Zum Inhalt der Seite

After Crisis

Final Fantasy 7
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kristall Omega - Die erste Prüfung

An einem weit entfernten Ort, betrat gerade ein junger Mann, eine geheime Kammer mit seltenen, teils verbotenen Tränken. Er lief die Regale ab und suchte sich einige erlesene Substanzen aus, mit deren Hilfe er einen eigenen Trank herstellen wollte.

Knarrend ging die Tür auf und jemand zweites kam herein.

„Es geht bald los, oder? Na spuck’s schon aus! Ich will es wissen, Arjen!“, sprach die Person, bei der es den Anschein hatte, sie würde keinerlei Respekt für ernste Situationen empfinden.

„Du solltest besser wieder gehen. Ich muss mich konzentrieren… Das siehst du doch, Katero…“, murmelte Arjen beschäftigt und sortierte einige Fläschchen, in verschiedenen Größen.

„Pah! Ich habe genauso ein Recht darauf, alles zu erfahren!“, blaffte Katero, von seinem abweisenden Verhalten genervt.

„Natürlich bist du auch ein Lucassener. Aber gerade deshalb solltest du erkennen, wann es Momente gibt, in denen man sich besser rücksichtsvoll zurückhält. Wir beide sind gleich alt, deshalb müsstest du das eigentlich beherzigen“, beschwichtigte ihn Arjen klug.

„Du und deine heiligen Weisheiten! Wer bist du, ein alter Mann? Übrigens, ich weiß genau was du vor hast. Du willst eine Mixtur herstellen, damit Miceyla ihre Erinnerungen an Gaia verliert, falls sie bei den Prüfungen scheitert, um den `ach so schwierigen Zauberspruch` zu erlernen“, durchschaute Katero ihn, ohne groß darüber nachgedacht zu haben.

Arjen ließ kurz von seiner Arbeit ab. 'Denkt er etwa, ich würde an ihrer Stärke und Entschlossenheit zweifeln?'

„Man muss eben auf alles vorbereitet sein. Der Teil mit dem Licht, wird sicherlich kein Problem darstellen. Bei der Dunkelheit wird es schon kritischer…“, urteilte er über ihre bevorstehende Herausforderung.

„Ich werde in dieser Phase, nicht bei Miceyla sein können…“, fügte er noch mit einer Spur aus Sorge hinzu.

„Ha! Sieh es doch mal so, wenn sie stirbt, ist sie es nicht würdig den Lucassenern anzugehören!“ Katero hatte es noch nie geschafft, einen unangemessenen Kommentar für sich zu behalten.

„Du Idiot! Wie gerne würde ich dir mal richtig eine reinhauen!“ Langsam begann der Zorn in Arjen zu brodeln. Aber nur aus Angst, er könnte Miceyla verlieren.

„Oh ja! Bitte! Wie lange liegt es wohl zurück, seit wir uns das letzte Mal ordentlich geprügelt haben?“, provozierte er ihn aus Spaß noch weiter.

„So tief sinke ich bestimmt nicht, dass ich dein Niveau erreiche! Verschwinde jetzt! Wenn ich hier fertig bin, werde ich mich auf den Weg machen…“ Die Ruhe kehrte in ihm zurück. Katero wollte tatsächlich nicht weiter, an seinen Nerven herumspielen.

„Arjen! Keine Ahnung wie es bei dir aussieht, aber ich glaube an Miceyla!“, gab er noch offen zu.

„Ich ebenso… Deshalb wird das hier nicht gebraucht…“ Gerade war sein Trank fertig gestellt, da schüttete Arjen ihn lächelnd wieder aus.

'Es ist feige, dir bei Gefahr deine Erinnerungen nehmen zu wollen. Ich bleibe lieber ehrlich zu dir. Vertrauen… das ist nun der Schlüssel zum Ziel!'
 

Auf einer seichten Wasseroberfläche, schwammen unendlich viele saphirblaue Blumen, mit einem silbernen Muster auf deren Blütenblättern. Mitten in diesem Blumenmeer, lag Miceyla und erwachte mit dem Gefühl, sie hätte einen Hundertjährigen Schlaf hinter sich.

'Habe ich Gaia wirklich verlassen?' , diese Frage begleitete sie beim aufstehen. Das Gewässer fühlte sich angenehm an, fast als hätte es heilende Kräfte.

„Na das hat ja gedauert! Ich dachte, du öffnest deine Augen überhaupt nicht mehr! Wolltest wohl alles verschlafen! Ts, ts!“

Die fremde Stimme klang so schnippisch, dass Miceyla zusammenzuckte.

„Wer hat da gesprochen?“ Sie konnte niemanden sehen.

„Hör mal, dass ist doch offensichtlich! Sieh `mich` einfach an!“

Sich umblickend, sah sie nichts anderes, außer einen sternenklaren dunklen Himmel und den exzentrisch aussehenden Blumen auf dem Wasser. Plötzlich bemerkte sie aber direkt vor ihren Füßen, eine etwas größere Blume, die von allen anderen heraus stach und eifrig umherhüpfte.

„Äh… Hast du gerade geredet oder irre ich mich da?“

„Also wirklich! Was für eine Unverschämtheit! Wie redest du denn mit mir! Ich bin die Königin von diesem Himmelskontinent, auf welchem sich zwei ganz besondere Dimensionsportale befinden! Verhalte dich gefälligst anständig mir gegenüber!“, befahl die bläulich schimmernde Blume aufmüpfig. Ihre silbernen Muster gaben ihr ein richtiges Gesicht. 'Was soll das Ganze? Ein verrückter Traum…?' Miceyla meinte, sie wäre in eine völlig verdrehte Welt teleportiert worden.

„Habe verstanden…`euer Majestät`! Dann könnt ihr mir sicher auch sagen, warum ich überhaupt hier bin. Ich habe nämlich einen wichtigen Kampf vor mir, den ich nicht verpassen darf.“ Sie ließ sich schnell auf den neuen Situationswechsel ein, denn sie ahnte was ihr blühte.

„Das klingt schon besser! Aber wie willst du in einen Kampf ziehen, den du ohne vernünftige Vorbereitungen verlieren würdest? Jedoch bin ich dazu da, um dir alles Nötige zu erklären. Gut zuhören, ich wiederhole nichts! Du besitzt zwar das Amulett und hast damit Materia hergestellt, um es mit den Hulax aufzunehmen. Doch wenn du nicht den Zauberspruch Kristall Omega beherrschst, kann man sie keineswegs komplett auslöschen. Du musst nicht nur den Spruch erlernen, sondern auch bereit sein, ein Opfer zu bringen. Ob du dies schaffst, hängt von deiner inneren Stärke ab. Zunächst beginnen wir erst mal, mit den einzelnen Prüfungen von Kristall Omega. Falls du an dir zweifelst und aufgeben willst, ist das jetzt deine letzte Möglichkeit dafür“, begann die Königin in Blumengestalt, den Auftakt für ihre Herausforderung.

'Ich hatte vorgehabt, ohne diesen Zauberspruch zu bestehen… Das Risiko ist wahnsinnig hoch, dass ich hierbei versage…' Durch Miceyla flossen alle Erinnerungen, an ihre Freunde von Gaia. Sie waren immer bei ihr. Solange sie daran dachte, bestand die Chance, dass sie es schaffen konnte. Was allerdings auf sie zukam, war jenseits ihrer Vorstellungen.

„Ich wusste, dass ich nicht drumherum kommen würde… Und das ich jetzt noch zurück könnte, kann ich mir kaum vorstellen. Entweder ich bin zu allem bereit oder mit der Rettung von Gaia ist es vorbei!“ Während Miceyla sich dieser Entscheidung bewusst wurde, beobachtete sie, wie am Rande des Himmelskontinents, dass Wasser geräuschlos hinabströmte.

„Wie ich sehe begreifst du schnell! Selbst wenn ich wollte, gibt es keinen Weg mehr für dich zurück nach Gaia. Ich habe deine Aufopferungsbereitschaft getestet. Ach ja… noch eine kleine Information… In der Dimensionswelt, in welcher du dich gerade befindest, verstreicht die Zeit schneller. Ein Beispiel: Ist auf Gaia ein halber Tag vorbei, hast du hier bereits ein paar Monate verbracht. Obwohl du es nicht bemerken wirst…“ Man sah der Blumenkönigin an, dass sie Belustigung an Miceylas entsetztem Gesichtsausdruck fand.

„Waaas? Ein nerviges Problem jagt das nächste!“ Jammernd erkannte sie, dass ihr aber auch wirklich alles unnötig erschwert wurde.

„Hach… ich werde mich also ranhalten müssen. Sonst bin ich am Ende alt und gebrechlich…“, seufzte sie und erhielt Wahnvorstellungen.

„Deshalb sollten wir langsam mal anfangen! ...Wir beginnen mit dem ersten Portal, dahinter verbergen sich die vier Pfade des Lichts. Wie sie lauten, erfährst du nicht von mir… Nur wenn du Licht in dir trägst, bist du im Stande, die Dunkelheit zu meistern. Merke dir das gut! Was du brauchen wirst, ist ein wachsamer Verstand, dein Schwert und deine Magie. Vor allem ersteres sollte deine stärkste Waffe sein. Das heißt aber nicht, dass du alles zur gleichen Zeit einsetzten kannst! Entwickle eine Strategie. So, genug Anweisungen gegeben! Hop, hop! Ab mit dir durch das Portal! Falls du die Prüfungen bestehst, sehen wir uns hier wieder, bevor du das Reich der Dunkelheit betrittst. Erlaube dir keine Patzer, ich erwarte einiges von dir!“ Hastig sprang die Blume gegen ihren Rücken und schob sie vor zum besagten Portal. Von einer sprechenden Blumenkönigin, hätte sie nicht solch eine Kraft erwartet.

Obwohl es noch einige unbeantwortete Fragen gab, wurde ihr die Chance verwehrt sie zu äußern. Das Portal erstrahlte in einem Glanz, der Miceyla blendete und sie glitt schwerelos hindurch.

„Viel Glück…“, flüsterte die Blumenkönigin in einer etwas tieferen Stimme.

Dieses Mal überschwemmte sie kein Schlaf, sondern kam direkt auf der anderen Seite des Tores an. Dort fand sie eine Welt vor, welche sie nicht zu beschreiben vermochte. Friedlich, strahlende Farben, wärmende Geborgenheit. Keine Worte fand sie, die passender dafür waren. Ein Ort der vom Guten regiert wurde. Plötzlich fühlte sie sich sicher und dachte niemals zuvor im Leben, Angst verspürt zu haben.

Es erwartete sie bereits jemand.

„Hiermit empfange ich dich ganz herzlich, Miceyla Lucassen.“

'Wer wohl nun gesprochen hat? Vielleicht ein sprechender Baum?' , dachte sie sarkastisch und suchte die Umgebung nach einem `sprechenden Etwas` ab. Ihr Blick wanderte ohne Beachtung über einen Soldaten hinweg, dann aber hastig wieder zu diesem zurück.

'Irre ich mich oder sehe ich gerade…'

„Mein Name ist Angeal Hewley. Ich bin dein Anleiter für die erste Prüfung des Lichts. Auch wenn ich schon längere Zeit, dem Lebensstrom angehöre. Mir ist es eine Ehre, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen zu dürfen.“ In einer tiefen Verbeugung, verlieh er dieser Ehre Ausdruck.

'Wahnsinn… Ich begegne wirklich einmal dem Mentor von Zack!' Die Freude brodelte nur so in Miceyla.

„A-aber nicht doch! `Mir` sollte es eine noch viel größere Ehre sein! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll!“

Ein zartes Grinsen huschte über seine Lippen.

„Genau so habe ich mir dich vorgestellt… Du bist es würdig, den Zauberspruch zu erlernen. Bedenke jedoch, dass ich dich nicht bei der Dunkelheit unterstützen kann! Hier wirst du außer mir, auch noch auf andere treffen. Am besten wir beginnen direkt. Du müsstest sowieso längst bereit sein. Es gibt vier Prüfungen, bestehend aus folgenden Teilen: Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Träume. Verschiedene Voraussetzungen sind nötig, um die einzelnen Prüfungsbedingungen zu erfüllen. Stelle dich darauf ein. Wenn du eine der vier Herausforderungen, erfolgreich hinter dir hast, erscheint vor dir ein Kristall. Er wird dir seine Kraft leihen. Schlussfolgernd sollten sich am Ende, vier Lichtkristalle in deinem Besitz befinden. Dann erst kannst du dich an die Dunkelheit heranwagen… Hoffentlich habe ich dich mit dem ganzen Wissen, nicht zu sehr überhäuft“, erläuterte Angeal seine detailgetreue Anleitung.

Verblüfft lauschte sie seinen ganzen Kenntnissen, über Kristall Omega. 'Das kann er unmöglich

von selbst herausgefunden haben…' Ihr schwirrte bereits ein verdächtiger Name durch den Kopf.

„Bis jetzt war alles sehr verständlich, danke. Nur hat da jemand kräftig nachgeholfen, aber das macht ja nichts!“ Lächelnd unterdrückte sie eine spitze Bemerkung, über jene Person, die ihr lieber mal eine klitzekleine Vorwarnung, hiervon hätte geben sollen.

„Wie wahr! Du kannst stolz sein, einen solchen Weggefährten auf deiner Seite zu wissen. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen!“, lobte Angeal zufrieden.

„So ist Arjen nun mal…“, murmelte Miceyla und dachte dabei nach, ob er sich wenigstens hier irgendwo persönlich bei ihr blicken lassen würde.

„Die Zeit läuft uns davon… Es gilt sich zu konzentrieren!“, mahnte er ernst.

Eine unablässige Erinnerung holte sie ein.

„Richtig, die Zeit! Es kann losgehen!“ Ungeduldig trippelte sie auf und ab, als hätte sie Dornen unter den Füßen.

„Das Stichwort ist gekommen!“, kündigte er an und wie auf ein Zeichen, wurde der gesamte Erdboden vor ihr gespalten. Sie sprang aufgeschreckt zurück auf die rechte Seite neben Angeal, der keinerlei Reaktionen zeigte.

„Sag, was bedeutet für dich Freundschaft?“ Während seiner Frage, entfernte er sich etwas. Miceyla dachte sofort an Ayko.

„Freundschaft… Das kann so vieles bedeuten… In erster Linie sicherlich, blindes Vertrauen gegenüber dem anderen. Man versteht sich, ohne groß Worte miteinander wechseln zu müssen. Wahre Freundschaft besteht aus einem unzertrennbaren Band und es hält ewig. Außerdem ist es eines der bedeutungsvollsten Geschenke des Lebens! So beschreibe ich die Freundschaft!“

Angeal’s entspannte Haltung verriet Miceyla, dass er ihre Erläuterung teilte.

„Ich kann aus deinen kraftvollen Worten entnehmen, dass du einen sehr starken Willen hast.“ Wie seine Stimme verklang, erschien auf der anderen Seite des Erdrisses eine Person. Ihr Gemüt wurde von Freude und Sorge zerrissen.

„E-es ist Ayko!“ Sie schnappte nach Luft und vergewisserte sich, dass er es auch wirklich war. 'Ist er etwa ebenfalls hier herteleportiert worden? Nein…'

„Korrekt. Hierbei handelt es sich keineswegs um den wahren Ayko. Du siehst lediglich ein Trugbild. Allerdings…“ Er zögerte, ehe er fort fuhr.

„Dann bin ich ja beruhigt… Das wäre zu viel Trubel für ihn. Ha, ha!“ Erleichtert stemmte sie ihre Hände auf die Hüfte und schrak sofort zusammen, als die illusionäre Erscheinung von Ayko, genau das gleiche tat.

„Was…? Was macht er da?“, sprach Miceyla ihre Verwirrung laut aus und probierte etliche Bewegungen durch.

„E-er ahmt mich haargenau nach!“, stellte sie nach einigen Verrenkungen fest und es begann in ihr zu frösteln.

„Du begreifst die Tatsachen schnell. Ayko’s Motorik und Empfindungen, sind mit deinen eigenen verbunden…“

„Ich dachte aber, es sei nur ein Trugbild!“, unterbrach sie seine ruhige Erklärung.

„Noch war ich ja nicht fertig… Kurz in Worte gefasst, vor dir liegt eine lange Strecke mit allerlei Hindernissen. Sprich Gefahren und Monstern. Deine Aufgabe lautet, dich unbeschadet bis zum Ziel durchzukämpfen. Die Erscheinung von Ayko, läuft synchron mit dir auf der gegenüberliegenden Seite. Seine Hürden sind die gleichen. Solltest du dich auf irgendeine Art und Weise verletzen, nimmt das Trugbild automatisch denselben Schaden. Und dies wiederum führt dazu, dass der echte Ayko auf Gaia, die gleichen Verletzungen erleiden muss. Du hältst seine Sicherheit in deinen Händen. Eine große Bürde, ich weiß… Doch wenn dir Freundschaft wirklich so viel bedeutet, wie du es beschrieben hast, bist du im Stande diese Herausforderung anzunehmen.“ Er schien schnell Vertrauen in sie zu haben.

'Ayko… Falls du auch nur einen Kratzer abbekommen solltest, muss ich die Konsequenzen tragen, dass ich meine Freunde nicht beschützen kann… Alles was mir jetzt helfen wird, ist vollste Konzentration. Keine Zeit für Selbstzweifel!'

Miceyla zog ihr Schwert und wappnete sich, dem kommenden Unheil entgegenzutreten.

Ayko’s Kampfstellung glich der ihren.

Angeal verschwand plötzlich. Unerschrocken richtete sie ihren Blick nach vorn.

„Alles klar! Es geht also los…“ Der Boden hinter ihr bekam Risse und begann zu bröckeln. Somit wurde sie gezwungen, vorwärts zu laufen. Dies tat sie auch schnellen Schrittes.

Nach wenigen Augenblicken, erschien jeweils vor Ayko und Miceyla, ein riesiges statuenartiges Gebilde aus Eis, welches aus dem Untergrund hervorkletterte. Das Eismonster stieß ein wütendes Gebrüll aus und eisiger Atem wehte ihr in das Gesicht.

„Wird wahrscheinlich etwas kalt werden… Auf geht’s Ayko!“ Mit einem Feuerzauber, machte sie ihr Schwert resistent gegen Eis. Rasch musterte sie Ayko. 'Unglaublich… Sogar er kann hier Magie einsetzen. Das ist ein großer Vorteil. Ich muss Vertrauen in mich haben, dann kann ich uns beide auch sicher durchbringen!' , dachte sie und der Glaube daran beflügelte sie.

Eine Eisfaust donnerte haarscharf neben ihr auf den Boden. Sie nutze die Gelegenheit und schnellte zwischen seinen Beinen hindurch. Ohne innezuhalten, sprang sie dann auf den glatten Rücken des Monsters und schlitzte ihm mit ihrem Schwert, eine ordentliche Schneise hinein. Daraufhin glitt Miceyla wieder hinab. Der Körper aus Eis zerbrach in zwei.

„War doch ein Kinderspiel oder was meinst du dazu, Ayko?“, fragte sie triumphierend das Trugbild. Natürlich bekam sie keine Antwort.

Doch die Erfolgsfreude kam zu früh. Die zerbrochenen Eissplitter, bildeten sich zu spitzen Pfeilen zusammen.

„Oh nein!“ Um Deckung zu suchen, blieb ihr keine Zeit mehr. Und so wurde sie frontal von den Eispfeilen angeschossen. Unter großer Mühe blockte sie die Pfeile mit ihrem Schwert ab. Jedoch entwischte ihr ein Pfeil und streifte ihre Schulter. Zuerst sah Miceyla Blut den Arm hinunter fließen und spürte dann einen pochenden Schmerz.

„A-Ayko… B-bist du getroffen worden?“ Was für eine Frage, natürlich hatte es ihn auch erwischt! Zwar veränderte sich sein Gesichtsausdruck nicht, doch musste sein wahres Ich auf Gaia nun leiden. 'Lass dich nicht beirren… Es geht weiter!' , redete sie sich ein.

Das war gerade mal ihr erster Gegner gewesen. Die Prüfung begann gerade erst.

Während sie weiterlief, stürzte sie plötzlich wegen einer entgegenkommenden, orkanartigen Böe.

„Urgh! Erst Eis jetzt Wind… Wird das hier ein Dauerlauf der Elemente oder präsentiert die Natur ihre Kräfte? Vielleicht werde ich aber auch einfach nur, mit meiner eigenen Magie konfrontiert…“ Was nun stimmen mochte war gleichgültig, sie durfte bei diesem turbulenten Treiben, keinen weiteren Gedanken darüber verschwenden.

Miceyla navigierte sich, durch die abrupt auftauchenden Tornados. Und musste immer wieder hinnehmen, dass sie zurückgeschleudert wurde. 'Ich komme nicht von der Stelle…'

Zwar würde sie das eine Weile durchhalten, aber was war mit ihrer Erschöpfung? Sie übertrug sich auf Ayko… Einfach mittendurch war also keine Lösung. Das bekam sie auch mit einer besseren Strategie hin.

Als sie auf einen der Tornados zulief, kämpfte Miceyla sich bis zu seinem Inneren vor. Ihre Idee fand tatsächlich seine Erfüllung. Denn dort wurde sie nach oben befördert. Der Wirbelsturm trug sie nun.

„Jetzt nur nicht wieder runterfallen…!“, betete sie und suchte das richtige Gleichgewicht. Nach einer Vergewisserung, ob Ayko auch nur taumelte und nicht fiel, lachte sie.

„Schade, dass du es nicht wirklich bist. Wir hätten beide viel Spaß hierbei…“ Doch was redete sie da? Als wäre das alles hier ein Abenteuer zum Vergnügen. Nein, reiner Ernst war es!

Die einzelnen Stürme, standen in ungleichmäßigen Abständen zueinander. Trotzdem wagte sie einen Sprung, um auf dem nächstgelegenen Orkan zu landen. Da der umherwirbelnde Wind sie tragen konnte, war das schwankende Gefühl schnell überwunden.

„Und hepp!“ So schaffte Miceyla es, unter einiger Anstrengung, die Strecke mit den Wirbelstürmen zu überwinden.

„Geschafft!“ Vom letzten sprang Miceyla heil herunter.

Leider wurde ihr keine Pause gegönnt, da auf einmal etliche Felswände vor ihr aus dem Boden ragten und ein Labyrinth entstehen ließen. Ihre Kondition stieß an ihre Grenzen, genau das sollte wahrscheinlich auch erprobt werden. Sie musste über ihre eigenen Grenzen hinaus wachsen. 'Wenigstens bleiben mir und Ayko jetzt wilde Luftsprünge erspart!' , lockerte sie in Gedanken die Stimmung.

Sobald sie das Labyrinth betreten hatte, stellte sie fest, dass sie Ayko nicht mehr sehen konnte. Doch dies stellte kein Problem da, schließlich war es ja Miceyla, die alles steuerte.

Dumm und dusselig lief sie sich, andauernd versperrten ihr Sackgassen den Weg und das Labyrinth formierte sich neu.

„Kann das vielleicht mal aufhören?“, kommentierte sie dieses scheinbar unlösbare Rätsel. Ahnend, dass sich hinter ihr alles auflöste, vermied sie es zurück zu gehen.

„Was zur…!“ Dicke lange Kletterpflanzen, schlangen sich plötzlich um ihre Arme und Beine und hielten sie an eine Mauer gedrückt. Ihr Herzschlag überschlug sich. Miceyla wurde vollkommen unbeweglich festgenagelt. Selbst unter größtem Krafteinsatz, gaben die Pflanzen nicht mal einen Millimeter nach.

„Verdammt! Ich lass mich doch nicht von Unkraut bezwingen!“, schrie sie und versuchte wenigstens, ihr Schwert am Rücken hervorziehen zu können. Dies brachte jedoch nur unerträgliche Schmerzen, an den Handgelenken hervor und die Pflanzen drückten immer fester. 'Soll gleich alles aus sein…? Ist es denn wirklich von mir allein abhängig, wie das Ende von Gaia aussehen wird? Geht das immer so weiter…? Ich…ertrage das nicht länger… Verlässt mich meine Kraft schon in der allerersten Prüfung? Warum…habe ich nicht genug Optimismus in mir? Hoffen…ich muss weiter hoffen… Urgh!'

Eine Schlinge der Kletterpflanze, schnürte sich um ihre Kehle.

„He! Du machst der starken und mutigen Kriegerin, die ich als Botschafterin vergessener Zeiten nach World Soldier schickte, aber keine große Ehre! Willst du mich noch mal sehen oder nicht? Hier kann ich dir nicht zur Seite stehen, dass würde Angeal richtig wütend machen… Außerdem will ich wissen, was du allein auf die Beine stellen kannst. Zeig mir, was du auf Gaia gelernt hast! Kämpfe nicht weiter, nur weil du mich sehen willst, kämpfe für die Freundschaft mit Ayko! Sie ist am allerwichtigsten!“

Schon wieder half Zack ihr auf die Sprünge, dass sie sich nicht hängen ließ.

'Ja, für die Lebenden muss ich kämpfen. Für die Verstorbenen ist jeder Kampf Verschwendung… Bitte…gebt mir Kraft!'

Eine leichte Brise aus all ihren gewonnen Fähigkeiten, begann Miceyla zu stärken und ihr Selbstvertrauen von neuem aufzubauen. Sie lockerte den gesamten Körper und entspannte sich. Wie von ganz allein, glitt sie aus den Fängen der störrischen Pflanzen.

„Vergessen wir das! Und weiter geht’s!“ Nach der eigenen Aufmunterung, suchte sie erpirscht den Ausgang des Labyrinthes und umging irreführende Sackgassen und weitere aufdringliche Kletterpflanzen.

Und endlich. Zwar plagten sie elende Kopfschmerzen, doch sie trat sicher durch den Ausgang.

Zu allererst begegnete sie dem Blick von Ayko, der gleichzeitig mit ihr, nur auf einer anderen

Seite, das parallele Labyrinth verlassen hatte. Er lächelte.

„A-aber…`ich` lächele doch gar nicht!“, erkannte Miceyla verwundert.

'Du bist wohl genauso erleichtert wie ich… Ayko, unser unsichtbares Band wird niemals zerreißen, egal welche Strecke zwischen uns liegt!'

Glücklich, auch wenn sie ausgepowert war, nahm sie wieder ihren Weg auf.

Alles blieb ruhig. 'Ist die Prüfung vorbei…?' Kurz nach dem sie plötzlich von riesigen Feuerbällen bombardiert wurde, musste sie unfreiwillig feststellen, dass dieser Gedanke leider ein wenig zu früh gewesen war.

„Tja, Erfolg gibt es nicht umsonst! Wir müssen noch mal ran, Ayko!“

Während sie innerlich neue Kraft tankte, sammelten sich die brennenden Gesteinskörper, zu einem massigen Feuerwesen zusammen. Der Boden unter ihren Füßen begann zu glühen. Die Sicht zum Himmel, versperrte ein verruchter Nebel aus Asche. Und auch sonst, war die Gegenwart des mächtigen Wesens unerträglich.

'Der hier ist auf einem ganz anderen Niveau, als das Eismonster am Anfang. Jetzt heißt es alles geben oder alles verlieren.'

Einfache Kältezaubersprüche, würden wohl kaum etwas ausrichten. Also vereinte sie Eis und Wassermagie, um den doppelten Schaden zu erreichen. So konnte Miceyla aus sicherer Entfernung angreifen. Denn es war unklug, ein Monster welches aus Feuer bestand, physisch zu attackieren. Doch Wirkung zeigen, tat es leider keineswegs….

'Unmöglich…! Der Kälteschauer hat ihn komplett eingehüllt und trotzdem…'

Anscheinend fand das Monster ihren Angriff lächerlich und warf einen beachtlichen Brei aus Lava auf sie herab. Entsetzt zerschnitt sie die heiße Ladung mit ihrem Schwert und warf sich durch den dadurch entstandenen Zwischenraum. Nach einigen Drehungen, rollte Miceyla unsanft über den Boden.

„Autsch! Das sah jetzt sicher nicht sonderlich elegant aus! Tut mir leid Ayko, was du schon wieder alles mit mir durchmachen musst…!“ Nur kurz war es ihr erlaubt, nach dessen virtueller Erscheinung, auf der anderen Seite der Felsspalte zu suchen.

'Das Monster wächst weiter! Woher nimmt es nur seine ganze Energie? ... Aber natürlich!' Ein rettender Blitzgedanke erleuchtete sie. 'Eine luftdichte Barriere sollte es ersticken können!'

Es erwies sich als etwas schwierig, eine so große Barriere aufrecht zu erhalten, welche das wandelnde Feuerbiest einschloss. Aber die Mühe lohnte sich, denn erste Erfolge waren sichtbar. 'Es schrumpft! Ohne Luft erstickt es!'

Nachdem es über die Hälfte an Gewicht verloren hatte, löste Miceyla die Barriere auf. Ein letzter Eiszauber beendete das Duell und die erhitzte Luft kühlte sich allmählich ab.

„War es das mal endlich? Ich brauche eine Pause…!“ Stöhnend schwankte sie umher. Das plötzliche Schließen der Felsspalte, rüttelte sie wieder wach. Die beiden symmetrischen Pfade vereinten sich zu einem. Ayko’s Doppelgänger verschwand.

„Ist das jetzt gut oder schlecht? Angeal, bist du hier irgendwo…?“

Keine Spur von dem verstorbenen Soldaten. Stattdessen erschien in weniger Entfernung vor ihr, ein schwebender grasgrüner Kristall, welcher größer war als sie selbst.

„Du hast es geschafft. Gerade hast du bewiesen, dass deine Freundschaft gegenüber anderen stärker ist, als jede erworbene Fähigkeit. Zur Belohnung der bestandenen Prüfung, vertraue ich dir meine Macht an. Allerdings nützt sie dir nur etwas, wenn du sie mit den anderen Kristallen vereinst. Nimm das hier an dich!“

Miceyla blickte den sprechenden Kristall verdutzt an und hob schweigend ein Armband, mit acht kleinen Vertiefungen darin auf. Nach einem funkelnden Lichtblitz, befand sich der hellgrüne Kristall in einen der Vertiefungen.

„Es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass du diesen Talisman stets bei dir trägst, genau wie dein Amulett. Und deshalb…“ Nachdem die Stimme des Kristalls verklungen war, verschmolz das ganze Armband mit ihrem Schwert, welches sie nicht aus ihrer Hand genommen hatte.

„Hey!“ Tatenlos musste Miceyla zusehen, was da gerade geschah. Nun verliefen die acht Auskerbungen, quer über die Klinge. Nur einer der winzigen Kristalle befand sich darunter.

„Nein! Was sollte das denn? Mein schönes Schwert!“, meckerte sie. Wenn eines ihrer geliebten, wertvollen Gegenstände beschädigt wurde, konnte sie zu einer wilden Bestie werden. 'Na ja…wenn ich erstmal alle Kristalle beisammen habe, sieht es bestimmt wieder besser aus…' Ihre Erschöpfung holte sie langsam aufs Neue ein.

„Das heißt, eine Prüfung liegt hinter mir. Noch `sieben` weitere folgen… Wie kann ich das jemals lebend durchstehen? Neiiin!“ Sie schrie sich ihren Frust von der Seele.

Eigentlich sollte sie andere Sorgen haben, als die `darüber hinwegzusehende` Veränderung ihres Schwertes.

„Willkommen an der Ziellinie!“ Angeal’s Stimme überrumpelte sie völlig.

„Ah!... Ähm… Auch mal wieder hier, huh?“, reagierte sie ungewohnt verschlossen, auf dessen Freundlichkeit.

„So ein missmutiges Gesicht, hätte ich von einer Siegerin aber nicht erwartet. Vielleicht heitert es dich auf, wenn ich dir versichere, dass sich Ayko’s Zustand im Gegensatz zu deinem, wieder in den vorherigen zurückversetzt hat. Er ist also wohlauf." Feierlich lächelte Angeal.

Doch sie konnte ganz genau erkennen, dass es nur aufgesetzt war. 'Er hat gar nicht die Absicht, meine Stimmung zu verbessern. Ich glaube er will mir weiß machen, dass ich mich an diesem Ort, nicht auf bereits Verstorbene verlassen sollte!' Anders war sein Verhalten nicht zu deuten.

„Ich habe Ayko bis zum Ende beschützt… Dann kann ich froh sein und meine eigenen Wunden vergessen… Argh… Oder vielleicht auch doch nicht… Urgh!“ Sie fühlte sich weitaus erschöpfter, als nach einem ausgiebigen Dauerlauf.

„Na sieh an, nach dem ersten Pfad des Lichts, schon eine schwächelnde Kondition! Ich gebe zu, ein Spaziergang war das nicht. Damit du hier nicht zusammenbrichst, habe ich eine Art Heiltrank für dich. Damit regenerierst auch du dich wieder komplett. Willst du ihn?“ Angeal hielt ihr das angebotene schmale Fläschchen entgegen. Eine dunkle Flüssigkeit befand sich darin. Normalerweise hätte sie den Trank dankbar angenommen, doch sie war skeptisch.

„Und wo liegt der Haken?“ Miceyla war inzwischen klar geworden, dass sie jedes kleinste Detail in ihrem Leben hinterfragen musste.

„Ha, ha! Verzeih, die ganzen unfairen Erschwernisse, sind leider nun mal notwendig. Keine Angst, Gift ist das nicht. Aber dir steht in den gesamten vier Prüfungen des Lichts, nur ein einziger Heiltrank zur Verfügung. Trinkst du ihn schon jetzt, hast du später keinen mehr“, enthüllte er das kleine Rätsel.

'Vertraue auf dein inneres Gefühl… Wie lange soll das bloß noch helfen?' Die wenigen Momente der Stille, würden nicht zum Ausruhen reichen.

„Ich verzichte darauf. Wer weiß, wie ich mich erst nach der dritten oder vierten Prüfung fühle…“, entschied sie seufzend.

Angeal akzeptierte dies anerkennend.

„Ich habe deinen Entschluss erhört. Der Trank wird folglich aufgehoben. Zeit, dass ich mich an dieser Stelle verabschiede. Wir sehen uns in einer anderen Prüfung wieder. Bleibe aufrichtig, so wie bisher. Du bist noch jung und von dir wird enorm viel abverlangt. Das kann hart sein“, kamen seine letzten Schlussworte und verrieten, dass ihre Reise bald weiterging.

In Angeal’s Gegenwart fühlte Miceyla sich unglaublich verstanden und geborgen.

'Fühlt es sich so an, einen Mentor zu haben?' Arjen war immer der einzige gewesen, der sie in Magie und Schwertkampf unterrichtet hatte und ihr auch sonst mit Rat und Tat zur Seite stand. Ihn jedoch als Mentor zu bezeichnen, wäre wegen ihrer vergangenen Gefühle für ihn anmaßend.

„Die zweite Prüfung kann kommen! Der Prozess, dass sich meine neu aufbauende Kraft wieder füllt, dauert zwar noch an, aber trotzdem bin ich bereit!“, sprach sie startklar und streckte dabei ihr Schwert, mit dem ersten errungenen Kristall in die Luft.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück