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Dein Blick zurück

[Seto & Joey | Puppyshipping]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Herzlich willkommen zum letzten Kapitel dieser FF.

Ich freue mich, dass diese FF so guten Anklang gefunden hat, bedanke mich recht herzlich für die ganzen Favoriten-Einträge und sehr für eure Kommentare.

Hiermit schließt sich der Kreis. ;-D

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Die Jaelaki Komplett anzeigen

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Wenn die Gegenwart Zukunft wird

Kapitel 5
 


 

Wenn er heute in seine Augen sah, dann erkannte er diesen seltsam-vertrauten Funken. Wie eine Erinnerung an die Vergangenheit. Doch das Feuer, zu dem dieser Funken werden konnte, gehörte nicht ihm. Hatte ihm vielleicht nie gehört.


 


 

-
 

„Ich hoffe, du weißt, dass das verdammt teuer für dich wird, alter, eingebildeter Geldsack“, raunte er in den Hörer mit einem glimmenden Funkeln in den hellbraunen Augen und einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
 

-
 

[Gegenwart]
 

Nebel umfing den Tag. Dicke, schwere Wolken hingen am grauen Himmel. Mit einem Seufzen wanderte sein Blick zurück in das Zimmer, streckte er sich auf dem abgenutzten Sofa und wagte es erneut seinen beiden besten Freunden ins Gesicht zu sehen.
 

Yugi sah ihn recht nachdenklich an. Tristans Blick war hingegen beinahe schon verärgert.
 

„Und du hast tatsächlich – zugesagt?“, wiederholte der schon wieder eindringlich. Joey seufzte nochmals und nickte mit zusammengepressten Lippen. Genervt rieb sich Tristan über sein Gesicht. Okay, eindeutig verärgert.
 

„Es ist einfach nur so unglaublich – dumm. Selbst für dich“, fügte er ungläubig hinzu, „ich dachte, du hättest etwas aus der Vergangenheit gelernt.“ Er schnaubte widerwillig, schritt aufgebracht durch den unordentlichen Raum, fuchtelte wild mit den Händen.
 

„Hast du denn alles komplett aus deinem umnachteten Gedächtnis gelöscht?“, fragte er mit finsterem Gesichtsausdruck, seine dunkelbraunen Augen funkelten missmutig, starrte ihm mit einem Male direkt in die haselnussbraunen Augen. Zorn waberte durch seine Mimik, kroch durch seine Venen.
 

„Was denkst du denn?“, zischte Joey zurück, „glaubst du, ich bin komplett – verblödet?“ Tristans Mimik verzog sich vielsagend, was Joeys mühsam kontrollierte Wut zum Rasen brachte.
 

„Wenn jemand weiß, wie ich mich gefühlt habe, dann ja wohl ich!“, meinte er mit fürchterlich zorniger Stimme und bebenden Händen.
 

„Und trotzdem, trotz alldem, rennst du hinter Kaiba her wie – wie – wie ein räudiger Hund!“, zischte er ihm spöttisch entgegen. Früher hätte er ihm jetzt eine reingeschlagen, aber er war inzwischen zu erwachsen, zu einsichtig für einen gut platzierten Schlag – zumindest redete er es sich krampfhaft ein.
 

„Du bist nicht meine Mutter. Und wenn ich ihm mein Leben lang hinterherlaufen wollte!“, ätzte er mit bebendem Zorn in der Stimme, funkelte Tristan gefährlich an und wandte sich dann stur von ihm ab, sein Blick floh durch das Fenster, die dichten, drängenden Wolken untermalten wunderbar seine Stimmung. Innerlich walzte ein erschreckend mächtiger Zorn alle anderen Gefühle nieder.
 

„Dir ist echt nicht mehr zu helfen“, hörte er Tristans Stimme, Unglaube, Wut, Resignation. Dann schlug die Tür zu.
 

Ein unangenehmes Schweigen übernahm den Raum, drängte sich auf und ließ Joey nur schwer Worte finden, die passten, Worte, die das auszudrücken vermochten, was in ihm wütete.
 

Er starrte unverwandt aus dem leicht am Rande beschlagenen Fenster, leise klopften erste Regentropfen gegen die Scheiben. Er räusperte sich verlegen.
 

„Weißt du noch, Yugi“, flüsterte er unerwartet leise und sanft, Yugi horchte auf, blickte ihn aufmerksam, irgendwie nachsichtig an, „du hast mal zu mir gesagt, dass eine, wenn nicht die wichtige Frage wäre, ob ich es bereuen würde.“ Er atmete tief ein und aus, verstummte einen Augenblick lang, in der sich sofort wieder die schwere Stille über sie beide legte.
 

„Und ich bereu echt so manche Sache, die ich in meinem Leben verbockt hab.“
 

Mit einer entschlossenen Bewegung drehte Joey sich plötzlich zu ihm um, sah ihm in die aufmerksamen Augen und erwiderte den Blick mit einer durchdringenden Entschlossenheit.
 

„Und ich bereu, wie es – alles dann – aufgehört hat, dieses bekackte Ende. Wie alles weh getan hat.“
 

Er schnaubte, lachte plötzlich hohl auf. Yugi schwieg, beobachtete ihn still und aufmerksam. Mit dem schmerzlichen Ausdruck der ehrlichen Empathie.
 

„Dieser Arsch“, murmelte Joey leise, gebrochen, ehe er sich wieder räusperte, „ich bereu, dass ich, dass er –“ Atemlos brach er ab, suchte Worte, die passten, Worte, die seine Gefühle verständlich machen konnten, doch er fand keine. „Ja, ich bereu das. Aber ich bereu nicht, dass es war. Was wir hatten. Nur wie – das, ja.“ Er zuckte hilflos mit seinen Schultern.
 

Zaghaft legte Yugi seine Hand auf Joeys Schulter und sagte nur wenige Worte, die Joey jedoch nie vergessen sollte: „Ich denke, ich hatte mich geirrt, Joey.“ Yugi schenkte ihm ein leises, fast trauriges Lächeln.
 

