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Der Bluthund

a hound's tale
von

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Sturmgrau.

SANDOR
 

Abgesehen von dem kleinen Triumph über Shaari am Morgen war sein restlicher Tag nicht sonderlich angenehm. Denn er verbrachte die meiste Zeit davon draußen in der Kälte und versuchte seinen Körper und besonders sein Bein wieder in einen besseren Zustand zu bekommen. Es würde noch ein sehr harter Weg werden, besonders, wenn er das Ziel am Ende des Wege bedachte. Dabei knurrte er wütend auf. Und ließ sein Schwert hinabsinken, während er die schneebedeckte Landschaft musterte. Seit dem Vorfall ließ er besondere Vorsicht walten, denn er hatte keine Lust von einem wütenden Mob aus dem Dorf gejagt zu werden, erlebt hatte er das noch nicht und auf die Erfahrung würde er auch in Zukunft gern verzichten. Dann glitt sein Blick zum Stall.

Vielleicht war es endlich an der Zeit auszureiten. Das würde ihn wohl an seine Grenzen bringen, aber Fremder würde es bestimmt gefallen. Dann würde er Shaari hier allein lassen, aber die Dorfbewohner würden ihr höchstwahrscheinlich nichts tun, er war ja der üble, blutrünstige Mistkerl.... früher oder später musste er sich so oder so wieder in den Sattel schwingen. Mit einer gewohnten Bewegung steckte er den Bihänder mit Leichtigkeit in die Schwertscheide, die auf seinem Rücken hing und ging zum Stall.
 

Fremder schnaubte leise als Sandor mit der Hand kurz über die Nüstern des Pferdes strich, er legte Gebiss und Zügel an und öffnete dann die Box, führte das Tier nach draußen, band es kurz an einen Baum und holte den Sattel, den er dem Streitross anlegte. Fremder trat unruhig auf der Stelle und Sandor klopfte dem Tier beruhigend auf die Flanke.

Später hielt er sich wie gewohnt am Sattel fest um aufzusteigen. Fremder war wie ein Fels in der Brandung der still hielt und dem Gewicht des Bluthundes gewachsen war, auch als eben jener wieder etwas wankend auf dem Boden stand und sich an der Seite von Fremder stützte.

"Scheiße."

Sandor stand der Schweiß auf der Stirn, das war doch schmerzhafter als gedacht. Im nächsten Moment jedoch biss er die Zähne fest zusammen und zog sich mit einem Ruck auf das Pferd, bis er im Sattel saß, leise vor sich hin fluchend nahm er die Zügel und drehte sich mit Fremder um den kleinen Weg entlang zu reiten der in den Wald führte, nur nicht Richtung Dorf, dachte er sich knurrend und trieb Fremder zu einer schnelleren Gangart an.
 

SHAARI
 

Die Dunkelhaarige war drinnen geblieben und fing damit an Sachen zusammen zu suchen und zu sortieren. Was wenn es sich die Dörfler anders überlegten und sie doch schneller los werden wollten? Sie sollte nicht unvorbereitet sein. Ab und an warf sie einen Blick aus dem kleinen Fenster und sah Sandor dabei zu wie er trainierte.

Schließlich hatte sie es irgendwann soweit geschafft das was sie brauchte zusammen zu packen, sollte sie schnell aufbrechen müssen. Das Meiste musste jedoch zurück gelassen werden. Seufzend strich sie sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und warf wieder einen Blick aus dem Fenster. Sandor war nirgends zu sehen und so trat sie nach draußen. Sie rief kurz nach ihm, aber es kam keine Reaktion, sie bemerkte schließlich die Hufabdrücke im Schnee und ging zum Stall um zu sehen ob Fremder weg war. Offenbar war er mit dem Pferd unterwegs.

Sie glaubte nicht, dass er einfach so verschwinden würde, immerhin waren die meisten seiner Sachen noch in der Hütte. Allerdings fand Shaari es nicht sonderlich schön, dass er das schon jetzt seinem Bein zumutete. Seufzend schloss sie wieder die Tür zum Stall, drehte sich um und zuckte im nächsten Moment zusammen, als eine in eine Umhang eingewickelte Gestalt hinter der Hütte auftauchte und direkt auf sie zukam, erst als die Person näher kam erkannte sie einige rote Haarsträhnen unter der Kapuze und schließlich Lilli.

