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War of the Nephilim

von

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Die Schulführung

Nachdem das Klingeln das Ende der nächsten Stunde verkündet hatte, konnte Naomi Takashi direkt auf sich zukommen sehen. Rin sah sie aufgeregt an und mit einem breiten Grinsen wünschte sie ihr viel Glück. Naomi lächelte leicht. Rin war doch wirklich süß.

„Bist du soweit?“, fragte Takashi sie, als er ihren Tisch erreicht hatte.

„Ja, kann losgehen.“, erwiderte sie und erhob sich. Sie nahm sich ihre Tasche und verließ dem Schulsprecher folgend den Klassenraum.

„Gut…“, sagte er dann. „Was hast du denn schon alles gesehen?“

„Nicht viel.“, beantwortete sie ihm seine Frage. „Ich war heute Morgen am Lehrerzimmer und wegen der Anmeldung an dieser Schule war ich auch schon im Büro des Rektors. Ansonsten habe ich noch nicht viel gesehen.“

„In Ordnung.“ Er überlegte kurz. „Ich werde dich ein bisschen im Gebäude herumführen und dir zeigen, wo die Toiletten, das Krankenzimmer, der Kunstraum und so weiter sind.“

So schritten sie zusammen durch die Schule und Takashi erklärte ihr alles, was sie wissen musste. Schließlich verließen sie das Gebäude und er führte sie über das Gelände.
 

Er warf ihr einen Seitenblick zu, als sie neben ihm herlief und sich etwas umsah. Komisch… Eben im Klassenraum hatte sie ihn irgendwie verunsichert, aber jetzt kam sie ihm wieder wie ein ganz normales Mädchen vor. Ein sehr hübsches Mädchen, zugegeben… Aber eben nur ein Mädchen.

„Du kommst also aus Kyoto, ja?“, fragte er sie schließlich.

„Äh… ja… Ich habe die letzten zwei Jahre dort bei meiner Mutter gelebt. Vorher habe ich bei meinem Vater gelebt.“

„Auch in Kyoto?“, fragte er.

„Nein… Er lebt nicht in Japan.“

„Oh, also bist du im Ausland aufgewachsen?“

Sie dachte kurz nach. Es war wohl besser einfach „ja“ zu sagen. Die Sache war zwar etwas komplizierter, da ihr Vater vielmehr als schwarzer Engel zwischen Erde und Unterwelt gelebt hatte, aber das konnte sie ihm ja schlecht erzählen.

„So ist es.“, sagte sie also.

„Und wo genau?“, hakte er aber nach. Damit hätte sie aber wirklich rechnen können. Diese Frage kam eigentlich immer. Diese Menschen waren viel zu neugierig und das hätte sie ihm am liebsten auch gesagt. Aber das unterließ sie lieber. Sie wollte sich möglichst gut hier integrieren. In ihrer alten Schule war ihr das nicht so recht gelungen. Es war aber auch schwer mit einem Haufen pubertierender Menschen umzugehen, wenn man die letzten 15 Jahre unter den Höllenwächtern gelebt hatte.

„Amerika.“, sagte sie schlicht. Das sagte sie immer. Sie sprach fließend Englisch und so war es am einfachsten den Menschen zu erzählen, sie hätte in Amerika gelebt.

„Und? Vermisst du Amerika?“ Er hörte ja gar nicht mehr auf Fragen zu stellen…

„Nicht unbedingt.“, antwortete sie. Sie war ja noch nie dort gewesen… Sie warf Takashi einen kurzen Blick zu und bemerkte, dass er irgendwie unzufrieden wirkte. Sie war ihm wohl nicht gesprächig genug. Dabei wollte sie wirklich nicht dieselben Fehler wie beim letzten Mal begehen. An dieser Schule musste sie unbedingt ein paar Kontakte knüpfen. Ganz besonders jetzt wo sie ihre Mutter nicht mehr hatte…
 

Sie zwang sich ihn anzulächeln und versuchte sich besser in das Gespräch einzubringen.

