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Ein Leben wie dieses

von

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Verkupplungspläne

Freitag, 14. April 2006

 

Es war bereits später Abend am Freitag, als Mimi gemeinsam mit Sora in einer Bar saß, Cocktails trank und und redete.

„Sag mal, was ist eigentlich mit dir und Tai los?“, fragte Mimi und sah Sora über den Tisch hinweg an. „Ihr redet schon die ganze Woche nicht so wirklich miteinander, oder?“

„Oh, fällt das etwa auf?“, erwiderte Sora niedergeschlagen.

Mimi nickte und musterte ihre Freundin neugierig.

„Ach, ich hab es dir ja auch noch gar nicht erzählt. Wir hatten doch am Samstag dieses Date“, begann Sora und Mimi machte große Augen. „Und es war auch echt gut, bis er mich geküsst hat.“

Mimi stieß einen überraschten Schrei aus, woraufhin ihr die Leute am Nachbartisch mürrische Blicke zuwarfen.

„Echt?“, quietschte sie. „Wie war's? Mit Zunge?“

„Nein!“, zischte Sora und lief rot an. „Nur ganz kurz. Ich bin zurückgeschreckt.“

„Und jetzt ist es peinlich zwischen euch“, schlussfolgerte Mimi.

„Ein wenig“, gab Sora zu und senkte den Blick. „Ich hab keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll.“

„Das weiß ich auch nicht. Ist echt schwierig“, stimmte Mimi zu und nickte.

„Ich vermisse ihn schon richtig. Wir sitzen im Unterricht nebeneinander, aber reden kein Wort“, erzählte Sora.

„Du solltest mit ihm darüber sprechen“, meinte Mimi bestimmt. Sie gab Soras Rat gern an sie selbst zurück.

„Aber was soll ich denn sagen? Es kann ja nur noch schräger werden. Wenn ich ihm jetzt sage, dass ich nicht... auf diese Art an ihm interessiert bin, wie soll er denn dann damit umgehen? Können wir dann noch befreundet sein?“ Sora seufzte tief und sog am Strohhalm ihres Cocktails.

„Bestimmt. Aber dann wären zumindest die Verhältnisse geklärt und jeder wüsste, woran er beim anderen ist“, gab Mimi zu bedenken.

„Aber könntest du mit jemandem befreundet sein, in den du verliebt bist?“, fragte Sora mit gerunzelter Stirn.

„Wenn ich wirklich in ihn verliebt wäre, dann wäre das allemal besser, als nichts mehr mit ihm zu tun zu haben“, antwortete Mimi überzeugt.

„Hm“, machte Sora nachdenklich. Sie schwieg eine Weile und starrte vor sich hin, während sie auf ihrem Strohhalm herumkaute.

„Hast du dich eigentlich wieder mit Matt vertragen?“, fragte sie nach einigen Minuten.

„Naja“, erwiderte Mimi abfällig, „Dienstag hat er mich nach der Schule aufgehalten. Wir sind in ein Café gegangen und haben geredet.“

„Achso?“ Erstaunt zog Sora die Augenbrauen in die Höhe.

„Ja, ich war auch überrascht. Aber er hat sich nicht entschuldigt. Er meinte nur, dass er sich nicht mit mir streiten will und ob wir die Sache nicht einfach vergessen können. Dass es blöd war, dass wir miteinander geschlafen haben“, erzählte Mimi.

„Und bist du immer noch sauer auf ihn?“, fragte Sora interessiert.

„Ja, weil er einfach nicht versteht, worum es mir geht“, antwortete Mimi trotzig. „Er soll nicht so mit den Gefühlen anderer spielen, aber er meinte, für ihn geht es dabei nicht um Gefühle.“ Sie seufzte tief. „Er ist so egoistisch.“
 

_
 

„Und, Kari? Hat dir der Film gefallen?“

Erwartungsvoll sah Davis Kari an. Sie waren gemeinsam ins Kino gegangen und Kari hatte ihn auch noch eingeladen, weil sie meinte, sich für das Frühlingsfest noch revanchieren zu müssen.

„War gut“, antwortete sie lächelnd. „Danke für den schönen Abend.“

„Das können wir gerne öfter machen“, erwiderte Davis und grinste. Wie schön es wäre, jedes Wochenende nur mit Kari allein zu verbringen. Aber morgen hatte sie keine Zeit, weil sie mit Yolei unterwegs sein wollte. Shopping. Da wollte Davis sogar freiwillig nicht mitkommen.

Gemeinsam gingen sie die Treppen hinunter und verließen das Kinogebäude.

„Soll ich dich noch nach Hause bringen?“, fragte Davis höflich und hoffte, dass sie bejahte. Dann hatte er noch eine Weile gemeinsam mit ihr. Zumindest ein Stück mussten sie ja ohnehin in die gleiche Richtung.

„Nein, das brauchst du nicht. Tai kommt mich abholen“, antwortete Kari lächelnd.

„Okay“, murmelte Davis. „Dann lass uns doch schon mal zur U-Bahn laufen. Da treffen wir ihn ja ohnehin.“

Sie gingen los und tatsächlich kam Tai ihnen auf halber Strecke entgegen.

„Da seid ihr ja schon“, begrüßte er sie und ging mit ihnen mit in die andere Richtung. „Wie war der Film?“

„Gut“, antwortete Kari.

Davis grinste nur vor sich hin. Obwohl Tai nun verhinderte, dass er noch einige Minuten mit Kari allein war, hatte er wirklich gute Laune. Und Kari wirkte auch noch zufrieden. Vielleicht konnte er sie ja doch noch für sich begeistern und sie von T.K. weg auf seine Seite ziehen. Wie glücklich er doch wäre, wenn sie sich endlich für ihn interessieren und ihn nicht mehr nur als guten Kumpel ansehen würde.

Sie fuhren nur wenige Stationen mit der U-Bahn, bis Tai und Kari aussteigen mussten.

„Na dann mach's gut, Davis“, verabschiedete Tai sich, als er aufstand. Er ging schon in Richtung Tür, doch Kari blieb noch einige Sekunden unschlüssig stehen und sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick fragend. Dann lächelte sie ihr hübsches Lächeln.

„Bis Montag“, sagte sie leise und folgte dann ihrem Bruder.

Davis verspürte ein unruhiges Kribbeln in der Magengegend und lächelte selig. Er sah Kari hinterher, wie sie ausstieg und zur Treppe ging, bis die U-Bahn sich wieder in Bewegung setzte.
 

Samstag, 15. April 2006
 

„Das steht dir so gut. Ich finde, du solltest es nehmen.“

„Meinst du? Ich weiß nicht. Lässt das meine Oberweite nicht noch kleiner aussehen?“

„Quatsch!“

„Aber meine Hüften sehen doch jetzt so breit aus.“

„Nein, überhaupt nicht. Ehrlich, nimm es.“

Kritisch musterte Yolei ihr Spiegelbild und drehte sich hin und her. Sie hatte ein weißes Sommerkleid mit blauem Blumenmuster an, das ihr beim Drehen um die Oberschenkel flatterte. Kari hingegen saß auf einem Hocker und musterte sie anerkennend.

„Es steht dir so gut“, betonte sie noch einmal, streckte die Hand aus und prüfte den Stoff des Kleides, indem sie einen Zipfel zwischen den Fingern rieb. „Und es ist sicher super geeignet für den Sommer.“

„Na gut, wenn du meinst“, seufzte Yolei, grinste aber. Klamotten kaufen war so wie Süßigkeiten essen. Es machte einfach glücklich, wenn man etwas fand, das einem gefiel.

Kari lächelte zufrieden und erhob sich von ihrem Hocker.

„Hast du gar nichts gefunden?“, fragte Yolei. Bisher war eher sie diejenige, die ständig in der Umkleidekabine stand und ein Teil nach dem anderen anprobierte. Kari fungierte eher als Beraterin.

„Nein, ist nicht so meins, der Laden“, antwortete sie und blickte sich um.

„Aber wir müssen auch was für dich finden“, erwiderte Yolei und hielt ihre drei Tüten in die Höhe.

„Vielleicht im nächsten Laden“, meinte Kari und zuckte mit den Schultern.

„Okay. Dann geh ich schnell bezahlen“, verkündete Yolei und lief zur Kasse.

„Wollen wir uns etwas zu essen suchen? Ich bekomme langsam Hunger“, fragte Kari, als sie gemeinsam den Laden verließen.

„Au ja, gute Idee“, stimmte Yolei zu und hielt Ausschau nach Ständen, die Snacks verkauften. Sie fanden einen, bei dem sie gegrilltes Gemüse kaufen konnten, setzten sich auf eine freie Bank und verspeisten ihr Mittagessen.

„Ich finde es super, dass du die Idee hattest, shoppen zu gehen“, sagte Kari, den Blick auf die vorbeilaufenden Menschenmassen gerichtet.

„Und ich finde es super, dass du mitgekommen bist“, antwortete Yolei lächelnd. „Allein macht das nämlich keinen Spaß.“

„Ich war schon ewig nicht mehr shoppen“, meinte Kari nachdenklich. „Ist bestimmt schon zwei Jahre her. Dabei passen mir so viele Sachen nicht mehr.“

„Kein Wunder. Du bist ja auch ziemlich gewachsen in den letzten zwei Jahren“, erwiderte Yolei.

Kari kicherte. „Du hörst dich schon an wie meine Oma. Die erzählt mir auch jedes Mal, wie groß ich geworden bin.“

„Das haben Omas so an sich“, sagte Yolei grinsend.
 

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„Joe! Hier drüben bin ich!“

Joe sah sich um, als er seinen Namen hörte, und erblickte Mimi, die an einem Tisch in der Ecke saß und ihm zuwinkte. Er ging zu ihr, zog sich einen Stuhl zurück und setzte sich.

„Hi“, begrüßte er Mimi lächelnd. „Wie schön, dass du gekommen bist.“

„Wieso hast du eigentlich so darauf bestanden?“, fragte Joe mit hochgezogenen Augenbrauen. Als Mimi ihn vorgestern angerufen hatte, hatte sie ihn nahezu angebettelt, mit ihr ins Café zu gehen und Sora Gesellschaft zu leisten.

Mimi kicherte plötzlich und sah ihn verschmitzt an. „Es gibt jemanden, der nach dir gefragt hat und dich gern wiedersehen wollte.“

„Hä?“ Verwirrt erwiderte Joe ihren Blick. „Wer denn?“

„Kannst du dir das denn nicht denken?“, fragte Mimi und lächelte geheimnisvoll.

Worauf wollte sie hinaus? Meinte sie etwa sich selbst? Er freute sich ja auch, Mimi zu sehen, aber so?

Mimi lachte über seinen verdutzten Gesichtsausdruck. „Du stehst aber auf der Leitung.“ Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter zum Tresen und Joe erblickte Nami, die dort gerade Teller sortierte. Als sie bemerkte, dass er sie ansah, erwiderte sie seinen Blick kurz, grinste und wandte den Blick schnell wieder ab.

„Nami?“, fragte Joe ungläubig und sah nun wieder Mimi an.

„Klar!“, erwiderte Mimi, als wäre es das Natürlichste der Welt.

Joe hatte Nami eigentlich schon wieder vergessen. Ja, er hatte sich kurz mit ihr unterhalten und hatte sie ganz sympathisch gefunden, doch er hatte inzwischen wieder so viel zu tun gehabt, dass er gar nicht mehr an sie gedacht hatte. Er spürte, dass er ein wenig rot wurde, und Mimi kicherte wieder.

„Hey, was kann ich euch bringen?“ Sora war an ihrem Tisch aufgetaucht und sah sie erwartungsvoll an.

„Einen Tee, bitte“, sagte Mimi.

„Hallo Sora“, begrüßte Joe das rothaarige Mädchen mit der Schürze. „Ich nehme einen Kaffee.“

„Kommt sofort.“ Sora drehte sich um und lief zum Tresen, während Nami dahinter hervorkam und zu ihrem Tisch marschierte.

„Joe, du bist ja auch mal wieder hier“, begrüßte sie ihn grinsend.

„Ja“, erwiderte Joe lächelnd. „Mimi hat mich her geschleppt.“

Mimi verpasste ihm unter dem Tisch einen Fußtritt gegen das Schienbein, woraufhin er schmerzhaft das Gesicht verzog und ihr einen verstörten Blick zuwarf.

„Setz dich doch zu uns“, sagte sie breit lächelnd zu Nami und deutete auf den Stuhl, hinter dem diese gerade stand.

„Ja, eine Minute kann ich mich ja setzen“, meinte sie schulterzuckend und setzte sich. „Wie geht es dir denn so?“ Interessiert musterte sie Joe.

„Ganz gut. Hab nur viel zu tun“, antwortete er und brachte seine Beine vorsichtshalber in Sicherheit, für den Fall, dass seine Antwort Mimi wieder so wenig gefiel, dass sie ihm einen Tritt gegen das Schienbein verpasste. „Und dir?“

„Auch“, antwortete Nami lächelnd. „Was macht dein Studium? Macht es Spaß?“

„Ja, ist sehr interessant“, erwiderte Joe nickend. „Aber auch anstrengend.“

„Das glaube ich gern. Und kannst du schon ein paar Krankheiten diagnostizieren?“ Sie grinste.

Joe musste lachen. „Nein, nicht wirklich. Das dauert leider noch. Aber vielleicht im nächsten Semester.“

„Was willst du eigentlich für ein Arzt werden? Ein Allgemeinarzt?“, fragte Nami neugierig.

„Nein, eigentlich eher Chirurg“, antwortete Joe.

