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Heulerei

von

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Heulerei

“Hör endlich auf!”, schrie sie. Ihre Augen leuchteten. Der Zorn spiegelte sich in ihnen wieder. Unbändiger Schmerz flackerte in ihnen auf, verschwand jedoch unmittelbar danach wieder. Sie wollte es vor ihm verbergen. Das wusste er. Sie wollte verstecken, dass er ihr wehtat. Sie würde es nie zugeben. Dazu war sie zu stolz. “Hör endlich auf, alles so zu legen, wie du es gerne hättest!”, rief sie ihm entgegen.
 

“Ich lege mir nichts zurecht.”, sagte er ruhig. Ihr Geschrei ließ ihn völlig unberührt. Es war immer wieder dieselbe Diskussion. Immer wieder dieselben Auseinandersetzungen. Die Beziehung war vorbei, doch sie wollte es einfach nicht akzeptieren. Nach außen tat sie kühl. Doch innerlich drohte der Verlust sie zu zerstören. “Ich blicke bloß der Realität ins Auge.”
 

Was würdest du machen, wenn ich wirklich geh?

Wenn ich nicht mehr für dich grade steh?

Weil wir uns nichts mehr zu sagen haben?

Was würdest du tun, wenn ich nicht mehr da bin?


 

“Die Realität?”, schrie sie und Tränen traten in ihre Augen, während sie wild mit den Armen durch die Luft fuchtelte. “Ich sag dir, was Realität ist!”, fauchte sie. “Sex. Du und ich. Das alles ist nicht mehr als beschissener SEX!” Sie atmete schwer. Sie schnaufte fast. Ihr Blick bohrte durch seine Augen. Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Sie stand nun direkt vor ihm und blickte zu ihm auf. Die Ruhe, die in ihrer Stimme lag, war beinahe beängstigend. “Du willst doch schon so lange gehen. Warum tust du’s dann nicht einfach?”
 

Was würdest du machen, wenn wir uns trennen?

Vielleicht lern ich ja eine andere kennen

Eine Frau, die mich wirklich liebt

Was würdest du tun, wenn es mich nicht mehr gibt?


 

Plötzlich begann er lauthals zu lachen. Sie schreckte zurück und sah ihn mit großen Augen an. Er fand diese ganze Diskussion einfach nur lächerlich. Er ging auf sie zu und legte eine Hand an ihre Wange. “Weil dann deine kleine Welt zusammenbrechen würde.”, sagte er und wandte den Blick nicht von ihr ab. “Die Welt, an die du dich so verzweifelt klammerst. Die Welt, von der du hoffst, dass sie funktionieren könnte.”
 

Zutiefst verletzt und wütend schlug sie seine Hand weg. Zornig funkelte sie ihn an. “Für wen hältst du dich eigentlich?”, zischte sie.
 

“Jetzt sei doch mal ehrlich zu dir selbst.”, sagte er und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen eine Wand. “Ohne mich wärst du ganz schön hilflos.”
 

Du sagst, ich mache mir ein falsches Bild

Und wenn ich ginge, das wär halb so wild

Du sagst, du würdest auch ohne mich froh

Das könnte zwar sein, aber es ist nicht so!


 

Nun begann sie zu lachen. Es war kein lustiges Lachen. Es war eher ein Lachen als Symbol dafür, dass sie nicht wusste, was sie anderes sagen sollte. “Das ist doch lächerlich!”
 

Er hob eine Augenbraue. “Achja?”
 

“JA!”, rief sie. “Du glaubst wirklich, ich bin so abhängig von dir?” Dieser Streit entwickelte sich in eine Richtung, die sie nicht mochte. Er widerte sie an. “Du glaubst doch nicht im Ernst den Mist, den du hier von dir gibst, oder?” Fassungslos und schockiert sah sie ihn an. Doch er musste noch nicht einmal etwas antworten. Ein Blick in seine Augen verriet alles. Er glaubte es. Jedes Wort.
 

Sie baute sich vor ihm auf. Sie war zwar trotzdem noch kleiner als er, doch die Wut, die sie nun gegen ihn hegte, war mindestens doppelt so groß wie er. “Jetzt pass mal auf.”, zischte sie. “Ich brauche dich nicht. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass es mir ohne dich besser gehen wird.” Er rührte sich nicht. Er blinzelte noch nicht einmal. Wie eine Statue stand er da an die Wand gelehnt und sah sie an. “Und jetzt geh. Nimm deine Sachen und geh. Das ist es doch, was du willst!”, sagte sie mit fester, lauter Stimme.
 

Die Wahrheit ist, wenn ich dich verließe

Dann würden deine Tränen nur so fließen

Du würdest vollständig dehydrieren

Alles in Taschentücher investieren


 

Er sagte immer noch nichts. Entnervt stöhnte sie auf und ließ ihn alleine im Raum stehen. Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Sie seufzte.
 

Sie vernahm seine Stimme auf der anderen Seite der Tür. Er stand direkt hinter ihr. “Weißt du”, fing er an. “Ich habe mich bemüht, uns eine Chance zu geben. Und wenn ich in all der Zeit etwas gelernt habe, dann, wie man deine Blicke und die Botschaften in deinen Augen lesen und deuten kann.”, er machte eine Pause und lachte leise. “Du wirst mich vermissen.” Das waren die letzten Worte, die er zu ihr sagte.
 

Sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten und die Wohnungstür auf- und wieder zugezogen wurde. Ganz plötzlich wurde ihr Herz schwer und sie rutschte an der Tür hinunter. Nun spürte sie den stechenden Schmerz. Überall an ihrem Körper. Sie spürte die Verzweiflung in sich aufsteigen. Dagegen anzukämpfen war sinnlos.
 

Du würdest heulen
 

Die Tränen brannten in ihren Augenwinkeln und liefen dann schließlich ungehalten an ihren Wangen hinab. Sie begann zu zittern und schluchzte. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und weinte, als sie spürte, dass er ihr jetzt schon fehlte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Toozmar
2012-11-13T20:58:13+00:00 13.11.2012 21:58
Ich liebe diesen Song! Das schon mal vorne weg...
deine Story gibt dem ganzen aber ne schöne traurige Note. Ist super geschrieben und man kann, obwohl der Kürze, schön mitfühlen.
Daumen hoch! :)


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