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Zombieiland

Der Wutvirus
von

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Schlaf gut

Kapitel 6
 

Hier, in den Nebenstraßen, scheint es ruhiger zu sein. Irgendwann fängt es an zu dämmern, wir versammeln uns um ein kleines Geschäft, gehen rein, sichern jedes Zimmer bis hin zur Besenkammer und ziehen dann das Sicherungsgitter vor den Fenstern und der Tür herunter. Ich atme erleichtert auf, stelle den Koffer in eine Ecke und setze mich auf die Kassentheke. Um mich herum legen alle ihre Waffen ab, legen die Taschen zur Seite und suchen sich einen bequemen Platz zum Schlafen. Plötzlich setzt sich jemand neben mich und mustert mich von der Seite, die Arme stützen den Oberkörper ab, die Hände zwischen den Oberschenkeln auf der Theke. Es ist Ruffy. Ich atme einmal tief durch, nehme meine Umhängetasche und lege sie auf die Theke.

„Was willst du?“, frage ich und zeige ihm mit dem Tonfall, dass er mich in Ruhe lassen soll.

„Hättest du geschossen?“

„Natürlich.“

Er mustert mich weiter.

Ich schürze die Lippen und sehe ihn übertrieben mitleidig an.

„Nimm es nicht persönlich, kleines Tuktuk.“

„Tuktuk?“

„Kennst du das nicht? Das sagt man, wenn jemand beleidigt ist.“

„Ich bin nicht beleidigt, ich mag nur nicht ins Gesicht geschossen werden.“

Ich muss mir bei seiner Wortwahl ein grinsen verkneifen und schüttle den Kopf über ihn.

„Dann kannst du es doch.“, grinst er mich an und zeigt mit dem Finger auf mich. Ich sehe zu ihm auf und ziehe die Augenbraue hoch.

„Was kann ich?“

„Lachen.“

Ich ziehe die Augenbraue hoch und mustere ihn einen Augenblick.

„Sehe ich aus wie ein Monster?“

„Das hab ich nicht gesagt, aber du hast nie gelacht, seit wir hier sind. Sogar Zorro ist das aufgefallen, und der lacht seltener als ein Stein.“

Ich schaue zu Zorro herüber, er hat es nicht gehört oder tut wenigstens so als hätte er es nicht gehört. Seltener als ein Stein, der war auch nicht schlecht. Ich muss mir wieder ein Grinsen verkneifen, senke den Blick und schüttle den Kopf über Ruffy. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ob es die Erleichterung war, dass er nicht infiziert wurde oder die räumliche Veränderung nach Monaten, aber ich fühle mich besser als zu Hause. Ich lege mich hinter die Kassentheke, decke mich mit der kleinen Wolldecke zu und nehme, wie auch in den letzten Tagen, heimlich meine Valium. Ich kann mich ohne nicht konzentrieren, zittere und bekomme Kopfschmerzen. Ich weiß, dass es Anzeichen für einen Entzug sind, aber solange sich nicht alles wieder normalisiert hat, werde ich sie weiter nehmen. Es ist zu gefährlich jetzt einen Entzug zu machen.

Es wird schnell dunkel durch die hohen Häuser um den kleinen Laden herum. Es ist eiskalt, ich zittere und beiße die Zähne zusammen, denn dadurch, dass sich meine Muskeln durch die Kälte anspannen, schmerzt meine Seite trotz Valium.

„Kalt.“, flüstere ich zitternd, ziehe mir die Decke unters Kinn und höre mir an, wie sich Sanji und Zorro auf der anderen Seite der Theke streiten. Zum Glück sind sie nicht sehr laut.

„Es ist voll warm.“, flüstert Ruffy dann zu mir zu. Erst jetzt merk ich dass er neben mir liegt. Ich schaue zu ihm rüber, ziehe die Augenbrauen hoch und klappere mit den Zähnen.

„Kannst mir ja ein bisschen von deiner Wärme abgeben.“, sage ich spöttisch und verdrehe die Augen über ihn, drehe mich auf die Seite von ihm weg und schlinge die Arme um die Beine. Das Sofa war viel wärmer als der Boden hier.

Plötzlich zucke ich zusammen als ich merke, dass Ruffy seine Arme von hinten um mich schlingt. Mein Herz setzt einen Schlag aus, ich greife reflexartig nach dem Messer in meiner Umhängetasche, welche ich als Kopfkissen benutze und ich halte die Luft in den Lungen. Erst, als der erste Schockmoment vergangen ist, lasse ich den Griff los, atme einmal tief durch und merke, dass er wirklich viel wärmer ist als ich. Er hat es wörtlich genommen. Schwachkopf. Lieb, aber ein Schwachkopf. Plötzlich kommt mir ein Gedanke.