"Verschwinde. Ich habe nichts mehr zu dir zu sagen!", entkam es ihr auch gleich gepresst und sie stapfte an der anderen vorbei.

"Shaari... bitte, warte... ich... ich bin nur hier im Auftrag des Ältesten... bitte, hör mich kurz an, es geht nicht um dich oder um den "Bluthund".", sie spuckte das letzte Wort förmlich aus. Und man konnte die Verachtung deutlich vernehmen, die sicher nicht nur Sandor galt.

Shaari blieb stehen, drehte sich aber nicht zu Lilli um. Sie war gewillt ihr zuzuhören allerdings nur kurz. Lilli deutete das richtig und begann auch gleich ihre Nachricht zu überbringen.

"Saltpans wurde von einer Bande Geächteter angegriffen. Geradezu niedergemacht und nur einige wenige konnten fliehen. Sie haben es bis hier her geschafft. Unter ihnen sind viele Verletzte... ", meinte sie und sah Shaari noch immer an, die die Hände zu Fäusten ballte.

Es war klar warum man jemanden her geschickt hatte. Die Schwarzhaarige fluchte leise. "Ich komme.", sagte sie dann knapp und ging, die Tür hinter sich zuschlagend, in die Hütte um sich einen Umhang über zu werfen und um sich ihre Ausrüstung zu holen. Sie musste sich wappnen, alle konnte sie bestimmt nicht retten. Aber die Dunkelhaarige würde ihr Bestes geben. Die Überlebenden konnten nichts für ihre derzeitige Situation oder für Shaaris Standpunkt gegenüber den Dörflern....
 

SANDOR
 

Der Ausritt tat Fremder gut, das Pferd nutzte die Gelegenheit und war zum Teil kaum zu bremsen. Umso mehr nahm es Sandor allerdings mit. Sein Bein schmerzte und er war kaum im Stande sich ordentlich im Sattel zu halten, wie es für einen geübten Reiter üblich war, weswegen er schon nach kurzer Zeit wieder zu der kleinen Hütte zurückkehren musste, bevor er noch vom Pferd fiel und mit Pech vielleicht in der Situation endete, wie das hier alles begonnen hatte.

Er kümmerte sich um Fremder, auch wenn es länger als gewohnt dauerte und trat schließlich in die Hütte, die jedoch leer war. Von Shaari war keine Spur zu sehen und er ließ sich seufzend auf das Bett sinken was knarrend unter seinem Gewicht protestierte. Vielleicht wurde sie ja wegen ihren Fähigkeiten ins Dorf beordert, allerdings würde er sich eher einen Fuß abhacken, als sich diesem widerwärtigem Pack auszusetzen. Er durchstöberte den Raum nach essbarem und nahm sich auch einfach etwas, früher der später musste Shaari ja wieder zurück kommen. Sie konnte schon auf sch aufpassen, er war ja nicht ihr Wachhund.
 

SHAARI
 

Das Gasthaus war überlaufen von Flüchtigen aus Saltpans. Überall hörte man Jammern und weinende Kinder. Und Shaari hatte alle Hände voll zu tun die Verletzten zu versorgen. Man ging ihr helfend zur Hand, weil sie allein das nicht hätte bewältigen können und am späten Abend hatte sie es schließlich geschafft die schlimmsten Fälle zu behandeln. Erschöpft wischte sie sich das Blut an ihrer Kleidung ab. Sie hatte viele Informationen erhalten, offenbar zog die Bande schon länger durch die Gegend und hatte es schließlich geschafft das größere Dorf zur überrumpeln und einzunehmen. Vermutlich wollten sie dort über den Winter bleiben. Allerdings würden die Vorräte nicht reichen... dieser Winter würde sehr hart werden und Shaari ahnte, dass sie die Bande vielleicht früher oder später selbst zu Gesicht bekommen würde, Rivers war nicht allzu weit entfernt. Sie nahm nichts für ihre Hilfe. Wie konnte sie auch? Den Menschen war alles genommen worden, da konnte sie nicht auch noch die Hand aufhalten. Allerdings.... diese Bande war vielleicht ein weiterer Grund von hier zu verschwinden. Rivers hatte einer Gruppe bewaffneter, berittener Gesetzloser nichts entgegen zu setzen. Shaari erteilte einigen ein paar Anweisungen, verteilte Traumwein und ging dann. Mehr konnte sie vorerst nicht tun. Sie war müde und dreckig und der aufkeimende Sturm ließ sie auch noch durchgefroren in ihrer Hütte ankommen.

