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War of the Nephilim

von

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Freunde

Sie stiegen die Treppen zu ihrem Stockwerk hinauf und nach einigen Minuten erreichten sie schließlich ihr Klassenzimmer. Bis auf ihre Schultaschen war er komplett leer. Naomi schritt sofort auf ihren Platz zu und griff nach ihrer Tasche. Sie warf einen Blick hinein und kramte nach ihrem Handy. Sie hatte es sich schon fast gedacht: 3 Anrufe in Abwesenheit. Das Display verriet ihr, dass es ihre Großmutter gewesen war, die angerufen hatte.

Entschuldigend wandte sie sich an Takashi, der gerade seine Sachen in seine Taschen räumte.

„Ich werde mal eben meine Großmutter anrufen, sie hat es anscheinend ein paar Mal versucht.“ Erklärend zeigte sie ihm das Handy und schritt Richtung Tür.

„In Ordnung.“, stimmte Takashi zu, bevor Naomi den Klassenraum verließ. Sie tippte auf die Rückruf-Taste und wartete darauf, dass ihre Großmutter abnehmen würde.

„Naomi?“, fragte sie sofort, als sie den Hörer abnahm.

„Ja, Großmutter, ich bin’s. Du hast versucht, mich anzurufen?“

„Ich habe gespürt, dass etwas passiert ist.“, gab sie zur Antwort. „Was war es?“

Um sicherzugehen, dass auch wirklich niemand in ihrer Nähe war, blickte Naomi sich um, bevor sie mit gesenkter Stimme antwortete.

„Es war ein Grauschattendämon. Groß, plump und dumm. Nichts wirklich Gefährliches, aber als Gefahr für die Menschen natürlich nicht zu unterschätzen.“

„Du hast ihn also besiegt?“

„Natürlich, Großmutter. Das ist schließlich meine Aufgabe.“

„Gut. Hat dich jemand gesehen?“, fragte sie streng nach. Naomi schluckte.

„Naja, es war unvermeidlich gesehen zu werden, die ganze Schule war versammelt. Aber meine Identität konnte ich geheim halten, keine Sorge.“

„Du musst vorsichtig sein, hörst du?!“, ermahnte die Alte ihre Enkelin.

„Das weiß ich doch.“ Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst und sie war immer vorsichtig.
 

Plötzlich hörte Naomi ein Geräusch hinter sich. Schnell drehte sie sich um und sah Takashi, der aus dem Klassenraum getreten war und nach ihr sah. Sofort wechselte Naomi das Thema.

„Ich frag ihn.“, improvisierte sie und wandte sich dann an ihn.

„Meine Großmutter fragt, ob du heute trotzdem mitkommst und bei uns isst.“ Das war das erste, was ihr eingefallen war. Überrascht überlegte Takashi kurz, doch eigentlich wusste er schon, wie er antworten würde.

„Gerne.“, sagte er schließlich. Naomi lächelte ihn an und sprach dann wieder in den Hörer.

„Großmutter? Takashi kommt nachher mit und wird wieder zum Essen bleiben.“ Damit sagte sie ihr auch, dass Takashi gerade neben ihr stand und sie deshalb nicht weiterreden konnte.

„Gut.“, sagte die alte Miko. „Ich erwarte, dass du mir heute Abend alles erzählst.“

„In Ordnung. Bis später.“, verabschiedete sich Naomi. Sie legte auf und sah nun wieder Takashi an.

„Anscheinend hat sie schon von den Ereignissen hier gehört.“, erklärte sie und begab sich wieder ins Klassenzimmer. Sie hoffte inständig, dass Takashis Ohren nicht so gut waren wie ihre eigenen, denn sonst hätte sie eventuell ein Problem.

Sie ging zurück zu ihrem Platz, verstaute ihr Handy wieder in ihrer Tasche und packte auch den Rest ihrer Schulsachen dort hinein.

„Gehen wir zurück nach unten? Nicht dass du noch zum Verhör aufgerufen wirst, während wir hier sind.“, sprach sie dann an Takashi gewandt.

„Ja, wäre wohl besser.“, antwortete er und sie machten sich auf den Weg nach unten, wo sie ihr Lunch aßen und darauf warteten, dass Takashi entweder endlich aufgerufen würde, oder die Durchsage kam, dass die Schüler für heute gehen konnten.
 

