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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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Die Spanienreise - Krankheitsvertretung

Kieran

Die zwei Tage bei Dominico hatten zwei Gutes gehabt: zum einen war sein Auftritt nun angepasster und er verstand es besser, sich den Gegebenheiten an der Uni anzupassen; zum anderen lernte er, verschlossener zu sein, stiller zu werden. Dominico hatte ihm nicht nur beigebracht, wie er höflich war, er hatte ihm auch seine Unbefangenheit genommen. Und teilweise war das wohl auch ganz gut so. Er wurde ein besserer Schauspieler, seine Mimik undurschaubarer. Letztlich lag es wohl einfach daran, dass er mit sich und seinen Gefühlen zu kämpfen hatte. Es war nicht der Mord, den er bald verarbeitet hatte und der ihn nicht mehr verfolgte in den Nächten - es war seine endgültige Trennung von Dominico, die diese Geschichte offenbar mit sich gebracht hatte. Und das schmerzte, es schmerzte so unendlich, dass er in manchen Nächten es gar nicht mehr aushielt und zu John ins Bett kroch. Er wusste, dass das nicht fair war, ihn in gewisser Weise als Kuschel-Ersatz zu missbrauchen, aber es ging nicht anders. Und John, der anderen Männern gegenüber so unnahbar und majestätisch auftrat und jeden rumbekam, wenn er es wollte, hielt ihn, spendete ihm Trost und baute ihn auf, ohne mehr zu verlangen, ohne eine Gegenleistung einzufordern. Wenn der schöne Mann Kierans schlechtes Gewissen sah, schmunzelte er nur und sagte: "Zieh nicht so ein Gesicht. Du bist mein bester Freund, mein einziger Freund. Wir sind füreinander da."
 

Ansonsten stürzte er sich in die Arbeit, um bei den Prüfungen nächste Woche gut abzuschneiden. Es half ihm, ein wenig zu vergessen, es half ihm, an etwas anderes zu denken. Für seinen Körper war diese Zeit alles andere als gut. Er hatte einfach keinen Appetit und daher aß er kaum. Zeit zum Bewegen blieb ihm auch nicht.

Die Prüfungen waren für ihn eine gefunden Ausrede, nicht zu seiner Familie reiten zu müssen. Zuletzt hatte er das Pferd vorbeigebracht, aber da war Gregors Verschwinden noch nicht aufgefallen... Er hatteSeitdem Gregor als verschwunden galt, war die Stimmung in der Familie zwiegespalten. Seine Mutter hatte ihm davon geschrieben. Man freute sich, den Querulanten los zu sein. Aber das Unwissen, wo jener wohl geblieben war, war nagend. Felicitas, die gemerkt hatte, dass jener sich seine teuersten Klamotten mitgenommen hatte, wuchs der Gedanke, dass jener sich in London ein neues Leben aufgebauen wollte -ohne sie. Offenbar war er vorher öfter in London alleine gewesen. Ob er ihn beobachtet hatte? Seine Mutter bat ihn, nach Gregor Ausschau zu halten und ihn zu bitten, nach Hause zu kommen. Es zerriss ihm das Herz... Und doch hoffte er, dass die Wut über das „im Stich gelassen“-Sein aufkam und Feli dadurch über ihn hinwegkam. Und so schrieb er ihr zurück, dass er das tun würde und sie auf dem Laufenden hielte.
 

Dominico

Die zwei Wochen vergingen dank der Vorbereitungen wie im Flug. Es war keine kriegerische, sondern erneut eine politische Reise, doch Nico reiste ausnahmsweise mit großem Gefolge. Neben Amadeo, der ihn sowieso begleitete, würde sein Arzt mitkommen - vor allem um zu verhindern, dass ein spanischer Arzt ihn tötete, oder dass er oder einige der jüngeren Lords, die zu seiner Gesandtschaft gehörten, eine Krankheit aus dem fremden Land einschleppte. Vertreter des Handels, Vertreter der Kirche - unsinnige, nervtötende Anhängsel wie Nico fand. Doch auch sie gehörten nunmal dazu und Henry hatte es befohlen, also würde es passieren. In mehreren Kutschen mit einer wahren Karawane von Tieren würde es zunächst an die Küste und von dort aus mit dem Schiff nach Spanien gehen, ehe man dort die Reise zu Pferd und in der Kutsche fortsetzte. Der Aufbruch sollte früh am Morgen sein, noch vor Sonnenaufgang, um zeitig loszusegeln. Der Weg war nicht allzu weit, doch Nico wollte nicht zu lange auf dem Wasser verbringen. So saß er bereits hoch zu Ross und auf gepackten Taschen, während auf seinem Hof nach und nach die letzten Teilnehmer ihrer Reise eintrafen.

