Zum Inhalt der Seite

God Help Me (16+)

Inoffizielle offizielle Fortsetzung zu "Mal angenommen..." :D
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
WICHTIG
Hey, ho,

ich hab das zwar jetzt schon in die Beschreibung und hinter de Titel geschrieben, aber hier sag ichs auch noch mal. Ich hab mich heute beim weiterschreiben dazu entschieden, das es angebracht wäre die Geschichte auf ab 16 zu setzen. Für alle zuwiderhandlungen oder missachtungen dieser Empfehlung übernehme ich keine Gewehr.

Viel Spaß beim lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
ICH LEBE NOCH! Und deswegen gibts jetz auch ein neues Kappi für euch, weil ihr alle so brav gewartet habt. In diesem Kapitel kriegt ihr auch endlich das worauf ihr alle so lange gewartet habt - Ich lass die Bombe platzen und ihr erfahrt wie Dagran Zael aus dem Gefäßnis gekriegt hat. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Morning after Breakfast

Das Erste was ihm auffiel waren der schale Geschmack in seinem Mund und wie belegt sich doch seine Zunge anfühlte. Erst dann kamen die Kopfschmerzen und die schwere seiner Muskeln. So verkatert hatte er sich schon Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Mit einem leisen murren wollte sich Dagran auf den Bauch rollen und das Gesicht im Kissen vergraben ob der scheinbar gleißenden Sonnenstrahlen die durchs Fenster fielen. Sie schienen ihm viel zu hell, dennoch siegte der Schrecken über die hämmernden Kopfschmerzen. Und als er auf das Gesicht des schlafenden Mannes neben sich starrte, fiel es ihm mit einem Mal auch gar nicht mehr schwer die Augen offen zu halten. Es war nicht Zael und er wusste nicht ganz was ihn mehr verstörte an diesem Gedanken. Das er überhaupt an Zael dachte und es ihm vielleicht tatsächlich nicht so viel ausmachen würde oder nämlich tatsächlich das es nicht dieser war. Allerdings war Zael als Kind auch immer wieder zu ihm ins Bett gekrabbelt, wenn er nicht hatte schlafen können und er es deswegen mehr oder weniger gewohnt war neben ihm aufzuwachen. Das musste es sein, sagte ihm sein müdes und gar nicht denken wollendes Hirn, als der Schwarzhaarige die Augen zusammenkniff und sich das Gesicht rieb. Eines nach dem anderen, dachte sich Dagran und zwang sich dazu ein wenig Ordnung in seine Gedanken zu bringen, während sein Blick immer noch unverwandt auf den blonden Mann neben sich gerichtet war. Zu aller erst mal hatte Zael in seinen Gedanken gerade nichts zu suchen, das da neben ihm war schließlich Lowell – so verstörend dieses Tatsache auch war.
 

Er atmete tief durch, als ihm der Gedanke kam das das hier vielleicht ein guter Zeitpunkt wäre aufzuspringen, panisch zu werden und durchzudrehen. Doch der einzige Grund der ihn gerade davon abhielt, war der das sich sein Körper partout weigerte auch nur einen einzigen Muskel zu bewegen. So war alles was er tat ihn anstarren und dabei inständig hoffen das das hier nur ein dummer Traum war. Ein dummer verstörender Traum. Doch das war es leider nicht und spätestens, als er versuchte aufzustehen und seinen Körper ein stechender Schmerz durchzuckte, war dies auch ihm klar. Lowell war nicht gerade zimperlich mit ihm gewesen und das bekam er gerade auch in aller Deutlichkeit zu spüren. Vorsichtig versuchte er erneut aufzustehen und verfluchte Lowell und sich selbst zischend, als er sich die schmerzenden Stellen rieb. Was war er auch so doof gewesen und hatte gestern so viel getrunken, dann wäre das sicher nicht passiert. Davon abgesehen hätte der Blondhaarige mal wirklich nicht so grob zu ihm sein müssen. Er wollte gar nicht wissen wie er aussah, bestimmt war sein Körper übersät von den Spuren dieser Nacht. Was dachte sich dieser Idiot überhaupt, wie sollte er denn in seinem jetzigen Zustand kämpfen?! Leise fluchend stakste Dagran ins Bad, da er das dringende Bedürfnis verspürte Lowells Geruch und möglichst alle Spuren der vergangenen Nacht von seinem Körper zu waschen. Die Kopfschmerzen machten ihn ein wenig benommen und es nicht gerade einfacher vorwärts zu kommen, doch er riss sich zusammen, war schließlich nicht das erste Mal das er seinen Körper übergehen musste um voran zu kommen. Der Drang alles von seiner Haut zu waschen, war dabei auch stärker alles andere gerade. Doch als er unter dem warmen Wasserstrahl der Dusche stand bekam er das Gefühl das sich wirklich eine Besserung einstellte. Das warme Wasser half gegen die Verspannungen und weckte einen Teil seiner Lebensgeister wieder, während er gemächlich damit begann sich einzuseifen. Er legte den Kopf zurück und ließ das Wasser über sein Gesicht laufen, wusch sich die Haare und auch wenn er sich hinterher besser fühlte, hatte er das Gefühl das auch nach dem Duschen immer noch Lowells Geruch an ihm klebte. Aber wahrscheinlich war das eh nur Einbildung – er wusste das es Einbildung war. Es musste Einbildung sein.
 

Missmutig betrachtete Dagran sein Spiegelbild. Mehrere rötliche Flecken zierten seinen Hals und er wagte kaum den Rest seines Körpers zu begutachten, wobei er sich teilweise nicht ganz sicher war ob das nicht auch schon als blauer Fleck durchging was der Blondhaarige da hinterlassen hatte. Kratzspuren fand er auch und spätestens dann gab er es auch auf, weil er gar nicht genauer darüber nachdenken wollte. Er hatte ein Handtuch um die Hüften gewickelt, während er sich mit dem Anderen gerade die Haare trocken rubbelte, als er das Badezimmer verließ und auf das durcheinander auf dem Boden blickte. Na das würde ein Spaß werden seine Kleidung von Lowells zu sortieren. Gerade wollte er damit anfangen, als er etwas weiches unter seinen Fußsohle spürte und diese gleichauf wieder hochhob, nur um die Feder die er sonst im Haar trug zu erblicken. Lowell musste sie gelöst haben. Seufzend angelte er sie sich mit den Zehen und betrachtete sie für einen Moment, ehe er sie wieder im Haar an seinem Hinterkopf befestigte. Noch ein mal ließ er sie zwischen seinen Fingern hindurchgleiten, dann wandte er sich wieder der am Boden verstreuten Kleidung zu. Er erspähte den weiß-gräulichen Stoff seines Hemdes und wollte sich schon danach bücken, als er das noch einmal überdachte. Stattdessen angelte er sich das Stück Stoff mit den Zehen und zog das Bein an, so dass er bloß noch danach zu greifen brauchte. Nicht unbedingt schmerzfrei, aber erträglich diese Methode, dachte er sich als er es überstreifte und ein paar der mittleren Knöpfe schloss. Dann suchte er nach seinen Shorts und seiner Hose und beschloss das hier hinsetzen vielleicht angenehmer wäre zum anziehen. Es war einer der Momente in denen er nicht bereute das zwar weniger robuste, dafür weichere Wildleder genommen zu haben für den Stoff. Etwas umständlich angelte er sich seine Stiefel und streifte diese über, schloss jedoch nicht mehr der Schnallen als notwendig. Als letztes griff er sich noch den Gürtel mit der Hüftschärpe und befestigte das Zeremonialschwert an dieser. Halbherzig schob er seine Rüstung am Boden mit den Stiefeln zu einem Haufen zusammen. Lowell schlief immer noch und Dagran überlegte das es vielleicht besser wär es dabei zu belassen. Langsam verließ er das Zimmer und spähte in der Bar herum. Es war noch früher Morgen, gerade die Zeit wo die letzten Schnapsleichen vom Stuhl oder ins Bett gefallen waren und sich die ersten Frühaufsteher in der Hoffnung auf eine warme Mahlzeit hierher verirrten. Dementsprechend leer und Still war es hier auch. Nur hier und da sah er jemanden an die Wand gelehnt schlafen, in der Hand noch den Krug oder die letzte Flasche, teilweise noch nicht ganz leer. Der Schwarzhaarige spähte über das Geländer hinab in den Eingangsbereich und erblickte Mirania die sich über einen vollgepackten Teller Frühstück hermachte. Aus der Küche unten duftete es herrlich nach Eiern und gebratenem Speck und mit einem Mal erinnerte sich Dagran daran wie hungrig er doch war, auch wenn er merkte das er eigentlich gar keinen Appetit verspürte. Und letztlich war es auch sein knurrender Magen der ihn dazu brachte sich nach unten zu wagen, auch wenn sein Körper protestierte und er Lowell die ganzen Treppenstufen hinab über in Gedanken verfluchte. Außer Mirania waren nur zwei weitere Personen hier unten und eine davon war Melidia die Frühschicht. Sie trug ein waldgrünes einfaches Leinenkleid und hatte ihr schwarzes Haar zu einem schlichten Zopf im Nacken geflochten.
 

Dagran setzte sich auf einen Stuhl der Schwarzhaarigen gegenüber – so wie sie das Essen in sich hineinschaufelte würde jeder Andere wahrscheinlich denken sie war halb am Verhungern. Er wusste jedoch aus Erfahrung das das völlig normal war bei dieser sonst so zierlich wirkenden Frau. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Nacht in der Bibliothek des Schlosses verbracht und darüber jeglichen Hunger vergessen. „Morgen Mirania“, meinte er und war selbst ein wenig überrascht wie schläfrig er noch klang. Dabei stellte er gerade fest das sitzen eigentlich überhaupt keine gute Idee war, denn ein stechender Schmerz zog sich seinen Rücken hinauf und erinnerte ihn permanent an das was er gerade am liebsten vergessen würde.
 

„Oh Dagran, guten Morgen“, lächelte die Jüngere und schob sich einen weiteren Bissen Rührei in den Mund. „Ist Yurick nicht da? Ungewohnt dich so früh Morgens allein zu sehen.“
 

Er gab sich Mühe die Fassung zu wahren. Oh, scheiße. Yurick. Wo war der Knirps denn? War er etwa Gestern Nacht noch in die Taverne zurückgekommen und hatte sie gesehen? Hoffentlich nicht. „Der ist noch ausgeflogen“, brachte er schließlich hervor und betete darum recht zu haben. Er war ja nie sonderlich gläubig gewesen, doch falls es da oben jemanden gab der über sie wachte dann würde er Freundschaft mit ihm schließen, wenn er ihm ab und zu mal einen kleinen Gefallen tat. So wie jetzt zum Beispiel.
 

„Achso. Dann wird er sicherlich bald wieder auftauchen“, lächelte sie, während er blinzelnd zu der jungen Frau zu seiner linken sah. Eigentlich hatte er gar nicht zugehört, doch er nahm an das Melidia wissen wollte was er frühstücken wollte. Appetit hatte er immer noch nicht, wenngleich sein Magen grummelte. Deswegen entschloss er sich auch dazu trotzdem etwas zu essen. Wer wusste schon wann er das nächste Mal dazu kommen würde. Nickend machte sich Melidia ein paar Notizen und meinte er solle sich einen Moment gedulden, während sie zurück in die Küche verschwand.
 

„Warst du die ganze Nacht im Palast?“, fragte er und versuchte eine bequeme Position zu finden. Jedoch scheiterte er kläglich und ließ sich letztlich einfach nur auf dem Stuhl zusammensinken.
 

„Ich hab ein Buch nach dem anderen verschlungen“, kicherte sie und auch Dagran rang es ein schwaches Lächeln ab. Wenigstens eine die sichtlich Freude an ihren Privilegien als Amtsdiener des Grafen hatte. Zael schien ja etwas Gewissensbisse zu zeigen, aber wäre es nicht um Calista würde er sich wahrscheinlich freuen wie ein Schießhund. Eigentlich hätte auch er selbst die Möglichkeit gehabt die Nacht im Schloss zu verbringen, aber hier in der Taverne fühlte er sich einfach wohler. Wahrscheinlich eine einfach Gewohnheitssache, sagte er sich, doch wusste das das nicht der Wahrheit entsprach. Melidia kam gerade mit einem dampfenden Becher Kaffee wieder als sich die Tür öffnete und Yurick hereinspazierte. Er sah ein wenig müde aus und ging ohne sie weiter zu beachten nach oben. Vielleicht, überlegte Dagran, während er an seinem Kaffee nippte, sollte er ihm sagen das nicht mehr viel warmes Wasser da war. Seit er sich für das Leben als Söldner entschieden hatte, hatte er eine warme Dusche umso mehr schätzen gelernt und in seinen Augen hatte sich Lowell ein Recht auf diese verwirkt. Allerdings würde Yurick es wohl verschmerzen können, überlegte er dann und versuchte sich nicht die Zunge zu verbrennen. Er hatte schon genug schmerzen und von seinem Muskelkater wollte er gar nicht erst anfangen. „Siehste und schon isser aufgetaucht“, meinte der Schwarzhaarige und blickte auf die dunkle, dampfende Flüssigkeit in seiner Tasse.
 

„Hoffentlich bleibt er noch eine Weile und setzt sich zu uns, jetzt wo nicht getrunken wird könnte er das ruhig mal tun.“ Tat er meistens auch, wenn es ums Frühstücken ging gesellte sich der Silberhaarige meist dazu. „Zusammen essen ist doch sowieso viel schöner.“ Daraufhin nickte er jedoch einfach nur, weil ihm gerade eigentlich gar nicht danach war noch länger sitzen zu bleiben, doch er zwang sich dazu, weil er noch weniger lust hatte irgendwas zu erklären. Nach einer Weile, mittlerweile hatte sich auch sein Frühstück eingefunden, kam Yurick wieder nach unten. Er war anscheinend duschen gewesen, denn seine Haaren waren immer noch etwas feucht. Er ging zur Theke und bestellte sich etwas, ehe er zu ihnen kam.
 

„Lass das nächste Mal mehr warmes Wasser übrig“, knurrte er missbilligend in Dagrans Richtung, welcher sich einen Bisschen Spiegelei, zwischen die Zähne schob.
 

„Sei keine Weichei, außerdem kann Lowell jetzt mal beweisen wie gut er sich wirklich mit Eis und Kälte versteht“, unwillkürlich hatte sich ein perfides Grinsen auf seine Lippen geschlichen, als er das Gesagt hatte. Doch es war ebenso schnell wieder verschwunden wie es gekommen war.
 

„Wo ist überhaupt sein Mädel geblieben?“, fragte der Silberhaarige dann und bedankte sich als Melidia ihm einen Kaffee hinstellte, zusammen mit einem Teller Rührei und Brot.
 

„Keine Ahnung, sie war schon weg, als ich aufgewacht bin.“
 

„Achso“, war alles was er zur Antwort bekam.
 

„Komisch ich hab niemanden gesehen...“, warf Mirania ein und überlegte für einen Moment, ehe sie hinzufügte, „na ja ich hab auch nicht wirklich drauf geachtet. Das Essen ist so gut und ich hatte solchen Hunger...“ Sie beendete ihren Satz mit einem leisen kichern. „Ich will nach dem Frühstück wieder in die Bibliothek, also wenn mich jemand sucht werd ich wohl dort sein.“
 

„Ich hab auch noch zu tun“, fügte der Jüngere hinzu, den Blick auf sein Essen gerichtet, das er aus reiner Zweckdienlichkeit zu sich zu nehmen schien. Zumindest zeigte er keinen besonderen Appetit, ein Umstand um den sich zumindest der Schwarzhaarige bemühte.
 

„Gehst du direkt nach dem Frühstück wieder los?“, fragte er und der Angesprochene nickte. Na toll, dachte sich Dagran, während sie alle wieder ins Schweigen verfielen. Wenn Lowell sich nicht mit dem aufwachen beeilte würden sie am Ende hier nur noch zu zweit sitzen und dann würden wahrscheinlich Gesprächsthemen auftauchen über die er gerade nicht mal ansatzweise nachdenken wollte. In der Regel bemühte er sich darum ein Gesprächsthema zu finden und zumindest Mirania sprach in der Regel auch darauf an, wohingegen der Silberhaarige nur dann und wann immer etwas einwarf. Doch heute schwiegen sie alle drei und auch wenn ihn Yurick ab und zu mal argwöhnisch musterte sagte er nichts. Schien als ob sich der Kleinere einfach damit abzufinden schien, zumal der Schwarzhaarige annahm das es ihm im Grunde sowieso nichts ausmachte. Schließlich war von seinem Teller nichts mehr übrig und er trank nur noch seinen Kaffee, während Mirania ihre zweite Portion verspeiste. Er selbst hatte die Spiegelleier und den Schinken gedankenverloren zerhackstückelt und kratzte nun die kleinen Teile auf der Gabel zusammen. Für einen Moment wagte er es aufzusehen und erblickte Lowell der die Treppe hinabstieg. Er schien gar nicht müde, auch wenn Dagran meinte, das es noch gar nicht so spät war. Aus dem Augenwinkel beobachtete er wie der Blondhaarige zur Bar ging und sich Frühstück bestellte und dabei schamlos mit Melidia flirtete. Dieser... dieser... unwillkürlich zerriss er eines der letzteren größeren Stücke Spiegelei mit Messer und Gabel in zwei und zermalmte es eher, als das er kaute. Einen Moment später gesellte sich der Blondhaarige zu ihnen.
 

„Morgen Leute, gut geschlafen?“, er grinste in die Runde und setzte sich zwischen Mirania und Yurick, womit er dem Schwarzhaarigen direkt gegenüber saß. Ein Umstand der Dagran nicht gerade behagte.
 

Mit wenigen Schlucken trank der Kleinere seinen Kaffee fast ganz aus. „Wie mans nimmt, ich kann nicht klagen.“
 

„Ganz gut schätze ich...“, murmelte Dagran und Mirania musste erst einmal zu Ende kauen.
 

„Der Boden der Bibliothek war jetzt nicht allzu bequem, aber es ging.“
 

Der Jüngere hatte seinen Kaffee nun ganz ausgetrunken und stellte den Becher auf seinen Teller, als er sich erhob und erklärte, „ich bin dann mal weg, am Nachmittag werd ich wahrscheinlich wieder hier sein.“ Und da warens nur noch drei, dachte sich Dagran seufzend, während der wenige Appetit den er bisher noch gehabt hatte auch langsam verschwand. Mirania hatte ihren zweiten Teller auch schon beinahe vernichtet so das am Ende wirklich nur noch er und Lowell und ein betretenes Schweigen übrig blieben.
 

„Das mit dem kalten Wasser war aber nicht sehr nett...“, merkte der Blondhaarige an und schob sich einen Bissen Rührei in den Mund, während der Jüngere ihn keines Blickes würdigte und versuchte sich aufs Essen zu konzentrieren. Doch Lowells bohrender Blick ließ ihm keine Ruhe und langsam wurde sein Essen eh kalt. Vielleicht saß er hier ja doch schon länger als er gedacht hatte.
 

„Du hast es dir nicht anders verdient“, entgegnete Dagran trocken.
 

„Komm schon so schlimm kann der Sex nicht gewesen sein“, sinnierte er schmunzelnd und die Augen des Jüngeren verengten sich zu schlitzen. „Sei ehrlich...“, bat er jetzt schon beinahe.
 

„Ehrlich? Ich soll ehrlich sein. Ich hab Schmerzen an Stellen von denen ich nicht mal wusste das es sie gab und eigentlich war ich der Überzeugung davon schon alle ausfindig gemacht zu haben, seit ich Söldner bin“, knurrte er und spießte etwas das was einmal ein Streifen Schinken gewesen sein mochte mit seiner Gabel auf, als Lowell zu kichern begann.
 

„Falls ich dich erinnern darf – du warst es der den Hals nicht voll kriegen konnte.“ Schlimm war nicht wirklich das er lachte, schlimm war mehr oder weniger das er recht hatte, aber wirklich richtig schlimm empfand der Schwarzhaarige gerade die Bilder die vor seinem inneren Auge auftauchten und seinen Wangen eine leicht rötliche Färbung verliehen. Seine Ohren fühlten sich heiß an.
 

„Darfst du nicht..!.“, murmelte er und wollte empört, giftig oder sauer klingen, doch es klang einfach nur kleinlaut. Bisher hatte er diesen Gedanken immer vermieden, doch er war so ziemlich selbst schuld an seiner Misere und müsste vor allem auf sich selbst und nicht auf den Älteren sauer sein. Allerdings war dieser eindeutig der bessere Sündenbock für seine schlechte Laune und deswegen versuchte er diese Tatsache auch so gut wie möglich zu ignorieren.
 

