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After Crisis

Final Fantasy 7
von

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Deine Legende bleibt unsterblich

„Ich kann es deutlich sehen, wenn ich meine Augen schieße… Soll ich es dir verraten?“ Hand in Hand standen Miceyla und Genesis beieinander, im Zwielicht des Sonnenuntergangs.

„Ja bitte, sage es mir. Denn ich möchte es ebenfalls sehen…“, bat sie ihn voller Freude.

„…Eine gemeinsame Zukunft. Du und ich auf ewig…“

„Genesis!“ Ihre Hand griff ins Leere, sobald er verschwand. Da erschien eine andere Gestalt dicht hinter ihr.

„Von dir allein ist es abhängig, wohin dich dein weiterer Pfad führen wird. Doch ehe du eine Entscheidung triffst, solltest du besser erst einmal wieder zu deinem wahren Ich zurückfinden. Noch ist das Ende der Reise nicht in Sicht…“

„Arjen…“
 

Miceyla versuchte langsam die Augen zu öffnen und hielt die Hand vor das Gesicht, denn sie war an kein helles Tageslicht mehr gewöhnt.

„Endlich bist du wieder erwacht. Seit einer Woche, sind meine Sorgen mit jedem Tag gewachsen… Wie fühlst du dich?“ Sie lag in einem Bett und drehte sachte im Liegen den Kopf, um die Person ausfindig zu machen, zu der diese ruhige Stimme gehörte.

„Vincent… Heißt das, ich war eine ganze Woche bewusstlos und…ah!“ Ihr Körper schmerzte fürchterlich und mit stetiger Geschwindigkeit, erinnerte sie sich an alles, was vor ihrem Fall von der Klippe geschah. Ein solch unangenehmes Gefühl ergriff von ihr Besitz, dass sie am liebsten mit dem Leben abgeschlossen hätte.

„Cloud und Tifa haben jeden Tag nach dir gefragt. Sie werden beruhigt sein, wenn ich ihnen Bescheid gebe, dass du aufgewacht bist. Und sei unbesorgt, der Kampf gegen die Hulax ist vorüber. Ganz Gaia spricht davon und feiert die Heldentaten von World Soldier. Nur weiß ich nicht, wie momentan dort die Lage aussieht. Das findest du am besten selbst heraus, wenn es deine Verfassung erlaubt“, teilte er ihr sachlich mit, ohne sie durch zu viele Einzelheiten verwirren zu wollen. 'Ich bin noch am Leben und wozu…? Nach Kalm gehen und die anderen Soldaten sehen, würde mich nur noch unglücklicher machen…'

Ich gehe dann jetzt. Bleibe du noch etwas liegen, sonst kippst du wieder um“, sagte er fürsorglich, damit sie ein wenig Ruhe fand und lief zu der Tür seiner Wohnung.

„Danke Vincent, für deine Hilfe. Alleine wäre ich längst verloren…“, meinte sie in ihrem teilnahmslosen Zustand.

„Wozu hat man denn Freunde? Denke daran, wie viel wir dir zu verdanken haben… Außerdem muss doch einer ein Auge, in deiner jetzigen Situation auf dich haben. 'Unsere vereinten Kräfte haben den Planeten gerettet…', dachte sie und schlief vor Erschöpfung erneut ein.

Drei ganze Stunden brauchte es, dann schaffte sie es sich aufzurappeln, um zu ihrer eigenen Wohnung aufzubrechen. Zum Glück war sie bereits in Edge und hatte keinen langen Weg zu laufen. Wehmütig nahm sie ihr Schwert, welches an der Wand angelehnt stand und schleppte sich mühsam davon. Nach kurzer Zeit, stand Miceyla in der altbekannten Wohnung. Nichts ließ dort auf eine Veränderung hindeuten.

„Meine Güte… Wie lange es her ist, dass ich das letzte Mal hier gewesen bin…“ Sie dachte an die Zeit zurück, wo sie noch keine Soldatin bei World Soldier war und Genesis und Ayko noch nicht kannte. All die Erfahrungen seitdem, hatten aus ihr einen neuen Menschen gemacht. Und durch die ganze Trauer nun, war sie nicht mehr sie selbst. Arjen lag richtig. Jetzt galt es den richtigen Weg für die Zukunft zu wählen.

Ein Tag nach dem anderen verging und Miceyla blieb in ihrer Wohnung, ohne Motivation irgendetwas Sinnvolles zu tun. Ihr war schlecht von den vielen Heiltränken, die, warum auch immer, ihre Wirkung verfehlt hatten. Das ihr Handy ständig klingelte, ignorierte sie obendrein ebenfalls. So durfte ihr Leben nicht weitergehen, dass war ihr durchaus bewusst. Miceyla nahm sich Leviathans Anhänger zur Hand und betrachtete diesen eine halbe Ewigkeit lang. 'Richtig, für mich gibt es noch etwas Wichtiges zu erledigen! Ich muss nach Fort Kondor zu Zalona. Doch will ich bei ihr nicht mit leeren Händen aufkreuzen, wo ich ohnehin schon eine schreckliche Nachricht überbringen werde… Ein Heilmittel benötige ich und wenn ich die Suche danach zu meiner neuen Lebensaufgabe mache! Ayko, ich verspreche dir mein Freund, dein letzter Wille wird mein Ziel sein und sorge dafür, dass Zalona in Zukunft mit einem glücklichen Lächeln weiterlebt!' Nun gut, es war beschlossene Sache, nur wo oder wie begann sie Ihre Suche? Noch nicht mal einen kleinen Anhaltspunkt hatte sie, worum es sich bei Zalonas Krankheit überhaupt handelte. Dennoch erinnerte Miceyla sich daran, wie Ayko damals von einer Makobehandlung sprach, wofür er so verbissen sparte. Diesem Hinweis würde sie zuerst nachgehen. Also war es an der Zeit, sich wieder in die Welt der Zivilisation zu wagen. Trotz aller Ereignisse, zog sie ihre eigene erste Klasse Uniform an, darin war ihr am wohlsten zumute. Draußen schlenderte sie durch die Straßen und überlegte, dass sie am besten einen Forscher der Medizin ausfragte. World Soldier war keine Option und so stand sie letzten Endes im Krankenhaus von Edge. Wie immer schien ein jeder sehr beschäftigt zu sein und Miceyla bekam Bedenken, ob sie überhaupt einen Forscher oder Arzt entbehren konnte. Keinen Erfolg hatte sie und lief wieder missmutig zum Ausgang.

