Eine Erklärung
„Ich bin sein Bruder...“ Immer wieder hallten diese vier Worte im Kopf des Blondschopfes wieder. Das konnte doch nicht wahr sein. Ace hatte nur von einen Bruder erzählt und diesem war er auf dem Schlachtfeld begegnet. Auf diesen hätte er eigentlich aufpassen sollen. Der Kleine, der es fast geschafft hätte Ace zu befreien. Eigentlich hatte er die Feuerfaust ja schon befreit, doch dann kam es doch alles anders, als von ihnen gedacht. Seufzend schüttelte Marco den Kopf und rieb sich etwas die schmerzenden Schläfen. „Du willst mir also erzählen, du wärst Ace Bruder?“, fasste Marco die Worte des anderen noch mal zusammen, nur um sich selbst zu überzeugen. Das konnte doch einfach nicht sein! Der Junge hätte ihm doch bestimmt von dem anderen erzählt. Sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Der Kleine hatte ihm sogar sein dunkelstes Geheimnis anvertraut.
„Marco, ich... ich muss dir was erzählen. Aber... aber du darfst es niemanden sagen ja? Bitte! Die anderen... werden mich dafür sonst hassen und ich will hier nicht mehr weg. Ihr seid doch meine Familie und alles was ich noch habe, neben Luffy.“ Wie kam es, dass seine so stolze Feuerfaust schon wieder so verzweifelt und ängstlich klang? Das war doch nicht Ace. So kannte er den Jungen wirklich nicht und irgendwie machte ihn das ganze stutzig. Ruhig verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete den Jüngeren. Der stand mit gesenkten Haupt und geballten Händen vor ihm.
„Ich bin der Sohn des Teufels. Mein Name ist Gol D. Ace.“, platzte es plötzlich aus diesen heraus und er zitterte heftiger. Verwundert blinzelte Marco den Schwarzhaarigen an. Er war wer? Der Sohn von Roger? Von dem ehemaligen Erzfeind von Pops? Dem Piratenkönig? Anscheinend schaute der Phönix ziemlich verdutzt, denn sofort drehte sich der junge Kommandant der zweiten Division um und wollte die Kajüte seines Freundes verlassen. Er hasste ihn. Er musste ihn hassen. Konnte ihn nur hassen! Er war der Sohn des ehemaligen Feindes von Pops. Er hatte es nicht mal verdient zu leben, noch überhaupt gemocht, geschweige denn geliebt zu werden. Nein. Er hatte es definitiv nicht verdient, dies wurde ihm gerade wieder nur zu deutlich. Aber in dem Moment, als sich seine Hand um die Türklinke schloss, spürte er zwei starke Arme um sich. Sofort ging er in Flammen auf und drehte sich mit wütenden Blick um. „Behandle mich nicht so! Ich merk doch genau, dass du mich hasst! Wie könntest du auch nicht? Ich bin schließlich Gol D. Rogers So...“ „Schweig!“, fuhr ihn der sonst so ruhige und gelassene Mann wütend an und erschrocken tat der Jüngere dies auch ohne weiter darüber nachzudenken und starrte seinen Gegenüber einfach nur starr vor Schreck und mit aufgerissenen Augen an. „Egal wessen 'Fleisch' du bist. Du bist jetzt Teil dieser Crew, ein Nakama, ein Freund, ein Bruder! Du bist jetzt ganz und gar Whitebeards Sohn. Akzeptiert hast du es durch das Zeichen auf deinen Rücken. Akzeptiert hast du auch den Posten des zweiten Divisionskommandanten. Du bist vielleicht Gol D. Rogers Sohn, aber du bist auch Ace. Du bist du und nicht dein Vater.“, gab der andere ernst von sich und erhielt Stille. Ace sagte nichts, sondern starrte Marco nur an, seine Flammen tanzten immer noch wütend auf seiner nackten Haut. Doch fast schon zärtlich, leckten die orangeroten Flammen an der erwähnten Rückentätowierung.
