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Chroniken der Ewigkeit - 零~月蝕 (Tsukihami)

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hab leider zur Zeit sehr viel zu tun, deswegen hatte ich nicht mehr genügend Zeit um alles zu korrigieren... sorry für eventuelle Fehler ^^'

Wünsche euch trotzdem Spaß beim lesen! Komplett anzeigen

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Juu roku

Ein gigantischer Wald erstreckte sich über der ganzen Insel und umgab das Dorf, welches sich in der Mitte der Insel befand. Es gab viele kleine Wege die durch den Wald führten, doch welcher sie zu dem besagten Dorf brachte, war unmöglich zu sagen. Die ehemaligen Bewohner dieses Dorfes kannten sicherlich all diese Wege in und auswendig, denn es waren schließlich auch Wege, die sie zum Tempel der Insel führten oder zum Friedhof, der sich auch weit entfernter vom Dorf befand. Zumindest sagte ihr das die alte Karte der Insel, welche sie von Lian in die Hand gedrückt bekommen hatte. Die Karte war schon ziemlich alt, aber man konnte sie noch lesen und alles war fein säuberlich markiert und beschriftet. Jemand hatte sich viel Mühe mit dieser Karte gemacht. "Woher hast du so eine Karte her? Sie sieht aus als sei sie...", fragte Xiao, brach ihren Satz jedoch ab und blickte in ein Schmunzelndes Gesicht des Chinesen. "Aus dem Archiv der Stadt. Ich bin Polizist, schon vergessen?", erinnerte er sie an eine Tatsache, die ihr tatsächlich ab und zu entfiel. "Du verhältst dich nicht gerade wie ein Polizist, weißt du?", meinte sie und konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, als sie seinen fast schon beleidigten Gesichtsausdruck sah. "Trotzdem, Danke. Die Karte wird uns sehr hilfreich sein.", sagte Xiao und steckte die Karte vorsichtig in ihre Tasche.

 

"Ich denke dieser Weg dort vorne müsste uns in das Dorf führen.", meinte die Chinesin und deutete mit ihrem Zeigefinger auf einen kleinen Pfad, der nur wenige Meter von ihnen entfernt war und in den Wald führte. "Du denkst?", merkte Lian an, als Xiao und Jin bereits sich in Bewegung setzten und er ihnen mit einem skeptischen Blick folgte. "Na versuch du doch diese uralte Karte besser zu lesen und sag mir ob dies der richtige Weg ist.", gab sie ein wenig eingeschnappt von sich, ehe sie ihm die Karte reichte, aber ihren Weg trotzdem unbeirrt weiter ging. Seufzend betrachtete Lian die Karte genauer und musste feststellen, dass auch er die kleinen Linien, die mittlerweile kaum noch sichtbar waren, nur schwach erkennen konnte. Das Papier war sehr alt und dadurch war die Tinte in keinem all zu guten Zustand mehr. Einige Linien konnten ebenso ein Fluss sein oder vielleicht auch gar nichts weiter bedeuten... er gab sich geschlagen, auch er konnte die Karte keinen Deut besser lesen. Sie mussten wohl oder übel ihrer Interpretation vertrauen. "Okay, ich gebe zu, ich würde auch diesen Weg vorschlagen... dann führe uns mal in das Dorf, du scheinst alte Karten besser lesen zu können als ich dachte.", sagte Lian und gab ihr die Karte zurück. "Danke für dein Vertrauen.", gab sie daraufhin mit einem sarkastischen Unterton in ihrer Stimme wieder und steckte die Karte zurück in ihre Tasche. "Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt, ich mache nur Spaß.", versuchte er sie wieder aufzumuntern, erntete allerdings lediglich einen finsteren Blick von ihr. "Mir ist nicht nach Spaß zu Mute Lian.", kam es ernst von ihr, ehe sie ihren Kopf wieder nach vorne drehte und langsam den Weg weiter ging. Jin ging schweigend neben ihr her, hatte still ihrem Gespräch zugehört. Es war ungewöhnlich, dass Xiao so angespannt war, aber wenn man ihre Situation betrachtete, konnte er ihre Stimmung durchaus verstehen. Trotzdem wünschte er sich das all dies bald für sie vorbei war und sie endlich wieder unbeschwert lächeln konnte. Es reichte doch schon dass sein Leben von Leid und Hass geprägt war, sie sollte so etwas nicht auch noch durchleben müssen. "Ok, ok, ich hab es verstanden...", murmelte der Chinese und trottete hinter den beiden her.

 

Eine ganze Weile schwiegen die drei, folgten dem kleinen uneben Pfad durch den dichten Wald, während Xiao ab und an auf die Karte blickte. "Hast du eigentlich einen Plan?", kam es nach einer weiteren Zeit des Schweigens von Lian. Xiao blickte kurz hinter sich und sah den Chinesen direkt an, bevor sie wieder nach vorne blickte und ihm antwortete. "Wir müssen zum Tempel, dort hat alles begonnen.", erklärte sie ihm. "Und woher weißt du das?", entwich es Lian sofort. "Ich hatte einen sehr realen Traum.", kam es zögerlich von der jungen Chinesin. "Okay, gut... aber woher willst du wissen, dass es nicht nur ein Traum war?", sprach Lian nachdenklich weiter. Stille. Es dauerte einen Moment, bis er Xiao's Stimme wieder vernahm. "Ich weiß es.", waren ihre Worte ernst und mit einer Stärke, die ihm jeglichen Zweifel nahm. Sie wusste es. Woher und wieso würde sie ihm nicht sagen, das war in Ordnung und vielleicht auch besser so. Er wollte sie mit seinen Fragen keinesfalls quälen, er wollte das alles verstehen und etwas Einsicht in die Dinge zu bekommen, konnte nicht verkehrt sein, wenn er ihnen helfen wollte, aber er merkte, wie ihr dieses Thema nicht gut bekam, also schwieg er wieder und beließ es dabei.

