Zum Inhalt der Seite

Ein kurioser Tag in Namimori

oder: Spanner kommt zu Besuch
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auf zu Tsuna!

15
 

~+~ „Kyoko-chan, Haru-chan, wir müssen jetzt gehen, wir wollen Tsunayoshi-kun besuchen.“

Noch bevor die Mädchen auf die Idee kommen konnten, sich selbst einzuladen, verabschiedete der Rotschopf sie schon mit einem freudigen Winken und zog den anderen aufgeregt hinter sich her. Mit schnellen Schritten entfernten sie sich von den wild winkenden Mädchen, bis sie aus ihrem Blickfeld verschwanden. ~+~
 

Als sie endlich genügend Entfernung hinter sich zurückgelegt hatten, um sich sicher sein zu können, dass die beiden Mädchen ihnen auch bestimmt nicht mehr folgen würden, blieben sie keuchend stehen. Shoichi seufzte leise.

„Okay, ich weiß, wo Tsunayoshi-kun wohnt. Mir nach.“

„Hm…“

Sie gingen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her, Shoichi lotste ihren Weg.

„Ah, Spanner…sag mal, wie fandest du Harus Englisch?“

Ein lächerliches Thema, worüber sie sprechen konnten. Aber was Besseres fiel dem Rotschopf nicht ein. Und die ganze Zeit schweigen wollte er nicht. Spanner war ja dummerweise nicht der Typ, der die ganze Zeit quatschte und quatschte bis sich die Bananen bogen.

Der Blonde legte den Kopf schief.

„Eigentlich nicht schlecht. Ihre Aussprache ist noch etwas steif und sie benutzt manchmal ein paar komische Worte, aber sonst…für einen Ausländer kann sie sich gut verständigen, find ich.“

Shoichi nickte nachdenklich. Er hatte zwar alles verstanden, was das Mädchen gesagt hatte, aber in seinen Ohren hatte sie ein perfektes Englisch gesprochen. Dagegen fühlte er sich wie ein blutiger Anfänger.

Er seufzte leise.

„Dein Englisch find ich aber besser.“

Shoichi glaubte sich verhört zu haben. Sein Englisch war besser? Klar, sein Lehrer verpasste ihm deswegen auch ständig schlechte Noten, weil er so gut war. Selbstverständlich war er gut.

Wer’s glaubt.

„Quatsch“, murmelte er abweisend. Spanner wollte ihn nur aufmuntern, ganz bestimmt. Aber auch wenn Shoichi sich sonst über diese Worte gefreut hätte, diesmal waren sie ihm unangenehm. Er wollte nicht aufgemuntert werden. Er wusste, dass sein Englisch höchstens mittelmäßig war, seine beste Note bisher war ein einziges Mal eine 2- gewesen, sonst hagelte es bei ihm in der Regel 3en bis 5en. Diese Tatsache konnte Spanner schlecht mit seinen Worten aus der Welt schaffen.

Aber Spanner ließ sich von der plötzlich schlechten Laune seines Freundes nicht bremsen. Er sprach einfach weiter, den grimmigen Blick aus grasgrünen Augen ignorierend.

„Du…denkst nicht so viel nach, bevor du sprichst, weißt du? Bei Haru hat man gemerkt, dass sie sich ihre Worte im Kopf genau zurecht gelegt hat, aber du kannst spontan drauflos reden und das grammatikalisch sogar noch fast immer richtig. Das ist sehr wichtig, wenn man eine Sprache gut sprechen können will.“

Aufmerksam lauschte Shoichi den Worten. Er schwieg, bedeutete seinem Freund, die nächste Straße links abzubiegen. Spanner redete indessen einfach weiter.

„ Gut, deine Aussprache ist manchmal etwas schwer verständlich, aber wenn ich ehrlich bin, versteht man dich sogar um einiges besser als manche echte Amerikaner. Aber du hast ein Talent für Sprachen, glaub ich. Du wählst deine Worte aus dem Bauch heraus, denkst nicht groß darüber nach, ob sie gerade der Situation entsprechend sind und auch wenn du nicht so viele Wörter parat hast, machst du eben aus denen, die du hast, das Beste. Nicht so wie Haru. Sie hat ständig irgendwelche komischen Worte verwendet, die gar nicht in den Sachverhalt passen.“

//Hm…naja, Recht hat er damit schon…ich denke wirklich nicht großartig nach, bevor ich den Mund aufmache. Zuerst hab ich das noch gemacht, am Flughafen, aber jetzt eigentlich nicht mehr//

Widerwillig stimmte Shoichi der kleinen Lobrede auf sich selbst zu. Aber nur innerlich.