„Suchen Sie etwas? Kann ich Ihnen möglicherweise weiterhelfen?“, bot ihr dann doch noch ein Mann in einem weißen Kittel, mit freundlicher Stimme seine Hilfe an.

„Vielen Dank, dass wäre wirklich sehr nett von Ihnen. Es dauert auch nicht lange“, bestätigte sie zufrieden.

„Gut, folgen Sie mir bitte in mein Büro, dort können wir in Ruhe reden.“

Sobald sie sich in seinem Arbeitszimmer befanden, stellte Miceyla ohne zu zögern ihre Frage.

„Die Sache ist die… Es gibt da jemanden mit einer, angeblich unheilbaren Krankheit. Leider kann ich Ihnen keine Angaben, über jegliche Symptome geben. Und ich hörte von einer Makobehandlung, die vielleicht hilfreich sein könnte. Kennen Sie sich damit aus?“ Mit wenig Hoffnung, wartete sie die Antwort des Arztes ab.

„Oh… Ich denke, ich bin darüber informiert was Sie meinen. Jene Behandlung existiert tatsächlich…“, hob er nachdenklich an. Ihre Augen begannen zu funkeln und sie bekam neuen Lebensmut.

„Ist das wahr? Ich kann es kaum glauben… Was würde mich so eine Prozedur denn kosten?“, fragte sie schließlich in ihrer Euphorie.

„Tja also das… Bitte nicht erschrecken… Sechs Millionen Gil…“ Miceyla blieb das Herz stehen.

„Sechs Millionen!“, wiederholte sie mit trockener Stimme. 'Welcher Normalsterbliche kann bloß solch eine Monstersumme bezahlen?' Zwar verdiente sie bei World Soldier nicht gerade schlecht, nur war ihr Verdienst weit von dieser Summe entfernt. Plötzlich überkam sie der Gedanke, ob sie eventuell Genesis’ Konto plündern sollte. Dort hatte sich bestimmt in seiner Zeit als General, so einiges angesammelt.

„Bedenken Sie wie kostbar Mako geworden ist. Aber ich muss Sie leider sowieso enttäuschen. Die Erfolgsaussichten, dass die Behandlung wirkungsvoll ist, liegen unter fünf Prozent. Und das Ergebnis kann noch schlimmere Folgen für den Patienten haben…“, ließ er ihre heimlichen Pläne jäh zerplatzen.

„Verstehe… Trotzdem danke. Auf Wiedersehen…“ Mit gesenktem Blick verließ sie das Krankenhaus, lief aus der Stadt hinaus, weg von allen Menschenmengen, hinaus in die Ödlandschaft um Midgar. Nach einem ziellosen Fußmarsch, erklomm sie einen hohen Felsen und ließ sich dort in Gedanken versunken nieder. Ihre Augen fixierten wie gebannt, die Ruinen von Midgar in einiger Entfernung. 'Genesis, wärst du nur bei mir… Wir würden gemeinsam nach einer Lösung suchen…' Mittlerweile brach die Abenddämmerung ein und der beschützende Sternenhimmel wachte über sie. Miceyla verließ die Kraft, noch länger gegen die Müdigkeit anzukämpfen und schlief einsam im Nirgendwo, mit einem gebrochenen Herzen ein.

Schläfrig öffnete sie nach einer Weile wieder die Augen und stellte fest, dass sie an einem anderen Ort war. Nur sah es danach aus, als ob weiterhin dunkle Nacht herrschen würde, Weit und breit war nichts und niemand zu sehen. 'Ein Traum…?' Da erschienen auf einmal die grünlichen Fäden des Lebensstroms und schlängelten sich zu ihren Füßen. Zur gleichen Zeit trat eine strahlende Frau auf Miceyla zu, die eine mächtige Aura besaß.

„Ich habe dich zu mir gerufen…“, erhob sie ihre gütige Stimme. 'Unmöglich! …Das…das ist doch Göttin Minerva! Werde ich etwa zu den Toten geholt?' Sie dachte, dass sie nun für ihre Sünden bestraft wurde und ließ es geschehen.

„Unendlich dankbar bin ich dir, dass du Gaia vor den Dämonen gerettet hast. Zwar gab es etliche Opfer, jedoch konnte durch dich Schlimmeres verhindert werden“, offenbarte Minerva mit einem ehrlichen Lächeln. Miceyla war einfach nur sprachlos.

„Ich…es war meine Pflicht dem Planeten zu helfen. Selbst wenn es mich das Leben gekostet hätte. Schließlich bin ich doch selbst an allem Schuld und habe hier rein gar nichts zu suchen…“, verspottete sie sich betrübt. Mit geschlossenen Augen schüttelte Minerva den Kopf.

„Rede nicht so einen Unfug. Ich kann dir bestätigen, dass du völlig unschuldig am Erscheinen der Dämonen bist. Und wem solltest du denn Glauben schenken, wenn nicht mir? Wer dafür die Verantwortung trägt, darf ich dir nicht sagen. Nur kannst du beruhigt sein, dass andere sich darum kümmern werden“, befreite die Göttin sie von ihren Selbstvorwürfen, welche sie ewig mit herum geschleppt hatte. Und Miceyla wusste nicht, ob sie nun erleichtert oder verwirrt darüber war.

„Mein liebes Menschenmädchen, wo du so viel Leid und Sorge auf dich geladen hast, möchte ich mich dir erkenntlich zeigen. Es gibt doch jemanden, den du von einer Krankheit befreien willst. Gehe nach Modeoheim, in einer alten Eishöhle existiert ein seltenes Erz, das noch nie zuvor einer entdeckt hat. Du brauchst es nur in Salzwasser aufzulösen. Aber Vorsicht, in normalen Wasser versagt die Kraft des Erzes.“ Ein Wunder war geschehen, eine neue Hoffnung erblühte in ihrer vollen Pracht. Miceyla stiegen Tränen der Dankbarkeit in die Augen, auch wenn sie bei der Erwähnung einer `Höhle` kurz zusammenzuckte.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll… Danke, tausend Dank! …Ayko mein Freund, hörst du? Manchmal ist das Glück doch auf unserer Seite!“, dankte sie und fiel vor der Göttin im goldenen Gewand auf die Knie.

