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Never a Hero

FF VII CC / Timetravel / Rebirth
von

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reset.

Schmerz. Trauer. Schuld. Reue.
 

Oh, so viel zu bereuen …
 

Zum dritten Mal musste Zack hilflos mit ansehen, wie sich die Seele eines geliebten Freundes im endlosen grünen Nichts des Lebensstroms auflöste und Eins wurde mit den Schreien und Stimmen, Erfahrungen, Erinnerungen, Hoffnungen, dem Leben selbst.

Als Zack gestorben war, hatte Angeal auf ihn gewartet. Angeal, mit leuchtend weißen Flügeln, die keine Last mehr waren, sondern nur noch wunderschön. Angeal hatte ihn abgeholt und in den Strom gezogen und nichts war unheimlich daran gewesen zu sterben. Es hatte sich richtig angefühlt. Warm und friedlich.

Sicher.

Angeal hatte ihm auch geholfen, dem Sog des Lebensstroms zu widerstehen, diesem überwältigenden Sehnen, in ihn einzugehen als ein kleiner Teil von allem, als ein Nichts. Es war eine ständige Versuchung, verführerisch und liebevoll, manchmal gewaltsam, ein einfacher Ausweg aus allem persönlichen Leid und alles, was man dafür tun musste, war, sich fallen zu lassen. Sich fallen zu lassen und darauf zu warten, dass sich die Schranken des Individuums von der Seele hoben. Sich hingeben. Sich aufgeben.

Aber wie hätte Zack aufgeben können? Wie hätte er aufgeben können, nachdem er Cloud zurückgelassen hatte – krank und schwach, aber am Leben und ganz auf sich allein gestellt. Cloud, dem er versprochen hatte, immer für ihn da zu sein, immer an seiner Seite zu bleiben.

Angeal hatte ihm geholfen. Angeal hatte ihn festgehalten, wenn der Lebensstrom zu stark an ihm zog und zerrte, er hatte ihn erinnert, wofür sich das Dasein und Bleiben lohnte, wenn die Versprechen von Vergessen, Liebe und Frieden zu laut und zu verlockend wurden, und Zack hatte widerstanden. Dann war Aerith gestorben und geblieben und hatte den Widerstand leichter gemacht. Angeal musste das gefühlt haben.

Eines Tages hatte er angefangen von Dummäpfeln zu reden, von Träumen und Ehre und dann war er verschwunden.

Reue, hatte der Strom geschrien. Schuld. Verlust, Schmerz, Verzweiflung, Reue.

Aerith hatte geweint, während Zack einen eher praktischen Ansatz zur Lösung des Problems gewählt und versucht hatte, die Bruchstücke von Angeals Persönlichkeit zu finden, die noch spürbar waren, um ihn wieder aus der verdammten Suppe heraus zu ziehen – notfalls gegen seinen Willen – und ihn dort zu behalten, wo er hingehörte: Bei ihm. Er hatte versagt. Mehrfach. Und erst, als Aerith ihm sehr behutsam erklärt hatte, dass ihm der große Plan der Dinge in dieser Angelegenheit keinerlei Erfolgsaussichten zugestand, hatte er die Kraft gefunden, loszulassen und die Tatsache zu verarbeiten, dass er seinen Freund und Mentor ein zweites Mal verloren hatte. Diesmal für immer.

Als nächster war Kunsel gegangen. Ein Schock, der nicht so unerwartet gekommen und deshalb leichter zu ertragen gewesen war, obwohl Zack auch ihn lieber bei sich behalten hätte. Kunsel hatte sich sofort im Lebensstrom verloren und so sehr Zack es auch bereute, keine Gelegenheit bekommen zu haben, ein letztes Mal mit ihm zu sprechen – er konnte nicht anders als zu glauben, dass er Glück gehabt hatte.