Außerdem... „Außerdem gehören immer zwei dazu du hättest ja nicht drauf eingehen müssen!“, erwiderte er ihm schnippisch und kaute lustlos an einer Scheibe Brot herum. Eigentlich müsste er sich mal bald im Palast zeigen. Es wäre dumm jetzt wo er und Zael Ritter in Ausbildung waren sich dort nicht zumindest von Zeit zu Zeit zu zeigen. Zael hatte ja anstatt sich auf Syrennes Einladung einzulassen lieber die Nacht im Schloss verbracht nachdem er nur kurz vorbeigeschaut hatte und vielleicht war das ja auch ganz gut so überlegte sich der Schwarzhaarige. Zumindest wenn er bedachte was noch so alles passiert war.
 

„Hm, guter Punkt“, grinste Lowell und aß weiter ohne den verschmitzten Blick von ihm abzuwenden. „Allerdings steht ja noch nicht fest das du heute kämpfen müssen wirst.“ Auch ein guter Punkt gab der Andere im Stillen zu und hoffte mit einem Mal das es gar nicht erst soweit kommen würde. Er und kämpfen... heute... schon allein, der Gedanke machte ihn mordlustig. Welcher Spinner letztlich auch immer mit der Idee ankommen würde. Da Dagran schwieg nutzte Lowell dies um etwas weiteres vorzuschlagen. „Soll ich es wieder gut machen?“, sein Lächeln war nun mehr charmant als verschmitzt. „Ich mein du bist immer noch hauptsächlich selbst dran schuld, aber wenn es dir so viel bedeutet mir den schwarzen Peter zuzuschieben können wir uns sicher einig werden.“
 

„Bitte verschon mich“, brachte er gerade noch so hervor und wandte den Blick ab, weil schon wieder Bilder der letzten Nacht vor seinem inneren Auge auftauchten.
 

„Lowell!“, erklang anklagend Syrennes Stimme die sich verkatert die Treppe herunter schleppte. „Bist du etwa schon so verzweifelt das du unsern armen Dagran anstatt meiner angraben musst du Lustmolch!“ Die hieb ihm mit der Faust gegen den Hinterkopf und beinahe hätte der Schwarzhaarige gelacht, doch er konnte es sich gerade noch so verkneifen. Schweigend schob er seinen Teller beiseite und versuchte nicht allzu betreten auszusehen ob der Tatsache das die Rothaarige ja gar nicht wusste wie viel Wahrheit in ihren Worten lag. Er lauschte ihrer Zankerei und für einen Moment kam er tatsächlich zu der Überzeugung das sich vielleicht rein gar nichts bis auf diese schrecklich nervtötenden Schmerzen geändert hatte. „Ey Dagran wenn er dich wieder nervst darfst du ihm gern in meinem Namen eins überbraten“, grinste sie zwinkernd und jetzt konnte er sich wirklich kein grinsen mehr verkneifen. Ein leises Lachen entkam ihm und er stützte den Kopf auf eine Hand. Er wusste nicht genau wie ernst sie das meinte, schließlich besaß sie das unausgesprochene Vorrecht den Blondhaarigen nach Strich und Faden zu trietzen und auch wenn sie ab und zu mal solche Großzügigkeiten gewährte, war nie sicher ob sie letztenendes nicht doch sauer war, wenn man ihrem Wort Taten folgen ließ. Dagran beschloss jedoch es sich so oder so zu merken, während er Syrennes lautstarkem Verlangen nach einem Bier und einem Katerfrühstück Melidias, die Aufforderung nach einem zweiten Kaffee folgen ließ. Eigentlich würde er zwar immer noch lieber aufstehen, doch mittlerweile war er sich sicher das das auch schon wieder egal war und außerdem würde ihn Syrenne jetzt wo alle anderen schon nicht da war sicher nicht gehen lassen. Na ja, er würde es überleben... denn so wie es schien würde sich zumindest die Gesellschaft der rothaarigen Frau heute als recht angenehm, zumindest unterhaltsam erweisen können. Wobei er nicht mal ahnte das Zael ihn noch früher als erhofft von seinem Schicksal erlösen und dafür sorgen würde das er Lowell die Krätze und noch sehr viel schlimmeres an den Hals wünschen würde.

Reptide Catacombs

Liiiiiebe Freischalter,
 

eigentlich war diese Story gar nicht zum veröffentlichen gedacht ôo jetzt landet sie hier aber doch auf Mexx und ich hoff ihr habt nichts an meinem Kappi auszusetzen. Ich wills auch ganz kurz machen. Ich will keine Nacherzählung machen, ich hab meine eigene Handlung nur dummerweise genau auf die Spieltimeline gesetzt, weil sie so viele Dinge der dortigen Handlung in ein neues Licht rückt und Dagrans Beweggründe so super erklärt das ich die Szenen wo er vorkommt nicht einfach in einem Absatz abfertigen wollte oder gar rausnehmen aus meiner Geschichte. Die Dialoge der Spielszenen sind btw. Eigenübersetzung der englischen Version oder ergeben sich aus dem was vor und während des Kampfes gesagt/mitgeteilt wurde. ... Jetzt nur mal falls das wichtig ist owo Ansonsten geht doch mal einen Absatz tiefer oder in der allgemeinen Beschreibung lesen da steht auch noch was zum Storyinhalt (;
 

kekse&lg
 

Heyho liebe Leser :D
 

so Leute und gleich mal rein ins Spiel! Ich hab ja schon gesagt, es wird Déjà vus geben und das hier ist das erste. Wahrscheinlich hätte ich dieses Kapitel auch innerhalb eines Absatzes abhandeln und dann zu meiner (der natürlich wichtigeren xD) Handlung zurückkehren können. Wollte ich aber nicht. Ich wollte kein stupides ifthisthanthat! Also kein "dann kam das und sie machten das und fanden das so" - ganz davon abgesehen das sowas auch noch passieren wird, gings mir hierbei eben darum das ichs doof fand alles zu überspringen und nur den Teil auszuschreiben den ich wichtig fand. Also hab ich mir Mühe gegeben alles in meine Story zu integrieren :3

Vor allem da es hier ja auch um Dagrans Beweggründe für seine späteren Entscheidungen geht ist es mir eben sehr wichtig das alles mehr oder weniger spielnah bleibt (; Außerdem ham sich die Lieben doch auch noch ein bisschen "Ruhe" verdient, nich ;D?

Auch wenn ich echt überlegt hab ob ich die Queen noch mit reinnehm, aber am Ende fand ich rauslassen auch irgendwie blöd. That's why: Deal with it!

*Kekse&Kaffee hinstell*
 

Viel Spaß beim lesen!

__________________________________
 

Das Glockenspiel klimperte als Zael die Taverne betrat, er hatte auf dem Rückweg hierher noch einen kleinen Zwischenstopp bei Horace eingelegt und auch wenn es eigentlich immer Dagran war der die Aufträge an Land zog hatte er dieses Mal zugesagt ohne die Rechnung mit dem Wirt zu machen. Diese Buch wiederzubeschaffen könnte sich noch als sehr nützlich für sie erweisen. „Lang her das ich euch in so trauter Dreisamkeit an einem Tisch hab sitzen sehen“, lächelnd näherte er sich dem Tisch seiner Kameraden, die einer nach dem anderen aufblickten.

„Zael! Komm her und setz dich zu uns“, grinste die Rothaarige, einen Arm um Dagran gelegt und diesem die Haare raufend. Zur Abwechslung ließ dieser es zu. Zur Abwechslung brauchte er aber auch jede Ablenkung die er kriegen konnte. Wobei der junge angehende Ritter nur darüber schmunzeln konnte. Es war schön den Schwarzhaarigen augenscheinlich mal wieder so ausgelassen zu sehen. Auch wenn diesem eigentlich immer noch mehr oder weniger danach war Lowell zu meucheln. Zael setzte sich zu ihnen an den Tisch und ließ sich von Syrenne zwar kein Bier dafür jedoch einen Becher Kaffee aufschwatzen. „Wie wars, haben sie dich groß gefeiert? Hast du das mit Calista auch gebührend gefeierte?“, sie kicherte, warf ihm einen eindeutigen Blick zu und beobachtete wie der Angesprochene ein wenig genervt und auch ein wenig rot um die Wangen die Augen rollte.
 

„Syrenne...“, setzte er an, doch schüttelte dann nur seufzend den Kopf.
 

„Syrenne hör doch auf dem armen Jungen Unterstellungen zu machen. Calista ist eine Prinzessin sowas erfordert Zeit und Geduld“, warf der Blondhaarige ein und maß sie mit vorwurfsvollem Blick.
 

„Sei kein Spielverderber Lowell!“, und dann an Zael gewandt fügte sie hinzu mit breitem Lächeln hinzu, „ich freu mich das du dich weiterhin hier blicken lässt. Wirklich.“
 

Er erwiderte ihr Lächeln und wandte seinen Blick dann zu Dagran der sich bisher nur schweigend auf seinem Stuhl zurück gelehnt hatte. „Ich war auf dem Weg hierher bei Horace“, der Dunkelblonde trank einen Schluck von seinem Kaffee und schüttete etwas Zucker nach. „Ich hab ihm die neuen Waffen gezeigt, er meinte die wär in Ordnung. Gute Verarbeitung, aber die Sense dir wir ergattert haben ist mit einem Fluch belegt.“
 

„Verflucht? Was bitte soll der Scheiß“, murre Syrenne. „Jetzt kann ich Mr. Handsome-my-arse ja gar nicht einen Kopf kürzer machen.“
 

„Ich denke Horace wird uns helfen, wenn du nicht gerade vorhast Lowell zu Köpfen Syrenne...“, erwiderte Zael und musterte sie leicht argwöhnisch, wobei sich Dagran dachte das das gerade ja auch sein Job wäre und nicht ihrer.
 

„Hätt ich ihm gar nicht zugetraut das er sich sogar mit Flüchen auskennt...“, warf der Blondhaarige ein. „Ist nicht gerade einfach.“
 

„Tut er auch nicht wirklich, er benutzt ein Buch zur Hilfe. Aber damit klappt es gut, meinte er...“, die Stimme des angehenden Ritters verlor sich für einen Moment.
 

Skeptisch maß ihn Dagran. „Das klingt nach einem aber...“
 

Zael seufzte und nickte. „Es gibt auch ein aber“, gab er dann zu. „Erinnert ihr euch an die Gerüchte über die Tunnel und Katakomben der Reptiden unter der Stadt? Anscheinend gibt es einen Zugang zu ihren Höhlen über einen Brunnen hier in der Nähe. Horace musste natürlich da runter und den Rest könnt ihr euch sicher denken. Er hat gefragt ob wir es für ihn holen würden und ich hab erstmal zugestimmt. Wäre ja nur von Vorteil, auch für uns.“
 

Bitterböse starrte Dagran den blondhaarigen Magier an. Wie war das gewesen? Er würde heute höchstwahrscheinlich nicht kämpfen müsste? Von wegen! Doch anstatt auf den verwirrten Blick Zaels zu reagieren, der diesen kurzen Ausbruch seines Zorns bemerkt hatte, fing er sich nur wieder und nickte.
 

„Du hast richtig entschieden“, gab er zu. „Es wäre von Vorteil, wenn Horace unsere Waffen reinigen könnte.“ Logisch betrachtet stimmte das auch wirklich, aber dennoch spürte er wie seine Finger vor Mordlust dem Blondhaarigen gegenüber kribbelte. Aber nicht jetzt, er würde ihn später dafür meucheln. „Wir können ja zu Ende frühstücken und uns den Brunnen dann mal ansehen.“ Für einen Moment hatte er überlegt einfach zu sagen er hätte etwas anderes wichtiges zu tun, doch dann wiederum würde es sowieso schon schwer genug werden seine ständige Abwesenheit auf Dauer zu erklären. Und irgendwie hatte er auch im Gefühl das er heute ganz und gar nicht drumherum kommen würde mit ihnen zu kommen. Nun ja, er musste gestehen das es im Grund gar nicht so schlimm wäre mit ihnen zur kommen. Das lag wirklich einzig und allein an seinem protestierenden Körper.
 

„Vielleicht sollten wir lieber warten bis Syrenne noch drei Bier intus hat, dann ist sie erträglicher.“
 

„Hey“, besagte hieb Lowell einen Ellenbogen in die Seite, was ihm einen Schmerzenslaut entlockte und der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf.
 

So verstrich der Vormittag und auch ein Teil der darauffolgenden Stunden, die sie damit verbrachten Yurick und Mirania einzusammeln. Wobei die Schwarzhaarige allerdings partout nicht von ihrem Platz in der Bibliothek wegzubekommen war und sie es dabei beließen, wobei Dagran dafür gesorgt hatte das nur Lowell und Syrenne zum Schloss liefen. Lowell weil er diesen, wenn sie noch einen Moment allein verbrachten vielleicht wirklich meuchelte und er sich die Extrarennerei mehr als verdient hatte und Syrenne, weil sie... nun die beiden machte ja sowieso alles zusammen. Zael und er waren in der Zeit vorgegangen und hatte sich umgesehen, wobei sich der Schwarzhaarige im Stillen bei jedem Schritt den er tat vornahm Lowell zu schlagen sobald er wieder in Reichweite war. Eine Motivation die zumindest gut genug war um ihn die Schmerzen langsam vergessen zu lassen. Mit einem leisen seufzen lehnte er sich gegen den Brunnen und verschränkte die Arme. „Du siehst ja nicht sonderlich begeistert aus“, stellte Zael fest und für einen Moment war der Ältere wirklich froh das die Rothaarige nicht vor Ort war. Sie hätte jetzt nämlich wahrscheinlich irgendeinen dummen Spruch darüber das er wohl schon mit Yurick konkurrieren könnte. Doch dieser schwieg gerade nur und musterte ihn ab und zu aus dem Augenwinkel. „Gehts dir gut? Du musst nicht mitk–“
 

Er wunk ab, „mir gehts gut.“ Eine glatte Lüge, wobei ihn gerade nur ärgerte das sein Körper so sehr herumzickte. Das was schon mal besser gewesen. „Mach dir keine Gedanken um mich.“ Und nach ein paar Sekunden fügte er hinzu, „Lowell und Syrenne sollten sowieso gleich wieder da sein.“ Glücklicherweise sollte er damit recht behalten und als sie kurz darauf wieder, beinahe, vollzählig waren stiegen sie den Brunnen hinab.
 

Unten angekommen stieß der Blondhaarige einen anerkennenden Pfiff aus. „Wow hier is ja wirklich ne Höhle!“ Dagran fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde wie es nochmal dazu gekommen war, das er sich auf diese Intelligenzbestie von Mann eingelassen hatte. Ach ja... Alkohol. Das erklärte natürlich alles.
 

„Muss zugeben ich bin auch überrascht. Wer hätte gedacht das wir tatsächlich sowas vorfinden“, fügte Yurick hinzu. „Ich hatte an einfache Tunnel gedacht. Aber das ist wirklich beeindruckend – zumindest im Vergleich.“
 

Ihr Schritte hallten von den felsigen Wänden der Gänge wieder, als sie diese hinab schritt. Keiner hatte eine Ahnung wohin er sie bringen würde, doch seine Beschaffenheit ließ darauf schließen das hier Arbeiter und Hände am Werk gewesen waren, dazu wirkten die Wände und Säulen zu architektonisch. Zumindest soweit man es so bezeichnen konnte, denn ein Großteil der Wände war immer noch naturbelassen mit rauer, grober Oberfläche.
 

Eine Weile kamen sie gut vorwärts, doch der letzte Teil des Ganges glich trotzdem einer regelrechten Sackgasse. Doch Dagran bemerkte eine leichte Brise den durch die Ritzen eines Geröllhaufens zu kommen schienen. Er war sich ziemlich sicher das es danach weiterging. Also verpassten der Dunkelblonde und Lowell diesem einen kräftigen Schubs. Wobei Lowell nur Aushilfskraft zu sein schien. Kräftig genug das er ein seine Einzelteile zerfiel und ein Loch in der Wand freigab unter dem sie durchschlüpfen konnten. Eigentlich mussten sie sich dazu nicht mal bücken, denn es war beinahe mannshoch. Lachend wandte sich Syrenne an Zael, „das war so klar. Du haust auch gegen alles, wa?“ Dieser grinste jedoch nur schulterzuckend und schlüpfte durch das Loch, gefolgt von Lowell und Dagran und dann kamen die Anderen. Sie betraten ein nahezu riesige Halle auf deren Boden noch Überreste der Umrisse einer Stadt zu erkennen waren. Von den Gebäuden die vielleicht einst hier gestanden haben mochten waren nur noch Mauerreste übrig, von denen die meisten nicht mal einen Meter Höhe maßen. Vielleicht war es vor langer Zeit mal ein Königreich oder eine größere Stadt gewesen, doch davon war schon längst nicht mehr übrig.
 

Yurick ließ den Blick schweifen, während er eine Hand auf den Knauf seines Kurzschwertes legte. „So wie wir die Viecher kennen tauchen sie wohl einfach auf dem nichts auf...“ Und wie auf Kommando erspähte die kleine Gruppe kurz darauf ein besagtes Wesen.
 

Dagran knurrte zornig, „gefunden!“ Er hatte die Hand ebenfalls schon an seinem Schwert und dachte kaum darüber nach als der Reptid sich aus dem Staub machte. „Bleib stehen!“, mit diesen Worten war er ihm hinterher gejagt und merkte erst zu spät das es eine Falle gewesen war. Missbilligend seiner eigenen Dummheit wegen knirschte er mit den Zähnen, während er das Schwert in seinen Händen fest umklammert hielt. Sie hatten ihn umzingelt und das war alles bloß Lowells Schuld. Auch das er hier unten war und jetzt doch kämpfen musste, als dieser ganze Mist gerade war einzig und allein Lowells Schuld. Ein zischender Fluch verließ die Lippen des Schwarzhaarigen, er wollte – nein er musste jetzt ganz dringend auf irgendwas einschlagen um sich zu beruhigen. Dennoch zwang er sich dazu tief durch zu atmen und einen Blick über seine Schulter zu den anderen zu riskieren.
 

Vergeblich hatte Lowell noch versucht ihn aufzuhalten und es war einer dieser Moment in denen er doch die Intelligenz ihres Anführers in Frage stellen musste. Hatte der Schwarzhaarige nicht noch heute Früh über Schmerzen geklagt und das nicht mal annähernd ans Kämpfen denken wollen? Und was bitte tat er jetzt? Geradewegs in die Falle laufen, anstatt irgendwie versuchen sich zu schonen. Oder versuchte er den Starken zu markieren damit ja keiner etwas vermutete. So ein Idiot! Er war fort gewesen bevor er ihn überhaupt hatte packen können.
 

Auf leisen Sohlen folgten sie ihm, hielten sich versteckt hinter den Ruinen um nicht selbst in eine Falle zu laufen. „Oh man, dieser Ort is gerade versucht von den Viechern...“, murmelte Yurick und Syrenne schnaubte leise.
 

„Mach dir mal mehr Sorgen um Dagran. Ich kann kaum glauben das er sich so einfach hat Lumpen lassen! Der läuft einfach wieder in die selbe Falle!“, murrte sie und Lowell beschloss dieses Thema ruhen zu lassen. Wie es schien war er ja Schuld an der schlechten Laune des Schwarzhaarigen.
 

Alles was er noch dazu sagte war, „stimmt schon. Sonst ist er geduldiger.“

„Aber er ist umzingelt, was machen wir?“
 

Die Rothaarige lachte, „los kommt schon. Wir machen Handtaschen aus den Viechern! Auf ins Getümmel!“
 

„Warte Syrenne!“, alarmiert griff Lowell nach ihrem Arm und hielt sie zurück. Die Angesprochene rümpfte knurrend die Nase.
 

„Was denn?“, knurrte sie.
 

„Wenn du da jetzt einfach so reinrennst, ergehts dir wie Dagran!“, erwiderte der Blondhaarige. „Schau mal da hinten“, mit einem nicken wies er auf die hinteren Reihen der Gruppe Reptiden.
 