Sandor war da, wie sie erwartet hatte und lag schlafend auf dem Bett. Sie nutzte die Gelegenheit und holte sich Wasser, dass sie über dem Feuer erhitzte um sich zu waschen, die blutige Kleidung legte sie beiseite und nahm sich frische in die sie schnell schlüpfte. Etwas Brot und Käse mussten im Moment reichen, sie wollte nur noch schlafen. Erschöpft ließ sie sich auf ihren Strohsack sinken und wickelte sich die Decke um den Körper.

Allerdings wurde sie von einem wilden Aufschrei seitens Sandor aus dem beginnenden Schlaf gerissen und erschrocken setzte sie sich auf, der andere zappelte auf dem Bett und trat um sich. Wieder schrie er auf.

"NEEEIN... es tut mir leid.. Lass mich los!!", schrie er laut und Shaari wusste im ersten Moment kaum was sie tun sollte. Wenn sie sich ihm näherte würde sie nur die Schläge abbekommen und sie hatte einfach nicht genug Kraft um ihn ruhig zu stellen, so entschied sie zu warten, bis er sich von selbst beruhigte.

Nach einigen Augenblicken kehrte Ruhe ein, sie beobachtete ihn jedoch noch weiter. Die Flammen des Kamins beleuchteten seine normale Gesichtshälfte, da er jetzt still lag bemerkte sie, dass er wach war. Offenbar hatte ihn der Alptraum geweckt. Er starrte an die Decke und schien seine Umgebung kaum zu bemerken.
 

SANDOR
 

Er starrte an die Decke und brauchte eine ganze Weile um die Erinnerungen von sich zu schieben, die sich im Traum aufgedrängt hatten. Es kam ihm noch einige lange Augenblicke so vor als ob es erst gestern gewesen wäre und seine linke Gesichtshälfte fühlte sich so an als stünde sie in Flammen.... brannte, zog und schmerzte in einem Ausmaß wie es nur war, wenn dieser Traum ihn heimsuchte. Vorsichtig fasste er sich an die raue, vernarbte Haut und tastete darüber um seinen Körper zu zeigen, dass die Wunde alt war, nicht offen und dass der dauerhafte Schmerz der von ihr ausging nichts ungewohntes war.

Schließlich seufzte Sandor leise auf und nahm die Hand weg von seinem Gesicht, schloss die Augen und versuchte wieder zu schlafen.

"Was ist passiert?", erklang schließlich eine leise Stimme, die den Mann kurz zusammenzucken ließen. Damit hatte er nicht gerechnet und sein Blick glitt zu Shaari, die auf der Strohsack lag, in die Decke eingewickelt und zu ihm sah.

Es fiel ihr nicht schwer zu erahnen was er geträumt hatte, oder zumindest womit es zusammen hing, denn sie war nicht auf den Kopf gefallen.

Sandor zog die Augenbrauen unwillig zusammen, brummte mürrisch auf und drehte ihr den Rücken zu, während er sich die Decke wieder über den Körper zog. "Das geht dich nichts an Weib. Und behalt das für dich, sonst setzt es was.", knurrte er ihr schlecht gelaunt entgegen und versuchte Ruhe zu finden. Das Holz knackte im Kamin und er spürte die Wärme die von dem Feuer ausging, das langsam kleiner wurde, in seinem Rücken. Aber nicht nur das, sondern auch Shaaris Blick, der noch immer auf ihm ruhte.

Er erzählte nie jemandem davon, auch wenn es einige zu wissen schienen. Aber woher, das konnte er nicht sagen.
 

SHAARI
 

Sie hatte immer geahnt, dass da etwas sein musste, was die Ursache für sein Verhalten war... es gab sicherlich mehrere solcher Dinge, aber eines hatte sie gerade deutlich erlebt. Und es hatte etwas mit seinem Gesicht zu tun. Zu behaupten sie wäre nicht neugierig wäre eine Lüge gewesen. Aber sie wollte es gerne von ihm hören, nicht von anderen und über einige Dinge zu reden half oft sie besser verarbeiten zu können... zumindest hatte sie es so bei kleineren Erlebnissen gehandhabt, als sie noch jünger gewesen war und bei ihren Eltern gelebt hatte. Sandor hatte in seinem Traum hilflos geklungen und etwas gesagt, dass er jetzt sicher nie sagen würde und das in keinem Verhältnis zu ihm stand. Das Ereignis musste lange her sein.

