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Fishing for the Sun

von

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Kapitel 2

Vielen Dank an meine beiden Reviewschreiber vom ersten Kapitel, die nicht sofort abgeschreckt wurden durch das hier und dem Machwerk eine Chance geben <3 Auf dass ihr nicht die beiden einzigen bleibt!

Viel Spaß beim Lesen!

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Die Sache ist: Steve war immer da.

Eine der ältesten Erinnerungen, die Tony hat (und eigentlich auch nur, weil Maria ausnahmsweise geistesgegenwärtig genug war, ein Foto davon zu machen, das seine Erinnerung unterstützt), ist, dass er in einem großen, runden Schild geschlafen hat, das tiefe, rumpelnde Gelächter eines Mannes über sich, der ihn mitsamt des Schildes aufgehoben und herumgetragen hat, als würde er gar nichts wiegen, ein kleines, dunkelhaariges Würmchen in einer großen Metallscheibe. Wohin er ihn getragen hat, weiß Tony bis heute nicht.

Er ist sich ziemlich sicher, dass Steve sich nicht mehr daran erinnern kann. Steve hat eine Menge Erinnerungen, die er versucht, in seinem Kopf zu behalten.
 

************
 

Ein Jahr später wechselt Tony auf das MIT und erschnuppert, Steves Meinung nach viel zu jung, das süße Studentenleben. Es hat Diskussionen gegeben zwischen Howard und Steve deswegen, Diskussionen, in denen erstens klar geworden ist, dass Howard seinen Sohn für überdurchschnittlich begabt hält, was die gute Seite daran ist, zweitens, dass Howard ihn mehr als alles andere loswerden will, was die schlechte aber unüberraschende Seite ist, und drittens, dass Steve sich anscheinend für seine Mutter hält, was interessant ist, weil Maria selbst sich wenn überhaupt nur zaghaft in die Diskussion einbringt, die Tony mit einem Ohr an der Tür erlauscht.

"Er ist viel zu jung dafür", sagte Steve und klang vollkommen empört über den Vorschlag.

"Er ist nicht zu jung, um vier Klassen zu überspringen, offensichtlich", sagte Howard und Tony konnte direkt vor sich sehen, wie sein Gesicht dabei von den Schwaden seiner Zigarre umhüllt wurde. "Ich glaube nicht, dass es irgendeinen annähernd vergleichsweise begabten Schüler in ganz Amerika gibt, bei dem die Lehrer bei seinem Abschluss vor Erleichterung darüber, ihn loszuwerden, geweint haben. Hast du eine Ahnung, wie viele Chemiesäle ich schon bezahlen musste? Wie viele Physiksäle ich ersetzen musste? Wie viel Schadensbegrenzung ich machen musste? Ich verdiene viel Geld, mein Freund, aber mein Junge ist, nun, nennen wir es temperamentvoll genug, um mich eine ganze Menge davon verlieren zu lassen. Dem Jungen ist langweilig und ganz ehrlich: man will ihn nicht gelangweilt Zuhause haben. ICH will ihn nicht gelangweilt Zuhause haben, ich hänge nämlich an meinen Sachen."

"Er ist fünfzehn, Howard", hielt Steve hartnäckig dagegen, auch wenn seine Stimme dabei sanft klang. "Er wird der allerjüngste dort sein. Die Leute sind nicht besonders nett zu Menschen, die ihnen so jung so viel voraus haben. Es gibt bestimmt Alternativen zum College, die besser geeignet wären, Privatunterricht oder so etwas. Es ist nicht so, als könntest du dir das nicht leisten."

Tony kann sich gut erinnern, dass es danach einen langen Moment still war, an sein Herzklopfen, als er auf Howards Antwort wartete, die schließlich lautete: "Du bist nicht sein Vater, Steve, so sehr ich dich schätze. ICH bin sein Vater und ich sage, er geht aufs MIT. Dort wird er gut aufgehoben sein und meine Sachen bleiben heil."

Die Sache ist: Howard ist kein schlechter Vater, wenn er einmal beschließt, als Vater zu fungieren.

Er ist nur eben auch kein guter.
 

