Zum Inhalt der Seite

Never a Hero

FF VII CC / Timetravel / Rebirth
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

reputation II.

Als Angeal geendet hatte, war von seiner ursprünglichen Nervosität nichts mehr geblieben. Seine Augen hatten einen Glanz angenommen, der das künstliche Makoglühen überstrahlte und es unmöglich machte, von seinen so ernst vorgetragenen Worten nicht fasziniert zu sein. Das Schweigen hielt länger an als vor Beginn seiner Rede und die Stimmung, die nach all dem Gerede von Sephiroth und Wutai Adrenalin geatmet hatte, hatte eine feierliche Schwere gewonnen. 'Pathetisch', kommentierte Genesis‘ Verstand, aber er war nicht gewillt, darauf zu hören. Warum hatte er sich Sorgen gemacht? Er kannte doch Angeal und seine Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen und Angeal hatte kein Wort gesagt, das er nicht erwartet hatte. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass der Effekt seiner Vorträge vor einem dermaßen großen Publikum nicht nur nicht geringer, sondern noch größer ausfallen würde als in einem privaten Gespräch und er schämte sich dafür, dass er daran gezweifelt hatte. Wie immer schämte er sich auch dafür, Angeals Ansprüchen nicht genügen zu können. Sicher, er war stolz darauf, SOLDAT zu sein, vor allen Dingen SOLDAT erster Klasse. Aber einen Kampf vermieden hatte er noch nie. Woher sollte er denn auch seinen Stolz nehmen, wenn nicht aus dem Sieg? Und was noch viel schlimmer war: Er hatte keinen Traum. Es war einmal sein Traum gewesen, SOLDAT zu werden. Zusammen mit Angeal. Wegen Angeal. Dann war es sein Traum gewesen, zur ersten Klasse befördert zu werden. Und alles, was er jetzt noch wollte, war, …

Der Applaus setzte ein, als Angeal seinen Platz bereits einem der Turks geräumt hatte, als hätten die Rekruten Zeit gebraucht, wieder zu sich zu kommen. Der Lärm war unbeschreiblich und Genesis grinste breit, als er in den Jubel einstimmte. Ihm war klar, dass er damit sein Versteck preisgab, doch als nach den Turks auch Angeal den Kopf hob und einen kurzen, unauffälligen Blick in seine Richtung warf, wurde er mit einem der schönsten Lächeln belohnt, die er je an seinem alten Freund gesehen hatte.

Sie trafen sich hinter der Bühne, nachdem auch der letzte Rekrut das Gelände verlassen hatte. Die Turks waren immer noch da, waren jedoch zu sehr mit der Organisation des Abbaus der provisorischen Holzkonstruktion beschäftigt, um sich für sie zu interessieren, sodass der offene Raum einen privateren Charakter gewann.

„Chapeau“, lobte Genesis grinsend und verbeugte sich tief. „Ein bisschen kitschig vielleicht, aber ich hätte es nicht besser gekonnt. Vor allem im Vergleich zu dem Käse, den der Typ vor dir erzählt hat.“

Angeal versuchte sich an einem strengen, tadelnden Blick, aber das Leuchten in seinen Augen verriet die Lüge. „Byrne ist ein guter Ausbilder“, wies er Gensis trotzdem zurecht. Pro forma. „Du solltest nicht schlecht über ihn sprechen. Wenn er nicht so viel Geduld mit dir gehabt hätte, könntest du heute noch kein Schwert halten.“

„Autsch! Das verletzt mich tief!“, witzelte Genesis und fasste sich theatralisch an die Brust. „Ein Redner wie du sollte nicht unbedacht seine Magie gebrauchen. Oh, Macht der Worte – tödlich verwundet schwindet der Geist …“

„Lass den Unsinn! Du weißt genau, dass ich kein Redner bin. Nicht wie Lazard.“

Genesis tippte sich an die Stirn und verdrehte die Augen. „Kein Redner? Angeal, die Jungs vergöttern dich! Keine Ahnung, warum, aber irgendwas scheinst du richtig gemacht zu haben.“ Irgendwie hast du es geschafft, dass sie Sephiroth vergessen haben, obwohl er wirklich schwer zu übersehen war. „Es macht eh keinen Sinn, so viel vom Krieg zu erzählen. Wie es da wirklich aussieht, lernen die Kleinen noch früh genug.“

Etwas betreten senkte Angeal den Blick; gerade so, als hätte er ein schlechtes Gewissen, weil er das Thema vermieden hatte. Genesis und er waren beide in Wutai gewesen. Sie hatten beide getötet. Sie hatten Sephiroth töten gesehen und wussten, wie Shinras Politik jenseits der Propaganda aussah. Sie wussten, dass der Krieg notwendig war, aber er war nicht das große Abenteuer, für den ihn die meisten hielten.

„Ach, komm schon, zieh kein Gesicht wie drei Tage Regenwetter!“, versuchte Genesis, seinen Freund aufzumuntern und klopfte ihm etwas zu hart auf die Schulter. „Du hast die Veranstaltung echt gerockt! Und jetzt gehen wir einen trinken!“

Angeals Gesichtszüge entgleisten. Er gab ein so lustiges Bild ab, dass Genesis sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Er hatte gar nicht erst damit gerechnet, mit seinem Vorschlag auf Begeisterung zu stoßen, aber besondere Umstände erforderten besondere Maßnahmen und nach dieser Hölle von einem Tag konnte er einen Drink gut gebrauchen.

„Bist du verrückt?“ Es bestand kein Zweifel, dass Angeal sich in diesem Punkt bereits eine Meinung gebildet hatte. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, dir zu erklären, warum das eine schlechte Idee ist.“

„Ich wüsste nicht, was dagegen spräche“, erwiderte Genesis mit einem äußerst eloquenten Achselzucken und lachte wirklich, als Angeal eine Miene aufsetzte, die ihn an seine Mutter erinnerte.

„Erstens sieht es Lazard nicht gerne, wenn wir außerhalb von Missionen das Gebäude verlassen, zweitens können wir uns draußen nicht blicken lassen, wenn wir nicht stundenlang Autogramme verteilen wollen, drittens sind wir noch minderjährig und werden über der Platte nirgendwo irgendwas bekommen und viertens und wichtigstens: Ich muss morgen arbeiten!“

Genesis zuckte nur wieder mit den Achseln. „Du bist so ein Spießer, Mann. Wenn du mich nicht hättest-“

„Hätte ich eine Sorge weniger.“

„Angeal!“

„Schon gut, schon gut. Aber wirklich, besser nicht.“

„Zieh dir doch endlich mal den Stock aus dem Arsch! Nicht zu fassen, was für ein Moralapostel du sein kannst. Und ich dachte immer, das kommt erst mit dem Alter …“ Nicht, dass irgendeiner von ihnen jemals ein Leben geführt hätte, das ihrem tatsächlichen Alter entsprach, aber man konnte es auch übertreiben. Natürlich waren Angeals Einwände nicht aus der Luft gegriffen: Das Shinra-Gelände zu verlassen war längst nicht mehr nur für Sephiroth ein Spießrutenlauf durch Reihen aufdringlicher Journalisten und aufdringlicher Fans und in den wenigen Bars in Sektor 8, in denen so ranghohes Shinra-Personal verkehrte, dass die zwei Kommandanten von SOLDAT nicht weiter auffallen würden, würde man sie tatsächlich nicht bedienen. Aber unbedeutende Hindernisse wie diese hatten Genesis noch nie daran gehindert, ein bisschen Spaß zu haben.

„Wir müssen ja nicht über der Platte bleiben“, schlug er vor. „Zieh dir die Uniform aus und ne Kapuze über und uns erkennt kein Mensch. Komm schon, Angeal. Ich war schon oft in den Slums, und hat sich jemals jemand beschwert? Wir müssen ja auch nicht so lange bleiben.“

„Nein, Genesis, wirklich nicht.“ Es klang wie ein letztes Wort, doch die Weise, wie Angeal ihn nicht ansehen konnte, sagte Genesis, dass er gewonnen hatte. Und zu Recht. So ein trister Lebenswandel konnte auf Dauer nur krank machen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yurii-chan
2013-06-03T11:02:03+00:00 03.06.2013 13:02
Irgendwie wittere ich Ärger auf die beiden zukommen... xP

War wieder ein super Kapitel. Ich weiß zwar nicht, in wie weit Genesis tatsächlich für einen Ausflug gegen die Regeln gehen würde im Original, aber so wie hier ist er mir sympathischer x3

... gleich mal weiter lesen ^^
Antwort von:  cork-tip
03.06.2013 21:31
Ach~ Sind doch beide noch unter 20. :-) Da muss man das mit den Regeln noch nicht ganz so ernst nehmen.
Aber hast Recht. Ich nehme mir mit Genesis hier noch ein paar Freiheiten raus, weil im Spiel ja zum Glück nicht viel zu seinem Charakter vor der ganzen Loveless-nachspielen-Geschichte gesagt wird.


Zurück