„Mein Vater ist sehr streng und hat mir nicht allzu viel Freizeit gelassen. Mit meiner Zeit in Amerika verbinde ich kaum schöne Erinnerungen. Ich musste viel… arbeiten. Auch als Kind schon.“

Mit großen Augen sah er sie an.

„Du musstest als Kind arbeiten? Was musstest du denn arbeiten?“

„Nunja, wie soll ich das sagen?“, überlegte sie laut. Ja, wie sollte sie es denn sagen? Es war gar nicht so leicht Gespräche zu führen… Bei den anderen sah das immer so einfach aus. Sie fluchte innerlich. Naja, aber die anderen hatten wohl auch nicht so eine Vergangenheit.

„Mein Vater ist selbstständig.“, log sie dann notgedrungen. „Und ich musste viel im Haus tun und ihm dann auch bei seiner Arbeit helfen.“

„Aber ich rede nicht gerne darüber.“, fügte sie dann noch schnell hinzu, da es so aussah, als wolle Takashi sie gern noch weiter ausfragen.

„Oh. Das tut mir leid.“, entschuldigte er sich. Er wollte sie nicht dazu zwingen mit ihm darüber zu reden.

„Ach, das macht doch nichts.“, winkte sie lächelnd ab. „Ich habe ja damit angefangen.“ Ja, das hatte sie. Warum sie das allerdings getan hatte, wusste sie selbst nicht so genau. Sie hätte sich etwas anderes aussuchen sollen, um ein Gespräch zu führen. Schnell lenkte sie das Gespräch also auf ihn.

„Und lebst du bei deinen Eltern?“, fragte sie deshalb nach.

„Nein… ich lebe alleine…“, antwortete er ihr ruhig. Jetzt war sie wirklich überrascht.

„Warum das denn?“, hakte sie nach. Sie war tatsächlich neugierig.

„Mein Vater starb vor Jahren bei einem Autounfall. Meine Mutter hat das nicht gut vertragen und ist irgendwie… naja… durchgedreht… Sie lebt jetzt in einem Heim etwas außerhalb der Stadt.“

„Das tut mir leid.“, entschuldigte sich nun auch Naomi, doch er lächelte.

„Naja, es ist halt wie es ist. Da haben wir wohl beide nicht so Glück gehabt mit unseren Eltern, was?“

Bedächtig nickte sie.
 

Takashi fragte sich, warum er ihr das eigentlich erzählte. So gut wie niemand wusste über seine Eltern Bescheid. Schon gar nicht eines der Mädchen. Sie ließen ihn auch so schon kaum in Ruhe und wenn das bekannt werden würde, würde bestimmt ständig eine vor seiner Tür stehen, um ihm etwas zu kochen, seine Wäsche zu machen, für ihn zu putzen oder sonstiges.

„Ähm… wenn’s geht, wäre es gut, wenn du das niemandem erzählen würdest… bitte…“, wand er sich deshalb an sie.

Überrascht sah sie ihn an. „Ja… klar. Ich werde es nicht erzählen.“ Erleichtert lächelte er.

„Danke. Ich möchte nicht, dass jeder darüber Bescheid weiß. Das kannst du sicher verstehen. Ich werde auch niemandem von deinem Vater erzählen.“

„Ja… danke.“, sagte sie dann. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht, aber wenn er das schon so anbot, war es wahrscheinlich wirklich besser, wenn niemand davon erfuhr.
 

Abrupt blieb Takashi stehen und Naomi, die zunächst einen Schritt weitergegangen war, drehte sich verwirrt zu ihm um. Takashi war soeben aufgefallen, dass sie einfach sich unterhaltend über das Schulgelände gelaufen waren, ohne dass er ihr irgendetwas gezeigt hätte oder sie eine bestimmte Richtung eingeschlagen hätten. Er sah sich um und stellte fest, dass sie beim Sportplatz angekommen waren, der schon fast am Ende des Schulgeländes lag.

