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Return to Gaia

von

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VII - Sieben der Münzen

Ist es ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Ich bin gerettet und bei Merle, Allen, Gardes und seiner Mannschaft gelandet. Van sehe ich leider nirgends, aber ich bin froh die anderen wieder zu sehen. Merle behandelt meine Wunden und ich sehe wie sehr sie sich verändert hat. Es stimmt mich in eine traurige, melancholische Stimmung. Van scheint nicht in einer besseren Verfassung zu sein. Er leidet darunter, dass er mich betrogen hat. Er vermisst mich, weiß selbst nicht ob ich noch lebe und möchte mich endlich wieder in seiner Nähe. Dabei weiß er nicht, dass er mich bald früher sieht als er je geahnt hätte. Allen hat sich auch geändert, zumindest sein Wohnort. Er lebt nun in Freid und kümmert sich um Serena und Chid. Merle selber, so wie ich erfahren habe wurde persönlich von Van im Kampf trainiert. Ich kann es selbst kaum glauben, da entwischt mir etwas Dummes über die Lippen. Sie wollen wissen, was es auf sich hat und wie lange ich hier schon in Gaia bin. Das ist die einzige Frage, die ich ihnen beantworte. Stunden später landen wir, doch mir geht’s längst nicht mehr so gut wie vorhin. Die Schmerzen tun höllisch weh und am liebsten würde ich schreien. Unter Merle’s Aufsicht kippe ich um und nur ihre Worte halten mich bei Bewusstsein.
 

Ob ihr Traum einen Streich spielte, oder alles wirklich Realität war, wusste sie nicht mehr, zumindest war sie sich nicht mehr sicher. Doch es war unmöglich, dass das was sie gerade erlebte, echt war. Es war nicht richtig und fühlte sich nie und nimmer so an.

Hitomi hatte das Gefühl als würde sich alles wieder und wieder wiederholen. Wie in einem nie fertig gewordenen Film. Jedes Mal, wenn es zu ende war, änderte sich beim Neubeginn wiederum alles. Es war zum verrückt werden. Hitomi wusste nicht mehr woran sie glauben konnte. Wieder begann es und mit der Zeit glaubte sie dem Geschehen, wie jedes Mal.
 

Es wäre schön, wenn sie die Augen schließen und einfach einschlafen könnte, aber sie zwang sich zum Gegenteil. Hitomi wusste nicht ob sie die Augen aufriss oder nur einen Spaltbreit offen hielt, aber es war egal, nur die Tatsache zählte, dass sie noch bei Bewusstsein war. Jedenfalls konnte sie ihre unmittelbare Umgebung nur schemenhaft erkennen, doch es war als würde sie in einem Stummfilm feststecken.

Merle hatte ihren Kopf anscheinend auf ihren Schoss gelegt und sprach scheinbar mit ihr. Tröstende Worte, die ihr halfen bei Verstand zu bleiben.

Scheinbar hatten sie geholfen, auch wenn sie sich an die wenigen Sätze nicht mehr erinnern konnte. Hitomi wüsste gerne, was für Sätze ihr halfen nicht ohnmächtig zu werden. Denn ihr Leib schmerzte unvorstellbar, doch ihr Unterbewusstsein weigerte sich bewusstlos zu werden, so dass sie wie um sich abzulenken, sich auf ihr Umfeld konzentrierte.

Nun konnte sie auch Allen neben sich entdecken, der sanft ihre Hand hielt. Er rief irgendetwas nach hinten und Hitomi konnte es nicht verstehen. Sie wollte endlich begreifen, was um Himmels Willen gerade vor ihren Augen passierte. Plötzlich wurde sie von Allen in seinen Armen hochgehoben und er trug sie laufend, beinahe rennend hinaus um wieder etwas in eine bestimmte Richtung zu brüllen.

Hitomi hörte bewegende Hufgeräusche, bevor sie wieder auf den Boden gelegt wurde. Für einen kurzen Moment wurde ihr Schwarz vor Augen und als Hitomi sie wieder auf machte, beugte sich Millerna über sie. … Millerna?! Was machte sie hier? Waren sie nicht gerade im Crusado gewesen? Waren sie etwa schon in Asturia!

Sie versuchte ihre Sinne zu schärfen und konnte Millerna’s wunderschönes Gesicht nun besser erkennen. Ihre Lippen bewegten sich hektisch und Hitomi spürte wie Millerna’s Hände ihren Körper abtasteten. Sie schätzte wohl ab, wie groß ihre Verletzungen waren. Ihre Augen beobachteten die Lippen der Königin bedächtig und ganz langsam konnte sie einige Wortfetzen von ihr wahrnehmen.

„… bist… das?“

„Was… ist … passiert?“

„…Hitomi.. mich hören?!“

„… musst bei Bewusstsein bleiben, hast du … verstanden!“ Als Hitomi antworten wollte, war sie sich ziemlich sicher, dass kein Ton ihrem Mund entwich. Aber sie wollte ihr vermitteln, dass sie Millerna verstand und ihr Bestes versuchte. Langsam versuchte sie ihren Arm zu bewegen, aber er rührte sich nicht.

Er war wie gelähmt. Sie konnte ihn nicht spürten. Wieso?

Sie sammelte ihre Kräfte und dann endlich, sie spürte ein Ziehen an ihrem Arm. Hitomi versuchte etwas zu packen und plötzlich spürte sie etwas Weiches. Sie sah genauer hin und sah, dass es Millerna’s Arm war.

„Hitomi..?“ flüsterte die Königin leicht ungläubig. Sie war also tatsächlich noch bei Bewusstsein.

