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Die Legende von Blut und Asche

Castiel x Lysander [Sweet Amoris]
von

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Lichter der Welt

Lysander hob den weißen Ball auf warf ihn Rosalia entgegen, welche uns immer noch grinsend musterte.

„Wollt ihr nicht mitspielen?“

„Später vielleicht. Ich möchte noch ein wenig mit Castiel reden“, beantwortete der Silberhaarige die Frage. Das Mädchen und auch Kentin grinsten beide bis über beide Ohren.

„Ja, ja ihr wollt reden. Na gut, dann spielen wir alleine weiter.“ Sie wand sich zurück zu dem Brünette und warf diesen dem Ball zu. Mein Begleiter sah dann wieder zum Meer und atmete tief durch. Er sprach nicht weiter. Anscheinend wartete er noch immer darauf, dass ich ihm die Frage beantwortete. Ich wollte Lysander unbedingt helfen, aber ich wusste einfach nicht inwiefern ich es tun konnte. Die Kontrolle der Stadt ließ mir dazu bestimmt nicht den nötigen Freiraum.

„Ich werde dich unterstützen so gut ich kann.“ Nun wand er den Blick mit einen leichten lächeln zu mir. Die Arme waren leicht auf seinen Rücken verschränkt.

„Das freut mich sehr. Mit dir werde ich es auf alle Fälle schaffen, Castiel“, flüsterte er in einer angenehmen Tonlage.

„Gerne, aber ich hoffe ich bin dir eine Hilfe. Ich weiß nämlich nicht, was ich für dich tun kann.“

„Du kannst eine Menge tun. Vor allem bist du der Spion. Du musst uns über Sicherheitsnachrichten und Politik in eurer Stadt auf dem laufenden halten. Veränderungen sind für uns lebenswichtig. Dafür wärst du perfekt geeignet.“ Ein Spion also. Ich musste bei dem Gedanken leicht lachen. Mit einem schmollenden Ausdruck sah er mich an. Lachend wuschelte ich ihm durch das Haar. Sie waren weich und sehr seidig gewesen. Wie die Melonenstücke schimmerten sie in der Sonne.

„Erzählst du mir von dir?“ Es war so leise, dass es fast schon ein kleiner Lufthauch war. Unsere Blicke trafen sich erneut.

„Es gibt nichts interessantes zu erzählen.“

„Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Wir gingen einfach weiter und ich erzählte dem Orakel von mir. Wann ich geboren wurde, warum ich alleine lebte und wie ich Nathaniel kennengelernt hatte. Sehr interessiert lauschte er meinen Worten.

„Es muss schlimm sein, alleine zu sein. Ohne Eltern.“ Sein Blick hatte sich gesenkt.

„Ach was. Ich kenne es nicht anders. Als ich noch klein war, waren meine Großeltern bei mir. Als ich aber alt genug war, haben mich meine Eltern alleine gelassen. Paris ist halt ein besserer Ort zum arbeiten. Durch die ganzen Gesetze und die Schwierigkeit mit dem ganzen Papierkram sind sie nur von Weihnachten bis Neujahr Zuhause. Den Rest des Jahres sind sie auf Arbeit. Meine Mutter ruft mich oft an.“ Wir gingen ein wenig im Wasser und genossen die angenehme Kühle auf der Haut. Unsere Finger hatten sich während unserem Gespräch wieder miteinander verhakt. Nachdenklich war er anscheinend immer noch.

„Nun sei deswegen nicht traurig. Du bist doch auch ohne Eltern aufgewachsen, oder?“ Lysander schüttelte den Kopf.

„Leigh's Eltern haben mich mit aufgezogen. Sie sind gestorben als ich 10 war. Damals gab es bei uns im Volk eine schwere Krankheit, die besonders bei Erwachsenen oft tödlich geendet ist. Sie sind beide daran gestorben.“ Es musste schrecklich sein zweimal im Leben seine Eltern zu verlieren. Erst die Eigenen, auch wenn er sie nie kennengelernt hatte, und dann noch die von Leigh.

