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After Crisis

Final Fantasy 7
von

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Von Träumen und Hoffnungen

Die Ereignisse des letzten Tages lasteten nicht mehr allzu sehr auf ihrer Schulter und am Morgen danach, wollte Miceyla doch nun endlich dem Direktor die Makonite überreichen. Sie hatte schon den Aufzug anvisiert, da hörte sie aus dem Raum der Versorgungskapseln, ein tiefes Schluchzen. Daraufhin verließ sie die Richtung zum Aufzug und betrat den offen stehenden Vorbereitungsraum, aus dem das Geräusch kam. Doch Miceyla musste feststellen, dass der Raum völlig verlassen dastand und sie wollte wieder hinausgehen.

Bei einem abschließenden, umherschweifenden Blick aber, fand sie Ayko, der in einer Ecke an der Wand angelehnt stand und mit glasigen Augen in die Leere sah.

Schockiert eilte sie zu ihm, um zu erfahren was geschehen war.

„Ayko! Du zitterst ja, warum ziehst du dich denn ganz alleine in den Versorgungsraum zurück? Sag mir was los ist, bitte Ayko!“, flehte sie besorgt und wollte das er mit ihr redete, sich damit von seinen Seelischen Schmerzen zu befreien.

Ayko suchte ganz langsam ihren Augenkontakt und sie musste mit beiden Händen seine Arme festhalten, um sein starkes Zittern zu unterdrücken.

„Miceyla, nun ist alles vorbei…ich…ich habe doch versprochen das…“, wimmerte er und es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu verhindern, dass er nicht zusammenbrach.

„Was für ein Versprechen? Für wen, für was? Oh Ayko, bitte sprich doch mit mir! Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst und auch das man gemeinsam für jedes Problem eine Lösung findet! Seit ich dich kenne spüre ich, dass du tief in dir eine Trauer mit dir herumschleppst, die sich immer tiefer in dich hineinfrisst…“, sie hoffte dabei, dass ihre optimistische Tonlage zur Geltung gekommen war, musste aber acht geben, nicht von seinem unermüdlichen Zittern angesteckt zu werden.

Ayko schloss die Augen, ein Moment der schweigsamen Stille kehrte ein, dann atmete er aus vollen Zügen tief ein und wieder aus, um seinen Frust endlich einmal Luft zu machen.

„Du hast Recht, mit allem…du verdienst es zu erfahren… Ich bin in Fort Kondor aufgewachsen…gehört habe ich, von den schrecklichen Dingen in der alten Mine dort…“.

So wie er begonnen hatte, verstummte Ayko auch schon wieder.

Miceyla hob sachte seinen gesenkten Kopf an, um ihn zum weitererzählen zu ermutigen und es erstaunte sie immer wieder aufs Neue, wie schnell sich Informationen herumsprachen.

„…Dort habe ich gelebt, bis ich nach Kalm zu World Soldier kam. Der Ort an dem ich lebte, war nicht gerade stark besiedelt, dass lag sehr wahrscheinlich an den unmenschlichen Vegetationen in Fort Kondor. Denn bei solch einer Hitze ist Wasser nur spärlich zu finden. Trotzdem ist meine Familie seit vielen Generationen, ihrem Heimatort treu geblieben. Eines Tages, sieben Jahre war ich gerade einmal alt, kam ein Mann mit seiner Tochter in unser Dorf. Sie suchten einen Zufluchtsort, er sagte, dass sie nur knapp den Anfängen des Krieges in Wutai entkommen konnten. Ausgezehrt und abgemagert sahen sie aus, also nahmen wir die beiden mit Liebe und Fürsorge in unseren Reihen auf, da wir allem feindlich gesinnt waren, was mit Krieg zu tun hatte. Sein kleines Mädchen hieß…Zalona…wir wuchsen nun gemeinsam in Fort Kondor auf. Wir wurden größer und fast täglich streiften Zalona und ich zusammen durch die Wildnis, um zu jagen oder Nahrung zu suchen. Dabei sprach sie viel von ihrer Mutter, die sie nie wirklich kennen gelernt hatte, da sie im Krieg von Wutai ihr Leben gelassen hatte. Das machte Zalona unglaublich traurig, ich sagte immer, wenn der Zeitpunkt gekommen war, würde sie ihrer Mutter im Lebensstrom wieder begegnen. Und es gab etwas von dem sie schon lange träumte, einmal über eine wunderschöne Blumenwiese zu spazieren, denn bei ihrem täglichen Anblick der kargen Wüstenlandschaft, konnte man ihre Sehnsucht nur zu gut verstehen. Ich wollte für immer bei ihr bleiben und jedes Mal wenn ich sie ansah, Zalonas zauberhafter Anblick…bemerkte ich, wie ich mich mehr und mehr in sie verliebt hatte. Wir waren beide unglaublich glücklich zusammen, doch unser Glück wurde mit einem Schlag beendet, als bei ihr eine unheilbare Krankheit festgestellt worden war. Täglich erlitt sie unerträgliche Schmerzen, kaum noch war Zalona dazu in der Lage das Bett zu verlassen. Ich war nicht mehr fähig, von ihrer Seite weichen zu können. So bald es die Möglichkeit erlaubte, bestellten wir einen guten Arzt, der meinte, für diese Erkrankung, die er noch nie zuvor gekannt hatte, gäbe es kein handfestes Heilmittel. Nur eine spezielle Therapie, die einen kleinen Anteil von Mako beinhaltete. Aber für jemanden der nicht reich war, ist es schier unmöglich so eine Summe zusammen zu kriegen, die man benötigt, um eine Therapie dieser Art bezahlen zu können…Mein Versprechen war es immer Zalona in Schutz zu nehmen, ich sagte, dass ich mich World Soldier anschließe und zurückkehre, wenn ich genug Geld zusammen habe…aber was jetzt? Wird Fort Kondor schon vorher verschlungen sein? Kommt jede Rettung zu spät?“.