„Jetzt lebe dein Leben und denke daran, dass dieser Planet dich immer als deine Heimat willkommen heißen wird…“, verabschiedete Minerva sich und verschwand langsam.

Da dachte Miceyla daran, sie noch über Genesis auszufragen. Ob er im Lebensstrom war und ob sie ihn vielleicht eines Tages wieder sah. Dennoch blieben ihre Fragen unausgesprochen und es wäre wohl auch nach Minervas einmaliger Hilfe, zu viel verlangt gewesen. Wenn es das Schicksal wirklich wollte, würde sie mit der Zeit von alleine Antworten erhalten. Ja, es war unglaublich schwer, trotzdem musste sie lernen weiterzuleben und sich in Geduld üben. Nach ihrer unvorhergesehenen Begegnung mit Minerva, erwachte sie in der richtigen Welt und war mit einem kleinen Funken neuer Zuversicht beglückt worden. Der Morgen brach an und mit der schwindenden Dunkelheit, verabschiedete sich auch die Müdigkeit von Miceyla. Endlich hatte sie ein neues Ziel und dieses lautete Modeoheim!

Sogleich reiste sie hoch in den Norden und studierte ihren Standpunkt auf einer Karte ein, die sie immer zusammengefaltet in ihrer kleinen Tasche bei sich trug und sie stets auf den vielen Abenteuern begleitete. Ein eisiger Wind blies ihr unfreundlich in das Gesicht und verriet ihr, dass sie schon mal richtig sein musste.

„Noch nie zuvor bin ich in diesem Gebiet gewesen. Nicht einmal bei einer Mission…“, murmelte sie nachdenklich und betrachtete ausgiebig, die vor ihr ausgebreitete Landschaft, eines ewig andauernden Winters. Auf der Suche nach irgendeiner Eishöhle, stapfte Miceyla durch den hohen Schnee. 'Hier hält sich wahrlich keine Menschenseele freiwillig gerne auf…', dachte sie bekümmert, während sie eine Ansammlung von verlassenen Häusern erreichte, die denen eines Geisterdorfes glichen. 'Ob es hier wohl auch mal Hulax gab? Aber ohne Menschen…' Mittlerweile hatte sie Modeoheim mehrmals kreuz und quer durchforstet, fand jedoch einfach keine Höhle. Sie meinte, ihre Füße würden vor Kälte jeden Moment erfrieren. Minerva wollte sie doch etwa nicht in die Irre führen? Sobald sie unheilvolle Vorstellungen bekam, gab plötzlich der Schnee unter ihr nach und sie stürzte samt ihrem Untergrund kreischend in die Tiefe. Nach einem schmetternden Aufprall auf rutschigem Eisboden, erhob sie sich keuchend wieder. Um sie herum erleuchteten ihr etliche funkelnden Eiskristalle die Umgebung. Letzten Endes hatte Miceyla ihre Eishöhle, durch unwegsames Glück im Unglück gefunden. Doch sofort begann ihr ganzer Körper unaufhaltsam zu zittern. Das fürchterliche Trauma wollte sie wohl niemals mehr in einer Höhle verschonen. Da legte sich wie aus dem Nichts heraus, eine unsichtbare Hand auf ihre Schulter. Keine Gestalt sah sie und auch keine Stimme wollte folgen. Jedoch verschwand das Zittern vollkommen und sie war dazu befähigt voran zu laufen. 'Danke…' Die Eishöhle erwies sich als ein unterirdisches Labyrinth, indem alle Gänge identisch waren. Für sie gab es nichts, an dem man sich hätte orientieren können. Durch Zufall fiel ihr ein kleiner, zart rosafarbener Stein ins Auge, der in einer engen Felsspalte hervorblitzte und in all dem eisigen weiß und blau heraus stach.

„Das muss dieses besondere Erz sein!“, schlussfolgerte Miceyla erleichtert darüber, dass die ewige Suche ein Ende gefunden hatte. Nachdem sie das Erz in Händen hielt, ertönte dicht hinter ihr ein erschütterndes Brüllen. Geschockt fuhr sie herum und stand Angesicht zu Angesicht, einem riesigen bärenartigen Monster gegenüber. 'Wo kommt der denn so plötzlich her?' Noch ehe sie dazu bemächtigt war ihr Schwert zu ziehen, wurde sie von einer seiner monströsen, mit scharfen Krallen bestückten Vorderklauen gepackt und im hohen Tempo gegen eine harte Eiswand geschleudert. Mit verschwommenem Blick beobachtete sie unter pochenden Schmerzen, wie das Monster mit gefletschten Zähnen auf sie zu stapfte. Nach einem letzten innerlichen Gebet, hörte Miceyla widerhallende Schüsse hinter dem Monster und es wandte sich brüllend seinem neuen Gegner zu.

„Kannst du aufstehen?“ Ihr reichte eine vertraute Person seine Hand.

„Rufus! Aber was machst du denn an diesem Ort? Ich muss wohl träumen…“ Völlig perplex gelang es ihr durch Rufus’ Hilfe, wieder auf die Beine zu kommen.

„Gewisse Dinge erledige ich eben besser selbst…“, meinte er nur knapp.

„Auweia! Das wird jetzt mal so richtig eng!“ Noch eine vertraute Stimme hörte sie und sah wie Reno und Rude, sich gemeinsam einen mühsamen Kampf mit dem Bärenmonster lieferten, Was immer die kleine Gruppe hier zu suchen hatte, es wunderte Miceyla, dass Rufus seine Untergebenen nicht allein losschickte, sondern persönlich Taten sprechen ließ. Doch da wurde sie an dessen Vergangenheit erinnert. Und irgendwie bewunderte sie seinen Sinneswandel. 'Menschen können sich ändern, huh...?'

„Lange ist es her Rufus. Und…“ Ein panisches Kreischen von Reno unterbrach sie. Es sah nicht gerade gut aus für die beiden Turks. 'Ich muss ihnen helfen!' Leider war sie dazu noch zu geschwächt. Erneut ertönten Schüsse und ein neuer Kämpfer gesellte sich zu seinen Mitstreitern. Rasch beendete er mit einem heftigen Gnadenstoß den Kampf und rettete die beiden Verzagten aus ihrer misslichen Lage. Reno warf sich übertrieben stöhnend vor Erschöpfung auf den Boden.