„Es muss schrecklich gewesen sein. Seitdem kümmert sich Leigh um dich?“

„Leigh war 13 gewesen. Man wollte uns erst zu Kentins Familie bringen, aber Leigh hat darauf bestanden allein zu bleiben. Er war in der Sache sehr stur. Er wusste, dass es auch für mich besser war.“

„Warum?“

„Kentins Familie wohnt am Rand der Stadt. Sein Vater hält nachts am Dorfrand Wache, zusammen mit ein paar Anderen. Diese Familien wohnen am Dorfrand, damit sie nicht zu lang unterwegs sind. Leigh und ich wohnen recht zentral. Da es für mich besser ist, wenn ich zu meinen Lehrstunden zu Lulu muss.“

„Bekommst du als Orakel seperaten Unterricht? Sehr nice.“ Wieder ein Lächeln, nur etwas schiefer als vorher.

„Na ja nicht wirklich. 8 Uhr beginnt die Schule. Das heißt, ich muss um 5 Uhr raus um von 6 Uhr bis halb 8 noch ein wenig zu studieren.“ Um 5 Uhr aufstehen? Der Arme. Ich hatte schon Probleme um 7 Uhr aus dem Bett zu kommen. Da saß Lysander aber schon eine Stunde im Unterricht. Sehr hart.

„Was lehrt man dir denn?“

„Meistens nur Naturheilkunde und Arzneimittellehre.“ Verlegend blickte er zu Boden.

„Wir haben keine richtige Medizin. Wir greifen also nur auf Naturprodukte zurück. Machen daraus Medizin. Wir haben hier natürlich auch ein Arzt und ein kleines Krankenhäuschen, aber es ist nichts gegen die Sachen die ihr bei euch habt. Dagegen ist es lächerlich. Da ich mich um die Mitbewohner von Espérance kümmere, ist es unabdingbar, dass ich selber Medizin aus Heilkräutern herstellen kann bzw. die gestohlene Medizin aus den Krankenhäusern richtig erkenne und verabreiche.“ Das klang alles äußerst kompliziert.

„Warum hast du das mit Espérance gemacht? Dein Tagesplan ist doch bestimmt total voll. Hast du denn Zeit für dich selber?“

„Ach, Ich bin froh, dass ich diese Aufgabe bekommen habe. Ich habe nicht sonderlich viele Freunde. So gesehen, habe ich keine außer Rosalia und Kentin. Da ich das Orakel bin, meidet man mich. Überall wo ich hinkommen, wird man sofort still und da ich nicht der gesprächige Typ bin, fällt es mir schwer, Kontakte zu knüpfen.“ So war das also. Er war froh, nach Espérance zu können und den Leuten dort zu helfen. Es ist seine Bestimmung und er macht sie sehr gerne.

„Und nun, in den Ferien? Musst du da auch zu dem Unterricht oder darfst du deine Freizeit da genießen?“

„Der Unterricht bei Lulu wird auf den Nachmittag gelegt. Ansonsten ist alles wie bei den anderen. Halt der Besuch in der Stadt. In den Ferien kümmert sich unser Arzt um die Leute dort, damit ich meine Ferien auch genießen kann.“
 

Lysander und ich waren in unseren Gesprächen richtig vertieft gewesen, Erst als wir an einem Baum, an dem bunte Zettel hingen, kamen ließ er meine Hand los. Er ging auf den Baum zu und nahm einen der Zettel von dem Baum und notierte mit seinem Stift etwas darauf. Ich wollte es lesen, er drehte sich aber weg.

„Nicht schauen, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.“ Wunsch?

„Ist das ein Wunschbaum?“

„So in etwa. Kennst du die Geschichte von Orihime und Hikoboshi?“ Orihime und Hikoboshi? Irgendwie sagte mir das gar nichts. Verlegen schüttelte ich also meinen Kopf.