Während Ayko’s ausführlicher Erzählung schien es, als hätte Miceyla alles bildgetreu vor Augen und konnte sich unbeschreiblich gut in ihn hineinversetzen.

Er rutschte haltlos an der Wand zu Boden und sie ging neben ihm in die Hocke. Nun war er nicht mehr befähigt seine Tränen zurück zu halten und weinte unaufhaltsam drauf los.

Sie legte ihren Arm um ihn und flüsterte Ayko in das Ohr: „Ich danke dir, dass du mir dein Herz ausgeschüttet hast. Wir sind doch Freunde…gute Freunde! Es ist niemals für irgendetwas zu spät, so lange die Hoffnung in unserem Herzen aufleuchtet!“.

Mit Tränen überfluteten Augen nahm er seine Kette hervor, die Miceyla bislang unter seiner Soldatenuniform verborgen blieb.

„Das ist Leviathan, der Wasserdrache“, erkannte sie, als er ihr den Anhänger zeigte.

'…Und ein eindrucksvoller Beschwörbarer', fügte sie in Gedanken dazu.

Ayko nickte. „Dies ist der Schutzgott Wutais. Nur Zalonas Mutter kam gebürtig aus Wutai. Die Kette war ein Geschenk an ihre Tochter, das einzige was Zalona an ihre Mutter erinnerte. Sie gab dieses Andenken mir zum Abschied und sagte dabei, was auch passieren mag, Leviathan würde mich beschützen…“, sprach er warmherzige Worte und sie merkte, wie viel ihm die Kette bedeutete. Erneut brach Ayko in Tränen aus und vergrub seinen Kopf unter seinen Händen.

Beiden fiel es nicht auf, dass Genesis gerade gekommen war und an der Scanntür hereinlugte. Er war neugierig, da die zwei ihn nicht gehört hatten, hielt Genesis sich hinter den Versorgungskapseln versteckt, um zu erfahren, was Miceyla mit diesem zweite Klasse Soldaten beredete.

Sie stand wieder auf und hielt Ayko ihre Hand hin, um ihm ebenfalls aufzuhelfen.

„Du, ich muss dir etwas sagen, hätte ich dich nicht kennen gelernt, so glaube ich, dass mir niemals mehr jemand begegnet wäre, mit dem ich so gut reden könnte und der mich richtig ernst nimmt. Miceyla, was würde ich nur ohne dich machen, du bist mir unbeschreiblich wichtig“, sagte Ayko und in seinen Augen leuchtete tatsächlich ganz leicht die Flamme der Hoffnung, in der Erkenntnis, dass er nicht alleine war.

„Was denkst du, wie wichtig du mir bist! Nun gebe ich dir auch ein Versprechen, ich werde dir immer helfen. Meine Unterstützung ist an deiner Seite und selbst wenn das Ende der Welt naht, werde ich bei dir sein“, versprach sie mit einfühlsamer Stimme und die beiden fielen in eine innige Umarmung.

Genesis musste sich, bei dem was er da gerade sah und gehört hatte, an der Wand abstützen. Fassungslos und mit wutverzerrtem Gesicht, blickte er die zwei aus seinem Versteck an.

Er glaubte sein Herz würde zerspringen, in der Ansicht, Ayko versuchte sich an Miceyla ranzumachen.

