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Die Ferne des Himmels

Zurück auf los
von

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Flucht und Konfrontation

Yui
 

Zu Hause wurde es immer unerträglicher. Mein Vater war mal wieder sturzbetrunken. Er brüllte mich an und wollte mich schlagen, weil ich ihm keinen Biernachschub mitgebracht hatte. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich losreißen und in mein Zimmer fliehen, um mich einzuschließen. Mein Vater rüttelte wütend an der Tür.

Angst!

Hastig packte ich meine Reisetasche. Mein Beschluss stand fest! Ich musste hier weg! Irgendwo hin. Sogar die Straße war mir lieber, als noch länger hier bleiben zu müssen.

Bevor ich flüchten konnte, musste ich noch ein wenig Geduld haben. So lange, bis mein Vater sich wieder beruhigte. Irgendwann würde er sich wieder auf sein Sofa begeben, weiter trinken und einschlafen.

In einem günstigen Moment schlich ich mich nach draußen und nahm die Beine in die Hand.
 

Bevor ich wusste wie mir geschah, stand ich auch schon vor diesem riesigen Haus. Mit samt meiner Reisetasche. Vor dem Haus in dem Benjamin wohnte.

Das musste ein innerer Instinkt sein. Irgendetwas hatte mich hier her geführt. Vielleicht, weil er der Einzige war, dem ich noch mein Vertrauen schenken wollte, obwohl ich wusste, wie sinnlos es war und weil ich einfach nicht wusste, wo ich sonst noch hingehen könnte.

Troztdem war ich mir unsicher, ob ich wirklich klingeln sollte. Bei unser letzten Begegnung hatte er mir mal wieder gezeigt, dass ich ihm rein gar nichts bedeutete und das der Sex den wir zuvor auf dieser Veranstaltung hatten, ihm auch nichts bedeutet hatte. Das Alles tat verdammt weh. Auch, wenn er sich bei mir entschuldigt hatte, dass er mich vor diesem Yanek nicht verteidigte, änderte nichts an seinen Gefühlen...das war mir schmerzlich bewusst geworden.

Ich überwand meine Bedenken dennoch und klingelte.

Es dauerte eine ganze Weile bis die Tür geöffnet wurde. Sobald ich Benjamin erblickte kamen mir die Tränen. Sie zu unterdrücken...unmöglich. Es musste raus und schon fiel ich ihm direkt in die Arme und weinte.

Benjamin war sichtlich überrumpelt. Kein Wunder. Schließlich war ich sicherlich die Letzte mit der er rechnete.

"Yui...was?", fragte er und kurz darauf war da noch eine andere Stimme, die ich kannte...die ich das letzte Mal an diesem Abend gehört hatte.

"Benjamin? Was ist los?"

Geschockt sah ich auf.

"J...Jorden?"

Jorden war hier? Wieso? Wieso ausgerechnet jetzt? Dann musste er der Grund sein warum Benjamin keine Zeit hatte... Refexartig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht.

Auf den ersten Blick sah er auch etwas überrascht aus, machte dann aber ein besorgtes Gesicht.

Hör auf! Mach nicht so ein Gesicht! Seh mich nicht so mitleidig an!-dachte ich in diesem Moment.

"Yui! Du siehst total fertig aus. Bejamin, lass sie erst mal rein.", meinte er. Benjamin nickte einfach und schob mich rein. Ganz ohne Murren. Hinter mir schloss sich die Tür.

"Was hälst du davon erstmal eine heiße Dusche zu nehmen und dann erzählst du uns was passiert ist.", schlug er vor. Mein Blick wand sich prüfend zu Benjamin, um zu erfahren, ob ihm das auch Recht war. Dieser zuckte mit den Schulter und deutete mit dem Gesicht nach oben. Dann wand er sich Jorden zu und hob ihn aus dem Rollstuhl. Ganz selbstverständlich. So wie das aussah, machte er das wohl öfter. Jorden legte vertrauensvoll seine Arme um Benjamins Nacken und drückte sich an ihn. An den Mann, in den ich verliebt war. Nichts mehr wünschte ich mir, als ihm so nah sein zu können wie er jetzt gerade.

Ich folgte ihm in sein Zimmer, wo er Jorden, auf seinem großen Bett absetzte und ihn auch gleich mit einer Wolldecke zudeckte. Jorden sah ihn beschämt an.

"Benjamin...das musst du nicht machen, meinst du nicht, das du Yui erstmal helfen solltest, bevor du dich um mich kümmerst?", meinte er, doch Benjamin sah ihn ernst an. "Damit du dann wieder auskühlst? Lass mal stecken!", schimpfte er. "So empfindlich bin ich nicht!", erwiderte Jorden. Ganz ohne Ängste, ohne Zurückhaltung. Er verhielt sich ihm gegenüber ganz natürlich, so echt, das es mir Angst machte.