"In Ordnung.", sagte sie schließlich nach einer ganzen Weile auf seine Worte hin, was sollte sie sonst tun? Er konnte sie jederzeit mit bloßen Händen töten, was sie ihm ohne weiteres durchaus zutraute, würde sie ihn zu sehr in Rage bringen.

Überrascht sah sie zu ihm als sich der riesige Mann vom Bett erhob und zu dem kleinen Kamin ging. Er legte Holz nach und starrte in die Flammen.
 

SANDOR
 

Es war ihm nicht möglich gleich wieder in einen ruhigen Schlaf abzugleiten, weswegen er sich mit einer weniger fließenden Bewegung, aufgrund seines Beines, vom Bett erhob und Holz nachlegte, um dann stur in die Flammen zu starren, um sich mit dem Ereignis aus seiner Kindheit zu konfrontieren. Er hatte eine erbärmliche Angst vor den züngelnden, gelbroten Fäden die sich flackernd um das Holz leckten um es zu verzehren.

Solange er auch hineinstarrte, bisher hatte sich nichts daran geändert.

Sandors Blick glitt zu Shaari die noch immer zu ihm sah, ihre braunen Augen glitzerten leicht durch das schwache Licht der Flammen, dass an ihm vorbei zu ihr durchdrang.

Knurrend warf er einen weiteren Holzscheit in die Flammen und beobachtete wie das Feuer sich die neue Nahrung zu eigen machte... wie es auch mit ihm hätte geschehen sollen.

"Gregor....", nuschelte er schließlich angespannt und noch immer wütend vor sich hin.

"...hat mich als Balg erwischt, wie ich mit seinem Zeug gespielt habe...", fuhr er fort.

"Hat mich ohne Worte gepackt und mit dem Gesicht in ne Kohlepfanne gedrückt.", knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und im nächsten Moment hatte er sich zu voller Größe aufgerichtet und starrte Shaari wütend an.

Sandor trat nach dem Tisch und begrüßte den pochenden Schmerz in seinem Fuß. Der Geruch von damals hing ihm wieder in der Nase... der Geruch der ihm wochenlang angehaftet hatte, verkohltes Fleisch und der Gestank von altem Eiter und Blut. Der Hund konnte sich zu gut daran erinnern, trotz des Fiebers, das er gehabt hatte... war selbst jetzt noch, nach Jahrzehnten alles so deutlich in seine Gedanken gebrannt, wie das Ereignis in sein Gesicht.
 

SHAARI
 

Sie sah ihn an.

Keinen Moment hatte sie damit gerechnet, dass er es ihr doch sagen würde.

Das was ihm sichtbar zu schaffen machte.... nach den ganzen Jahren. Ihr Blick glitt über seine Gesichtshälfte, die Normale, aber besonders über die Vernarbte. Das erklärte einen Teil des Hasses auf seinen Bruder.

Gregor war das wahre Monster, wer tat das einem Kind an, noch dazu einem Bruder, wegen einem solchen Grund? Es dauerte eine Weile bis das Erfahrene tief genug in ihr Gehirn gesickert war, bis sie sich bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte. Mitleid erfasste sie und das spiegelte sich in ihrem Ausdruck wieder und das gefiel ihm sichtlich ganz und gar nicht. Im nächsten Moment fand sie sich von ihren Lager hochgezogen wieder. Sandors eiserner Griff schloss sich um ihren Hals und sie zog erfolglos mit den Händen an seiner Hand um wieder Luft zu bekommen. Er knurrte wütend und sein Gesicht schob sich in ihr Blickfeld während sie hilflos in seinem Griff zappelte. Seine grauen Augen, dunkel vor Zorn, waren eiskalt und unnachgiebig.

"Das hast du nie gehört und dein elendes Mitleid will ich schon gar nicht.", zischte er ihr sauer entgegen und ließ sie dann auf einmal los.

Kraftlos, hustend und sich den Hals reibend sank sie auf dem Strohsack zusammen und versuchte die Tränen weg zu blinzeln. Diese Augen....



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