„Oh nein, Heiler...“
 

„Gehen wir hinten rum, dann erwischen wir sie zuerst.“
 

„Klingt gut“, grinste Syrenne erfreut. „Machen wir sie fertig!“ Noch bevor er irgendetwas anderes sagen konnte, war sie los gerannt. Der Blondhaarige seufzte und Yurick schüttelte den Kopf, bevor er ihr folgte. Der Kleinere suchte sich eine geschützte Stelle innerhalb der Ruinen von wo aus er seine Angriffe starten konnte. Zael und Syrenne hatten sich mitten ins Getümmel gestürzt doch er tat es dem Silberhaarigen gleich, suchte sich ein relativ geschütztes Fleckchen und griff aus einiger Entfernung an. Ziel seiner Angriffe waren die Heiler der Gruppe. Wenn diese mit ihnen, mit ihm und Yurick beschäftigt wären, dann konnten Zael und Syrenne sich in Ruhe um den Rest kümmern. Jetzt wo sie die Gruppe aufgescheucht hatten war auch Dagran wieder frei und zur Stelle, wodurch es kein Problem war der relativ kleinen Gruppe Reptiden den Gar aus zu machen. Doch kurz bevor es ganz überstanden sein sollte öffnete sich ein Tor und die Nachhut kam zur Hilfe. Dennoch war es letztlich kaum ein Problem gewesen mit ihnen fertig zu werden.
 

Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick mit verengten Augen umher schweifen, sein Atem ging noch schwer von der Anstrengung des Kämpfens, doch er beruhigte sich langsam und wie es schien war nun alles ruhig. „Sieht so aus als hätten wir sie alle erwischt“, meinte er, ließ jedoch davon ab sein Schwert wieder wegzustecken. Wer konnte schon sagen wie es tiefer im inneren aussehen würde.
 

„Ooh. Lowell unser Schlaumeier“, grinste Syrenne, wobei es unklar blieb ob es wirklich aus Anerkennung gemeint war oder bloß um ihn zu verspotten.
 

Vorsichtshalber meinte er deswegen, „also so gut war ich auch wieder nicht. Ich weiß das du mich liebst, aber trotzdem...!“
 

Mit den Augen rollend erwiderte sie nur murmelnd, „manchmal solltest du lieber die Klappe halten.“
 

„Immer noch besser als zweimal auf den Trick reinzufallen“, meinte Yurick bloß dazu und ignorierte Dagrans Beschwerde.
 

Sie setzten ihren Weg durch das Tor fort das sich eben erst geöffnet hatte, hinter dem erneut eine verstreute Gruppe Reptiden wartete. Nach dem auch diese erledigt waren und begaben sich die große Treppe hinauf. Es gab einen breiten Gang in der Mitte der von Säulen gesäumt war. Sie führte zu einem eisernen Tor das sie zu einer halbmondförmigen Treppe führte. Der Bau glich einem Amphitheater jedoch dort wo die Bühne hätte enden müssen ging eine steinerne Plattform weiter, von der sich wiederum drei Pfade abzweigten. Der erste führte geradeaus und die anderen beiden nach links und rechts. Am Ende jedes Pfades war eine kleine Fläche auf der sich vielleicht früher einmal jeweils ein Gebäude befunden hatte. Doch nun waren davon auch nichts mehr als Ruinen übrig in denen sich drei Gruppen Reptiden verschanzt hatten. Auf den drei Wegen befand sich jeweils ein Späher der Ausschau hielt um seine Kameraden zu warnen. Und selbst aus dieser Entfernung war zu sehen das in jedem Block eine Gruppe aus Magiern und Kriegern wartete. Wenn die Späher also die Möglichkeit bekämen ihre Mitstreiter zu warnen hätten sie ein Problem. Man bekam fast das Gefühl sie hätten auf sie gewartet... Doch jetzt hatten sie keine Zeit sich darum Gedanken zu machen. Um zu vermeiden in Bedrängnis zu kommen, entschied sich die kleine Gruppe dafür zuerst die Späher auszuschalten. Eine Aufgabe die Zael zufiel, sie mit Pfeilen auszuschalten wäre die sicherste Methode. Nachdem den erste Späher ausgeschaltet war nahmen sie sich die Gruppe am Ende des Pfades vor. Beinahe wären sie schon wieder umgekehrt, doch da hielt Zael inne und machte noch einmal kehrt um etwas vom Boden aufzuheben. „Huch? Was ist das denn?“, neugierig betrachtete Zeal den Eckzahn in seiner Hand.
 

„Sieht ein bisschen zu groß aus für ein Amulett...“, erwiderte Lowell der näher getreten war um sich das Fundstück anzusehen. „Vielleicht eine Opfergabe oder ein Schmuckstück?“
 

„Also wenns ne Opfergabe is, dann wohl für das riesige Teil dahinten, oder?“, Syrenne deutete auf die große Statur, die sich in einigem Abstand vor der Halbmondtreppe befand.
 

„Wahrscheinlich“, meinte Dagran dessen Laune sich zwar gerade von Sekunde zu Sekunde gefühlt verschlechterte, doch der sich ebenso die Mühe gab sich das nicht anmerken zu lassen. „Da fehlen noch zwei, lasst uns weiter“, mit einer auffordernden Handbewegung machte er sich auf den Rückweg, den mit Säulen gesäumten, steinernen Pfad entlang. Es war fast zu einfach die anderen beiden Späher und anschließend die Nachhut auszuschalten und auch in beiden anderen Fällen fanden sie einen der elfenbeinernen Fangzähne. Doch da sie nirgends eine Tür entdeckt hatten machten sie sich nun wieder auf zu ihrem Ausgangspunkt – der großen Statur am Ende der Treppen.
 

„Was ist das? Eine Art Gott?“, fragte Zael, diese beäugend, als sie sich ihr näherten.

Yurick zuckte die Schultern, er besaß genug Geschichtskenntnisse um zumindest etwas zu vermuten. „Vielleicht verehren die Reptiden sie.“
 

Lowell verschränkte die Arme und Maß die steinerne Statur, „auf jeden Fall ist sie ziemlich groß – gleichbedeutend wichtig. Außerdem ziemlich gut gearbeitet...“
 

„Grundlos steht dir hier bestimmt nicht rum“, warf der Schwarzhaarige ein. Die Schmerzen waren erträglich geworden, aber konnte trotzdem nichts dagegen machen, das er sich wie gerädert fühlte und eigentlich bloß wünschte so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
 

Syrenne war ein wenig um die Statur herumgegangen und an einer Stelle stehen geblieben. „Schaut mal“, sagte sie und deutete auf drei Aushöhlungen im Stein die zu den Fangzähnen zu passen schienen. „Die Eckzähne gehörn bestimmt da rein.“ Zael kramte selbige aus einer Tasche an seinem Schwergürtel und platzierte einen nach dem anderen in den Kerben. „Passt perfekt“, stellte die Rothaarige daraufhin zufrieden fest und dann fast schon überrascht, „die bewegt sich ja!“ Die Kreatur drehte sich auf ihrem Sockel und wandte ihren Kopf den Treppenstufen zu, wobei diese spätestes als das Geräusch von Stein auf Stein zu hören war diesen ihre Aufmerksamkeit schenkten. Langsam näherten sich Lowell und der Silberhaarige dem Durchgang der sich ihnen öffnete.
 

„Wow, schaut auch das an!“, der Blondhaarige musste zugeben das es ihn beeindruckte. Er hatte sich hingekniet in der Hoffnung irgendetwas in der Dunkelheit dort unten zu erkennen doch vergeblich.
 

Doch alles was Yurick für diesen Anblick übrig hatte war ein trockenes, „Treppenstufen...“ Und so wie er mit verschränkten Armen vor diesen stand war es unnötig zu erwähnen das es ihn gar nicht begeisterte was er sah. Der Gang war Dunkel und es gab keine Fackeln, was nicht weiter schlimm gewesen wär, wenn es nicht so scheinbar endlos viele Treppen gewesen wär.
 

Dagran nutzte die herrschende Dunkelheit um sich eine verspannte Stelle am Rücken zu reiben, während außer dem Klang ihrer Schritte und ihres Atems nichts weiter zu vernehmen war. Nur ab und zu wurden ein paar Worte gewechselt, hauptsächlich darüber wie verdammt nervig diese Dunkelheit doch war. Mit halbem Ohr lauschte er dem Getrappel das von den Wänden widerhallte und orientierte sich an der Richtung. In Gedanken versunken achtete er gerade mal darauf in der Dunkelheit nicht über seine eigenen Füße zu stolpern. Somit war er durchaus überrascht als er plötzlich den Widerstand einer Person vor sich merkte in die er versehentlich hineingelaufen war. „Hm?“, mehr Reaktion bekam er darauf nicht und von ihm selbst kam nicht mehr als irgendein unverständliches Gemurmel. Da er nichts sehen konnte nahm er bloß einen flüchtig bekannten Geruch war. Für einen Moment war ihm danach die Augen zu schließen und den Kopf auf wessen Schulter auch immer sinken zu lassen. „Sieht so aus als hätten wir die Tür erreicht“, erklärte Lowell und der Schwarzhaarige musste sich davon abhalten einen Satz zurück zu machen, weil er merkte das er direkt in diesen hinein gelaufen war. Nein, er wollte seinen Kopf nicht auf Lowells Schulter legen. Im Gegenteil er wollte ihn einen Kopf kürzer machen und zwar schleunigst ermahnte er sich innerlich grummelnd und mit leicht säuerlichem Blick den zum Glück gerade keiner sehen konnte. Durch die Tür gelangten sie in einen weiteren Gang, der jedoch zum Glück mit Fackeln ausgeleuchtet war.
 

„Ahhh Licht!“, stellte Syrenne zufrieden fest. „Diese Dunkelheit ging mir ja sowas von aufn Sack!“ Und dann als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten sah sie sich um. „Wow, guckt euch mal all die Schätze an!“, staunte sie lachend, mit leuchtenden Augen und lief zu einer der vergitterten Türen. Mit großen Augen starrte sie auf das Gold und die Diamanten die sich dort hinter befanden und hätte sich sichtlich gern die Tasche damit vollgepackt. Einer nach dem anderen folgten die anderen ihr.
 

„Ich wusste nicht mal das das Zeug existiert...“, Yurick klang ebenfalls staunend. „Sind das nicht die Erkennungszeichen der Gurak? Das ist ja wie im Museum.“
 

„Wirkt fast so als würden sich hier sämtliche innerhalb der Geschichte verloren gegangenen Wertgegenstände wiederfinden“, erwiderte Lowell und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Lässt einen schon nachdenklich werden...“, der Silberhaarige blickte ihn an. „Wir Menschen und die Gurak mögen die Erde unser eigen nennen, aber die Reptiden sinds die sich an all den Kram erinnern.“ Im Stillen dachte sich Yurick das er da vielleicht nicht unrecht haben mochte. Doch plötzlich wandte der Blondhaarige den Kopf fast schon alarmiert zur Seite. Zuerst hatte er ihn nur aus dem Augenwinkel gesehen doch jetzt war er sich sicher. Dort hinter dem gitternen Tor direkt geradeaus stand ein Reptid und vielleicht waren dort auch noch mehr. „Schaut mal!“, er sprach gedämpft und automatisch wandten auch die Anderen ihren Blick in die Richtung in die er nickte.
 

Dagran knurrte leise und verstärkte den Griff um sein Schwert nur noch. Er zwang sich dazu einen kühlen Kopf zu bewahren, wollte eigentlich schon etwas sagen doch da sprach Zael schon aus was er eben noch gedacht hatte. „Ich kann durch die Gitterstäbe zielen und ihn herlocken...“, schlug der Dunkelblonde vor.
 

„Gut mitgedacht“, erwiderte Lowell noch bevor der Schwarzhaarige überhaupt zu Wort kommen konnte und diesem damit noch einen Grund war jetzt eingeschnappt zu sein. Es war immer noch er der hier die Befehle gab.
 

Zael hatte gerade einen Pfeil angelegt das fiel ihm noch etwas anderes ein. „He hast du nicht noch welche von den Lähmungspfeilen?“
 

„Hm?“, der Jüngere suchte in seiner Tasche und nickte. „Gute Idee Dagran“, grinste er dann und tauschte den Pfeil aus. Er landete einen glatten Treffer und die kleine Gruppe schlich den Gang weiter entlang. Wie vermutet war es nicht nur einer – wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein und noch bevor sie die Halle erreicht hatten, hatte sie auch schon der nächste Reptid entdeckt. Es war keiner von den kleinen die Hauptsächlich in den Ruinen gewartet hatte. Diese hier schienen mindestens dreimal so groß und sie hatten ihrer Körpergröße entsprechende Schilde, was es nicht gerade einfach machte sie in den mit einem Mal sehr schmal wirkendem Gang zu überwältigen. Eigentlich hatten sie in die anschließende Halle stürmen wollen, doch nun da ihnen der Weg versperrt war folgte der zweite Reptid seinem Kameraden auf dem Fuß nachdem die Wirkung des Pfeils verflogen war. Doch Zeit sich zu erholen blieb kaum als diese beiden erledigt waren, denn angelockt doch die Kampfgeräusche kamen weitere Reptiden die es zu erledigen galt bevor sie ihren Weg fortsetzen konnten. Der Weg führte sie zu einer kleinen Halle in der es wohl einmal mehrere Säulen gegeben hatte, vielleicht um die Decke zu stützen, doch jetzt waren nicht ein mal mehr Mannshohe Überreste davon geblieben.
 

Ein weiterer Gang folgte hinter einer Tür und auf diesen folgte eines noch riesigere Halle. Sie war groß genug um mit den vermeintlichen Überresten der Stadt zu konkurrieren. Der Boden war größtenteils mit Fliesen ausgekleidet, außen am Rand war der Boden noch aus rauem Stein, dann folgten jeweils drei Reihen großer marmorner Fliesen und in der Mitte befand sich ein Pfad aus dunkel- und hellgrauen der direkt zu einer Art Podest mit einer Hand voll Treppenstufen führte. Links und rechts säumten Säulen den gefliesten Bereich des Raumes, ebenso wie links und rechts vom Podest zwei riesige Sockel mit nicht minder großen Statuen standen. Auf der Erhebung hüpften drei Gestalten, Magier wie es schien, und zwei knieten auf dem Boden als würden sie etwas anbeten, mit den Händen auf dem Boden. Lichter brannten auf einigen halbhohen Säulen ringsum. Doch dafür hatte die kleine Gruppe Söldner kaum Augen, denn mit einem Mal ging alles Furchtbar schnell. Es war als würde sie durch die Decke fallen. Ein monströses Wesen das eine Art Drache ohne Flügel oder Dinosaurier zu sein schien. Auf dem Kopf trug es drei riesige Hörner, die nach links und rechts vorne und eines den Nacken hinab gerichtet war. Etwas ähnliches schien von den Ellenbogen abzugehen, speerartig ragten die Hörner nach vorne. Um den Hals rum hatte das Biest einen Kragen der etwas ab stand, und als es brüllte waren zwei Reihen vieler spitzer Zähne zu sehen. Dieses Wesen wirkte wie ein monströses, geschupptes, fleischgewordenes Ebenbild der Statur die sie zuvor gesehen hatten und für einen Augenblick verschlug es ihnen den Atem. Es tat ein paar Schritte vom Podest in den Raum hinein, wobei bei jedem nicht nur der Boden sondern gleich der gesamte Raum zu erzittern schien. Dennoch stürmte die Gruppe auf das Biest zu.
 

„Die is ja riesig!“, Syrenne riss die Augen auf, wobei sie mal eben beschlossen hatte das es eine sie war. „Das ist unfair!“, empörte sie sich.
 

Lowell lachte trocken und folgte ihr, „da hat wohl jemand immer brav seine Milch getrunken.“
 

„Ugh“, abrupt wich die Rothaarige beiseite. Im Gegensatz zu Lowell musste sie zum Angreifen näher heran, doch gerade bereute sie diese Tatsache fürchterlich und stellte es für einen Moment ein mit ihren Schwertern auf den schuppigen Panzer einzuschlagen. „Das verfluchte Ding hat mich vollgesabbert!“ Zornig folgte ein weiterer Hieb als sie Lowell lachen hörte und froh war das nicht ihr Gesicht erwischt hatte. Mehr die Kleidung. Die Bestie brüllte wütend und versuchte die lästigen kleinen Angreifer abzuschütteln. Wobei sie mit ihrem Schwanz hin und her schlug das der ganze Boden erbebte.
 

Der Schwarzhaarige hieb sein Schwert in das Bein der Bestie, zumindest tat er sein Möglichstes um den harten Panzer zu durchdringen was jedoch kaum gelingen wollte. „Na, du musstest ja auch einfach drauf zu rennen, ohne nach links und rechts zu gucken!“
 

„Tschuldigung mein Herr, wird nicht wieder vorkommen mein Herr“, schnaubte sie missbilligend und dachte daran das er ja vorher noch selbst blindlings in die Falle getappt war. Beide wichen zusammen mit Zael nach den Seiten hin aus, um ihren stampfenden Beinen und den Angriffen ihrer Kameraden zu entkommen. „So kommen wir doch niemals gegen das Vieh an...!“ Ein Punkt in dem er ihr leider recht geben musste, sie drei konnten recht wenig gegen sie ausrichten. Sie war zu groß und ihr Panzer zu dick, zumal sie sie zu allem Überfluss ja auch noch als Frühstück zu betrachten schien und immer wieder nach ihnen zu schnappen versuchte.
 

„Da drüben!“, Dagrans Blicke folgte Zael der schon davon gestürmt war und dann ließ er ihn schweifen. Hinter den Säulen hatten sich Magier und Krieger versteckt.
 

„Decken wir Yurick und Lowell den Rücken, Syrenne!“, orderte er ihr und beide stürmten beinahe zeitgleich los.
 

Die Rothaarige war in Yuricks Richtung gerannt, welcher bei ihrem Anblick jedoch nur das Gesicht verzog. „Also ich will nicht von dem Ding verschluckt werden!“
 

Zael für seinen Teil war sowieso der Meinung das sie sie lieber schnell zur Strecke bringen sollten. „Wenn wir nicht schnell machen sind wir noch ihr Mittagessen!“
 

Erschöpft lehnte Dagran an der Säulen, er hielt sein Schwert fest umklammert, während er den Kopf zurück gegen den kalten Stein der Säule gelehnt hatte. Heute war eindeutig kein guter Tag zum kämpfen und rennen. Verdammt, es musste doch einen Weg geben diese Bestie zu erledigen. Selbst Yuricks und Lowells Attacken richteten kaum Schaden an. Doch da hörte er schon die Stimme des Blonden, die ihn auf einen Gedanken brachte.
 

„Sie reißt ihr Maul auf...! Verdammt wenn wir jetzt ne Bombe hätten...“
 

Ruckartig löste sich Dagran aus seiner Starre und richtete seinen Blick auf das eidechsenartige Wesen. „Yurick ziel auf ihren Rachen und Feuer mit aller Kraft! Schnell!“, rief er und hatte sich kaum richtig in Sicherheit gebracht in der Nähe des Silberhaarige da ertönte auch schon ein gellender Schmerzensschrei der Bestie. Der Kleinere blickte ihn an und sah für den Bruchteil einer Sekunde so aus als wollte er vor Freude über den erfolg loslachen, doch er ließ ihn nicht. „Nochmal!“, befahl er. „Syrenne, Zael!“, rief er während Yurick seine Kräfte sammelte. „Lowell Ziel auf ihren Hals, wir werden uns den Bauch vornehmen, da sind die Schuppen weniger hart!“ Und dann war nichts mehr zu hören außer dem rasseln und klirren von Schwertern und dem Bersten von Eis, gefolgt von etwas das verdächtig nach einer Explosion klang. Und mit einem Mal ganz plötzlich war es vorbei und nichts weiter als der dumpfe Aufprall des toten Körpers war noch zu hören. Dagran fühlte sich benommen und es dauerte einen Augenblick bis bei ihm ankam das sie es tatsächlich geschafft hatten. Wie gebannt schien die kleine Gruppe Söldner vor dem Toten Körper der Echse zu stehen, sie hatten zwar schon so einige Monster in ihrem Leben besiegt, doch im Grunde noch nie eines von dieser Größenordnung. Syrenne war die Erste die die Stille durchbrach.
 

Syrenne lachte und riss die Arme in die Luft. „Wir sind großartig! Soll nochmal einer was schlechtes über Söldner sagen! Der kriegts mit mir zu tun!“
 

„Jeder der was schlechtes über Söldner sagt kriegts mit dir zu tun“, schmunzelte Lowell daraufhin kopfschüttelnd und verschränkte die Arme, während er näher trat.
 

