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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Gefasst

Kapitel 47

Gefasst

 

 

Endlich! Der Weg zur kleinen Hütte war doch länger gewesen als gedacht. Dumm war auch gewesen, dass Vaughn in der Dunkelheit (das spärliche Licht seiner Taschenlampe reichte dafür nicht aus) eine tiefe Mulde, die sich direkt vor ihm aufgetan hatte, nicht gesehen hatte. Somit landete er unvorbereitet auf allen Vieren und musste einen Schmerzenslaut unterdrücken. Denn seine Vermutung, dass Denny und Chelsea in dieser Hütte waren, könnte schließlich noch bestätigt werden. Aufgrund eines solchen Zwischenfalls möchte er sich keineswegs selbst verraten. Dann wäre die ganze Aktion umsonst gewesen.

Mühsam rappelte er sich wieder auf. Da seine Taschenlampe noch Licht spendete, konnte er diese leicht finden. Nach den ersten zwei Schritten spürte er derbe sein linkes Knie. Allerdings hatte er zum Nachsehen keine Zeit. Diesen Sturz verfluchte er bereits, weil er ihm wertvolle Sekunden gekostet hatte.

 

Zwar schmerzte sein Knie mit jedem weiteren Schritt mehr, den er ging, doch er ließ sich davon nicht aufhalten. Chelsea war schon zu lange verschwunden und er fühlte, wie seine Sorgen um sie stärker wurden. Er wollte sie endlich wieder in seinen Armen wissen, wo sie sicher wäre und niemand ihr jemals wieder schaden könnte. Sobald er sie in Sicherheit wusste, würde er jeden Tag ein Auge auf sie haben, damit so etwas nicht noch einmal passieren konnte. Und wenn ihr Vater immer noch was gegen ihn haben sollte, würde er schon einen Weg finden, um ihm klar zu machen, dass er nur die besten Absichten mit Chelsea hatte. Definitiv würde er sich auf ihn verlassen können. Niemals könnte er seiner geliebten Chelsea etwas Bösen wollen, geschweige denn antun. Niemals.

 

Nur noch wenige Schritte bis zu seinem Ziel. Er konnte deutlich die Tür vor sich ausmachen und streckte bereits seine Hand zum Türknopf aus, als ein Wimmern aus dem Inneren der Hütte an seine Ohren drang.

 

+++++
 

Einen letzten Schluck nahm Denny von seinem Bier und stellte es zufrieden auf dem Tisch vor ihm ab. Eine junge Frau räkelte sich lasziv auf seinem Schoß. Im Laufe der letzten Stunde war die Kneipe bersten voll geworden. Niemand störte sich an dem Treiben, welches in der hintersten Ecke des Raumes stattfand. Zumal einige der Anwesenden, dasselbe taten oder noch im weiteren Verlauf des Abends aus waren. Schließlich war die Kneipe berühmt für  seinen anzüglichen Ruf. Denny wusste, was die Frau an seinem Lendenbereich von ihm wollte. Die weiblichen Rundungen heizten ihn auch gehörig ein. Dennoch hielt er sich zurück. Bis zu einem gewissen Grad ließ er die Verführung zu, doch er war an diesem Abend noch auf etwas anderes aus, weswegen er, nachdem er sein Bier geleert hatte, die Frau bestimmt an der Hüfte packte und von seinem Schoß hob.

Irritiert starrte sie ihn an, aber er gab mit einem deutlichen Kopfschütteln zu verstehen, dass es mit ihnen beiden nichts werden würde und sie sich jemand anderen für ihre Spiele suchen sollte. Empört und sichtlich beteiligt, schnappte die aufgebrachte Frau ihren Mantel und ihre Handtasche, streckte Denny noch eine obszöne Geste entgegen und stapfte wütend davon.