Konnte er das glauben? Durfte er das überhaupt glauben? Schließlich wurde er doch gehasst... oder? Aber er konnte keine Lüge in Marcos festen und entschlossenen Blick erkennen. Er meinte es also ernst. Er hasste ihn nicht? „Du... hasst mich also nicht?“, fragte er leise und eher ungewohnt zaghaft nach. Es war eine Sache, dass Pops ihn akzeptiert hat, doch Marco war... Marco war was ganz besonderes für ihn geworden! Er durfte ihn einfach nicht hassen. Langsam hoben sich die Arme des blonden Kommandanten und legten sich sofort eng um die Schultern des Kleineren. „Ich hasse dich nicht. Wie könnte ich das...“ Leise war seine Stimme, doch Ace konnte die Wahrheit regelrecht spüren, die einen warmen Schauer auf seinen Rücken hinterließ. „Danke Marco... Danke!“
Er hatte es damals nicht umspannen können, wie wichtig dem Jungen diese Worte gewesen sind, doch später wurde es ihm immer klarer und er akzeptierte Ace so wie er war, denn so war er nun mal und so hatte er sich auch in ihn verliebt und so würde er ihn lieben, solange ihn sein Phönix am Leben erhalten sollte. Sabo jedoch hatte nur stumm genickt und den Kapitän aufmerksam beobachtet. „Ich bin sein Bruder, genau wie Luffy sowohl Ace Bruder ist... als auch meiner. Ich.. wäre nur beinahe umgekommen bei einem Attentat, welches ein Weltaristokrat auf mich verübt hatte, als ich damals mit 10 Jahren mit meinem kleinen Bötchen an seinem riesigen Schiff vorbei segeln wollte. Ich habe ihn anscheinend damit beleidigt. Als Kind war mir das damals egal gewesen. Doch das ich dafür im Meer lande, schwer verletzt und dann an Land gespült wurde, mehr tot als lebendig, damit hatte ich auch nicht gerechnet. Ich hatte mein Gedächtnis verloren. Dragon hatte mich damals aus dem Wasser gefischt, als ich an Land gespült wurde, wie er mir später erzählte. Er gab mir zwar meinen Namen zurück, doch ich konnte mich an nichts erinnern. Fast zehn Jahre lang. Ohne zu wissen wer ich bin, wo ich herkomme oder sonst irgendwas. Ja Dragon hatte mir zwar alles erzählt, doch es fühlte sich so... so...“ „So an, als ob du eine fremde Haut tragen würdest?“, half der Kapitän müde nach, als der Junge zu stammeln anfing und nach einem Wort suchte oder einen Satz oder was auch immer. Dankbar lächelte der Zahnlückige ihn an und fuhr dann fort zu erzählen. „Ich... hatte immer nur so Erinnerungsfetzen. Von meiner Kindheit, dem GrayTerminal, meiner... Familie. Doch jedes Mal wenn ich Ace und Luffy vor mir sah in meinen Erinnerungsfetzen, hatte ich nie ihre Gesichter und jedes Mal, wenn ich danach greifen wollte, waren sie komplett weg. Erst... erst als ich den Zeitungsartikel gelesen habe... erst da erhielt ich meine fehlenden zehn Jahre komplett zurück. Vor allem die Jahre, die ich Ace kannte und Luffy. Sie... sie waren mit einem Schlag wieder da, so heftig, dass es mich umgehauen hatte, ich in Ohnmacht fiel. Wie schwach, dabei wollte ich sofort los und Ace retten. Schließlich war und ist er doch mein Bruder. Mein großer Bruder. Er sollte doch auf Luffy aufpassen.“, gab er leise von sich und biss sich etwas auf die Unterlippe. „Und jetzt? Jetzt lebt Ace wieder...und... hasst mich.“ Die Stimme war immer leiser geworden, bis er schließlich vollständig verstummte und Sabo ließ seinen Kopf hängen, hatte die Augen fest zu gekniffen und verhinderte so das aufkommende Schluchzen. Sein Bruder hasste ihn, weil er noch lebte. Er hasste ihn!
„Er hasst dich nicht, Sabo. Er ist nur überfordert. Glaub mir... ein paar Tage und er wird sich wieder ein kriegen. Ich rede mit ihm, okay? Willst du so lange hier bei uns bleiben, oder auf die Sea Storm zurück?“, fragte Marco ruhig und stand langsam wieder auf. Er würde mit Ace reden müssen. Der Kapitän von Whitebeards Söhnen spürte erst jetzt, dass ihm seit der Erkenntnis, dass die beiden nur Brüder waren und keine frühere Liebesbeziehung geführt hatten, eine Tonne an Last und schlechten Gewissen von ihm abgefallen ist. Ace hatte ihn nicht belogen. Er war wirklich sein Erster gewesen und er wird auch sein Letzter sein. Das schwor sich Marco schon regelrecht selbst ihm Kopf. „Würdest... würdest du wirklich mit dem Chaoten reden? Er hat seinen eigenen Kopf... ich weiß nicht, ob er auf dich hören wird...“ Leise lachte der Phönix und das blaugelbe Feuer umspielte mysteriös den Oberkörper des anderen, was Sabo leicht zum schlucken brachte. „Glaub mir... ich bringe den Jungen schon zum reden.“ So ging er auch schon ruhig aus dem Raum, welchen sie für diese kleine Unterredung genutzt hatten und machte sich auf die Suche nach den Jungen. Wo konnte Ace nur sein? Ein Wegweiser hätte nicht auffälliger sein können, denn vor ihm erkannte er die immer noch brennenden Fußabdrücke des Zurückgekehrten. Leicht rollte Marco nur mit den Augen. „Jozu? Lösche doch bitte das Feuer, ehe wir eine neue Neue Moby Dick brauchen.“, gab der Kapitän von sich und sofort kam der bullige Mann mit Wasser und Decken herbei.