„Die wirklich wichtige Frage für euch ist nicht, ob ihr etwas bereut, sondern ob ihr – naja – zueinander ehrlich sein könnt. Ob ihr es zugeben könnt. Oder – nicht.“
 

Und mit einem Mal verstand Joey. Er sah Yugi mit großen, ungläubigen Augen an.
 

Es war gar nicht so wichtig, ob jeder für sich die Wahrheit kannte, ob er ehrlich zu sich war, es war wichtig, sie sich gegenseitig anzuvertrauen. Denn andernfalls belog man sich doch immer und immer weiter gegenseitig.
 

-
 

Tagelang fragte Joey sich, was damals eigentlich schief gelaufen war. Ob es tatsächlich so hatte kommen müssen – einfach weil er er und Seto Kaiba eben Seto Kaiba war. Ob es so etwas wie Vorhersehung gab oder ob es einfach eine Aneinanderreihung dummer Zufälle, dummer Entscheidungen und Ereignisse gewesen war. Ob sie mehr hätten kämpfen, geben, hoffen, lieben oder ob sie schon früher die Grenzen des anderen und die eigenen hätten akzeptieren müssen. Egal wie oft er darüber nachdachte, er kam zu keiner Antwort. Es waren nur so viele Fragen übrig.
 

-
 

Fast eine Woche später, am Samstagabend, stand er vor dem Spiegel. Sein Blick war angespannt, irgendwie müde sah er aus, gestresst. Und er fragte sich, ob das alles so eine gute Idee war. Sie hatten sich doch alles gesagt irgendwie, oder? Und es war so viele Jahre her. Meistens war es nicht gut unter diesen Umständen die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Es hatte einen Grund, warum er Vergangenheit war. Warum sie Vergangenheit waren.
 

Er hatte sich von ihm abgewandt, wie Seto Kaiba sich von ihm abgewandt hatte.

Weil er ihn geliebt hatte. Und Seto Kaiba ihn auch.

Aber nicht genug. Nicht genug. Nicht genug, für was?

Diese Frage zog sich durch ihre – durch das, was auch immer sie gewesen waren.
 

Es war genug gewesen, um sich immer wieder, immer wieder zu treffen, genug, um mit ihm zu schlafen, genug, um ihn sogar zu küssen, genug, um –
 

Mit einem entschlossenen Blick sah er plötzlich auf, sich selbst direkt in die Augen, strich nochmals über das legere, beige Hemd und die schwarze Stoffhose – Gott, er fühlte sich so unwohl, als er nicht in seine Sneaker schlüpfte, sondern in so komische, schwarze, matte Lederschuhe, die ihm Yugi als dem Anlass entsprechend angemessen aufgequatscht hatte. Er selbst fragte sich, was das überhaupt für ein Anlass sein sollte. Das Treffen mit seinem – mit einem – mit Kaiba eben. Sicherlich gab es eigentlich nichts, was diesem Anlass entsprach.
 

Seine blonden Haare hatte er nach dreieinhalb verzweifelten Versuchen, sie zu bändigen, aufgegeben und sah nun nach wie vor chaotisch drein. Mit einem Seufzen, einem Gefühl, wie ein schwerer Klammergriff um seinen Brustkorb, das ihm die Luft regelmäßig abschnürte und dem unheilvollen Gefühl, ließ er schließlich die Tür hinter sich zuschlagen.
 

-
 

Ihm stockte der Atem, als er den absolut gepflegten und offensichtlich teuren Wagen da stehen sah – das war so nicht abgemacht gewesen. Er war darauf nicht vorbereitet – noch nicht.
 

Mit jedem Schritt, den er auf das Auto zuging, rutschte sein Herz weiter Richtung dieser unbequemen Schuhe. Es war so lange her, es hatte sich so viel verändert – aber es war auch noch immer so – gleich.
 

Ohne sich weiter in Gedanken zu verstricken, klopfte er an die dunkel getönte Autoglasscheibe. Der Kopf wie leergefegt. Als die Scheibe hinuntergefahren wurde, atmete er unwillkürlich tief ein. Eine angespannte Stille drängte sich zwischen sie beide, die erst durch Seto Kaibas trockene Worte wie weggefegt wurde: „Du bist spät dran.“
 

Joey fühlte sich in eine Vergangenheit zurückversetzt, in der sie beide – nun ja. Er fühlte sich zurückversetzt. Irgendwie.
 

„Wir wollten uns doch dort treffen“, erwiderte er lediglich, während er sich in den Sitz lehnte und anschnallte. Zügig fuhr Kaiba los, effizient, zielstrebig und fragte mit dieser provozierenden Nuance Ironie: „Damit du noch später dran wärst und ich noch mehr meiner Zeit mit Warten verschwende?“
 

„Nein, damit du deine Zeit endlich mal gescheit verbringst, eisgekühlter Roboter.“

„Mit dir, Flohschleuder? Ich kann mich nicht erinnern jemals mit dir meine Zeit nachhaltig nutzbringend verbracht zu haben.“
 

Die Worte standen plötzlich unangenehm starr zwischen ihnen. Kaiba sah konzentriert auf die Straße. Joey schluckte, schaute aus dem Fenster. Die Worte stießen mit brennender Gewalt in seine Adern. Wut sammelte sich in seinem Bauch. Sie konnten wohl nicht anders. Nicht anders miteinander reden, als sich zu provozieren. Herablassend. Sich zu verletzen. Es war erträglich solange sie dieses Schauspiel aufführten, in dem sie um den eigentlichen Text herumtanzen, daran vorbei balancierten, was eigentlich im Raum stand. Solange sie so taten, als wäre alles okay. Irgendwie. Als hätten sie sich seit vielleicht einer Woche nicht gesehen, als wäre es so wie immer. Irgendwie okay. Sozusagen. Aber es war nichts okay. Sie tanzten um die Wahrheit herum, balancierten auf Lügen.
 