Wiederwillig wand Benjamin sich dann mir zu.

"Leg deine Tasche ruhig irgendwo ab. Ich zeig dir wo das Badezimmer ist.", erklärte er mir. "Äh ja, warte, ich hol mir noch eben was zum Anziehen raus. Nervös kramte ich mit meinen Händen in meiner Tasche herum und zog mir ein langes T-Shirt, eine Leggins und frische Unterwäsche heraus. Benjamin wartete am Türrahmen bis ich zu ihm gelangte und zeigte mir dann das Badezimmer. Hier gab es eine separate Dusche und eine Eckbadewanne. Was für ein Luxus. Davon konnte ich nur träumen. Ich konnte schon froh sein, wenn die Ordnung, die ich mühselig in den für mich wichtigsten Räumen aufrecht erhielt, nicht von meinem randalierenden Vater zerstört wurde, wenn er mal wieder auf der Suche nach seinem Bier war.

"Handtücher liegen da oben im Regal, benutz ruhig das Duschgel was da ist. Komm dann einfach wieder zu uns, wenn du fertig bist.", meinte er tonlos und wante sich auch gleich schon wieder ab, ohne mich noch mal an zu sehen. Dabei war das doch mein innigster Wunsch. Das er mich ansah, mich beachtete...Er war schon im Gehen, als ich ihn festhielt. "Benjamin...du ...", begann ich, brach aber sofort ab, als er mir sein unterkühltes Gesicht zeigte. "Was denn?", gab er gewohnt ruppig zurück, so dass ich es kaum wagte weiter zu sprechen.

Zu gerne wollte ich wissen wie Jorden es schaffte ihm so natürlich und ohne jede Angst zu begegnen. Wie er es schaffte, das Benjamin sich ihm gegenüber so ungewohnt fürsorglich verhielt...

Dieser Gedanke war kaum zu ertragen.

"Also wenn du nichts mehr zu sagen hast, gehe ich jetzt."

Damit ließ er mich stehen und schloss die Tür hinter sich. Ich blieb allein zurück, fühlte mich elend, enttäuscht...einsam...Mir kamen wider dir Tränen.

Wieso musste mein Herz nur ausgerechnet für diesen Typen schlagen? Diese Gefühle schmerzten...unaufhörlich in meiner Brust.

Es brauchte eine Weile bis sich auch die letzte Träne mit dem Duschwasser vermischte und auf nimmer wiedersehen verschwand. Auch wenn diese kleine Attacke einen bitteren Nachgeschmack hinterließ, so tat es auch gut diese Tränen los zu sein...
 

Barfüßig schlich ich über den Flur zu Benjamins Zimmer. An der Tür vernahm ich ein Gespräch.

"Benjamin...lass das...Yui könnte jede Minute reinkommen.", hörte ich Jordens abwehrende Stimme, durch die leicht geöffnete Tür. "Und wenn schon,...es interessiert mich nicht, was andere von uns denken.", erwiderte Benjamin schamlos ehrlich. Röte schoss in mein Gesicht. Ich musste schlucken. Dennoch rang ich um Zurückhaltung.

Höflich klopfte ich an die Zimmertüre, auch wenn ich lieber rein platzen wollte. Hoffentlich waren meine Augen nicht zu geschwollen vom vielen weinen. "Ja? Komm ruhig rein Yui.", antwortete Jorden freundlich. Nervös presste ich meine zuvor getragene Kleidung an meinen Körper. Als ich eintrat musste erneut ich schlucken.

Benjamin saß mit Jorden auf dem großen Bett an der Wand gelehnt und hielt seinen Arm um ihn. Sein Gesicht wies eine muffige Entgleisung auf. Als sei er beleidigt, weil er nicht bekam, was er sich wünschte und würdigte mich keines Blickes. Die Finger seiner anderen Hand tanzten ungeduldig auf der Bettdecke.

"Schön dass du wieder da bist. Setz dich doch."

Jorden hingegen schien äußerst gut gelaunt und lies sich von Benjamins Verhalten keineswegs beeindrucken. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, das er eindeutig das Zepter in der Hand hielt und ein Stück weit beneidete ich ihn darum. Zu gleich aber verachtete ich ihn dafür.

Dieses überfreundliche, fürsorgliche Lächeln, das mir keinerlei Spielraum bot ihn einfach zu ignorieren, diese Wärme die er ausstrahlte...das Alles war mir so sehr zu wieder, das ich es ihm am liebsten einfach wegnehmen wollte. ...Wenn Benjamin mir dann nur mehr Beachtung schenkte...ganz gleich wie kindisch es auch war.