Tatsächlich kam Takashi an diesem Tag nicht mehr dran. Rin, die in der alphabetisch geordneten Liste nur kurz vor ihm stand, wurde als letzte aufgerufen. Danach wurden alle Schüler aufgefordert, das Schulgebäude zu verlassen. Alle sollten sich am nächsten Tag wieder in der Schule einfinden. Die Vernehmungen würden weitergehen und wer darauf noch wartete oder bereits verhört worden war, sollte Aufgaben bekommen.

Sie warteten noch auf Rin, die jeden Moment fertig sein sollte. Takashi hatte nie viel mit Rin zu tun gehabt, aber sie war ihm zumindest insofern positiv aufgefallen, als dass sie ihn nie wie so viele andere Mädchen belagert hatte. Sie war immer sehr ruhig und zurückhaltend gewesen und hatte sich nie mit den sogenannten beliebten Mädchen abgegeben. Naomi schien sie sehr zu mögen und es schien ihr wichtig zu sein noch auf sie zu warten. Takashi hatte nichts dagegen einzuwenden.

Sie mussten nicht lange warten, da kam sie auch schon. Als sie die beiden entdeckte, strahlte sie sie an.

„Hallo ihr beiden!“, rief sie ihnen entgegen. „Habt ihr etwa auf mich gewartet?“

„Natürlich.“, antwortete Naomi lächelnd. „Wie ist es gelaufen?“

„Och, so wie du auch gesagt hast. Ich wurde gefragt, wo ich war und was ich gesehen habe und dann durfte ich gehen. Ich denke mal, sie kriegen eh von jedem dasselbe erzählt.“

„Wahrscheinlich.“, stimmte Takashi nachdenklich zu.

„Ich bin echt gespannt, was meine Eltern dazu sagen werden, ihr nicht?“, stellte Rin schließlich eine Frage, die Takashi und Naomi sich gegenseitig betreten ansehen ließ.

„Oh, entschuldige bitte, Naomi. Ich habe ganz vergessen…“, entschuldigte sich Rin verlegen, als ihr wieder einfiel, dass Naomi ja bei ihr Großmutter lebte, weil ihr Mutter tot und ihr Vater im Ausland war. Über Takashis Eltern wusste sie, wie fast alle, nichts.

„Schon ok.“, sagte Naomi lächelnd. „Ich habe bereits mit meiner Großmutter gesprochen. Sie hat anscheinend schon von der Sache gehört und hat versucht mich anzurufen. Natürlich lag mein Handy oben und als ich einen Blick drauf warf, hatte ich gleich 3 Anrufe in Abwesenheit.“

„Sie hat sich bestimmt Sorgen um dich gemacht.“, vermutete Rin.

„Ja, wahrscheinlich.“, stimmte Naomi ihr zu. Kurz schwiegen sie alle.

„Ich mach mich mal auf den Heimweg.“, verkündete Rin schließlich. „Wenn meine Mutter auch schon davon gehört hat, wird sie sich sicherlich auch riesige Sorgen machen, wenn ich nicht pünktlich nach Hause komme.“

„Gut.“, antwortete Naomi ihr. „Wir sehen uns dann morgen, ja?“

„Ja, klar. Bis dann ihr zwei!“

„Bis dann.“, verabschiedete sich auch Takashi, bevor Rin in die eine und Naomi und Takashi in die andere Richtung liefen.
 

„Du kennst Rin doch auch erst seit gestern oder?“, fragte Takashi nach einer Weile. Er fand, dass die beiden Mädchen für diese kurze Zeitspanne eigentlich viel zu vertraut miteinander wirkten.

„Ja, wieso?“, fragte Naomi überrascht.

„Ach… ihr wirkt einfach irgendwie so, als würdet ihr euch schon viel länger kennen.“, antwortete er.

Naomi lächelte bei seinen Worten. „Findest du?“

„Ja. Ich hatte zwar nie viel mit ihr zu tun, aber immerhin sind wir schon seit einigen Jahren in einer Klasse und ich habe sie noch nie so mit jemandem umgehen sehen, schon gar nicht mit Neuen.“, erzählte er dann.

„Ich weiß auch nicht.“, versuchte Naomi lächelnd zu erklären. „Ich glaube, wir haben einfach einen Draht zueinander. Sie war von Anfang an so nett und offen zu mir, obwohl sie mich gar nicht kannte. Ich mag sie sehr.“

Takashi sah sie lächelnd an. „Schön, wenn du gleich jemanden gefunden hast, mit dem du dich anfreunden konntest.“

Sie lachte leicht. „Na, da habe ich aber doch wohl zwei Personen gefunden oder?“

Fragend sah er sie an. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie mit noch jemandem Zeit verbracht hätte, seit sie in seiner Klasse war.