 

Diese Insel war größer als sie von der Fähre aus ausgesehen hat. Seit einer gefühlten Ewigkeit marschierten sie durch den Wald und es gab keinerlei Anzeichen, dass sie bald das Dorf erreichen würden. Eine Abkürzung zum Tempel gab es laut Karte nicht. Die meisten Wege waren verschüttet, wohlmöglich durch Unwetter. Es gab schließlich niemanden mehr der sich um diese Insel kümmerte, so gab es wenige Schilder, die kaum noch zu lesen waren und Wege die alles andere als sicher waren. Die Luft war Feucht und der Boden Nass, es musste erst vor kurzem hier sehr stark geregnet haben, das würde auch den Nebel erklären, den sie vorhin gesehen hatten. Da der Himmel immer noch grau, zugezogen war, konnte man die Sonne nicht sehen, es hätte ebenso Abend sein können und das machte es noch schwieriger einzuschätzen, wie lange sie nun schon unterwegs waren. Lian blickte auf seine Armbanduhr am Handgelenk, doch mit einem frustrierten Seufzen stellte er fest, das diese stehen geblieben war. "Auch das noch...", murmelte er. "Was ist?", fragte Xiao. "Meine Uhr... sie ist stehen geblieben. Seltsamerweise um kurz vor 11 Uhr.", meinte Lian worauf die junge Chinesin stehen blieb und ohne etwas zu sagen, drehte sie sich zu ihm um, kam auf ihn zu und packte seinen Arm um auf seine Armbanduhr zu blicken. Ihre Augen weiteten sich geschockt. "Das muss der Zeitpunkt sein als wir die Insel erreicht haben...", sprach sie nachdenklich und ließ seinen Arm wieder los. Ihre Augen wanderten über den Boden, abwesend und nachdenklich zugleich, bis sie sich plötzlich Jin zuwandte, der ebenfalls stehen geblieben war, und auf ihn zu ging. Ohne Worte öffnete sie den Seesack ein Stück, den Jin über seine Schulter gehievt hatte und durchsuchte diesen. Xiao zog ihr Handy heraus, entsperrte es und sah auf die Symbole. "Kein Netz. Die Uhrzeit scheint aber zu funktionieren.", erklärte sie worauf Lians Augen sich verengten. "Wie spät ist es?", fragte er. "19 Uhr...", kam es leise und zögernd von Xiao, die nun irritiert den Chinesen anblickte. "19 Uhr?!", wiederholte dieser überrascht. "Das kann nicht sein! Wir sind niemals 8 Stunden unterwegs!", kam es ungläubig von ihm, ehe er ihr Handy nahm um selbst auf die Uhrzeit zu blicken. Tatsächlich. 19:03 Uhr.

 

Lian starrte auf ihr Handy, glaubte nicht, was er sah. Wie konnte das sein? Er wüsste wenn er so lange gelaufen wäre... hätte er nicht längst Hunger und Durst? Er besaß viel Ausdauer, aber nach 8 Stunden würden selbst seine Füße sich bemerkbar machen. Nichts. Er fühlte rein gar nichts. "Das ist nicht möglich...", murmelte er, blickte jedoch auf, als Xiao ihm ihr Handy wieder weg nahm. "Ich schätze die Uhrzeit ist nicht richtig... vielleicht wird sie durch irgendetwas beeinflusst? Laut Karte und meinem Gefühl müssten wir erst etwa 2 Stunden unterwegs sein.", meinte die junge Chinesin und steckte ihr Handy zurück in den Seesack. "Ja, wahrscheinlich hast du Recht.", kam es dann etwas beruhigter von Lian. "Die Uhrzeit ist richtig.", erklang Jins Stimme worauf ihn zwei überraschte Gesichter anblickten. "W-was? Hast du jetzt den Verstand verloren?", entwich es Lian. Gleichgültig und kühl sah Jin dem Chinesen entgegen. "Lian!", protestierte Xiao, die ihn böse anfunkelte. Lian hingegen ignorierte die Chinesin vollkommen, seine Aufmerksamkeit galt dem Japaner. Er musste sich irren, es war unmöglich. "Seit wir hier sind, hat es nicht geregnet und trotzdem ist es mit der Zeit wesentlich kühler geworden. Die Jahreszeit und das Wetter berücksichtigt, kann die Temperatur unmöglich so schnell abfallen. Die Sonne ist durch den bewölkten Himmel nicht zu erkennen, aber sieh dir den Himmel mal genauer an.", forderte er ihn auf. Irritiert über Jins Worte blickte Lian nach oben in den Himmel, drehte sich, bis er einen Schein hinter einer Wolke entdeckte. Langsam zog die dunkle Wolke weiter und enthüllte das Verborgene. Schockiert starrte der Chinese den noch schwach schimmernden Mond an, der gerade aufging. "Wie?", war alles was Lian sagen konnte. "Die Zeit funktioniert hier anders. Für uns sind es 2 Stunden... unsere Körper sind der Beweis. Trotzdem sind laut Natur 8 Stunden vergangen.", sprach Jin weiter. "Aber wie kann das sein?", kam es von Lian dem man deutlich die Überforderung dessen ansah. "Mit Logik wirst du hier nicht weit kommen. Du musst die Regeln dieser Welt verstehen, nur so kannst du überleben.", waren Jins Worte, ein gut gemeinter Rat und das obwohl ihm Lians Verhalten tierisch auf die Nerven ging. Er drehte sich um, wandte sich von Lian ab und ging weiter ohne auf eine Antwort von ihm zu warten. Lian sah Jin noch einen Moment verwirrt nach, wusste nicht was er davon halten sollte und fühlte sich ein wenig verloren. Er hatte gewusst worauf er sich da einließ, zumindest hatte er das gedacht, mittlerweile war er sich da nicht mehr so sicher. Es war nicht so, dass er Jin nicht glaubte, auch er kannte einige Legenden in denen seiner Meinung nach ein Fünkchen Wahrheit lag, aber er war auch Polizist und er glaubte an Fakten, knallharte Logik und nichts Übersinnliches. Trotzdem hatte er Lei sofort geglaubt, als er ihm die Geschichte der jungen Chinesin erzählt hatte, aber das lag eher an Lei persönlich, er vertraute ihm wie keinen anderen. Es musste also an all den Geister Geschichten etwas dran sein, so viel hatte verstanden, aber das bedeutete nicht, das er mit allem klar kam. Geister okay. Aber das was hier vor sich ging, war weitaus mehr und überforderte nun doch ein wenig den jungen Polizisten.