„Das war ganz schön heftig“, gab der Silberhaarige zu und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Dennoch lag etwas auf seinen Lippen, das wohl als selbstgefälliges Lächeln galt. Und Dagran für seinen Teil wollten immer noch bloß raus hier, während sich auf Zaels Lippen ein Lächeln ausgebreitet hatte.
 

„Wir habens geschafft...“, meinte er noch halb benommen und ließ seinen Blick schweifen und noch bevor einer der Anderen reagieren konnte rannte er mit einem los hinauf aufs Podest. Er hob etwas auf und wunk grinsend mit dem Gegenstand. „He schaut mal ich habs gefunden!“, strahlte er und tatsächlich das was er dort in der Hand hielt war ein Buch.
 

„Lass mal sehen!“, Lowell rannte zu ihm herüber und warf einen Blick auf das Buch, während auch der Rest langsam folgte. „Er hat recht!“, grinste er. „Das ist es. Das muss das Buch von Horace sein!“
 

„Wohoo! Dann lass uns zurück ich will was trinken!“ Eine letzte Tür wartete noch, welche sie in froher Erwartung öffneten. Diese jedoch verflog abrupt bei dem Anblick dessen was sich dahinter befand.
 

Ein genervtes Stöhnen entkam Yurick, „noch mehr Treppen?!“
 

„Da nimmt man doch schon bloßen angucken ab!“, fiel Syrenne in sein Gejammer mit fehlender Begeisterung ein. Sie hatte ganz offensichtlich ebenso wenig Lust wie Yurick diese Stufen zu erklimmen.
 

„Ja klar...“, entgegnete Lowell trocken.
 

Dagran schnaubte jedoch nur leise, er hatte selbst so absolut keine Lust da jetzt raufzugehen. Doch wenn er hier wieder rauswollte dann musste er das und deswegen zwang er sich dazu diesen Widerwillen zu verbergen. „Das sind bloß Treppen, ihr Waschlappen! Kommt schon“, und genau das war der Moment in dem sich Lowell seiner Überlegung von vorhin bestätigt fühlte. Doch er schwieg dazu, während Dagran eine auffordernde Handbewegung machte und zählend begann die Stufen zu erklimmen. „Eins, zwei, drei...“ Zugegeben, er war irgendwie beeindruckt, auf der anderen Seite hielt er ihn gerade für unheimlich dumm. Entweder das oder es ging ihm besser, als er heute früh hatte zugeben müssen. Einen langen Teil der Strecke zählte der Schwarzhaarige tatsächlich die Stufen, doch irgendwann verlor sich seine Stimme und es war nichts weiter als der Widerhall ihrer Schritte und ihr langsam schwerer werdender Atem zu vernehmen. Wäre es allerdings nicht um Yurick gewesen, wäre sie alle wohl einfach weiter gegangen ohne etwas zu bemerken. Sie liefen schon eine gefühlte Ewigkeit und da war jeder so in seinen eigenen stillen Trott verfallen.
 

Ein leises Schnauben entkam dem Silberhaarigen, als er sich umwandte die die Arme vor der Brust verschränkte. Ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Nur Treppen, hm?“ Jetzt wandten sich auch die Anderen drei um und erblickten was auch schon ihr Freund gesehen hatte. Dagran war einige Meter hinter ihnen stehen geblieben und hatte die Hände vornübergebeugt auf den Knien abgestützt. Seinen Gesichtsausdruck konnte der Blondhaarige nicht erkennen, doch auch so war offensichtlich wie erschöpft der Schwarzhaarige war. Dieser für seinen Teil verspürte trotz jeglicher Erschöpfung gerade eine nicht minder große Mordlust auf Lowell. „Weißte nich mehr wo wir sind? Ich schon.“ Mit diesen Worten drehte er sich wieder um ging weiter. „3595, 3596, 3597...“ Ab da hörte der Ältere wieder auf zuzuhören und konzentrierte sich auf seinen Ärger, denn es war momentan das einzige was ihn weiter vorwärts trieb.
 

Und so setzten sie ihren Weg fort, bis es schließlich an Lowell war beinahe die Nerven daran zu verlieren. „Ich beweg mich keinen Meter mehr!“, erklärte er, obwohl sich seine Füße trotzdem weiter bewegten. „Ich leb fortan einfach hier!“
 

Syrenne brauchte nicht mal darüber nachdenken, als sie ihm antwortete, „du hast wirklich immer die besten Ideen.“ Im stillen stimmten ihr die Anderen zu, sagten jedoch nichts mehr, denn sprechen kostete momentan zu viel Kraft die sie nicht hatten. Selbst als sie es endlich geschafft hatten und wieder in das warme Licht der aufgehenden Sonne traten schwiegen sie. Sie waren alle viel zu erschöpft um ihre Kräfte noch auf irgendetwas anderes als gehen und atmen zu verwenden. Allerdings war es auch gar nicht nötig irgendwelche Wort zu verlieren, sie waren sich auch so schon längst einige geworden das sie zurück zur Taverne und ins Bett wollten, bevor sie auch nur einen weiteren Finger rühren würden. Horace konnte sicher noch bis Morgen auf sein Buch warten.

The Realm of Ascendancy Part I - Loyalty and Misery

“Ah, mein gutes altes Zauberbuch!“, strahlte Horace, als er das Buch entgegen nahm. „Vielen vielen Dank!“ Mit flinken Fingern schlug der Brünette das Buch auf und blätterte darin herum. „Ach, ich erinnere mich wieder“, ein lächeln huschte über sein Gesicht. „Wenn ihr wollt fang ich gleich mit euren Waffen an“, bot er an und deutete dabei auf die Sense und ein Schwert das gesondert an einer Wand im Hinterzimmer lehnten. Es hatte sich herausgestellt das nicht nur die Sense ein wohl vom Vorbesitzer heißgeliebter Gegenstand gewesen war. Zael nickte, er war mit Mirania allein hergekommen. Zwar war sie nicht bei der Beschaffung dabei gewesen doch sie hatte angeboten ihn hierher zu begleiten und er hatte zugestimmt.
 


 

Er weigerte sich aufzustehen. Dagran wusste zwar das er früher oder später müsste, doch er weigerte sich schlichtweg. Yurick hatte darüber nur den Kopf geschüttelt und das Zimmer verlassen. Auch Lowell war verschwunden, ein Umstand der ihn erst zufrieden gestellt und dann geärgert hatte. Das leise knarzen der Zimmertür war zu vernehmen, doch er bewegte sich immer noch nicht. Ein Seufzen war zu hören und der Blondhaarige näherte sich Kopfschüttelnd der Gestalt die sich auf dem Bett zusammengerollt hatte. „Dagran du weißt genau das uns der Graf aufs Schloss bestellt hat...“, mit diesen Worten setzte er sich auf die Kante seines Bettes und legte eine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen, brachte diesen dazu ihn anzusehen. Lowells Hand fühlte sich warm an auf seiner Haut und eigentlich recht angenehm, aber dennoch hatte der Jüngere nichts weiter als ein grimmiges Starren für ihn übrig. „Ach komm schon“, entgegnete der Blondhaarige. „So mies kanns dir nicht gehen du hast zur Ausnahme mal ausgeschlafen bist und Gestern konntest du auch noch kämpfen.“
 

„Weil ich jede Sekunde davon damit verbracht hab mir vorzustellen du wärst es auf den ich einschlagen kann“, erwiderte Dagran bloß und versuchte sich wieder von ihm wegzudrehen. Doch das ließ der Ältere nicht zu, was ihn dazu brachte ein säuerliches knurren loszuwerden.
 

Lowell hob eine Augenbraue und musterte ihn nachdenklich. „Dann stells dir doch weiterhin vor, wenns dir so gut geholfen hat...?“, fragte er mit einem leichten schmunzeln. Wahrscheinlich sollte er es lieber nicht herausfordern, aber dennoch hauchte er dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen. Dieser jedoch versteifte sich nur und krallte seine Hände in das Laken, während er zu seinem missfallen feststellen musste das der Magier sehr viel Spaß daran gefunden haben schien ihn zu küssen und mit diesen zu versehen.
 

„Es hilft aber nicht mehr...!“, brachte er säuerlich hervor. Vielleicht hörte der Blondhaarige ja einfach auf, wenn er sich tot stellte. Doch dem war nicht so und er wollte auch nicht den Rest des Tages hier liegen. „Lowell...“
 

„Mh?“, kam es nicht sonderlich beteiligt von dem Angesprochenen.
 

„Hör auf...“, bat Dagran fast schon heiser und für einen Moment hielt der Blondhaarige tatsächlich inne. Das hatte beinahe nach einem flehen geklungen, aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet. Er hatte sowieso nicht genau aufgepasst.
 

„Wenn du dann aufstehst... heute Nachmittag müssen wir schließlich beim Grafen sein“, schmunzelte er gegen seine Haut. Doch dieses Mal drehte sich der Schwarzhaarige weg, entzog sich ihm so gut es ging und starrte auf einen unbestimmten Punkt am Fenster. Das ging aus dem Grund so gut da er mit dem Kopf am Fußende des Bettes lag und keinen Grund dazu sah sich so sehr anzustrengen das Kissen irgendwie zu sich herüber zu holen oder sich anders hinzulegen. Es war schon anstrengend genug gewesen die Decke unter sich hervorzufriemeln, nachdem er sich hingelegt und festgestellt hatte das es nicht verkehrt gewesen wär eine zu haben. Sein Argument mit dem Grafen jedoch war nicht gerade das was der Schwarzhaarige als Motivation sah. Im Gegenteil, doch er sagte nichts, denn über die Gründe wollte er auch nicht reden. Schlimm genug das er überhaupt wieder zu solchen Mitteln hatte greifen müssen. Und auch Lowell ging langsam auf das das eigenartigerweise nichts war was den Jüngeren dazu bewegte aufzustehen. Also versuchte er es mit einer neuen Strategie. „Ich mach es wieder gut, okay?“, raunte er gegen seinen Nacken und küsste das Tattoo das sich dort befand.
 

Langsam wanderten die Augen des Jüngeren in seine Richtung und schließlich drehte er sich wieder herum um ihn anzusehen. Skepsis lag in seinem Blick. „Wie willst du das anstellen?“, fragte er, da er nicht viel vertrauen in die Worte Lowells und dessen Wiedergutmachungen hatte. Genaugenommen konnte er sich nur vorstellen das es das sein würde was ihn auch in diese Misere gebracht hatte. Doch Lust sich schon wieder mit ihm das Bett zu teilen hatte er nicht. Im Gegenteil, Lowell sollte bitte mindestens fünf Meter Sicherheitsabstand halten. Doch das tat er nicht, er hatte sich über ihn gebeugt so dass er seinen warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Dennoch nutzte er die kurze Distanz um ihn argwöhnisch zu mustern. Das eindeutige Funkeln in seinen Augen das er suchte fehlte jedoch, stattdessen war da etwas anderes das er nicht einordnen konnte. Und da Lowell auf seine Frage nicht antwortete fügte er hinzu, „wenn du ein bisschen auf Abstand gehst denk ich drüber nach.“
 

Tatsächlich setzte ich Lowell daraufhin auch auf und fragte, „besser?“
 

„Geringfügig“, erwiderte Dagran. Er hatte immer noch seinen Geruch in der Nase und das missfiel ihm. Dennoch wollte er ihm den Versuch und die Tatsache das er tatsächlich etwas Abstand zwischen sie gebracht hatte. Etwas schwerfällig setzte er sich auf. „Also gut, ich steh auf, aber nicht weil dus gesagt hast, sondern aus Eigeninteresse an diesem Treffen“, erklärte er dann und auch wenn ihm Lowell das gerne glauben würde, es fiel ihm schwer. Es fiel ihm schwer ob der Tatsache das der Schwarzhaarige immer noch müde wirkte und völlig unmotiviert aufzustehen, geschweige denn ins Schloss zu gehen. Eigeninteresse? Das konnte wohl kaum der Grund sein. Dagrans Tellerrand in Sachen Eigeninteresse schien gerade nicht mal den Rand seines Bettes zu überragen.
 

Dennoch erhob sich der Ältere und schüttelte im Weggehen leicht den Kopf. „Bist mich ja schon los...“, grinste er und fügte hinzu, „seh einfach zu das nicht im Bett festwurzelst.“
 

Trocken lachte der Schwarzhaarige in sich hinein, „ha ha ha.“ Das er sich das gerade von ihm sagen lassen musste. Er mochte vielleicht ein kleines Hoheitsrecht genießen, weil er ein wenig Älter war und sich der Jüngere tatsächlich ab und zu mal dazu durchrang auf ihn zu hören, aber alles durfte er sich deswegen auch noch nicht erlauben. Vielleicht lag es aber auch einfach das nun da er und Zehel auszubildende Ritter waren er sich ein wenig in Sicherheit wähnte. Noch bis Nachmittag war Zeit, das waren noch mehrere Stunden. Was die Anderen trieben hatte er keine Ahnung, die einzige über deren Aufenthaltsort er sich sicher war, war Syrenne. Allerdings musste mit der auch was eindeutig nicht stimmen, wenn sie nicht ständig an einem Bartresen sitzen würde. An der Rothaarigen allein vorbeizukommen wäre kein Problem, er wusste wann sie unaufmerksam war und er sich raus schleichen konnte. Doch wären auch die Anderen unten hätte er ein Problem, denn auf eines war Dagran gerade noch weniger aus als sich zu bewegen und das war zwischenmenschlicher Kontakt. Schwerfällig erhob er sich, ging duschen und zog sich wieder an. Sicherheitshalber ging er dabei auch nochmal die wenigen Habseligkeiten durch die er bei sich trug und vergewisserte sich das auch alles da war bzw. nichts da war was er nicht bei sich haben dürfte. Dann verließ er ihr Zimmer und ruckte den Kragen seiner Weste zurecht, als er sich auf den Weg nach unten machte. Syrenne saß dort an ihrem angestammten Platz, das konnte er schon von der Treppe aus sehen, allerdings war da noch jemand. Lowell. Und er spürte seinen Blick merklich auf sich ruhen als er langsam den Rest der Treppe hinabschritt. Irgendwo aus seinen Kraftreserven klaubte er ein schmales Lächeln zusammen und gesellte sich zu den beiden. Wie es schien würde er auf einen günstigen Moment warten müssen um sich rauszuschleichen. Er wollte nicht gesehen werden, wenn er sich auf den Weg machte und so spielte er für eine Weile mit und schlüpfte durch die Hintertür. Ob nun wortlos oder selbst mit fadenscheiniger Erklärung einfach zu gehen würde ihn bei den beiden Anderen nicht weit bringen. Syrenne und Lowell würden trotzdem wissen wollen was er vorhatte. Doch das war etwas über das er lieber nicht reden mochte, weshalb er auch darauf acht gab das sonst kein anderer auf die Idee kam ihn anzusprechen. Geschweige denn das jemand von den verbleibenden drei ihn zu Gesicht bekam. Und so führte ihn sein Weg durch die schmalen und dunklen Gassen der Stadt, erst auf dem Schlossplatz traute er sich wieder ins freie. Musste er gewissermaßen auch, immerhin wollte er ins Schloss hinein. Er schenkte den Wachen ein knappes nicken und betrat die Eingangshalle durch die große schwere Eichentür.
 

Dagran konnte sich nicht davon abbringen dabei eine Hand auf dem Knauf seines Schwertes liegen zu haben, während sich seine Muskeln merklich anspannten und er mit einem Mal den Muskelkater den er bisher so gut hatte ignorieren können wieder merkte. Dienstmädchen huschten hier und da verstohlen umher, andere kümmerte sich um die Gäste des Schlosses und auch wenn niemand den Kopf in seine Richtung wandte, wusste er das sie ihn aus dem Augenwinkel anstarrten. Er versuchte es zu ignorieren, aber trotzdem zerrte es an seinen Nerven und es fiel ihm schwer nicht einfach flüchten zu wollen. Also flüchtete er mit schnellen Schritten zu den Treppen und ging diese hinauf. Es gab so einiges was er noch zu erledigen hatte. Der Schwarzhaarige war immer noch nicht dazu gekommen sich den Kanonenkontrollraum genauer anzusehen, also führte ihn sein erster Weg hinaus in den Schlossgarten. Als angehender Ritter würden ihm die Wachen wohl nicht mehr den Weg versperren und so war es auch tatsächlich. Er brauchte nicht mal etwas sagen, aber so zielgerichtet wie er auf die große Doppeltür die zum Militärflügel führte zugegangen war brauchte es derer wohl auch nicht. Erst als er das dumpfe zuschlagen der großen Tür hinter sich vernahm erlaubte er sich ruhiger zu werden. Er ließ den Blick schweifen, wollte sich ein Bild von den Räumlichkeiten machen, doch das hier unten war nichts spektakuläres. Das war gut, ein schmales Lächeln schlich sich auf seine Lippen, aber Dagran ermahnte sich zuerst noch den Rest des Gebäudes auszukundschaften. Wer wusste denn ob er wirklich die Möglichkeit hätte nach unten zu fliehen. Vielleicht müsste er ja auch in eine andere Richtung. Sein Weg führte ihn zuerst ganz nach oben auf die Aussichtsplattform. Nachdenklich schritt er die Ebene ab, beugte sich über die Brüstung und ließ seinen Blick schweifen. Hier oben säße er in der Falle, also würde er vermeiden müssen überhaupt erst in diese Bredouille zu kommen. Sein nächstes Ziel war die Totenhalle. Eigentlich wollte er dort angekommen auf dem Absatz gleich wieder kehrt zu machen, dennoch machte er sich die Mühe den Raum zu durchqueren und auf mögliche Geheimgänge oder anderweitige Türen zu überprüfen. Zu seiner persönlichen Freude wurde er allerdings nicht fündig. Es war nichts weiter als eine große Halle mit einigen Säulen. Geeignet zu Kämpfen, doch ungünstig um sich zu verstecken. Seine letzte Hoffnung blieb also wirklich nur noch der Kanonenkontrollraum. Er brauchte zumindest einen einzigen Ort an dem er würde ausharren können. Einen einzigen, nur für einen kurzen Zeitraum um nicht aufzufliegen. Mit klopfendem Herzen betrat er den Fahrstuhl ein weiteres Mal und ließ sich hinauf bringen zum Kontrollraum. Dagran verfestigte den Griff um seinen Schwertknauf, als sich die Tür des Fahrstuhls vor ihm öffnete. Der Raum war wie die anderen beiden schon von recht einfachem Aufbau. Das einzig besondere schien wirklich nur die Kanone von der man hier aber auch nur einen Teil sehen konnte. Zumindest glaubte er das es ein Teil der Kanone war das er sah. Es war ein kugelförmiges Gebilde gehalten von metallenen Stangen die ihm Boden verschwanden und man hörte das leise knistern von Strom der als bläuliche Blitze an den Stellen zu sehen war wo die Stangen in der Kugel verschwanden. Spektakulär würde er etwas anderes nennen und dennoch konnte er sich nicht davon abhalten dieses Gebilde fast wie hypnotisiert anzustarren, bis ihn eine Stimme aus den Gedanken riss. „Ganz schön beeindruckend was?“, augenblicklich fuhr er herum. Kaum einen Meter entfernt stand Asthar dieser von ihm so sehr verhasste Mann. Dieser Mann unter dessen Befehl sein zu Hause, die Stadt... alles Leben an diesem Ort den er so geliebt hatte vernichtet worden war.
 

„Ja...“, gab er mit einem nicken zu und entspannte sich wieder. Er zwang sich dazu seinen Zorn zu schlucken, sich nichts davon anmerken zu lassen wie sehr er ihn verabscheute. Wahrscheinlich, nein ganz bestimmt erinnerte sich der General nicht mal mehr an ihn. Also wäre alles andere jetzt sinnlos.
 

„Schön mal wieder ein neues Gesicht hier zu sehen“, lächelte der General und der Angesprochene hob eine Augenbraue. „Weißt du die meisten der neuen Ritter machen sich gar nicht die Mühe sich hier genau umzusehen... der einzige Grund warum sie sich hier blicken lassen, ist weil ich auch die meiste Zeit hier bin. Nun ja, zumindest ziemlich oft.“ Ja, das war etwas das er gehört hatte und wohl auch der einzige Grund warum er sich jetzt überhaupt hier befand. Selbst Zangurak wusste nichts von seinen Plänen dieser Art. Aber er nahm an das er ihm dieses kleines Geheimnis nicht übel nehmen würde, sobald sein Plan Früchte tragen würde.
 