 

Denny grinste über soviel Dramatik. Hin und wieder mochte er es Frauen dermaßen zu verärgern. Aufgrund seiner Eitelkeit wusste er genau, wie er auf Frauen wirkte, ganz besonders auf den Typ Frau, wie diese junge Dame, die soeben ein neues Ziel auserkoren hat. Daran war auch nichts zu ändern, bzw. wollte der junge Mann daran nichts ändern. Er spielte gerne raffinierte oder viel mehr intrigante Spiele, wobei es darum ging, Frauen für seine Bedürfnisse zu benutzen.

 

Die Zeit war schon recht weit fortgeschritten. Seine Gedanken wanderten wieder zu Chelsea, die er halbnackt in der Hütte zurückgelassen hatte. Ein perfides Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Er war sich absolut sicher, dass niemand aus ihrer Familie oder ihre Freunde auf die Idee kommen würden, ihre Vermisste so nah an ihrem eigenen zu Hause zu suchen. Manchmal überraschte ihn seine eigene Intelligenz, die ihn immer wieder aufs Neue bewies, was für ein hinterhältiger Kerl er doch war.

 

Nachdem er einen Schritt vor die Kneipe gesetzt hatte, stellte er doch überraschend fest, dass es kälter geworden war, als er angenommen hatte. Er wusste nicht, wie warm es jetzt noch in der Hütte sein würde und wollte lieber schneller zurückeilen als er eigentlich vorgehabt hatte. Denn ein kleiner Spaziergang hätte seine Vorfreude auf das Kommende noch erhöht. Jedoch wollte er nicht dafür verantwortlich sein, dass Chelsea wohlmöglich krank werden sollte oder Schlimmeres. Immerhin brauchte er sie gesund und munter. Es hatte ihn schon mehrfach in Erstaunen versetzt, dass er die geplante Entführung wirklich durchgezogen hatte. Anfangs war es bloß eine Gedankenspielerei gewesen, die seine Rachegedanken befriedigen sollte. Denn sein Stolz war doch sehr angeknackst gewesen. Dennoch sollte kein unbeabsichtigter Mord auf seinen Schultern lasten.

 

Er gab zu, dass er kein ehrlicher Mensch war. Lügen, Betrügen und Dokumentenfälschung, damit konnte er alles leben. In seinen Augen waren es kleinere Vergehen, die er je zu seinen Gunsten passend auslegte. Sein jungendliches Aussehen half ihm bei dem einen oder anderen Plan. Gerade jungen, heranwachsenden Frauen konnte er kaum widerstehen. Sie waren so leicht zu beeinflussen und noch so unschuldig, die die harte Realität erst noch kennen lernten. Sie waren sehr naiv. Genau das, was er brauchte, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.

 

Selbstverständlich war ihm ebenfalls bewusst, dass er sich nach dieser Tat, in dieser Stadt nicht mehr ohne Weiteres blicken lassen konnte. Zwar gefiel ihm, dass er Vaughns Polizeiakte mit ins Spiel gebracht hatte, aber selbst wenn Chelseas Vater noch so einen großen Groll gegen Vaughn hegen sollte, er würde aussagen, dass Denny auf seinem Hof zur Tatzeit gewesen war und nicht Vaughn. Außerdem kam Entführung in Vaughns Vergangenheit nicht vor. Nun mehr war es eine unausweichliche Tatsache, dass er, Denny, verschwinden musste, sobald diese Sache gelaufen war. Allerdings kümmerte es ihn wenig. In den letzten Jahren war er häufiger von Stadt zu Stadt gezogen, weswegen ihn dieser Umzug auch nichts ausmachen würde. Hübsche, unschuldige, naive Frauen gab es überall. Ihm würde also nicht so schnell langweilig werden. Und den eigenen Namen zu ändern, war nun wirklich ein Kinderspiel für ihn.

 

Wenige Meter trennten ihn noch von seinem kleinen Transporter, indem er Chelsea zuvor transportiert hatte. Ein kalter Windhauch wehte ihm direkt ins Gesicht. Aus diesem Grund zog er seine Kapuze enger ins Gesicht. Dadurch entging ihm aber auch, dass sich einige finstere Gestalten, aus einer Nebengasse, ihm bedrohlich näherten.