„Echt? Also das wäre ja nichts für mich, im Inneren anderer Leute herum zu wühlen.“

Wieder musste Joe über ihre Bemerkung lachen. „Ich war mir auch lange nicht sicher, ob das wirklich das Richtige für mich ist.“

In diesem Augenblick erschien Sora an ihrem Tisch und stellte Tee und Kaffee darauf ab.

„Sora, kriegst du das hier für ein paar Minuten allein hin?“, fragte Nami und sah ihre Mitarbeiterin an.

„Klar“, antwortete diese und ging wieder davon.

„Ich geh Sora ein bisschen Gesellschaft leisten“, verkündete Mimi grinsend, nahm ihre Teetasse und entfernte sich in Richtung Tresen. Irgendwie fühlte Joe sich ein wenig verkuppelt. Was sollte das hier werden, wenn es fertig war?
 

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Er musste mit Sora reden. Musste. Unbedingt. So konnte das doch nicht weitergehen. Seit er sie einfach so geküsst hatte, hatten sie nahezu kein Wort miteinander geredet. Das war doch unsinnig. Er hatte nicht gewollt, dass das so endet und hätte auch nie gedacht, dass es dazu kommen würde, dass sie einmal nicht mehr miteinander redeten. Aber was sollte er ihr überhaupt sagen?

Tai lag auf seinem Bett, warf seinen Fußball immer wieder in die Luft und fing ihn auf. Dabei dachte er ununterbrochen über Sora nach. Es durfte einfach nicht sein, dass sie sich so aus dem Weg gingen.

Ob sie überhaupt noch mit ihm befreundet sein wollte? Matt hatte ihm geraten, einfach weiter ihr Freund zu sein, doch wollte sie das überhaupt? Hätte Matt ihm vielleicht etwas anderes geraten, wenn er gewusst hätte, dass es sich bei dem ominösen Mädchen um Sora handelte?

„Tai! Essen!“

Tai warf den Ball in eine Zimmerecke und schwang sich aus dem Bett. Er schlurfte ins Wohnzimmer, ohne wirklichen Hunger zu haben. Und Lust, mit seinen zerstrittenen Eltern zu essen, hatte er überhaupt nicht. Sie schwiegen sich nur noch an und die Luft war jedes Mal so dick, dass man sie mit Löffeln hätte essen können.

„Was machst du eigentlich die ganze Zeit? Du bist schon den ganzen Vormittag in deinem Zimmer und kommst nicht heraus“, fragte Yuuko und musterte ihn skeptisch.

„Nichts“, antwortete Tai kurz angebunden und setzte sich auf seinen Stuhl. Der Stuhl neben ihm war leer, da Kari den ganzen Tag unterwegs sein würde.

„Sie ist kaum noch zu Hause“, sagte Yuuko, die Tais Blick auf Karis leeren Stuhl anscheinend bemerkt hatte.

Kein Wunder, dachte Tai. Am liebsten würde er sich auch einfach woanders einquartieren, aber seine Freunde waren zu beschäftigt. Das hieß, bei Sora hätte er sich vielleicht über die Nächte einnisten können, doch mit der hatte er erst noch ein Hühnchen zu rupfen.

Susumo saß auf seinem Stuhl und wirkte geistesabwesend. Yuuko setzte sich neben ihn und stellte einen Topf voll Reis auf dem Tisch ab.

„Guten Appetit“, sagte sie und die drei Yagamis befüllten ihre Teller ziemlich lustlos mit Essen.

Wie Tai es schon vorausgesehen hatte, wurde es ein sehr stilles Essen. Seine Eltern ignorierten sich und auch Tai hing seinen eigenen Gedanken nach. Wollten die jetzt eigentlich ewig so weitermachen? Blieben sie nur noch für ihre Kinder zusammen? Hoffentlich nicht, denn so, wie es jetzt war, war es sicher schlimmer, als wenn sie sich einfach trennten.

„Hast du heute noch was vor?“, fragte Yuuko und blickte Tai über den Tisch hinweg an.

„Ich gehe Sora besuchen.“ Im selben Moment, in dem er das gesagt hatte, hatte er es auch beschlossen. Sie musste heute bis um sechs arbeiten, wenn er sich nicht irrte, und danach würde er einfach bei ihr zu Hause vorbeischauen.
 

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Obwohl Kari an diesem Shoppingtag erst ein Teil für sich gefunden hatte, machte es ihr Spaß, mit Yolei durch die Gegend zu schlendern und ihr dabei zuzusehen, wie sie alle möglichen Klamotten anprobierte und Ratschläge zu erteilen.

„Das hier? Oder doch lieber das schwarze?“, fragte Yolei gerade, als sie in einem pinkfarbenen Oberteil aus der Umkleidekabine trat.

„Das schwarze“, sagte Kari bestimmt. „Das Pink steht dir nicht so gut.“

„Okay“, rief Yolei fröhlich und verschwand wieder in der Umkleidekabine.

Kari lächelte amüsiert. Seit sechs Stunden waren sie nun schon hier in dieser Shoppingmeile unterwegs und Yolei wurde einfach nicht müde.

„Kari?“

Kari zuckte zusammen und drehte sich um.

„Ken!“ Etwas unschlüssig stand Ken hinter ihr und lächelte sie an. „So ein Zufall.“

„Ja, Tokio ist ein Dorf, nicht wahr?“

Kari grinste und nickte. „Kannst du laut sagen. Bist du allein hier?“

„Nein, mit einer Freundin. Ist gerade in der Umkleide“, antwortete Ken und setzte sich auf den freien Hocker neben Kari.

Verwirrt runzelte Kari die Stirn. Einen Jungen als Shoppingbegleiter zu nehmen war doch eher ungewöhnlich.

„Ich habe eine Wette verloren“, erklärte Ken, dem ihr Blick nicht entgangen war. „Deshalb begleite ich sie jetzt beim Shoppen.“

„Achso.“ Kari kicherte. „Langweilst du dich sehr?“

„Es geht“, seufzte Ken. „Auf wen wartest du?“

Als wäre es ihr Stichwort gewesen, zog Yolei den Vorhang ihrer Kabine zur Seite und trat heraus. „Oh, Ken! Hallo.“

„Hallo, Yolei“, begrüßte Ken sie und schenkte auch ihr ein Lächeln, woraufhin sie ein wenig rot wurde.
 

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„Sie reden schon seit einer halben Stunde“, bemerkte Mimi, die ständig verstohlene Blicke hinüber zu Joe und Nami warf. Grinsend wandte sie sich wieder zu Sora um, die hinter dem Tresen gerade Geschirr aus dem Geschirrspüler räumte.

„So viel zu fünf Minuten“, meinte Sora amüsiert lächelnd. „Wie gut, dass du ihn herbestellt hast. Wollte er freiwillig kommen oder hast du deinen Charme spielen lassen?“

„Ich musste ihn ein bisschen überreden, weil er meinte, er hat eigentlich mit einer Hausaufgabe zu tun“, antwortete Mimi.