„Fasziniert sie euch so sehr?“, fragte er und beobachtete wie der Mann mit dem leicht grau meliertem Haar ein paar Schritte in Richtung einer Treppe ging und ihm dann bedeutete ihm zu folgen. Und genau das tat Dagran dann auch tatsächlich und lächelte leicht. „Was ist hinter der Tür?“ Sei deinen Freunden nah und deinen Feinden noch näher hatte ihm sein Vater einmal beigebracht. Außerdem hatte es sich als eine gute Überlebensstrategie erwiesen.
 

„Es ist eine beeindruckende Technologie“, gab er mit einem leisen lachen zu, während sie ihren Weg nun zusammen fortsetzten. „Aber es ist ebenso ein Stück weit Pflichtgefühl das mich herkommen lässt... die Kanone ist Lazulis wichtigste Verteidigung, damit sollte man sich als Ritter, selbst als angehender schon mal beschäftigt haben.“
 

„Stimmt“, gab auch Dagran zu. Auch wenn er sich in Wahrheit gar nicht darüber unterhalten wollte. „Ich hab zwar gehört das sie groß sei, aber das ist eigentlich eine Untertreibung, sie ist riesig. Davon wie sie funktioniert versteh ich nichts.“ Er überlegte für einen Moment, dann nickte er und fügte hinzu, „wahrscheinlich... als würde ein Ritter sein eigenes Schwert nicht kenne, was?“
 

„Hinter vorgehaltener Hand...“, antwortete ihm der General und sie blieben vor der Tür stehen, „das tut sowieso niemand richtig. Der Gründer des Hauses wusste es vielleicht, aber selbst die sie steuern haben nur einen Bruchteil seines Wissen. Ich versteh es selbst nicht ganz“, dann zeigte sich ein offenes Lächeln auf seinen Lippen und er fügte hinzu, „nun denn, dein Vergleich ist gut... leider aber auch wahr.“
 

„Wahr?“ hakte Dagran nach und musterte ihn. Sie betraten eine kleine Plattform die zu beiden Seiten hin offen war, nur nach Vorne hin war sie bogenförmig geschlossen. Es gab nichts zum durchgucken nach vorne weg.
 

„Wo sind wir hier?“, fragte er, als er einen Sitz und einen Mann in diesem erblickte.
 

„Von hier aus wird alles gesteuert, die Kanone und alles was dazugehört“, erklärte der Ältere und blickte dem Mann auf der lehnstuhlartigen Vorrichtung lächelnd über die Schulter und auch der Schwarzhaarige riskierte einen Blick. Es wirkte weniger Kompliziert, als das was er eben gesehen hatte. Was aber vielleicht auch nur daran lag das das hier einen eindeutigen Anfang und Ende hatte. Es war überschaubar. Ganz im Gegenteil die Kanone die mindestens drei mal so groß sein musste wie er selbst. Wie man von hieraus zielen konnte war ihm dennoch schleierhaft.
 

„Davon abgesehen ist der Ausblick auch ziemlich angenehm...“ Diese Worte brachten den Jüngeren dazu auch diesem Mal einen Blick zu schenken und er musste zugeben das es hier beinahe genauso gut war wie auf der Aussichtsplattform. „Deswegen gibt es auch nichts weiter als die Kanone dort drüben“, Asthar wies mit einem nicken in Richtung Tür.
 

Dagran nickte, einerseits war das wirklich recht interessant was er gerade erfuhr, andererseits wollte er eigentlich so wenig Zeit wie möglich in einem so engen Raum mit dem Dunkelblonden verbringen. Also wandte er sich wieder zur Tür hin und wie es schien zeigte seine stumme Bitte Erfolg. Denn Asthar und er kehrten zurück in den Kontrollraum, der wie er seit eben wusste gar nicht der eigentliche Kontrollraum war. Jetzt von hier oben von der Treppe aus konnte er sehen das sich zwei Magier und einige Ritter in diesem Raum befanden. Schweigend stiegen sie die Treppen hinab und durchquerten den Raum. „Ihr schuldet mir immer noch eine Antwort auf meine Frage.“
 

Der Ältere schmunzelte und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ein Schwert ist nicht nur eine Waffe, für einen Ritter ist es auch ein Symbol. Es wäre schön, wenn diesem Symbol auch mehr Beachtung geschenkt werden würde.“ Der Schwarzhaarige schwieg und verschränkte die Arme vor der Brust, doch er verstand worauf der General hinaus wollte.
 

„Was wäre wenn dieser Raum hier zerstört würde? Gäbe es immer noch eine Möglichkeit die Kanone zu aktivieren?“
 

„Du bist neugierig.“
 

„Das ist keine Antwort – vielmehr, ich frage mich nur... ein so talentierter Kämpfer wie ihr es seid, warum würdet ihr es vorziehen diesen Raum zu verteidigen, anstatt auf dem Schlachtfeld zu bleiben.“
 

„Gegenfrage was würde es Lazulis bringen, wenn ihre wichtigste Verteidigung verlieren würde?“

Doch diese Antwort ließ den Schwarzhaarigen nur lächeln. Es schien als könne er sich darauf verlassen das er ihn bei einem Angriff hier anfinden würde. Er lächelte leicht und trat Rückwärts in den Fahrstuhl hinein. „Es war mir eine Ehre General Asthar“, meinte er ließ seine Hand über den Knopf gleiten der ihn hinab bringen würde. „Ihr seid ein interessanter Gesprächspartner.“ Er drückte den Knopf und beobachtete wie dieser hinter der breiten Tür verschwand, während er sagte, „ihr entschuldigt mich bitte. Ich habe noch zu tun.“ Die Sekunden, in denen der Spalt durch den er ihn noch sehen konnte sich schloss, schienen endlos. Bevor er sich allein in dem spärlich belichteten engen Raum wiederfand. Das Lächeln verschwand fast augenblicklich und er verzog beinahe angewidert das Gesicht. Doch er tröstete sich damit das er ihn nicht mehr lange würde ertragen müssen. Jetzt musste er allerdings erstmal zum Grafen. Der Sonnenstand sagte ihm das er noch ein wenig Zeit hatte bis sich auch die Anderen dort einfinden würden. Das war gut, denn er wollte sie nicht unbedingt dabei haben, wenn er diesen Mann jetzt wieder sah. Zael aus dem Kerker zu holen hatte einen gewissen Preis eingefordert. Einen Preis den er sich eigentlich geschworen hatte nie wieder zu zahlen, doch der Graf war so schrecklich leicht auf seine Köder angesprungen. Der Schwarzhaarige kaute auf der Innenseite seiner Wange herum und als er das Zimmer des Grafen erreicht hatte blutete sie, weshalb er davon abließ und auf der anderen Seite weitermachte. Er öffnete die schwere Tür und betrat das Zimmer, zur Ausnahme standen keine Wachen links und rechts vom Schreibtisch. Nur die leeren Rüstungen im Hintergrund und Dagran atmete tief durch, während er auf den Schreibtisch Arganans zu trat.
 

„Du bist früh dran...“, bemerkte der Mann mit den grau melierten Haaren, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. „Gibt es einen Grund dafür?“
 

Einen Augenblick lang musterte ihn der Schwarzhaarige. Dann erwiderte er, „nichts bestimmtes.“ Seine Hand legte sich wieder um den Knauf des Schwertes das an seiner Hüfte hing. Es gab ihm halt. Nach einem weiteren Moment fügte er dann hinzu, „... es wäre sehr tragisch wenn ein kleines Vögelchen zwitschern würde, was hinter verschlossener Tür geschieht nicht wahr?“

„Ich dachte das sei geklärt...“, Arganan hob kurz eine Braue, blickte jedoch immer noch nicht auf.
 

„Es geht mir nicht um ihr schweigen Graf...“, Dagran griff nach dem Brieföffner und drehte ihn in seinen Händen. „Ich weiß das sie das tun werden. Mir kam nur der Gedanke was sie wohl so sicher macht das auch ich das tun werde...“ Ein verschmitztes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er bemerkte das der Ältere ihn nun anblickte.
 

„Was ist das Wort eines Söldner schon Wert im Vergleich zu dem eines Grafen, selbst jetzt wo du bald einer meiner Ritter sein wirst.“
 

Der Jüngere schnaubte leise. „Ich werd ungemütlich, wenn ihr euer Wort nicht halten, merkt euch sich das...“ , doch weiter kam er gar nicht, denn als er hörte wie sich die Tür öffnete war er sofort verstummt. Zael und die Anderen betraten den Raum.
 

„Seit wann bist du denn hier Dagran?“, fragte der Dunkelblonde und schien recht verwirrt über diesen Umstand.
 

Doch der Schwarzhaarige zerstreute dies schnell wieder als er antwortete, „gerade eben erst, der Graf und ich haben noch etwas besprochen.“ Nun, zumindest war es keine Lüge, auch wenn es dabei nicht um das gegangen war weswegen sie nun hier waren. Doch die Aufmerksamkeit der Gruppe lag jetzt sowieso nicht mehr auf ihm, der so dicht am Schreibtisch des Grafen stand und den Brieföffner dabei fest in der Hand hielt. Etwas scharfes, zumindest spitzes in der Hand zu halten ließ ihn sich gerade ein wenig sicherer fühlen.
 

Arganan räusperte sich und erklärte mit fester stimme, „ab heute ist unser Ziel das Land der Gurak.“
 

„Heute?“, Zael riss die Augen auf. Der Gedanke daran das der Graf hier und jetzt und heute einen Krieg beginnen wollte schockierte und überraschte ihn zugleich. „Mein Herr, ist das nicht viel zu früh? Die Flotte muss sich doch erst vorbereiten?“
 

„Hah. Ich verstehe deine Sorgen“, der Graf machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich verstehe sie sehr gut sogar... Dagran erklärs ihm.“
 

Der Dunkelhaarige atmete kaum merklich tief durch und umklammerte den Brieföffner fester. Doch dann legte er ihn einfach nur beiseite und wandte sich seinen Freund zu. „Auf der Insel hier gibt es eine Legende, sie handelt von einer Festung zu Wasser. Man sagt sie könne einem Schiff gleich die Meere überqueren.
 

„Was? Wie meinst du das?“, erkundigte sich Mirania.
 

„Genau das wonach es klingt“, antwortete Dagran der begonnen hatte im Zimmer herum zu gehen. „Eine Festung die sich gleich einem Schiff steuern lässt. Vor langer Zeit soll sie auf den Weltmeeren zu Wasser gewesen sein und die Gurak aus dem Königreich vertreiben haben... So lautet zumindest die Überlieferung. Der Gründer dieses Hauses hat Aufzeichnungen darüber verfasst, dennoch hat diese Festung bis heute niemand gesehen. Außerdem gibt es auch keine weiteren Beweise für ihre Existenz.“ Er hielt inne und ging ein paar weitere Schritt, bevor er hinzufügte, „laut diesen Aufzeichnungen jedoch, soll derjenige der das Zeichen des Fremden trägt die Kraft beherbergen die Festung wieder in Gang zu bringen.“
 

Dagrans Worte hallten durch den Kopf des Dunkelblonden. Er blickte auf das Zeichen auf seinem Handrücken und dachte über die Bedeutung nach die jenem gerade zugewiesen worden war. Es kam ihm alles immer noch recht unwirklich vor.
 

„Aha“, Yurick schmunzelte. „Also ists unser Zael der diese legendäre Festung wieder funktionstüchtig machen wird.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Genau“, antwortete der Schwarzhaarige, während er weiterhin vor der kleinen Gruppe auf und abschritt. „Und wir werden diese Legende wahr machen. Wir werden einen Ort aufsuchen der sich das Reich der Aszendenz nennt.“
 

Lowell hob eine Augenbraue, „und das ist was genau?“
 

„Ein versiegelter Ort. Er öffnet sich nur für den Träger des Zeichens des Fremden. Wenn Zael dort ist, wird er das Wesen der Insel selbst erreichen müssen um die legendäre Festung wiederzuerwecken.“ Er musterte sie und fügte dann hinzu, „es gibt allerdings einen Test den wir bestehen müssen um dort hin zu gelangen.“
 

„Ach ja?“, fragte Syrenne und kam einige Schritte auf ihn zu, doch er wich nicht zurück. „Was für ein Test denn?“
 

„Das sollten wir mit eigenen Augen sehen. Zumindest meint das der Graf...“
 

„Wenn er es nicht weiß, soll ers doch einfach zugeben“, erwiderte die Rothaarige schnippisch. Doch Mirania ermahnte sie zischend und erst als sich Arganan räusperte wandte sich auch Dagran diesem wieder zu.
 

„Es wird Zeit eure Loyalität unter Beweis zu stellen.“ Einen Augenblick lang noch hoffte der Schwarzhaarige auf ein rettendes 'Morgen früh geht es los' doch vergeblich und er musste sich zusammenreißen die Fassung zu bewahren. Er hatte sowas von absolut gar kein Bisschen Lust jetzt schon wieder zu kämpfen. Nur weil es ihm mittlerweile besser als Gestern ging, hieß das doch noch lange nicht... Doch was regte er sich eigentlich darüber auf, es interessierte doch eh keinen wie seine körperliche Verfassung war.

The Realm of Ascendancy Part II - Shadow... Shadowthingy

Ihnen war eine kurze Vorbereitungszeit von einer Stunde gewährt worden. Eine Zeit die Dagran damit verbracht hatte sich im Schlossgarten in die Sonne zu legen und nichts zu tun. Und als der Graf aufgetaucht war, war er ihm die tiefen des Schlosses gefolgt. Lowell und Syrenne waren die ersten die kurz darauf eintrafen, dann folgte Zael und dann nach ein paar weiteren Minuten ließen sich auch Yurick und Mirania blicken. „Schau, ich hab unsere Waffen mitgebracht.“ Zael griff nach der Sense die er auf dem Rücken trug und reichte sie Syrenne die diese freudestrahlend empfing.
 

„Wow, schaut euch das an!“ Sie holte aus und schwang die Waffe durch die Luft, als würde sie dabei ein paar imaginäre Gegner töten. Lächelnd betrachtete sie diese und warf einen Blick in Richtung Lowell „Genial“, grinste sie und rammte die Waffe dicht vor Lowells Füße in den Boden, was diesen zurückweichen ließ.
 

„Syrenne pass doch auf!“ Doch diese lachte nur und reichte Dagran die Sense.
 

„Hier“, meinte sie, als er der Schwarzhaarige sie skeptisch musterte. „Es macht Spaß aber ich denke ich werd bei meinen zwei Schwertern bleiben. Du kannst damit sicher mehr anfangen.“

„Danke“, jetzt war es an ihm ein wenig zu grinsen, als er die Waffe entgegen nahm und in seinen Händen wog. Sie hatte recht, damit könnte er durchaus etwas anfangen.
 

Dann wandte sich die Rothaarige an Zael, „behalt das Schwert vorerst, du wirst es sicher gebrauchen können, bei deinem Vorhaben.“ Sie grinste leicht und verschränkte die Arme, „will doch nicht das du draufgehst. Aber wenn wir zurück sind will ichs zumindest mal ausprobieren, verstanden?“
 

„Verstanden“, schmunzelte der Angesprochene und behielt das Schwert an seinem Gürtel.

„Dann können wir ja los, oder?“, erkundigte Dagran und sah in die Runde, während der Graf ein paar Schritte näher trat und sich neben ihn stellte.
 

„Das Reich der Aszendenz liegt am Ende eines Pfades der von dunklen Mächten bewacht wird. Es sind Geister die sich nur demjenigen Zeigen der die Kraft des Fremden beherbergt, ohne diese kann man sie mit bloßem Auge nicht sehen.“ Die Hände in die Hüften stemmend überlegte Dagran wie viel Lust er doch hatte gegen etwas zu kämpfen das er nicht mal sehen konnte. Ganz toll. Sein Blick richtete sich auf Lowell, der Arganan neugierig zuzuhören schien, als sich dieser an den Dunkelblonden wandte. „Zael, benutze diese Kräfte um sie zu besiegen.“
 

„Das ist also der Test?“, stellte dieser mehr fest als das er es fragte und der Graf nickte.

„Verständlicherweise, zweifle ich nicht daran das du das Reich der Aszendenz erreichen wirst, allerdings“, er blickte ihn eindringlich an, „wird ein Teil deiner Mitstreiter hier bleiben müssen. Ich weiß zwar das du mich nicht hintergehen wirst, aber dennoch... du verstehst, sicher.“ Natürlich verstand der Jüngere, wenngleich er nicht versuchte zu zeigen wie unsicher ihn diese Forderung machte.
 

Wie überlegend strich sich Lowell übers Kinn, „kann wohl nicht schaden vorsichtig zu sein, hm?“

Dagrans Antwort kam dabei wie aus der Pistole geschossen, „ich geh mit Zael!“ Kam gar nicht in Frage das er diesen allein dort hingehen ließ. Gleichzeitig hätte er sich aber auch liebend gern selbst geohrfeigt für seine Dummheit, weil ihm bewusst wurde das er seine Chance auf Ruhe und Erholung gerade verspielt hatte. „Der Rest von euch wartet hier“, fügte er dann noch hinzu.

Doch bevor er dies zur beschlossenen Sache erklären konnte, erhob Mirania vorsichtig ihre Stimme. „Ähm... darf ich auch mitkommen?“, fragte sie, ihre beiden Freunde besorgt musternd.

„Mirania?“, Zael hatte vor ihm die Stimme wieder gefunden.
 

„Wieso macht doch Sinn. Ihr beide könnt euch ja schlecht selbst heilen. Sie wird euch eine große Hilfe sein“, warf Syrenne zu ihrer Unterstützung ein.
 

Der Schwarzhaarige seufzte und antwortete, „ich schätze du hast recht. Also gut, in Ordnung.“ Die kleine Gruppe wandte ihre Aufmerksamkeit nun zu dem großen Torbogen im Hintergrund. Er war aus einfachem Stein, wies jedoch zahlreiche Verzierungen auf erinnerte ein wenig an ein Kirchenfenster. Nur das das Fensterglas fehlte und es auf den ersten Blick nicht mal einen Durchgang zu geben schien der irgendwo besonders hinführte. Das jedoch änderte sich als Zael die Kraft des Fremden rief und mit einem Mal ein Licht jeweils zu beiden Seiten und über dem Torbogen blau aufleuchtete. Blau wie das Licht das Zaels Hand umgab und ebenso wie das Siegel das für einen Moment im Tor aufblitze. Ein blauer Wirbel formte sich, ließ es strahlen und erfüllte den Innenraum des Tores mit einem bläulichen Nebel, in dem sich ein schwarzes Loch auftat. Nicht größer als vielleicht einer der Tische in Arielas Bar – Syrenne müsste es wissen. Doch es wurde immer größer je näher sie dem Tor kamen, bis es schließlich mindestens mannshoch war. Das leichte blaue Schimmern hier und da ließ Dagran an einen klaren Nachthimmel denken.
 

Es war eine einfache Plattform aus dunklem Stein die mitten in der Luft zu hängen schien. In einigen Metern Entfernung konnte er eigenartige Konstruktionen erkennen die mitten in der Luft zu hängen schienen. Sie waren aus Stein, doch er wusste nicht was sie darstellen sollten. Dennoch hatten sie alle etwas gemeinsam, denn jedes hatte einen Punkt der blau aufleuchtete. Sein Schwert ziehend wandte er den Blick ab und konzentrierte sich auf den Pfad der vor ihnen lag. Die Luft war drückend aber nicht stickig. Es war mehr als hätte sich ein erstickender Teppich aus Furcht über sie gelegt der ein Gefühl hinterließ das böses ahnen ließ. „Was ist das nur für ein Ort?“, Zael schüttelte sich beinahe bei dieser Frage.
 

„Auch wenn ich weiß das das hier im Schlossinneren ist, scheint es unmöglich...“, fügte Mirania murmelnd hinzu und Dagran pflichtete ihr bei. Denn ganz ehrlich gesagt verstand er es auch nicht. Dann jedoch waren sie wieder ins Schweigen verfallen und hatten sich auf den Weg gemacht. Eine Weile war es ruhig, zu ruhig für seinen Geschmack. Vielleicht auch deswegen empfand Dagran es als beinahe beruhigend, als sie mit einem mal eine umherhuschenden Schatten erspähten.
 

„Was ist das?“, fragte er.
 