Angeal nach all der Zeit, die er ihm beigestanden und ihn unterstützt hatte, aufs Neue zu verlieren, war entsetzlich gewesen. Er vermisste seine beruhigende, tröstliche Gegenwart noch immer und war froh, dass ihm ein zweites Erlebnis dieser Art erspart geblieben war.

Wenigstens hatte Kunsel den Strom nicht mit Schmerzensschreien erfüllt, als er mit ihm verschmolzen war, hatte im Tod überraschend wenig bereut. Alles an seinem alten Freund war ihm friedvoll und gut erschienen, genau so, wie er sich den Lebensstrom vorgestellt hatte, bevor er gestorben war.

Bevor er Cloud allein gelassen hatte.

Bevor er Angeal an ihn verloren hatte.

Jetzt war er nicht mehr sicher, was er davon halten sollte. Die Vorstellung, seine Individualität, all die Gefühle, Eigenheiten und Fehler zu verlieren, die ihn ausmachten, ängstigte ihn so sehr, wie sie anderen Trost zu spenden schien.

Wer eins mit dem Lebensstrom wurde, kam nicht mehr zurück. Dann gab es nur noch den großen Fluss des Lebens, keine einzelnen Tropfen mehr. Wo das große Ganze herrschte, konnte keine kleinere Einheit bestehen. Das Ich wurde bedeutungslos. Erfahrungen Einzelner wurden zu Erfahrungen des Lebens, das den Planten durchzog, persönliche Erinnerungen wurden allgemein, wurden reduziert und abstrahiert und viele einzelne Stimmen wurden zu einem großen Chor.

Wer eins mit dem Lebensstrom wurde, vergaß mit der Zeit, wer er einmal gewesen war, dann, dass er einmal jemand gewesen war und dann gab es nichts mehr, was er tun konnte. Dann war es nicht mehr möglich, die Lebenden zu beobachten oder Kontakt zu ihnen aufzunehmen und erst recht nicht, ihnen zu helfen. Zack konnte nicht zulassen, dass das mit ihm geschah. Mit Cloud. Er war sicher, dass auch Aerith für Cloud geblieben war. Cloud war zu wichtig, um ihn fallen zu lassen, zu zerbrechlich, zu traumatisiert. Es wäre ein Verrat an allem gewesen, was sie einmal verbunden hatte – was sie nach wie vor verband. Nicht gerecht.

„Es tut mir leid, dass er gegangen ist“, hatte Aerith gesagt, kurz nachdem Angeal den Widerstand aufgegeben hatte. Zack hatte sich fast noch schlimmer gefühlt als damals, nach Modeoheim, und wie damals hatte sie ihr Bestes getan, ihn zu trösten. Danach hatte er sich noch ein bisschen schlechter gefühlt, weil ihr Bestes nicht wirklich gut genug gewesen war. „Irgendwann wirst du es bestimmt verstehen.“

Hatte er nicht. Würde er nicht. Könnte er nie… Natürlich wusste er, dass es wegen Genesis gewesen war. Wegen Genesis, der – wie Zack später erfahren hatte – zu instabil gewesen war, um gegen den Lebensstrom anzukämpfen. Genesis, der immer versagt, immer nur Ärger gemacht hatte. Genesis, der es nie verdient gehabt hatte, einen Mann wie Angeal seinen Freund zu nennen. Aber Zack hatte es gefühlt. Der Lebensstrom hatte es ihm ins Gesicht gebrüllt: Der beinahe körperliche Schmerz, jemanden nicht retten zu können, der einem so nahe stand; dazu die Klage um eine geliebte Mutter und eine seltsame, heilige Form von Ehre. Zögern. Die Schuld, einen anderen zurückzulassen und … Und. Zack hatte den Gedanken nicht fassen können.

Die schiere Intensität dieses Ausbruchs hatte etwas in ihm zerbrechen lassen. Aber verstanden hatte er es nicht.