„Typisch“, erwiderte Sora kopfschüttelnd. „Ich geh schnell Bestellungen wegbringen.“ Sie verschwand mit einem Tablett auf den Armen und Mimi rührte in ihrem mittlerweile kalten Tee.

Das Verkuppeln machte ihr Spaß, vor allem, wenn es auch noch funktionierte. Vielleicht sollte sie mit Sora und Tai das gleiche versuchen, damit sie wieder miteinander redeten? Vielleicht brauchten die beiden einfach nur einen kleinen Anstupser, bevor die Sache ins Rollen kommen konnte.

Unwirsch schüttelte sie den Kopf. Nein, Tai und Sora waren so gute Freunde, sie würde sich sicher schlecht fühlen, wenn sie sich da einmischte. Außerdem bekamen sie das sicher früher oder später von allein wieder auf die Reihe.

Mimi seufzte und drehte sich wieder zu Joe und Nami um, doch Nami war nicht mehr am Tisch, sondern ging nun wieder im Café umher und erkundigte sich anscheinend bei den Gästen nach deren Zufriedenheit.

Mimi trank in einem Zug ihren Tee leer, ließ die Tasse auf dem Tresen stehen und ging zurück zu Joe.

„Na?“, fragte sie und grinste ihn auffordernd an.

Joe zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was 'na'?“

„Ihr habt euch aber lange unterhalten“, fing Mimi das Gespräch an, stützte den Kopf auf die Hände und ließ ihren Gegenüber nicht aus den Augen.

Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf.

„Was soll das werden? Eine Verkupplungsaktion?“, fragte er misstrauisch.

„Bingo.“ Mimi lachte.

„Lass das lieber sein“, murmelte Joe und ein rosafarbener Schimmer breitete sich um seine Nase herum aus.

„Entschuldige“, kicherte Mimi. „Ich werde es nicht mehr machen.“ Aber nun brauchte sie es ja auch nicht mehr. Ihr Ziel hatte sie erreicht, Nami hatte Joe wiedergesehen.
 

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„Wie lang seid ihr schon hier?“, fragte Ken die beiden Mädchen.

„Seit um zehn“, antwortete Yolei. „Und du? Bist du mit jemand anderem hier?“

„Mit einer Freundin“, sagte Ken und deutete auf eine Umkleidekabine, deren Vorhang noch zugezogen war.

„Achso.“ Yoleis Lächeln verblasste irgendwie und Ken fragte sich, ob das seine Schuld war. „Mit 'einer' Freundin?“, fragte sie neugierig weiter und Ken runzelte verwirrt die Stirn.

„Yolei“, nuschelte Kari vorwurfsvoll.

„Ja, nicht 'meine' Freundin“, antwortete Ken, nicht sicher, ob sie darauf hinaus wollte.

Yolei nickte verstehend. In diesem Moment trat Saki, seine Freundin, aus ihrer Umkleidekabine und stellte sich neben Ken. Unsicher lächelte sie Yolei und Kari zu.

„Das sind Kari und Yolei. Und das ist Saki“, stellte Ken beide Seiten einander vor.

„Hallo, Saki“, sagte Yolei und Kari lächelte ihr freundlich zu.

„Na gut, wir gehen dann mal weiter, oder Kari?“, fragte Yolei und sah Kari bedeutungsvoll an.

„Okay“, willigte diese ein. Sie verabschiedeten sich von Ken und Saki und gingen dann aus dem Laden.

„Woher kennst du die beiden?“, fragte Saki und musterte ihn neugierig.

„Von früher“, antwortete Ken ausweichend. Er wusste nicht, was er ihr sonst antworten sollte.

Saki warf ihm einen verständnislosen Blick zu, wollte aber anscheinend nicht weiter darüber reden, sondern hakte sich bei Ken unter und zog ihn mit sich zur Kasse.

Ken fand es schade, dass er keine Gelegenheit hatte, sich weiter mit Yolei und Kari zu unterhalten. Das nächste Mal, wenn sie ihn nach irgendeiner gemeinsamen Aktivität fragten, musste er unbedingt zusagen.
 

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T.K. war gerade dabei, auf dem kleinen Basketballplatz im Hinterhof seines Wohnhauses ein paar Körbe zu werfen, als er das sanfte Vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche spürte. Er hielt an, ließ den Ball fallen und zog das Handy aus der Tasche. Eine SMS von Kari.
 

Wir haben gerade Ken getroffen. Er ist mit einem Mädchen unterwegs.
 

Stirnrunzelnd sah T.K. auf das Display. Fing Kari nun etwa an zu tratschen? Er hatte heute noch gar nichts von ihr gehört, aber er wusste ja auch, dass sie mit Yolei shoppen war.
 

Seine Freundin?
 

T.K. kam die SMS komisch vor, als er sie abschickte, doch er wusste nicht, was er sonst darauf antworten sollte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Karis Antwort kam.
 

Angeblich nur eine Freundin. ;)
 

T.K. zuckte mit den Schultern und wollte das Handy wieder wegstecken, um mit seinem kleinen Training fortzufahren, doch da kam die nächste SMS.
 

Was machst du gerade?
 

Ein paar Körbe werfen. Wieso?
 

Nur so. Es ist komisch, dich mal ein Wochenende lang nicht zu sehen.
 

Ja, das fand T.K. auch irgendwie. Normalerweise verbrachten er und Kari fast jedes Wochenende gemeinsam. Aber noch war ja das Wochenende in vollem Gange.
 

Find ich auch. Aber du kannst ja morgen vorbeikommen, wenn du willst.
 

Bevor er weitermachte, wartete er noch auf Karis Antwort und diese folgte auch nach wieder nur wenigen Sekunden.
 

Gern. :)
 

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Sora hatte sich gerade ein Handtuch um den Kopf geschlungen, um ihre nassen Haare darin zu trocknen, als es an der Tür klingelte. Sie verließ das Badezimmer und ging zur Wohnungstür. Ohne durch den Spion zu blicken, öffnete sie die Tür und stand Tai gegenüber.

„Hi“, sagte er tonlos und sah ihr in die Augen.

„Tai.“ Für den Bruchteil einer Sekunde wollte Sora ihn umarmen und hatte schon die Arme gehoben, machte jedoch nur eine fahrige Bewegung und ließ sie wieder sinken.

„Kann ich reinkommen?“, fragte er, der ihrer Bewegung mit dem Blick gefolgt war.

Zur Antwort trat Sora einen Schritt zur Seite, um ihn einzulassen. Wortlos schloss sie die Tür hinter ihm und ging unschlüssig voran in ihr Zimmer. Sie konnte ihre Gedanken noch nicht so ganz ordnen, da sie nicht damit gerechnet hatte, dass Tai hier auftauchen würde.

„Ähm, willst du was trinken?“, fragte sie und wollte sich eine Haarsträhne hinter das Ohr streichen, als ihr auffiel, dass sie noch das Handtuch auf dem Kopf hatte.

„Nein, danke“, erwiderte er und ließ sich auf ihrem Bett fallen.