Noch wartete er auf John Chambers, der ihn als Arzt begleiten sollte.

Er hatte gehofft, einen anderen Arzt mitnehmen zu können, doch Henry hatte es so gewollt und es war ja auch nicht John, gegen den Nico etwas hatte... nur John erinnerte ihn an Kieran, den Nico bei all der Vorbereitung und den Gedanken an ihre Zukunft erfolgreich verdrängt hatte. Wobei das gelogen war - er träumte jede Nacht von ihm, und wenn er nicht träumte, so dachte er zumindest jede Nacht an ihn und es wurde immer schlimmer. Er vermisste ihn. Er vermisste ihn aus ganzem Herzen.
 

Kieran

Die Prüfungen verliefen für ihn besser als er erwartet hatte, und besser, als alle Dozenten erwartet hätten. Er übertraf jegliche Erwartungen und schnitt im Vergleich zu den Kommilitonen überdurchschnittlich gut ab. Nur John war besser, vor allem, weil sie die Prüfung in Anatomie erst nächstes Trimester haben würden. Er war noch nie in einer Prüfung gewesen, umso überraschter war er, als ihm das mitgeteilt worden war. Er hatte die Prüfungen für anspruchsvoll, aber nicht für unlösbar gehalten. Dass er besser als die meisten anderen abgeschnitten hatte, war ein seltsames Gefühl.

Als er freudestrahlend mit seinen Ergebnissen bei Dr. Chambers ankam, erstarb seine Freude jedoch bald. Er hatte ihm das noch mitteilen wollen, bevor er Dominico nach Spanien begleiten würde. Er selbst hatte nach dem Vorfall vor knapp zwei Wochen nicht mehr damit gerechnet, dass Dominico ihn mitnehmen würde. Selbst die Briefe waren ausgeblieben – die Trennung war vollzogen. Doch als er bei Dr. Chambers ankam, war dieser krank im Bett. Eine Erkältung, wohl, aber er war definitiv nicht reisefähig. Und was nun kam, war für Kieran das Schlimmste, was hätte passieren können. Dr. Chambers befahl ihm, ihn zu vertreten. Offenbar hatte der Arzt mitbekommen, dass sich zwischen ihm und Dominico etwas geändert hatte – er war ja nicht dumm. Daher gab es auch keine Frage, sondern eine Anweisung. Er erhielt eine komplette Ausrüstung, einen Wagen und zwei Pferde und würde am nächsten Morgen auf den Weg nach Spanien sein.

Eigentlich hatte er vorgehabt, bis zum Beginn des neuen Trimesters im Dezember bei seiner Mutter zu verbringen, und auf dem Weg dorthin Niamh zu holen, die er schrecklich vermisste. Jetzt, da sie bei Dominico war, vermisste er sie mehr denn je. Von wegen, er hätte durch sie einen Grund, den anderen zu sehen…

Als er unter diesen neuen Umständen auf den Hof kam, war er unfassbar nervös, ihm war schlecht vor Anspannung. Aber er musste da durch und er würde es professionell machen. Er hatte mittlerweile etwas gelernt, seit er Dominico kannte: seine wahren Emotionen zu verstecken. Und so blickte er relativ gelassen, als er zu dem Trupp hinzustieß, der abreisebereit dastand. Er lenkte sein Pferd direkt auf Dominico zu, stieg ein Stück vor ihm ab und trat an ihn heran, sich verbeugend und begrüßend. „Lord Sforza, Duce de Segni e di Onano“, sagte er und reichte dem anderen einen Brief von Dr. Chambers. „Dr. Chambers ist unpässlich, so dass er mich angewiesen hat, Euch auf Eurer Reise zu begleiten. Alles Weitere findet Ihr im Brief. Ich hoffe, es ist Euch recht, wenn ich mein eigenes Pferd mit auf die Reise nehme, sofern es Euch jetzt nicht zu lange dauert, es zu holen.“ Er verneigte sich wieder, während er wartete, was nun geschehen würde.
 

