^^ Teil 3 ist aus lauter Freude über deinen Kommentar gleich ein wenig weitergewachsen =)

Daisy und Lucy werden im dritten Teil noch eine größere Rolle spielen, kannst dich also schon mal darauf vorbereiten ;D

Es erleichtert mich sehr, dass du die Umsetzung deiner Angaben magst, nach anfänglicher Schwierigkeiten mag ich die Eulen jetzt auch sehr gerne ^^

Und jetzt auf zum letzten Kapitel, damit du dich noch einmal freuen kannst und ich mich über dich ^^

Alles Liebe


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