Er räusperte sich kurz. „Also ähm… hier ist übrigens der Sportplatz.“ Jetzt verstand Naomi, warum er so plötzlich stehen geblieben war. Auch sie hatte nicht gemerkt, dass sie von der geplanten Schulführung etwas abgekommen waren.

Sie betrachtete den Sportplatz. Eine Klasse hatte dort gerade Unterricht und machten in Reih und Glied Kniebeugen.

„Meistens ist der Sportplatz besetzt, aber am frühen Abend kann man hier ganz gut trainieren.“, erzählte Takashi dann. „Betreibst du Sport?“

„Hm…“, sie überlegte kurz. „Könnte man so sagen, ja.“ Immerhin trainierte sie regelmäßig ihre Kampfkünste, aber das könnte sie ihm wohl so nicht erzählen. Glücklicherweise hakte er auch nicht weiter nach. Er ging etwas weiter und zeigte auf einen Platz, der etwa 300 Meter weiter lag.

„Dort befindet sich noch ein extra Fußballplatz. Diese Schule ist so stolz auf ihre Fußballmannschaft und hat sich deshalb noch mal einen eigenen Platz angeschafft. Der Sportplatz ist ja nun ständig besetzt. Gerade trainiert dort die Fußball-AG.“

Naomi sah einige Jungs und Mädchen über den Platz rennen. Diesen Sport hatte sie noch nie verstanden. So viele Menschen, die einem Ball hinterherrennen. Langweilig. Kampfsport lag ihr eher. Der Wettbewerb zwischen zwei Menschen. Ein Zweikampf. Nicht mehr und nicht weniger.

„Was gibt es sonst noch so für AGs?“, fragte sie und sah ihren Begleiter neugierig an.

Unter ihrem Blick wurde Takashi leicht rot. Schon wieder brachten diese violetten Augen ihn vollkommen aus der Fassung. Er räusperte sich und zählte sie dann auf.

„Also es gibt eine Kunst-AG, Kreatives Schreiben, Töpfern, Nähen,…“ Er wurde von Naomi unterbrochen.

„Das liegt mir alles nicht so. Etwas Sportliches?“

„Nun, da gäbe es neben Fußball noch Tennis, Schwimmen, Judo und Kendo.“ Naomi sah auf. Kendo klang doch nicht schlecht. Sie hatte zwar selbst noch nie Kendo betrieben, jedoch hatte sie bei den Nephilim die Ursprungsform, das Kenjutsu, erlernt und so konnte sie ganz gut mit dem Schwert umgehen. Auch wenn dies nicht ihre Hauptwaffe war…

„Könnte ich mir das Kendo einmal ansehen?“, fragte sie ihn schließlich. Er grinste.

„Na klar. Ich bin auch in der Kendo-AG. Wir könnten gleich mal rübergehen, wenn du willst. Der Unterricht dürfte ja gerade erst begonnen haben.“
 

Gemeinsam gingen sie zu der Kendo-Halle, in der gerade der Unterricht stattfand. Ein junger, muskulöser Mann mit schwarzem Haar erklärte seinen Schützlingen gerade eine neue Technik, als er Takashi und Naomi erspähte.

„Ah Takashi, da bist du ja. Und du musst dann wohl Naomi sein.“, begrüßte er die zwei, wobei er sich zum Schluss an Naomi gewandt hatte. Er hatte schon gehört, dass es eine neue Schülerin gab und dass Takashi diese Stunde womöglich verpassen würde, weil er ihr die Schule zeigen sollte.

Naomi sah sich den jungen Lehrer an und nickte bestätigend. „Hallo.“, begrüßte sie ihn dann mit einer leichten Verbeugung.

„Naomi würde sich gerne mal die Kendo-AG ansehen.“, mischte Takashi sich dann ein.

„Gerne.“, erwiderte der junge Lehrer. „Ich bin übrigens Herr Matsumoto. Hattest du schon mal etwas mit Kendo zu tun?“

„Nein.“, antwortete Naomi wahrheitsgemäß.