„Orihime, die Tochter des Himmelsgottes, war eine fleißige Weberin. Um ihr Abwechslung von der Arbeit zu geben, wurde sie von ihrem Vater mit dem Rinderhirten Hikoboshi verheiratet. Sie waren so verliebt, dass beide darüber ihre Arbeit vergaßen – die Rinder wurden krank und der Himmelsgott bekam keine neuen Kleider mehr. Darüber war er so erbost, dass er Hikoboshi auf die andere Seite des großen Flusses verbannte. Weil sie aber vor Kummer immer noch nicht arbeiten konnten, dürfen sie sich einmal im Jahr treffen – an Tanabata. Wenn es an diesem Tag regnet, ist der Fluss zu breit und zu tief und kann nicht überquert werden.*

„Tanabata?“

„Ein Fest, dass ursprünglich am siebten Tag des siebten Monats des Mondkalenders gefeiert wird.“

„Und was hat es mit diesem Baum und den Zetteln zu tun?“

„Ein Tag vor diesem Tag hängt man ursprünglich an einem Bambusbaum einen Zettel mit einem notierten Wunsch und hofft das dieser in Erfüllung geht.“ Irgendwie verstand ich es nicht wirklich. Mein Freund kicherte ein wenig.

„Interessiert ihr euch in der Stadt nicht für Sterne?“

„Sterne? Diese Dinger die angeblich am Himmel waren? Nein, warum auch? Sie sind langweilig. Außerdem sieht man sie kaum.“ Unser Sonnensystem wurde mal kurz in der Schule angeschnitten. Intensiv befassten wir uns nicht mit den Sternen. Wir wussten, dass früher Menschen im All waren, aber heute gab es das nicht mehr. Man hatte vor etlichen Jahrzehnten mal versucht den Mars zu bewohnen. Es ist aber kläglich gescheitert. Seitdem war dieses Thema unter den Tisch gekehrt worden. Ins All flog man auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr.

„Das Tanabata-Fest beruht auf die Sterne. Wega verkörpert Orihime und Altair Hikoboshi.“

„Wer sind Altair und Wega?“

„Wega ist der Hauptstern im Sternbild Leier und Altair ist der hellste Stern im Sternbild Adler.“ So langsam verstand ich diese Geschichte.

„Und welcher Stern, stellt den Fluss da?“

„Kein Stern. Unsere Milchstraße ist der Fluss und Deneb, der hellste Stern im Sternbild Schwan stellt die Brücke über den Fluss dar. Die, über der Hikoboshi und Orihime sich erreichen. Die 3 Sterne zusammen bilden das sogenannte Sommerdreieck und dieses hat im August den höchsten stand und an diesem Tag wird das Tanabata-Fest gefeiert. Aber du hast wohl recht. Dir ist es natürlich egal. Euer Elektrosmog in der Stadt hat sich so verschlimmert, dass man die Sterne bei euch nur erahnen kann. Es ist schade.“

„Ich glaube auch nicht, dass sie mich beeindrucken können. Es sind doch nur Punkte.“ Leider konnte ich mir das wirklich nicht vorstellen. Sterne existierten für uns nur noch in der Fantasie. Wie so vieles in unserem verdammten Leben. Wütend biss ich mir auf die Lippe. Was wir so alles nicht kannten. Wir leben in einer hochmodernen Welt und das meiste kannten wir nicht mal von Bildern. Wir kannten unseren eigenen Planeten nicht mal persönlich. Wir wurden nur oberflächlich mit Daten gefüttert ohne zu hinterfragen, warum oder uns Gedanken zu machen, wie es aussieht. Es war wie mit dem Meer. Wir wussten, dass es existierte, aber nie haben wir gefragt, warum sich darauf Wellen bilden. Wie das Meer salzig wurde oder warum das Wasser blau war. Wir kratzten Themen nur oberflächlich an ohne uns intensiver damit zu beschäftigen. Hatte die Gesellschaft Angst, dass wir Interesse daran zeigten und Sachen lernten, die wir nicht wissen sollten? Da wir sie vielleicht gegen sie verwenden konnten?

„Castiel alles okay?“ Ich schreckte auf und blickte in das besorgte Gesicht von Lysander.

„Ja, ich habe nur festgestellt, dass ich über unsere Erde nichts weiß. Als ob uns die Gesellschaft von bestimmten Informationen fernhalten will“, murmelte ich ihm entgegen. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Züge.