Wie eine Brotkrumenspur führten ihn die Flammen direkt zu seiner alten Kajüte. Die Kajüte des ersten Maats. Früher. Doch es war eigentlich unbewohnt. Noch immer war die Position als Kommandant dieser Division unbesetzt, er wusste selbst nicht wieso, nur dass ihn irgendwas davon abgehalten hatte. Die restliche Mannschaft war neu aufgeteilt worden. Langsam öffnete er die Tür und erkannte sofort die Zerstörungswut des jungen Feuerkämpfers. Doch hier war nichts in Flammen aufgegangen, Ace hatte einfach nur die Inneneinrichtung auseinander genommen, bis auf das Bett. Das Bett. Es war das Alte von Marco, welches dieser nicht hatte hergeben können. Nicht nach dem, was für Erinnerungen dort geschaffen wurden. Ace. Eben jener lag auf der Seite, dem Raum den Rücken zugewandt, tat so als ob er schlafen würde. „Ace... ich weiß das du nicht schläfst. Du konntest mir noch nie einen Anfall vortäuschen.“, meinte der Blonde belustigt und setzte sich zu dem sturen jungen Mann, hob langsam seine Hand und hielt doch nur wieder inne. „Ich hasse ihn... ich wünschte er wäre tot. Ich will ihn nie wiedersehen.“, brach es schließlich aus der Feuerfaust und er kniff fest die Augen zusammen, zog die Decke bis zu seinem Kinn. „Nein tust du und willst du nicht. Ihr seid Brüder und Brüder hassen einander nicht. Sie sind Familie und irgendwann vergeben sie einander, auch wenn sie erst unglaublich wütend aufeinander sind. Wer ein richtiger Bruder ist, kann vergeben.“, hauchte er leise und legte jetzt doch seine Hand auf den Kopf mit dem wilden Haarschopf. „Könntest du Teach vergeben, was er getan hat?“ Hart zuckte Marco zusammen und sein Blick wurde starr. Teach. Marshall D. Teach. „Nein.“; hauchte er nach Minuten des Schweigens ehrlich. „Aber Sabo hat keinen seiner Brüder auf den Gewissen.“ „Fast.“ Wieder zuckte der Kapitän zusammen und erschrocken blickte er auf Ace hinab. Fast? „Luffy... Luffy hatte zwei oder drei Tage oder so nur durch geheult. Ihm ging es vorher schon nicht gut, wegen mir.... und dann... dann das mit Sabos Tot. Ich... ich wurde selbst wieder um Jahre zurück geschleudert. Mein Bruder. Mein bester Freund, derjenige, der als Erster meine richtige Akzeptanz erlangt hatte... war tot! Ich war damals nur 11 Jahre... doch er war tot! Und jetzt? 12 Jahre später? Steht er einfach da. Lebendig und lacht und winkt mir zu, als ob nichts gewesen wäre. Als ob... als ob nie was passiert ist! Ich kann ihn nicht mehr Bruder nennen! Für mich ist dieser Teil vor 12 Jahren gestorben.“ Ace klang kalt und die Worte verließen ihn mit solch einer Wucht und Präzision, dass es Marco nicht gewundert hätte, wenn Sabo gerade wirklich tot umgefallen wäre.
„Ace... so kannst du nicht reden... er hat es doch nicht mit...“ „...Absicht getan? Er hatte das alles nicht gewollt? Wieso hat er sich nie bei Lu oder mir gemeldet, hm? WIESO KAM ER NIE ZURÜCK?“, brüllte der Flammenjunge plötzlich laut und drehte sich zu seinen Freund um, welcher ihn recht erschrocken nur anstarren konnte. Dieses Feuer. Diese Flamme die da in seinen Augen loderte, war nicht die, die er kannte. Diese war getränkt und verstärkt durch Hass, Verletzung, Erinnerung und...Trauer. Eine gefährliche Mischung.
„Er...“ „Hasst du ihn wirklich so sehr, wie du Blackbeard hasst? Hasst du ihn so sehr, wie du Akainu hasst? Hasst du Sabo so sehr wie du deine Feinde hasst? Wünscht du dir sehnlichst, dass er das Schiff verlässt?“, fragte Marco plötzlich ruhig und sah weiter auf den anderen hinab, welcher kurz inne hielt und ihn dann mit entschlossenen Blick ansah. Doch er brachte kein Ton heraus. Langsam schwand die Entschlossenheit und machte Demut und Reue platz und noch immer wohnte die Trauer in seinem Blick, paarte sich nun auch mit Angst. Er war lange nicht mehr so entschlossen, als er seinem neuen Kapitän schließlich leise und bebender Stimme antwortete.
„Ja.“
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Ich hoffe euch gefällt die FF bis jetzt^^*
würde mich über Kommentare freuen ;)
bis nächste Woche
Gol D. Roger