'So, so, mein lieber, kleiner Ayko! Dir ist Miceyla also furchtbar wichtig, ja? Glaube mir, bald wirst du dir wünschen, sie nicht einmal in deiner Fantasie kennen gelernt zu haben…', dachte Genesis mit zornig zusammengekniffenen Augen und lief leise davon, um von ihnen nicht gehört zu werden.

„Mein Freund, fliegst du hinfort? Einer Welt entgegen, die uns verabscheut? Ein unerbittlicher Morgen allein wird dich erwarten. Egal, aus welcher Richtung der Wind weht“.

Mit diesen Worten fasste er einen folgenschweren Entschluss…
 

„Zalona wird es schaffen, du musst nur fest daran glauben, alles ist möglich!“, versicherte Miceyla und hoffte, dass sie Ayko etwas aufbauen konnte.

Seine Tränen der Trauer waren getrocknet und ein Lächeln des neuen Mutes strahlte auf seinem Gesicht. „Das werde ich, solange ich stark bleibe und meinem Traum folge…danke Miceyla!“ Nach einem Blick auf die Tasche mit der Makonite darin, die sie abgelegt hatte, fiel ihm noch etwas ein. „Ähm du, ich glaube du warst gerade auf dem Weg zum Direktor, deine Makonite abliefern. Stimmt doch, oder?“, fragte er verlegen, dass Ayko sie von wichtigen Dingen aufhielt.

„Hast Recht, wird langsam Zeit! Sonst denkt der noch, ich wäre mit der Makonite über alle Berge!“, antwortete sie einfach nur lachend und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
 

Den Direktor fand sie im Besprechungsraum, welcher aufgebracht in einem Haufen an Unterlagen herumwühlte, die er hastig zusammenordnete, als Miceyla herein trat.

„Sieh an, wer wieder da ist! Unsere erfolgreiche Kriegerin!“, meinte Direktor Karin und als sei ihre Mission so gewöhnlich wie jede andere verlaufen, nahm er die Makonite in Empfang.

„Schön, schön, du hast reichlich Beute gemacht!“, sagte er zufrieden, fast schon etwas belustigt.

„Herr Direktor, hören Sie mir zu. Die Mithril-Mine ist nun ein Sperrgebiet, aber wie stellen Sie es sich vor, wenn dies nicht der einzige Ort wäre, an dem diese…Kreaturen auftauchen würden?“, fragte sie und es war ihr unangenehm, solch ein ernstes Thema anzusprechen.

Mit einem Blick, als wäre das nicht von sonderlicher Wichtigkeit, sah er sie an. „Wir werden schon sehen, wie unsere Vorgehensweise des Weiteren verläuft. Die Waffen und Technologien, die in unserem Besitz sind ermöglichen es uns, durch starke Vorangeschrittenheit, jeden noch so mächtigen Gegner zu besiegen. Aus der Vergangenheit haben wir gelernt, oder etwa nicht? In der Zukunft werden wir schlauer sein!“, sprach er und klang fast so, als könne World Soldier alles und jeden zum Aufgeben zwingen.

Direktor Karin hatte ja keine Ahnung, um was es sich hierbei handelte, was er einfach mal so auf die leichte Schulter nahm. Keine Waffe auf ganz Gaia, hatte Chancen gegen einen Hulax, dass wusste Miceyla. Die Angst über die aufkommende Bedrohung wollte sie wieder überrumpeln.

„Wie dem auch sei. Ich denke, du solltest dich vor deinen weiteren Taten erst einmal umziehen“, meinte er für einen Themawechsel.

„Umziehen? Aber wieso denn umziehen, sehe ich denn wirklich so schlimm aus?“, fragte sie bestürzt und blickte an sich hinunter.

Der Direktor fing darauf an zu lachen. „Es wird Zeit, deine zweite Klasse-Uniform von der Soldaten-Etage abzuholen. Ja du hast gerade richtig gehört, ab jetzt begleitest du den Rang der Zweiten. Herzlichen Glückwunsch!“

Das hatte Miceyla doch glatt die Sprache verschlagen, gehörte sie nun wahrhaftig zu den Zweiten? War das sein Ernst? Einen Moment brauchte sie, um dies zu verdauen, dann machte sie einen Freudensprung und wäre Direktor Karin am liebsten um den Hals gefallen, sie konnte kaum dagegen ankämpfen.

„Gut, ich habe zu tun, mache dich also auf den Weg. Und vergiss deine Pflichten nicht, als eine zweite Klasse Soldatin, verlange ich von dir doppelten Einsatz!“, erinnerte er wieder ernst und fing an weiter in seinen Unterlagen zu kramen.

Sie stürmte in den Aufzug, endlich gab es mal etwas Positives nach der letzten Zeit! Und Genesis hatte recht gehabt, es schenkte ihr neue Hoffnung. Trotz all ihrer Freude, vergaß sie dabei nicht Ayko und seine Sorgen um Zalona, seine kranke Freundin in Fort Kondor.