„Bin dir echt was schuldig, Kumpel!“, bedankte er sich und machte eine winkende Handbewegung.

„Vincent! Du bist auch hier? Wieso? Ich verstehe das alles nicht…“ Verwirrt blickte Miceyla in die Runde ihrer schicksalhaften Retter. Normalerweise wäre dies ein Grund zum Lachen gewesen, nur konnte sie dies einfach nicht.

„Wir sind im geheimen Auftrag von World Soldier unterwegs. Leider wird nichts verraten!“, erklärte Reno mit zwinkerndem Auge.

„Ich höre wohl nicht recht. Es geht um World Soldier und `ich` darf es nicht erfahren? Und überhaupt… In letzter Zeit habt ihr etwas zu viel für meinen Geschmack, mit World Soldier zu tun… Ich komme darauf zurück, verlass dich drauf! Jedoch habe ich vorher noch etwas Wichtiges zu erledigen…“, sagte sie entschlossen und betrachtete das Erz, welches sicher in ihrer Tasche verstaut war. Da stand Reno auf einmal vor ihr und starrte verlegen Löcher in die Luft.

„Du…wegen neulich muss ich mich noch ordentlich entschuldigen. Ich habe den Umständen entsprechend falsch gehandelt. Aber für das was du erleben musstest, ist meine lächerliche Entschuldigung nicht ausreichend…“, gestand er leise. Verwundert sah sie ihn an.

„Reno…“, murmelte Miceyla seltsam beschwichtigend.

„Nimm diesen Trottel nicht zu ernst. Wenn er den Mund aufmacht, kommt eh nur Unfug bei raus. War schon immer so…“, kommentierte Rude gewissenhaft.

„Hey! Mach nicht all meine Bemühungen zunichte!“, schimpfte Reno daraufhin.

„Miceyla… Im Gegensatz zu anderen gefällt es mir nicht, Geheimnisse vor dir zu haben. Ich hätte nicht gedacht dich hier anzutreffen. Doch bin ich zuversichtlich, dass wenn du deine Aufgaben wieder aufnehmen kannst, es die besser gehen muss und ich dich mit einem zur Hälfte gutem Gewissen, wieder öfter alleine lassen kann. Nun gut… Also was ich hier mache… Es gab Gerüchte, dass es hier angeblich noch Überreste von Hulax geben soll. Ich hielt dies nach unserem erfolgreichen Kampf für schier unmöglich und fand glücklicherweise heraus, dass dieses Gerücht nicht der Wahrheit entsprach… Und anscheinend bin ich nicht der einzige, der etwas davon hörte…“, erzählte Vincent die unheilvollen Neuigkeiten und tauschte einen tiefgründigen Blick mit Rufus aus, von dem man nicht sagen konnte, ob er feindlicher oder freundschaftlicher Gesinnung war.

„Das ist richtig…“, bestätigte Rufus kühl.

„Oh Mann, Leute! Immer müsst ihr alles verraten“, klagte Reno mit verdrehten Augen. Da kehrte in ihr die pure Angst zurück.

„H-Hulax!... Bitte lass es wie du sagtest Vincent, nur ein Fehlschluss sein! Ich bin sehr dankbar, dass ich mich auf eure Unterstützung verlassen kann… Aber mal was anderes, wie seid ihr hier eigentlich hineingekommen? Seid ihr auch `hinabgestürzt`? Langsam will ich mich mal auf den Weg machen…“, erkundigte sie sich nach einem möglichen Ausweg, um aus der Höhle raus zu kommen.

„Hinabgestürzt? Ne, wir sind ganz bequem durch den schmalen und gut versteckten Eingang hier ganz in der Nähe gekommen. War ganz leicht!“, meinte Reno angeberisch.

„Von wegen… Stundenlang haben wir mit Suchen verbracht…“, berichtigte Rude seinen Freund und Arbeitskollegen.

„Klappe!“, konterte Reno schnippisch. 'War ja klar… Ein solches Missgeschick passiert wieder nur mir…'

„Dann gehe ich mal…“ Da Miceyla erreicht hatte, weshalb sie hergekommen war, zog sie schweigsam von dannen und entfernte sich von der Gesellschaft ihrer alten Bekannten.

Wie sehr war es ihr Wunsch gewesen, nie mehr den Begriff Hulax hören zu müssen. Doch wenn es wirklich nur leere Gerüchte waren, sollte sie das nicht länger beunruhigen. Außerdem hätte ihr Amulett sonst als Warnung geleuchtet.

Froh darüber, endlich der Eiseskälte entkommen zu sein, füllte sie unterwegs etwas Salzwasser aus dem Meer in eine Flasche und tat den kleinen rosa Stein hinein. Sofort löste dieser sich auf und färbte das Wasser komischerweise in ein glitzerndes Grün. 'Hoffentlich wirkt das auch. Gesund sieht das nicht gerade aus…', dachte sie besorgt und wollte dennoch Minerva Vertrauen schenken. Ohne Hast erreichte sie am frühen Nachmittag Fort Kondor und musste sich erst einmal auf das neue Klima umstellen. 'Bei der Hitze wünsche ich mir das kühlende Eis zurück…' Zwar kannte Miceyla Fort Kondor recht gut, nur war sie noch nie in Aykos Heimatdorf gewesen. Sie irrte trotz dieser Tatsache nicht umher, denn in der brütenden Schwüle, kam ein zaghafter Wind auf. Ein Wind, der sie zu führen schien und sie begleiten wollte. Als wäre Ayko selbst gekommen, um gemeinsam mit ihr sein Dorf zu besuchen. Das Versprechen, welches er nie einlösen würde.

„So lange habe ich auf diesen Tag gewartet! Die Arbeit bei World Soldier hat uns ja auch immer aufgehalten, ha, ha! Zalona, du und ich, wir können über so vieles reden und lachen. Es macht mich glücklich zu wissen, dass du ihr eine gute Freundin sein wirst! Das braucht sie nämlich. Ich bin zu selten bei ihr… Aber jetzt wird sich alles ändern! Ein neues Leben beginnt! Für uns zwei erste Klasse Soldaten von World Soldier. Keiner wird unsere Taten jemals vergessen!“

Das würde ihr bester Freund wahrscheinlich in diesem Moment sagen. Die Worte entsprangen ihrer Vorstellung und dennoch meinte sie, diese tatsächlich gehört zu haben. Weinend fiel sie auf die Knie und vergrub die Hände in dem Sand. Die glühende Hitze wollte ihre Haut verbrennen, doch sie ertrug den Schmerz.