„So ist es wohl. Aber das können wir nicht sagen, warum es so ist. Unser Volk ist sehr naturverbunden. Vielleicht denkst du es deswegen nur.“

„Nein, es ist wirklich so. Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen. Ich möchte wissen, ob es beabsichtigt ist oder nicht.“

„Teile es mir mit, wenn du was erfährst.“

„Ach ja, da wir gerade davon sprechen. Wie kann ich mit dir Kontakt auf nehmen? Wenn wir uns nicht sehen oder so. Du kannst mir nicht immer Zettel schreiben. Ich kann nicht antworten.“

„Vielleicht hat Kentin eine Idee.“
 

Wir gingen wieder zu unseren Sonnensegel zurück. Kentin saß auf einen der Kissen und schlürfte genüsslich einen Cocktail der eine sanft rote Farbe hatte. Leigh und Rosalia waren nicht zu sehen. Auch sonst war niemand da gewesen. Um uns herum tanzten ein paar Leute.

„Ken, kannst du den PDA von Castiel mit dem Eulennetzwerk ausstatten?“ Der Brünette bekam plötzlich ganz große, strahlende Augen.

„Ich kann es versuchen.“ Er hielt mir die Hand hin. Ein wenig unsicher gab ich dem Jungen meinen schwarzen PDA mit dem schwarzen Totenkopf drauf. Mit einem piepsen meldete sich dieser, als die Finger des Jungen über den Bildschirm glitten. Meine Benutzeroberfläche war recht ordentlich gewesen. Ein Adressbuch an der rechten Seite, die gerade mal 10 Nummern aufwies, ein kleiner Notizblock auf dem ein paar Daten für ein Schulprojekt waren und ein kleiner Button fürs Stadtnetzwerk. Dort konnte man allerhand Kram nachschlagen. Auch meine Schulbücher erreichte ich mit diesem Netzwerk. Am oberen Rand war nur die Akkulaufzeit und der Empfang, der derzeit auf 'beschränkt' gesetzt war. 'Beschränkt' bedeute soviel, dass das System alles registrierte aber zu schwach war um bestimmte Aktionen durchzuführen. Das Netzwerk sollte ich hier sowieso nicht verwenden, da es nämlich den genauen Standort ermittelte.

„Was ist das Eulennetzwerk?“ fragte ich lieber vorsichtig. Der Junge hatte seinen Laptop wieder hochgefahren und hatte mein PDA mit diesem verbunden. Lysander lächelte mich leicht an.

„Das Eulennetzwerk ist dafür da, dass wir untereinander kommunizieren können. Egal ob wir hier, im Dorf, in der Stadt oder sonst wo waren.“ Kentin ergänzte, während er etwas auf der Tastatur eingab.

„Wir haben in der Stadt einen kleinen Verteiler, der sich im Stadtnetzwerk eingenistet hat und die Funkwellen auf die angeblich stillgelegten Funkmasten außerhalb der Stadt verteilt. Somit können wir versteckt euer Netzwerk anzapfen. Du gehst ganz normal auf euer Netzwerk und gibst in der Adressleiste einfach 'owls.network.fr:9467' ein.“ Es sah wie eine normale Netzwerkadresse aus. Nur die vier Zahlen irritierten mich ein wenig.

„Die Zahlen ist der Frequenzbereich auf dem der Verteiler sendet. Nur so kannst du auf ihn zugreifen. Danach kommst du zum Eulennetzwerk. Ich gebe dir am besten ein Namen und ein Kennwort.“ Er tippte beides ein und setzte sein Kreuz auf das Merken-Feld.

„Das Eulennetzwerk wird in deinen Verläufen nicht angezeigt. Aber auf deinem PDA wird automatisch eine Registrydatei fürs Netzwerk erstellt. Wenn du dein PDA also verlierst, ist es aus. Wenn du Termine hast um ein neues System oder einen neuen PDA zu bekommen, lösche diese Datei. Dann ist sie fort.“ Dieser Junge hatte echt eine Menge Ahnung von Computern gehabt. Lysander hatte sich neben ihn gesetzt und sah auf mein PDA.