„Allen, jetzt schnell! Wir müssen uns beeilen, bevor sie uns noch verblutet!“
 

Einige Tage Später

Die untergehende Sonne warf ein dämmerndes Licht in das Zimmer. Der Anblick der sich draußen bot, war atemberaubend. Hinter dem großen, weiten Meer die finstere Stadt in einem rötlichen Licht eingehaucht, dem Abendrot. Zum träumen, doch die Sicht im inneren des Zimmers, trübte die unglaubliche Stimmung. Niemand, so schien es, scherte sich um die Aussicht draußen.

Eine junge Frau lief gestresst - wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass es ein Katzenmädchen war – durch das feudale Zimmer und überquerte immer wieder alle vier Wände des quadratischen Raumes. In der Mitte stand ein großes Himmelbett, welches von einigen Personen umrundet wurde. Außer der Seufzer und Schritte der Katzenfrau war nichts zu hören. Doch dann riss die blonde Frau, welche bisher lautlos neben dem Bett kniete, den Kopf hoch und starrte die scheinbar mürrische Katzenfrau wütend an. „Sag mal, Merle, kannst du dich mal entscheiden?!“

Diese schaute verdutzt. „W-Was…?“ setzte sie an, wurde dann aber schlagartig unterbrochen.

„Wenn du hier sein willst, schön! Aber bitte lauf nicht so durch die Gegend. Du machst uns damit wirklich nervös - insbesondere mich - also beherrsch dich. Das bringt wirklich niemandem was! Bitte geh für eine Weile raus, wenn du dich nicht beruhigen kannst. Ich muss mich jetzt nämlich konzentrieren…“

Merle seufzte noch ein letztes Mal ergeben und setzte sich dann an die Fensterbank. „Tut mir leid“, richtete sie sich noch ein letztes Mal an die blonde Ärztin. Diese nickte ihr zu und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre verletzte Freundin.

Merle indessen legte ihren Kopf in den Nacken und starrte hinauf auf den immer dunkel werdenden Himmel, dabei kaute sie nervös auf die Unterlippe. Sie versuchte wie versprochen still zu halten, doch es wurde ihr von Sekunde zu Sekunde immer schwerer. Sie wünschte sich etwas tun zu können und nicht nur so blöd rumzusitzen, doch das einzige was ihr blieb war wie erwähnt, ruhig zu bleiben. Alles, was sie in dieser Situation machen konnte, war Van in allem in Erkenntnis zu setzten und das war getan. Sie fragte sich wie er reagiert hatte, als er ihren Brief bekommen hatte.

Insgeheim wusste Merle, dass sie das niemals erfahren wollte.

Sie hatte zumindest versucht es in Milde Worte zu packen, doch trotzdem war es für ihn wohl schwer genug. Sie konnte sich seine Reaktion gut vorstellen; leider musste sie anmerken. Immerhin war es ja zuerst mal der Schock, dass Hitomi wieder da war und dann auch noch, dass sie verletzt war. Merle hatte nicht beschrieben, wie es dazu gekommen ist, weitere Informationen wollte sie ihm fürs erste wirklich ersparen.

Das er nicht hier sein konnte, war wirklich eine Schande, aber vielleicht war es auch besser so. Wenn er gesehen hätte, was sie gesehen hatte…

Merle wusste nicht, wie er das unter seinem jetzigen Zustand verkraftet hätte.

Sie wollte nicht das er Hitomi unter diesem Zustand sah, deshalb hoffte sie, dass Hitomi, wenn er hier auftauchte, ihn mit einem Lächeln begrüßen konnte.

Ob er wohl schon abgereist war?

Sehr wahrscheinlich, nein mit Sicherheit! Für Hitomi – die einzige, die sein Herz höher schlagen ließ – würde er durch ganz Gaia reisen und noch weiter. Ihm war egal, was seine Verpflichtungen waren und genau das schätzte sie insgeheim an Van. Sie musste lächeln, egal wie misslich die Lage gerade schien, sie konnte nicht anders als zu lächeln. Merle erfreute sich so sehr an dem Gedanken, dass Hitomi wieder da war, dass sogar der fragwürdige Zustand für einen Moment in die hinterste Ecke ihres Gehirns rutschte. Van durfte Hitomi wieder sehen und nur deshalb vergaß sie für einen Moment alles andere.

Außerdem wusste sie irgendwie einfach, dass Hitomi einfach mal durschlafen und sich erholen musste, immerhin hatte sie ihren Kampf mit diesen mysteriösen Männern mit eigenen Augen gesehen. Wie Merle es von der Entfernung beurteilen konnte, war es ziemlich heftig gewesen und wie man nachher gesehen hatte, ihre Verletzungen auch nicht ohne. Hitomi hatte sich ziemlich lange nichts anmerken lassen und dadurch war ihr Blutverlust nicht minder geworden. Millerna war erstaunt gewesen, dass sie es so lange geschafft hatte bei Bewusstsein zu bleiben. Merle schwor sich es Hitomi dafür noch heimzuzahlen. Einfach so ne Nummer abziehen. Sie hatte sich riesen Sorgen gemacht und auch jetzt…

Millerna fand es ungewöhnlich, dass sie so lange schlief, aber sie meinte es wäre nur noch eine Frage der Zeit.

Ihr ganzer Körper kribbelte förmlich vor Aufregung. Sie schwenkte ihren Blick wieder in Richtung Bett. Hitomi, wach doch bitte wieder auf. Van ist bald da und wenn er da ist… dann bitte … du musst endlich aufwachen!