„Außerdem kann ein Muttersprachler wohl immer noch am besten beurteilen, ob Ausdruck und Intonation gut sind oder nicht. Also lass dir nicht einreden, du wärst schlecht, klar?“

Ein freundschaftlicher Klaps auf die Schulter beendete den Vortrag. Sie waren längst stehen geblieben, Shoichi hatte ihm mit gesenktem Kopf zugehört, bemüht, die aufsteigende Röte auf den Wangen zu verbergen. Als er schließlich aber wieder den Kopf hob und seinen langjährigen Freund – dem er heute eigentlich streng genommen heute zum ersten Mal begegnet war – aus glänzenden Augen ansah. Spanner grinste leicht.

„Dein Englisch ist gut, klar? Und wenn du weiter schön mit mir redest, wirst du bald richtig gut.“

Der Japaner nickte geschlagen. Gut, er fühlte sich zwar noch immer nicht wirklich viel besser, aber die Worte seines Freundes ermunterten ihn. Und irgendwo musste er ihm schon zustimmen, wenn Spanner schon sagte, dass er gut war, dann musste er das wohl sein. Sein bester Freund war nämlich nicht der Typ Mensch, der mit unangebrachtem Lob um sich warf. Ganz im Gegenteil. Zehn Jahre weiter in der Zukunft war er bekannt für seine Taktlosigkeit gewesen, oft genug hatte er Ärger mit den anderen Millefiore-Mitgliedern gehabt, weil er in falschen Situationen nicht immer erbauende Worte genutzt hatte.

Aber jetzt hatte er ihn gelobt. Also konnten seine Worte nur wahr sein.

„Lolli?“

Verdutzt blickte Shoichi den roten Lolli an, der von einer Sekunde auf die nächste vor seiner Nase herumtanzte. Er brummte leicht, wedelte die Süßigkeit weg.

„Danke, aber iss du den mal. Erdbeere gehört schließlich dir. Ich nehm lieber einen mit Natto, wenn du noch welche hast.“

Suchend kramte Spanner in seiner Tasche herum, fand schließlich die gewünschte Geschmacksrichtung und reichte sie dem Freund. Schweigend schritten sie den Weg zu Tsunas Haus weiter, Shoichi war wieder einmal tief in Gedanken versunken, Spanner ging seiner kleinen Leidenschaft wieder nach und hatte die Kamera herausgeholt. Das altvertraute, leise Klicken gelang wieder an Shoichis Ohren, ließ ihn lächeln.

„Ahouuuuushii~“

„Muahahahahaha! Die Takoyaki gehören Lambo-san! Stupidera bekommt nichts!“

Die helle Kinderstimme aus der Ferne kam Shoichi vage bekannt vor. Geschockt vor Schreck bei dem plötzlichen Krach, der sich verdächtig nach einer explodierenden Bombe angehört hatte, zurückspringend, klammerte er sich von hinten an Spanners Pulli, der sich vollkommen unerschrocken keinen Zentimeter vom Fleck bewegt hatte.

Wo zur Hölle kam in diesem ruhigen Wohnviertel bitte schön eine Explosion her?! Die unmöglichsten Gedanken gingen Shoichi durch den Kopf, angefangen von Knallfröschen bis hin zu einem echten Bombenanschlag. Er schluckte panisch.

„W,w,was war das?“

„Hm…“

Beunruhigt wechselte Shoichi einen kurzen Blick mit seinem Freund und ließ ihn hastig wieder los, als er bemerkte, dass er sich wie ein verschrecktes kleines Kind an ihn geklammert hatte. Er hüstelte leise.

Ein erneutes Krachen ertönte, diesmal deutlich näher. Shoichi fühlte, wie sich seine Nackenhaare steil aufrichteten. Er merkte nicht einmal, dass er schon wieder einen reflexartigen Schritt hinter Spanners Rücken gemacht hatte, um diesen wie ein Schutzschild vor sich stehen zu haben. Die Explosionen wurden lauter, nach der dritten Bombe spürte Shoichi sogar das Beben unter seinen Füßen, wenn der Boden zu vibrieren begann. Er spürte, wie eiskalte Schauer der Angst über seinen Rücken krochen, ihn erzittern ließen.

Dann sahen beide nur noch ein zotteliges schwarzes Etwas, das kreischend und lachend zugleich eine Takoyaki-Schachtel in die Höhe hielt und nach nur zwei kurzen Augenaufschlägen auch schon wieder ums nächste Eck verschwunden war.