Die ganze Zeit schon, erinnerte Ayko sie an jemanden und es war klar an wen, nämlich Cloud! Er war ebenso schon immer, eine zweifelnde und deprimierte Person gewesen. Die beiden mussten sich unbedingt einmal begegnen, wenn sie ein Treffen zwischen den zwei organisieren würde, wäre das gar keine schlechte Idee.
 

Bevor Miceyla ihre nagelneue Ausrüstung abholen ging, wollte sie vorher noch duschen gehen. Doch nach kurzer Zeit hüpfte sie aus der Dusche heraus, als eisiges Wasser über sie lief. „Na großartig! Kein warmes Wasser mehr!“, stellte sie frierend fest. 'Muss man so etwas direkt melden?' Da erlosch auch noch das Licht, der Strom verabschiedete sich ebenfalls. Jetzt hatte sie ja ihren Grund bekommen, aber fehlte ihr nun jegliche Soldatenkleidungen zum anziehen. Da sie ihre alte, wegen ihrer Ungeduld abgeben musste und die neue noch nicht geholt hatte. 'Vielleicht sollte ich mal nachdenken, ehe ich handele. Etwas dergleichen, kann ja wirklich nur mir passieren!' , dachte sie, nahm dies dennoch mit Humor.

Glücklicherweise hatte Miceyla, da sie mehr Zeit in World Soldier verbrachte, von Zuhause in Edge, einen Koffer gepackt mit Klamotten und anderen Dingen, die sie unbedingt mitnehmen wollte. Das dumme daran war, das darin nur Kleider waren.

„Wie war das noch mal mit dem ‚Nachdenken’?“, sagte sie dieses mal laut und grinste über ihre eigene Dummheit.

Sie zog ein mittellanges, dunkelgrünes Kleid heraus. 'Wenn mich darin hier jemand herumlaufen sieht…owei, owei!' Eigentlich brauchte Miceyla gar nichts zu melden, sie wusste, dass der Wärme- und Stromregler im Erdgeschoss lag. Also war sie in der Lage, sich selbst weiterzuhelfen und ihr fiel ein, dass es sogar eine Treppe für Notfälle gab, die da diesem großen, hochmodernen Gebäude ein Aufzug bereitstand, nicht benutzt wurde.

Dies war eine Möglichkeit unbemerkt nach unten zu gelangen.

Als sie draußen niemanden hörte, rannte sie aus ihrem Zimmer in Richtung besagter Treppe.

Zwei in ein Gespräch vertiefte Soldaten kamen ihr aber entgegen und die einzige Fluchtmöglichkeit, war der zu ihrer rechten Seite offen stehende Aufzug.

Sie hetzte hinein und glücklicherweise schloss er sich schnell genug, um nicht gesehen zu werden. Allerdings war es Pech, dass der Aufzug anstatt nach unten, erst nach oben fuhr.

Er hielt im nächsten, dem siebten Stockwerk an. Leise trat sie raus, ehe andere ihn in Gebrauch nahmen. Es war wohl doch nicht so einfach wie gedacht, ohne gesehen zu werden, in das Erdgeschoss gelangen zu können.

Auf dieser Etage lag das Apartment von Genesis…sollte Miceyla vielleicht…Nein! 'Wie kann mir etwas so irrsinniges in den Sinn kommen?' , dachte sie mit schüttelndem Kopf.

Wieder schallten Stimmen zu ihr und sie hatte nun keine andere Wahl, als in sein Zimmer flüchten zu müssen, anstatt weiter durch das gesamte Gebäude gescheucht zu werden.

Sie hechtete den Gang hinauf, bis sie vor Genesis’ Tür stehen blieb. Zögernd überlegte Miceyla, ob dies wirklich die einzige Auswegmöglichkeit war.

Dann trieb ihr Unterbewusstsein sie, ohne es zu wollen, zum klopfen an. Nach einem kurzen: „Ja, wer will denn etwas von mir?“, öffnete sie hastig die Tür, als ein Forscher und ein Soldat sie um ein Haar entdeckt hätten. Erleichtert stand sie nun in seinem Zimmer und war vorerst, vor dem neugierig glotzendem Personal von World Soldier sicher.

Genesis las in einem Buch.

„Ich bin es, Genesis. Also…ähm…ich habe da so ein Problemchen…“, murmelte Miceyla, die nicht richtig wusste, wie sie ihm solch eine Nichtigkeit erklären sollte.

„Aha! Und um was für ein ‚Problemchen’, soll es sich dabei handeln?“, fragte er ziemlich desinteressiert und als wolle er sie ignorieren, blätterte er weiter in seinem Buch. Enttäuscht fragte sie sich, was denn jetzt schon wieder los sei.