Also geht Tony aufs College. Er ist kleiner als gewollt vom Körperbau her und hat mehr Grips als es ihm gut tut, aber er hat auch Geld und gutes Aussehen, nur weiß er nicht, ob ihm das hier etwas bringen wird. Er weiß nicht einmal, ob er will, dass es ihm etwas bringt und das ist vielleicht das Erschreckendste daran. Sein Glück- oder vielleicht auch nicht- ist jedoch, dass Howard ihm kein Extrazimmer erlaubt, was er teilweise auch Steve zu verdanken hat, der die Ansicht vertritt, dass er möglichst normal auf dem Campus leben soll, wenn er denn schon überhaupt dort sein muss. Das Glück daran ist nicht unbedingt, dass er lernen muss, auf engem Raum mit einer zweiten Person zurechtzukommen und die Waschmaschine zu bedienen (er baut einfach seine eigene und wenn die anderen ein Problem damit haben, dass sie dazu tendiert, durch den Gang zu rumpeln und ihm die fertige Wäsche vor die Zimmertür zu werfen, dann ist das ihr Problem). Das Glück daran ist auch nicht unbedingt, dass er noch nie wusste, wann er die Klappe halten und nett sein muss und ihm das nicht gerade Freunde einbringt, ganz im Gegenteil, auch wenn die meisten intelligent genug sind, um nicht aktiv Rache zu nehmen für das Chaos und die Beleidigungen, die Tony konstant herumwirft; es ist demütigend, vom Namen seines Vaters dermaßen zu profitieren.

(Vielleicht liegt es auch daran, dass Steve verdächtig regelmäßig in der Uniform auf dem Campus auftaucht, weil er „gerade in der Nähe war und nach dem Rechten schauen“ wollte, was so viel bedeutet wie dass er mit bösen Blicken um sich wirft, falls jemand Tony gegenüber zu giftig wird und das sollte nicht so beruhigend sein wie es ist, denn Tony ist fünfzehn und kann gut auf sich selbst aufpassen, vielen Dank.)

Das Glück daran ist, dass Tonys Mitbewohner ein absolut klischeehafter fünfundzwanzigjähriger Student ist, einer von der Sorte, deren Haare jeglichen physikalischen Gesetzen trotzen und die nach ein paar Wochen den Überblick verloren haben, was genau sie da eigentlich studieren und trotzdem gut in ihren Tests abschneiden. Tony hat seinen Namen bereits nach fünf Minuten vergessen, also nennt er ihn einfach Einstein, weil er ihm beibringt, Kaffee so lange aufzubrühen, dass er einen durch die ganze Nacht bringt, ohne dass man es merkt, die Vielfältigkeit von Büroklammern im Unterricht erläutert und ganz abgesehen davon den ganzen Campus mit Drogen versorgt und mit irgendeinem unerklärlichen Sinn ausgestattet ist, der ihm immer sagt, wann wo die besten Partys gefeiert werden, auf die er Tony einfach mitschleppt.

„Wenn du nicht bist wie die anderen“, erklärt Einstein ihm dabei mit seiner schleppenden, trägen Stimme, die immer so klingt, als würde er damit kämpfen, nicht einzuschlafen, „Dann musst du es dermaßen überbetonen, dass es cool wird, sonst bist du am Arsch. Und glaub mir, in dem Fall isses nicht gut, wenn man an irgendeinem Arsch is’.“

Tony beschließt, sich diesen Rat zu Herzen zu nehmen.
 

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Die Sache ist: Er nimmt sich den Rat ein bisschen zu sehr zu Herzen und schwört sich, über einer Kloschüssel hängend und dem Porzellangott opfernd, nachdem er seine Alkoholtoleranz wieder ein Stückchen höher gepusht hat, dass seine College-Jahre eine der wenigen Dinge sein werden, von denen er Steve niemals erzählen wird, weil er ganz genau weiß, dass es Howard vielleicht nicht interessieren wird--

(und vielleicht findet er es auch gut; Tony hat gehört, dass sein Vater früher…anders war. Manche nennen es einen trinkenden Hurenbock und ehrlich, Tony weiß nicht genau, was sich daran jetzt verändert haben soll, außer dass sein Schnurrbart grauer geworden ist und nun Maria da ist, die die roten Flecken hinter Howards Hemdkragen schon lange nur noch mit einem matten Lächeln hinnimmt. Steve nennt es ausgelassen, aber das sagt er nur, weil er Steve ist und weil er Howard aus irgendeinem Grund gerne hat oder vielleicht hängt er auch nur einem Howard an, den es schon längst nicht mehr gibt.)