 

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Auf Andreas Anwesen war alles mucksmäuschenstill. Jeder der Anwesenden hing seinen eigenen betrübten Gedanken nach und hoffte auf ein baldiges Zeichen von Vaughn, der sie alle mit einer frohen Botschaft überraschen würde. Andauernd warf Nathalie einen Blick zum stummen Telefon und betete inständig, dass es jede Minute anfangen würde zu klingeln. Bisher jedoch vergebens.

Das letzte Mal, als das Telefon in Betrieb gewesen war, hatte Mirabelle mit Mark telefoniert. Bis zu diesem Moment war Mark in Unkenntnis gelassen wurden, aber da inzwischen mehrere Stunden nach Chelseas Verschwinden vergangen waren, hielt sie es für das Richtige ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Die Freundinnen und Elliot hatten Marks tobende und besorgte Stimme durch den Hörer gehört gehabt. Irgendetwas war im Hintergrund zu Bruch gegangen und er versprach so schnell wie möglich zu kommen.

 

Von da an war es gespenstisch still im Haus gewesen. Niemand sprach oder rührte sich. Über Lanas Gesicht lief hin und wieder eine einzelne Träne, die Elliot jedes Mal mit seiner Hand wegwischte, da das junge Paar eng aneinander geschmiegt auf dem großen Sofa saß, um sich gegenseitig Halt zu geben. Ganz besonders für Lana. Julia saß mit ihrer Mutter Hand in Hand auf der anderen Seite. Nur Nathalie saß an der Wand zum Telefon und wartete geduldig. Dass sie solange ruhig bleiben konnte, war ihr unbegreiflich, aber diese Misere war zuvor auch niemals da gewesen. Ungewöhnliche Situationen erforderten eben ungewöhnliche Maßnahmen und die junge Frau dachte zum ersten Mal in ihrem Leben ausschließlich an jemand anderen. Ihre eigenen Sorgen und Nöte waren wie weggeblasen. Eine absonderliche Tatsache, die sie zuvor noch nie erlebt hatte.

 

Weitere endlose Minuten vergingen, in denen nichts Neues passierte. Der Mond schien inzwischen hell am schwarzen Himmel und vereinzelte Wolken verdeckten ihn hin und wieder komplett.

Der Zeiger rückte stetig weiter. Das Ticken der großen Standuhr an der Wand im Raum wurde immer lauter. Das einzige Geräusch, das davon zeugte, dass die Welt nicht stehen geblieben war, obwohl es den Anwesenden ohne Ausnahme so vorkam.

Lange war nur die Uhr zu hören gewesen mit ihrem gleich bleibenden Rhythmus Tick-Tack, Tick-Tack.

 

Doch dann schrillte das Telefon. Jeder fuhr ruckartig zusammen und erhob seinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch so plötzlich kam. Nathalie war schon auf den Beinen, als  Andreas panisch angerannt kam und Nathalie endlich den Hörer abnehmen konnte.

 

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Vaughn hatte keine Sekunde gezögert, als er die Tür geöffnet hatte, die erstaunlicherweise nicht verriegelt war, und hechtete mit großen Schritten zur bibbernden Gestalt auf dem Bett, die keine andere als Chelsea war.

Die junge Frau hatte die Tür gehört, war aber zu schwach um sich in diese Richtung zu drehen. Ihr ganzer Körper war eiskalt. Ihre Lippen waren mittlerweile blau gefärbt, verkrustetes Blut klebte an ihnen, da sie versucht hatte, das Seil an ihren Händen zu durchbeißen, was ihr nur mäßig gelungen war. Keuchend kam ihr Atem, der einen Nebel vor ihrem Mund bildete.