„Ayko… Ich will nicht ohne dich in dein Dorf gehen… Und wie grausam ist es wohl, der armen Zalona zu sagen das…“ Plötzlich sah sie in der Ferne Häuser aufragen und stand nun unmittelbar ihren Sorgen gegenüber. Böen mit Sand wirbelten um Miceyla, als sie das kleine Dorf erreichte. Vor ihrem geistigen Auge erschienen zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Beide rannten lachend Hand in Hand in das Dorf hinein. Ihr Herz schrumpfte zusammen, bei dem Anblick der glücklichen und unbefangenen Kinder. Die beiden verschwanden wieder und schienen von dem aufgewirbelten Sand davongetragen zu werden. 'Ayko…Zalona…' Schweren Herzens betrat Miceyla sein Heimatdorf und sah sich nach einer Person um, die sie ausfragen konnte. Als erstes traf sie auf einen jungen Mann, der schwere Wasserkrüge schleppte.

„Entschuldigen Sie, ich würde gerne ein Mädchen namens Zalona besuchen, welches hier leben soll. Wissen Sie vielleicht, wo ich sie finden kann?“, fragte sie höflich und hoffte, dass keiner sie als zu sonderbar erachtete. Doch der Mann strahlte herzlich.

„Ah, unsere liebe Zalona! Na klar, du gelangst zu ihrem Haus, wenn du einfach hier geradeaus läufst, bis zum äußersten Rand des Dorfes. Dort wohnt sie mit ihrem Vater zusammen. Und solltest du sie dort nicht finde, schaue im Gewächshaus in der Nähe von ihrem Zuhause vorbei“, half er ihr freundlich weiter.

„Danke, dann finde ich sie bestimmt ganz schnell.“ Nach der Auskunft des Mannes, stand sie früher als gedacht vor Zalonas Haus und zögerte erneut. Zur Beruhigung lief sie etwas umher und gelangte wie von alleine zu besagtem Gewächshaus, aus dem gerade ein Mädchen mit langen hellbraunen Haaren trat.

„So, genug für heute…“, murmelte sie lächelnd. Miceyla blieb wie angewurzelt stehen, als ihre beiden Blicke sich trafen.

„Bist…bist du Zalona?“, erkundigte sie sich und wusste auch schon vor einer Antwort, dass sie es sein musste.

„Oh ja, dass bin ich! Und du? Ein Gürtel von World Soldier… Sag bloß du bist Miceyla! Die tapfere Kriegerin, die immer an der Seite von meinem Ayko kämpft! Ach, wie viel er mir von dir erzählt hat. Jetzt darf ich dich endlich einmal selbst kennen lernen!“ Das warme Strahlen von Zalonas Lächeln, löste ein Gefühl in ihr aus, dass sie nicht zu beschreiben vermochte. Und es machte Miceyla ganz verlegen, wenn sie darüber nachdachte, was Ayko Zalona wohl alles über sie erzählt hatte. Sie betrachtete Aykos Freundin genauer. Ihr Gesicht war unglaublich hübsch, aber ihr Körper sah so dünn aus, dass sie Angst bekam, das Mädchen würde jeden Augenblick in sich zusammenbrechen.

„Gehen wir doch in mein Haus und machen es uns gemütlich!“, schlug Zalona trotz ihres schlechten Befindens heiter vor.

„Das ist wirklich sehr freundlich von dir… Dennoch will ich dir nicht zu viele Umstände bereiten… Ich habe ohnehin nicht vor lange zu bleiben…“ 'Mein Herz erträgt diese Tragödie einfach nicht…', fügte sie in Gedanken noch verbittert hinzu.

„Wenn du meinst… Trotzdem ein wenig schade“, meinte Zalona ohne dabei ihre Heiterkeit zu verlieren.

„Also… Zu erst einmal möchte ich dir das hier geben. Wahrscheinlich wirst du mir nicht glauben, aber dies ist ein Heilmittel, welches dich von deiner Krankheit erlösen wird. Wie es dazu kam ist eine lange Geschichte… Ich weiß, dass man der Person vertrauen kann, die mir dabei geholfen hat. Deshalb verspreche ich dir, dass du auch zuversichtlich sein kannst, dass dieses Heilmittel seine Wirkung zeigt. Denn ich glaube fest daran!“ Während sie sprach, überreichte sie ihr die Flasche mit dem aufgelösten Erz. Leicht zitterten Zalonas Hände, als sie die rettende Flüssigkeit in Empfang nahm. Das Leuchten einer nicht wahr haben wollenden Überraschung, begann in ihren braunen Augen zu glühen.

„Mein ganzes Leben lang… Immerzu suchten wir nach einer Hoffnung. Nur existierte sie nicht… Obwohl ich meine Zukunft selbst hätte verändern können… Und nun wird es wahr. Ein Wunder ist geschehen! Oh Miceyla, du musst wahrlich ein Engel sein, vom Himmel herabgestiegen, um das Schicksal der Menschen zum Guten zu wenden. Ich kann meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen…“, sprach sie mit Freudentränen und konnte ihr Glück kaum glauben.

„Nicht doch, nicht doch!... Diese Aufgabe ist meine Pflicht gewesen… Für Ayko…“ Der Moment der schmerzvollen Wahrheit war gekommen, auch wenn das glückliche Mädchen ihr Herz erwärmte.

„Der Kampf gegen die Hulax, war für uns alle ein langes und ermüdendes Unterfangen… Es…es gab zu viele Opfer… Wir hätten uns noch besser vorbereiten müssen, um dies zu verhindern. Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen… Was würde ich nur dafür geben… Wenn ich bei Ayko geblieben wäre…dann…er…er würde jetzt hier bei uns stehen und niemals…“, stotterte sich Miceyla unbeholfen die richtigen Worte zusammen und schien nicht in der Lage zu sein, den ausschlaggebenden Punkt auszusprechen. Da hielt Zalona plötzlich ihre Hand.