Dominico

Nico wurde langsam aber sicher ungeduldig. Er hatte gestern noch einen Brief zu Mr. Chambers geschickt, der ihm daraufhin versichter hatte, pünktlich zu sein. Auch einer der jungen Lords verspätete sich merklich und als er ankam, hatte er ein Weibsbild dabei... Nico verdrehte die Augen. Was zur Hölle sollte dieser Affenzirkus? Er war mehr als nur genervt und traurig, dass Charles ihn diesesmal nicht begleiten würde. Mit wem zur Hölle sollte er sich denn dann betrinken? Er sah es schon auf sich zukommen: Er würde jede Menge spanischer Bastarde zeugen und dann eingehen daran, dass ihm sein Schwanz abfiel, so wie Juan Borgia, der von seiner spanischen Frau was auch immer mitgebracht hatte - oder von einer der zahlreichen Huren.

Als endlich der Wagen von Mr. Chambers die Auffahrt heraufkam, pfiff Nico deutlich zur Aufstellung und die Wagen reihten sich bereits ein, während die letzten Begleiter des Trosses ihre Pferde zäumten... und dann fiel Nico innerlich die Kinnlade herunter. Was zur Hölle sollte das jetzt? Was machte Kieran hier? Er war nichteinmal ARZT! Naja, gut, er hatte die Prüfungen als fast Klassenbester bestanden, er war fähiger als manch anderer, aber was genau hatte sich John dabei GEDACHT? Nico würde sich mehr als nur ein wenig blamieren, wenn er hier mit diesem Taugenichts auflief! Ohne Namen, ohne Rang, ohne etwas, das man vorweisen konnte? Innerlich sank seine Lust auf diese Reise ins Bodenlose. Äußerlich verzog sich seine Miene kein bisschen. Eigentlich freute er sich tief in seinem Herzen darüber, Kieran zu sehen, gepaart mit unendlicher Sorge über diesen so abgemagerten jungen Mann, der nur noch ein Schatten seiner selbst war. Er nahm den Brief entgegen, öffnete und überflog ihn, dann steckte er ihn ein. "Wenn Ihr jemanden findet, der den Wagen für Euch lenkt, soll es mir recht sein. Holt sie und folgt uns, wir werden sicher nicht so schnell vorankommen." Hier nochmal zu warten, auch wenn Kieran sicher nicht lange brauchen würde? Nein. Außerdem steckte ihm die Begrüßung gerade noch in den Knochen. Auch wenn er sie erwidert hatte, mit einem knappen Nicken und einem kurzen "Mr. Carney" Er vermisste Kierans unverfrorenes "Hallo Dominico!". Doch er würde es eine ganze Weile, vielleicht nie wieder zu hören bekommen... nur in seinen Träumen. Verärgert über die eigene innere Sentimentalität gab er dem Pferd die Sporen, das sich mit schlagendem Kopf in Bewegung setzte. Nico tätschtelte ihm entschuldigend die Schulter, dann trabte der Tross die Auffahrt hinab. Es waren recht viele Wagen mit viel Gepäck und noch mehr Geschenken, also hatten sie reichlich Wachpersonal dabei. Kieran hatte genug Zeit, jemanden zu finden, der seinen Wagen übernahm, während er Niamh holen konnte.

Sie hätten auch in London ein Schiff besteigen können, doch Nico hatte darauf bestanden, nach Portsmouth zu reiten. Dover wäre auch eine Möglichkeit gewesen, doch sie waren eine königliche Gesandtschaft, und Portsmouth war seit Henrys Vater der Royal Dockyard. Weil er ein hartes Tempo anschlug - ausruhen konnten sie sich auch noch auf dem Schiff - erreichten sie den Hafen am Nachmittag. Genau so hatte er es geplant, denn das Schiff wurde zügig beladen und sie konnten tatsächlich noch am selben Abend ablegen. Und Nico war gottfroh endlich auf diesem verdammten Kahn zu sein! Es war ein sehr großes Schiff, das sie inklusive der Pferde und Wagen aufnehmen konnte, aber so gehörte es sich - Henry protzte gern mit der Flotte, die er eigentlich nicht hatte.

Der Kapitän erzählte Nico in einer kurzen Lagebesprechung von französischen Kriegsschiffen im Kanal, doch sie würden mit Sicherheit nicht angegriffen, da sie eine diplomatische Flagge zusätzlich gehisst hatten. Der Wind stand günstig und trug sie vom Festland fort und das Schiff schaukelte Nico in seiner komfortablen Kajüte in dieser Nacht in den Schlaf. Es war herrlich... zumindest für ihn.