„Entschuldige mich kurz“, bat Sora und verließ dann ihr Zimmer wieder, um das Handtuch aufzuhängen und sich die Haare zu bürsten. In dieser Zeit versuchte sie, sich auf das vorzubereiten, was vielleicht gleich kommen würde. Aber was würde gleich kommen? Wollte er sich entschuldigen? Ihr seine Gefühle gestehen? Ihr die Freundschaft kündigen?

Ein letztes Mal fuhr sie sich mit den Fingern durch das Haar, bevor sie zurück in ihr Zimmer ging und die Tür schloss. Langsam setzte sie sich auf den Schreibtischstuhl und sah Tai fragend an. Er hatte sich ein wenig vorgebeugt, seine Ellbogen ruhten auf seinen Knien und er sah zu Boden.

„Also, das am letzten Samstag... ich glaube, das war irgendwie... blöd“, stammelte er, ohne aufzusehen.

„Hm“, machte Sora nur und zuckte hilflos mit den Schultern.

„Ich hätte das lieber nicht machen sollen“, redete Tai weiter nach einigem Zögern und sah dann auf, direkt in ihre Augen. In seinem Blick lag etwas Hoffnungsvolles. „Oder?“

„Tai“, sagte Sora leise und sah ihn verzweifelt an.

Betrübt senkte er den Blick wieder. „Hör mal, das war blöd von mir. Ich wollte nicht, dass es deswegen jetzt komisch zwischen uns wird. Du fehlst mir.“

„Du mir auch“, erwiderte Sora und stand auf, um sich neben ihn aufs Bett zu setzen. „Aber warum hast du das gemacht?“ Sie wollte es jetzt von ihm hören. Das hieß, eigentlich wollte sie es nicht hören, doch sie wollt die Wahrheit wissen. Sie hoffte, dass er sich nicht in sie verliebt hatte, aber sie befürchtete es.

Mit gerunzelter Stirn sah er sie an. „Kannst du dir das nicht denken?“

„Weil wir so gut befreundet sind?“ Sie lächelte unsicher, doch er schüttelte den Kopf.

„Sora, ich bin... ich meine... da ist irgendetwas...“

„Schon gut, ich hab's verstanden“, unterbrach sie ihn leise und faltete die Hände im Schoß.

„Okay.“

Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und starrten den Teppichboden an. Tai hatte also wirklich Gefühle für sie, die über Freundschaft hinausgingen, doch Sora erwiderte diese nicht. Jedenfalls glaubte sie, dass sie sie nicht erwiderte. Tai war doch so ein guter Freund.

„Dann geh ich jetzt wohl besser“, sagte Tai und stand auf, als sie nichts erwiderte.

„Nein, warte!“, rief sie. Aus irgendeinem Grund stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie hatte das Gefühl, wenn sie ihn jetzt gehen ließ, wäre es noch schlimmer als vorher.

Er drehte sich um und sah sie an. Erschrocken riss er die Augen auf.

„Jetzt wein doch nicht“, sagte er und hob die Hände. „Weshalb weinst du?“

„Tai, ich... ich will dich jetzt nicht verlieren“, antwortete sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Aber du verlierst mich doch nicht“, erwiderte er verwirrt.

„Glaubst du denn nicht, dass das jetzt irgendwie blöd wird?“, fragte sie hilflos.

„Blöd? Naja, es wäre blöd, wenn du jetzt nicht mehr mit mir reden würdest, ja. Aber ich will genauso mit dir befreundet sein wie vorher“, erklärte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

Wie vorher. Das klang, als wäre etwas furchtbar Schicksalhaftes zwischen ihnen geschehen, das ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte.

„Ich will auch weiterhin mit dir befreundet sein“, antwortete sie und sah ihm in die Augen.

„Wo ist dann das Problem?“ Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er zuckte mit den Schultern. Er bemühte sich, die Situation ein wenig aufzulockern.

Sora lächelte und wischte sich noch einmal über die Augen. Dann umarmte sie Tai. Er drückte sie kurz an sich und sie ließen sich wieder los.

„Willst du zum Abendessen hier bleiben?“, fragte Sora.

Er schien kurz über das Angebot nachzudenken. „Warum eigentlich nicht?“
 

_
 

Eigentlich hatten Yolei und Kari sich bei Yolei zu Hause einfach eine Pizza in den Ofen schieben wollen, doch Yoleis Mutter hatte darauf bestanden, für sie zu kochen. Es war ein seltener Abend, an dem gerade alle von Yoleis Geschwistern Mantaru, Momoe und Chizuru zu Hause waren. Mantaru und Momoe wohnten bereits seit einer Weile nicht mehr zu Hause und waren gerade ein Wochenende zu Besuch. Chizuru jedoch ging noch zur Schule und war in der gleichen Klasse wie Matt, wenn Kari sich recht erinnerte.

„Guten Appetit!“, rief die ganze Familie Inoue wie aus einem Munde und alle begannen zu essen. Kari konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. Einerseits fühlte sie sich wie ein Eindringling in dieser lauten Familie, in der selbst beim Abendessen alle durcheinander schnatterten, doch andererseits fühlte sie sich auch herzlich aufgenommen. Alle waren ihr gegenüber sehr zuvorkommend.

„Willst du noch Reis, Kari?“, fragte Momoe freundlich und deutete auf die Reisschüssel vor sich.

„Nein, danke. Ich bin satt“, antwortete Kari höflich.

„Aber ich noch nicht“, rief Yolei, ließ sich den Reis reichen und schaufelte sich noch eine große Portion in ihre Schale.

„Yolei, kannst du dich nicht mal benehmen, wenn du Gäste hast?“, stichelte Chizuru und warf ihr einen angewiderten Blick zu.

„Ich hab halt Hunger“, verteidigte Yolei sich und fing unbeirrt an, ihre zweite Portion zu verdrücken.

„Kein Wunder, dass du immer noch keinen Freund hast“, meinte Chizuru schulterzuckend.

„Du hast doch selbst keinen“, warf Momoe ein und grinste Yolei an.

„Woher willst du das wissen?“, erwiderte Chizuru schnippisch.

„Ruhe jetzt! Niemand hat einen Freund!“, rief Herr Inoue und die Geschwister lachten. Auch Kari kicherte. Was für eine Familie...

Nach dem Abendessen verzogen sich Kari und Yolei in Yoleis Zimmer und Yolei hockte sich vor ihr DVD-Regal.

„Auf was hast du denn Lust?“, fragte sie langsam, während ihr Finger über die DVDs glitt.

„Hm. Was Witziges?“, schlug Kari vor.

„Okay.“ Yolei zog ein paar DVDs aus dem Regal und drückte sie Kari in die Hand. „Das sind meine witzigen. Such dir eine aus, mir ist es egal.“
 

_
 

Die Musik dröhnte in seinen Ohren und es war so laut, dass man sein eigenes Wort nicht einmal ansatzweise verstand. Es war noch nicht einmal gute Musik, sondern hauptsächlich Hip Hop. Zum wiederholten Mal an diesem Abend fragte Matt sich, was er eigentlich hier machte.

Shin hatte nach der Bandprobe nicht allein in diesen Club gehen wollen und da Matt sowieso nichts zu tun hatte, hatte er eher widerwillig zugesagt, doch nun stand Shin in einer Ecke und knutschte mit einem Mädchen, während Matt an der Bar saß, Bier trank und sich über die Musik ärgerte.

„Matt!“

Er drehte sich um, als jemand neben ihm seinen Namen schrie.

„Nagisa“, antwortete er und sie fiel ihm um den Hals, als wären sie enge Freunde. Er erwiderte ihre Umarmung nicht, sondern ließ sie stirnrunzelnd über sich ergehen, setzte aber sofort einen freundlichen Blick auf, als sie ihn losließ.

„Wie schön, dich zu treffen“, sagte sie strahlend. „Hast du Lust, mit mir tanzen zu gehen?“

„Nee, lass mal.“ Tanzen? Zu dieser Musik? War die noch zu retten?

„Oh, okay“, meinte Nagisa und setzte sich auf den Barhocker neben ihn.

„Du kannst ruhig gehen“, sagte Matt. Er hatte ohnehin keine große Lust, sich mit ihr zu unterhalten.

„Nein, nein. Du sitzt so allein hier, da will ich dich lieber unterhalten.“ Sie lächelte. „Mit wem bist du denn hier?“

„Shin. Aus meiner Band.“

„Achso? Wo ist er denn?“ Sie sah sich um und Matt deutete mit einem kurzen Kopfnicken in Shins Richtung.

„Oh.“ Sie grinste, als sie ihn mit seiner Flamme herumknutschen sah und drehte sich wieder zu Matt. „Ist ja sehr beschäftigt.“

„Mhm“, machte Matt und zuckte mit den Schultern. Er nippte an seiner Bierflasche, bis er bemerkte, dass Nagisa ihn beobachtete. Mit großen Augen sah sie ihn an. „Was ist?“

„Ich finde es toll, dich mal am Wochenende zu sehen. Sonst sehe ich dich nur in der Schule“, erklärte sie begeistert.

„Hast du denn in der Schule nicht genug von mir? Immerhin sitzen wir fast in jedem Fach nebeneinander.“

„Aber in der Schule hat man nie Gelegenheit, sich mal zu unterhalten“, erwiderte Nagisa schulterzuckend.

Zum Glück.

„Also. Wann habt ihr euer nächstes Konzert?“, fragte sie.

„Nächsten Freitag“, antwortete Matt kurz angebunden.

„Da hab ich Zeit“, verkündete sie und schien zu erwarten, dass Matt sich nun darüber freute.

„Yay“, antwortete er und bemühte sich, nicht sarkastisch zu klingen.

Sie lachte über seine Reaktion und legte dabei eine Hand auf sein Knie. „Schön, dass du dich freust.“
 

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„Das Essen war wirklich lecker. Aus dir wird mal eine gute Hausfrau“, sagte Tai scherzhaft, als er seine Stäbchen beiseite legte.

„Ich will aber gar keine Hausfrau werden“, erwiderte Sora lächelnd.

„Schade. Meine Mutter ist eine und kann nicht halb so gut kochen wie du“, antwortete Tai grinsend und Sora kicherte.

„Sei nicht so gemein“, sagte sie gespielt streng.

„Ich bin nicht gemein, ich bin ehrlich“, widersprach Tai schulterzuckend.

„Deine Mutter gibt sich bestimmt große Mühe“, entgegnete Sora nur und stand auf, um den Tisch abzuräumen.

„Sag mal, wo ist eigentlich deine Mutter?“, fragte Tai und stand ebenfalls auf, um ihr zu helfen.

„Bei meinem Vater in Kyoto. Sie verbringt das ganze Wochenende bei ihm“, antwortete sie und lächelte zufrieden.

„Wie schön“, sagte Tai und senkte den Blick. Unweigerlich musste er an seine Eltern denken. Wahrscheinlich stritten sie sich gerade wieder oder ignorierten sich. Vielleicht hatte Susumo Yagami aber auch wieder die Flucht ergriffen und verbrachte die Nacht irgendwo anders.

„Alles okay?“

Tai zuckte zusammen, als Sora auf einmal dicht neben ihm stand und ihn besorgt musterte.

„Ja, klar“, antwortete er schnell und setzte ein Grinsen auf.

„Dann hilf mir. Los.“ Sie drückte ihm die Pfanne in die Hand.

Gemeinsam sortierten sie das ganze Geschirr in den Geschirrspüler ein und waren im Nu fertig.

„Ich denke, ich mache mich dann mal auf den Heimweg“, sagte er ein wenig verlegen und kratzte sich am Kopf. Irgendwie hielt er es nun für unangebracht, noch länger bei ihr zu bleiben, nachdem sie wusste, was er für sie empfand.

„Okay“, erwiderte sie nur und nickte. „Ich bring dich noch zur Tür.“

Bei der Verabschiedung war sie es, die ihn umarmte. Er erwiderte ihre Umarmung, aber nur ganz kurz. Er wollte jetzt auf keinen Fall zu aufdringlich sein. Was hatte Matt noch gleich gesagt? Einfach weiter ihr Freund sein. Und ihr Komplimente machen.

Er musterte Sora und überlegte, was für ein Kompliment er ihr machen konnte. Tolle Haare? Schöne Augen? Hübsches Shirt? Ja, alles traf zu, aber passte das jetzt?

Unschlüssig stand er da und überlegte fieberhaft, was er sagen sollte, bis er ihren fragenden Blick bemerkte.

„Ähm... mach's gut“, sagte er schließlich und verließ die Wohnung.
 

_
 

„Mein Bauch tut schon weh vor Lachen“, stöhnte Kari und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als Yolei aufstand, um die DVD aus dem Player zu holen.

„Ja, ich hab dir doch gesagt, dass der witzig ist.“ Sie grinste und verstaute die DVD in ihrer Hülle. Anschließend ging sie zurück zu ihrem Bett und setzte sich neben Kari.

„Danke für den tollen Tag, Yolei. Es hat super viel Spaß gemacht“, sagte diese lächelnd und Yolei fuhr sich verlegen durchs Haar.

„Ich fand's auch toll. Das müssen wir öfter machen. Das nächste Mal können wir ja auch noch Sora und Mimi fragen. Nur wir Mädels.“

„Au ja, eine Pyjamaparty!“ Kari klatschte in die Hände und strahlte. „Das wäre toll.“

„Klar, ich bin auch dafür.“ Yolei grinste zufrieden. Da wusste sie ja schon, was sie als nächstes organisieren konnte. „Aber sag mal, Kari, du weißt, dass ich eine gute Zuhörerin bin, oder?“

Kari machte ein irritiertes Gesicht.

