Zum Inhalt der Seite

Dragonsoul

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Blick zu den Sternen

Kapitel 14: Ein Blick zu den Sternen

Ich starrte überrascht auf meine Hand, welche ich suchend zum Himmel gestreckt hatte. Ich wusste nicht mehr, warum ich sie ausgestreckt hatte. Nur das Gefühl von Verlust, unendlicher Traurigkeit und Unausweichlichkeit war verblieben. Ich bemerkte die Ranken die an meinen Armen zogen, und wurde mir meiner Lage bewusst. Was hatte ich getan? Ich hatte gewusst, dass es mich viel Kraft kosten würde Yakut zu heilen, und auch wenn er mein Bruder war, so hatte ich ihn doch vorher noch nie getroffen. In dem Moment, in dem mir die Macht über die Erde entglitten war, hatte ich das Leben aller aufs Spiel gesetzt. Ich ließ die Hand wieder sinken. So was durfte mir nicht noch einmal passieren.

Ich erinnerte mich wieder an die eindringlichen türkisfarbenen Augen. „Du musst dich erinnern!“ Hatten sie verlangt. Ich schloss die Augen erneut. Vielleicht war es mir nun endlich möglich mich zu erinnern.

Kurze Zeit später erwachte ich, erfrischt, und traurig, kannte ich doch nun die Wahrheit, die die Erde mir schon seit so vielen Jahren hatte erzählen wollen. Ich hatte sie nicht gelassen, hatte mich im Schlaf von der Erde entfernt um die Bilder nicht sehen zu müssen, die mir wie Albträume vorkamen. Doch sie waren die Wahrheit. Mein Magen regte sich, mir wurde schlecht. Verzweiflung nagte an mir. Ich musste hier raus. Ich versuchte aufzustehen, die Ranken und Erde wischen bereitwillig von mir.

Ich bemerkte ein Ziehen an den Haaren und schaute zur Seite. Dort lag Ouru, friedlich schlummernd neben mir, seine Hand in meine Haare gekrallt. Sanft löste ich seine Finger und stand auf. Wieder wurde ich überrascht, denn im hinteren Teil des Zeltes saß Yakut mit verschränkten Armen an die Zeltwand gelehnt da, ebenfalls friedlich dösend. Ich hatte nicht erwartet, dass die beiden einander soweit vertrauen konnten, um am selben Ort zu schlafen. Leise holte ich meinen Mantel und warf ihn mir über. Dann ging ich nach draußen, den Sternenhimmel zu betrachten.

Ich kam nicht weit, da hört ich den Herzschlag des jungen Drachen, welcher wegen mir verletzt wurden war. Mir brach kalter Schweiß aus, dachte ich an die verkohlten Haare, denn das Haar eines Drachen war sein ganzer Stolz. Und es schmerzte, wurde es verletzt. Ich ging dem Herzschlag nach und hatte auch schon bald das Zelt gefunden, in dem wohnte. Ich ging hinein. Es war nicht nötig, dass ich mich ankündigte, ich hatte das Recht hier zu sein.

Leise schlug ich die Zeltplane am Eingang zur Seite und schaute herein. Der bleiche Mond am Himmel ließ sein Licht hineinfallen und so konnte ich die Umrisse erkennen. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden.

Leise sprach ich: „Khroonus D.Yer, fürchte dich nicht.“ Sein Blick war zaghaft, verängstigt. Ich konnte es ihm nicht verübeln, er hatte einen voll ausgebildeten Drachen verärgert und war zum Opfer des von ihm kontrollierten Elements geworden. Es war ein Wunder dass er nur mit angekockelten Haaren davon gekommen war. Er wusste ja nicht, dass ich, obwohl ich schon den Titel eines voll ausgebildeten Drachen trug, meinen richtigen Namen noch nicht erhalten hatte und auch noch nicht über meine vollen Kräfte verfügte.