War es das wirklich wert? Seine Freunde zu verletzten, sich selbst zu verlieren, plötzlich wieder da zu stehen und in diese eiskalten, eisblauen Augen zu blicken, die mit jedem Funken ausdrückten, wie wertlos man selbst, wie unerreichbar der andere war?
 

„Kaiba, lass mich aussteigen.“
 

Seto sah auf, als müsste er überlegen, wie er diesen Kommentar zu verstehen hatte.
 

„Ich meine es ernst. Das hier – es pisst mich an. Diese Show. Was hast du dir dabei gedacht? Was hab ich gedacht? Es wird sich nichts verändern. Egal, was du mir sagen wirst, egal, was ich dir sagen werde. Du –“ Joey atmete tief durch, versuchte gefasst zu wirken. Kaiba warf ihm einen abwägenden Blick zu, den Joey ernst erwiderte, dann fuhr er an die Seite. Vereinzelt klopften Regentropfen gegen die Frontscheibe. Hinter ihnen hupte jemand und Kaiba verzog missbilligend seine Lippen.
 

Die Frage, die wichtige, war, ob sie es verzeihen konnten. Verzeihen, dass sie Menschen waren voller Makel und Schwächen, voller Fehler und dass sie sich hinter Halbwahrheiten, Halblügen, Halbgefühlen, Halbaffären versteckt hatten. Und dass sie sich nicht mehr hatten geben können. Akzeptieren, dass die Vergangenheit so gelaufen war, wie sie eben gelaufen war, dass man sein Bestes gegeben hatte, wo man konnte. Und wenn man es nicht getan hatte, auch das zu akzeptieren. Endlich loszulassen.
 

Starr blickte Joey die Glasscheibe an, sein Blick wanderte von einem Regentropfen zum anderen, dann seufzte er.
 

„Es ist schon so lange her. Weißt du was, es ist okay. Wir haben eine Zeit lang – wie auch immer. Was soll's. Du schuldest mir nichts – ich schulde dir nichts. Lass uns einfach uns gegenseitig –“
 

„Am Telefon. Du hast mich –“, unterbrach Kaiba ihn plötzlich geradezu grob und Joey horchte auf ob seines angestrengten Tonfalls, als müsste er mit sich kämpfen die Worte auszusprechen.

„Du hast mich gefragt, ob ich es bereue, Joey.“
 

Seine blauen Augen starrten angestrengt durch die verschwimmende Glasscheibe hinaus, die Hände fest um das Lenkrad.
 

„Und ich sage es nicht gerne, aber –“ Joey sah wie sich Setos Mundwinkel ironisch hoben.

„Ich bereue einiges. Vor allem aber, dass ich nicht im Stande war, dir die Wahrheit zu sagen. Deswegen habe ich dich angerufen. Ich bin nicht hier, um irgendetwas aufleben zu lassen. Es ist schon lange her. Es ist vorbei und das ist gut so – sicherlich.“
 

Schweigen. Eine Stille, in der die gesagten Worte hingen. Joey wagte sich kaum zu atmen, aber da war diese Frage, die sich auf seine Lungen presste: „Welche Wahrheit?“
 

„Ich habe mich mit dir – erdrückt gefühlt“, gab Seto Kaiba zähneknirschend preis. „Ich konnte dir nicht das geben, was du – wolltest.“

„Was wollte ich denn, Seto?“, erwiderte Joey genervt. Kaiba schwieg lange, noch immer sah Joey ihn nur im Profil. Er hatte sich kaum verändert, irgendwie. Selbst seine Frisur war noch dieselbe, perfekt geschnittene. Sein Hemd war einwandfrei gebügelt, die Lederschuhe perfekt gepflegt seine Erscheinung elegant. Dagegen fühlte sich Joey – trotz seines Hemdes und seiner Lederschuhe – wie ein unordentlicher Schuljunge. Selbst Kaibas braune Strähnen wirkten seidig wie eh und je. Nur seine Augen. Er sah ihn nicht an.
 

„Ich wollte mehr als deine schmutzige, kleine Affäre sein. Ich wollt mit dir auf einer verschissenen Ebene sein. Partnerschaftlich. Ich wollte dich, verdammt. Und wenn es ein musste auch mit deinen blöden Macken und deiner Beziehungsangst. Es war ja nicht so, dass ich nicht gewusst hätt, worauf ich mich eventuell eingelassen hätte“, antworte Joey schließlich, wandte fahrig seinen Blick ab und drückte sich weiter in den Sitz, verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Wir haben doch nur so lange miteinander durchgehalten, weil wir eben nicht wirklich zusammen waren“, warf Seto distanziert ein. „Wir waren nicht gebunden, hatten keine Verantwortung für den anderen. Eine richtige Beziehung hätte nicht zu uns gepasst. Wir hätten uns eher noch umgebracht“, fügte er sarkastisch hinzu.

Joey starrte ihn mit zusammengepressten Augen an.
 

„Und warum? Weil ich dir dann banale Fragen hätte stellen können, wie die, ob du Haustiere hast?“, erwiderte Joey nicht minder sarkastisch.
 

-
 

Seto blinzelte einen Augenblick lang verwirrt, wandte nun doch Joey sein Gesicht zu – nicht nur, dass ihn Worte wie banal aus Joey Wheelers Mund irritierten – es war viel mehr die Ernsthaftigkeit, die aus dessen Augen sprach.
 

„Das weißt du noch immer?“

Joey funkelte ihn provokant an.

„Ich weiß mehr als dir lieb ist – ich dachte, das hätten wir bereits geklärt.“
 

Schon wieder dieses Schweigen. Joey starrte stur aus dem Fenster, ehe er seine Arme, die er fest vor der Brust verschränkt hatte, lockerte, sich seufzend über die Augen strich.
 