„Ein Geist“, erwiderte Mirania. „Und kein guter, ich denke es ist ein Wächter.“
 

Schweigend gingen sie weiter, bis sie zu einer weiteren Plattform kamen auf der eine in einen Umhang gehüllte Gestalt kniete. Zael der einige Meter Vorsprung und war als erster dort. „Ein Magier...?“, murmelte er an sich selbst gerichtet. Der Umhang ließ es zumindest schließen. Mirania stupste Dagran an und wies auf den Jüngeren. Vorsichtig näherte sich dieser der Gestalt, „Tschuldigung...“
 

„Zael, nicht! Geh nicht zu nah heran!“, doch ihr Ruf kam zu spät. Zael wandte sich um und der Magier hob den Kopf, während ein schwarz-rötlicher Nebel über seiner Gestalt aufzusteigen begann, bevor er sich auch schon zum Angriff erhob. „Irgendwas stimmt nicht. Das ist kein gewöhnlicher Geist!“, erklärte sie als sie zu ihm herüber eilte. Es kam ihr vor als würde er einer völlig anderen Welt entspringen und wenn sie ganz ehrlich sein sollte, dann ängstigte sie dieser Gedanke. Der Geist von dem sie sprach war ein riesiges Skelett das anstatt Beinen ab der Hüfte nur eine verlängerte Wirbelsäule besaß, in der einen Hand ein Schwert und in der Anderen ein Schild hielt. Unbegeistert stürzte sich Dagran ins Schlachtgetümmel. Lowell würde dafür büßen müssen oder eine verdammt gute Entschädigung zu bieten haben... Und auch wenn er wohl der mit der geringsten Motivation zu sein schien, war es am Ende Dagran gewesen der Zael aufgemuntert hatte. Auch wenn er im stillen hatte zugeben müssen das er den Sinn des ganzen auch nicht so recht verstand – wollte er allerdings auch nicht.
 

Fünf. Dagran hatte mitgezählt. Fünf dieser verfluchten Skelette, vier Magier, eine ganze Horde untoter Krieger und ein riesiges Schatten... Schattendingsbums. Er hatte absolut keine Ahnung was es gewesen war. Ein riesiger, nein monströser Schatten der sich nur hatte attackieren lassen, nachdem Mirania ihn angegriffen hatte. Und das Reich der Aszendenz war nicht mal sonderlich spektakulär gewesen. Nervlich gesehen war der Schwarzhaarige gerade an jenem Punkt wo ein Amoklauf wie die Ideallösung erschien. Er war erschöpft, denn nicht mal Miranias Heilkräfte hatten ihm wirklich geholfen. Vielleicht Maß er dem ganzen nicht wirklich die Bedeutung zu die angemessen wäre, allerdings war es schwer sich dazu durch zu ringen, wenn seine einzigen Gedanken ein paar Stunden Schlaf und den verschiedenen Möglichkeiten Lowell umzubringen galten. Irgendeinen Sündenbock für seine Misere brauchte er schließlich. Doch gerade war das nicht wichtig, wichtig war das sie den Test bestanden und ihre Aufgabe erfüllt hatten. Mit halbem Ohr lauschte er dem Empfang des Grafen, bis dieser Zael befahl die Festung zu erwecken was ihn dann doch nochmal dazu brachte das letzte bisschen seiner Aufmerksamkeit zusammen zu kratzen. Was er sich eigentlich auch hätte sparen können, denn alle bis auf Zael wurden fortgeschickt.
 

Erneut entschloss sich der Dunkelhaarige die Nacht nicht im Schloss zu verbringen und folgte seinen Freunden auf ihrem Weg hinaus aus dem Schloss. Jedoch drehte er sich nochmal um nachdem sie das Tor einige Meter hinter sich gelassen hatten und musterte die hohen Mauern, bevor er ein leichtes beben zu spüren meinte. Doch vielleicht hatte er sich das ja auch eingebildet. Im Arielas angekommen pflanzte sich Syrenne gleichauf an ihren angestammten Platz und auch Yurick blieb unten und bestellte sich etwas zu trinken. Mirania folgte ihm und nach oben, sie hatte sich zwei Bücher aus dem Schloss mitgenommen und verzog sich zum Lesen aufs Zimmer das sie sich mit Syrenne teilte. Dagran war sich sicher das er seine Kräfte bald wieder brauchen würde und deshalb beschlossen noch eine Runde zu schlafen. Lowell für seinen Teil war erstmal unten geblieben. Er hatte seine Worte wohl vergessen, zumindest dachte er das, während er sich unter der Bettdecke vergrub. Die Augen schließend versuchte er zur Ruhe zu kommen, an nichts mehr zu denken und schlief tatsächlich schon halb als Lowell das Zimmer betrat. „Du bist ganz schön nachtragend, weißt du das?“, fragte er und löste seine Armrüstung und warf sie aufs Bett, die an seinen Beinen folgte. Lowell streckte sich und zog an der Bettdecke die die Gestalt des Schwarzhaarigen verbarg, welcher sich unter dieser zusammengerollt hatte.
 

„Geh sterben. In einem Feuer. Jetzt“, erwiderte Dagran missmutig, als ihm beim nächsten Ruck die Decke weggezogen wurde. Dennoch machte er keine Anstalten sie sich zurück zu holen oder überhaupt auch nur irgendwas zu tun.
 

„Ach komm schon, du musstest ja mitgehen das ist wirklich nicht meine Schuld...“, der Blondhaarige klang fast ein wenig beleidigt. Die Antwort die er erhielt war dabei nichts weiter als ein unverständliches Gegrummel. Da er allerdings nicht glaubte das sich der Andere nochmal rühren würde bevor es wirklich von Nöten war ließ er die Decke einfach am Fußende des Bettes liegen. „Du willst mir wirklich ein schlechtes gewissen machen, oder?“, fragte er, auch wenn es eigentlich mehr eine Feststellung war, als er ihn von seiner den einzelnen Rüstungsteilen die er trug befreite. Über seine Worte nachdenkend bettete Dagran den Kopf auf seine verschränkten Arme und blickte ihn an. Eigentlich war das nicht seine Intention gewesen, aber so wie der Ältere ausschaute schien es wirklich den Effekt zu haben. Eigentlich... wollte er ihn sich nur vom Leib halten. Doch gerade das schien nicht Möglich zu sein. Er merkte wie sich Lowell auf die Bettkante setzte und blickte zu ihm hoch, als ihm dieser durch die kurzen schwarzen Haare strich und seine Finger seinen Nacken hinab wandern ließ und sich nach Möglichkeit unter den Kragen seines Hemdes stahlen. Und er konnte nicht verhindern das ihm ein wohliges Geräusch entkam, als diese warmen, sanften Finger seinen Nacken massierten. „Ich hab noch was gut zu machen, hm?“, er ließ seine Finger über das Tattoo wandern, schien zu überlegen wie er fortfahren sollte. „Wie wärs wenn du mir einen gefallen tust und das hier ausziehst, hm?“, er zupfte an seiner Weste und dem Hemd.
 

Eigentlich wollte Dagran lieber etwas ganz anderes, doch so versprechend wie er ihm den Nacken massierte fiel ihm kein Widerspruch ein mit der sich selbst überreden könnte dieser Bitte nicht zu folgen. Schwerfällig und auch ein wenig widerstrebend stützte er sich auf seine Arme und ließ sich dabei helfen seine Weste und das Hemd auszuziehen. „Und jetzt wieder hinlegen“, beorderte ihn der Blondhaarige und kletterte über ihn aufs Bett, setzte sich auf seine Hüften. Er zog seine Armstulpen aus und holte ein kleines Fläschchen aus seiner Hosentasche. Das war eines der Dinge wegen denen er eben noch unten geblieben war. Er hatte Ariela gebeten es für ihn zur besorgen, während sie unterwegs waren. Er öffnete es und goss einen Teil der Flüssigkeit auf seine Handfläche, bevor er sich seine beiden Hände einrieb und anfing seine Schultern zu massieren. „Entspann dich.“ Dagran antwortete ihm mit einem leisen schnauben, tat allerdings sein bestes um Folge zu leisten indem er nicht an Asthar, nicht an Zangurak und vor allem nicht an den Grafen dachte. Der Graf. Arganan, unwillkürlich spannte er seine Muskeln bei diesem Gedanken an und ballte die Fäuste. „He ich sagte entspannen, nicht anspannen“, ein wenig zur Strafe ließ Lowell seine Nägel nun den Rücken das Jüngeren hinabkratzen. Doch anstatt sich zu beschweren biss sich Dagran nur auf die Lippen und drückte den Rücken durch, während er den Kopf mit der Stirn auf seinen Armen platzierte und das brachte den Blondhaarigen dann doch wieder zum schmunzeln. Wie es schien bräuchte der Jüngere noch etwas Ablenkung um das zu bewerkstelligen, also wollte er ihm da mal ein wenig helfen. „Wie wars denn im Reich der Aszendenz?“, fragte er deshalb.
 

Schweigend dachte der Schwarzhaarige über diese Frage nach, während sich Lowells Hände von seinen Schultern zu seinen Oberarmen arbeiteten und ihm ab und zu ein wohliges seufzen entlockten. „Skelette...“, war schließlich das erste was er zu Stande brachte und so genervt wie er dieses Wort aussprach ließ es den Blondhaarigen lachen. Etwas das der Jüngere einfach zu ignorieren beschloss. „Der Test war es einen riesigen Haufen Knochen zu vermöbeln... vier mal und das nur damit wir die Magier überhaupt angreifen konnten...“, seine Stimme verlor sich in einem leisen stöhnen und er legte den Kopf auf die Seite. „Und irgendso ein riesen Schatten und dann hat Zael das Ding in Gang gebracht...“, seufzte der Schwarzhaarige und räkelte sich auf gemütlich. Zugegeben vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen sich auf den Älteren einzulassen, zumindest könnte er sich an diese Art der Wiedergutmachung gewöhnen.

„Na dann konntest du dich sicher gut abreagieren...“, schmunzelte Lowell und ein weiteres schnauben antwortete ihm. „Was denn, hast du doch, oder?“
 

„Doch...“, murmelte Dagran und überlegte das der einzige Grund warum er den Anderen noch nicht achtkant aus dem Zimmer geschmissen hatte der war das ihm die Kraft dazu fehlte. Ja, das musste es sein. Das und nichts anderes. Stück für Stück arbeiteten sich die Hände des Blondhaarigen seinen Rücken hinab und entlockten ihm immer mal wieder ein wohliges Geräusch oder auch ein leises stöhnen. Unwillkürlich zuckte er zusammen, als sie über eine Stelle am unteren Ende seines Rückens knapp über seiner Hüfte wanderten.
 

„Hm...“
 

„Was hm?“, murrte der Jüngere. „Das tat weh...!“, er blickte ihn an. Doch anstatt ihm zu antworten ließ der Blondhaarige seine Finger nur erneut über die Stelle gleiten, dieses Mal jedoch sanfter.
 

„Sieht so aus als hättest du da ne Prellung...“, beantwortete er ihm seine Frage und setzte sein Tun an anderer Stelle wieder fort. „Vielleicht sollte sich das Mirania morgen mal ansehen...“, meinte er und beobachtete wie Dagran den Kopf wieder hinlegte und nicht daran zu denken schien Widerstand zu leisten. Im Gegenteil er wirkte ein wenig schläfrig, als Lowell seine Hände schließlich ein letztes Mal seinen Rücken hinabgleiten ließ. Eigentlich hätte er auch schon vor einer Weile aufhören können, doch dann hatte er sein entspanntes Gesicht gesehen und ihm war klar geworden das es eine ganze Weile her war seit ihn so gesehen hatte. So ruhig und entspannt. Und dachte er etwas das ihn ein wenig zum lachen brachte. „Sieht so aus als hätt ich deine Mordlust gleich mit weg massiert, was?“ Lowells Finger wanderten seine hinab bis zu seinem Hosenbund und er rutschte ein Stück weit zurück. Er spürte wie Dagran die Muskeln anspannte, als er sich über ihn beugte und seine Zähne sanft in die Stelle grub wo sich sein Tattoo befand. „Also Vorgestern hats dir noch gefallen“, grinste er.
 

Dagran grummelte jedoch nur und drehte sich halb herum, um ihn ansehen zu können. „Das bedeutet nicht das du jetzt weitermachen darfst.“
 

„Aber...“
 

„Das hat nichts mit Wiedergutmachung zu tun, außerdem war ich betrunken. Erzähl mir keinen Scheiß“, sagte er und begegnete dennoch nur dem verschmitzten Blick des Blondhaarige.

„Weißt du selbst als du betrunken warst, warst du schwer zu überzeugen“, erwiderte er und der Jüngere überlegte das es wohl daran lag das er generell nicht sehr begeistert von der Idee war Sex zu haben. Aber das sagte er nicht, rollte nur mit den Augen und knurrte leise um sein missfallen auszudrücken.
 

„Das bedeutet trotzdem noch lange nicht das du einfach so weitermachen kannst“, fügte er dann hinzu, als Lowell damit anfangen hatte seinen Hals und seine Schulter zu küssen. Doch da sämtliche Abwehrversuche gegen den Älteren scheiterten ließ er sich letztlich resigniert auf die Matratze sinken und vergrub das Gesicht im Kissen. „Bist du wirklich, so extrem notgeil?“ Es war mehr eine Art Feststellung, als eine Frage, denn noch während er diese Worte aussprach, kratzen die Nägel des Anderen über die Innenseite seines Oberschenkels, was ihn unwillkürlich aufkeuchen ließ.
 

„Vielleicht...“, gab der Blondhaarige zu küsste sich seinen Rücken hinab, bevor er ihn auf dem Rücken, unter sich festpinnte. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und die Worte die er daraufhin aussprach trieben dem Schwarzhaarigen ohne das er es sich recht erklären konnte die Röte ins Gesicht. „Aber vielleicht bist es auch einfach du mit dem ich gerne schlafen will, weil es mir gefallen hat.“ Dagran blickte Weg und spürte kaum einen Moment später wie sich Lowells warme Lippen auf seine legten. Und mit einem Mal war jeglicher Widerstand fort, nicht des Älteren wegen – doch wegen dem was seine Worte in ihm wachriefen. Es wurde ein langer atemraubender Kuss und als sie sich voneinander lösten hatte Dagran sein Hände in seinen Rücken gekrallt.
 

Aus halb geöffneten Augen musterte er den Magier. Er wollte also mit ihm schlafen? Nun... Es hatte ihm gefallen. Nun ja... Er bekam keine Zeit seinen Satz zu Ende zu denken, als Lowells Hand mit spürbarem Druck über seinen Schritt rieb. Sein Körper würde ihm gleich gar keine Option mehr freilassen, so viel war sicher. Nur war er sich selbst gerade so gar nicht sicher was er von dem Gefühl halten sollte das diese warmen, kundigen Hände und Lippen auf seiner Haut auslösten. Es fühlte sich angenehm an, aber es wäre nicht anders als sonst.... Es wäre kein Stückchen anders, als... Dagran dachte den Gedanken nicht zu Ende, doch das brauchte er auch nicht, um genug seiner Kräfte zu mobilisieren und den Älteren von sich zu stoßen. Keuchend, weil er sich aus einem Kuss hatte lösen müssen, rutschte er soweit zurück bis er das sicher Kopfende des Bettes und die Wand in seinem Rücken spüren konnte. „Dann hast du Pech gehabt... ich will nicht!“, knurrte er und zog die Beine an. Er konnte den argwöhnischen Blick des Anderen auf sich spüren, doch er vermied es darauf zu reagieren.
 

„Das hat eben aber noch ganz anders gewirkt...“
 

„Hast du dir eingebildet“, fauchte er, stand auf und stürmte ins Badezimmer. Er brauchte jetzt Ruhe. Ruhe... und eine kalte Dusche, weil ihn das eben leider nicht ganz so kalt gelassen hatte wie er es gern gehabt hätte. Knurrend ballte er die Hände zu Fäusten, während er sich gegen die Badezimmertür und an dieser hinabsinken ließ. Was fiel diesem nichtsnutz denn ein, nur weil er sich einmal dazu hatte hinreißen lassen mit ihm zu schlafen hatte er ihm noch lange keine Freifahrkarte gegeben. Verärgert über sich selbst und die Situation hieb er mit der Faust auf den Boden. Es tat weh, doch er spürte den Schmerz eigentlich kaum. Etwas benommen richtete er sich auf und versuchte sich darauf zu konzentrieren nicht vor Wut noch etwas zu zerdeppern. Als er das Badezimmer schließlich wieder verließ war Lowell nicht da. Sowieso war das ganze Zimmer leer. Seufzend sammelte er sein Hemd wieder auf und zog es über, wobei er darauf verzichtete es zuzuknöpfen. Seine Weste hängte er über einen Stuhl, in dessen Richtung er auch seine Stiefel beförderte. Und gerade als er hörte wie sich die Tür öffnete und sah das Yurick das Zimmer betrat ging ein kräftiger Ruck durch den gesamten Raum, das gesamte Haus und setzte sich in einem Beben fort das die Grundfesten der Insel zu erschüttern schien. Beide sagten kein Wort, starrten sich nur an und versuchten Vergeblich das Gleichgewicht zu halten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis es vorbei war und sie sich wieder zu bewegen wagten.
 

„Was war das?“, der Silberhaarige schien die Worte nur gerade noch so über die Lippen zu kriegen.
 

„Keine Ahnung“, entgegnete der Schwarzhaarige und auch wenn das Beben ihn etwas wackelig auf den Beinen zurückgelassen hatte, hatte er das Zimmer binnen kürzester Zeit durchquert. „Wir müssen nach unten nach den Anderen sehen!“, rief er ihm schon beinahe hinterher, weil auch schon wieder einige Schritte aus dem Raum raus war, als er das sagte. Seine Hauptsorge galt dem Blondhaarigen, als er ohne weiter darüber nachzudenken die Treppe herunter stürmte. Die Bar sah aus wie ein halbes Schlachtfeld. Jeder hatte nur versucht sich selbst zu retten und eine ganze Reihe von Flaschen waren zersplittert, Tische und Stühle umgekippt. Es gab einige verletzte, aber wie es aussah waren die meisten unversehrt. Ein Umstand den er jedoch kaum wahrnahm als er nach unten stürzte und fast sofort zu dem Blondhaarigen herüber als er diesen erblickte. „Lowell!“ Der Magier lehnt zusammengesunken an einer Wand und hielt sich die Stirn, Mirania kauerte neben ihm und beiden blickten auf als sie den Schwarzhaarigen erblickten.
 

„Dagran!“
 

Sein Blick fing nun auch die Schwarzhaarige ein. „Mirania... euch gehts gut!“ Erleichterung schwang in seiner Stimme mit als er sprach und er musterte die beiden.
 

„So gut nun auch wieder nicht“, meinte der Ältere und verzog dabei das Gesicht. Dennoch konnte er sehen das es nichts weiter als eine Platzwunde war, als dieser die Hand sinken ließ damit Mirania ihn verarzten konnte. Die erwachte nur langsam wieder zum leben und das war wohl auch der einzige Grund warum er dieses leise Geräusch noch wahrnahm. Yurick kniete neben einer Gestalt am Boden bei der es sich eindeutig um Syrenne handeln musste. Sie saß zwischen einigen umgekippten Tischen und Stühlen und der Silberhaarige kniete direkt neben ihr. Dagran konnte sehen das er die Hände vor den Mund gepresst hatte und krampfhaft versuchte nicht zu lachen. Ein Umstand der ihn Lowell für den Moment vergessen und näher treten ließ und als er die Rothaarige sah musste er sich tatsächlich selbst zusammen nehmen um nicht ebenfalls loszuprusten. Sie saß auf dem Boden, zwischen Stühlen und Tischen, den Krug noch fest umklammert und über und über bekleckert mit Bier. Ganz verdutzt blickte Syrenne auf einen unbestimmten Punkt und nur langsam brachte sie das leise prusten ihrer beiden Freunde wieder zu sich. Und als das geschehen war warf sie ihren Bierkrug und einen Stuhl gleich hinterher, denn zumindest der Schwarzhaarige konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen.
 

„Was fällt euch ein! Steht nicht da und lacht – bringt mir neues Bier!“, motzte sie.