Nico wurde nicht seekrank, aber irgendwie der größte Teil der anderen Besatzung. Verweichlichte Redner, Bübchen... keine Männer, niemand, der die Stärke hatte, auch zu Wasser eine gute Figur zu machen... erbärmlich. Nicos Laune war kaum zu heben.

Bei den Essen, die man während der relativ kurzen Überfahrt von einigen Tagen gemeinsam beim Kapitän einnahm, kam Nico spät und ging früh, immer mit der Entschuldigung, sich auf die diplomatischen Probleme in Spanien vorbereiten zu müssen. Es war eine verdammt willkommene Ausrede, denn jedesmal, wenn er Kieran im Tisch sah, hätte er so gerne etwas gesagt... doch sie waren einfach nie unbeobachtet. Das Schiff hatte Ohren und Nico sagte nur dort etwas, wo es notwendig war.

Er wusste deswegen auch nicht recht, ob er froh war, Spanien zu erreichen. Er wusste selbst nicht, was er von sich selbst und der Situation halten sollte. Einerseits freute er sich, Kieran wieder zu sehen, und es gab so viel, über das sie reden mussten - und doch brachte er es nicht über sich, nicht auf dem Schiff. Jedesmal wenn er ihn sah, freute er sich, nur um sich im gleichen Atemzug für diese Freude zu verteufeln. Vieleicht fanden sie in Spanien ja die Zeit? Irgendwann... zumindest mussten sie sich unterhalten, bevor sie am Hof eintrafen. Es war ohnehin eine vertrackte Situation mit Spanien.

Karl der Fünfte war König von Spanien und dem heiligen römischen Reich deutscher Nation - allerdings reiste der König viel hin und her, was nur zur Folge hatte, dass andere in Abwesenheit die Herrschaft übernahmen und Nico musste nicht nur Karl, sondern auch den Rest auf seine Seite ziehen.

Vor nicht all zu langer Zeit hatte Isabelle von Portugal, die Frau des Königs, einen Sohn, Prinz Phillipp zur Welt gebracht... ein Thronfolger, der Henry noch schmerzlich fehlte.

Nico würde Glückwünsche zur Geburt überbringen und Geschenke für den jungen Prinzen. Ihr Treffen würde in Madrid stattfinden, der Stadt, die später unter Karls Sohn Hauptstadt des Spanischen Königreiches werden würde. Sie gingen in Santander von Bord und verbrachten die Nacht noch auf dem Schiff - am nächsten Tag würde ihr zweitägiger Marsch nach Madrid beginnen. Wieder saß Nico bereits sehr früh auf dem Pferd, drängte zur Abreise. Er wollte ankommen, seine Sachen erledigen und nach Hause zurück... er fühlte sich nicht wohl und auch Amadeos Gesellschaft konnte ihn nur mäßig erheitern.

Im Grunde wusste er wohl, dass es nicht die Reise oder die Menschen waren, die ihn nervten und die alles so unerträglich scheinen ließen: Nein, es war Kierans Anwesenheit, die ihn so sehr lockte und die er sich selbst verbat. Zwischen ihnen war ein Graben entstanden, seinetwegen... und irgendwie war er einfach nicht bereit, die Hand auszustrecken und Kieran wieder entgegenzukommen. Das Schicksal half ihm wohl dabei, als Amadeo am Abend des ersten Reisetages von einem der Packpferde getreten wurde und sich dabei die Schulter auskugelte. Ja, Gott musste ihn hassen. Während Nico Amadeo stützte und ihm half sich ersteinmal zu setzen, schickte er einen der Diener los, um Kieran zu suchen und ihn zu Amadeo zu bringen.
 

Kieran

Das, was ihm nach seiner höflichen Begrüßung entgegenschlug, schmerzte. Dominico schien wütend darüber, dass Dr. Chambers Kieran geschickt hatte. Entweder, weil er ihn für unfähig hielt, oder, weil er ihn nicht ertrug. Wahrscheinlich beides, so schloss Kieran, während er Niamh holte. Ein junger Soldat, der aus Liverpool kam, wie sich herausstellte, übernahm gerne den Wagen und letztlich war Kieran recht froh über diese Konstellation, den William, wie jener hieß, war ein redseliger Typ, der ihn zwar zunächst sehr respektvoll - er konnte ja nicht wissen, dass Kieran eben noch kein Arzt war - später auch im lockeren Plauderton mit seinen Geschichten zutextete. Kieran war die Ablenkung willkommen, denn so vermied er es, wenigstens seine Augen allzu oft auf jenen Rücken zu lenken, dessen Besitzer ihn so unfassbar kränkte.