„Quäle dich nicht länger. Jeder von uns, hat seinen für sich bestimmten Pfad beschritten. Ebenso du und Ayko. Wir müssen das akzeptieren. Und wenn ich darüber nachdenke, dass Ayko dank dir sein Soldatenleben endlich richtig genießen konnte und eine glückliche Zeit bei World Soldier verbrachte, kann ich noch weiterhin lächeln. Dasselbe gilt für dich. Der Schmerz in deinem Herzen, darf nicht über dein weiteres Leben bestimmen. Denn die Träume derer, die uns nahe stehen, dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Das sollte Grund genug sein, um aufrichtig weiterzuleben…“, sprach Zalona mit unübertreffbarer Zuversicht. Wachgerüttelt weiteten sich die Augen von Miceyla vor Erstaunen. 'Sie weiß über Aykos tragisches Schicksal Bescheid… Die Kunde wird das Dorf wohl schon früh erreicht haben… Dann wissen es sicher auch seine Eltern…' Sie hatte erwartet, in Fort Kondor ein kränkliches junges Mädchen vorzufinden. Doch stattdessen stand vor ihr eine willensstarke, tapfere junge Frau. Nur, war diese immense Stärke gesund, seine überwältigende Trauer zu verbergen? Das würde sie selbst als ziemlich schwach dastehen lassen, da sie ihre Emotionen an jedem Ort und zu jeder Zeit zeigte. Aber eines stand fest, tief im Innern litten sie beide auf die gleiche Art.

„Mir fällt ein… Bevor ich wieder gehe, muss ich noch etwas seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben…“ Ihre eigenen Tränen zurückhaltend, holte sie die Kette mit Leviathan hervor und hielt sie Zalona entgegen.

„Hm… Nein. Es ist schön, dass seine Reise noch weiter geht. Ich brauche die Kraft von Leviathan nicht länger. Du bist es, die Ayko als seinen nächsten Träger ausgewählt hat. Überlege gut, ob du ihn behältst oder weitergibst…“ Zufrieden lief Zalona an der etwas durcheinander geratenen Miceyla vorbei.

„Vergiss nie, Aykos Seele lebt in Leviathan weiter. Er wird dir auf ewig nah sein…“, flüsterte sie noch zum Abschluss, ehe sie weiter zu ihrem Haus lief.

„Ja… Du hast Recht… Ayko… Er ist ein Held…“ Vielleicht war es bloß eine flüchtige Einbildung, jedoch lächelte Miceyla tatsächlich und drückte sie Kette fest ans Herz, während sie Zalona hinterher sah, wie sie im Haus verschwand.

Miceyla schnappte sich den ersten Chocobo den sie fand und ritt in einem raschen Tempo, zurück Richtung Norden. Und zwar nicht nach Edge, sondern nach Kalm zu World Soldier. Nicht länger konnte sie vor allem Unangenehmen davonlaufen und musste mit eigenen Augen sehen, wie es den Soldaten nach dem Kampf erging. Auf dem Weg dachte sie daran, dass sie Leviathan noch nie zu Gesicht bekommen hatte, seit sie dessen Anhänger besaß. Aber möglicherweise war sie seiner Kraft nicht würdig?

Am Abend traf sie dort ein, dass Gebäude wurde schon hell erleuchtet. Ein Gefühl der Einsamkeit begleitete Miceyla, als sie den Ort betrat, an dem die Reise für sie begonnen hatte und zu ihrem zweiten Zuhause geworden war. Dort fühlte sie sich anerkannt und verstanden. Und war stolz, ihre Hilfe in etwas Gutes zu investieren. Jetzt meinte sie, einen leeren und verlassenen Ort vorzufinden, bloß die Erinnerungen überlebten. Eine Todesstille herrschte. Die Soldaten knieten vor den aufgehängten Bildern und selbst errichteten Denkmälern, ihrer gefallenen Kameraden. Die Flamme des voller Tatendrang trotzenden Kämpferwillens war erloschen. Erstaunte Blicke bekam sie zugeworfen, während sie mit gesenktem Kopf, langsam durch das Foyer schritt. Leises Gemurmel ertönte und bewies, dass doch noch ein Funken von Leben in den Soldaten steckte.

„Sagt allen Soldaten, sie sollen in die große Versammlungshalle kommen!“, kündigte sie laut an, woraufhin alle Mitglieder von World Soldier nur folgsam nickten. Anscheinend wussten sie nicht recht, wie sie auf ihr plötzliches Auftauchen reagieren sollten. Verwundert entdeckte Miceyla bevor sie den Aufzug erreichte, ein wenig weiter entfernt Rufus und bekam mit, wie er einigen Soldaten Befehle erteilte, welche diese nur widerwillig befolgten. Die Turks waren um ihn versammelt. Miceyla ließ vom Aufzug ab und lief zu Rufus. 'Wie oft treffe ich die eigentlich heute noch? Sind die mittlerweile hier eingezogen?' Sie empfand es jedoch als sinnlose Kraftverschwendung, darüber verärgert zu sein.

„Na Leute, habt ihr es euch hier bequem gemacht? Lasst mich raten: Wir müssen den Soldaten zeigen wo es lang geht! Wir handeln stets im Auftrag von World Soldier!“, zog sie die ehemaligen Arbeiter von Shinra gewollt auf und war gespannt darauf zu erfahren, was dieses Mal die Beweggründe von Rufus waren.

„Sieh an wer gekommen ist! Dich hätte ich hier gar nicht erwartet!“, meinte Reno und klopfte ihr zur Begrüßung auf den Rücken.

„Ach, Außenstehende sind also eher willkommen, als Angehörige von World Soldier. Traurig wie sich die Zeiten ändern…“, neckte sie ihn und war froh, dass sie sich wieder gut mit ihm verstand.

„Und da Genesis anscheinend nicht mehr da ist, kannst du ja jetzt bei Rufus…“ Reno wurde sofort durch Miceyla, von einem unbarmherzigen Faustschlag in den Magen unterbrochen.

„Ich…ich habe nie etwas gesagt…“, keuchte er und versuchte gezwungenermaßen zu lächeln. Rufus trat vor Reno und wies ihn mit einer Handbewegung an, er solle sich zurückhalten.

