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1.

„Kannst du mal den Lappen aus meinem Gesicht nehmen?“
 

„Klappe!“
 

„Nerv nicht…“
 

„Nur weil du aussiehst wie ein Stück Scheiße, musst du dich nicht auch so benehmen. Fresse jetzt, ich muss arbeiten.“
 

Wieder wurde der Waschlappen durch das lauwarme Wasser gezogen, ehe er ausgewrungen den Weg zurück in das Gesicht des am Boden liegenden Jugendlichen fand. Am Boden liegend wörtlich gesehen, denn er war von der Matratze gerutscht und hielt sich am Hemd des anderen Menschen im Raum fest; eben dieser wusch ihm gerade das Gesicht.
 

„Jetzt reiß dich zusammen und komm hoch, ich kann mich nicht immer um dich kümmern.“
 

„Trotzdem landest du immer wieder bei mir in dieser abgefuckten Gegend“, grinste der Schwarzhaarige, zog sich am Bettrahmen hoch.
 

Kato schnaufte, warf den Waschlappen auf den Boden.
 

„Scheiß verwöhnter Bengel… sei froh, dass ich so eine nette Person bin und deinen Arsch immer wieder aus der Schlinge ziehe.“
 

„Bevor oder nachdem du meine Zigaretten eingesteckt und unseren Kühlschrank geplündert hast?“
 

Kira stöhnte schmerzlich, dennoch stemmte er sich ganz hoch und hielt sich mehr schlecht als recht an der Wand fest.
 

„Ist reine Bezahlung. Schnauze jetzt“, bekam er den Konter vom blondierten Freund, welcher noch die Matratze zurück in das Bettgestell drückte. Das war es dann aber auch, er würde ihn nicht hinbegleiten.
 

„Tollen Zeitpunkt für ‘ne Grippe hast du dir ausgesucht… tu mal nicht so schwach“, bekam er wieder einen Kommentar von der Seite ab, während der junge Mann mit Namen Sakuya sich auf das Bett legte, den Arm über die Augen und froh, wieder liegen zu dürfen.
 

„Ja, oder? Tu mir noch einen Gefallen dann sag ich nichts mehr wegen der Zigaretten…“
 

„Interessiert mich eh nicht“, schnauzte Kato, schob sich die Hände in die Hosentaschen und blieb dennoch stehen. Mit einem Ohr lauschte er in das ansonsten stille Haus hinein, während er im Halbdunkel die Umrisse des Kranken betrachtete.
 

„Bring den Kurzen bis zum Schultor.“
 

„Vergiss es, bin doch kein Babysitter!“
 

„Ist doch der gleiche Weg, meine Fresse…“
 

„Mir egal der ist alt genug. Oder ruf deinen Vater an, soll zurückkommen, ich mach es nicht!“
 

„Kato…“
 

„Er mag mich nicht einmal! Nein, Entscheidung steht, fick dich und krepier doch!“
 

Kira stöhnte, zog sich die Decke bis unter die Nase und schüttelte den Kopf sachte, drohte jeden Moment einzuschlafen.
 

Kato hingegen starrte ihn wütend an, warf dann einen Blick auf den beleuchteten Wecker neben ihm.

„Fuck Kira ich bin schon früh hergekommen und jetzt der Scheiß!“
 

Begeistert war er nicht aber das hieß wenigstens, er musste keine Kompromisse schließen und so stapfte er mürrisch aus dem Zimmer heraus, schlug die Tür ja so was von geräuschvoll hinter sich zu und verpestete den Flur mit seiner schlechten Laune.
 

Die nächste Tür wurde aufgestoßen, er machte das Licht an und suchte wütend wie ein Kesselflicker nach einem Lebenszeichen des kleinen Teufelskindes. Die Decke war weggeschlagen worden, das Fenster aber zu und vor einigen Minuten hatte der Kleine unter Garantie noch dort gelegen. Vermutlich träumend, wie er seine Umwelt heute terrorisieren konnte.
 

„Ey, Zwerg Nummer sieben! Beweg deinen Arsch hierher!“ Er würde ihn skalpieren, irgendwie! Die kurzen Beine abschrauben und grillen, um es als mageres Baby-irgendwas-Fleisch zu verkaufen. Er…
 

Ein Schmerz, er polterte zu Boden, seine Nase knutschte den Teppich. Interessantes Knüpfmuster, welcher Stein hatte ihn da erwischt? Seit wann riefen Steine „BANZAI!“, ehe sie attackierten?
 

„Fuck“, stöhnte Kato und versuchte, sich an den Hinterkopf zu fassen, doch jemand griff nach seinen Händen und hielt sie fest; kleine Hände und streng genommen war das Gewicht auch nicht sonderlich schwer.
 

„Ich töte dich“, knurrte der Blonde, während Michael ihn von oben her wie ein Raubsaurier betrachtete. Hm, Frühstück…
 

„Was machst du Affe in meinem Zimmer?“
 

„Fresse, runter von mir…“
 

Er hörte sich gewaltig zerquetscht an, aber Michael drückte auch mit einem Knie Katos Kopf fest gegen den Teppich, sodass er jedes Staubkorn persönlich einatmen durfte. Von einem Kind zu Boden gerungen, das durfte keiner erfahren! Okay so ganz normal war das Kind nicht, irgendein gefährliches Experiment mit tödlichen Raubtieren und verschiedenen Giften – vermutete Kato. Da beschwerten sich die Leute, dass Australien gefährlich war und er lag hier mit dieser tickenden Zeitbombe am Boden…
 

Der Druck an seinem Kopf wurde verstärkt, sodass Kato einmal ächzte.
 