Merle spürte, dass bald etwas passieren würde, konnte aber nicht genau sagen, ob es gut war. Sie machte sich große Sorgen. Als sie bemerkte, dass Millerna wohl mit ihren üblichen Routineuntersuchungen fertig war, stand sie auf und ging an ihre Seite. „Und? Wie geht’s ihr?“

Mehrere Augenpaare lagen nun auf der Ärztin. Jene strich sich erstmals gedankenverloren über die offenen Haare. „Da sie immer noch nicht aus ihrem komaartigen Zustand erwacht ist, kann ich noch nicht sehr viel sagen, aber ich denke es geht ihr nun um einiges besser als zu Anfang.“

„Wirklich?“ sagte Merle nun hoffnungsvoll und kam ihr nun gefährlich nahe, wie Millerna fand. Sie musste einen Schritt zurücktreten, bevor sie wieder antwortete: „ Ja. Bei fast all ihren Wunden geht der Verheilungsprozess langsam dem Ende zu. Es sieht jedenfalls schon viel besser aus.“ Dann lächelte Millerna leicht. „Ja, ich denke Hitomi ist bald wieder auf den Beinen.“

Kaum waren diese wenigen Worten über ihre Lippen, wurde sie auch schon stürmisch von Merle umarmt. „Oh, wirklich! Ich bin ja so froh. Van wird sich freuen!“

„Van?“ fragte Millerna leicht irritiert.

„Ja, ich hab Van geschrieben und er ist sicher schon auf dem Weg. Hab ich dir das noch nicht erzählt, “ meinte Merle als sie sich schließlich von ihr löste.

„Nein, hast du nicht. Das muss dir wohl entfallen sein, “ sagte Millerna, während sie sich mit Merle und den anderen aus dem Zimmer machte. „Naja, genug Aufregung hatten wir ja.“

„Das kannst du laut sagen!“ kicherte diese darauf.

Darüber bekamen beide nicht mit, dass ein gewisser Jemand sich unmerklich bemerkbar machte.

„Van…“ erhellte eine sanfte Stimme den Raum, doch außer Hitomi selbst bekam das keiner mehr mit. Langsam schlug die Frau, die in dem weißen Himmelsbett lag, die Augen auf. „Van…“ Noch einmal erklang ihre helle Stimme, als wollte sie sich nach ihm erkundigen. Doch dann schloss die Braunhaarige Frau sie wieder, als wäre nie etwas gewesen und so schlief sie wieder ein. Niemand hatte mitbekommen, dass sie für einige Sekunden wach gewesen war und nach ihm verlangt hatte. Wirklich keines Menschenseele, oder vielleicht doch?!
 

Sein Herz raste, als wollte es aus seiner Brust springen. Das hatte sich seit Stunden nicht geändert. Mit jeder weiteren Sekunde, die verging, wurde es schmerzhafter und Van fragte sich wie jedes Mal, wann er endlich dort sein würde. Bei ihr; in Asturia.

Sie brauchte ihn. Hitomi brauchte Van und das spürte er so gut wie sein Blut, das heiß durch seine Adern pulsierte. Mit jeder Faser seines Körpers verlangte es ihn nach ihr.

Er biss sich fest die Zähne zusammen um nicht gleich in Tränen auszubrechen oder auszurasten. Einer der beiden Varianten waren dem Ziel nicht weit, dass wusste er.

Er saß mit aufgerissenen Augen auf dem Bett seiner Kabine und dabei krallte er seine Finger fast panisch in den Stoff seiner Hose. Für einige Sekunden schloss er gequält die Augen und erinnerte sich unabsichtlich an die letzten Stunden. Irgendwie kam es ihm so fremd und unwirklich vor.

War das wirklich passiert?

Er erinnerte sich so gut, als würde es gerade passieren - im Gegensatz zur Wirklichkeit. Plötzlich fragte er sich, ob sich Hitomi während einer ihrer Visionen genau so fühlte… Es war schrecklich.

Er konnte sich genau vor sich sehen, wie er vor ein paar Stunden Brief um Brief geöffnet hatte und ihm dann Ein Umschlag ins Auge gesprungen war. Er war von Merle und er fand es zu Anfang an in jeder Beziehung merkwürdig. Auch wenn sie nun wieder einmal, seit Wochen, wenn nicht Monate Fanelia für kurze Zeit verließ, schien es ihm doch sehr sonderbar. Es war einfach nicht die Art des Katzenmädchens. Merle schrieb normalerweise keine Briefe. Etwas musste vorgefallen sein.

Er wusste noch genau, dass er es anfänglich gar nicht richtig glauben konnte. Van musste den Inhalt darin mehrere Male überfliegen, jedes Mal schien ihm das geschriebene unrealistischer. Es wurde weder verständlicher noch interessanter, eher schockierender.

Für einige Minuten, oder auch Stunden – Van hatte keine Ahnung, die Zeit kam ihm nur wie ein einziges, unbedeutendes Wort vor – war er wie erstarrt gewesen.

Doch dann war es ihm klar geworden. Die ganze Wahrheit. Es war kein Scherz. Über so etwas würde Merle nie Witze reißen und jäh war er sich nicht mehr sicher ober glücklich oder traurig sein sollte. Sein Wunsch war wahr geworden. Hitomi war tatsächlich wieder in Gaia. Sie war .. zurück…

Er hätte weinen können, aber der andere Teil, der so verdammt traurig war, dass Van sich zusammenriss, ließ ihn innehalten. Außerdem… verletzt.

