Ending
Gebannt verfolgte Rei das letzte Beybladematch des heutigen Tages.
Er fieberte gerade doppelt so viel mit und das nicht nur weil es jemand aus seinem Team war, sondern weil es Kai war.
Seinen eigenen Kampf hatte er bereits hinter sich und konnte mit einem Sieg nun guten Gewissens seine Karriere in diesem Sport abschließen.
Darüber hatten Kai und er nämlich schon oft gesprochen und wurden sich einig, dass sie dass Team verlassen würden, sobald die Weltmeisterschaft vorbei war.
Nicht dass sie diesen Sport nicht über alles liebten, aber irgendwann musste man erwachsen werden und konnte nicht den Rest seines Lebens ein Blader sein – obwohl er sich sicher war, dass Takao das gerne versuchen würde.
Kai hatte danach auch schon ein neues Ziel, denn seit er vor einigen Wochen volljährig geworden war, besaß er nun das Recht in eine der Firmen seines Vaters mit einzusteigen und irgendwann vielleicht sogar Geschäftsführer davon zu werden. Zum Glück hatte es eine geschafft bis nach Tokio zu expandieren, denn er konnte sich nicht vorstellen dafür mit Kai nach Russland zu ziehen, seine Heimat war hier.
Reis eigene Planung war zwar noch nicht so wasserdicht wie die seines Freundes, jedoch hatte er sich schon immer sehr fürs Kochen interessiert und vielleicht würde er es sogar eines Tages zum Koch eines schicken Restaurants schaffen.
Auf alle Fälle würden Kai und er sich erst einmal ein gemeinsames Apartment suchen, da Takaos Dojo keine Dauerlösung für sie war, zumal sie nicht mehr zum Team gehören würden.
Er musste immer noch schmunzeln, wenn er daran dachte, wie der Blauhaarige ihre Neuigkeit aufgenommen hatte. Er hatte sich zuerst tierisch darüber aufgeregt schon wieder so von ihnen in Stich gelassen zu werden, danach hatte er Rotz und Wasser geheult, um sie doch noch zum Bleiben zu bewegen und schlussendlich hatte er ihre Entscheidung akzeptiert – blieb ihm ja auch nichts anderes übrig.
Viel besser war es da eher mit ihrem damaligen Outing vor dem Team gelaufen. Natürlich gab es zuerst geschockte Gesichter, doch mit der Zeit hatten sie sich an die vertrauten Gesten, die Kai und er täglich vor ihren Augen austauschten, gewöhnt und ließen ihnen ihr neues Glück.
Dafür aber hatten sich die Medien ganz schön auf sie beide eingeschossen, es gab kein einziges Interview in dem sie nicht gefragt worden waren, was nun an den Schlagzeilen dran war. Sie hatten alle beschlossen zu dieser Sache zu schweigen und keinen Kommentar abzugeben, egal wie viele, absurde Spekulationen dadurch entstanden. Eine davon ging sogar soweit, dass Rei seinen Teamleader angeblich verführt haben sollte, um dadurch besseren Einfluss auf das Geschehen im Team zu haben.
Rei konnte über diese ganzen Vermutungen nur lachen und hatte sich sogar einen Spaß daraus gemacht und Kai eines Abends wirklich verführt und ihn am Ende gefragt, ob er dafür morgen das Training schwänzen durfte. Kai hatte ihn natürlich durchschaut und ihm als geeignete Retourekutsche doppeltes Training verordnet, was nun nicht wirklich die schlimmste Bestrafung war, wenn man bedachte, dass Kai diese Stunden für ein ganz spezielles Training genutzt hatte.
Inzwischen hatte sich der Trubel allerdings etwas gelegt, wobei Rei nun den Ruf hatte, auch am anderen Ufer interessiert zu sein. Aber es interessierte ihn nicht was die Leute von ihm hielten und egal, wie hart und stressig es manchmal war, durch diese Geschichte so stark in die Öffentlichkeit gezogen zu werden, hatte er die Liebe zum Beybladen nicht verloren. Und auch die Menschen sollten sich viel mehr auf diesen Sport konzentrieren, als sich zu fragen, was hinter den Kulissen vor sich ging.
Nun stand Rei neben Takao und verfolgte gespannt Kais letzten Kampf, wobei sein Nebenmann ihn kräftig anfeuerte, was von dem Russen meistens mit einem liebevollen „Halt die Klappe!“, erwidert wurde. Doch auch wenn Kai es nicht offen zugab, wusste Rei, dass er nicht nur Max und Kenny vermissen würde, sondern auch Takao, schließlich hatte er dann niemanden mehr zum Streiten.
Obwohl Rei da auch schon gut mithalten konnte, bestand ihre Beziehung ja nicht immer nur aus Friede, Freude und romantischen Sonnenuntergängen.
Auch wenn der Versöhnungsex danach alle Strapazen wert war...
„Ja! Er hat's geschafft!“, hörte er plötzlich Takao brüllen und registrierte erst jetzt was passiert war.
Sein Blick fiel nun wieder auf Kai, der inzwischen seinen Blade in der Hand hielt und ihn nun siegreich in die Luft hob - die typische Gewinnerpose eben.
Damit hatten sie die Weltmeisterschaft erneut gewonnen, wurde es Rei auf einmal klar und genau wie die anderen drei, stürmte auch er nach vorne auf ihren Teamleader zu.
Er hielt sich vorerst einmal zurück und beobachtete mit einem Lächeln, wie der Rest des Teams Kai eigentlich um den Hals fallen wollte, wenn sie dessen Todesblick nicht zurückgehalten hätte und sie sich stattdessen für ein dezentes Schulterklopfen entschieden.
Und tatsächlich entfuhr Kai dabei ein leichtes Grinsen, bevor sein Blick dann Rei erfasste und seine Lippen sich zu einem sanften Lächeln bildeten.
Langsam ging er auf ihn zu, den Augenkontakt beibehaltend.
Rei wusste nicht wieso sich dabei auf einmal sein Herzschlag beschleunigte, schließlich hatten sie sich schon oft gegenseitig nach Siegen gratuliert, wobei es immer sehr banal gewesen war, um ihre Beziehung vor der Öffentlichkeit geheim zu halten.
Doch jetzt schien die Situation eine ganz andere zu sein, denn statt dem üblichen Lächeln oder Händeschütteln, hob Kai ihn plötzlich hoch und drehte sie einmal um die eigene Achse, dabei einen gewinnenden Jubelschrei auslassend, was ziemlich untypisch für ihn war.
Nichtsdestotrotz konnte Rei nicht anders, als sich mit seinem Freund mitzufreuen, bis die nächste Überraschung auf ihn zukam.
Nachdem er nämlich wieder den Boden unter seinen Füßen spüren konnte, beugte Kai sich doch tatsächlich nach vorne, um ihn auf den Mund zu küssen!
Und dazu noch kein züchtiger, kurzer Kuss, sondern fordernd, leidenschaftlich, glücklich...
Nur am Rande bekam er mit, wie dabei ein Raunen durchs gesamte Publikum ging und die Reporter sich mit ihren Blitzlichtkameras auf diese Szene stürzten. Aber es war ihm egal, alles was für ihn zählte war dieser Moment. Der Moment, indem Kai sich dazu entschieden hatte der ganzen Welt zu zeigen, dass sie zusammengehörten.
Einen besseren Abschluss gab es doch eigentlich gar nicht.