Zumal die Zeit auf diese Weise auch schnell verging.

Niamh hatte sich gefreut, Kieran wiederzusehen. Sie sah fantastisch aus und es schien zumindest ihr an nichts gefehlt zu haben. Er hatte aber auch mit nichts anderem gerechnet.

Portsmouth war abends erreicht und Kieran wusste, wie es für jemanden sein konnte, der noch nie auf einem Schiff gewesen war. Für ihn als Arzt würde es eine anstrengende Reise werden. Und er behielt recht: bereits in der ersten Nacht war er dabei, den Männern Medikamente gegen die Übelkeit zu verabreichen. Das war eines der Dinge gewesen, die ihn aufgehalten hatten, pünktlich zu Dominico zu kommen. Er hatte den Vorrat an eben diesen Kräuterelixiereb von John noch erweitern lassen müssen, weil ihm aufgefallen war, dass Dr. Chambers in diesem Punkt zu wenig vorgesorgt hatte. Johns Fähigkeiten aus Kräutern und meist Alkohol Elixiere zu kredenzen, die gegen alle möglichen Arten von Krankheiten halfen, waren phänomenal.

Mit einer Menge seekränker Patienten kam er in den ersten Tagen und Nächten kaum zur Ruhe, und gönnte er sich doch eine Auszeit, so verbrachte er sie bei Niamh, die das Gefühl davon, völlig falsch am Platz zu sein, ihm ein wenig milderte. Was war nur geschehen, dass Dominico ihn so sehr zu hassen schien? Er konnte es nicht begreifen.

In Gesellschaft des Kapitäns, der Adeligen und Offiziere bewegte sich Kieran immer sicherer, lernte durch Nachahmen der Damen die Tischmanieren und führte jene oberflächlichen Gespräche, die bei Tisch wohl üblich waren. Besonders ein junger Lord, der sehr mit der Übelkeit zu kämpfen gehabt hatte, hatte einen Narren an ihm gefressen, wobei er es amüsant fand, von seinem Studium der Rechtswissenschaft zu berichten, wo er offenbar mehr Zeit mit Frauen und Alkohol verbracht hatte, als mit Lernen - zumindest wenn man den Prahlereien Glauben durfte, die besonders der jungen Dame missfielen, die jenen begleitete.

Kieran erschrak vor sich selbst, wenn er in den Spiegel sah, über dieses fahle Gesicht, das sich so gut verstellen konnte. War er das überhaupt noch? Wer war er? Er wusste es kaum noch. Vor Gregors Tod hatte er gewusst, wofür er sich das antat, bzw. für wen. Aber jetzt? Er musste das Studium so schnell wie nur irgendwie möglich abschließen und dann würde er England den Rücken zukehren, definitiv.

Bei den Essen war die einzige Möglichkeit, Dominico zu sehen, allerdings war dieser sehr kurz nur da. Kieran mied es, ihn anzusehen, hatte kaum Appetit und das Gefühl von Übelkeit in seinem Magen rührte nicht vom Seegang her.
 

Als sie endlich Santander erreichten, war Kieran froh. Sie blieben noch eine Nacht am Schiff, was sowohl Mensch als auch Tier half, wieder mit festem Boden unter den Füßen zurecht zu kommen. Dann brachen sie auch schon auf. Spanien war heiß und bereits am ersten Tag litten vor allem die Soldaten daran, zu wenig getrunken zu haben. Kieran linderte abends die Sonnenbrände mit Quark und ließ die Männer trinken. Er selbst merkte, wie die Sonne ihm Lebensenergie spendete. Er war bereits am ersten Tag braun geworden, sein Körper schien die Sonnenstrahlen schier aufzusaugen und sein in letzter Zeit so heller, fast fahler Teint erhielt neue Farbe. Davon merkte er aber kaum etwas, denn er vermied es miterweile komplett, sich im Spiegel anzusehen.

Als einer der Angestellten kam, um ihn zu Lord Sforza zu holen, war er sichtlich überrascht, hatte jener ja noch kein Wort mit ihm gewechselt, seid sie aufgebrochen waren. Der Diener desillusionierte ihn aber auch sogleich wieder, als er sagte, Kieran werde als Arzt gebraucht.



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