 

Der junge Mann handelte schnell. Der Anblick den Chelsea ihm bot, gefiel ihm ganz und gar nicht und ließ noch mehr Sorgen in ihm aufsteigen. Ein Blick durch den Raum bestätigte ihm, dass Denny nicht da war. Einigermaßen erleichtert darüber, hob er Chelseas Kleidung vom Boden auf und eilte neben ihr ans Bett. Sanft streichelte er ihr über das Gesicht und redete behutsam auf sie ein. Diese regte ein wenig ihr Kinn und konnte in die klaren violetten Augen ihres Freundes sehen.

 

„Vaughn…“ Chelseas Stimme war ein sehr schwaches Flüstern.

„Sei still. Ich bin jetzt bei dir. Alles wird wieder gut.“

 

Rasch entfernte er das Seil von ihren Händen und zog sie so schnell es ging wieder an. Allerdings tat Chelsea jede Bewegung weh, da sie sich seit einiger Zeit gar nicht mehr gerührt hatte, weil ihr so kalt geworden war und sie der Mut auf Rettung vor kurzem verlassen hatte. Doch mit viel Reden und Körperwärme schaffte es Vaughn Chelsea komplett anzuziehen. Nachdem das erledigt war, hob er sie vorsichtig hoch und befahl ihr, ihre Hände um seinen Nacken zu legen. Dankbar über die körperliche Wärme schmiegte sich Chelsea an seine Brust. Zuvor hatte Vaughn seine eigene Jacke geöffnet, damit sie besser seine Körperwärme aufnehmen konnte.

 

Trotzdem beeilte sich Vaughn, um aus dieser bitterkalten Umgebung zu entkommen. Sobald er an seinem Auto angekommen war, startete er sofort den Motor und schmiss die Heizung an. Ohne auf die vorgeschriebene Tempobegrenzung zu achten, raste Vaughn zum nahegelegenen Krankenhaus und hoffte, dass das Benzin dafür noch ausreichte.

 

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„Wer war das, Nathalie? Gibt es Neuigkeiten von Vaughn?“ Stürmten die Fragen auf das pinkhaarige Mädchen ein, die soeben das Telefonat beendet hatte.

„Das war Sabrina.“

„Sabrina? Wie…was? Was hat sie gesagt?“, stotterte Julia.

„Sie und ihr Vater haben die letzten Stunden nach Denny gesucht und ihn vor wenigen Minuten in der Stadt nahe einer Kneipe gefunden. Er wollte gerade in sein Auto steigen und zu Chelsea fahren, als er von einigen Männern, die Regis angeheuert hatte, überrumpelt wurden war. Nach harten Androhungen hat Denny alles gestanden und verraten, wo er Chelsea versteckt hatte. Regis und Sabrina sind auf dem Weg dorthin und Denny wird in diesem Moment der Polizei übergeben.“

 

Erleichterung machte sich  breit. Andreas stützte sich atemlos an der Wand ab und flüsterte ununterbrochen den Namen seiner Tochter. Mirabelle ging zu ihm und legte tröstend ihre Hand auf seine Schulter und redete erleichtert auf ihn ein. Die Freundinnen umarmten sich innig und ließen ihren Freudentränen freien Lauf.

 

In dieser glücklichen Stimmung klingelte erneut das Telefon. Mit der festen Überzeugung, dass das wieder Sabrina sein würde, um ihnen mitzuteilen, dass sie Chelsea wohlauf gefunden haben, nahm Nathalie ein zweites Mal mit einem Lächeln den Hörer ab. Augenblicklich verstummte ihr Lächeln, als sie registrierte wer dran war und was dieser jemand ihr mitteilte. Julia bemerkte als Erste Nathalies Stimmungsumschwung.

 

„Nathalie? Wer war das?“

 

Langsam drehte sich die Angesprochene zu ihren Freunden um. Ihre Miene war aschfahl.

 

„Das war Vaughn. Er hat Chelsea gefunden und ins Krankenhaus gefahren. Ihr geht es nicht gut…“



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