Danach ging alles so schnell, dass er sich im Unklaren war, ob er nicht alles nur geträumt hatte. Er war sich schnell bewusst geworden, dass er nicht weiterhin hier so rumsitzen und nichts tun konnte. Das hatte er lange genug getan und es ging ihm tierisch auf die Nerven. Er hätte auf seinen Instinkt hören sollen und sich sofort auf die Suche nach ihr machen sollen. Gleich nachdem er nach Jahren - das einzige Mal - diese Lichtsäule gesehen hatte. Manchmal verfluchte er seine Pflicht als König, wie jetzt auch aber nur für dieses eine Mal war es ihm Scheiss egal.

Es überraschte Van selbst, wie schnell alles gegangen war. Innerhalb einer Stunde war sein Luftschiff flugbereit gewesen und dann war es auch schon gestartet. Und jetzt saß er hier.

Er konnte nicht sagen wie sehr sein Herz schmerzte, wie viele Sorgen er sich um Hitomi machte… man konnte es einfach nicht in Worte fassen.
 

War es ein Traum oder Wirklichkeit? Oder vielleicht doch eine Vision?!

Hitomi glaubte eine Vision, aber daran konnte sie nicht festhalten. Seit einiger Zeit schien sie in diesem verrückten Zustand. Nicht mehr in diesem traumlosen Zustand, sondern eher wach aber trotzdem konnte sie nicht richtig aufwachen. Sie nahm zwar ihre äußere Umgebung war und konnte auch die Gespräche um sich herum sehr gut verstehen, aber aufwachen durfte sie wohl dennoch nicht.

Auf einmal wusste sie, dass sie gerade eine Vision erlebte. Nun glaubte Hitomi es nicht nur, denn dieses Gefühl konnte ihr niemand nehmen. Sie wusste wie es war, wahrscheinlich als einzige, doch irgendwie war sie froh deswegen. Sie wäre traurig es zu missen. Es gehörte nun einfach zu ihrem Leben.

Gut konnte sich noch an die Zeit auf der Erde, ohne jegliche Visionen, erinnern. Auch als sie eines Tages plötzlich weg waren und einfach nicht mehr da gewesen waren. Sie hatte sie einfach vermisst.

Als die Vision aber unwillkürlich ihre Sicht nahm, spürte sie wieder dieses bohrende Gefühl in der Lunge. Das schmerzhafteste, was sie sich momentan vorstellen konnte. Es fiel ihr furchtbar schwer zu atmen. Hitomi riss die Augen auf, als sich endlich der graue Nebel, in diesem schwarzen Nichts, lichtete und sie endlich hinein sehen konnte. Es schockierte sie, was sie sah. Nicht wie sonst, sah sie einer ihrer Freunde oder Van – auch nicht irgendeine Szene die sie nur verwirrte und aus der sie nicht schlau wurde – Hitomi sah ihren Tod!

Im Grunde beobachtete sie sich gerade selbst, nur dass sie ganz genau wusste, dass sie in die Zukunft sah. Wie wohl jetzt in diesem Augenblick lag sie mit geschlossenen Augen auf diesem prachtvollen Bett und ahnte nicht, dass sich ihr Mörder gerade grinsend ihrem Bett näherte. Er hatte ein Messer in der Hand und Hitomi konnte sehen, dass er damit schon getötet hatte. Es sah scheußlich aus, aber noch immer zielgerecht fürs töten gefestigt. Es schauderte sie leicht und das auch noch in einer Vision. Wenn man darüber nachdachte wäre es witzig, aber ihr war in dieser Situation nicht nach lachen zumute. Jemand bedrohte sie gerade mit einem Messer – vielleicht auch erst in ein paar Stunden, den Zeitpunkt konnte sie nicht festlegen – nichtsdestotrotz konnte sie nicht aufwachen.

Der unbekannte Mann… Hitomi hielt abrupt inne. Unerwartet erkannte sie seine hässliche Fratze plötzlich wieder. Er war einer dieser Männer! Er war der letzte, der sie verfolgt hatte! Wer war er?

Sie hatte sich sein Gesicht ins Gehirn gebrannt, wie ihre Narben die für immer an ihrem Körper hafteten. Der einzige, an den sie sich partout erinnern konnte. Sie hatte das Gefühl, nein sie wusste, dass gierige Mordlust in seinen Augen loderte. Jetzt in dieser Vision und auch damals bei der Verfolgungsjagd. Aber wieso?

Was hatte sie getan, dass er sie umbringen wollte!? Sie war sich sicher, dass sie ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Etwa weil sie sich verteidigt hatte?

Das war ihr Recht. Niemand durfte ihr deswegen die Schuld geben.

Dann bekam sie wirklich Angst als sie sah wie er voller Vorfreude sein Messer erhob – direkt vor ihrer Brust – und zustach! Genau in diesem Moment riss sie hellwach die Augen auf, konnte das Messer auf sich zustechen sehen und konnte ausweichen. In letzter Sekunde, konnte Hitomi sich noch zur Seite drehen. Mit so einer Geschwindigkeit, dass sie vom Bett fiel, so dass sie nicht sah wie das Messer nun kerzengerade in der Matratze steckte. Ihr blieb nicht viel Zeit um sich auszuruhen. Hitomi sah es als ihre einmalige Chance, als der braunäugige Mann verwirrt stammelnd das Messer wieder rauszog.

Ihre Augen suchten verrucht nach ihrer Kampfausrüstung, ihrem Schwert inbegriffen und als sie es endlich fand, stand der Mann schon wieder vor ihr und grinste wieder so hämisch. Sie hatte nicht bemerkt, wie schnell er sich wieder gefunden hatte.

Jetzt, schnell! Dachte sie zähneknirschend und bemerkte wie sehr ihr sein Grinsen auf die Nerven ging.