„Was machen wir hier eigentlich noch?“ Er sah, wie Joey ihm plötzlich entschlossen entgegenblickte. „Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Aber. Es bringt doch nichts über die Vergangenheit zu diskutieren. Davon ändert sie sich nicht. Ich meine. Es ist doch okay. Mein Leben ist okay. Meine Freunde mehr als okay. Es ist – ich mag mein Leben. Und. Ich wünsche dir weiterhin alles – ähm – Gute und so.“
 

Seto sah, wie Joey seine Hand bereits auf der Autotürklinke legte und gleichzeitig überrollte ihn eine Welle des unterdrückten Zorn und der Enttäuschung. Er hatte geglaubt, er wäre dieses Gefühl für immer los. Aber. Er schüttelte den Kopf, als würde er so klarer denken können. Es brachte nichts, in der Vergangenheit zu leben. Es machte einen nur kaputt.
 

„An dem Abend – als ich dich angerufen habe“, raunte er und er bemerkte, wie Joey augenblicklich innehielt, mitten in der Bewegung, „da habe ich mir vorgestellt, wie es womöglich wäre, auf deiner Seite der Telefonleitung zu sein. Mit dir. Und dem erschreckend infantilen Kindergarten.“
 

Doch anstatt einer Reaktion – was genau er erwartet hatte, wusste Seto nicht – fragte Joey lediglich leise: „Warum hast du mich überhaupt angerufen?“
 

Seto schwieg, lauschte dem beständigen Prasseln gegen die Autoscheiben, gegen das Dach und klopfte mit seinen Fingern gegen das Lenkrad. Joey erwartete keine Antwort mehr, vielleicht hatte es auch nie einen Grund gegeben – für all das. Vielleicht waren es tatsächlich nur dumme Zufälle gewesen, dumme Entscheidungen, zufällige Ereignisse. Mit einem Ruck öffnete er die Beifahrertür und war gerade dabei sich aus dem Sitz zu hieven, als –
 

„Ich hatte damals oft das Gefühl, dass du mich erdrückst, mich in eine Richtung ziehst, in die ich dir nicht folgen wollte – konnte, durfte. Aber.“
 

Seto wandte seinen durchdringenden Blick zu ihm und seine azurblauen Augen.
 

„Ich habe mich niemals davor oder danach so lebendig gefühlt. So –“ Er suchte offensichtlich nach einem Wort, das einigermaßen das einfing, was er gefühlt hatte. „Angenommen.“
 

In seinen Augen, da war dieser Funken.

Stille. Das Prasseln des Regens und nasse Regentropfen, die sich in seinen blonden Haarsträhnen verfingen. Joey schluckte.

„Du bist ein dummer Arsch“, erwiderte er kratzig, räusperte sich, ließ sich langsam zurück in den Sitz gleiten, zog die Tür hinter sich zu, sah einfach geradeaus und meinte fordernd: „Und ich hab jetzt echt einen Mordshunger.“
 

Seto warf ihm einen abschätzenden Blick zu, dann startete er schweigend den Motor.
 

„Du hast immer einen Mordshunger“, meinte er dann mit einer Brise Ironie.

„Und deswegen finde ich es auch unheimlich nett von dir, dass du mich einlädst“, erwiderte Joey und ein schwaches Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
 

Es waren noch viele Fragen übrig. Vielleicht hatte es so kommen müssen – einfach weil er er und Seto Kaiba Seto Kaiba war. Vielleicht.
 

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Einige Wochen später. Sie saßen wieder einmal in ihrem – er bezeichnete es gerne als ihr Stammrestaurant. Es war kein Fast-Food-Laden, dagegen hatte sich Seto vehement gewehrt. Aber es war auch kein Schickimicki – dagegen hatte er sich stur gestellt. So waren sie in diesem mittelklassigen Restaurant gelandet, bei dem die Nudeln zu weich, dafür die Pizzen perfekt knusprig waren. Die Einrichtung war urig, gemütlich, mit großen Fässern an der Wand und dicken Kissen auf den Bänken.
 

„Wie war dein langweiliger, voller langweiliger Büroarbeiten vollgestopfter Tag?“, fragte Joey provokant und nippte an seiner kalten Cola. Schalk tanzte in seinen Augen, als er Seto ansah, der auch samstagabends noch in seiner Bürokleidung vor ihm saß, die Krawatte jedoch gelockert und die Ärmel des dunkelblauen Hemds geradezu leger umgeschlagen.
 

„Langweilig“, erwiderte der trocken und über Joeys Lippen stahl sich ein leichtes Grinsen.

„Und wie war dein viel zu lockerer Arbeitstag voller lockerer Arbeit?“

„Locker.“ Jetzt grinste Joey unübersehbar breit.
 

Kopfschüttelnd lehnte sich Seto zurück, bedachte die burgunderrote Flüssigkeit in seinem Glas. Joey rutschte indessen auf seinem Platz hin und her, was Seto musternd aufschauen ließ. „Was hast du wieder angestellt, Joey?“, fragte er geradezu ungerührt. Der schaute beinahe empört zurück. „Wieso angestellt? Ich bin keine vierzehn mehr. Ich mach keinen Mist. Nicht mehr.“ Seto warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Nicht mehr so oft“, fügte Joey hinzu und bedachte ihn mit einem düsteren Blick. „Woher sollte ich wissen, dass dein Büro einen Alarm auslöst? Aber es ist doch nichts passiert letztlich.“
 

Seto schnaubte dezent und zählte trocken an seinen Fingern ab: „Die ganze Kaiba Corp. war im Ausnahmezustand, alle Sicherheitskräfte waren benachrichtigt worden. Du wurdest festgenommen und am nächsten Tag hätte Entsprechendes in der Zeitung gestanden, hätte ich nicht die Medienabteilung beauftragt, publik zu machen, dass der Alarm als Probealarm durchgeführt worden war.“ Joey nörgelte leise vor sich her. „Jaaah, schon gut. Okay. Aber die Ausnahmen bestätigen halt die Regel.“

„Du bist die Ausnahme“, erwiderte Seto ungerührt, „Chaos, Unordentlichkeit, Ineffizienz.“
 

Joey bedachte ihn mit einem düsteren Blick.

„Ohne Ausnahmen würden dich doch die Regel erdrücken, Frostschieber.“

„Ohne Regeln gäbe es keine Ausnahmen, Flohschleuder, also achte gefälligst auch die Regeln.“
 

Sie fochten einen stilles Blickduell aus, das Seto gewann. Genugtuend trank er einen Schluck seines Weins, bemerkte natürlich Joeys stechenden Blick, den er jedoch recht schnell senkte und mit einem unsicheren Ton endlich damit rausrückte, was schon die ganze Zeit, seit einigen Wochen, ihn immer mal wieder beschäftigt hatte.
 

„Damals – was war eigentlich mit Mokuba passiert?“
 

Seto stellte sein Glas zurück auf den Tisch, fuhr sich mit der Hand durch sein Haar und atmete tief durch, blickte ihn dann ruhig an, ehe er nur ein Wort antwortete: „Diabetes.“

Unverständlichkeit zeichnete Joeys Mimik, während Setos Gesichtszüge verdeutlichten, dass damit alles erklärt sein müsste.
 

„Diabetes? Bekommt man das nicht nur, wenn man alt und fett ist?“, fragte Joey mit gerunzelter Stirn. Als Seto mit zusammengepressten Lippen schwieg, räusperte er sich verlegen, wurde sich seiner uneinfühlsamen Worten bewusst. „Sorry“, murmelte er.

 

Seto ignorierte seine unbedachten Worte, nippte an seinem Glas. „Diabetes Mellitus, nicht Alterszucker“, erwiderte er anschließend sachlich. „Also Typ-I-Diabetes. Es ging über Wochen und Monate. Mir ist vieles entgangen durch – die Arbeit und –“

 

Und ihre Affäre. Es war offensichtlich, dass sich Seto deswegen noch immer stille Vorwürfe machte. Er musste es nicht aussprechen, damit Joey es verstand.

 

„Irgendwann wurde ich darauf aufmerksam, dass Mokuba nachts regelmäßig durch die Villa strich. In einer Nacht wollte ich ihn deswegen zur Rede stellen. Ich dachte, er schlich sich zu irgendwelchen Partys raus oder – sonst etwas. Auf meine Vorwürfe meinte er lediglich, dass er riesigen Durst habe und Hunger, immer wieder plötzlichen Hunger. Ich glaubte ihm nicht. Er war in einem Alter – ich dachte –“

 

Er rieb sich wie nebenbei über seine Augen, ein Ausdruck, der Joey gar nicht gefiel, hatte sich in sie hinein geschlichen. Müdigkeit?

 

„Du hast gedacht, er wäre so schlimm wie du?“, frotzelte er seicht, doch seine Finger verspannten sich um das Glas. Seto warf ihm einen abschätzenden Blick zu. „Ich meinte, er sollte wenigstens nicht lügen. Alles – es entwickelte sich zu einer Katastrophe.“ Er nahm einen kleinen Schluck, schwenkte wie in Gedanken, in Erinnerungen versunken sein Glas. Dann sah er plötzlich auf.

 

„Eines Abend fand ich ihn. Ohnmächtig. Ich dachte zuerst, er wäre – tot. Danach ging alles unerwartet schnell.“

 

„Warum – hast du nicht – ich meine, du hättest mir das doch irgendwie sagen können.“

 

Setos Blick schweifte aus dem Fenster, nachdenklich, dann blickte er ihm offen ins Gesicht. „Damals konnte ich es nicht.“

 

Joey lag die Frage nach dem Warum auf der Zunge, doch er schluckte es hinunter. Er konnte es erahnen, es war doch nachvollziehbar – auf eine verquere Art und Weise. Es hätte nicht zu einem unfehlbaren, starken, mächtigen Seto Kaiba gepasst. Und je mehr Seto die Kontrolle entglitten war, desto mehr hatte er für sich und andere den Anschein wahren müssen. Was war beängstigender für Seto Kaiba, als die Kontrolle zu verlieren?
 

„Wie geht es ihm jetzt?“

„Er kommt mit der Krankheit klar.“
 

Joey sah ihn verblüfft an.

„Die Krankheit ist chronisch und somit nicht heilbar. Seine Bauchspeicheldrüse ist inzwischen so zerstört durch sein eigenes Immunsystem, dass sie kein Insulin mehr produzieren kann.“

„Ahja“, antwortete Joey auf diese für ihn undurchsichtige Erläuterung und gerade als er nachhaken wollte, traf ihn eine Erkenntnis, die ihm beinahe die Luft aus den Lungen zog.
 

„Danke, Saftsack“, meinte er also plötzlich und sah ihn ernst an, wohingegen Seto mit ironischem Ton entgegnete: „Ich bezweifle, dass du die Erklärung bereits adäquat verstan– “

„Nö, ich mein nicht die Erklärung, ich mein, dass du es mir inzwischen doch sagen kannst.“
 

Vielleicht war das der Moment, in dem sie verstanden, dass sich manche Dinge eben doch änderten.
 

-
 

„Ich wollte – es tut mir leid, dass ich dich so – dumm angemacht hab, Joey.“
 

Die ersten warmen Sommersonnenstrahlen tauchten den Park in ein angenehmes orangerotes Licht. Langsam ging die Sonne unter, doch der warme Wind strich ihnen über die Arme.
 

Joey beugte sich nach dem Federball im Gras, dann richtete er sich wieder auf und sah Tristan ins Gesicht.
 

„Du weißt schon – wegen Kaiba und allem“, fügte Tristan murmelnd hinzu, „ich war nur so verdammt wütend. Dass dieser Arsch und. Es –“

„Es ist schon okay, Tris“, unterbrach Joey dessen atemloses Gestammel mit einem Lächeln, „du hattest ja nicht einmal Unrecht. Irgendwie. Aber – es ist auch viel Zeit vergangen und – ich denke –“

„Er ist dir wichtig“, fasste Tristan knapp zusammen, was ungesagt zwischen ihnen hing. Joey atmete tief durch, warf und fing den Federball in seiner Hand, dann hielt er inne und antwortete entschlossen und schlicht. „Ja.“
 

Tristan nickte ihm zu.