--aber Steve wird entsetzt sein und sich die Schuld daran geben, weil er Howard nicht energischer daran gehindert hat, ihn aufs College zu schicken. Weil Steve aber einer der wenigen Menschen ist, die Tony nur glücklich sehen will, ruft er brav an und liefert Rapport ab, bleibt nüchtern an den Tagen, an dem er ausrechnet, dass Steve erscheinen wird, und erinnert sich daran, regelmäßig das T-Shirt zu wechseln. Er besteht seine Prüfungen ohne mit der Wimper zu zucken und erobert sogar eine Laborecke für sich, in der er damit beginnt, Studentinnen zu verschrecken, indem er Dinge baut, die regelmäßig explodieren.

(Die Sache ist: Er kann nichts bauen, das funktioniert, nichts, das seinen Vater stolzer auf ihn machen könnte. Nicht einmal Dummy ist in dieser Hinsicht gut geworden. Seine Werke haben alle einen Fehler, eine Unebenheit, eine grobe Programmierung; genau wie er selbst, denkt Tony manchmal, aber er ist entschlossen, das bald zu ändern.)

Er weiß, warum er sich überhaupt dafür hergibt, einen Abschluss zu machen, wenn Steve ihn in eine warme Umarmung zieht und ihn an sich drückt, ehe er sagt: „Ich bin so stolz auf dich, Tony.“ Und weil es Captain America ist, weil es Steve ist, der schon immer der mieseste Lügner war, den Tony jemals gesehen hat, weiß Tony, dass es wahr ist und ist das nicht wundervoll, wenigstens einen Menschen zu haben, der an einen glaubt, wenn man es schon nicht selbst tut?
 

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Tony küsst sein erstes Mädchen ein halbes Jahr nach Eintritt ins College und keiner ist überraschter darüber als er. Sogar Einstein findet es erstaunlich, weil Tony immer noch ungelenk in seinem Körper ist, mit Gliedmaßen, die sich manchmal viel zu lang anfühlen, um sie richtig zu handhaben, und besonders muskulös ist er auch nicht, nie gewesen; er neigt zu dünner Drahtigkeit, die vielleicht praktisch, aber nicht unbedingt attraktiv ist, vor allem nicht an einem Fünfzehnjährigen. Zumindest nicht an einem Fünfzehnjährigen namens Anthony Stark.

Sie heißt Samantha und hat rotes Haar und blaue Augen und das größte Paar Brüste, das Tony jemals gesehen hat. Ihre Brüste sind so groß, dass er sich unwillkürlich fragt, wie sie aufrecht gehen kann, noch dazu in High Heels, ohne abends über mörderische Schmerzen zu klagen. Das Bemerkenswerte an dieser Observation ist, dass er sie reichlich betrunken trifft und sie ihn dazu bringt, auf Samantha zuzu---nun, zuzustolpern und zu sagen: „Du hast eine fabelhafte Oberweite.“

Was zugegeben nicht das Intelligenteste ist, was er hätte sagen können, aber er lernt noch und Samantha lacht. Es klingt zwar eher amüsiert als erregt von seinem Sexappeal, aber Tony beschließt, dass man damit arbeiten kann und beugt sich näher vor. „Tut mir Leid, eigentlich wollte ich was anderes sagen“, kommt statt eines intelligenteren Spruchs jedoch heraus und er spürt, wie er genauso rot wird wie Steve, wenn einer seiner weiblichen Fans ihm zubrüllt, dass sie ein Kind von ihm will.