„Ahoushi, bleib stehen! VerdammtesKalb!“

Auf den Fuß folgte dem kleinen Afrokopf ein Junge, der ihnen beiden sehr bekannt vorkam, die Dynamitstangen griffbereit gezogen, einige von ihnen brannten bereits. Im selben Augenblick warf der Sturmwächter die explosiven Geschosse mit viel Kraft von sich, die Erde erzitterte wieder unter den Füßen der beiden Jungen. Dann war auch schon wieder alles vorbei, Gokudera und Lambo waren verschwunden.

„Ehm…“

„Hm…“

Ein kurzer Blickwechsel machte deutlich, was die beiden Jungen davon hielten. Spanner grinste leicht.

„Tja…ich würde sagen, das waren die kleine Heulsuse und der Raucher“, meinte er lapidar, tätschelte seinem Freund cool die Schulter. Shoichi nickte schwach.

„Gott, hab ich mich erschrocken…können die nicht irgendwo anders Krach machen? Irgendwo wo ich nicht bin?“

Verzweifelt stampfte der Rotschopf mit dem Fuß auf und seufzte laut. Mann, war das ein komischer Tag…wieso war heute bitte so viel los? Er wollte doch eigentlich nur einen kleinen Stadtrundgang mit seinem besten Freund machen, aber irgendwie trafen sie ständig Bekannte…und gefährliche Leute. Viele verdammt gefährliche Leute.

„Gehen wir weiter.“, entschied der Blonde rasch, ehe sein Freund wieder in Ängsten und Paranoia ertrank. Shoichi verkniff sich ein weiteres, schwermütiges Seufzen und folgte seinem Freund, der planlos drauflos lief.

„Wir müssen da lang. Nur zur Info.“

Ohne eine Miene zu verziehen folgte der Amerikaner der Anweisung seines Reiseführers und schweigend schritten sie nebeneinander her durch die typisch japanischen Wohnviertel.

//Ich bin gespannt, wie Tsunayoshi-kun auf Spanner reagieren wird…in der Zukunft haben sie sich zwar recht gut verstanden, aber der jetzige Spanner ist nicht ganz so wie er in der Zukunft war…//

Sobald sie das Ende der Straße erreichten bedeutete Shoichi dem anderen mit nonverbalen Zeichen, wo der Weg weiter lang führte. Sie wechselten keine Blicke miteinander, aber beide wussten, worüber der andere sich den Kopf zerbrach.

//Hach, ich weiß irgendwie gar nicht so recht, was ich sagen soll, wenn wir erst mal da sind. Blamieren will ich mich nicht, aber wir begegnen uns ja heute in dieser Zeit zum ersten Mal…und da kann ich nicht einfach kumpelhaft reinkommen und mich ins Haus pflanzen, als wenn ich zur Familie gehören würde. Gokudera-kun und Yamamoto-kun machen das bestimmt immer so//

„Hör auf zu grübeln, Shoichi.“

Ein leichter Schlag auf die Schulterblätter ließ den Rotschopf aufsehen. Spanner wusste doch echt immer ganz genau, was in ihm vorging…was das anging, hatte sich zwischen ihnen echt nichts verändert. Sie waren immer noch eng miteinander verbunden, auch wenn sie charakteristisch zwei vollkommen unterschiedliche Menschen waren.

„Dir werden schon die richtigen Worte einfallen, wenn wir da sind. Also entspann dich.“

„Hehe…okay, hast ja recht.“

Die leichte Röte um Shoichis Nase war wirklich süß anzusehen. Spanner grinste verhalten in sich hinein, beobachtete seinen Freund aber weiter aus den Augenwinkeln. Es war wirklich nicht schwer, Shoichi seine Gedanken abzulesen, die ihm durch den Kopf gingen. Wenn er intensiv über etwas nachdachte, kam es Spanner immer wieder so vor, als würden seine Überlegungen wie ein Nachrichtenticker aus dem Fernsehen im Eiltempo über seine Stirn laufen.

„Wir müssen nur die paar Straßen um die Ecke biegen, dann sind wir auch schon da, wenn ich mich nicht irre. Ich hoffe nur-„

„Vongola ist garantiert zu Hause, keine Sorge.“

Wieder wusste Shoichi nicht, was er sagen sollte. Irgendwo tief in sich drin hoffte der kleine Feigling in ihm, dass Tsuna nicht da sein würde…aber andererseits wollte er auch nicht mehr umdrehen. Wäre er allein gewesen, hätte er es sofort getan. Aber Spanner war dabei, und eine solche Schwäche wollte er sich vor dem Freund nicht geben.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück