Nicht das ich mich beschweren würde.
Aber ich fühle mich, als würde ich gleich zusammenbrechen.
Auf mir liegen Tonnen. TONNEN!
Nicht das ich mich beschweren würde.
Eine Ablage zu sein ist schließlich mein Job und ich bin in diesem Job sehr gewissenhaft, aber langsam wird es mir wirklich zu bunt. Auf mir stapelt sich nun nicht nur die natürliche Schicht aus Comics, Zeichenstiften, Kunstkarton und unfertigen Skizzen sondern auch ein riesiger Stapel von Büchern.
Fachliteratur, riesig und schwer wie Felsen.
Fachliteratur, mein alter Feind.
Oben drauf liegen dann nochmal die Füße meiner Besitzerin mitsamt einer Kanne Tee und mindestens zwei Tassen, weil sie immer vergisst, dass sie schon eine in ihrem Zimmer stehen hat wenn sie sich eine neue Kanne aufgießt.
Nicht das ich mich beschweren würde.
Als sie jedoch anfängt mit den Fingernägeln nervös auf den letzten freien Platz meiner Ablage herum zu kratzen, weil ihr nicht einfällt wie sie den nächsten Satz beginnen soll, wird mir schon irgendwie unwohl.
Wenn ihr keine Formulierung einfällt springt sie immer so rabiat und schnell auf das der ganze Boden erbebt, sie geht dann um sich einen neuen Tee zu machen oder wild mit den Armen zu rudern oder einen Kreativitätsspaziergang zu machen.
Und mich lässt sie dann mit dem ganzen Gewicht zurück. Verräterin.
Nicht das ich mich beschweren würde.
Aber wenn sie sich dann enthusiastisch in den Stuhl zurückwirft und wie verrückt auf den Tastaturen des Laptops herumhämmert, komme ich mir unter dem Laptop vor als würde ein Erdbeben das Zimmer erschüttern.
Wenn sie dann wieder keine Ideen hat, liest sie nochmal in den Büchern nach, mit den Füßen auf dem riesigen Stapel gelehnt. Und ich wünsche, hoffe, flehe, bete, dass sie endlich diese Schreibarbeit fertig hat, denn ich bin eigentlich ganz stolz auf meine saubere Ablageplatte und würde gerne wieder freie Sicht auf die Zimmerdecke haben.
Nicht das ich mich beschweren würde.
Ende.