Angst glomm immer noch in seinen Augen, so näherte ich mich ihm bewusst ganz langsam. Mit Panik in den schwarzen Augen versuchte er zu fliehen, doch schnell umarmte ich ihn, und griff dabei nach seinen Haaren. Ich hörte wie er zu schluchzen begann, es war Verzweiflung und ich glaubte er würde an diesem Druck zerbrechen, ich wusste, ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit. Ich nahm meine Energie zusammen und schickte sie in seinen Körper. Und ich überschätze die Kraft ein wenig. Ich spürte wie er in meinen Armen zusammensackte. Ich ließ sein nun wieder geheiltes braunes Haar mit den blauen Reflektionen los und trug ihn auf sein Lager. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war ich schon weg.

Ich schaute mich um. Der Ort hier war von mehr oder minder hohen Bergen umgeben und bildete so eine natürliche Festung, eine Art Kessel. Ich blickte in Richtung des Mondes. Von seinem Licht berührt, sah ich einen Felsvorsprung auf einem der Berge. Dies sollte mein Ziel sein.

Dieser Berg, welcher vor nicht allzu langer Zeit von Pflanzen übersät war, war nun kahl, von jeglichem Leben beraubt. Ich wurde traurig, denn wieder war es meine Schuld. Acuh die Schuld der Erinnerungen lastete auf mir. Es waren nicht die meinen, doch es fühlte sich an, als wäre ich dabei gewesen. Mir war, als würden schwere Gewichte an meinen Gelenken baumeln.

Am Rande des Vorsprungs angekommen setzte ich mich und blickte hinunter ins Tal. Wie friedlich es da unten schien. Ich hört zu wie Dutzende von Herzschlägen unter meiner Haut ressonierten, eine Sinfonie bildeten und atmete tief ein. Ich nutze meine Erdmacht um die Wurzeln hier zum Wachsen zu bewegen. Sie bildeten sich nach meinem Wunsch und ich begann mit einem Gesang der an den Himmel gerichtet war. Ich sang mit Worten der Macht, den ursprünglichen Worten, den einzigen, die in der Lage waren die Wirklichkeit mit ihrer wahren Natur zu beschreiben.  Als ich geendet hatte, öffnete ich die Augen und sah hoch zu den Sternen.

„Das war wunderschön…“ hörte ich Ourus staunende Stimme plötzlich neben mir. Ich schaute verblüfft zur Seite. Ich hatte ihn nicht kommen gehört. Er setzte sich neben mich und schaut wie ich hinauf zu den Sternen. Ich hatte gedacht er würde noch schlafen. Wir schwiegen eine Weile. Dann begann er leise.

„Weißt du, meine Mutter hat mir immer gesagt, dass Dämonen erdgebundene Wesen sind, und unsere Seelen nach dem Tod an einen Ort namens ‚Hölle‘ kommen, in dem alle erdgebundenen Wesen in Frieden miteinander leben können. Die Seelen der Drachen, da sie an die Luft gebunden sind, gehen nach dem Tod in den ‚Himmel‘ einen Ort an dem die Kinder der Götter, mit federnen Schwingen bewandet den Frieden bewahren. Deswegen habe ich heute meine Gebete gen Himmel gesandt, mit dem Wunsch, dass du gerettet wirst. Mein Wunsch wurde anscheinend erhört.“

Sein reines, unverfälschtes Lächeln verwunderte mich, berührte mich. Warum hatte er für mich gebetet? Er war seltsam, ich dachte, alle Dämonen würden den Drachen feindselig gegenüber stehen. Dieser hier war anders. Daher hatte ich auch kein Problem damit, ihm ein bisschen davon zu erzählen, an was Drachen glaubten.

„Ich weiß zwar nicht, woher dieser Gedanke kommt, aber wir Drachen sind der Ansicht, dass alle lebenden Wesen an einen einzelnen Ort zurückkehren. Denn alles um uns herum, jede Person, ja wir selbst, sind ein Teil von der Wesenheit, dir ihr als ‚Gott‘ bezeichnet. Diese Wesenheit, welche seit Anbeginn allen Lebens existiert, und mit welcher auch alles Enden wird, nennen wir ‚Tsaiht‘. Und wenn wir zur Tsaiht beten, beten wir gleichzeitig zu unseren Vorfahren und Nachkommen, zu allen Lebewesen um uns herum, dem leeren Raum zwischen den Sternen und zu uns selbst. Ein Gebet ist nichts anderes als ein Ausdruck unserer Gefühle und Wünsche, eingegraben in unsere Seelen. Wir alle kehren irgendwann zu Tsaiht zurück, sind wir doch alle ein Teil von ihm. Deswegen ist es nicht wichtig ob man ein Drache oder ein Dämon, Naga, Nymphy oder sogar eine Pflanze ist. Denn im Tode sind wir alle gleich und alle eins.“