„Ein passender Name für ihn.“

„Ja finde ich auch“, grinste Kentin und die beiden lächelten sich leicht an. Wenn die mir irgendein bescheuerten Namen gegeben haben, werde ich sie eigenhändig verprügeln.

„Schau es dir erst Zuhause an, okay? Wenn du in der Suchleiste des Netzwerkes 'Aschenvogel' eingibst, kannst du ihn schreiben. Wenn ihr über das Netzwerk miteinander kommuniziert habt, erscheint automatisch eure Telefonnummer im Adressbuch des jeweiligen anderen. Also bei dir im PDA und bei Lysander auf dem Handy. Wir haben ja keine PDAs.“ Das war echt interessant. Ich wollte gerade auf das Netzwerk drücken, als Lysander wieder die Hand nahm und den Kopf schüttelt.

„Erst Zuhause, ja?“ Warum denn?

“Wehe ihr habt mir einen bescheuerten Namen gegeben“, zickte ich sofort rum. Total entrüstet blickte der Silberhaarige mich an.

„Warum sollten wir das tun? Alle Namen haben etwas mit Vögeln zu tun oder mit der Legende.“

„Vögel also. Wehe ihr habt mich 'Ente' genannt.“

„'Ente' gibt es schon. Wir haben dich 'Pekingente für 7 Personen' genannt“, konterte der Andere frech. Dann lachte er aber und hielt sich den Bauch.

„Ich mag dich Castiel. Du kannst dich so schön aufregen.“ Erstaunt sah ich ihn an.

„Was?“

„Ja ehrlich. Du tust Lysander auch sehr gut. Er lacht viel mehr als sonst.“ Besagter hatte den Blick verlegen abgewandt und beobachtete verlegen den Sand vor seinen Füßen.

„Ich mag ihn auch sehr gerne. Ich hätte es anfangs nicht gedacht. Aber ich bin froh ihn zu kennen.“

„Macht mich doch nicht so verlegen“, murmelte das Orakel und Kentin und ich lachten.
 

Als die Sonne langsam im Meer verschwand, packten wir unser Zeug zusammen. Leigh wollte heim und auch Lysander schien ziemlich erschöpft zu sein. Der Tag hatte ihn aber gut getan. Er war zwar noch sehr blass, wirkte aber um einiges fröhlicher als vorher. Mit Rosa ging ich wieder nach vorne. Lysander wollte mit Demon und Kentin hinten sitzen.

„Würdest du dir die Feder ins Haar machen?“ Leigh hatte mich leicht lächelnd angesehen. Ich machte die weiße Feder vom Halter des PDAs. Rosalia nahm sie mir ab und betrachtete sie sanft. Dann lächelte sie Leigh an, was von diesem erwidert wurde. Vorsichtig begann sie, die kleinen Bänder, an der die Feder hing, in eine Strähne meines Haares zu flechten. Dabei ging sie äußerst geschickt vor. Nach einigen Minuten war sie fertig und betrachtete stolz ihr Werk.

„Dir steht die Feder echt gut. Als wenn du ein vollwertiges Mitglied wärst.“

„Warum habe ich eine weiße Feder?“ Fragte ich dann.

„Du solltest, als Begleiter von Lysander, einen Kontrast zu ihm bekommen. Somit war es nicht schwer ein weiße Feder für dich zu wählen“, erklärte mir der junge Mann.

„Rot und Weiß. Wie Blut und Asche.“

„Asche ist grau“, murmelte ich leise. Das Mädchen senkte den Blick und Leigh sah schweigend wieder nach vorne. Diese Stimmung verunsicherte mich leicht. Seufzend sah ich hinaus. Der Himmel war rot gefärbt.
 

Wir setzten Kentin vor einem Haus mit weißer Fassade ab. Drin brannte Licht. Seine Eltern waren also Zuhause. Er winkte uns und ging dann zum Haus. Rosalia blieb über Nacht bei den Brüdern. Auch ich durfte die Nacht dort verbringen. Als wir am Haus der Brüder ankamen, betrachtete ich es. Es wirkte wie ein normales Haus. Mit einem kleinen, grünen Vorgarten. Ein paar weiße Lilien blühten dort. Leigh schloss auf und drückte auf den Lichtschalter. Wir kamen in einen Flur. Geradeaus war die Küche gewesen. Links führte in ein kleines Wohnzimmer. Es gab einen Laptop und ein Regal mit Bücher. Fehlen tat ein Fernseher. Dafür stand ein Radio auf einer kleinen Kommode. Ich zog meine Schuhe auf und folgte Lysander in eine kleinen Diele die sich rechts befand. Zwischen 2 Türen stand eine große Standuhr aus Mahagoni. Das goldene Pendel schwang monoton hin und her. Auf der linken Tür war ein Schild auf dem „Badezimmer“ stand. Das Zimmer rechts von der Standuhr war in einem zarten Flieder gestrichen und der Name Leigh war in rot darauf geschrieben. Wohl sein kleines privates Reich. Lysander öffnete eine Tür und sofort kam uns eine angenehme kühle entgegen. Die Tür führte zum Dachboden. Perplex sah ich ihn an.

„Komm, ich zeig dir mein Zimmer.“

„Auf dem Dachboden?“ lachte ich und er nahm erneut meine Hand.

„Lach mich nicht aus.“ Wieder schmollte er. Ich ging die hölzerne Treppe hoch. Das Licht war ziemlich dunkel gewesen. Am Ende der Treppe kam uns ein unausgebauter Dachboden entgegen. Links und rechts waren jedoch Türen gewesen. An der rechten Seite stand nur „Musikzimmer“. Er zog mich mit nach links. Die Tür war in einem einfachen weiß gehalten. Er öffnete die Tür und Sekunden später stand ich im Zimmer von Lysander. Es war größer als mein eigenes gewesen. Es war in einem zarten blau gehalten. An der Gegenüberliegenden Wand befand dich das Fenster. Darunter befand sich ein Schreibtisch. Jedoch war kein Laptop zu sehen, wie ich es erwartete. Es war zugekramt mit Papier. Auch Stifte in allen Farben lagen rum. Ein kleiner Wecker mit roter, digitaler Anzeige war zu sehen. Links vom Schreibtisch war ein Bett gewesen. Kingsize. Es war ordentlich hergerichtet gewesen. Am Fußende war ein kleiner Raumteiler mit einem Radio drauf. An der rechten Wand war ein Kleiderschrank und eine weitere kommode mit Regalen. An der Wand vor der Tür war eine Gitarre. Oh Gott, eine Gitarre? Konnte er etwa auch spielen? Ich musterte die Gitarre und Lysander lächelte.

„Wenn du willst, spiele ich dir morgen etwas vor.“ Morgen erst? Ich war ein wenig enttäuscht. Ich warf mich in einen Sitzsack der mitten im Raum stand und atmete tief durch. Er hatte es echt schön hier.

„Soll ich mit im Bett schlafen?“ Versuchte ich ihn nun wieder aufzuziehen. Verlegen senkte er den Blick.

„Nur wenn du willst. Ansonsten hole ich das Gästebett hervor.“ Lachend schüttelte ich den Kopf.

„Man kann dich so schön ärgern, Lysander“ Er streckte mir die Zunge raus und ich erwiderte es leicht. Es klopfte und Rosalia brachte uns ein Tablett mit etwas Essen und Gläser mit Orangensaft. Dann wünschte sie uns eine gute Nacht und verschwand wieder.
 

Nachdem wir ein wenig was gegessen hatte – ich hatte festgestellt, dass ich kaum was gegessen hatte heute und somit hatte ich extremen Hunger und habe fast alles allein gegessen – bat mich mein Gastgeber ihm zu folgen. Neugierig folgte ich ihn. Unser Weg führte zu dem Zimmer Gegenüber. Das Musikzimmer. Er führte mich hinein. Es stand ein weißer Flügel darin und das war es eigentlich auch schon. Ansonsten war dieses Zimmer leer.