„Naja, ich meine, wenn dich irgendetwas bedrückt, ich höre gern zu. Also, du musst mit mir natürlich über nichts reden, wenn du nicht willst, aber du kannst es jederzeit, wenn du Lust hast. Auch mitten in der Nacht.“ Yolei lächelte schief. „Oder so ähnlich. So, was machen wir jetzt? Bist du schon müde oder ziehen wir uns noch einen Film rein?“

„Meine Eltern werden sich vielleicht trennen.“

Zunächst war Yolei völlig verdutzt und wusste nicht, was Kari meinte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie nun tatsächlich anfangen würde, über ihr Problem zu reden, wo sie doch nicht einmal T.K. etwas davon erzählt hatte.

„Ähm... bist du dir sicher?“, fragte Yolei verdattert.

„Sie streiten sich nur noch. Und wenn sie sich nicht streiten, dann ignorieren sie sich, was noch schlimmer ist“, erklärte Kari mit gesenktem Blick.

„Oh“, machte Yolei mitleidig. Da lag also der Hase im Pfeffer. Sie war nicht oft bei Kari zu Besuch gewesen, aber wenn, dann hatte sie immer das Gefühl gehabt, dass Karis Eltern ziemlich glücklich waren und gut zueinander passten. „Wie lange geht das denn schon?“

„Seit einer Weile schon streiten sie immer mal wieder, aber seit zwei Monaten ist es erst richtig schlimm“, antwortete Kari, seufzte und lehnte sich zurück gegen die Wand. „Mein Vater ist sogar schon ein paar mal weg gegangen und hat die Nacht in einem Hotel oder so verbracht.“

Yolei sah sie erschrocken an. Das klang gar nicht gut und dann war Kari auch noch so eine sensible Person. Kein Wunder, dass sie die letzten Wochen so unglücklich aussah.

„Habt ihr schon mal mit euren Eltern darüber geredet? Also du und Tai, meine ich.“

„Nein, nicht wirklich. Tai meint, die kriegen sich schon wieder ein, aber ich glaube, das sagt er nur, damit ich mir keine Sorgen mache.“

Ja, der Meinung war Yolei auch. Zwischen ihren eigenen Eltern krachte es auch manchmal, allerdings hatten die das immer sehr schnell geklärt und noch nie hatte einer von beiden die Nacht woanders verbracht.

„Vielleicht solltet ihr sie mal darauf ansprechen. Dass es für euch schwierig ist, wenn sie sich immer streiten“, schlug Yolei unsicher vor.

„Ich glaube nicht, dass das was bringt. Sie können sich ja nicht nur wegen uns zusammenreißen und versuchen, miteinander auszukommen“, erwiderte Kari kopfschüttelnd.

„Doch, ich finde schon. Ihr seid immerhin ihre Kinder“, widersprach Yolei bestimmt. „Und sie sehen doch sicher selbst, wie es dir damit geht, wenn sie sich so viel streiten.“

„Naja, zumindest wird ihnen aufgefallen sein, dass ich in der letzten Zeit wenig zu Hause war“, meinte Kari.

„Bestimmt“, stimmte Yolei zu.

Eine Weile schwiegen sie, bis Kari wieder das Wort ergriff.

„Es hat echt gut getan, es jemandem zu erzählen“, seufzte sie. „Danke, dass du mir zuhörst.“

„Ist doch klar, dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken.“

Viel eher noch hatte Yolei das Gefühl, sich bei Kari bedanken zu müssen. Immerhin bedeutete es, dass sie Yolei sehr vertrauen musste, wenn sie ihr etwas erzählte, was sie nicht mal ihrem besten Freund T.K. sagen wollte. Außerdem war Kari sowieso nicht der Typ Mensch, der gern über seine Gefühle sprach oder offen zeigte, wenn es ihm schlecht ging. So gesehen war es fast schon ein Kompliment für sie, dass Kari sich ihr anvertraut hatte.

„Du weißt, dass du das jederzeit machen kannst“, fügte Yolei noch hinzu.

Kari nickte und lächelte sie dankbar an.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß nicht, was ich sagen soll...
Hat ein bisschen länger gedauert, aber nun hab ich "Ferien" (in denen ich Hausarbeiten schreiben muss xD), aber auf jeden Fall komme ich jetzt wieder ein bisschen öfter zum Schreiben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  UrrSharrador
2013-08-13T18:17:33+00:00 13.08.2013 20:17
Here we go :D (Oder: jz muss ich endlich mal alles kommentieren, was ich in letzter Zeit gelesen habe^^')
Davis hat endlich seinen privaten Kinoabend mit Kari bekommen! Der Gute macht sich jz garantiert noch mehr Hoffnungen ... iwie schön, dass er auch mal was Positives abbekommt, nur wie es in weiterer Folge für ihn wird ... Aber Kari ist ja bis jz nicht offiziell mit jmd anders zusammen. Vielleicht bekommt er ja noch eine Chance ;D
Weils mir gerade wieder auffällt: Die schnellen POV-Wechsel machen es irrsinnig einfach zu lesen ;) Es wird einem nicht langweilig, weil immer wieder ein Schnitt drin ist und zum nächsten gesprungen wird. Und es kommt auch nie ein Szenenanfang, wo man sich denkt, nicht schon wieder der/die, das kriegst du super hin :)
Ich finde das Einkaufen von Kari und Yolei super^^ Und dann treffen sie auch noch Ken, und die Andeutung für die beiden, du weißt ja, wie ich das Pairing mag XD Werden wir von dieser Freundin von ihm auch noch iwas zu lesen bekommen?
Die Sache mit Joe hat Mimi auch gut eingefädelt^^ Ich bezweifle zwar, dass aus den beiden was wird, aber es ist iwie schön, dass Joe in Sachen Liebe nicht außen vorgelassen wird. Gut, dass du da einen OC dafür abkommandiert hast, von den anderen passt ja irgendwie nicht wirklich wer.
Die SMS-Konversation finde ich übrigens auch super :D Emoticons im Fließtext, yeah XD
Und Aussprache Tai/Sora, yes! Jetzt wird es hoffentlich besser mit den beiden. Ist ja schlimm sowas ... Ich finds nur witzig, dass Mimi ganz am Anfang sagt, klar, mit Tai befreundet sein geht trotzdem, während sie in deiner anderen FF genau diese Bedenken hatte XD
Hier will ich anmerken, dass ich am Handy gelesen habe, das beim Internet gern mal spinnt. Ich konnte das Kapitel allein nicht lesen, ich musste die ganze FF anklicken. Wegen der Anzahl der Wörter konnte ich auf der Scrollleiste nicht mehr sehen, wie viel ich effektiv noch habe, ehe das Kapitel aus ist. Und bei jedem Szenenwechsel hatte ich Angst, dass es nun aus sein würde XD Aber es kamen zum Glück noch ein paar^^
Matt kriegt ein wenig Stress, gut, das passt. Ich hatte, muss ich gestehen, vergessen, wer Nagisa ist, aber oho, Klassenkollegin! Das könnte ihm noch Probleme machen. Oder zumindest Ärgerlichkeiten.^^ Ah, aber musst du gerade hier mit seinem POV aufhören? XD
Und Kari hat es Yolei endlich erzählt. Jemanden zum Aussprechen zu haben, wird ihr guttun, ein kleines Licht am Ende des Tunnels für die meisten Charas gibt es also schon mal^^ Schön übrigens, dass du so viele Einzelschicksale in dieser FF zusammengepackt hast :)
Also dann - warte mal wieder gespannt auf alles Weitere :D
lg
Antwort von:  Juju
20.08.2013 21:51
Oh, danke für deinen Kommentar! Irgendwie hat Animexx das gar nicht angezeigt. Oder ich habs einfach übersehen... xD
Tjaaaa, was aus Kari und Davis wird... lass dich überraschen. xD Zu wünschen wäre es ihm auf jeden Fall, dass Kari sich endlich in ihn verliebt.
Vielen Dank für das Kompliment! Das finde ich wirklich super, dass ich das gut hinbekomme, das ist mir wichtig. :) Ich fand es nämlich die letzten Storys auch immer langweilig, nur aus der Sicht einer Person zu schreiben.
Hm, ob von Kens Freundin noch viel zu lesen sein wird, weiß ich noch nicht. :D Wahrscheinlich nicht allzu viel, aber bestimmt taucht sie noch mal irgendwie auf.
Ich mag Joe halt im Anime irgendwie so gern und da will ich ihm auch eine geben. Ich finde an sich, dass er und Mimi eigentlich ganz gut zusammen passen würden. Im Film gabs ja auch ne kleine Andeutung zu den beiden. ;)
Tja dass Mimi das sagt... es ist auch immer leichter, anderen solche Tipps zu geben als sie selbst zu befolgen. ;)
Hm oke, das versteh ich grad irgendwie nicht so ganz. :D Aber es freut mich, dass du es so schön findest, wenn du viel zu lesen hast. xD Das sagt mir, dass ich irgendwas richtig mache haha.
Jajaaaa, ich muss an einer interessanten Stelle mit Matts Sicht aufhören. Sonst liest ja keiner mehr weiter. :D :D
Ja, deshalb schreibe ich diese FF, weil ich einzelne Charaktere beleuchten wollte. Ich mochte es nicht, dass die Charaktere in meinen anderen Geschichten immer nur Nebencharas ohne Geschichte waren und einfach nur existierten. So ist es zwar schwer, weil man ja jedem irgendwie Stärken und Schwächen und Hintergründe verleihen muss, aber es macht trotzdem mehr Spaß. :) Aber schön, dass es dir gefällt.
Von:  Schaput31
2013-08-04T20:39:49+00:00 04.08.2013 22:39
und bei jedem Kap grüßt das Murmeltier^^ ... hi mal wieder