„Gut, dann – lass uns noch eine Runde spielen. Nicht, dass du nachher meckerst, ich hätte dir keine Chance auf Ausgleich gegeben“, meinte er mit einem provokanten Schalk in den Augen.
 

„Ja, träum weiter. Ich mach dich fertig.“

Er stellte sich wieder zum Aufschlag bereit, als er den Schläger wieder sinken ließ.

„Du,Tris. Hast du eigentlich mit Yugi drüber geredet irgendwie?“
 

Tristan verlagerte sein Gewicht unruhig von einem Bein auf das andere.
 

„Naja. Schon. Es war aber natürlich absolut mein – naja. Wille. Er meinte nur, dass ich mir überlegen sollte, ob ich meine Reaktion bereue.“ Tristan zuckte die Schultern und Joey brach in heiteres Lachen aus, woraufhin ihn Tristan mit fragendem Blick und hochgezogenen Brauen musterte.
 

-
 

Sein Schreibtisch war über und über mit Papieren bedeckt, Dokumente, die nicht nur teuer, sondern auch noch unveröffentlicht und damit absolut geheim waren. Während er nun den Vertrag für die konkrete Entwicklung durchging, jeden Absatz nochmals prüfte, bemerkte er den nachdenklichen Blick von Joey, der da an dem niedrigen Tisch herumlungerte, ein paar krakelige Notizen vor sich auf dem Boden ausgebreitet hatte und doch nichts tat als in die Luft zu starren. Doch er ignorierte seine penetrante Präsenz, denn eigentlich war es irgendwie – angenehm.

„Wir könnten ja so etwas wie einen Vertrag machen, Seto.“

Zumindest solange er nicht plapperte. Seto sah ihn entgeistert an, schob sich die Brille von der Nase und fuhr sich über die ermüdeten Augen.
 

„Bitte, was?“, fragte er nach und verdammte sich im selben Moment für seine Reaktion. Jetzt fühlte sich Joey ermutigt weiter seinen Unsinn zu verbalisieren und war sicherlich nicht mehr zu bremsen. Das war ja regelmäßig so.
 

„Na, einen Vertrag. Ich dachte, damit kennst du dich aus?“, fuhr der provozierend aus und machte eine entsprechend weitläufige Geste. Seto zog seine Augenbrauen spöttisch nach oben. „Was für einen Vertrag, Wheeler? Spezifiziere.“
 

„Einen Vertrag, der unsere Pflichten und auch Rechte – äh – formuliert.“

„Du bekommst keine Statue in meinen Garten von dem Rotäugigen. Was auch immer du im Gegenzug anbieten magst. Die Diskussion war bereits ausdiskutiert“, erwiderte Seto genervt und wandte sich wieder seinen Dokumenten zu.

„Du hast aber auch eine von dem Weißen“, argumentierte Joey zäh.

„Es ist auch mein Garten.“ Joey verdrehte seine Augen und murmelte etwas von „kleinkariert“.
 

„Na“, wandte er sich wieder seinem eigentlichen Gedankengang zu, „ich meinte einen Vertrag über uns.“ Jetzt sah Seto doch wieder auf und Joey führte entschlossen seine Vorstellung aus.
 

„Ich mein. Irgendwie sowas wie. Du bist du und ich bin ich. Und wir sind wir. So. Und wir akzeptieren das. Und wir können einander doch vertrauen und ehrlich sein. Aber. Wir akzeptieren auch unsere Grenzen und wenn wir nicht wir sind oder einer das Gefühl hat, das – ähm – empfindliche Grenzen überschritten werden, muss der eine dem anderen einen Arschtritt verpassen.“
 

Seto ließ die Worte einige Minuten lang sacken, abwägend, ob der Inhalt oder schlicht die Formulierung naiv und ein wenig kitschig war, dann lehnte er sich langsam zurück in seinem breiten Bürosessel, ließ seinen Blick aus der imposanten Fensterfront schweifen, vor der sich Domino-City ausbreitete. Autos schlängelten sich durch den Abendverkehr, eifrige Passanten liefen als winzige Püppchen die Straßen entlang.
 

„Ich bezweifle die Rechtskräftigkeit eines solchen Vertrags“, gab Seto in äußerst ernstem Tone zu bedenken, woraufhin Joey ihn kampflustig anfunkelte.
 

„Ich meine es ernst, Seto. Lass uns –“

„Dem jeweils anderen einen“ – Seto räusperte sich betont überheblich – „einen Arschtritt verpassen?“

Joey gluckste.

„Ja. Wenn es sein muss. Und einen angemessenen.“
 

-
 

Die Bar war gut besucht, aber nicht überfüllt. Die Einrichtung war modern, aber nicht gekünstelt hip. Er mochte den authentischen Style. Es war gemütlich. Mit einem breiten Grinsen schritt er durch den Eintrittsbereich. „Entspann dich, Seto“, raunte er ihm zu und lächelte ihn geradezu debil an. Seine Hände zwirbelten schon wieder an seinem T-Shirt herum. „Ich brauche mich nicht zu entspannen, Wheeler“, erwiderte Seto kühl, „ich habe bereits Firmen übernommen, millionenschwere Firmen, Verträge gemacht, die um einiges bedeutender –“ „Ich mein ja nur. Sie werden dich nicht auffressen – hoffe ich“, murmelte er. Seto konnte nur mit Mühen den Drang unterdrücken, seine Augen zu verdrehen. Es war offensichtlich, dass Joey derjenige war, der sich mehr entspannen musste. An einem runden Tisch saßen bereits Tristan und Yugi, die sich ruhig unterhielten, als Yugi sie entdeckte und munter winkte.
 

Zufrieden ließ sich Joey auf den Stuhl fallen, Seto ließ sich besonnen neben ihm nieder. „Entschuldigt die Verspätung, Leute, aber ich musste einen millionenschweren Eisschrank hierher schleppen“, meinte er und grinste übertrieben breit. Seto massierte sich betont ruhig die Nasenwurzel.
 

