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Schneeflocken

Eine Reise
von

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Herbst

Und wie die Tage kürzer wurden und kälter, da wurde dem Flöckchen, das keines mehr war und auch kein Regenbogen mehr, klar, dass der Sommer nun sein Ende nahm, doch den Wind hatte sie noch immer nicht wiedergefunden. Sie sah zu, wie der Löwenzahn, den sie gepflanzt hatte zur Pusteblume wurde und nur darauf wartete, dass eine Brise kam, die ihn fortwehte. Doch die Brise kam nicht.
 

Und wie es Herbst wurde, so endete ihre Zeit als Saat und nicht mehr wuchs, wo sie lachte. Und wieder vergingen die Tage, ohne, dass sie wusste, was ihre Aufgabe war, bis sie eines Nachts bei einem alten Mann auf der Veranda saß, der allein und ohne Zuhörer von seinem Leben erzählte. Und sie lauschte ihm, bis der Morgen kam, auch als der Mann die Augen geschlossen hatte und sich nicht mehr regte lauschte sie noch.
 

Und dann spürte sie, wie sie zerfaserte. Wie ihr Körper wuchs und wuchs, ohne sich zu verändern, bis sie einen langen Mantel um sich trug. Grau und durchsichtig. Und da wurde ihr klar, sie war nun der Nebel. Und wie sie dasaß, sah sie wie plötzlich etwas aus dem alten Mann heraus aufstieg und ihren Mantel zum wehen brachte. „Wo bin ich?“, fragte die raue Stimme, der sie so viele Stunden lang gelauscht hat. Sie stand auf und reichte ihm die Hand. „Du bist gestorben“, meinte sie leise und folgte seinem Blick, wie er zurückschaute, auf seinen alten Körper. „Und sie haben mich alle allein gelassen“, seufzte er und die Traurigkeit in seiner Stimme wog schwer. „Ich war die ganze Nachte bei dir, Bruder“, flüsterte sie und wies ihm eine Richtung. „Lass uns ein Stück gehen.“
 

Und sie führte ihn ein Stück den Weg zurück, den sie im Sommer gegangen war. Sah mit einem Lächeln, wie er die Blumen verwehte und ihren Umhang säuseln ließ. Wie er ein paar Blätter von den Bäumen mit sich trug und die Windspiele klirren ließ. „Was sind wir?“, fragte er, nachdem sie eine Weile still nebeneinander her gegangen waren. Sie wartete einen Moment und schloss die Augen, wie um sich zu erinnern. „Ich bin der Nebel und du bist der Wind“, flüsterte sie und sah den alten Mann an. „Und warum sind wir hier?“, fragte er und blieb plötzlich stehen. „Weil die Welt uns noch nicht gehen lassen wollte“, wiederholte sie, was der alte Wind einmal zu ihr gesagt hatte, „damit wir sehen, wie schön sie eigentlich ist.“ Der alte Mann lächelte. „Ob sie mittlerweile bemerkt haben, das ich fort bin“, sprach er mehr zu sich selbst als zum Nebel.
 

„Wir hier sind alle eine Familie, wir alle sind wichtig… wir alle haben eine Aufgabe“, sprach sie leise weiter und lächelte den Mann an. Dessen Blick zurück gerichtet war und der mit großen alten Augen sah, wie er die Welt um sich in Bewegung brachte. „Du bist der Wind, im Sommer kühlst du die Welt, im Herbst, lässt du die Drachen tanzen, im Winter hebst du den Schnee in den Himmel und im Frühling trägst du die Pollen über die Erde“, erzählte sie weiter, „Du kannst gehen wohin du willst. Aber all deine Brüder und Schwestern hier brauchen dich um ihre Aufgaben zu erfüllen.“ „Der Wind also…", wehte der Mann und säuselte um den Nebel herum.
 

Und den ganzen Herbst begleitete der Nebel den neuen Wind auf seinem Weg. Sah als Raureif zu, wie der die Drachen am Himmel tanzen ließ und seufzte leise, wenn der Abend kam und sie über die Bäume streiften um ihr Kleid leichter zu machen. Und sie erzählten einander viele Geschichten von diesem Leben und dem davor.
 

Und als der Nebel spürte, dass der Frost begann und die Wolken dunkler wurden, da spürte sie, dass sie ihre letzte Aufgabe erfüllt hatte. Sie spürte wie die ersten Tage des Winters begannen und wie sie verblasste. Und sie erinnert sich noch gut an jenen Tag an dem sie den neuen Wind anlächelte und ihm mit den Worten verabschiedete: „Ich denke dir, aber jetzt ist es Zeit für mich zu gehen. Nur eine Sache möchte ich mir wünschen. Ich habe so viel von der Welt gesehen, viele lachende und weinende Gesichter und ich habe gesehen wie schön die Welt sein kann. Bitte, mach auch du die wenig freundlicher…“
 

Und mit diesen letzten Worten verschwand sie aus der Welt und hinterließ sie ein wenig schöner.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und so endet die Reise...

Ich möchte diese Geschichte nachträglich allen Menschen widmen, die einen Lieben vermissen müssen. Und ich hoffe inständig, dass der ein oder andere hierin ein Stückchen trost finden kann.

Noch immer würde ich mich freuen eure Meinung zu lesen und eure Ratschläge gern annehmen, auch wenn ich an dieser Geschichte nichts mehr ändern werde. (Außer ggf. Rechtschreibfehler ausbessern.)

Ich bin mit dieser Geschichte zufrieden, wie sie ist und ich freue mich über jeden umso mehr, der das genauso sieht. Komplett anzeigen

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