„Du selbst siehst, wie hier die Lage aussieht. Jemand muss für Recht und Ordnung sorgen. Ich kann nicht länger untätig bleiben. Da du allerdings momentan die einzige erste Klasse Soldatin bist und du mich rausschmeißen willst, werde ich mich dem fügen“, berichtete er gelassen. Nachdenklich schloss Miceyla die Augen. Nun sollte sie eine Entscheidung treffen, die über das weitere Wohl von World Soldier entscheiden würde.

„Rufus… Gerade jetzt nach dem Kampf, braucht die Welt weiterhin einen Hoffnungsfunken, der sie beschützt und leitet. Übel und das Böse werden auf ewig im Verborgenen schlummern. Aus diesem Grund muss World Soldier stark bleiben. Daher Rufus, gebe ich dir die einmalige Chance zu beweisen, wie ernst es dir damit ist, deine vergangenen Fehler und die von Shinra generell, wieder gut zu machen. Keiner braucht dafür eine offizielle Zeremonie, damit ich dir hiermit mitteile, die Führung von World Soldier zu übernehmen. Leite diesen neuen Soldatenkonzern, nenne dich seinen Direktor oder Präsidenten, dass ist mir völlig gleichgültig. Nur sei dir darüber im Klaren, dass dich hier vorerst niemand mit einem freundlichen Lächeln begrüßen wird. Das Vertrauen und die Anerkennung, musst du dir zuerst verdienen. Zeige mir, dass ich meine Wahl später nicht bereuen werde und ich mich auf dich verlassen kann. Und denke daran, nicht nur ich werde deine Handlungen, mit einem scharfen Auge überwachen!“ Ihre Worte wählte sie mit Bedacht und wartete auf die Reaktion, des ehemaligen Shinrapräsidenten. Keiner der Turks sagte etwas, selbst Reno hatte es die Sprache verschlagen.

„Du überraschst mich immer wieder aufs Neue… Zugegeben empfinde ich mich nicht gerade als würdig, diesem Posten gerecht zu werden. Doch ehrt es mich, deine Anfrage anzunehmen. Dein Soldatenstolz verrät mir, dass du dies nicht aus Verzweiflung tust, sondern wirklich an die Zukunft von World Soldier denkst und mir vertraust. Noch kann ich dir nichts versprechen, dennoch gebe ich mein Bestes, um mit den Soldaten zu kooperieren und sie zu unterstützen“, ging er pflichtbewusst ihrer Bitte nach und reichte ihr zur Besiegelung, mit einem ehrlichen Lächeln die Hand. Schweigend gaben sie sich die Hand und Miceyla erwiderte sein Lächeln. Anschließend wollte sie endlich einige Worte an ihre Kameraden richten.

„Ich glaube es nicht… War das jetzt ein Antrag?“ Der unangebrachte Kommentar von Reno, ließ sie noch einmal herumwirbeln und versetzte ihm einen zehnmal so kräftigen Faustschlag wie den vorherigen, an dieselbe Stelle.

Nach kurzer Zeit kam sie in der Versammlungshalle an, in der bereits alle Soldaten anwesend waren. Sie lief durch den in der Mitte freigemachten Gang, zum anderen Ende des Raumes, von wo aus sie alles überblicken konnte. Geduldig verharrten die niedergeschlagenen Soldaten in der Stille. 'Zack, ich habe nicht vergessen, weshalb ich hier hergekommen war…' Noch einmal tief Luft holend ging Miceyla in sich.

„Kameraden, Freunde von World Soldier, wir sind alle sehr bedrückt. Doch nur dank unseres Zusammenhaltes, haben wir die Hulax besiegt. Es ist unvermeidlich, dass die Trauer um unsere gefallenen Verbündeten, uns ein Leben lang begleiten wird. Unsere Aufgabe besteht darin, zu einem Licht und Wegweiser für kommende Generationen zu werden. Neue junge Mitglieder werden sich World Soldier anschließen. Lasst uns ein vortreffliches Vorbild sein und sie lehren, wie wichtig der Glaube an die eigenen Träume ist und die Ehre eines Soldaten aufrecht zu erhalten. …Vielleicht werdet ihr mich jetzt nicht recht verstehen…aber… Vergessen wir niemals jene Legende… Zwei Helden, einander nie begegnet, ihr Leben führt auf das gleiche Schicksal zu. Zwei Herzen, das eine frei und voller Lebensfreude, das andere mit Zweifeln und Sorgen gefüllt. Die Fäden des gleichen Traumes verbinden sie miteinander. Ein Held zu werden scheint für beide so fern. Jemand erinnert sie mit Bedacht an deren Bestimmung. Das Leben erfüllt ihnen den Traum, doch nur für einen hohen Preis. Im Lebensstrom kreuzen sich ihre Pfade. Alles löst sich auf, wird in neue Energie umgewandelt. Es sagt den beiden, sie haben alles richtig gemacht, sie sind Helden geworden…“ Berührt hörten die Soldaten ihrer Geschichte zu und erkannten, dass ihr Weg noch lange nicht sein Ende erreicht hatte.

„Wir verstehen, was sie uns damit sagen will, oder?“

„Das was sie sagt entspricht der Wahrheit!“

„Schließlich sind wir Soldaten von World Soldier!“

Es war erfreulich, dass sich alle untereinander Mut zusprachen.

„Ähm… Miceyla, wahrscheinlich magst du die Frage nicht hören… Aber…was ist eigentlich mit Genesis passiert? Wird…wird er wiederkommen?“, erkundigte sich ein Soldat vorsichtig. Die Erwähnung seines Namens, traf sie mitten ins Herz.

„Das…kann ich leider nicht beantworten… Ich hoffe nur…“ Ihre Stimmer versagte und sie wollte noch immer an Genesis’ hoffnungsvolle Worte glauben.

„Mich würde da ebenfalls etwas interessieren. Kehrst du nun offiziell nach World Soldier zurück? Uns würde das sehr froh machen… Denn du bist…also…“, sprach ein anderer und ihm war es irgendwie peinlich weiter zu reden. Sein neben ihm stehender Kamerad stupste ihn aufmunternd an.

„Sag schon! Wir denken alle genauso!“, flüsterte dieser grinsend.