„Wen denn noch?“, hakte er deshalb nach, was Naomi nur noch mehr zum Lachen brachte.

„Na, denk mal ganz scharf nach, ich gebe dir auch einen Tipp. Also es ist jemand aus unserer Klasse, den ich auch erst seit gestern kenne und der mir trotzdem sofort seine Hilfe angeboten hat und der heute sogar schon das zweite Mal bei mir zu Hause sein wird.“ Sie zwinkerte ihm zu. Endlich fiel bei ihm der Groschen und er wurde leicht rot, einerseits, weil sie ihn indirekt als einen Freund bezeichnet hatte, und andererseits, weil er so lange gebraucht hatte, um es zu merken.

„Oh.“, brachte er nur raus. Naomi musste noch mehr lachen und schließlich stimmte er mit ein. Das war wirklich ziemlich dumm von ihm gewesen.
 

Schließlich erreichten sie den Hana-Tempel. Naomis Großmutter stand vor einer der vielen alten Eichen. Bedächtig hatte sie eine Hand an die Rinde des Baumes gelegt, als sie ihre Enkelin und deren Mitschüler bemerkte.

„Hallo Großmutter.“, begrüßte Naomi sie und umarmte sie. Die Großmutter gab ihrer Enkelin einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich Takashi zuwandte.

„Schön, dass du wieder bei uns bist, Takashi.“ Etwas verlegen verneigte er sich vor ihr.

„Ich freue mich auch sehr.“ Die alte Frau legte die Hand an Takashis Wange. Überrascht riss er seine Augen auf. Sie hatte ihre Augen einen Moment geschlossen. Als sie sie wieder öffnete, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

Naomi stand kopfschüttelnd daneben. Ihre liebe alte Großmutter machte das immer so, wenn neue Leute in ihr Leben zu treten schienen. Sie überprüfte ihre Aura.

„Wir gehen rein.“, bestimmte Naomi schließlich und immer noch leicht verwirrt folgte Takashi ihr ins Haus. Im Eingangsbereich zogen sie ihre Schuhe aus und gingen dann gemeinsam die Treppe nach oben, wo Naomis Zimmer lag. Sie öffnete die Tür und ließ ihn ein.

Staunend sah er sich um. Ihr Zimmer sah wirklich ganz anders aus als der Rest des Hauses. Hier war gar nichts altmodisch. In der hinteren linken Ecke stand ein großes Bett mit schwarzem Metallgerüst und einem rot-schwarzen Bezug. Hinter dem Fußende stand noch ein großer Kleiderschrank. Auf der rechten Seite befand sich ein Schreibtisch mit einem Computer und allem nötigen Zubehör. Durch zwei große Bücherregale war eine Sitzecke davon abgetrennt, die sich gleich rechts neben der Tür befand. Dort standen ein großes schwarzes Ledersofa sowie ein dazu passender Sessel, ein Glastisch sowie ein Fernsehtisch. Ein Receiver, ein DVD-Player und diverse Konsolen waren dort angeschlossen. Links neben der Tür befand sich außerdem noch eine kleine Kommode, auf der einige Bilder aufgestellt waren.

Naomi entschuldigte sich, da sie ihnen Tee holen wollte und so sah sich Takashi etwas genauer in ihrem Zimmer um. Er betrachtete die Fotos auf der Kommode. Auf einem sah er eine hübsche junge Frau mit einem Kleinkind. Die Frau hatte dieselben schwarzen Haare wie Naomi, doch ihre Augen strahlten in einem warmen Braun. Das kleine Mädchen war eindeutig Naomi. Auf einem anderen Bild sah er dieselbe Frau, doch schien sie hier etwas älter zu sein. Nichtsdestotrotz sah sie sehr hübsch aus. Sie lächelte. Es gab auch noch ein Schwarzweißfoto von einer Frau und einem Mann. Er vermutete Naomis Großeltern.

Ansonsten war das Zimmer eher schlicht. Es hingen keine Poster oder Bilder an der Wand. Lediglich ein Katana war in einer dafür vorgesehenen Halterung an der Wand angebracht. Das war die einzige Dekoration, die Takashi ausmachen konnte. Er vermutete, dass es daran lag, dass sie erst kürzlich eingezogen war. Dafür war das Zimmer erstaunlich gut eingerichtet.

Die Zimmertür öffnete sich und Naomi trat beladen mit einem Tablett ein. Sie ging zur Sitzecke und stellte das Tablett auf dem Glastisch ab. Takashi war ihr dorthin gefolgt und setzte sich nun auf das bequeme Ledersofa. Naomi schenkte beiden jeweils eine Tasse ein, bevor auch sie sich neben Takashi niederließ.