„Na schön…“ Herr Matsumoto überlegte kurz und wies dann Takashi an Naomi eine Rüstung zu geben und dann einige der Grundübungen mit ihr durchzuführen. Takashi war sein bester Schüler und so sollte es ihm nicht schwerfallen, der Neuen ein paar Schritte und Schläge zu zeigen.
 

Nachdem Naomi sich die Kendo-Rüstung angelegt hatte, trat sie nun Takashi – ebenfalls in voller Montur – gegenüber. Er gab ihr eines der Übungsschwerter aus Bambus und zeigte ihr, wie man es richtig in den Händen hielt. Anschließend zeigte er ihr die Grundschritte und wie man parieren und angreifen konnte. Er hatte den Eindruck, dass sie das alles sehr schnell aufnahm und fand, dass sie bereit für eine erste Anwendung des eben Gelernten war.

„Sei ganz locker und mach einfach das, was wir eben besprochen haben. Ich greife dich an und du parierst, in Ordnung?“ Takashi versuchte beruhigend auf sie einzureden, da die meisten Neulinge ziemlich nervös waren.

„In Ordnung.“, antwortete Naomi ihm mit einem Grinsen.

„Gut.“, sagte er und stellte sich richtig hin.

Nachdem er ihr einen Moment gegeben hatte, um sich vorzubereiten, griff er schließlich an. Nicht mit all seiner Kraft und auch nicht so schnell, wie er es normalerweise tat, aber dennoch bestimmt. Geschickt parierte Naomi seinen Schlag und konnte auch direkt einen Gegentreffer landen. Das wäre ein Punkt für sie.

Erstaunt sah Takashi sie an. „Das war sehr gut. Erstaunlich!“

Auch Herr Matsumoto hatte ihren ersten Versuch mitbekommen und sprach ihr ein Lob aus. Er beobachtete noch einige weitere leichte Übungskämpfe zwischen Takashi und Naomi und musste feststellen, dass Takashi sich zwar immer mehr Mühe gab, Naomis Technik jedoch der seinen um nichts nachstand und er sie deshalb einfach nicht schlagen konnte. Im Gegenteil! Sie war vielleicht sogar noch ein kleines bisschen besser als er.

Leicht verschwitzt nahm Takashi seinen Men, den Kopfschutz, ab und sah Naomi, welche sich ebenfalls ihres Men entledigt hatte und kaum schwitzte, mit einer Mischung aus Erstaunen, Bewunderung und Skepsis an.

„Und du hast das wirklich noch nie gemacht?“, fragte er noch mal nach. Naomi schüttelte den Kopf.

„Nein, Kendo habe ich noch nie gemacht, aber mein Vater war Schwertmeister und hat mir etwas beigebracht.“

Takashis Augen weiteten sich etwas. Ein Schwertmeister? War das etwa die Arbeit, bei der Naomi ihm immer hatte helfen müssen? Naja, wenn dem so war, dann hatte wohl durchaus schon etwas Erfahrung mit dem Schwert. Er hatte es am Schluss wirklich versucht, aber er hatte es einfach nicht geschafft sie zu schlagen. Sie war wahnsinnig schnell und geschickt. Sie würde eine große Bereicherung für ihr Kendo-Team sein.

„Und? Wirst du dich nun für diese AG entscheiden?“, fragte er sie schließlich. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Sie war sich sicher, dass sie im Kendo die beste Möglichkeit gefunden hatte fit zu bleiben und unauffällig etwas zu trainieren.

„Na sicher doch.“, grinste sie ihren Gegenüber an. „Anscheinend bin ich einfach unschlagbar.“ Sie lachte etwas und Takashi musste einstimmen. Sie hatte Recht, sie war wirklich gut und ihm gefiel es, dass sie keine falsche Bescheidenheit auflegte. Sie war offen und verstellte sich nicht. Und sie war ein Naturtalent im Umgang mit dem Kendo-Schwert.



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