 

"Bist du in Ordnung?", fragte Xiao vorsichtig und sah ihn besorgt an. Seufzend nickte er zögerlich. "Geht schon... ich frage mich nur... wie kommst du damit klar?". Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihre Lippen. "Weißt du... in den letzten Tagen habe ich mehr solcher Sachen erlebt, als mir lieb ist. Und man könnte sagen durch meinen Großvater bin ich mit diesen Geschichten aufgewachsen. Sie selbst zu erleben, ist nochmal etwas anderes, aber ich denke, ich hatte schon immer eine Verbindung zu dieser Welt.", erklärte sie ihm und ging daraufhin ein paar Schritte in die Richtung in die Jin unterwegs war. "Das wichtigste ist, nicht auf Logik zu beharren... Wenn du Jins Rat beherzigst, sollte es dir leichter fallen.", sprach sie weiter und wartete darauf, dass er ihr folgte. Genervt verzog Lian sein Gesicht. Er schien nicht gerade begeistert über die Erwähnung des Japaners zu sein. "Er wollte dir mit dem Rat nur helfen.", versuchte sie dem Chinesen begreiflich zu machen. "Klar...", gab er jedoch ironisch von sich. "Was ist eigentlich dein Problem?!", kam es nun etwas wütender von Xiao, die ihre Arme in die Seiten stemmte. "Mein Problem?", wiederholte er angepisst. "Ich denke er hat mit mir ein Problem.". Die junge Chinesin zog irritiert und immer noch wütend ihre Augenbrauen zusammen. "Jin ist nicht der Typ der ohne Grund jemanden nicht leiden kann.", stellte Xiao klar. "Vielleicht liegt es daran, dass du ihn immer provozierst?", meinte sie säuerlich. Sie hatte sehr wohl mitbekommen, wie Lian mit Absicht Dinge tat, die Jin wütend machten, doch hielt sie es bis jetzt für eine Neckerei zwischen Jungs, so ähnlich wie Hwoarang und Jin zu einander standen. Aber seit ihrer Ankunft am Hafen, war Lian anders als in den letzten Tagen, irgendwie angespannter. "Es ist Spaß, aber er scheint so etwas nicht zu kennen. Ich glaube eher, dass er immer noch denkt, dass ich etwas von dir will, obwohl ich ihm gesagt habe wie ich zu dir stehe.", erklärte er seine Sicht der Dinge und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust. Zu Erst sah sie Lian überrascht an, sie hatte nicht geahnt, das die beiden über sie gesprochen hatten und schon gar nicht in dieser Richtung. "Und was hast du ihm gesagt?", fragte sie nun neugierig. Grinsend ging er auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen und beugte sich schließlich zu ihr herunter zu ihrem Ohr. "Das wüsstest du wohl gerne?", hauchte er in ihr Ohr wurde allerdings sofort von der Chinesin zurück geschuppst. Braune Augen blitzten ihm entgegen. "Hör auf damit. Was auch immer du Jin gesagt hast, es ist mir egal. Er würde mich wohl kaum mit dir hier lassen, wenn er denken würde, dass du etwas von mir willst. Ich verstehe nicht warum du dich auf einmal so verhältst. Irgendetwas scheint dich zu beschäftigen, zumindest wirkst du angespannter als sonst, aber das rechtfertigt nicht dein Verhalten! Ich habe dich gewarnt, wenn du mitkommst, dann hältst du dich an unsere Regeln. Ich mag dich wie einen Bruder Lian und ich will nicht das dir etwas passiert, also reiß dich endlich zusammen.". Das hatte gesessen. Wütend drehte die junge Chinesin sich um und marschierte mit schnellen Schritten in Richtung Jin, der langsam den Weg weiter gegangen war und in der Entfernung noch zu sehen war. Verblüfft über Xiao's Standpauke, sah er ihr hinterher, ehe er sich wieder fing und seufzend ihr folgte. "Wieso musst du ihr nur so verdammt ähnlich sein...", sprach er leise zu sich selbst, bevor er sein Tempo erhöhte und mit wenigen Schritten zu den beiden aufgeschlossen hatte.

 

Die Zeit verging, vom Gefühl her musste es ungefähr eine Stunde gewesen sein die sie weiter dem Weg folgten, bis sie endlich von weiten einen Ausgang erkennen konnten. Hoffentlich war es nicht nur eine Lichtung, sondern das Dorf nachdem sie suchten. Xiao blickte noch einmal auf die Karte, verglich die Zeichnung mit der Biegung des Weges und steckte die Karte wieder zurück. "Es muss das Dorf sein.", sprach sie leise und beschleunigte ihr Tempo, sie musste wissen ob sie Recht hatte. "Hey sei vorsichtig!", hörte sie Lian hinter sich rufen, jedoch ignorierte sie ihn und lief jetzt sogar auf den Ausgang zu. "Dieses Mädchen...", grummelte der Chinese und folgte ihr mit Jin, der auffällig still war. Lian fragte sich schon die ganze letzte Stunde, warum der Japaner so still war, das war selbst für seine Verhältnisse sehr ruhig. Er schob diesen Gedanken erst einmal beiseite, da Xiao jubelnd hin und her sprang und den beiden Männern strahlend entgegen blickte. "Es ist das Dorf! Wir haben es geschafft!", kam es fröhlich von ihr, als Lian und Jin bei ihr angekommen waren. "Ich schätze die Fähre heute Abend können wir vergessen...", gab Lian leicht frustriert von sich. "Der Weg zum Tempel wird uns sicherlich nochmal so viel Zeit kosten... denn laut Karte befindet sich der auf der andere Seite der Insel, sprich hinter dem Dorf. Trotzdem wären wir nicht anders dort hingekommen, so wie die Wege verschüttet waren...", sprach der Chinese laut seine Gedanken aus. "Dann bleiben wir heute Nacht besser hier und brechen ganz früh morgen auf.", meinte Jin. "Ja... die Wege sind nicht gerade die sichersten und Nachts durch diesen Urwald scheint mir wirklich keine gute Idee zu sein. Ich sag es ungern, aber dein Freund hat Recht.", gab Lian zu und blickte die junge Chinesin an. "Ist wohl besser...", seufzte sie und sah in Lians verwundertes Gesicht. "Was ist?", fragte sie irritiert und blinzelte ein paar Mal mit ihren Augen.