„…Für uns bist du eine Heldin!“, endete der Soldat dann entschlossener als er begann und die anderen lächelten zustimmend. 'Ach verdammt… Wieso sagst du mir so etwas? …Auch wenn ich es hören wollte… Danke, ich danke jedem einzelnen von euch. Ihr seid auf dem richtigen Weg.' Miceyla wischte sich die Tränen von den Augen.

„Ich bin noch nicht dazu bereit… Gebt mir Zeit. Da sind viele Dinge, über die ich nachdenken muss… Und lasst euch nicht von Rufus ärgern, hört ihr? Zögert nicht und beschwert euch, im Notfall auch bei mir. Bis dann, danke das ich ein Teil von World Soldier sein durf…sein darf.“ Nach ihren letzten Worten, verließ sie die Halle und lief in Gedanken versunken an den Apartments und dem Trainingsraum vorbei. Danach noch an all den Orten, die sie an ihre aufregende Zeit hier erinnerten. 'Ayko…Genesis… Besser ich gehe schleunigst, sonst…' Miceyla erschrak, als sie plötzlich kehrt machte und zwei wie aus dem Nichts auftauchenden Soldaten gegenüberstand.

„Verzeih, dass wir hier einfach so herumgeistern. Aber wir suchten nach dir. Bestimmt kennst du uns, wir waren enge Kameraden von Ayko und außerdem…beim Kampf in Nibelheim dabei…“

„…Und die einzigen Überlebenden… Deshalb sind wir der lebende Beweis für Aykos aufopfernde Heldentaten! Es war unser Wunsch dir das mitzuteilen!“ 'Die…die beiden haben überlebt… Ayko… Eine Katastrophe kann der Anfang von etwas Neuem sein. Man muss nur gründlich genug suchen…' Glücklich sah sie die zwei an und klopfte ihnen gleichzeitig auf die Schulter.

„Lebt…lebt für ihn weiter. Eure Tapferkeit ist gewaltig, wenn ihr trotz den fürchterlichen Dingen die ihr erleben musstet, stolze Soldaten von World Soldier bleibt“, meinte sie herzlich und fand, dass sich beide eine ganz besondere Anerkennung verdient hatten.

„Und…wir waren bei Aykos Grab. Es wurde an einer Oase in Fort Kondor errichtet. Gehe dort hin und spreche dir alles von der Seele. Dein guter Freund wird dadurch lächeln und dir zuhören, davon bin ich überzeugt!“
 

Und so verschlug es Miceyla am darauf folgenden Morgen, noch einmal nach Fort Kondor. Nicht lange brauchte sie und vor ihr erschien die einzige Oase die es dort gab.

„Unglaublich! Welch schöner Ort! Und ein solch großer See, inmitten einer Wüste!“, staunte sie und fand Aykos Grab am Boden zwischen zwei Palmen. Sie lächelte, als ihr die liebevoll dort gepflanzten Blumen auffielen, auch wenn der Kummer dabei von ihr Besitz ergriff. 'Ich habe nun für dich und Zalona getan, was ich tun konnte. Hoffentlich kannst du jetzt in Frieden ruhen…', betete sie still und wünschte sich seine Stimme hören zu können.

Plötzlich wurde hinter ihr das Wasser im See unruhig und der Anhänger von Leviathan begann zu leuchten. Unvorbereitet drehte sie sich um und erlebt mit, wie der echte Leviathan aus dem kristallklaren Wasser hervorkam und Wassertropfen auf sie nieder regnen ließ. Dadurch entstand in seinem Hintergrund ein riesiger Regenbogen. 'Dies ist also der treue Freund und Begleiter von Ayko gewesen…' Völlig in dessen Bann gezogen, bekam sie keinen Ton heraus.

„Ich denke du stimmst mir zu, dass es keinen passenderen Zeitpunkt hätte geben können, damit wir uns einmal begegnen. Von Anfang an beobachtete ich, wie das Band zwischen euch stärker wurde und eine ganz besondere Freundschaft entstehen ließ. Das Band zweier Herzen, die eine lange Reise gemeinsam gemeistert haben und selbst die Sterblichkeit nicht aufhalten kann. Veränderungen sind eingetreten und nun stehst du vor mir an seiner Stelle. Und ich hoffe, die Zweifel von meinem kleinen Ayko, leben nicht weiter in dir fort…“, begrüßte Leviathan sie mit vollstem Verständnis, für all die prägenden Geschehnisse, welche auf ihren Schultern lasteten.

„Leviathan! Es erfüllt mich mit großer Freude, dir endlich mal begegnen zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit muss ich dir einfach danken… Und nein, die Zweifel wurden erfolgreich von Ayko und mir vertrieben. Ein siegreicher Kampf hinterlässt dennoch oft seine Spuren…“, sprach sie wehmütig zu ihm.

„Deine klaren Augen verraten mir, dass du bereits weißt, ob du meine Kraft in Anspruch nehmen wirst oder es über dich bringst, einen Teil deiner kostbaren Erinnerungen loszulassen“, durchschaute der Schutzgott Wutais sie. Miceyla lächelte entschlossen.

„Ja, dass ist bereits entschieden. Die Reise geht weiter, möge sie auch für jeden von uns, in unterschiedliche Richtungen verlaufen…“ Sie holte einen Brief hervor und grub ihn vor Aykos Grab ein. Fest glaubte sie daran, dass ihre Worte, egal wie fern er auch sein mochte, ihn erreichen würden.
 

Versprechen einer Freundschaft
 

Die Tränen küssten meine Wangen,

als ich war gefangen,

in einer Vergangenheit gefüllt von Reue und Boshaftigkeit.
 

Unsere Sorgen wollten sich verbergen,

in einer Nacht ohne Morgen.
 

Sie trugen mein Herz hinfort,

sie, die Sterne,

zu einem fernen Ort.
 

Ein letztes Mal ich wünsche mir zu sehen,

dein Lächeln,

dann du kannst endlich gehen.
 

Deine Seele mit mir weint,

als ein neuer Schimmer vor mir erscheint

und ich wusste es war nur gut von dir gemeint.
 

Der Klang deiner Stimme mich zu dir rief

und ich eifrig weiter lief.
 

Das Zeichen unseres Versprechens,

du hast mein Wort,

das ich niemals darüber zu jemanden werde sprechen.



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