„Hey, ihr hattet mich doch operiert, oder? Ich weiß noch irgendwas von ner Bluttransfusion.“

Ruffy nickt, greift nach der Decke in meinem Nacken und zieht sie unter sein Kinn, so dass ich seinen Atem in meinem Nacken spüre. Aber er antwortet nicht.

„Wessen Blut hab ich bekommen?“

„Meins.“

Wieder zucke ich zusammen, drehe mich halb zu ihm um, lege meinen Kopf dann jedoch wieder richtig auf die Tasche. Und ich hab ihn so angeschrien. Naja, er hat sich auch nicht gerade intelligent verhalten. Trotzdem, ich schulde ihm einiges. Und das alles, obwohl ich ihn nicht kenne.

„Danke.“, murmle ich irgendwann in meine Decke ohne mich zu bewegen.

„Warte kurz.“, sagt er dann plötzlich, rollt sich von der Decke, hebt sie an und legt sich zu mir unter die Decke. Jetzt scheint mein Herz wirklich einen Schlag auszusetzen um danach in doppelter Geschwindigkeit zu schlagen.

„Was soll das?“, stottere ich kurz und schaue zu ihm rüber, da hat er schon wieder die Arme um mich geschlungen.

„Du bist eiskalt. Und du hast selbst gesagt, wir sollen aufeinander aufpassen.“

„Ja, aber-„

„Stell dich nicht so an. Wenn du jetzt krank wirst dauert es mehrere Tage, bis wir weiter kommen. So viel Zeit haben wir nicht.“

Darum geht es ihn. Ich würde am liebsten fragen, was er sich von der Marinebasis erhofft, aber ich ahne es schon. Er will ein Heilmittel. Eine Lösung. Deswegen hat er niemanden von seiner Crew erschossen. Sie sind noch bei mir zu Hause eingeschlossen. Bei dem Gedanken seufze ich leise. Ich war auch mal so optimistisch. Aber die Realität holt einen schneller ein, als man verkraften kann.

Ich zucke zusammen als ich spüre, wie sich meine Nackenmuskeln langsam entsannen. Es ist dumm, denn ich muss schlafen, aber ich bin eine Umarmung nicht mehr gewohnt. Auch, wenn sie eher einem Nutzen dient, als der Zweisamkeit. Ruffy hebt den Kopf, als er mein Zusammenzucken spürt.

„Was ist los?“

Ich schüttle den Kopf, atme einmal tief durch.

„Wenn ich mich anstecke, müsst ihr mich erschießen.“, flüstere ich dann und spüre, wie Ruffy nach kurzem Zögern den Kopf schüttelt.

„Erst, wenn wir sicher sind, dass du nicht gesund werden kannst.“

„Ruffy. Ich mein das ernst. Ich hab wirklich keine Lust zu so einem kranken Monster zu werden.“

„Ich erschieß dich, wenn ich sicher bin, okay? Und wenn ich zurückkommen muss. Außerdem steckst du dich schon nicht an.“

„Das sagen alle am Anfang.“, murmle ich und schließe die Augen. Wieder entspannen sich meine Nackenmuskeln, doch diesmal zucke ich nicht zusammen. So langsam gewöhne ich mich an den Körper neben mir.

„Schlaf gut“, flüstert er neben mir, als ich beinahe schon eingeschlafen bin. Sofort zucke ich wieder zusammen, beiße die Zähne zusammen und halte die Luft in den Lungen. Es ist so Sinnlos und doch schießen mir die Tränen in die Augen. Es waren nur zwei Worte, aber ich habe sie seit Monaten nicht mehr gehört. Ich versuche mich nicht zu bewegen, doch bevor ich zitternd Luft in meine Lungen ziehe streicht mir Ruffy mit der Hand über die Stirn. Er weiß, wie sehr mich diese Worte getroffen haben und ich bin froh, dass er nichts sagt. Er zieht die Arme fester um mich, zieht mich an sich und schweigt, während mir die Tränen über die Wangen auf meine Tasche rollen. Ich bin so leise, wie ich kann, doch ich bin nicht sicher ob mich wirklich niemand hört. Ich hätte Lust wieder in seinen Armen zusammenzubrechen, laut zu weinen und zu schreien. Alles von mir zu sprengen was sich in den letzten Monaten angesammelt hat, doch ich bleibe still, versuche mich zu sammeln und zu schlafen, doch es gelingt mir erst nach einer Stunde. Es ist alles so viel, so schnell und hart, dass ich noch lange darunter zu leiden habe. Ruffy streicht mir immer wieder über die Haare, doch es liegt nicht daran, dass ich mich beruhigt habe, als meine Tränen versiegen. Mein Körper ist zu erschöpft, als dass ich noch länger so verkrampft weinend neben ihm liegen könnte. So schlafe ich irgendwann mit nassen Augen ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-11-07T21:59:18+00:00 07.11.2012 22:59
Super Kapi^^
Mach weiter so.^^


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