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Der Bluthund

a hound's tale
von

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Stiche

SANDOR
 

Die Tür hinter sich schließend begab er sich nach unten in den Gastraum und zum Wirt. Er baute sich vor dem Tresen auf und sah dem Mann einen langen Augenblick lang kritisch an, bis dieser sich unwohl unter dem Blick hin und her wand und das Reinigen eines Kruges aufgab. „Was wollt ihr, Ser?“ Sandor ließ die Stille noch ein wenig wirken bevor er dem Mann einige Münzen auf den Tisch legte. „Die Bezahlung für das Zimmer und den Stall, für heute. Wo finde ich das nächstbeste Schiff, dass die Küste hinauf Richtung Gulltown unterwegs sein wird?“ Der Wirt nahm zögerlich die Münzen an sich und ließ Sandor keinen Moment aus den Augen. Seine Frau weiter hinten, die ein paar Gäste bediente und einige Fremde verscheuchte, die nicht aussahen als ob sie zahlen konnten. In den Zeiten von Krieg und Unruhe ein häufiges Bild - außerdem war diese Gasthaus nicht umsonst eines der wenigen das noch Zimmer frei hatten. Die Besitzer waren ein habgieriges Pack und die Preise für die Zimmer hoch – nichts was er im Normalfall gewählt hätte. Er konnte Shaari nicht einfach draußen lassen, mit dieser Erkältung. Er verbrachte die Nacht lieber im Freien, allerdings war er nicht allein hier. Was ihm wurmte, war die Dreistigkeit der Leute die Not der Menschen so auszunutzen. Das Gold was er hier zahlte, würde ihm woanders fehlen... ein Problem, das Sandor in Angriff zu nehmen gedachte. Etwas anderes blieb ihm auch kaum übrig. Abgesehen davon sollte er sich sputen. Das hier war keine Schlenderveranstaltung. Er wollte die kleine Heilerin nicht länger als nötig allein lassen. Es kotzte ihn an, dass er dieses Etablissement unterstützen musste, weil die Situation nichts anderes zuließ, es widerte ihn regelrecht an. Aber darüber sollte er sich keine Gedanken machen, jeder war sich selbst der Nächste und er war ganz sicher keiner, der sich unterbuttern ließ und er nahm sich was er wollte, wie er wollte, wann er wollte und - bei den Sieben - von wem er wollte, aber noch war er auf das Wohlwollen... oder die Angst dieser Menschen angewiesen.

„Da solltet ihr nicht wirklich Glück haben... Ser. Das letzte Schiff ist verspätet gekommen, das Nächste hätte schon da sein sollen. Die Handelsrouten sind aktuell schlecht befahren. Am besten ihr hört euch am Hafen um.“ Sandor hatte ihn nur ausreden lassen, weil es vermutlich schwer gewesen wäre aus den Mann Informationen zu holen, bei dem was er als nächstes vor hatte. Er griff über den hölzernen, mit Flecken übersäten Tresen, griff den Kragen des Mannes und zerrte ihn halb über das Möbelstück. Knurrend fixierte er den Fremden, der nach seiner Hand griff und vergebens an dem eisernen Griff zerrte, sich erfolglos daraus befreien wollte. „Bitte.... Ser.“

„Nennt mich nicht 'Ser'! Ihr habt absolut keine Ahnung, was ein Ser euch schon unter dem Vorwand von Moral und Tugend angetan hätte. Ich hoffe stark euer Gasthaus kommt meinen Wünschen nach. Dieses Drecksloch verdient den Preis nicht, den ihr verlangt! Ihr behandelt besser die Pferde gut, wenn ich auch nur das kleinste gekrümmte Haar fest stelle, reiße ich euch den Arsch auf. Und eure Frau bewegt ihren besser jede Stunde einmal zu meinem Zimmer und wechselt das nasse Tuch auf der Stirn der Frau dort. Verstanden?!“, der Wirt starrte Sandor mit großen Augen an, zitterte und wenn Sandor sich nicht täuschte, hatte er sich gerade in die Hose gepisst. Angewidert ließ er den Mann los und genoss den Anblick nackter Angst in den Augen des Mannes, seine Frau war zurückgewichen und bei einem Blick in ihre Richtung nickte sie nur knapp. Sie hatte verstanden, Gut. Auch die Gäste starrten Sandor an und wichen seinem Blick aus, als er ihn durch den Raum gleiten ließ. Keiner hier wollte Streit mit ihm anfangen, das war beinahe schon schade. Aber irgendwie erfüllte ihn es auch mit Genugtuung er hatte seinen Biss noch nicht verloren. Dabei sollte es auch bleiben, dafür würde er sorgen. Außerdem hatte er keine Zeit um einen potenziellen Streit genügend auszukosten...
 