 

"Wo bleibt denn dein 'Er ist nicht mein Freund!' ?", versuchte er sie zu imitieren, scheiterte dabei aber kläglich. Xiao hingegen spürte wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und drehte sich verlegen von ihm weg. "Am besten wir suchen uns ein geeignetes Haus in dem wir übernachten können.", lenkte sie vom Thema ab. Lian wollte wie immer nur Spaß machen, aber als er ihre Reaktion erlebte, starrte er sie überrascht und fast schon schockiert an. "Das ist nicht wahr oder?", kam es von ihm. Verwundert über Lians Worte, drehte Xiao sich wieder zu ihm um, ihre Wangen waren immer noch verdächtig errötet als sie ihm mit einem fragenden Blick ansah. "Scheiße...", fluchte der Chinese. "Was?", kam es verwirrt von ihr. "Sag mir dass das nicht wahr ist. Du bist nicht mit dem zusammen!", entwich es Lian mit wütendem Blick. "Lian was soll das? Wieso regst du dich so auf?", fragte sie irritiert. Sie wusste nicht warum, aber sie spürte wie in ihr die Angst Anstieg, zu merkwürdig war sein Verhalten. Seine Augen blitzten vor Wut, Wut auf sie? Langsam trat sie einen Schritt von ihm zurück, doch bereits im nächsten Augenblick, hatte er sie an ihren Schultern gepackt. "Sag mir, dass das nicht wahr ist!", schrie er sie an, drückte ihre Schultern fest mit seinen Händen. Schockiert starrte sie ihm entgegen, der Druck seiner Hände wurde immer stärker. "Lian, es reicht. Lass sie sofort los.", kam es plötzlich mit dunkler und drohender Stimme von Jin. Der Chinese ignorierte den Befehl des Japaners, sein Blick war auf sie fixiert. "Siehst du es denn nicht? Er ist ein Monster!", presste er aus seinen vor Wut zusammen gepressten Lippen hervor. Xiao's Augen verengten sich. Woher wusste er von Jins Gen? Hatte er etwa nachgeforscht? Das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Wenn Lei ihm schon nicht vertraute, wie sollte es dann Lian, der mehr Realist als jeder andere war, den sie kannte.

 

"Er ist kein Monster.", sprach sie mit fester Stimme. Entsetzt sah Lian die junge Chinesin an, als hätte sie gesagt, sie habe ihre Seele dem Teufel verkauft. "Du weißt es? Du weißt was er ist?", fragte er obwohl er die Antwort bereits kannte. "Im Gegensatz zu dir... ja.", gab sie zu, spürte jedoch wie seine Griffe wieder fester wurden. "Lian... du tust mir weh...", entwich es ihr leise und zischend. Xiao kniff ihre Augen zusammen, machte sich bereit in der nächsten Sekunde sich mit Gewalt aus seinem Griff zu befreien, doch als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie wie Jins Faust gezielt Lians linke Wange traf. Der Druck schwand, ihre Schultern waren frei und Lian taumelte ein gutes Stück zurück, fing sich jedoch ehe er zu Boden ging. Jin hatte sich schützend vor sie gestellt und blickte den Chinesen warnend an, seine Hände waren wütend zu Fäusten geballt. Lian richtete sich auf und sah Jin ausdruckslos entgegen während in seinem Mundwinkel etwas Blut zu sehen war. "Du bist Jin Kazama, der Chef der Mishima Zaibatsu. Sohn von Kazuya Mishima.", sprach Lian nun etwas ruhiger, aber immer noch angespannt. "Was du auch von mir gehört haben willst... es ist wahr.", meinte Jin mit kühler Stimme. "Du bist kein Mensch.", entwich es dem Chinesen mit einem verachtenden Unterton in seiner Stimme. "Ich bin ein Monster, wie du sagtest.", gab Jin zu. "Nein! Das stimmt nicht, wieso sagst du so etwas? Du bist kein Monster!", mischte sich nun Xiao ein und stellte sich neben Jin, blickte zu ihm hoch und konnte beobachten wie sich seine Augen langsam veränderten. Dämonische Augen blickten nun dem Chinesen ernst entgegen. "Es ist mir egal was du über mich denkst...", fing Jin leise an zu reden. "Solltest du Xiao noch einmal weh tun... dann werde ich dir zeigen was es bedeutet Angst zu haben.". Jins Stimme war immer noch die seine, aber sie klang wesentlich dunkler und bedrohlicher als sie es jemals gehört hatte. Obwohl sie Jin so gut kannte, überkam selbst sie in diesem Moment eine Gänsehaut.

 

Lian wischte sich das Blut mit seinem Handrücken aus dem Mundwinkel und gab ein leises Zischen von sich. Sein Blick war die ganze Zeit über auf Jin fixiert, als würde er versuchen ihn zu analysieren. Jins Drohung hatte ihn wohl zurück in die Realität geholt. Für einen kurzen Moment hatte sie in Lians Augen die aufkommende Angst gesehen, denn auch er wusste, dass Jins Worte absolut ernst gemeint waren. "Ein Dämon der einen Menschen beschützt...", murmelte er und wanderte von Jins Dämonischen Augen zu braunen menschlichen Augen. "Ich hatte bei unserem ersten Treffen schon bemerkt, dass er anders ist... aber als ich heute morgen die Nachrichten gesehen habe und dann nachgeforscht habe... selbst dann hoffte ich immer noch ich würde mich mit meinem Gefühl irren.", erzählte er endlich etwas ruhiger, so dass Jin langsam die Fäuste löste. "Deswegen warst du auf einmal so angespannt?", fragte Xiao nach. "Ich habe versucht mich von meinen Gefühlen nicht leiten zu lassen, aber der Gedanke daran, dass ich Recht haben könnte und du in Gefahr bist, hat mich wahnsinnig gemacht. Xiao, du bist wie eine Schwester für mich!", erklärte der Chinese aufrichtig. Sie verstand, dass er lediglich Angst um sie gehabt hatte, aber gab ihm das den Grund für solch ein Verhalten? "Du hättest mit mir reden sollen... mit uns.", meinte Xiao. "Ja, ich habe darüber nachgedacht... aber dein indirektes Geständnis, das du mit ihm zusammen bist, hat mich etwas überrumpelt.", gab er von sich. "Das gibt dir aber nicht das Recht Jin als Monster zu beschimpfen! Du hast Geschichten gehört, Gerüchte, aber wie gut kennst du ihn wirklich, dass du so etwas behauten kannst? Du bist nicht besser als alle anderen... du bist doch ein Polizist, solltest du nicht wissen, dass es oft nicht so ist, wie es aussieht?". Es sprudelte nur so aus der jungen Chinesin heraus, sie konnte es nicht mehr hören, nicht mehr ertragen! In der Schule hörte sie dauernd Gerüchte über den Chef der Mishima Zaibatsu und wie grausam und schrecklich er doch sei. Diese Menschen kannten ihn nicht. Sie wusste, dass Jin sich verändert hatte, aber sie traute diesen Geschichten nicht, so lange sie nicht die Wahrheit persönlich von Jin gehört hatte. Sie vertraute ihm. Bedingungslos. Es würde der Tag kommen an dem sie ihre Antworten auf all ihre Fragen erhalten würde, dessen war sie sich sicher.

 

"Er nennt sich doch selbst ein Monster!", widersprach Lian ihr und holte sie aus ihrer Gedankenwelt heraus. "Er denkt von sich selbst zu schlecht...", murmelte die Chinesin. "Jin ist kein Monster, oder kennst du ein Monster, das Menschen beschützt und sich lieber selbst für sie aufopfert?", erwiderte sie und verschränkte ihre Arme dabei vor der Brust. Lians Blick wanderte zu Jin, dessen Augen mittlerweile wieder ihre gewohnte menschliche Form angenommen hatten. Der Chinese schien ernsthaft an das was er glaubte zu Zweifeln, denn immerhin hatte er schon mehrmals mit eigenen Augen gesehen, wie der Japaner Xiao beschützt hatte. Aber was wenn das nur ein Plan von ihm war? Was wenn da mehr dahinter steckte? Konnte er diesem Wesen wirklich trauen? Seufzend löste Xiao ihre Arme wieder. "Ich verlange nicht das du ihm vollkommen vertraust.", holte sie ihn aus seinen Gedanken. Zweifelnd und verwirrt darüber was er glauben und tun sollte, sah er ihr entgegen. "Du vertraust mir, oder? Dann glaube mir einfach, das Jin nicht das ist, was du glaubst und lerne ihn unvoreingenommen kennen.", machte Xiao einen Vorschlag. Lian blickte zwischen den beiden hin und her, dachte über ihre Worte nach und versuchte die richtige Entscheidung zu treffen. Seufzend schloss Jin kurz seine Augen, bevor er sie wieder öffnete und mit einem kühlen Blick zu dem Chinesen sprach. "Entscheide dich. Kämpfe an unserer Seite oder verschwinde von hier... nur steh mir nicht im Weg.".

 

Jins Worte waren hart, aber sie konnte es ihm nicht verübeln, so wie sich Lian aufgeführt hatte. Sie selbst sah sich nicht in der Lage ihn weg zu schicken, dieser Ort war sehr gefährlich und Lian allein zurücklassen war ebenso gut wie ihm den sicheren Tod zu überlassen. Zusammen weiter zu gehen, bedeutete allerdings eine potenzielle Gefahr für sie, sollte er sich gegen sie stellen. Trotzdem empfand sie es als die bessere Lösung, ihn nicht zurück zu lassen, denn sie bezweifelte, dass der Chinese wirklich dazu in der Lage wäre sie aufzuhalten oder gar eine Chance gegen Jin hätte. So wie sie Jin kannte, dachte er wohl ähnlich wie sie, ansonsten hätte er Lian nicht zur Entscheidung gedrängt, wenn es ihm so egal wäre. Lian ging ihn auf die Nerven und hatte ihn wütend gemacht, wie schon lange keiner mehr, aber der Chinese war kein schlechter Mensch, das spürte auch Jin. "Ich halte mein Versprechen gegenüber Lei und...", sein Blick wanderte zu Xiao. "Ich versuche deinen Vorschlag zu beherzigen, auch wenn es mir schwer fällt.", versicherte er ihr. Ein sanftes Lächeln überkam die junge Chinesin. "Gut.", meinte sie und sah daraufhin Jin an, der nun kommentarlos sich auf den Weg in Richtung Zentrum des Dorfes machte. "Dann komm...", sagte Xiao zu Lian und folgte mit schnellen Schritten Jin, bis sie zu ihm aufgeschlossen war. Der Chinese seufzte leise und beobachtete das ungleiche Paar einen kurzen Moment, bis er sich aufraffte und ihnen schließlich folgte.

 

"Danke.", sprach Xiao leise zu Jin, als sie langsam nebeneinander her gingen. Ihr Blick wanderte zu seinem Gesicht, immer noch sah er geradeaus, aber an seinen Augen konnte sie erkennen, dass ihn etwas beschäftigte. "Bist du okay?", fragte Jin sie leise, sah sie jedoch immer noch nicht an. "Mhm.", bejahte sie seine Frage und konnte einen Hauch von Erleichterung in seinen Zügen erkennen. "Was sagt dein Medaillon? Irgendeine Reaktion?", sprach er nun in normaler Tonlage weiter, bewusst, dass dies nun Lian auch hören konnte, der fast direkt hinter ihnen war. "Seit wir hier angekommen sind pulsiert es leicht... der Stein fühlt sich wärmer an... aber kein Anzeichen von Gefahr, sonst würde es stärker reagieren.", erklärte sie. "Das Medaillon sagt dir ob Gefahr herrscht?", kam es überraschend von dem Chinesen hinter ihnen. "Ja, so in der Art könnte man es ausdrücken. Das Medaillon reagiert allgemein sehr stark auf die andere Seite... es pulsiert und fängt an zu glühen. Je nachdem wie präsent etwas ist, reagiert das Medaillon verschieden stark. Aber wenn etwas sehr Dunkles in der Nähe ist, durch Hass und Leid geprägt, dann fühle ich dieses Ki durch das Medaillon.", versuchte sie ihm zu erklären. Lian gab ein nachdenkliches Geräusch von sich und schwieg nach der Erklärung der jungen Chinesin. Sie musste zugeben, für jemanden der kaum mit dieser Welt zu tun hatte, klang das alles ziemlich verrückt. Umso mehr war sie froh darüber, Jin an ihrer Seite zu haben, sie fühlte sich mit ihm zusammen viel stärker. Er gab ihr die Zuversicht, das alles wieder gut werden würde und das obwohl er dies mit keiner einzigen Silbe erwähnt hatte. Das brauchte er auch nicht. Er gab ihr das Gefühl durch seine pure Anwesenheit, seine kleinen Gesten zwischendurch bestätigten ihr Gefühl nur noch mehr.

 

Tief in seinen Gedanken versunken, hatte Lian fast zu spät bemerkt, dass Xiao abrupt stehen geblieben war. "Scheiße! Was ist los?", fluchte er und sah auch wie Jin stehen geblieben war und sie mit einem fragenden Blick betrachtete. "Lasst uns dieses Haus nehmen.", meinte sie und hielt währenddessen das Medaillon in ihrer Hand. "Wie kommst du jetzt darauf? Ist an diesem Haus etwas Besonderes?", gab Lian von sich und betrachtete das alte kleine Familienhaus. "Ich spüre nichts... das Medaillon pulsiert nicht, der Stein ist sogar kühl.", erklärte sie. "Das muss nichts heißen.", meinte Jin. "Ich weiß... aber bis jetzt spürte ich im ganzen Dorf eine allgegenwärtige Präsenz... wir sind sicher nirgends sicher in diesem Dorf und es ist auch nur so ein Gefühl, dass mir sagt wir nehmen besser dieses Haus, als eines der anderen.", versuchte die junge Chinesin sich zu erklären. "Gehen wir rein.", beschloss Jin kurz darauf und machte sich bereits auf den Weg. Sofort folgte Xiao ihm ohne weitere Worte, während Lian skeptisch das alte Haus musterte. "Für mich sieht keines dieser Häuser vertrauenserweckend aus.", murmelte er und folgte den beiden zögernd.

 

Das Haus war wie alle anderen Häuser in dem Dorf im alten japanischen Stil gehalten. Fast alle Häuser bestanden annährend nur aus Holz, die Fenster hatten typische Holzgitter und Reispapier zum Schutz. Im Haus selbst waren die wenigen Räume mit typischen Schiebetüren unterteilt und lediglich im Hauptraum, der etwas größer war als die anderen, gab es aus Stein eine Feuerstelle. Nachdem die drei sich vorsichtig umgesehen hatten und nichts Verdächtiges bemerkt hatten, entschlossen sie sich zurück in den Hauptraum zu gehen um dort die Nacht zu verbringen. Einer von ihnen würde immer wach bleiben und sie würden sich natürlich abwechseln, so dass alle ein wenig Schlaf bekamen. Auch wenn dieser Ort einfach nur verlassen und ruhig auf sie wirkte, so konnte es nicht schaden auf Nummer sicher zu gehen, gerade nachdem die Hinreise in das Dorf schon alles andere als normal verlaufen war. Jin betrachtete das alte morsche Holz, das sich in der Feuerstelle befand und nahm ein Stück in seine Hände. Xiao setzte sich neben Jin während Lian sich den beiden gegenüber setzte. "Heute Nacht könnte es etwas kühl werden, glaubst du wir kriegen das alte Holz zum brennen?", sprach der Chinese seine Gedanken laut aus. Jin legte das Stück Holz zurück in die Mitte zu den anderen, ehe er seinen Blick hob und Lian mit kühlen Augen entgegen sah. "Ich hab eine bessere Idee!", kam ihnen Xiao zuvor, stand auf und fing auf den Seesack zu durchwühlen. Neugierig betrachtete Lian die junge Chinesin bei ihrem Tun, während Jin sich schon denken konnte auf welche Idee sie gekommen war, immerhin hatten sie zusammen die Tasche gepackt. "Ta-da!", verkündigte sie ihren Fund und setzte sich zurück neben Jin. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, stellte sie eine kleine elektronische Campinglampe neben die Feuerstelle und drückte auf einen Knopf worauf ein helles Licht einen großen Teil des Raumes erhellte. Das Licht umfasste die komplette Feuerstelle und noch ein kleines Stück weiter, keinesfalls den kompletten Raum, aber mehr als mit einem kleinen Lagerfeuer. Zudem war es kein grelles oder unangenehmes Licht, im Gegenteil, es war eher ein gelblicher Ton, er strahlte wärme aus und fühlte sich angenehm und gemütlich an. "Wow... wo hast du das Teil denn her?", entwich es Lian überrascht und bewundernd zugleich. Grinsend sah sie dem Chinesen entgegen. "Von meinem Großvater. Er hat es mir vor einer meiner Reisen geschenkt, er meinte es könnte mir mal nützlich sein und anscheinend hatte er damit Recht.", erzählte sie freudestrahlend. "Und wie lange haben wir Licht?", stellte er die wichtigste Frage. "Das Licht wird mit der Zeit immer etwas schwächer, aber wir sollten ohne Probleme für 12 Stunden volles Licht haben.".

 

Nachdem das Licht Problem gelöst war, entschieden sich die drei erst einmal etwas zu essen, zum Glück hatten sie an genügend Proviant gedacht gehabt. Sie aßen und tranken zusammen, unterhielten sich über alltägliche Sachen. Wenn man die drei so betrachtete, könnte man denken, sie seien ganz normale Freunde auf einem Campingausflug. Jin sprach wie immer nicht viel, aber er fühlte sich keineswegs fehl am Platz, er genoss das leise Lachen der Chinesin und diese ausgeglichene Atmosphäre die zwischen ihnen entstanden war und schon fast entspannend auf ihn wirkte. Für einen Moment hatten alle drei die Mission nach hinten gestellt um sich einfach mal zu entspannen und um diese gewaltige Last die sich in den letzten Tagen immer schwerer angefühlt hatte, zu beseitigen. Es war nötig um neue Kraft zu sammeln, um bereit dafür zu sein, was auch immer auf sie wartete. Sogar Lian wirkte wieder entspannter und das obwohl Xiao gedacht hatte, das er wohlmöglich die Reise nicht überleben würde nachdem sie ihn vorhin so erlebt hatte. Nachdenklich betrachtete sie den Chinesen, sah ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen und einen Glanz in seinen Augen, der eindeutig neuer Kampfgeist symbolisierte. Sein Mund bewegte sich, aber sie konnte seine Worte nicht mehr verstehen... sie bemerkte eine Bewegung von Jin aus dem Augenwinkel, aber auch darauf konnte sie nicht mehr reagieren. Ihre Augen waren in den letzten Minuten unbemerkt immer schwerer geworden, langsam schlossen sich ihre Lieder und öffneten sich wieder ein wenig. Sie wollte nicht einschlafen! Doch der Tag hatte wohl all ihre Energie verzehrt. Sie konnte diesem Sog nicht entkommen, so sehr sie auch versuchte, sich dagegen zu wehren. Ein letztes Mal blinzelten ihre Augen auf, ehe sie komplett geschlossen waren und ihre Kopf zur Seite rutschte, an Jins Schulter. "Sieht so aus, als würde ich die Erste Schicht übernehmen.", meinte Lian und erntete von Jin einen typisch kühlen Blick mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue. Manchmal konnte Lian wirklich nervig sein und das nicht weil er die erste Schicht übernehmen würde, sondern weil dieses Grinsen auf seinen Lippen zu viel sagend war. Eigentlich hätte Jin die erste Schicht übernehmen sollen und eigentlich sprach immer noch nichts dagegen... jedoch...

 

Jins Blick wanderte nach unten auf seinen Schoss, auf den nun eine junge tief schlafende Chinesin lag, die es sich dort gemütlich gemacht hatte. Xiao's Kopf war irgendwann an seiner Schulter herunter gerutscht und sie musste wohl im Schlaf automatisch nach einem bequemeren Platz zum schlafen gesucht haben. Zärtlich strich Jin ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zur Seite, ehe er wieder Lian ansah. "Wenn du nur den leisesten Verdacht hast, das etwas merkwürdig ist oder nicht stimmt... dann weck mich.", befahl der Japaner mit ruhiger aber fester Stimme. Lians Blick wurde mir einem Mal ernst. "Das werde ich.", versicherte er ihm und war sich durchaus seiner wichtigen Aufgabe bewusst auch wenn er noch nicht genau wusste was ihn erwartete. "Noch etwas...", kam es von Jin, der nochmal seine Augen geöffnet hatte und Lian nun direkt entgegen sah. "Traue deinen Augen nicht... egal was du glaubst zu sehen oder zu hören... manchmal ist es nicht das wonach es scheint.", gab er ihm den Rat und konnte so etwas wie Irritation in Lians Augen erkennen und trotzdem schien der Chinese seine Worte ernst zu nehmen. Lian nickte. "Ich werde vorsichtig sein.", versprach er und sah dabei direkt in die Augen des Japaners, ehe dieser zufrieden seine Augen schloss und versuchte sich zu entspannen und vielleicht sogar ein wenig schlaf zu bekommen.

 

Wie konnte Xiao nur so friedlich schlafen? An so einem Ort? Kopfschüttelnd betrachtete Lian das ungleiche Paar. Jin döste im sitzen, so ruhig wie er atmete könnte er allerdings auch schlafen, ein Unterschied war nicht zu erkennen. Xiao lag mittlerweile auf dem Rücken, aber immer noch mit ihrem Kopf auf seinem Schoss wobei sie ihr Gesicht zu seinem Bauch gedreht hatte. Bis eben hatten ihre Arme locker auf ihrem Körper gelegen, doch auf einmal krallten sich ihre Hände in ihr Oberteil. Träumte sie schlecht? Die Augenbrauen des jungen Chinesen zogen sich besorgt zusammen, seinen Blick wandte er jedoch nicht von ihr ab. Ein unruhiges Grummeln entwich ihr, so dass Lian erleichtert ausatmete und sich wieder entspannte. "Sie träumt also doch nur...", meinte er leise zu sich selbst. "Lian.", erklang eine ihm sehr vertraute Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte. Verwirrt blickte er wieder zu Xiao, die immer noch in der gleichen Position da lag. Hatte sie seinen Namen gesagt? Es kam eindeutig aus ihrer Richtung, aber... das war doch nicht möglich oder? Oder sein Verstand spielte ihm einen Streich? Da kam ihm Jins Worte wieder in den Sinn... er sollte vorsichtig sein, gerade an so einem Ort wie diesem.

 

Xiao nicht aus den Augen lassend, entschied er sich sie vor erst weiter zu beobachten. Noch hatte er keinen Grund Jin zu wecken, es könnte immer noch seine Fantasie sein, sie ihm etwas vor machte. "Bruder...", erklang erneut die vertraute Stimme und diesmal kam sie eindeutig von Xiao! Lian kniff seine Augen für einen Moment zusammen, versuchte einen klaren Kopf zu behalten, aber als er seine Augen wieder öffnete blickten ihm zwei schwarze leere Augen entgegen. Sie hatte ihren Kopf in seine Richtung gedreht und starrte ihn direkt an. Blasse Haut, zu blass, wurde von langen schwarzen Haaren umrahmt. "Yi...", wisperte Lian fassungslos und wie in Trance als er das Gesicht seiner Schwester erkannte. "Lass mich nicht alleine, Bruder!", flehte sie ihn an und streckte ihre Hand nach ihm aus. Das Gefühl ihre Hand am liebsten zu nehmen und zu halten, war so groß, dass er erschrocken aufstand und das einzige richtige tat. "JIN!", rief er so laut er konnte den Namen des jungen Japaners. Sofort regte sich dieser, öffnete seine Augen und blickte in das alarmierte Gesicht des Chinesen. Stumm und nur mit einem wissenden Blick, signalisierte er Lian ihm ohne Worte zu zeigen wo er etwas gesehen hat. Wie befohlen, deutete er ohne etwas zu sagen auf Xiao, die immer noch auf Jins Schoss lag. Lians Blick wanderte langsam von Jins verengten Augen runter zu der Chinesin, die eben noch blass und tot ausgesehen hatte und so gar nicht nach Xiao. Kopfschüttelnd öffnete Lian fassungslos seinen Mund und starrte lediglich die unschuldig schlafende Chinesin an. "Ich... eben, da...", stotterte er und wusste mittlerweile nicht mehr ob er das alles wohlmöglich nur geträumt hatte. "Xiao?", fragte Jin vorsichtig und rüttelte sanft an ihrer Schulter, bis sie schließlich langsam und verschlafen ihre Augen öffnete. Erleichtert atmete Jin leise aus und sah wieder zu Lian während Xiao von Sekunde zu Sekunde wacher wurde. "Was hast du gesehen?", verlangte Jin zu erfahren, als Xiao sich aufsetzte, dadurch nun dicht neben Jin saß und erst ihn fragend ansah und darauf mit einem irritierten Blick zu Lian sah.

 

"Es... es war...", fing er an und wollte schon sagen, es war nur eine Einbildung, aber innerlich wusste er, dass es nicht stimmte. Es brachte nichts es so verleugnen oder gar der Wahrheit davon zu laufen, er musste sich seiner Vergangenheit stellen. "Meine Schwester.", antwortete er Jin. "Wir lebten alleine, da unsere Eltern früh gestorben waren, habe ich sie sozusagen großgezogen wie ein Bruder und ein Vater gleichzeitig.", fing er an zu erzählen. "Sie ging noch zur High School und war bereits auf der Polizeischule wodurch ich Abends immer sehr spät nach Hause gekommen war. An diesem einem Abend... unsere Wohnungstür stand offen, ich wusste, das etwas nicht stimmte...", sprach er weiter, brach jedoch ab um sich zu sammeln. Er ballte seine Hand zu einer Faust und vielleicht waren da sogar Tränen in seinen Augen, doch durch die Dunkelheit war es unmöglich dies mit Sicherheit zu sagen. "Es war ein Einbruch, wie ich es vermutet hatte... die Einbrecher waren bereits weg... sie hatten ein richtiges Chaos hinterlassen...", erzählte er monoton weiter. "Mir ging so vieles in diesem Moment durch den Kopf, doch als ich die Blutspur auf dem Boden entdeckte... ich folgte ihr ohne weiter nachzudenken... und fand schließlich meine Schwester im Wohnzimmer auf dem Boden liegend mit dem Telefon in der Hand und Augen die mich kalt und leer anstarrten." Erschrocken hielt Xiao ihre Hand vor den Mund. "Diese Augen... genau diese Augen haben mich eben angestarrt.", sprach er leise weiter und sah daraufhin die junge Chinesin an. "Du siehst meiner Schwester sehr ähnlich... aber es warst nicht du die mich angesehen hat. Es war, als wärst du sie gewesen... ich habe ihre Stimme gehört und... sie hat mich angesehen... sie hat mich angefleht sie nicht alleine zu lassen.", murmelte er vor sich hin. "Du gibst dir die Schuld an dem Tod deiner Schwester... manche Wesen nutzen diese Schwäche aus.", kam es nun leise von Jin und so kühl seine Worte auch klangen, so konnte Xiao seinen Blick den er Lian schenkte zu gut deuten. Verständnis. Jin wusste genau wie es war jemanden den man liebte zu verlieren. "Es war nicht deine Schwester... du spürtest den Sog ihrem Wunsch nachzukommen...", schlussfolgerte Jin. "Ja... es war so stark... so stark, das ich an deine Worte denken musste. Ohne deine Warnung...", seufzend brach Lian ab und schüttelte leicht den Kopf, ehe er Jin aufrichtig entgegen Blickte. "Danke.", sagte der Chinese ehrlich und erhielt von Jin ein Nicken. Ein Nicken, dass mehr bedeutete, so viel verstand Lian und musste leicht Lächeln.

 

"Lian... es...", fing Xiao unbeholfen an, wurde jedoch von ihm unterbrochen. "Ist schon gut. Es tat gut darüber zu reden... ich habe bis jetzt mit niemanden außer der Polizei natürlich, darüber gesprochen.", erklärte er ihr und strich ihr nekisch über den Kopf. Schmunzelnd ließ Xiao es zu, ihre Gesichtszüge verfinsterten sich allerdings als Lian seine Hand wieder zurück zog. "Ich hatte einen Traum...", meinte sie zu den beiden mit ernsten Blick. "Ich bin froh, das Jin mich geweckt hat... ich hatte schon mal so einen Traum, er wirkte so real... ich glaube ich bin wirklich dort gewesen...", erzählte sie und wirkte ein wenig durcheinander, doch dies hielt nur für einen kleinen Augenblick an. Xiao fasste sich wieder, ihre Augen sahen den beiden jungen Männern entschlossen entgegen. "Ich kenne den Ort. Ich weiß wo das Medaillon hingehört.".



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  SuperCraig
2018-06-16T10:26:27+00:00 16.06.2018 12:26
Ich habe schon sowas vermutet, dass Lian eine nahe Person gehabt hatte/hat, die Xiao sehr ähnlich ist. Er checkts nur noch nicht so ganz, dass man Jin einfach Jin sein lassen sollte. Wobei, das wird allmählich.

Dass er so durchgedreht hat, wegen Jin, finde ich mal wieder sehr menschlich und gut. Die meisten Anderen (außer Fans von Jin ;) ) hätten ähnlich reagiert.

Dieses eine Zitat, mit der Angst - kurze dachte ich mir: Und jetzt senkt er langsam seine rechte, krallenbewehrte Hand und entblößt die Hörner. :D

Aber auch sonst, das Dorf, die Stimmung, passt wieder alles.

Die Szene mit dem Einpennen, wo Xiao in Jins Schoß gerutscht ist, und er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen hat. Awww. <3

Freue mich aufs nächste Kapitel!

Liebe Grüße

SuperCraig
Antwort von:  Ran_Angel
16.06.2018 14:37
Jap, Lian gibt sich Mühe Jin neu kennen zu lernen und hat sehr deutlich gemerkt, dass es manchmal besser ist auf Jin zu hören. Jin ist und bleibt Jin und wenn Lian sich zu sehr zwischen ihn und Xiao drängt hat er ja zu spüren bekommen was dann passiert. Aber es stimmt, er lernt und ich denke die drei könnten noch ein gutes Team werden.

@Zitat: Oh schöner Gedanke, gefällt mir <3 So ein Bild hatte ich vor Augen als ich den Satz geschrieben hatte ^^

Freue mich wenn die Stimmung des Dorfes und alles drumherum passt! Das hoffe ich immer sehr, ich habe immer so viele Gedanken und versuche die dann komprimiert zu Papier zu kriegen, ist nicht immer so leicht wie es klingt xD

@Szene wo Xiao auf Jins Schoß rutscht: Hehe ^.^

Und ich freue mich, wenn es dir so gut gefällt und du dich schon aufs nächste Kapitel freust ^-^

Vielen Dank für deinen lieben Kommentar! ^^

LG und bis zum nächsten Kapitel *wink*

Ran_Angel
Von:  Shenduan
2018-06-14T09:20:55+00:00 14.06.2018 11:20
Oha das war gruselig =0 Und Lian soll mal nich so eifersüchtig sein XD Die haben ganz andere Sorgen ^^
Antwort von:  Ran_Angel
14.06.2018 19:26
Lian ist nicht eifersüchtig... er hat Angst um Xiao, das ist ein großer Unterschied o-O
Aber ja, der Zeitpunkt war schlecht gewählt könnte man sagen... aber was soll Lian machen wenn er es nun mal genau dann heraus findet -.-

Gruselig, nehme ich als Kompliment an, genau das wollte ich ^^

In dem Sinne, vielen Dank für dein Kommi!
Antwort von:  Shenduan
14.06.2018 22:09
Ja das sollte auch eines sein, weiter so 😁


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