„Tatsächlich hätte sich besagter millionenschwere Eisschrank schneller eine eigene Bar bauen lassen können, als der Weg hierher gedauert hat – oder die begleitende Flohschleuder hätte einen besseren Spürsinn beweisen müssen und weniger oft unterwegs anhalten sollen, um nach dem Weg zu fragen.“
 

„Hey! Ich kann nichts dafür, dass deine blöde Villa so am Arsch der Welt liegt!“

„Ich hätte einfach fahren sollen.“

„Du hättest auch einfach das bescheuerte Navi für mich einstellen können.“

„Das ist jedoch das Privileg des Fahrers.“
 

Joey sah, wie sich Tristan und Yugi einen amüsierten Blick zuwarfen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Wenigstens hat er jetzt eine glaubwürdige Erklärung für seine Verspätung“, warf Tristan frotzelnd in die Runde. „Das hingegen bezweifle ich“, wandte Seto trocken ein, „immerhin waren wir bereits zu spät dran, weil er nicht aufwachen wollte, nachdem er eingeschlafen war, während ich zu Hause noch etwas gearbeitet hatte.“

„Etwas?“, widersprach Joey lautstark. „Das waren bestimmt fünf Stunden gewesen! Ohne Pause! Ohne Essen und Trinken!“ „Nicht jeder besitzt eine Aufmerksamkeitsspanne von zehn Minuten“, entgegnete Seto mit einem provokanten Funkeln in den Augen. „Oder einen Magen, der alle zehn Minuten knurrt“, fügte Tristan hinzu und klopfte Joey gutmütig auf die Schulter.
 

„Mein Magen knurrt nicht alle zehn Minu– “

Sein Magen knurrte natürlich just in diesem Moment und alle schauten ihn augenblicklich an. Stille. „Weil Seto so viel arbeitet, bekomme ich nicht einmal was zu essen!“, nörgelte Joey mit einem leisen Grinsen auf den Lippen. Dann brachen sie alle in Lachen aus. Seto schmunzelte.
 

Joey Wheeler war der Quatschkopf der Truppe. Mit Freunden, die immer füreinander da waren. Er war nicht reich, nicht berühmt. Er hatte nur einen Gebrauchtwagen und ein kleines Einzimmerappartement, einen gewöhnlichen Job.
 

Seto Kaiba war reich, intelligent, gut aussehend. Er war einer der mächtigsten und einflussreichsten Männer des Jahrzehnts. Er hatte zwei persönliche Köche, noch mehr Dienstmädchen, einige Assistenten, zwei Chauffeure. Er musste sich nach niemandem richten. Er konnte auf jede Meinung – um es einmal deutlich zu formulieren – scheißen.
 

Aber er tat es nicht.

Denn er kannte Joey Wheeler. Sie stritten sich leidenschaftlich, sie funkelten sich an, sie traten füreinander ein, sie machten sich verrückt und rauften sich zusammen, sie akzeptierten die Schwächen des anderen, diskutierten lautstark und versöhnten sich. Das war es schon. Es war nicht immer einfach – im Gegenteil. Manches Mal zerrten sie einander an den Nerven, engten sich ein oder versuchten denselben Weg in verschiedene Richtungen zu gehen. Doch er war zufrieden, glücklich. Sie beide.
 

Ein plötzlicher Gedanke – im Nachhinein recht unsinnig – ließ ihn leise lächeln.

Er war jetzt auf der anderen Seite der Telefonleitung.
 

-
 

Mit ernstem Blick sah er Joey an, wie er da so vor seinem Schreibtisch stand und sich fragen mochte, warum er ihn hierher zitiert hatte. Dann überreichte er ihm ein sorgfältig geschriebenes Dokument.

„Hier“, meinte er entschieden und Joey nahm es mit irritiertem Blick entgegen. Er ließ ihn keinen Moment aus den Augen.
 

„Was ist –“

„Der Vertrag“, führte Seto mit vielsagendem Blick aus und Joey musterte ihn, dann das Papier in seinen eigenen Händen.

„Meine Rechtsabteilung meinte, das mit den Arschtritten ginge in Ordnung.“
 

Joey brach in ein herzliches Lachen aus. Über Setos Lippen stahl sich ein Schmunzeln, als ihn blondes Haar im Gesicht kitzelte und ein stürmischer Kuss über seinen Mund strich.
 

-
 

Wenn er heute in seine Augen sieht, dann erkennt er diesen vertrauten Funken. Wie eine Erinnerung an die Vergangenheit, eine Bestätigung der Gegenwart und eine Zustimmung der Zukunft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
...
so. Fertig. Na, gut. Nicht 100 %. Es kommt noch ein Epilog. Der ist bereits fertig und wird in einer Woche dann hochgeladen. ^.-

Ich bedanke mich dennoch bereits hier bei allen treuen Lesern und besonders natürlich bei allen treuen Kommentatoren.
Ihr habt mir zusätzlich zur Schreiblust viel Freude beim Lesen eurer Gedanken, Meinungen und Kritik gegeben. ^.-

Eure Jaelaki

A/N: Wer noch immer nicht genug von den beiden bekommen kann, der darf gerne bei 24 Mal Du und Ich [Joey & Seto] vorbeischauen.

Joey sieht Seto Kaiba zum ersten Mal im Fernsehen.
Viele Jahre später steht er ihm in der Klasse gegenüber.

Neid, Sturheit, Streitereien, Ignoranz und Vorurteile zeichnen ihre störrische Beziehung.
Bis - eines Tages. Da sieht Joey mehr hinter dieser herablassenden, egoistischen Fassade.
Oder bildet er sich das nur ein?


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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Herzloser
2015-10-06T02:23:04+00:00 06.10.2015 04:23
Eine tolle FF, auch wenn es zwischendurch, für mich, aufgrund des Wechsels zwischen Vergangenheit und Gegenwart etwas schwerer zu lesen war. Ich glaube, ich lese direkt die nächste FF von dir :3
Von:  jyorie
2014-05-02T12:13:00+00:00 02.05.2014 14:13
Hey (。☉౪ ⊙。)

wahh... ;-) nach dem ganzen hin und her ist es wirklich nicht verwunderlich,
wenn Tristan, sauer ist, das Joey das essen zugesagt hat. Soviel wie zwischen
den beiden war und wie oft es Joey runter gezogen hat und jetzt wo endlich alles
ausgestanden ist, beginnen die beiden erneut.