Er hatte sein Messer eingesteckt, doch dafür lag jetzt ein gefährlicheres Schwert in seiner Linken Hand. Erneut holte er aus … und wiederum konnte Hitomi ausweichen, wenn man es denn so nennen konnte. Schnell hatte sie sich unter seinem Schlag durchgeschlängelt und war nach vorne zu ihrem eigenen Schwert gestolpert. Hitomi war dadurch, dass sie gerade erst aufgewacht war, noch etwas benommen. Sofort nahm sie aber ihre Schwertscheide, die sorgfältig mit all ihren anderen Sachen auf einem lag Tisch lag, in ihre Hände und rannte aus der Tür. Welche Gott sei Dank gleich neben an stand.

Er verfolgte sie. Das konnte sie hören und sie konnte sich verdammt nochmal in ihrem Zustand nicht verteidigen. Sie musste so schnell wie möglich jemanden finden. Jemand, der ihr helfen konnte.

Aber sie wusste nicht wo. Sie kannte sich hier einfach nicht aus. Wahrscheinlich befand sie sich irgendwo in einem Gang innerhalb des Pallas Palastes. Wenn dem so war, musste sich auch noch Allen hier befinden. Er konnte ihr ganz sicher helfen. Rennen war also die einzige Lösung. Sie musste so schnell rennen, wie es nur ging.

„Du entkommst mir nicht!“ brüllte er von hinten und sie hatte eine Heidenangst, wie nah sich seine Stimme anfühlte. Sie versuchte ihre Schritte zu beschleunigen, doch da spürte sie schon einen schneidenden Schmerz am Rücken, so dass sie ihren Schrei nicht unterdrücken konnte und auf die Knie fiel. Sie hörte ihn kichern und es überraschte wie sehr es ihr ins Mark ging. Erst jetzt bemerkte sie ihren zitternden Körper. Sie drehte ihren Kopf leicht nach hinten und sah ihm verängstigt in die Augen, dabei vergrub sie ihre Fingernägel hart in den Teppichboden.

Hitomi hatte nicht geglaubt, dass sie noch so empfinden konnte. Diese unglaubliche Angst, welche sich bald in eine Verzweiflung wandelte. Sie hatte gedacht Luca hatte sie schon genug abgestumpft.

Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und sie wünschte sich nur noch weg von hier. Er kam ihr langsam näher, mit diesem idiotischen Gesichtsausdruck und dem blutenden Schwert in der Hand. Ihrem Blut.

Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als er das Schwert an seine Lippen ansetzte und er ihr Blut ableckte.

Nein! Sie wollte nicht sterben. Auf keinen Fall.

Sie musste hart schlucken, bevor sie ihr Schwert endlich aus der Scheide zog und mit dem Schwert Ende des Ganges lief.

„W-Was?!“ hörte sie ihn stottern, aber Hitomi kümmerte sich nicht weiter darum und stürmte unbeirrt weiter. „Hey, Warte!“

Gerade als sie an einer breiten Steintreppe ankam, spürte sie seine Hand an ihrer Schulter, welche sie hinderte weiter zu laufen. Sie versuchte sich zu wehren und seine Hand weg zu schieben, doch es brachte nichts. Dann wie automatisch holte Hitomi mit ihrem Schwert aus und spürte wie sie weiches Fleisch traf. Er schrie, fluchte und währenddessen ließ er sie los. Sie versuchte die Treppe runter zu hasten, aber da ging es plötzlich so schnell. Sie stolperte und fiel. Hitomi konnte nur noch sein vor Wut verzerrtes Gesicht sehen, bevor sie hart aufschlug.
 

Als Van wieder die Augen aufschlug, wusste er, dass sich nichts geändert hatte – zumindest nicht im oberflächlichen Sinne. Wenn ein völlig Fremder ihn beobachtet hätte, würde er wohl kaum glauben, dass er König eines Landes war. Van wusste ohne sich im Spiegel ansehen zu müssen, dass er einfach nur zu bemitleiden war. So fühlte er sich zumindest und so sah er mit absoluter Sicherheit wohl aus. Er war mit den Nerven am Ende und es wurde nicht besser. Wenigstens war er nun besser dran als vor ein paar Stunden. Nun saß die Majestät in irgendeiner Kutsche, welche ihn in den Palast Pallas bringen sollte und das brachte ihn Hitomi schon näher, so hoffte er.

Seine Vorfreude daran wurde stark getrübt, da sich seine Stimmung seit dem Erhalt des Briefes um Welten verschlechtert hatte und dort war ja schon nicht mehr Friede, Freude, Eierkuchen gewesen. Er sah aus dem kleinen Seitenfenster. Dank dem Regen, befand sich fast keiner mehr auf den Straßen Pallas und so war es auch kein Problem ohne Zwischenfälle durch die Straßen zu galoppieren.

Wohl ein Platzregen. Vielleicht hatte ihn der Himmel geschickt. Damit er keine Zeit mehr verlor Hitomi zu treffen. „Majestät?!“ verschreckte ihn eine tiefe Stimme, welche gleich ihm gegenüber saß. „Können sie mir nicht endlich verraten, wieso wir so schnell abreisen mussten…?“

„Sie mussten gar nichts. Das haben sie ganz allein für sich entschieden, “ unterbrach ihn Van harsch. Der andere schloss innerlich stöhnend seine dunklen Iris. „ Nun, das mag wohl stimmen Hoheit, dennoch mache ich mir große Sorgen. So etwas dürfen sie sich aus einer Laune aus nicht bestimmen… Sie sind König…“

„Ganz genau, ich bin König Fanelias. Nun genau genommen kann ich tun und lassen, was ich will, aber ich habe mich zurückgenommen. Nur für dieses eine Mal möchte ich meinem Wunsch nachkommen und das Königreich unter ihrer Aufsicht lassen, also deswegen frage ich sie jetzt, wieso sind sie um Himmels Willen mitgekommen? Sollte es nicht ihre Aufgabe sein, während meiner Abwesenheit für alles andere zu Sorgen?“ sagte Van mit fester Stimme und sah den Minister streng an.

Dieser zuckte für einen kurzen Moment zusammen, doch Van bemerkte es sofort. Er wusste was für eine Wirkung er auf andere hatte, wenn er erstmals wütend geworden war.

„E-Es tut mir Leid, Majestät, aber sie waren so schnell flugbereit, dass ich sie noch nicht einmal fragen konnte, wohin sie überhaupt wollen. Ich hatte Angst, dass sie…“

„Dass ich verschwinden könnte, Demetrios?“ Van war wütend und bestürzt. Hielt man so wenig von ihm?

„N-Nein, natürlich nicht, aber hören sie Van… können sie mir versichern, dass sie niemals daran gedacht hätten?“ Van sagte nichts.

„Sehen sie. Ich kannte ihren Vater Van. Auch er hatte es sehr schwer, bevor er ihre Mutter Varie traf. Wen Ich verspreche ihnen, wenn sie erstmals jemanden wie sie getroffen haben, wird alles besser.“ Demetrios sah ihm mitfühlend in die dunkel rot-braunen Augen.

Van blieb noch immer stumm und sah nach draußen. „Ich glaube, ich habe sie bereits getroffen.“

„Wie?“ Für eine Zeit lang sagte niemand etwas und Van sah einfach nur auf die Regentropfen, die leise an das Glas klatschten.

„Sie kennen Hitomi sicher noch. Sie ist das Mädchen vom Mond der Illusionen, doch gerade scheint sie sich bei Königin Millerna in höchster Lebensgefahr zu schweben.“

Demetrios riss geschockt die Augen auf und dann schien er plötzlich um Jahre gealtert.

Jetzt lächelte er, gerade als der Wagen stehen blieb. „Kümmern sie sich nicht um ihre Pflichten, weder um die Menschen noch das Land. Ich werde mich um alles in ihrem Namen kümmern und währenddessen bleiben sie hier. So lange, wie sie die Zeit benötigen.“ Diesmal war Van überrascht.

„A-Aber ich kann sie doch nicht alles machen lassen“, wollte er sich rechtfertigen.

„Genau, das wirst du tun, Van. Das schuldest du dir, wenigstens dir. Ich schäme mich, wie wenig ich mitbekommen habe, aber nun möchte ich dir helfen.“ Dann öffnete er die kleine Tür und bedeutete dem König somit endlich auszusteigen. Van lächelte seinem alten Freund und Berater noch ein letztes Mal zu, bevor er absprang. „Danke, Demetrios.“
 

Van sah der Kutsche nach, als sie ohne ihn wieder um die nächste Ecke verschwand. Trotz der unglaublichen Anspannung, die in ihm herrschte, fühlte er zum ersten Mal wieder ein Gefühl der Freude in ihm. Er war frei, nur für Tage, oder ein paar Wochen, aber nun standen ihm keine Verpflichtungen, doch die Freude wurde durch den Gedanken an Hitomi sofort zerschmettert. „Vaaaaannn…?!“hörte er laut seinen Namen Rufen und er wusste es konnte nur jemand sein, die ihn so rief. Kaum hatte er sich zu ihr umgedreht, hatte er schon eine aufgelöste Merle an seinem Hals. „Van, endlich, endlich … bist du da!“

Leicht strich er mit der Hand über ihr Haar und versuchte sie zu beruhigen.

„Ich wusste, dass du alles Stehen und liegen lassen würdest, du bist endlich da, Van!“ Langsam löste sie sich von ihm, hatte aber ein einmaliges Lächeln auf ihrem Gesicht und es linderte seine Furcht um Hitomi’s Tod ein wenig. Er konnte kaum glauben, dass er überhaupt an so was dachte.

„Merle“, sagte er. „Wie geht es ihr?“ Sie zögerte für einen Moment, hatte aber noch immer das Lächeln auf ihren Lippen, so dass er stark zweifelte ob es wirklich schlechte Neuigkeiten gab.

„Millerna sagt sie wird bald wieder auf den Beinen sein.“ Er schien die Information nicht gleich aufzunehmen. Seine Gedanken drehten sich und Merle’s einzelner Satz spukte in seinem Kopf, trotzdem schien er es gar nicht richtig zu realisieren.

„Van?“ Sprach sie zu ihm. „Hast du nicht gehört, Hitomi wird es wieder besser gehen.“ Er reagierte nicht und langsam machte sie sich ernsthaft Sorgen. Zudem er ziemlich blass aussah. „Van?“

Plötzlich wurde sie harsch an den Schulter gepackt und kurz schrie sie auf. „Hitomi geht es gut! Merle, du machst mir auch nichts vor?! Bitte sag mir, dass es ihr wirklich wieder besser geht…“ Sie musste leise kichern. Ja, sie hatte ihn vermisst und zum ersten Mal seit Jahren, verstand sie erst wie weit seine Gefühle für sie gingen. „Ja, Van. Im Moment schläft sie noch, aber wenn du willst können wir zu ihr, vielleicht ist sie jetzt auch schon aufgewacht.“ Sie nahm ohne Widerworte seine Hand und zog ihn hinter sich her ins Königshaus. Er ließ sich einfach ziehen, wusste nicht, was er sonst noch erwidern könnte.

Jäh spürte er wie eine riesen Anspannung, die ihn seit Stunden beherrschte, endlich von ihm wich. Er wusste, dass erst jetzt sein Unterbewusstsein überhaupt wahrgenommen hatte, dass Hitomi bald wieder auf den Beinen war. Doch jetzt konnte er es nicht mehr erwarten sie endlich zu sehen, nach endlosen 6 Jahren - vielleicht würde sie noch schlafen, aber das war egal. Van durfte sie endlich wieder sehen. Er musste ehrlich zugeben, dass er nicht mehr daran geglaubt hatte, aber nun sollte es wahr werden. In wenigen Minuten würde er sie sehen. Sein Ein und Alles.

Kurz fragte er sich, wie sehr sie sich wohl verändert hatte, aber dann wurde ihm klar; das war doch egal. Sie würde so oder so wunderschön sein. Sein Herz schlug wie verrückt und langsam spürte er auch wie sein Magen vor Aufregung rebellierte. Er drückte Merle’s Hand um sich erstens selbst davon zu überzeugen, dass er all das nicht träumte und zweitens, dass er seinen Verstand nicht verlor und einfach ohnmächtig wurde. Merle schaute kurz zurück, lächelte dann aber als sie ihn so sah.

Sie konnte es nicht glauben. Vorhin schien er noch leichenblass, doch jetzt wo er wusste, dass Hitomi nicht sterben würde und er jeden Moment bei ihr sein konnte, schien er innerlich zu strahlen. Er lächelte nicht, aber Merle wusste, dass er so glücklich war als könnte er Luftsprünge machen.

Sie wusste es, dass einzige was seine kranke, geschundene Seele benötigte war Hitomi, das war alles.

Das Katzenmädchen blieb stehen als sie sah, wie ihnen Millerna und Ritter Allen entgegenkam. „Allen, Millerna! Seht mal wer hier ist! Was hab ich euch gesagt!“ Merle grinste selbstüberlegen.

Van versuchte seine Worte, die ihm im Hals stecken blieben, für sich zu behalten.

„Van!“ rief Millerna überrascht.

„Es ist schön dich zu sehen“, ergänzte Allen mit einem höflichen Nicken. Allen war ebenso wie Millerna überrascht. Er hatte nicht gedacht ihn so bald hier zu sehen. Er hatte gewusst, dass es schnell gehen würde, aber so schnell?!

Aber anderseits freute er sich, dass es Hitomi nun besser als in den anderen Tagen ging. Er wollte Van diesen Anblick wirklich ersparen. In den letzten Tagen hatte sie wirklich schlimm ausgesehen und nicht nur einmal hatte er Angst gehabt.

„Ebenso“, sagte auch Van, versuchte schnell zur Sache kommen und die ganze Begrüßung, nicht allzu höflich gestalten zu lassen. So dauerte es nicht lange und die Gruppe ging des Weges weiter, obwohl sie nun wenige Personen mehr waren. Schweigen herrschte eine Zeitlang zwischen allen und sogar die aufgedrehte Merle ließ alle in Ruhe.

Gerade als sie einen engen Gang entlang liefen, ertönte ein markerschütternder, hoher Schrei. Sofort blieben alle stehen. Hitomi!, durchzuckte es ihn in Gedanken.

„W-Wer war das?“ schrie Merle aufgewühlt. Das konnte einfach kein Scherz gewesen sein.

Die anderen schauten verwirrt umher, doch wie sollte man sich auch hier verstecken?! Es musste ein Stock höher gewesen sein und Van wurde das Gefühl nicht los, das es Hitomi’s Schrei gewesen war. Augenblicklich als er nach vorne stürmen wollte und dem Schrei auf den Grund gehen wollte, spürte er ein eisiges Gefühl, dass nicht ihm zu gehören schien. Hitomi!

Etwas, was er seit einem Jahr vermisst hatte. Sie schien Angst zu haben. Fürchterliche Angst, das ihn schaudern ließ. Nun war er sich fast vollkommen sicher, dass sie es war, die geschrien hatte und dann rannte er schon, kaum das er sich dem bewusst war. „Van!“ hörte er Merle hinter ihm rufen, doch es kümmerte ihn nicht und er nahm an, dass sie ihm folgten.

Nach weniger als einer Minute, sah er eine riesige Treppe, die in den nächsten Stock führte, aber gerade als er diese hoch steigen wollte, blieb er wie erstarrt stehen. Van war sich jetzt nicht mehr sicher, ob er seinen eigenen Augen trauen konnte. Es zerriss ihm beinahe das Herz.

Endlich sah er sie, aber unter diesen Umständen, fragte er sich wirklich, ob es nicht besser wäre alles nur zu träumen. Sie lag auf einem Treppenabsatz im oberen Berreich und irgendwie wusste er einfach, dass sie es war. Außerdem schien das Gefühl nur noch tausend Mal stärker. Ein bösartiger Mann beugte sich über sie und hatte ein blutverschmiertes Schwert in der Hand. Van hatte eine Ahnung, dass er nicht guter Natur war. Plötzlich grinste er und hob das Schwert an. „Hitomi!“ schrie er ihren Namen, ohne darüber nachzudenken. Wie sollte er sie bloß retten?!
 

Als Hitomi beim erst besten Treppenabsatz endlich liegen blieb, konnte sie sich nicht bewegen – noch aufstehen! Wie denn auch! Ihr ganzer Körper schmerzte, jetzt noch mehr als zuvor und das spürte sie an ihrem Rücken am besten.

Sie schlug sich für ihre Dummheit innerlich selbst. Wieso musste sie in solchen misslichen Situationen auch so tollpatschig sein! Typisch Hitomi, würde Yukari sagen.

Da gab sie ihr wohl ungern Recht.

Dann hörte sie Schritte, wohl von dem, wofür sie ihre neuste Wunde hatte. Hitomi versuchte langsam ihren Blick zu heben und Überraschung… sie lag richtig. Nicht gut. Er schien wütender als vorhin. War wohl ihre Schuld, denn jetzt sah sie wie er die Wunde an seiner Seite hielt, die sie ihm wohl ausversehen zugebracht hatte. Jetzt stand er genau über ihr und grinste wieder. Konnte er eigentlich je aufhören zu grinsen?! Hatte ihm nie jemand gesagt, wie nervig das war? Wohl nicht. Sie sollte es versuchen.

Als sie ihren Mund öffnete und ihm endlich die Meinung geigen wollte, kamen die wenigen Worte einfach nicht über ihre Lippen. Sie blieben ihr im Hals stecken. Hitomi hatte keine Ahnung wieso.

Langsam beugte er sich zu ihr herab und sah ihr kalt in die Augen. Er wäre fähig sie durch einen Schlag völlig außer Gefecht zu setzen und er wäre nicht feige es durch einen Stich ins Herz zu tun, das war ihr bewusst. Er zog sein Schwert in ihr Sichtfeld, so dass sie es gut erkennen konnte. „Siehst du das?“ flüsterte er leise. „Durch dieses Schwert wirst du endgültig verrotten. Es gehörte meinem besten Freund, dem der du deins hinterrücks in den Rücken gestochen hast! Es hat ihn getötet, wusstest du das?! Jetzt wirst auch du sterben! Verabschiede dich schon mal von allen die du liebst!“ Dann sah Hitomi wie er es senkrecht hielt und die Spitze genau auf ihren Brustkorb zeigte. Merkwürdigerweise fühlte sie keine Angst, die sie in diesem Moment wohl empfinden sollte, jedenfalls nicht die Todesangst, eine andere Angst. Sie fürchtete Van nie wieder zu sehen. Das war alles. Sie fürchtete sich davor nie wieder sein Gesicht zu sehen und ihm zu sagen, was sie für ihn empfand.

Sie war doch so weit gekommen, wieso war sie jetzt so schwach und konnte diesen einen Kerl nicht bezwingen?!

Dann genau auf diese Sekunde, ließ er das Schwert hinabsausen – und auf die gleiche Sekunde hörte sie seine Stimme, er rief nach ihr und dann zwang sie sich plötzlich nicht so leicht aufzugeben. Der Mann schien plötzlich ein wenig verwirrt, dass konnte sie sich einfach nicht zusammenreimen aber es gab ihr Zeit. Ihr Schwert, das immer noch in ihrer Hand lag, hob sich und die Spitze fiel genau auf die Schwertkante. Wie auch sie, war er auch überrascht.

Alles weitere was geschah, ging zu schnell um es wirklich ausführlich zu erklären.

Sie versuchte mit ihrem sein Schwert wegzuschlagen. Es gelang ihr, obwohl sie sich nicht sicher war, wie. Dann wollte sie einfach nur noch irgendwie weg. Da sie nicht aufstehen konnte, blieb ihr nur eine Möglichkeit. Mit aller Kraft, die sie noch hatte, stoß sie sich vom Boden und rollte wieder die Treppe runter. War wohl besser so, auch wenn ihre Schmerzen nun verschlimmert wurden, denn als sie auf einem weiteren Treppenabsatz wieder liegen blieb sah sie, wie sein Schwert nun im Boden steckte. Er war wohl wütend, stinkwütend. Das konnte sie sogar unter ihrem verschwommenen Sichtfeld erfassen. Er rannte runter, hatte sein Schwert in der Hand, bereit zu töten und dann als er eigentlich gleich neben ihr stand, wurde sein Schlag von jemanden anderen abgeblockt, doch nicht von ihrem Schwert. Also von wem?

Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, wahrscheinlich müsste sie ihres nur ein wenig heben, aber dafür reichte ihr nicht die Kraft. Hitomi sah nur Beine und nach einer Sekunde kam noch ein weiteres Paar dazu.

Nach einer Weile - sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war- kniete sich jemand neben sie. Noch immer fragte sie sich wer es wohl war. Allen?

Das konnte gut sein, immerhin wäre es ihm ein leichtes so einen Schwertkämpfer zu besiegen, außerdem war er gerade im Haus. Etwas in ihr, weigerte sich aber diesen Unbekannten als Allen zu identifizieren. „Hitomi?“ fragte die Stimme des Unbekannten leise, so dass sie sich ziemlich sicher war, dass nur sie ihn hören konnte. Seltsam, für sie klang die Stimme einladend, warm und sanft. „Geht es dir gut?“

Aha, das bedeutete er kannte sie und sie hatte ihn schon mal getroffen.

Er strich ihr leicht übers Haar, bevor er sich über sie beugte und sie ihm endlich in die Augen sehen konnte.

Sie konnte nicht sagen, ob sie wirklich überrascht war. Sie konnte einfach nicht sagen, was sie gerade fühlte. Vielleicht Leere?

Sie wusste es nicht, und doch erkannte Hitomi, dass sie so unscheinbar glücklich wie schon sehr lange nicht mehr war. „Van…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Engelslady
2013-12-03T07:02:51+00:00 03.12.2013 08:02
Hab nun auch mal Zeit gefunden deine Geschichte zu Kommentieren. Du schreibst sehr gut.Jedes Kapitel ist spannend.Ich hoffe du schreibst bald weiter.
Lg Engelslady


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