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Harvest Moon - The Distance Between Us

Chelsea&Vaughn
von

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Regis handelt

Kapitel 44

Regis handelt

 

 

Sabrina saß wie betäubt auf dem Toilettensitz und starrte das Röhrchen in ihrer Hand an. Sie hatte es geahnt und bereits gewusst, dass es soweit kommen würde. Dass das Zusammensein mit Tom die Folge sein würde. Doch, dagegen unternommen hatte sie nichts. Seit der letzten Feier bei ihr zu Hause, hatte sie Tom auch nicht wieder gesehen gehabt. Gemeldet hatte er sich ebenfalls nicht, was sie nicht im Geringsten überrascht hatte. Er hatte lediglich seinen Spaß mit ihr gewollt, um ein körperliches Vergnügen an ihr zu stillen. Nun, das hatte er getan. Sogar zweimal und Sabrina hatte sich nicht getraut, sich zu wehren.

 

Warum eigentlich nicht? Jetzt, in diesem Moment, wo sie das Resultat in ihren Händen hielt, schien es ihr so abwegig, als wäre sie nicht sie selbst gewesen. Warum hatte sie sich nicht gewehrt? War es die Angst vor Tom oder viel eher vor ihrem Vater gewesen? Jedoch, warum glaubte sie, dass sie Angst vor ihrem Vater hierbei haben musste? Immerhin war es offensichtlich gewesen, dass Tom sie bedrängt hatte und ihr buchstäblich keine andere Wahl gelassen hatte, als mit ihm zu schlafen. Ein Missbrauch war somit ausgeschlossen. Denn Sabrina war noch viel zu jung und vor allem unerfahren gewesen, um die Situation erfolgreich alleine abweisen zu können.

 

Die Angst für ein mögliches Fehlverhalten ihrerseits bestraft zu werden, war größer gewesen, als sich ohne Verhütung beim ersten Sex, spätestens nachdem zweiten Mal schwängern zu lassen. Welch Ironie, dabei hat eine Schwangerschaft viel größere und weitreichendere Konsequenzen, als eine Strafpredigt vom eigenen Vater.

Was sollte sie also tun? Das Kind bekommen oder es abtreiben lassen?

 

Bisher hatte Sabrina andere Mädchen, die in Teenagerjahren ein Kind bekamen, nicht verstehen können, warum sie so leichtfertig mit Sex in ihrem Alter umgehen konnten, ohne eine entsprechende Verhütung. In diesem Augenblick empfand Sabrina Verständnis für diese Mädchen, wobei ihr natürlich klar war, dass die Rahmenbedingungen in jedem Fall unterschiedlich sein konnten. Doch Sabrina war seit jeher gegen jede Art von Mord. Den Embryo in ihrem Unterleib zu entfernen, das konnte und wollte Sabrina nicht. Schließlich hatte Sabrina den Fehler in diesem Fall begangen und nicht das ungeborene Kind.

 

Selbstverständlich wusste sie, dass sie es ihrem Vater beichten musste, und sie wusste, dass es keine leichte Aufgabe werden würde. Entschlossen stand Sabrina auf, warf das positive Testergebnis in den kleinen Mülleimer neben der Toilette, wusch sich gründlich ihre Hände und sah in ihr eigenes Spiegelbild.

 

Zwar waren ihre Augen rotgeschwollen, da sie endlos viele Tränen vergossen hatte, aber sie konnte ziemlich deutlich das Leuchten in ihren Augen aufblitzen sehen. Ihre Haare waren zerzaust und hingen wirr über ihren Schultern, doch ihre Augen strahlten ununterbrochen. Ein letztes Mal holte Sabrina tief Luft und wusste genau, was sie nun zu tun hatte.

 

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Vaughn fuhr wie ein Besessener durch die Gegend und hielt krampfhaft Ausschau nach einem möglichen Anhaltspunkt, der etwas über Chelseas Verbleib verraten könnte. Eine halbe Stunde war vergangen, als er von Andreas Hof gefahren war und mit jeder Minute die verging, machte er sich zunehmender Sorgen. Er befürchtete, dass es möglicherweise schon zu spät sein könnte, doch daran wollte er nicht denken. Allerdings war nicht zu leugnen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie lange Chelsea bereits in den Händen dieses Verbrechers war. Er hoffte inständig, dass sie noch wohlauf war und Denny noch nicht die Zeit hatte, sich an Chelsea zu vergehen.

 

„Verrate mir, wo du bist Chelsea.“, flüsterte Vaughn und nahm die nächste Linkskurve.

 

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Ein Donnerwetter brach in Regis Anwesen aus. Sämtliche Bedienstete verhielten sich mucksmäuschenstill und wagten es nicht in die Nähe von Regis Büro zu gehen, in dem der Herr seit einer Viertelstunde ununterbrochen rasend vor Wut tobte.

Zuerst war er von seinem Stuhl aufgesprungen, war mit Fragen über seine Tochter hergefallen. Dann rief er bei seinem langjährigen Freund an und verlangte dessen Sohn, der ihm Rede und Antwort stehen sollte. Danach sprach er wieder mit dessen Vater, wobei Regis seinem Gegenüber ständig ins Wort fiel. Er verkündete, dass ihre Freundschaft vorbei wäre und sich sein Sohn warm anziehen müsse, denn er würde sich ihn noch vorknöpfen.