Nach und nach verwandelten sie gemeinschaftlich die Bar wieder in einen bewohnbaren Ort, keiner wollte Ariela ganz alleine dafür schuften lassen das war ganz offensichtlich. Einige der noch relativ nüchternen boten an Nachschub an Getränken zu organisieren und als sich der Tumult letztlich auch wieder fast gelegt hatte beschloss Dagran das es ein für alle mal genug für Heute war. Die Nacht war seit kurzem hereingebrochen und ihm fehlten sowieso noch etliche Stunden Schlaf. Lowell hatte den Großteil seiner Zeit damit verbracht Syrenne bei der Stange zu halten, nachdem alles soweit wieder hergerichtet war. Eine Erklärung für das Beben konnte zwar keiner finden, doch da es vorbei war und es auch kein weiteres mehr zu geben schien, war die Allgemeinheit zu dem Schluss gekommen einfach so weiter zu machen wie bisher. Etwas mit dem sich der Schwarzhaarige durchaus anfreunden konnte. Er hatte sich gerade hingelegt und wollte versuchen zumindest ein bisschen Schlaf nachzuholen, da öffnete sich die Tür erneut und er hörte eine ihm wohlvertraute Stimme. Nicht schon wieder. Mit einem leisen stöhnen vergrub er das Gesicht im Kissen und rollte sich herum, während er dieses über seinen Kopf zog.
 

„Dagran...“, beleidigt verzog Lowell die Lippen, doch dieser gab nur ein undefinierbares Geräusch von sich. „Bist du immer noch sauer mit mir...“, es kam keine Antwort und so fügte er hinzu, „was war denn überhaupt los?“ Er setzte sich mit verschränkten Armen ans Fußende des Jüngeren, welcher daraufhin die Beine anzog und sich zusammenrollte. Schließlich setzte er sich dennoch auf und blickte ihn aus verengten Augen an.
 

„Du hast n eigenes Bett, geh da schlafen“, beorderte er ihn, doch Lowell rührte sich nicht.
 

„Was ist?“
 

„Erst beantwortest du mir meine Frage, so wie mich angeknurrt hast muss dir ja ne ziemliche Laus über die Leber gelaufen sein...“
 

„Das hast du dir selbst zuzuschreiben!“, brummte er und blickte weg.
 

Der Blondhaarige rollte mit den Augen, „ja, sicher... mach mich für alles verantwortlich. Wenns dir hilft, aber glaub mir auf Dauer wirds das auch nicht!“ Und dann weil er keinen Bock auf weitere Diskussionen hatte tat er, verzog er sich in sein eigenes Bett und versuchte selbst zu schlafen. Etwas das dem Schwarzhaarigen jedoch nicht so recht gelingen wollte. Immer wieder schreckte er hoch, wenn auch lautlos oder nur mit einem keuchen und dann dauerte es wieder eine Weile bis es ihm gelang einzuschlafen. Trotzdem lag er die letzten frühen Morgenstunden wach und starrte mit trübem Blick einen Punkt in der Nähe des Fensters an.

Kisses

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Everyone's Desire

Dagran war sich nur schleichend bewusst geworden was er da eigentlich getan hatte und er war froh das absolut niemand auf die Idee gekommen war ihr Zimmer zu betreten, denn er wusste wirklich nicht was er dann getan hätte. Wahrscheinlich irgendjemandem den Kopf abgerissen. Vornehmlich Lowell. Dem schien auch nicht ganz klar zu sein was er jetzt schon wieder für ein Problem hatte. Allerdings würde eine Wiederholung der Ereignisse sicher nicht dazu beitragen das es sich besserte, damit er sich irgendwann besser oder gar wohler damit fühlte. Und weil der Lowell auch nicht hatte locker lassen können, hatte er ausnahmsweise die Nacht im Schloss verbracht. Eine Entscheidung die er eigentlich sofort wieder bereut hatte, weil genau das passiert was er befürchtet hatte. Er hatte sie nicht in seinem eigenen Bett verbracht. War ja klar gewesen das sich dieser widerliche alte Kerl auf ihn stürzen würde sobald er sich hier befand. Angewidert rümpfte er die Nase und wandte den Blick vom Bett ab. Es war noch früher Morgen und das hieß ihm blieben zumindest ein paar Stunden um sich genauer in diesem Zimmer umzusehen und noch mehr über Asthar zu erfahren. Dabei war es bloß ein unglücklicher Zufall gewesen, das er nun wusste was dieser getan hatte. Der dicke Teppich unter seinen Füßen fühlte sich angenehm an und half etwas gegen die Kälte die in diesem Raum von ihm Besitz ergriffen hatte. Leise schlich der Schwarzhaarige zu einer Kommode herüber in der er vermutete was er suchte. Doch da war nichts außer Kleidung und Manschetten und einige Broschen. Na gut, nächstes Ziel sagte sich der Schwarzhaarige. Das Wort des Grafen reichte ihm nicht, er musste den Bericht mit einigen Augen sehen. Es brauchte noch ein paar weitere Anläufe, doch schließlich wurde er fündig. Warum auch immer sie sich in dieser Schreibtischschublade befunden hatte interessierte ihn nicht. Er hatte bevor er das Arbeitszimmer betreten hatte einige seiner Kleidungstücke vom Boden aufgelesen und angezogen und war sicher gegangen das gerade niemand das Zimmer betreten konnte indem er die Tür mit einem Stuhl verriegelt hatte. Nun hatte er es sich auf dem großen Sessel am Schreibtisch des Grafen gemütlich gemacht und blätterte in Asthars Akte. Gelangweilt überflog er die aktuelleren Berichte. Das interessierte ihn alles nicht. Er brauchte erst Gewissheit.
 

Dagran hatte das Gefühl ihm würde das Herz einen Moment lang aussetzen, als den Namen seiner Heimat in einem der Berichte fand. Arganan hatte nicht gelogen. Warum sollte er auch. Doch es zu lesen und die Gewissheit zu haben das es wirklich Asthar gewesen war der ihm sein Zuhause genommen hatte ließ die alte Wut und den Schmerz der mit ihr verbunden war erneut in ihm aufsteigen, als alte Erinnerungen ihm wie Galle die Kehle hochkamen. Seine Finger verkrampften sich, ihm war danach diesen blöden Fetzen Papier zu zerreißen, doch er zwang sich dazu weiter zu lesen und mit jedem Wort schienen ihm mehr und mehr Dinge einzufallen die er vergessen geglaubt hatte. Zornig schleuderte er die Akte zu Boden, griff nach dem Brieföffner und stürmte ins Nebenzimmer, ungeachtet der Tatsache das der Graf vielleicht davon aufwachen würde. Sollte er ruhig, er würde ihm eh keine Zeit lassen nach den Wachen zu rufen, denn vorher... Am ganzen Leib zitternd, den Brieföffner nur wenige Zentimeter von der Kehle des Grafen entfernt kam er wieder zu sich. Es wäre so einfach. Er hatte das schon mal getan. Es wäre so einfach und würde ihm so viel Genugtuung verschaffen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit. Aber er durfte es nicht tun. Zittrig zwang er sich dazu immer wieder tief ein und aus zu atmen, bis sein Körper wieder ruhig war. Dann stand er langsam auf und räumte alles wieder weg. Dagran brauchte nichts weiter wissen, denn dort in der Akte, die jetzt wieder an ihrem Platz lag als wäre nichts gewesen, stand schwarz auf weiß wer seine Familie getötet hatte. Verdammt. Er sollte wirklich aufhören so unvorsichtig zu sein. So einen Ausrutscher wie eben durfte er sich nicht noch mal leisten. Es war wirklich nur reines Glück gewesen das jetzt nichts passiert war.
 

Mit beiden Händen rieb sich Dagran übers Gesicht und beschloss das es Zeit war endgültig von hier zu verschwinden. Er brauchte frische Luft und wahrscheinlich wäre es am besten, wenn er in die Taverne zurückkehren würde. Lowell war sicherlich beleidigt, doch das kümmerte ihn nicht. Er hätte es nach dem was gestern passiert war einfach nicht über sich gebracht die Nacht dort zu verbringen. Wobei es hier im Schloss leider nicht mal besser gewesen war. Schweigend und leise schlüpfte er in seine Kleidung. Er war gerade dabei sich die Stiefel anzuziehen, als das Bettzeug rascheln hörte. „Du willst schon gehen?“, hörte er die wohlvertraute Stimme des Grafen. Langsam hielt Dagran inne. Ihm kam die Galle die Kehle wieder hochgeschossen. Er wollte hier wieder raus. Jetzt. Sofort. Doch er durfte nicht, das war ihm spätestens klar, als die paar Knöpfe seines Hemdes die er schon geschlossen hatte wieder geöffnet wurden. „Der Junge ist noch kein Ritter“, raunte Arganan, während seine Finger die Kehle des jungen Mannes entlang strichen und er dessen Nacken küsste.
 

Der Schwarzhaarige spannte seine Muskeln an ob der Berührung, doch er rührte sich nicht. Alles was er von sich gab, war ein dünnes, „ich weiß“, und ein abwesendes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, als er den Kopf herum wandte. „Das dauert noch.“
 

„Ganz recht...“ Er spürte die Hand in seinen Haaren, doch auch nicht mehr so richtig, denn er war schon gar nicht mehr hier, als er den folgenden Kuss erwiderte. Er war jetzt bei seiner großen Schwester. Bei Zael. Bei Lowell. Bei Syrenne. Mirania. Yurick. Lowell. Für einen Moment riss ihn dieser Gedanke aus seiner Trance und alles wurde wieder ganz klar, doch das hielt er nicht aus, also kehrte die Trance zurück. Er war gar nicht hier. Er tat das alles gar nicht – es kam ihm vor, als würd er alles von oben betrachten, ganz fern, ganz in Sicherheit.
 

Dagran grub das Gesicht in die weichen Laken, er durfte bleiben so lange er wollte. Natürlich unter der Bedingung das niemand erfuhr das er überhaupt da war. Aber auch wenn er nicht bleiben wollte rührte er sich nicht vom Fleck. Das ihm schon wieder alles wehtat interessierte natürlich keinen, aber wieso denn auch. Es war ja schließlich seine eigene Schuld, genauso wie Lowell gesagt hatte, er war es gewesen der immer mehr und mehr verlangt hatte. Nur um nicht weiter über seine eigenen Taten nachdenken zu müssen. Langsam setzte sich der Schwarzhaarige auf, kniete nun auf dem Bett und vergrub das Gesicht in den Händen. Es ging nicht anders, es war der einzige Weg wirklich zu vergessen was er eigentlich tat und er wollte nicht wissen was er tat. Mit einem dumpfen Laut sackten seine Hände auf die Matratze und er starrte Löcher in die Luft. Dagran wusste nicht für wie lange er dort gesessen hatte, bis er es letztlich geschafft hatte sich dazu aufzuraffen, aufzustehen und sich anzuziehen. Lautlos näherte er sich der Tür zum Büro des Grafen und lauschte. Er konnte keine Stimmen hören, als wähnte er sich sicher und schlüpfte hinein. „Willst du gehen?“
 

„Ja.“ Arganan gab einen Laut von sich den er als Einverständnis deuten konnte. Also duckte er sich brav und sämtliche Schmerzen ignorierend hinter dem Schreibtisch und wartete darauf bis die Wachen – zumindest für den Moment – fort waren. Jedes Mal das selbe Spiel und er begann sich zu fragen ob der Graf es nicht leid war. Aber nein... die hungrigen Blicke die sich in seinen Rücken bohrten, als er den Raum durchquerte sprachen eine andere Sprache. Eine die ihm schon wieder die Galle hochtreiben wollte. „Lass dich mal wieder öfters hier blicken“, waren die letzten Worte die er vernahm bevor er die Tür öffnete. Doch so wirklich drangen sie gar nicht zu ihm durch. Ungesehen verließ er das Zimmer und beschloss wenigstens pro forma seinem Zimmer hier im Schloss einen Besuch abzustatten. Er konnte ja auch gleich mal nach Zael sehen, wenn er sich schon die Mühe machte vorzugeben die Nacht hier verbracht zu haben. Seine erste Amtshandlung war es das Bett danach aussehen zu lassen als hätte wirklich jemand und sei es nur für drei Stunden, darin gelegen. Viel mehr Sinn und Zweck fand er nicht um sich noch länger in diesem Raum aufzuhalten, also verließ er ihn wieder und beschloss nach Zael zu sehen. Da jedoch lenkte eine Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich, schien sie sich doch über irgendetwas aufzuregen. Neugierig geworden trat der Schwarzhaarige leise näher und lauschte. Schnell erkannte er sie als die von Jirall und er brauchte auch nicht lange um zu verstehen das es um Zael ging. Wie es schien hatte er nicht den leisesten Schimmer, wer wirklich einen Stein im Brett beim Grafen hatte und weshalb Zael nun wirklich aus seiner Gefangenschaft entlassen worden war. Gut so. Allerdings weniger gut das Jirall Zael immer noch auf dem Kieker hatte. Ohne ein Wort zu sagen schlich sich Dagran wieder davon, etwas gegen Jirall zu unternehmen würde schwer werden. Allerdings wäre es nicht von Nachteil sich das ganze trotzdem zu merken. Für später, vielleicht wurde es ihm ja nochmal nützlich. Immerhin agierte der Andere ganz allein, ohne Befehl des Grafen und ganz sicher nicht mit dessen Zustimmung. Es wäre ein leichtes ihm daraus einen Strick zu drehen. In sich hinein lächelnd beschloss Dagran wieder zu gehen. Zael würde er bestimmt auch noch später wiedersehen. Und wenn nicht heute, dann sicher Morgen. War sowieso alles nicht ganz so wichtig, schließlich war der Jüngere hier in Sicherheit. In Sicherheit vor diesem schrecklichen Mann. Zähne knirschen ballte Dagran die Fäuste und stürmte beinahe schon aus dem Schloss. Es machte ihn rasend allein nur daran zu denken, das Zael nicht verschont bleiben würde, wenn er nicht acht gab. Panisch noch dazu und Panik durfte er sich momentan gar nicht erlauben.
 

Doch mit einem Mal besann er sich eines besseren. Schließlich würde es nicht mehr lange dauern und alles wäre vorbei. Dann würde er das alles ändern und nichts davon jemals geschehen lassen. Eine laue Brise wehte ihm ins Gesicht und der Schwarzhaarige atmete tief durch, beruhigte sich langsam wieder. Er musste noch mehr Vorbereitungen treffen, aber nicht heute. Erstmal brauchte er einen Plan der weiter ging als Asthar aus dem Weg zu räumen. Es war ja auch noch nicht mal sicher ob er wirklich im Kontrollraum sein würde, wenn es einen Angriff gab. Momentan beruhte alles nur auf Spekulationen. Nein, er musste dafür sorgen das Asthar dort hinlief. Noch besser, er musste dafür sorgen das er schon dort war, wenn es passierte und mit einem Mal breitete sich ein lächeln auf seinen Lippen aus. Hervorragend! So könnte es funktionieren. Er würde ihm einfach einen Grund geben dort auf ihn zu warten und er würde nicht die leiseste Ahnung haben, wenn sein Schwert ihn durchbohren würde. Vorfreudig rieb sich Dagran die Hände und stellte fest das er fast an der Bar angelangt war. Wobei er beinahe die eingemummte Gestalt an der Straßenecke übersähen hätte. Unauffällig näherte er sich dieser und folgte ihr einige Gassen weiter, drückte den jungen Gurak mit seinem Arm nicht weit von seiner Kehle entfernt gegen die Wand. „Was soll der Scheiß?! Hab ich nicht gesagt ich will keinen von euch hier sehen? Das ist viel zu riskant!“, zischte er knurrend.
 

Zu seiner Genugtuung spürte er den Mann schlucken. „M-Meister Zangurak... w-wünscht zu- zu wissen wie die Dinge stehen“, brachte er gerade noch so hervor, weil ihn Dagran nur gerade noch so ließ.
 

Schnaubend ließ er von ihm ab und verschränkte knurrend die Arme, während er im groben berichtete was er sich gedacht hatte. „Asthar muss weg. Der stört nur. Ich versuch an die Grundrisspläne des Schlosses und der Stadt zu kommen, vielleicht an auch noch mehr... aber alles kriegt er nicht, wenn ihr euch zu gut auskennt würde das verdacht erregen. Sorgt dafür das die im Schloss sind nicht mehr rauskommen...“, nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Sag ihm erstmal das... ich muss die Details noch durchdenken. Dazu hatte ich bisher keine Zeit.“ Ein missmutiges brummen, dann fragte er, „noch was?“
 

„Ja“, eilig kramte der Gurak unter seinem Mantel und zog ein gefaltetes Kleidungsstück hervor.

„Was ist das?“, skeptisch hob er eine Augenbraue und besah sich den Umhang welcher sich in seinen Händen entfaltete, als er ihn hochhielt und auseinander fallen ließ. Die Ränder waren mit goldenen, brokatenen Verzierungen bestickt war. Der Stoff war dunkel, wirkte nicht sonderlich dick, dafür aber robust.
 

„Es ist ein verzauberter Umhang, wenn du ihn trägst wird dich keiner erkennen solang du die Kapuze aufhast“, lächelte der Mann zur antworte.
 

„Und... das funktioniert?“ Aussehen tat der Umhang bis auf die brokatenen Verzierungen nämlich nicht besonders.
 

„Er lässt sich den Betrachter nur die unwichtigen Details merken, selbst auf deine Freunde würdest du damit wirken wie Jedermann.“ Langsam begriff Dagran, auch wenn er keine Ahnung hatte wie genau es funktionierte. Dieser Umhang würde ihn im übertragenen Sinne unsichtbar machen, ohne das er wirklich unsichtbar wäre. Ein schmales Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Richte ihm meinen Dank aus“, sagte er und lächelte zum ersten Mal seit ihrer Begegnung. Die Details interessierten nicht, er fand es nur schade das er ihn nicht allzu bald würde testen können. Obwohl vielleicht sollte er ihn sich für den Grafen zunutze machen. Das wäre auch eine super Möglichkeit ihn zu testen, wenn er damit ungesehen aus dem Schloss, vielmehr aus dem Schlafzimmer Arganans kommen würde... seine Augen funkelten bei dem Gedanken. Das wäre grandios. „Sag ich melde mich, sobald ich alles nötige beisammen hab und...“, für einen Moment zögerte Dagran, sag ihm Jirall... der Bengel der Calista heiraten soll, soll am Leben bleiben. Vielleicht kann er nochmal nützlich werden.“ Und nach einem weiteren Moment fügte er hinzu, „ich denke er wird verstehen, wenn es soweit ist.“ Mit diesen Worten verstaute er den Umhang unter seiner Weste und stahl sich davon ins Getümmel der Stadt. Nahm einen Umweg, bevor er wieder in Richtung der Taverne zurückkehrte.
 

„Dagran! Wo warst du denn?!“, begrüßte ihn Syrenne lautstark und klang dabei ziemlich vorwurfsvoll.
 

Der Angesprochene zuckte die Schultern. „Ich dachte ich lass mich ausnahmsweise mal im Schloss sehen.“
 

„Ach so“, lachte sie und schien beruhigt. „Lowell hat schon gejammert“, kicherte sie.

Skeptisch hob er eine Augenbraue und Maß den Blondhaarigen, welcher ihn nur angrinste. Hoffentlich ließ sie heute niemand alleine, ihm war nicht danach das ihm dieser wie Pech an den Fersen klebte. Was hieß Fersen, es waren ja wohl eher seine Lippen und das wollte er eigentlich noch weniger.
 

„Bleibst du denn heute auch noch im Schloss?“, fragte Lowell schließlich und für einen Moment musste Dagran tatsächlich über diese Frage nachdenken. Würde er hier bleiben und würde es sich ergeben würde Lowell sicherlich eine Wiederholung der Ereignisse fordern oder zumindest darauf hinarbeiten. Zumindest einige Küsse. Und wenn er die Nacht im Schloss verbringen würde, würde er wahrscheinlich wieder bei Arganan landen. Das war ja wie vom Regen in die Traufe kommen. Das eine nicht besser als das Andere. Allerdings, wenn er noch einmal bei Arganan blieb könnte er vielleicht an die Karten kommen. Es wäre ein leichtes den Schlüssel zu stehlen und eine Kopie der Karte anzufertigen. Zumindest wenn das Papier fertig wäre.
 

„Vielleicht“, erwiderte er schließlich. „Ich weiß noch nicht. Ich muss nachher noch was erledigen, dann können wir sehen.“ Und mit diesen Worten floh er regelrecht nach oben auf ihr Zimmer. Auf den ersten Blick konnte er niemanden sehen, doch es schien jemand im Bad zu sein. Also verstaute er den Umhang schnell unter der Matratze und legte sicherheitshalber wieder einen Teil seiner Rüstung an. Er ging zwar nur zu einem Händler, doch es war und blieb ein Magier und er... ging da lieber auf Nummer sicher. Yurick trat aus dem Bad, die Haare nass und im Gegensatz zu den Anderen wohl gar nicht über sein erscheinen verwundert. Er maß ihn nur mit dem ewig gleichen skeptischen Blick.
 

„Gehst du noch wo hin?“
 

„Mh“, er zog einen der Riemen mit Zähnen und Fingern fest. „Muss noch was erledigen, danach komm ich wieder“, sagte er und ein schwaches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Gedankenverloren tastete Dagran seine Taschen ab, so wie es schien hatte er alles. „Hast du...“, begann er und war mit den Gedanken eigentlich schon am Händlerweg. „Hast du Lowell gesehen?“, fragte er. Wollte wissen ob ihm ihr stiller Beobachter irgendwas interessantes zu Berichten hatte.
 

„Nur kurz heute früh. Er hat gejammert das du nicht da warst.“ Genervt stöhnte Dagran auf. „Er scheint ja neuerdings ziemlich an dir zu hängen...“
 

„Er is untervögelt und anhänglich, Syrenne brät ihm sowieso eins über und ich hab ihm verboten dir auch nur ein Haar zu krümmen, also nervt er jetzt mich solang er grad kein Date hat“, betete Dagran mit trockener Stimme herunter. Er hatte sich diese Ausrede vor einiger Zeit einfallen lassen und hielt sie für Wasserdicht genug um sie auch auszusprechen.
 

„Oh.“ Das war alles was er zu Antwort bekam und war froh das Thema nicht weiter breittreten zu müssen. Also verabschiedete er sich und hörte nicht mehr wie der Silberhaarige noch fragte, „Lowell findet kein Date?“ Und Dagran zuckte die Schultern. Auch wenn das den Schwarzhaarigen nicht mal wundern würde, wenn es tatsächlich so wär. Es sollte schließlich auch vorkommen das es Frauen gab die sich nicht von seinem Aussehen blenden ließen. Kaum war er aus der Taverne, verschwand er auch schon in eine Seitengasse und eilte zum Händlerweg, wobei er acht gab größere Menschenmengen zu vermeiden. Denn seit sie Amtsdiener des Grafen waren, war es schwer geworden unbemerkt irgendwo in der Stadt hinzukommen. Und gerade würde es nur stören, wenn ihn zu viele Leute sahen. Doch spätestens als er die lange Gasse mit den vielen Geschäften erreicht hatte war dies nicht mehr möglich und der Schwarzhaarige begann zu trödeln. Er gab sich unentschlossen über sein Ziel, auch wenn dem nicht so war. Er wusste genau wo er hin wollte, aber das sollte schlicht und ergreifend niemand bemerken. Wie zufällig betrat er den kleinen Laden und war recht froh in diesem Moment der einzige Kunde zu sein. So musste er wenigstens nicht auch noch hier vorgeben nicht zu wissen weshalb er kam.
 

„Habt ihr die Papiere fertig?“, fragte er und der Mann hinter der Theke nickte mit wissendem Lächeln.
 

„Einen Augenblick“, meinte er und verschwand nach hinten wo er eine Weile herumkramte und schließlich mit einem dünnem Stapel Papier wieder auftauchte. „Wollt ihr euch noch von ihrer Echtheit überzeugen?“
 

„Selbstverständlich.“ Dagran ließ sich einen kleinen beschrifteten Zettel geben und schob ihn unter das oberste der Blätter und wartete ab. Doch es dauerte nicht mehr als ein paar Sekunden ehe bis die krakelige Schrift und die Linien des Papiers sich in hellem blau auf dem Papier zeigten.
 

„Wieso blau?“, fragte er, wenngleich ihn das Ergebnis zufrieden stellte und er einen kleinen Beutel mit Münzen auf den Tresen legte.
 

Der Mann lächelte, „ganz einfach, ich verwende Farbe die sich kein zweites Mal kopieren lässt. Das macht die Papiere zwar nur ein einziges Mal einsetzbar, schützt aber auch.“ Auch der Schwarzhaarige lächelte, doch antwortete nichts mehr, während er die Papiere zusammenrollte und in einer Schutzhülle verstaute die er an seinem Schwertgurt befestigte.
 

„Danke sehr“, war alles er noch sagte, bevor er den Laden wieder verließ und weiter den Händlerweg entlang schlenderte. Hier und da sah er sich etwas an, doch er kaufte nur etwas zu essen, weil ihn sein knurrender Magen daran erinnerte das er schon fast am verhungern war. Gierig verspeiste er eine Schüssel Ravioli und zwei Äpfel auf seinem Weg zum Schloss und hätte eigentlich noch mehr essen können, aber fürs erste sollte das reichen. Eigentlich hätte er auch zurück zur Taverne gehen können, doch irgendwie war ihm nicht danach und wer würde schon damit rechnen das jemand am helligten Tag Kopien der Schloss- und Stadtpläne stehlen würde. Das dumme war nur das sich diese im Arbeitszimmer des Grafen befanden. Dagran seufzte bei dieser Erkenntnis die seinen Appetit wie auf Kommando wieder hatte schwinden lassen. Es behagte ihm gar nicht unter diesen Umständen wieder zurück in Schloss zu kehren und mit einem Mal schien ihm Lowells Gesellschaft sogar reichlich angenehm. Seine Stiefel kamen ihm schwer vor und irgendetwas ließ sich seine Eingeweide Stück für Stück immer mehr zusammenziehen, je näher er dem Schloss und dem Arbeitszimmer des Grafen kam. Ungefragt betrat er den Raum und fühlte mit einem Mal gar nichts mehr. Sein Blick wanderte umher und erhellte sich ein wenig beim Anblick Arganans. „Graf Arganan“, seine Mundwinkel hoben sich doch da steckte keine Fröhlichkeit in seinem Lächeln. Das alles war nur Zweckdienlich.
 

„Was führt dich hierher?“, der Angesprochene hob den Kopf und ließ die Feder sinken. Dagran konnte seinen hungrigen Blick auf sich spüren.
 

„Ich dachte“, er kam um den Schreibtisch herum und setzte sich breitbeinig auf den Schoß des Grafen. „Ich dachte nur ich mach wieder gut das ich mich hier so lange nicht hab blicken lassen.“ Eine seiner Hände wanderte durch die blonden Strähnen und beide glitten die Knopfleiste seines Hemdes hinab. „Was ist?“, fragte er und wartete nicht auf eine Antwort sondern küsste ihn bloß.
 

Er würde warten bis der Graf eingedöst war und dann würde er leise aufstehen. Er würde sich anziehen. Nicht alles. Shorts und Hemd mussten reichen fürs erste. Dann würde er zu der alten Kommode herüber gehen und den Schlüssel aus der linken Schublade in der Mitte hervorholen. Er würde mit dem Schlüssel dann zum Schreibtisch gehen und die unterste Schublade aufschließen. In ihr würden die Pläne des Schlosses und der Stadt befinden. – Warte, zurück. – Er würde den Schlüssel aus der Schublade nehmen, die Schutzhülle mit den Papieren aufsammeln und erst dann zum Schreibtisch gehen und die Schublade aufschließen. Dann würde die Hülle öffnen – nein dann würde er die Karten die Zangurak brauchen würde raussuchen und erst dann würde er die Hülle öffnen und eine Karte nach der anderen kopieren. Wenn er damit fertig war, würde er die Kopien wieder in der Hülle verstauen und die Pläne fein, ordentlich und sauber wieder in die Schublade legen. Dann würde er wieder in das Schlafzimmer des Grafen zurückkehren, die Kopien unter dem Bett verstauen sich ausziehen und wieder hinlegen. Denn Arganan durfte nicht auf dumme Gedanken kommen. Genauso hatte er es geplant, während er alles andere um sich herum ausgeblendet hatte. Arganan war nicht mehr als ein Mittel zum Zweck und das würde er ihm auch noch früh genug deutlich machen. Als Dagran schließlich die Pläne hatte wieder im Bett lag hatte er sich weggedreht und wärmesuchend in seinen Teil der Decke gerollt. Er versuchte zu schlafen doch er konnte es nicht und als es ihm schließlich gelang war es ein unruhiger Schlaf aus dem er immer wieder hochschreckte. Ein wenig benommen schlug er schließlich die Augen auf und konnte kaum etwas sehen vor Dunkelheit. Es musste entweder später Abend oder schon mitten in der Nacht sein. Ruckartig setzte er sich auf und rieb sich die Augen. Sein Blick huschte umher, Arganan schlief tief und fest und schnarchte sogar leise. Doch dafür interessierte er sich nicht weiter, als er aufstand und sich anzog. Da er hatte was er wollte gab es für ihn keinen weiteren Grund sich hier noch länger aufzuhalten und deswegen wollte er hier auch so schnell wie möglich wieder raus. Ihr Gönner würde jetzt für eine Weile wieder ohne ihre kleinen Schäferstündchen auskommen müssen. Etwas das er ihm problemlos zutraute, bedachte man doch das er auch das auch all die Jahre zuvor geschafft hatte. Leise schlich er aus den Gemächern des Grafen und hinaus aus dem Schloss in den Schutz der nächtlichen Dunkelheit. Es war kaum jemand unterwegs bis auf ein paar Wachen, doch er schaffte es diesen weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Wobei er gar nicht darauf geachtet hatte welchen Weg er nun eingeschlagen hatte und wusste eigentlich auch gar nicht wo genau er nun hin wollte. Im Arielas ging es jetzt sicher hoch her und es wurde gebechert bis zum Umfallen und irgendwie konnte er Yurick verstehen. Ihm war nicht danach sich die betrunkene Meute anzutun. Syrenne machte sicher an vorderster Front mit. Yurick schlief oder brütete über irgendeinem Wälzer oder tat... was auch immer er gerade tat. Eigentlich wusste er das bei dem Silberhaarigen nie genau. Mirania schlief wahrscheinlich wieder in der Bibliothek im Schloss und Lowell... Lowell hatte mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit eine Verabredung zu einem Stelldichein. Um Zael brauchte er sich sowieso nicht zu Sorgen, der war bei Calista sicher bestens aufgehoben. Obwohl er ihn auch schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen hatte, vielleicht sollte er ihn mal besuchen gehen damit er sich nicht zu viele Sorgen um ihn machte. Gedankenverloren war er zum Fluss gewandert. Letztlich war er auf der einen Seite der Brücke hinabgegangen, war unter ihr durchspaziert und auf der anderen Seite die Treppenstufen wieder hochgegangen. Dann hatte er auf auf die Mauer gesetzt von der die Stufen abgingen und seinen Blick auf das vom Licht der Sterne und des Mondes glitzernde Wasser gerichtet. Es rauschte leise und ab und zu war auch der Wind zu hören, ansonsten war es still, wenn man von den gelegentlichen Schritten der Wachposten absah. Und auch wenn er eigentlich nicht wollte, wäre es wohl das beste wenn er zur Taverne zurückkehrte und... Ja, was eigentlich. Er war nicht müde, zumindest nicht sonderlich. Dort konnte er auch nicht in Ruhe planen wie er diese Pläne nun zu Zangurak schaffte, denn warten bis dieser erneut jemanden herschickte würde zu lange dauern. Ganz in seine Gedanken vertieft bemerkte er auch nicht die Schritte die sich ihm näherten. Erst als er in seiner unmittelbaren Nähe war und ihn ansprach wandte Dagran den Kopf.
 

„Hey“, Lowell grinste schief und ließ sich neben ihm auf der Mauer nieder. „Dachte schon du bist vom Erdboden verschluckt. Ich hab Ewigkeiten damit verbracht dich zu suchen.“

„Ja, hab schon gehört du hast wohl über meine Abwesenheit geklagt“, der Schwarzhaarige schnaubte leise, aber amüsiert.
 

Lowell schürzte die Unterlippe. „Ich hab mir Sorgen gemacht... Zael hat dich schließlich auch nicht gesehen.“
 

„Aber ich war im Schloss“, platzte es plötzlich aus ihm heraus, auch wenn das gerade wirklich das Letzte war worüber er reden wollte. „Wir müssen uns wohl verpasst haben das ist alles.“ Er zog ein Bein an und legte seine verschränkten Finger halb auf seinem Knie ab. Den Blick hatte er dabei unverwandt auf den Fluss gerichtet.
 

Der Blondhaarige schwieg und kramte etwas aus seiner Tasche hervor. „Ariela hat gebacken, ich dachte du hast vielleicht Hunger...“, erwiderte er bloß und beobachtete dann mit einem leichten lächeln auf den Lippen wie Dagran die Waffeln verschlang. Mit einem Mal hatte er nur gemerkt wie ausgehungert er doch eigentlich war. Der Ältere lachte leise und steckte das Tuch wieder weg.
 

„Gott, ich hatte schon Ewigkeiten keine Waffeln mehr“, murmelte er genüsslich seufzend und leckte sich die Finger und die Lippen. „Aber ich hab noch Hunger“, mit einem seufzen ließ er die Hände auf seinen Schoß sinken und ließ nun wieder beide Beine baumeln.
 

„Dann lass uns zurückgehen“, er wollte aufstehen und sich zum gehen wenden, doch Dagran packte ihn am Ärmel und hielt ihn fest.
 

„Nein.“
 

„Was?“
 

„Ich will nicht...“, sagte er leise, den Blick immer noch aufs Wasser gerichtet.

„Aber die Anderen warten schon“, der Blondhaarige lächelte, wand sich aus seinem Griff und umfasste seine Hand. „Los komm, du musst ja auch nichts mit Syrenne trinken. Ich frag Ariela ob sie dir noch was kocht.“ Charmant lächelte Lowell ihn an und zugegeben, die Aussicht auf eine von Arielas Mahlzeiten lockte ihn. Doch trotzdem sorgte der Gedanke in die Taverne zurück zu kehren nicht gerade für Wohlbefinden bei ihm.
 

„Lowell...“, setzte er an, doch wusste selbst nicht ganz wie er diesen Satz beenden sollte.

„Komm schon Dagran!“, der Blondhaarige zog ihn an der Hand und auf die Beine. „Die anderen warten schon auf dich! Und Zael ist auch da“, er grinste leicht. Doch es war nicht sein charmantes Lächeln, auch nicht die Aussicht auf ein warmes Essen die ihn letztlich mitkommen ließ, es war die Aussicht den Jüngeren zu sehen. Der Klang von Zaels Namen hatte dabei wie ein Zauberwort funktioniert.
 

„Also gut“, seufzte er und schüttelte mit einem leichten Schmunzeln den Kopf. „Überredet.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shizana
2013-04-22T21:33:02+00:00 22.04.2013 23:33
Liebe Grüße vom FF-Kommi-Zirkel, du bist nun mein neues Opfer. Zieh dich besser schon einmal warm an! ;)

Ich muss leider gestehen, dass ich zu dem Inhalt der FF nichts Brauchbares sagen kann. Mir sind sowohl das Fandom als auch die Charaktere nicht bekannt. Es gibt keine Bilder zu ihnen in der Charakterbeschreibung und während der Handlung kam ich auch nicht wirklich an sie heran, daher kann ich das Kapitel nur technisch bewerten. Ich hoffe, du wirst mir das nicht übel nehmen.

Du hast noch einige kleine Schwierigkeiten. Zum Beispiel hast du große Probleme mit der Anwendung von das/dass. Auch die Kommasetzung hapert noch etwas, so gehört zu Infinitiv- und Nebensätzen z.B. immer ein Komma.
Ebenfalls schwer scheinen dir Substantivierungen und Adverbverben zu fallen, wobei Erstes groß-, Zweites zusammengeschrieben wird. Zugegeben, das sind Dinge, die muss man verstehen und man braucht dafür ein gewisses Feingefühl, aber vielleicht befasst du dich einfach noch einmal mit diesen Themen? Ich kann dir ein paar hilfreiche Seiten empfehlen, in die du dich einmal reinlesen kannst, sofern du magst.
Die Balance... schwierig, weil das ein Stück weit Ermessenssache ist. Mir persönlich fehlen noch ein paar mehr Absätze, die das Lesen erleichtern und die Handlung übersichtlicher strukturieren. Auch bei den Dialogen wusste ich teilweise nicht, wer gerade spricht. Gerade weil ich die Charaktere nicht kenne, fällt es etwas schwerer, dem Ganzen durchgängig folgen zu können.
Inhaltlich ist es mir etwas zu viel Drumherum, das man getrost streichen könnte. Aber auch das ist Geschmackssache.

Gut finde ich, dass du die Absatzregelung bei den Dialogen einhältst. Das hat man hier immer noch nicht überall. Und ich mag den Ausdruck sehr, der Text klingt insgesamt sehr angenehm.
Die Ansätze sind auf jeden Fall da, keine Frage. Es fehlt nur noch etwas am Feingefühl und den letzten Schwächen in der Rechtschreibung (das/dass). Aber lass dich davon nicht entmutigen, es ist die richtige Richtung! ;)

Bleib auf jeden Fall am Ball, das Potential ist da!


Liebe Grüße
Shizana
✖✐✖
Von:  Khirani
2013-03-11T19:11:10+00:00 11.03.2013 20:11
Ah Blubb :D
Gut, dass ich über 18 bin, sonst hätt ich das nicht lesen können! ♥
Mir fällt diesmal nicht viel ein - ich habs gleich zwei Mal gelesen !! ^////^
Das war ja absolut fesselnd, die Szene, die Idee mit den Küssen find' ich nun auch super, und auch Dagrans Erklärungen, dass Lowell dann still und umgänglich wird ^^*
Einfach super süß!
♥!
LG, Khirani
Von:  Khirani
2013-02-24T18:04:11+00:00 24.02.2013 19:04
Uhuhuh, wieder ein sehr tolles Kapitel deiner FF :D
Du hast den Raum der Aszendenz echt gut beschrieben und ich finde auch die Meinungen und Namensgebungen echt super :D Schließlich wissen auch die Söldner nicht gleich, was ihnen da gegenüber steht. Und ich denke, ich muss nicht noch mal sagen, dass ich die Szene zwischen Dagran und Lowell mag, oder? Schließlich find ich das Pair süß ^^ Und diese Massagen und der innere Konflikt - zuckersüß!
Ich nehm an, das Erdbeben hängt damit zusammen, dass Lazulis nun eine schwimmende Insel ist. Das Beben sorgte ja auch für wunderbare Momente :D
Ich freue mich sowas von auf das nächste Kapitel!
Von:  Khirani
2013-02-03T01:41:09+00:00 03.02.2013 02:41
So, jetzt hab ich auch das durch :3
Das sind Tatsachen, die man im Spiel auch gern sehen würde. Mich fasziniert es, mir auszudenken, was Dagran eigentlich alles getan haben muss, um solche Intrigen zu schmieden, schließlich hat er mit Arganan und Zangurak kollaboriert.
Das kommt hier gut raus, auch wie er Asthar aushört.
Ich finde das wirklich, wirklich gut!
Dagran kommt gut rüber, und auch das zwischen Lowell und Dagran ist sehr verwinkelt - nicht anders würde es zwischen denen laufen, vor allem, wenn man Zael noch im Hinterkopf hat ^^
Ich nehme mal an, dann geht es bald in den schwarzen Raum mit dem Schattenmonster - ich bin wirklich gespannt! :3

Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr gut.
LG ♥
Von:  Khirani
2013-02-03T01:17:26+00:00 03.02.2013 02:17
Ahh - jetzt gibts schon Kapitel 3 und ich muss noch das zweite lesen ^^
Aber ich habs endlich geschafft!
Und es hat sich gelohnt. Das ist eine meiner Lieblingsszenen im Spiel, dass sie hier auftaucht, gefällt mir :3

Bisher ist das gut ausgearbeitet, ich bin gespannt, wie es weiter geht - ich hüpf mal eben zu Kapitel 3!
Von:  Khirani
2013-01-15T16:03:07+00:00 15.01.2013 17:03
Okay, ich bin überzeugt ^^
Also, soweit gefällt mir das super. Dagran is so, wie ich ihn mir vorstelle, und Lowell auch, ganz zu schweigen von Syrenne - die wird es doch vermissen, wenn Lowell sich nicht mehr so für ihn interessiert! ;D
Ich werde das zu 110% weiter verfolgen^^

Ich kenne AlbelNox auch ^^ Sie ist ja auch ein klein bisschen ein Fan von dem Pair ♥

Ich freue mich, wenns weiter geht. Dein Schreibstil sagt mir nämlich zu! :)

LG, Khirani



Zurück