"Willst du was essen? Es ist noch etwas Hühnerfrikassee über...", unterbrach Benjamin meine Gedanken etwas barsch.

Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte ich jetzt was essen?

"Wirklich nicht? Wir haben es selbst gekocht.", meinte Jorden.

"Hat richtig Spaß gemacht."

Ich biss mir auf die Unterlippe. Benjamin kochte? Er wirkte mir nie wie jemand der so etwas in seiner Freizeit tat. Das musste für ihn ja fast so was wie ein Kulturschock gewesen sein...Benjamin brummte genervt.

"Wie du willst...", antwortete er kurz angebunden und machte endlich Anstalten sich von Jorden weg zu bewegen. Jedoch nicht um sich mir zu widmen, sondern um zu seiner Balkontür zu gehen und sich eine Kippe an zu zünden. Das würde er sich wohl auch in der Nähe des Blondschopfes nicht abgewöhnen. Zigaretten mussten für ihn so etwas wie ein Lebenselixier sein.

Benjamin bließ den Qualm aus.

"Sag mal Yui, was ist eigentlich passiert?", wollte Benjamin wissen. Seine Stimme klang an teilnahmslos, was ziemlich verletzend war.

"Benjamin...", wollte Jorden dazwischen gehen, doch der Angesprochene ließ sich von seiner Frage nicht abwenden. Er knurrte.

"Was denn? Wenn sie schon verheult hier auftaucht, muss es doch einen Grund geben!", knurrte er.

"Ja sicher gibt es einen Grund, aber vielleicht möchte Yui ja gerade nicht darüber reden.", verteidigte Jorden mich.

Warum tat er das? Warum verteidigte er mich? War ihm etwa nicht klar, dass ich ein Störenfried war?

Jorden sprach weiter. "Immerhin...sprichst du auch nicht immer über alles!". schimpfte er und schaute demonstrativ zur Seite.

"Was? Das ist ja wohl was völlig anderes...!", beharrte er stur auf seinem Standpunkt, stoppte jedoch, als sein Blick plötzlich auf mich fiel. Für einen Moment sah er mir tief in die Augen... und was ich in diesem kurzen Moment in den Tiefen seiner Augen erhaschen konnte war...Reue...tiefe, finstere Reue.
 

Wieder einmal fühlte ich diesen tiefen Schmerz in meiner Brust...denn ich wusste, das Benjamin sich in diesem Moment abermals ein Stück von mir entfernte...

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser.
Es ist schon eine gaaanze Weile her, das ich hier was veröffentlicht habe. Nun geht es endlich weiter. Dieses Kapitel gibt es schon seeehr lange, aber es hat noch auf seine Vollendung und einige Korrekturen gewartet. Ich habe mir große Mühe gegeben.
Ob es noch jemanden gibt, der das überhaupt noch ließt?
Ich selbst habe es mir in den letzten Tagen noch mal komplett durchgelesen und die Kapitel waren irre lang. Eine Zeit lang habe ich an diesem Projekt komplett die Lust verloren, weil es mir nicht mehr gefallen, aber jetzt ist mein Interesse daran wieder zurück gekehrt. Das 20 Kapitel ist auch bereits in Arbeit. Trotzdem kann es sein, dass es noch wieder eine ganze Weile auf sich warten lässt. Da sind noch so viele Sachen offen, die alle noch bearbeitet werden müssen :D
Ich möchte nicht wieder etwas abbrechen müssen. Das wäre so schade drum.

An alle, die noch dabei sind, vielen Dank für eure Geduld und viel Spaß beim lesen <3

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morphia
2019-01-04T17:38:11+00:00 04.01.2019 18:38
😍 es geht weiter!
Ich freu mich so. 😍
Von:  Yunaxxx
2019-01-04T14:41:58+00:00 04.01.2019 15:41
Juhuuu! Es geht weiter! Ich mag die Story total!
Von:  Streber_Nr1
2019-01-03T08:06:44+00:00 03.01.2019 09:06
Yay, es geht wieder weiter😎😍

Von:  ElenaMorris
2019-01-02T23:29:49+00:00 03.01.2019 00:29
Ich habe so lange gewartet bis ein neues Kapitel raus kommt, ich hab immer wieder deine Fanfiction bis zum letzten aktuellen Stand gelesen, ich freue mich so sehr das es nun endlich weiter geht!

Danke, ich freue mich das es nun weiter geht <3
Antwort von:  Midnight
03.01.2019 00:32
Vielen Dank für deine Treue :3 Ich mache das auch immer bei FFs die ich besonders mag und lese sie immer wieder. Daher kann ich dich gut verstehen. Benjamin und Jorden liegen mir echt am Herzen. Ich bin selbst ganz gespannt, wie es mit ihnen weitergeht!


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