„Wie lange wohnst du jetzt schon bei deiner Großmutter?“, begann Takashi schließlich ein Gespräch.

„Acht Tage.“, antwortete Naomi. „Nach dem Tod meiner Mutter waren in Kyoto noch einige Dinge zu regeln. Da ich noch nicht volljährig bin, wurde mit den Behörden besprochen, wo ich unterkommen soll. Dann wurde ich von der Schule dort abgemeldet und hier angemeldet. Und dann war da natürlich auch noch die Beerdigung meiner Mutter… Das Ganze hat knapp eine Woche gedauert, dann bin ich umgezogen.“

Takashi schluckte. Er hatte nicht gewusst, dass ihre Mutter erst vor so kurzer Zeit gestorben war.

„Das tut mir leid.“, entschuldigte er sich bei dem Mädchen. Erstaunt sah sie ihn an.

„Was meinst du?“

„Naja, das mit deiner Mutter. Das ist ja noch ganz frisch…“ Er fühlte sich etwas unbehaglich, wusste er doch nicht, wie Naomi sich bei diesem Thema wohl fühlte.

„Ist schon in Ordnung.“, wollte sie ihn beruhigen. „Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu…“ Takashi war erstaunt darüber, wie Naomi auf dieses Thema reagierte. Natürlich gehörte der Tod zum Leben dazu, doch traf es einen normalerweise trotzdem hart, wenn ein Mensch von einem ging, dem man nahe stand. Naomi gab sich bei dem Thema immer locker, obwohl es sie in Wirklichkeit sehr mitnahm, dass ihre Mutter tot war. Sie kochte innerlich bei dem Gedanken an ihren Tod.

„Mein Vater ist vor 4 Jahren gestorben.“, erzählte Takashi dann, was Naomi aus ihren Gedanken riss. Aufmerksam sah sie ihn an.

„Bei dem Unfall saßen wir alle im Auto. Meine Mutter ist gefahren, ich saß hinter ihr und mein Vater auf dem Beifahrersitz. Das Wetter war furchtbar… Es hat in Strömen geregnet, man konnte kaum etwas sehen und die Straßen waren sehr rutschig. In einer Kurve verlor meine Mutter die Kontrolle über den Wagen. Er drehte sich und rutschte auf die andere Straßenseite, wo wir von einem LKW gerammt wurden. Er traf genau auf die Beifahrerseite und mein Vater war sofort tot. Meine Mutter und ich überlebten mit einigen Verletzungen.“

Bei seiner Erzählung schlug Naomis ich die Hand vor den Mund. Das hörte sich schrecklich an und er hatte das alles miterleben müssen.

„Meine Mutter lag einige Tage im Koma und als sie erwachte und erfuhr, was passiert war, war sie nie wieder dieselbe. Sie hatte schreckliche Schuldgefühle und verfiel in tiefe Depressionen. Sie hat sich vollkommen verändert. Zudem kann sie seit dem Unfall nicht mehr laufen und sitzt nun im Rollstuhl. Anfangs habe ich noch versucht, mich um sie zu kümmern und auch einige Verwandte kamen immer mal vorbei. Aber irgendwann ging es nicht mehr und sie kam in ein Heim. Es geht ihr ganz gut, aber sie wird wohl nie wieder ein normales Leben führen können.“

Naomi wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie fand diese Geschichte einfach grausam und Takashi tat ihr sehr leid. Nur selten hatte sie Einblick in die Gefühlswelt eines Menschen erhalten und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.

„Es tut mir sehr leid.“, versuchte sie es dennoch. Sie legte ihre Hand auf Takashis Arm, der durch diese Berührung überrascht aufsah, direkt in ihr Gesicht. „Es ist schrecklich, dass du so etwas hast durchmachen müssen.“ Sie sah ihn mit ernsten Augen an.

„Weißt du, das ist das erste Mal, dass ich darüber gesprochen habe.“, sagte er dann nachdenklich. „Dass mein Vater gestorben ist, haben natürlich alle mitbekommen, aber ich habe nie jemandem von dem Unfall erzählt und schon gar nicht von meiner Mutter…“ Er lächelte sie etwas gequält an.

„Wieso hast du es dann mir erzählt?“, fragte sie direkt heraus. Takashi senkte den Blick und dachte über diese Frage nach. Einige Sekunden vergingen, bevor er sie wieder ansah und antwortete.

„Weil ich dir aus irgendeinem Grund vertraue.“



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