Sora kann einem schon Leid tun, wer kennt das Problem nicht, man will jemanden nicht als Freund verlieren, aber auch keine tiefere Beziehung ...
ich glaube Kari vermittelt mit ihrem Verhalten Davis nur falsche Hoffnungen ... sie sollten wirklich für klare Verhältnisse sorgen oder willst du die beiden etwa einander näher bringen^^ ...
Kari tut der Tag mit Yolei bestimmt richtig gut, bei dem was sie momentan so um die Ohren hat ...
ach ja Joe und Nami^^, na mal sehen was das noch wird ... der Kuppelversuch der Mädchen ist schonmal nicht schlecht verlaufen^^
ist Yolei da vlt etwas betrübt und eifersüchtig weil Ken mit einem anderen Mädchen unterwegs ist^^
Schön, dass sich Sora und Tai wieder vertragen haben ^^
ich glaube an Karis Stelle mit ihrer momentan zerrütteten Familie wären mir bei der fröhlichen Stimmung der Inoues die Tränen gekommen ...
Yay ... Matts nächstes williges Opfer wäre dann wohl gefunden ...
Schön, dass Kari es endlich jemandem erzählen konnte, eine Freundin der man sich anvertrauen kann ist wirklich Gold wert ^^

das Kapitel hat mir wirklich sehr gut gefallen, bisher eines meiner Lieblingskaps^^
wir sehen uns dann bei Kap 11 ^^
Antwort von:  Juju
20.08.2013 21:53
Danke für deinen Kommentar! Ganz vergessen zu antworten. :O
Ja, also die Stellen mit Kari und Yolei haben mir beim Schreiben viel Spaß gemacht. Kari brauchte echt mal Ablenkung.
Aber Kari und Davis hm... ^^
Wow, eins deiner Lieblingskapitel? So gut war es? :D Hätte ich jetzt nicht gedacht haha. Aber freut mich!
Antwort von:  Schaput31
09.09.2013 11:46
na warum denn auch nicht^^, also ich mag deinen Schreibstil sehr gern^^
Von:  Mayachan_
2013-08-02T19:52:05+00:00 02.08.2013 21:52
halli hallo
das kap war wie imma sehr schön
Yolie und kari shoppen bis der arzt kommt , ach nein Ken war ja da XD
der hat ne wette verloren? cool find ich toll
Bin gespannt wie es bei sora und tai weiter gehen wird und ob matt und sora das miteinander klären

mach schnell weiter
grüüüße Mayachan
Antwort von:  Juju
02.08.2013 22:00
Danke für deinen Kommentar, wie immer. ;)
Hm, also Matt und Sora werden nicht so viel miteinander klären, weil Matt, wie ja schon ein paar Kapitel vorher zusammen mit Joe gezeigt wurde, nicht so der Typ ist, der lange an Auseinandersetzungen denkt. Für den ist das schon wieder gegessen. :P
Von:  _Like_a_Boy_
2013-08-02T12:30:30+00:00 02.08.2013 14:30
yuppi..witer so...yeah...nimmt moch wunder wie es mit sora und tai weiter geht...die sind soo süss...
Antwort von:  Juju
02.08.2013 21:59
Danke für deinen Kommentar. ;)
Von:  dragonfighter
2013-08-02T00:50:34+00:00 02.08.2013 02:50
Yay es geht weiter !
Ich freu mich ya so
Wider mahl ein supi kapi
Armer tai wenn man bedenkt wie sehr seine eltern sich streiten
Das will man sich nicht mahl vorstellen
Naja ich hoffe trotzdem das sora bald Tais gefühle erwiedert
Schreib schnell weiter

Dragonfighter
Antwort von:  Juju
02.08.2013 21:59
Danke für deinen Kommentar.
Mir tut Tai auch nach wie vor sehr Leid und es wäre ihm wirklich zu hoffen, dass Sora endlich erkennt, dass er ihr Traummann ist. :D
Von:  Taiora87
2013-08-01T22:39:55+00:00 02.08.2013 00:39
Dachte schon du machst ne schöpferische Pause , aber jetzt geht's ja endlich weitet .
Antwort von:  Juju
02.08.2013 21:58
;) Ja, endlich. Das nächste ist auch schon in Arbeit.


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