„Leigh spielt ab und zu“, erklärte er mir. Leigh konnte also auch spielen? Sehr interessant. Doch wir waren nicht wegen dem Flügel hier. Er ging zum Fenster, öffnete es und kletterte auf den Fenstersims. Ein wenig erschrocken, wollte ich ihn packen.

„Komm, ich will dir was zeigen.“ Dann bog er nach oben aufs Dach ab. Ohne zu zögern folgte ich ihm. Vom Fenster aus kam man leicht aufs Dach, da eine paar Stufen an den Dachziegeln befestigt waren. Wahrscheinlich für den Schornsteinfeger. Vorsichtig ließ ich mich neben Lysander nieder. Sein Blick war zum Himmel gerichtet. Vorsichtig folgte ich diesen. Hier und da konnte man schwach ein paar kleine Punkte ausmachen. Nichts großartiges.

„So viel sehe ich Zuhause auch“, murrte ich leicht. Ich war enttäuscht. Komischerweise. Er nahm wieder meine Hand und drückte sie.

„In ein paar Minuten wird das Licht gelöscht. Das tun wir um den Sternen unsere Ehrerbietung zu zeigen. Vögel gehören in den Himmel und deswegen lieben wir den Himmel. Nichts kann soviel Emotionen haben wie der Himmel.“ Warum deswegen das Licht löschen? Wer draußen rum lief sah doch gar nichts mehr. Oder hatten sie auch nur bestimmte Zeiten um unterwegs zu sein? Ich hatte mein Blick zu Lysander gerichtet. Dann wurde es düster und man konnte die Hand nicht mal vor Augen sehen. Erneut ging mein Blick zum Himmel und was ich erblickte ließ mir den Atem stocken. Unzählige Lichter die hoch oben am Firmament leuchten. Auch ein farbiger Lichtschleier war zu sehen. Es war unglaublich faszinierend gewesen. Mein Blick wollte sich einfach nicht von diesem Anblick lösen. Mein Begleiter kam näher zu mir und deutete auf 3 Sterne am Himmel.

„Das ist das Sommerdreieck. Da wir so eine wunderschöne Sternennacht haben werden Orihime und Hikoboshi sich wohl sehen“, flüsterte er. Mein Blick war auf Wega, Deneb und Altair gerichtet. Er zeigte mir dann die Sternenbilder von Adler und Schwan. Es war wirklich faszinierend gewesen. Ich zuckte, als sich Lysander mit den Kopf an mich lehnte.

„Ich beneide die beiden so sehr.“

„Warum?“

„Weil sie sich lieben. Auch wenn sie sich nur einmal im Jahr sehen. Ihre Liebe ist seit Jahrtausenden aufrichtig. Etwas was es bei uns nicht mehr gibt.“

„Wahr Liebe? Klar gibt es sie“

„Es ist trotzdem traurig, seiner Liebe nahe zu sein und sie nicht erwidert zu bekommen und jemanden heiraten zu müssen, den man nicht leiden kann.“ Mein Blick ging zu Lysander. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Dann sah er zu mir und nickte.

„Wie dem auch sei. Ich sollte froh sein, dass überhaupt jemand Interesse an mir hat.“ Sein Griff um meine Hände wurden fester. Mein Herzschlag setzte erneut aus. Vorsichtig nahm ich seinen Kopf in meine Hände. Sanft zog ich diesen zu mir. Fragend blickte er mir in die Augen.

„Weißt du, es gibt Menschen, die müssen so was gesagt bekommen. Sonst werden sie es niemals wissen. Denn es gibt Leute die sind blind, weißt du?“ Er nickte leicht und legte seine Hände auf meine. Dann blickte er mir lächelnd in die Augen. Er schlang die Arme sanft um meinen Hals, zog mich zu sich und küsste mich dann leidenschaftlich auf die Lippen. Mein Herz pulsierte in meiner Brust. Wie in Trance schloss ich die Augen, legte meine Hände an seine Hüften und erwiderte ihn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Raphael_
2014-05-09T14:37:32+00:00 09.05.2014 16:37
endlich solange hab ich au diesen moment gewartet *_*
*rumkugel*


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