Einige Stunden später, es hatte länger gedauert als gedacht, hatte er es endlich geschafft eine Passage nach Gulltown zu organisieren. In einem Punkt war ihm das Glück hold gewesen. Das Handelsschiff hatte vor ein paar Stunden angelegt, das seit Tagen schon hätte vor Anker liegen sollen. Der Kapitän war ein kleiner, cholerischer Mann, der gern das Geld von Sandor nahm, da sich kaum einer eine Überfahrt leisten konnte. Die Meisten waren Kriegsflüchtlinge, hatten kein Geld und demnach hatte er nichts davon, er musste auch von etwas Leben, wie er lautstark kund getan hatte. In zwei Tagen würden sie aufbrechen können. Allerdings hatte die Überfahrt mehr gekostet, als Shaari geplant hatte... denn er hatte beschlossen sie nach Gulltown zu begleiten. In ihrem Zustand schaffte sie es nicht allein und er würde alles daran setzten, dass sie heil dort ankam. Bei ihren Eltern. Was die auch immer davon halten würden, dass der Bluthund ihre Tochter ablieferte. Je nach ihrem Zustand würde er auch einfach vorher gehen. Das Ganze musste er ihr, und sich, ja nun wirklich nicht antun. In seinem Herzen tat es einen kleinen schmerzhaften Stich, als er daran dachte, sie zurück zu lassen. Aber das war nichts weiter als dumme Einbildung. Außerdem war noch immer eine große Frage offen, als er Rolf aus dem Stall holte, um ihn am Zügel zu führen und einen Ort für ihn zu suchen wo er bleiben konnte. Das Geld hatte nur knapp für die Überfahrt gereicht, trotz der Münzen, die er den Männern abgenommen hatte, die sie hatten überfallen wollen.... Es waren unsichere Zeiten, wie immer wieder alle betonten. Er würde ihnen unsichere Zeiten geben. Für Fremder war gezahlt... Für Rolf hatten sie einen ähnlich hohen Preis verlangt – was unsinnig war. Das Tier war Rolf alt, hatte den Weg hierher zwar überstanden, aber lieber das Tier hier verkaufen, als die Überfahrt für einen Kadaver bezahlt zu haben. Es tat ihm nur ein klein wenig um Shaari leid, als er den alten Wallach schließlich für einen kleinen Erlös verkauft hatte. Er hatte in der Zeit in der er bei ihr war durchaus bemerkt, wie sehr sie an dem alten Tier hing. Aber, wenn er ehrlich war, das wusste auch die Dunkelhaarige, würde das Pferd die überfahrt kaum überstehen.
 

Nachdem er Fremder versorgt hatte begab er sich wieder in das Gasthaus, unter den wachsamen Blicken des Wirtes und seiner Frau, die dennoch vorgaben schwer beschäftigt zu sein. „Ich habe nach ihr gesehen.“, krächzte die alte Schachtel schließlich schwach und etwas zittrig, als Sandor sie etwas länger in den Blick fasste, mit gehobener Augenbraue. Er nickte nur, brummte kurz, als Zeichen, dass er es zur Kenntnis genommen hatte. „Bringt Eintopf und Wein.“, knurrte er ihnen nur entgegen und ging dann nach oben zu ihrem Zimmer, wo er Shaari tief schlafend vorfand, ein Becher neben ihrem Bett stehend, an dem er kurz roch, da er zuvor nicht dort gestanden hatte. Er kannte den Geruch nur zu gut. Traumwein. Etwas überrascht hob er beide Augenbrauen. Die Frau hatte Wort gehalten. Vielleicht hätte er nicht so harsch sein sollen? Vielleicht sollte er darüber auch einfach nicht nachdenken. Shaari schlief, der Lappen auf ihrer Stirn war feucht und fühlte sich noch etwas kalt an. Sandor frischte ihn noch einmal auf und er ertappte sich dabei, wie er Shaari ansah. Die Krankheit war deutlich zu erkennen, sie hatte dunkle Ränder unter den Augen, wirkte davon abgesehen blass, ihre Wangen fühlten sich heiß an und ihre schwarzen Haare kringelten sich unter der Feuchtigkeit des Lappens und durch den Fieber hervorgerufenen Schweißes, aber das war ein gutes Zeichen. Andererseits. Zögerlich schob er die Schichten aus Decken von ihrem Körper nur um fest zu stellen, dass sie klatschnass unter den Decken war, ihre Haut, die der Luft ausgesetzt war kühlte schnell aus, wie er fest stellte und er begann damit sie mit trockenen Tücher ab zu rubbeln, so vorsichtig er dazu in der Lage war, um sie nicht zu wecken. Aber der Traumwein wirkte noch. Allerdings war das wenig erfolgversprechend. Ihre Kleidung war nass, die Laken waren nass. Sandor fluchte. Er war niemand der sich um andere kümmern konnte, was sollte er tun? Sie ausziehen? Vermutlich schon. Warum hatte er Skrupel? Warum scherte es ihn, was sie davon halten würde, wenn er sie auszog? Unschlüssig starrte er sie an, wie sie langsam etwas zitternd vor ihm lag. Fluchend griff er nach ihrer Kleidung zog sie ihr über den Kopf. Das hier war nichts sexuelles. Er wollte ihr helfen, sollte ihr helfen, so wie sie ihm geholfen hatte. Außerdem hatte er sie schon nackt gesehen, sowie andere Frauen auch, da war nichts dabei.

Was verhielt er sich wie ein Weichei? Was für Gedanken schossen ihm durch den Kopf? Knurrend hatte er ihr schließlich ein anderes Kleid aus ihren Sachen über gezogen, das Laken mit einer trockenen Decke ersetzt und sie wieder zugedeckt. Ihr den Lappen wieder auf die Stirn gelegt und er befühlte abermals ihre Wangen, die sich noch immer fiebrig anfühlten, aber auch so weich. Sie war das komplette Gegenteil zu ihm. Zerbrechlich, fragil... schwach, krank, konnte nicht kämpfen.... Sandor starrte sie nachdenklich an. Trotzdem war da etwas, dass ihn bei ihr hielt. Einen Moment später erwischte er sich dabei wie er ihr immer wieder über die Wange gestreichelt hatte. Wie verbrannt hielt er inne, starrte die schlafende Frau vor ihm an. Und da... war es wieder dieser Stich in seiner Brust.



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