„Das ist, weil du es nie wirklich versucht hast“, hatte Aerith ihn getadelt, ein fast demütigend mitleidiges Lächeln auf den Lippen. „Du vermisst ihn, ich weiß. Aber hier geht es nicht nur um dich. Du weißt es jetzt. Du weißt, wie er sich die ganze Zeit gefühlt hat. Wäre es nicht grausam gewesen, ihm eine Halbexistenz wie unsere aufzuzwingen?“

Natürlich hatte sie Recht. Irgendwie hatte sie immer Recht. Und trotzdem konnte Zack es nicht ertragen.
 

Schmerz. Trauer. Schuld. Reue.
 

Und nun schrie der Lebensstrom wieder, lauter als je zuvor. Offensichtlich hatte er Schwierigkeiten, Cloud aufzunehmen. Schmerz, Trauer, Schuld, Angst, Einsamkeit und die Unmenge an Dingen, die Cloud bereute, machten den Übergang unendlich viel schwerer als alle, die Zack bisher gesehen hatte. Der Nachhall allen Leids, das Cloud in seinem Lebens widerfahren war, durchbrach den Strom wie die Druckwelle einer gewaltigen Explosion, zwang Zack und Aerith in die Knie und machte sie handlungsunfähig. Wie die Wogen eines sturmgepeitschten Meeres brachen zähflüssige Seelenqualen über sie herein, der Planet selbst schüttelte sich vor Unbehagen und Panik ergriff sie. Eine schreckliche, elementare Furcht, wie Zack sie nie zuvor gefühlt hatte. Er wollte nach Cloud greifen, wie er es versucht hatte, als Angeal gegangen war, doch er konnte nichts finden, das eindeutig zu dem gehörte, was bis vor Sekunden noch ‚Cloud Strife‘ gewesen war.

Plötzlich war alles Cloud und Cloud war nicht mehr da und alles fühlte sich furchtbar.

Zack wurde schlecht. Er wollte helfen, er wollte es so sehr und es war unmöglich. Wieso konnte er ihn nicht retten, diesen verzweifelten, gebrochenen Freund, den er immer hatte beschützen wollen? Warum war er so machtlos? Weshalb … musste es schon wieder geschehen?

Wie konnte er so vollkommen versagt haben? Sollte er nicht … ein Held sein? Also warum musste Cloud sich so fühlen, warum tat es so weh, warum?

Aerith packte seine Schultern und schüttelte ihn, als wollte sie ihn aus einem Albtraum wecken. Ihre Tränen waren nass in seinem Nacken, seinem Haar. Hatte sie etwas gesagt? Er konnte nichts hören, der Schmerz war zu laut.

Warum tat es so weh?

Träume, Ehre, Schuld …

Warum quälten sie sich so? Sollten sie nicht eigentlich in Frieden ruhen?

Da ist Schmerz … Da ist Frieden … Liebe und Vergebung.

Wir sind Leben. Ein nie endender Kreislauf.

Wenn du die Chance hättest, kein Held zu sein – was würdest du tun?

Weißt du denn nicht …? Es gibt immer eine Alternative.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2013-08-25T19:09:13+00:00 25.08.2013 21:09
Das ist heftig,Zack verliert sich in der trauer um einen Freund,und übersieht dabei das er noch mehr Freunde hat die um ihn trauern so wie Cloud. Mach weiter so,freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  cork-tip
25.08.2013 21:55
Danke für deinen Kommentar.
Zack hatte einigen Anlass zu trauern, aber Clouds Tod bringt das Fass zum Überlaufen, weil seine vielen negativen Gefühle den ganzen Lebensstrom vereinnahmen.
Schön, dass dir der Prolog gefallen hat.

LG, cork-tip
Antwort von:  Onlyknow3
25.08.2013 22:00
Das ist mir schon klar,doch sollte er auch in die Zukunft sehen wenn er Cloud helfen will wie er sagt.Aber du hast recht weil jeder seine trauer anders verarbeitet.

LG
Onlyknow3


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