Mir hat es gefallen, wie sich die beiden begegnet sind. Es schien fast so, als
wenn sie wirklich nur etwas erwachsener hatten werden müssen und etwas Zeit
gebraucht haben – aber auch die Erkenntnis von Seto, das er sich mit Joey und
dessen kleinen und größeren Katastrophen erst so richtig lebendig fühlt.

Ich find es toll, auf welcher Ebene sich die beiden jetzt begegnen und gelernt haben
miteinander umzugehen. Richtig schön :D
Hoffentlich bleibt das auch so.

CuCu Jyorie

Von:  Lyrael_White
2014-04-23T10:18:42+00:00 23.04.2014 12:18
Eine wunderbare Story.
Anregend und zugleich unterhaltsam.
Mir gefällt es sehr gut wie du immer wieder die Perspektive wechselst um diese "Beziehung" von beiden Seiten gleichermassen zu betrachten und darzustellen.
Der Epilog ist gut gelungen und rundet das Gesamtbild sehr schön ab.

Lg
Sy
Von:  -Ray-
2014-02-06T21:32:23+00:00 06.02.2014 22:32
Hey du,

Schönes Ende, nur als alter Klugscheißer vom Fach, muss ich eine kleine Sache berichtigen. Diabetes Mellitus Typ 1 wäre richtig, denn dass, was die "Alten" bekommen ist auch Diabetes Mellitus nur Typ 2 :)

Aber die Anzeichen und Symptome hast du schön mit in die Geschichte eingebaut.

Mach weiter so! LG
Antwort von:  Jaelaki
07.02.2014 01:11
Hey du zurück. ;-D

Danke für deinen Kommentar und das Lob. ^^
Ich kenne mich da [leider] auch recht gut aus. Gewöhnlich bezeichnet man jedoch Diabetes "den Alterszucker" lediglich als Typ 2, während Typ 1 - zumindest in der "Alltagssprache" - zur Unterscheidung Diabetes Mellitus genannt wird - auch bei Medizinern habe ich das für gewöhnlich so gehört und übernommen. "Alterszucker" ist natürlich auch nicht medizinisch korrekt, da auch junge Menschen daran erkranken [können]. Aber ich wollte diese Begiffsfindigkeit nicht zum Thema machen - lediglich dass unterschieden werden muss, war mir wichtig. ^.-

Ja, Anzeichen und Symptome. Erfahrung lehrt's. ^.-

Vielen Dank für das aufmerksame Lesen! ^^

Gruß,
Jaelaki
Antwort von:  -Ray-
08.02.2014 16:43
Gut, ich wollte jetzt auch keine Diskussion beginnen. ;) Da ich beruflich mit solchen Erkrankungen, zumindest mit dem erworbenen Typ 2 in Verbindung komme und die Ärzte ihre Diagnosen nach ICD-10 stellen, war ich mir jetzt mit der Begrifflichkeit ziemlich sicher, aber wenn auch du weißt, wovon du sprichst, dann lassen wir es einfach dabei. Liebe Grüße
Antwort von:  Jaelaki
08.02.2014 22:48
Hallöchen, keine Sache - im Gegenteil! ^.-
Ich bin vertraut mit beiden Typen. Natürlich heißt es >offiziell< so. Vielleicht sind das auch eher subjektive Erfahrungen von mir. ;-D Ist ja auch relativ egal - wie gesagt. Mir war nur wichtig, subtil darauf hinzuweisen, dass es diesen Unterschied gibt, der mitunter das Leben ja entscheidend beeinflusst. ^^
Danke jedenfalls für das Teilen deiner Erfahrung! So hat jeder wieder was dazu gelernt. ^^

Gruß,
Jaelaki
Von:  mu_chan
2014-02-06T12:25:18+00:00 06.02.2014 13:25
ein wirklich schönes ende ^^
& das mokuba diese krankheit hat, is echt nicht prickelnd, aber gut erklärt ^^
ich bin gespannt auf den epilog :D

glg mu_chan
Antwort von:  Jaelaki
07.02.2014 22:50
Hallöchen. Danke für deinen Kommentar. Ja, ich habe versucht, es sinnvoll einzufügen, ohne dass die Beziehung von Joey und Kaiba aus dem Zentrum rückt - aber es war mir wichtig, immerhin besteht das Leben aus mehr als >nur< aus mehr oder weniger romantischen Beziehungen. ^^
Der Epilog wird das alles nochmals abrunden. Ich habe es sehr gern geschrieben, ich hoffe, es wird ebenso gern gelesen. ^.-

Gruß,
Jaelaki
Von:  Onlyknow3
2014-02-05T20:14:46+00:00 05.02.2014 21:14
Was für ein schönes ende, trotz der Trennung dazwischen,Gefällt mir sehr gut, super geschrieben.
Mach weiter so,freue mich auf das was neues kommt und den Epilog.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Jaelaki
07.02.2014 18:23
Hallo! Vielen Dank! ^.-
Ich wollte es eben auf keinen Fall kitschig haben - das war manchmal schwierig - Joey wird gerne mal melodramatisch. ;-D

Gruß,
Jaelaki
Von:  Lunata79
2014-02-05T15:54:50+00:00 05.02.2014 16:54
Das nenne ich mal ein schönes Ende. Diesmal war ich nicht mal verwirrt. XD
Freu mich direkt schon auf den Epilog.

Lg
Lunata79
Antwort von:  Jaelaki
07.02.2014 18:24
Hallöchen! Das freut mich!
Vielleicht ist die Story auch besser nachvollziehbar, wenn man sie in einem >Rutsch< durchlesen kann - und nicht immer auf ein neues Update warten muss. ^^

Danke für deine Rückmeldungen. Es hat mich gefreut! ^^

Gruß,
Jaelaki


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