 

Sabrina saß wahrenddessen auf einem Stuhl gegenüber vom Schreibtisch und hatte ihre Hände, wie zu einem Gebet, ineinander verschränkt. Stumm hörte sie ihrem tobenden Vater zu und ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen.

 

Als Regis endlich mit seinem Telefonat fertig war, setzte er sich erschöpft an seinen Schreibtisch und bedachte seine Tochter mit einem finsteren Blick.

 

„Wieso warst du nicht zu mir gekommen und hast mir von diesem Tom erzählt?“ Regis sprach diesen Namen wie eine ansteckende Krankheit aus. „Wie er wirklich ist und was er von dir verlangt hat?“

„Ich hatte Angst.“, gab Sabrina ein wenig traurig, aber mit fester Stimme zu. „Angst vor Tom, dass er eventuell gröber mit mir umgehen würde, wenn ich nicht mitmachte. Auf der anderen Seite hatte ich auch Angst vor dir, Vater. Ich wusste nicht, ob du mir glauben würdest, weil du mit seinem Vater bereits mehrere Jahre befreundet bist. Ich wollte nicht, dass du schlecht über ihn denkst. Immerhin war es sein Sohn gewesen, der mir das angetan hat und nicht sein Vater. Außerdem muss ich zugeben, Vater, dass dein Wort in unserem Haus Gesetz ist. Du wolltest von Anfang an, dass ich eine Verbindung mit Tom eingehe, die unsere Familien miteinander verbinden sollte. Warum auch nicht? Der Grundgedanke war kein schlechter von dir. Aber, weißt du, Vater, ich vermisse meine Freunde. Ich vermisse Chelsea, Nathalie, Julia und Lana und meine alte Schule. Mit ihnen konnte ich lachen, Spaß haben und zusammen lernen. Hier, zu Hause, kann ich nur lernen. Ich fühlte mich einsam, seitdem du mich von der Schule genommen und mich von meinen besten Freunden entfernt hast. Die Privatschule ist nicht der richtige Ort für mich. Die Leute dort sind viel zu überheblich und oft so steif, so förmlich, dass ich mich dort alles andere als wohl und willkommen fühle. Vielleicht hatte ich bei Tom auf diese Art Nähe gesucht, die ich schmerzlich vermisse. Ich gebe zu, dass es nicht richtig war, dass ich mich nicht gewehrt hatte, aber ich war, ich fühle mich seit Wochen allein. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte, um dieser Einsamkeit zu entgehen.“

 

Lange und intensiv schaute Regis seine Tochter an und konnte nicht anders, als Stolz für sie zu empfinden. Er sah ihr an, dass sie alles andere als glücklich war, doch sie bewies ihm gegenüber eine Stärke in dieser Situation, die ihn mit gewaltigem Stolz erfüllte. Obwohl Sabrina die Leidtragende aus dieser Misere war, blieb sie standhaft, sah ihm offen ins Gesicht und teilte ihm ihre Meinung mit. Ihre Ehrlichkeit erfreute und beschämte ihn zugleich. Er hatte nicht gewusst, wie streng sein Verhalten, seine Erziehung wirklich war und das seine einzige Tochter Angst vor ihm gehabt hatte. Bisher ging er davon aus, dass es Respekt war, aber keine Angst. Wie sehr er sich getäuscht hatte, dass sah er jetzt und er musste es wieder gut machen.

 

„Es tut mir Leid, mein Kind.“

 

Regis hatte sich von seinem Platz erhoben und seine Tochter liebevoll in den Arm genommen.

„Ich hatte keine Ahnung, wie einsam du bist. Das soll sich rasch wieder ändern. Wenn es dir so wichtig ist, dann sollst du wieder auf deine alte Schule mit deinen Freunden gehen und mit ihnen zusammen Spaß haben. Denn ich hoffe, du glaubst mir, dass ich nur das Beste für dich wollte. Ich war so überzeugt von meinen Idealen und Ansichten gewesen, dass ich es versäumt hatte, dich nach deiner Meinung zu fragen und ob du es genauso willst.“

„Ich liebe dich, Vater.“, schluchzte Sabrina und begrub ihr Gesicht an Regis Brust.

 

In diesem innigen Moment schrillte das Telefon. Genervt von dieser Störung nahm Regis den Hörer ab und blaffte unfreundlich in den Hörer. Doch, als er hörte wer dran war und was ihm gesagt wurde, wurde er schnell wieder ernst.

 

„Was ist passiert?“, fragte Sabrina nachdem sie das versteinerte Gesicht ihres Vaters sah.

„Chelsea.“, antwortete er.

„Was ist mit ihr?“

„Mirabelle hatte soeben angerufen. Chelsea wird seit einer Stunde vermisst.“

„Oh Gott!“, rief Sabrina aus und schlug sich ihre Hände vor dem Mund. „Wie ist das passiert? Was hat dir Mirabelle alles gesagt?“

 

Ruhig berichtete Regis, was Mirabelle ihm erzählt hatte. Während der Erzählung war Sabrina zunehmend bleicher geworden.

 

„Wir müssen etwas tun, Vater!“ Entschlossen ballte Sabrina ihre Fäuste und reckte ihr Kinn. „Dieser Mistkerl muss bestraft werden. Bitte, Vater, lass uns an der Suche beteiligen.“

 

„Wir machen uns sofort auf dem Weg.“



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