Daraufhin schwieg Ouru für eine Weile. „Du hast Recht.“ Sagte er dann „Wenn wir alle Teil eines Ganzen sind, dann ist es vollkommen egal, wer oder was wir sind. Denn alles ist eins…“

Er schien tief in Gedanken versunken, und ich wollte ihn nicht stören. Und so begann ich ein neues, wortloses Lied und ließ es zu den Sternen klingen.

Ich hatte ihm nicht alles gesagt. Denn selbst wenn wir alle eins waren uns zu Tsaiht zurückkehrten, die Traurigkeit würde bleiben. Und damit würde auch Tsaiht trauern.

„Kann ich eine Frage stellen?“ Ich lächelte in mich hinein, sah ich doch den Widerspruch in seinen Worten, doch ich nickte. „Ich habe vorhin gehört, dass du die Haare von dem Drachen geheilt hast, welcher von Yakut verbrannt wurde. Wieso?“

„Weil er wegen mir verletzt wurde.“ „Aber es ist doch nur Haar!“ beharrte Ouru. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Eben nicht.“ Er schaute verwundert. Ich wusste, dass nur weniger andere davon wussten. „Drachenhaar wächst sehr langsam. Es ist ein wertvoller Schatz, und… es zu verletzen schmerzt uns genauso sehr wie ein Schnitt in die Hand. Deswegen haben Drachen auch lange Haare.“ „Aber die Drachen hier, mit Ausnahme von Yakut und dir haben alle nur maximal schulterlange Haare!“ Ich schaute ihm tief in die Augen. „Natürlich, denn sie alle sind noch keine tausend Jahre alt.“ Er schwieg und erzählte weiter. „Drachen schätzen ihr Haar sehr, und es gibt nur seltene Momente, in denen sich ein Drache selbst verletzen und sich seine Haare abschneiden würde. So etwas tun wir, um bestimmte Ereignisse nicht zu vergessen, wichtige Ereignisse, traurige Ereignisse und auch freudige Ereignisse. Denn den Schmerz, den wir an den Haaren erleiden können wir nicht vergessen…“

Ich verschwieg, dass die meisten Drachen nie etwas vergaßen, wie unwichtig die Information auch war. Er schwieg eine Weile.

„Yasil?“ fragte er dann unvermittelt „Mhh?“ „Der goldene Drache, den ich gesehen habe als das Licht weg war, als Yakut angriff… wer war das?“ Ich seufzte. „Lugh D. Ilios, der Herr des Lichts.“ Ich wollte es dabei belassen, doch die Antwort schien Ouru nicht auszureichen. „Mein Vater…“ fügte ich  daher leise hinzu. Ich bekam keine Reaktion und betrachtete sein Gesicht. Man sah, dass sich die Gedanken in seinem Kopf gerade überschlugen. Ich ließ in ein seinen Gedanken treiben, denn auch ich ließ meine Gedanken schweifen.

„Hey, was hast du da eigentlich am Anfang gesungen?“ fragte Ouru plötzlich. Ich lächelte leicht, bemerkte ich doch, wie er mit aller Kraft versuchte, das Thema zu wechseln. Doch es störte mich nicht. „Es war eine Hymne an den Himmel…“ „Welche Sprache war das? Die Drachensprache? Was bedeuten die Worte?“ fragte er ganz aufgeregt. Ich lächelte und begann die Hymne ein weiteres Mal zu singen, diesmal ohne Macht, aber mit Worten die er verstehen konnte.

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KuroMikan
2013-07-29T15:46:00+00:00 29.07.2013 17:46
oh wie süß ^^ zu zweit allein im mondschein.. was kann schöner sein XD
echt klasse kapitel! und interessant ;P
freu mich wie immer schon aufs nächste

lg Mikan
Antwort von:  DeaNox
30.07.2013 21:08
nächsten montag lad ich es hoch ^^
Antwort von:  KuroMikan
31.07.2013 10:03
yay *.*


Zurück