„Wenn du es als ein Problem bezeichnest, dass bei mir das warme Wasser und der Strom nicht mehr funktioniert…Denke ja nicht, ich hätte vergessen, dass die Lösung dafür im Erdgeschoss liegt. Nur ohne Soldatenkleidung und so wie ich im Moment aussehe, kann ich mich wohl kaum nach unten trauen…“, meinte Miceyla und konnte das Amüsante daran, nicht von ihrem Gesichtsausdruck verdrängen.

Abrupt schloss Genesis sein Buch und so langsam, fast schon wie in einer Zeitlupe, führte er seinen Blick auf Miceyla, die in ihrem grünen, Figurbetonendem Kleid an der Tür stand. Anders konnte es ja nicht kommen, als das er sie so perplex ansah, als wäre Sephiroth ein weiteres Mal aufgetaucht. 'Meine Güte…dieses Mädchen ist wahrhaftig ein Sinnbild für die weibliche Schönheit…', war das einzige, was sich in seinen Gedanken abspielte und seine Entschlossenheit wurde dadurch nur verfestigt, dass man Ayko dazu zwingen musste, seine Hände von ihr zu lassen

„Miceyla…wenn dich die männlichen Soldaten so sehen, dann…ich meine, dass eh schon genug hinter dir her sind…“, sprach er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.

„Aber du siehst mich jetzt und das ist etwas anderes…oder?“, fragte sie ebenso leise und ihre Blicke verschmolzen ineinander.

„Ich hatte da ja auch noch ein Problem…“, erinnerte sie ihn daran, was Miceyla beinahe wieder vergessen hätte.

Genesis sammelte seine Gedanken. „Richtig, kein warmes Wasser, kein Strom mehr. Und dabei muss ich dir nun helfen, huh?“. Ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Keiner hat gesagt, dass ich dich dazu zwinge!“, kam von ihr ein Konter.

„Trotzdem tu ich es, bestimmt hat unser unterirdischer Makoreaktor, wieder irgendwelche Macken!“

Miceyla hörte wohl nicht recht, sprach er da etwa von einem ‚Makoreaktor’?

Bei ihrem fassungslosen Blick lachte Genesis. „Was glaubst du denn, was es sonst wäre, das diese Anlage hier antreibt? Die Bevölkerung ist natürlich ahnungslos und dies wird als eine Heimlichkeit bewahrt, anders kennen wir das doch nicht“.

Ein lang gezogenes, „Mmmm…“, kam darauf von ihr. Gerade hatte sie etwas Wichtiges erfahren, was Miceyla bei den weiteren Erkenntnissen, die es raus zu finden galt, weiterhalf.

„Nun schön, ich werde sehen was sich machen lässt. Nachher komme ich bei dir vorbei und sage Bescheid, ob der Strom wieder läuft. Sieh du nur zu, dass es dir gelingt, so unbemerkt hinunter zu gehen, wie du es geschafft hast hier hinauf zu gelangen!“, sagte Genesis und bei dieser Ironie grinsten sie beide.
 

Genesis brachte die Schalter im Erdgeschoss wieder in Gang, welche ausgefallen waren und die Verantwortung dafür trugen, dass der Strom in manchen der Zimmer nicht mehr funktionierte. Er wollte es Miceyla direkt berichten, obwohl dies nichts brachte, da sie das von alleine mitbekam. Aber er wünschte sich in ihrer Nähe zu sein, denn so öfter er bei ihr war, umso wohler fühlte Genesis sich.

An deren Zimmertür rief er ihren Namen, keine Antwort kam und er bemerkte, dass die Tür einen Spalt weit offen stand. Er trat hinein und stellte fest, dass ihr Zimmer deutlich kleiner war, als das Seine. Miceyla war gar nicht da und trotzdem konnte er sich nicht davon abhalten, rein zu gehen. Erste Klasse Soldaten bekamen, wie das früher schon war, größere Apartments als die niedrigeren Klassen und er dachte daran, dass er zurzeit der einzige Soldat der ersten Klasse bei World Soldier war. Wie lange das wohl noch so blieb? Miceyla war da ganz bestimmt eine Konkurrentin, die er ernst nehmen musste, nach kurzer Zeit schon so erfolgreich. Aber sie war auch eine Konkurrentin, welche Genesis gerne hatte, bei der er froh war das es sie gab.

Und Ayko, was war mit ihm? Sofort verdüsterten sich seine Gedanken, als er an den ach so herzensguten Kommandanten der Zweiten dachte. 'Nein! Miceyla wirst du nicht bekommen, sei dir darüber bewusst, mein Lieber!' , dachte er und lief durch ihr Zimmer. Dabei atmete er ihren süßen Duft ein, der in der Luft lag und betrachtete ein Bild auf dem Nachttisch. Miceyla war darauf zu sehen, mit noch sechs weiteren Personen, die er nicht kannte. Sein Blick fixierte sowieso nur sie, alles andere blendete er aus. „Meine Güte…was hast du bloß mit mir angestellt... Miceyla Lucassen…“, sprach Genesis in Gedanken versunken, da hörte er ihre Stimme hinter sich.

„Aha! Mal wieder Besuch, ich glaube es ist zu einer Angewohnheit geworden, Türen nicht mehr abzuschließen!“ Aber bei ihm war es ihr gleichgültig, er durfte kommen, wann immer er dies wollte.

Wütend auf sich selbst sah Genesis zu Boden, dass er einfach so in ihr Zimmer geplatzt kam, obwohl Miceyla nicht da gewesen war. „Verzeih mir…“, sagte er für eine Entschuldigung.

„Ach was, dass macht doch überhaupt nichts! Es kann dir versichert sein, dass ich so etwas gewohnt bin!“, meinte sie in einem Ton, als sei eine Entschuldigung überflüssig. 'Ich freu mich wirklich immer dich zu sehen, egal wann und wo das ist', musste sie in Gedanken noch dazu sagen.

Dann fiel ihm auf, dass sie nun statt einem Kleid, eine neue dunkelrote, zweite Klasse-Uniform trug. „Zugegeben, dass steht dir ausgesprochen gut…“, kam von ihm ein Kommentar zur neuen Ausrüstung.

„Was meinst du, findest du mich in `nem Kleid oder in der traditionellen Soldatenkleidung besser? Ich will die Wahrheit hören!“, forschte Miceyla scharf nach, jedoch mit einem Witz dahinter.

Er verstand und lachte nur. „Beides, mir ist es egal was du trägst, Hauptsache…aber gut, wie du sehr wahrscheinlich schon mitbekommen hast, hat ‚jemand’ den Strom wieder angezaubert. Länger will ich dich also nicht mehr stören“, teilte er ihr mit, obwohl er nur ungern gehen wollte.

„Du mich stören? Welch ein Unsinn!“, protestierte sie.

Genesis hielt es dennoch besser zu gehen, da seine Gedanken in ihrer Gegenwart verrückt spielten.

„Ist schon in Ordnung, in der nächsten Zeit werden wir uns viel sehen!“, versprach er, worauf sich Miceyla verlassen konnte, denn Ayko würde er kontrollieren, dass dieser auch ja nicht zu sehr an ihr hang.
 

In den letzten Tagen war nicht sonderlich viel vorgefallen. Sie hatte ein wenig trainiert und fühlte sich wunderbar eingereiht, bei den Soldaten der zweiten Klasse. Mit Ayko konnte Miceyla nicht plaudern, da er auf einem länger dauernden Einsatz war, von dem er noch nicht zurückkehrte. Gerade wollte sie zu der Missionen- Aushangtafel gehen, um in Erfahrung bringen zu können, ob was Passendes für sie dabei war. Beinahe wäre sie über die Füße von Direktor Karin gestolpert, der ihr den Weg abschnitt.

„Ah, zu dir wollte ich gerade! Es gibt da etwas, worüber ich sehr dankbar wäre, wenn du dies für mich erledigst. Wie dir sicher zu Ohren gekommen ist, haben wir neue Soldaten des dritten Ranges aufgenommen. Heute brechen sie zu ihrem ersten Einsatz auf, denn es ist ausgesprochen wichtig, frühzeitig die Grundregeln von World Soldier zu erlernen. Nach Wutai müssen sie, der nun schon seit langem andauernde Frieden muss endgültig, mit der dort landeseigenen Einheit besiegelt werden. Wichtig, unheimlich wichtig ist, dass somit weitere Uneinigkeiten vermieden werden können. Deshalb brauche ich jemand, der die neuen Soldaten vor ihrem Einsatz einführt, die nur so vor Eifer brodeln. Es braucht starke Worte, die man ihnen mit auf den Weg geben muss, um begreifbar zu machen, was es heißt sich der Einheit von World Soldier anzuschließen. Ayko ist noch nicht wieder da und Genesis fand ich nicht. Du bist doch genau die Richtige dafür, so denke ich zumindest darüber!“, teilte er ihr seinen Auftrag mit.

'Die neuen Dritten auf ihre erste Mission schicken? Welch ehrenvolle Aufgabe!' , dachte Miceyla und Stolz erfüllte ihr Herz, dass der Direktor zu ihr kam. Er hätte ja auch jeden beliebigen Soldaten der zweiten Klasse auswählen können.

„Herr Direktor, es ist mir eine Ehre die neuen Soldaten einzuweisen!“, kam von ihr die ernsthafte Antwort.

„Gut, dann begib dich direkt in den fünften Stock, dort sind sie bereits versammelt“, sprach er in einem zufriedenen Ton, dass auf sie Verlass war.

Ohne weitere Fragen verließ sie sofort die Etage und fuhr hinunter, wo die Neuankömmlinge sich befanden. Sie standen ordentlich in einer langen Reihe, regungslos und ohne Anstalten zu machen, Miceyla anzublicken, die langsamen Schrittes auf die Soldaten zu trat. Sie stoppte an einem Punkt, von dem aus sie jeden einzelnen anschauen konnte. Da salutierten sie allesamt gleichzeitig. Man konnte erkennen, dass diese Soldaten zu allem bereit waren.

„Ich heiße euch bei World Soldier Willkommen! Nun steht ihr hier und habt bestimmt einen harten, steinigen Weg des Trainings hinter euch, um die Prüfung der neuen, Planetenrücksichtsvollen Eliteeinheit, bestehen zu können“, hob sie ihre Rede an, wobei ihre Stimme von den Wänden widerhallte.

Da kam eine weitere Person in den Raum geflitzt, Ayko war es. Seine Mission hatte er beendet und eilte zu seiner verspäteten Verpflichtung, die neuen Dritten nach Wutai zu senden. „…Wir können beginnen…“, sagte er keuchend, hielt aber abrupt inne, als er Miceyla sah die diesen Part übernahm. Weder gesehen noch gehört hatte sie ihn und Ayko lief zurück zum Eingang der Versammlungshalle, erstaunt und erfreut es mitzukriegen, wie sie so etwas anstellte.

„Euer Mut und eure Willenstärke haben euch bis hierher getragen. Doch von dem jetzigen Zeitpunkt an, wird sich einiges ändern. Mut und Stärke sind nicht die einzigen Dinge, die einen tapferen Soldaten ausmachen, dazu gehört noch ein klein wenig mehr. Es macht keinen Sinn, sich in einen Kampf zu stürzen, von dem man schon vorher weiß, dass man ihn verlieren wird. Dazu gehört Verstand, seinen Gegner und die Situation selbst einschätzen zu können. So lassen sich das Chaos und sein eigenes Elend leicht vermeiden. Klar, erfreuen wir uns an Erfolgen und am Sieg, aber auch von Niederlagen können wir lernen. Jeder muss selbst entscheiden, woran er festhält, was ihn antreibt. Sagt mir, habt ihr Träume? Ein Soldat, der im Einklang mit seinem Verstand und seiner Stärke ist, wird nicht gleich zu einem Helden…ihr werdet sie brauchen, denn um ein Held zu werden, braucht man Träume…und Ehre! Die Ehre von SOLDAT lebt immer noch in jedem von uns weiter, wir verkörpern die gute Seite dieser alten Eliteeinheit. Ich lege euch ans Herz die SOLDAT- Ehre zu beschützen, immer, egal was passiert!“ Miceyla machte eine Pause, ihr Blick ruhte auf den neuen Soldaten. Hatten sie verstanden, was sie ihnen mitteilen wollte? Sie musste die Tränen alter Erinnerungen zurück halten.

Eine Welle von Bewunderung und Erstaunen für ihre Worte durchfuhr Ayko. Seine Augen leuchteten, dass sein alter Traum wieder erweckt wurde.

„Wenn ihr meine Worte im Herzen bewahrt und euch gut vorbereitet fühlt, könnt ihr nach Wutai aufbrechen. Ihr gehört jetzt zu World Soldier, habt ihr mich soweit verstanden?“ Um ihre Rede zu vollenden, marschierte sie an der Reihe von Soldaten entlang.

„Ja Sir!“, kam die Antwort von allen im Chor.

„Gut, Erlaubnis zum Aufbruch erteilt!“, endete Miceyla ihre Rede, von der sie niemals gedacht hätte, solch mitreißende Worte zu finden.

Ayko wartete bis alle Soldaten an ihm vorbei getrabt waren, dann erst machte er sich für Miceyla sichtbar.

„Aber Ayko, du bist ja schon wieder da!“, meinte sie erstaunt und blickte in ein Gesicht, das sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Es ähnelte dem eines Kindes, welches gerade eine aufregende Geschichte erzählt bekam.

„Träume und Ehre…“, flüsterte er so leise, dass sie die Worte von seinen Lippen ablesen musste.

„Unglaublich Miceyla, es ist als würde ein Teil von Zack in dir weiterleben…deine Art und dein Wille, alles deutet darauf hin…“, sprach er nun wieder in normaler Lautstärke, wobei das Leuchten von seinen Augen nicht verschwinden wollte.

„Zack…er war mir ein guter Freund gewesen, wie er dies auch für viele andere war. Eine Persönlichkeit bei der man froh war, sie an seiner Seite zu haben. Ich versuche alles daran zu setzen, damit die Erinnerung an solch ehrenhafte Soldaten, wie Zack und Angeal dies waren, nicht verlöschen werden“. Innerlich lächelte Miceyla, dass sie die Soldatin war, die bei World Soldier Träume und Ehre beherzigte und dies an andere weitergeben konnte.

„Du…ich habe dir doch mal gesagt, dass ich einen Traum habe. Seit ich von Zack hörte, war er mein Vorbild. Seine grenzenlose Willenstärke und seine lebensfrohe Art, bewundere ich seit jeher. Weißt du…ich trage den Traum im Herzen, ein Held zu werden, wie Zack einer gewesen ist. Ich habe es dir bis jetzt nicht erzählt, weil ich befürchtete, du würdest mich auslachen…“, vertraute Ayko ihr an, während er unsicher auf ihre Reaktion wartend, den Kopf gesenkt hielt. Nach seinen Worten machte sie ein herzensgutes Gesicht und legte beide Hände auf seine Schultern. „Ach Ayko. Weshalb sollte ich dich denn auslachen? Du bist ja schon ein kleiner Held, dass du dir den Mut genommen hast, an solch einem Traum festzuhalten. Und so lange du diesen Traum in deinem Herzen bewahrst, kannst du alles schaffen, wirklich alles! Du weißt wovon ich rede“, sprach sie aufmunternd.

„Miceyla, ohne di…“, begann Ayko, doch in seinem rechten Augenwinkel, sah er jemanden herein schreiten.

„Vielleicht lache ich dich ja aus!“, blaffte Genesis, der anscheinend alles mit an gehört hatte. Sie spürte, dass Ayko am liebsten peinlich berührt davon gerannt wäre.

'Wehe, es kommt ein unangemessener Kommentar von dir, Genesis!' , mahnte sie in Gedanken, denn in diesem Fall, würde Miceyla Ayko in Schutz nehmen.

„Pah! Wenn du hier weiterhin deine Zeit mit sinnloser Plauderei vertrödelst, wird sicher niemals etwas aus dir! World Soldier kann nämlich keine verträumten Schwächlinge gebrauchen! Also verschwinde jetzt und widme dich wichtigeren Dingen zu!“, kamen Genesis’ unbarmherzige Worte und seine Augen funkelten voller Hass.

„Wie kannst du nur…“, entgegnete sie kaum hörbar.

Diese kaltherzigen Worte des First- Class, verschreckten Ayko so sehr, dass er ihn anblicken

musste, als sei er sein schlimmster Feind. Er fing jedoch Miceyla’s, ihn wieder aufbauenden Blick auf. Er war nicht mehr allein, niemand würde ihn jetzt in die Enge treiben. In der Gegenwart von Genesis fühlte er sich jedoch unwohl und hörte gezwungenermaßen auf ihn, indem er bestimmt zum Aufzug lief. Einen letzten dankbaren Blick wollte er zu Miceyla werfen, doch Genesis stellte sich vor sie. Dies war eine Geste, welche Ayko aufforderte, nun endlich den Aufzug zu betreten.

Sie war fassungslos, über Genesis’ Umgang mit ihm, zwar kannte sie seine kühlen und arroganten Charakterzüge, gemein oder fies war er dennoch niemals.

„Erklärst du mir bitte mal, was das gerade sollte? Ayko hat dir doch überhaupt nichts getan, oder?“, forderte Miceyla nach einer Antwort und versuchte seinen unfreundlichen Ton nachzuahmen.

Wie verwandelt, kehrte wieder die Ruhe und Gelassenheit in Genesis ein. „Ich mag es einfach nicht, wenn Leute zwecklos ihre Zeit verschwenden, du musst mich da verstehen. Komm, lass uns sehen, ob es für uns beide auch wieder etwas zu tun gibt!“, sprach er liebevoll, wobei seine himmelblauen Augen, so schien es, Miceyla in Trance versetzen wollten.

„Du bist sonst nie korrupt zu unschuldigen Personen. Manchmal weiß ich einfach nicht, welche Gründe dich dazu verleiten“, murmelte sie. Was hatte er nur gegen Ayko?

Währen ihre Gefühle nicht so stark, hätte sie anders reagiert.

Zufrieden verließ Genesis mit Miceyla die Versammlungshalle. Sein Plan ging auf, bald würden sich die Wege zwischen ihr und Ayko trennen.



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