„Schon gut“, sagt Samantha und lacht wieder und gut, vielleicht ist sie nicht das hellste Licht am Leuchter, aber sie ist nett, weil sie sagt: „Du bist süß. Tony Stark, nicht? Das Wunderkind.“

Tony denkt, dass es wirklich unfair ist, dass er immer noch Wunderkind genannt wird, wenn er mit einer mindestens vier Jahre älteren Frau spricht und auf die Universität geht, um sich dort sinnlos zu betrinke--- seinen Abschluss zu machen und sagt genau das, was Samantha—richtig geraten- wieder zum Lachen bringt. Langsam scheint er den Bogen mit den Frauen heraus zu haben. Zumindest, nun, sagen ihm das Samanthas Augenaufschlag und die Art, wie sie sich zu ihm lehnt.

„Soll ich dir mal was zeigen, Nicht-Wunderkind?“, fragt sie und weil Tony nichts zu verlieren hat und ein absoluter Meister in zwischenmenschlicher Kommunikation ist, zuckt er mit den Schultern und folgt ihren Bewegungen, als sie sich noch weiter zu ihm lehnt und wird rot bis unter die Haarwurzeln, als Samantha ihre Lippen für einen Moment auf seine drückt und sich dann wieder zurücklehnt und--- okay, vielleicht gibt es bessere erste Küsse, aber es gibt sicher auch schlechtere.
 

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„Bist du okay?“, fragt Steve am anderen Ende der Leitung und Tony, der auf dem Rücken in seinem Bett liegt und an die Decke starrt, auf die Einstein mit Leuchtstift „Ghandi war auch nur ein Zipfelträger“ geschrieben hat, aus welchem Grund auch immer, hat für einen Moment das starke Bedürfnis, in den Arm genommen zu werden.

„Voll okay“, sagt er stattdessen, wickelt sich in seine Decke ein und lauscht dem statischen Knistern in der Leitung. Er hat keine Ahnung, wo Steve im Moment genau ist; „Geheimmission“, hat er gesagt, „Geheime Telefonleitung“, und trotzdem ruft er ihn an, abends, um sich zu erkundigen, ob Tony okay ist.

Howard hat den ganzen Monat lang nicht angerufen.

„Erzählst du mir noch was?“, fragt er schließlich und weiß nicht, ob er deswegen sauer auf sich sein soll, immerhin ist er fünfzehn und geht auf die Uni, wo man keine Geschichten braucht, nur noch Zahlen, aber Steve lacht nur überrascht und ein wenig erfreut und plötzlich findet Tony, dass es okay ist. „Erzähl mir was von Captain America und Bucky.“

„Schon wieder?“, sagt Steve, aber seine Stimme klingt warm und er beginnt zu erzählen; Tony starrt Leuchtstift und Dunkelheit an und lässt Steves Stimme über sich schwappen wie das Rauschen des Meeres.

Irgendwann schläft er ein und es ist okay.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ninjagirl
2012-10-25T11:28:43+00:00 25.10.2012 13:28
Bisher gefällt mir die FF wirklich gut :) Interessantes AU und mir gefällt der junge Tony. Ich frag mich, ob Steve echt nicht altern würde, wenn er nicht im Eis eingeschlossen ist - natürlich gar nicht so unplausibel nach den Fähigkeiten, die das Serum ihm gegeben hat... Ist jedenfalls interessant und ich freu mich auf die nächsten Kapitel :)

LG, Nin
Von: abgemeldet
2012-10-22T18:40:50+00:00 22.10.2012 20:40
Einfach nur süß die FF bisher!^^
Habe beide Kapitel regelrecht verschlungen.^^
Steve ist einfach nur Steve. Goldig und zum liebhaben und tony ist sowas von knuffig. Der kleine Rebell, der den Cap. anhimmelt. So niedlich.
Ich hoffe es geht bald weiter.
Von:  Nara-san
2012-10-19T20:55:41+00:00 19.10.2012 22:55
Oh! ^^
Das Kapi ist so toll!
Und die beiden sind echt toll! Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass es mit der Harmonie bald vorbei ist...
Aber ich freue mich schon auf das nächste Kapi! ^^
Schreib schnell weiter!


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