„Anziehen, Schule“, krächzte er erschlagen und schwor sich, den Schwachpunkt des Kleinen ausfindig zu machen. Irgendwie würde er ihn schon weich kochen.
 

„Wo ist Sakuya?“
 

„Bett, krank.“
 

Das waren wohl die Gene, außer Kira schaffte es sonst niemand, so bereitwillig Informationen von Kato zu erzwingen.
 

Plötzlich wurde er losgelassen, Schritte polterten aus dem Raum und der junge Mann drehte sich erschlagen auf den Rücken, rieb sich sein Gesicht. Bei seinem Glück hatte sich die Haut bestimmt dekorativ in eine Ecke geschoben und irgendwelchen perversen Objekte geformt. Ein Blick nach oben verriet auch, wie der Winzling ihn so hatte attackieren können; wie auch immer er denn auf den Kleiderschrank gekommen war.
 

Hatte er etwa da gelauert?
 

Polternde Schritte, dann hörte Kato die Englein singen und sackte etwas in sich zusammen – und das flach auf dem Rücken liegend, denn Michael war mit einem Satz auf ihn gesprungen, wobei sein Knie unglücklich gelandet war.
 

„Sakuya hat Grippe, du sollst mich zur Schule bringen und die Finger vom Kühlschrank lassen.“
 

Er stand wieder auf, zog den Kleiderschrank auf und kramte herum, während Kato etwas Positives aus der Sache zog: Er wollte ohnehin keine Kinder, also von daher…
 

Ächzend setzte er sich wieder hin, rieb sich noch einmal den Hinterkopf, stand dann betont vorsichtig auf. In seinen Augen war der Junge ein bissiger Köter, der in seinem Revier nach Allem schnappte, was größer war als er. Das war nicht sonderlich schwer, von daher lebte so gut wie jeder auf gefährlichem Fuß.
 

„Verpiss dich nach draußen, ich will mich anziehen.“
 

Was auch immer schief gelaufen war; so hatte Kira Senior seine Jungs sicherlich nicht erziehen wollen. Allerdings war es auch kein Wunder, wenn größten Teils eh Sakuya die Erziehung des Terroristen in Kinderschuhen übernahm. Dieser knallte Kato dann auch die Tür vor der Nase zu um sich vollkommen übertrieben Zeit zu lassen. Um genau zu sein ganze fünfzehn Minuten, in denen der Blonde jedoch effektiv seine Zeit nutzte und den Schrank mit den Keksen plünderte; es war schließlich nur vom Kühlschrank die Rede.
 

Als die Tür aufging, fühlte er sich doch einen Moment lang ertappt und schob sich den Haferkeks in den Mund, hatte aus einer Panikreaktion mit einer zweiten Ladung gekontert – und sich eben auch diese in den Mund gestopft. Jemand hustete und klang dabei wie ein sterbendes Tier. Kato rollte genervt mit den Augen und kaute hektisch herum, schluckte ein paar scharfe Krümelkanten herunter.
 

„Du sollst deinen Arsch ins Bett schwingen, sonst bringst du ihn gleich selber weg!“
 

Kira rümpfte die gerötete Nase, hielt dann eine Brotdose hoch – die im Vorbeigehen von zwei Händen gepackt und in eine Tasche gestopft wurde.
 

„Benimm dich.“ Kato nickte zustimmend, schaute Michael böse an, der sich gerade Schuhe anzog.
 

„Ich will mich nicht immer für dich schämen müssen.“
 

„Echt mal“, pflichtete Kato bei und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Du bist alt genug, um nicht von jedem auf der Straße Schläge angedroht zu bekommen.“
 

„Aber zu frech“, konterte der Blonde und begann zu grinsen; es tat ihm gut, wenn Michael vor seinen Augen eine Standpauke erhielt.
 

„Und du auch, Michael…“
 

Was?
 

„Meinst du etwa…?“
 

„Natürlich meint er dich, Schwachkopf.“
 

Warum noch mal musste er die freche Gurke wegbringen?
 

„Bist du nicht alt genug, alleine hinzufinden?“
 

„Schnauze.“
 

„Halts Maul, Kira! Verpiss dich ins Bett!“
 

Sein Kopf, diese geballte Dominanz der beiden Brüder brachte ihn aus der Fassung und meist fühlte er sich von beiden intellektuell in den Boden gerammt. Das war nicht schwer, im blondierten Kopf war nicht viel Platz für Konversation.
 

„Trotzdem könnte er allein gehen“, murrte der Blonde und warf einen Blick auf den Kranken, der betont lässig die Hand hob und zum Abschied zwinkerte. Selbst mit Grippe konnte er verdammt cool aussehen, schade aber auch.
 

„Pestzecke! Warte oder ich schmeiß dich vor ein Auto!“
 

Nicht mal die Tür geschlossen und schon durfte er rennen, würde Kira ihm wohl abkaufen, dass der Zwerg dramatisch vor einen LKW gestolpert war?



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