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GRODE MANOR -Part 1- (July 1978 - November 1981)

von

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Christmas 1978 -3-

Kurz nach Mitternacht gingen wir zurück zu den anderen Gästen. Remus hatte meine Hand in seiner und lächelte den ganzen Weg während wir den Klängen von Gileys Klavierspiel folgten. Als wir in den von Kerzen erleuchtenden Raum traten beendete Giley gerade das Stück, schloss die Klappe und tapste auf leisen Sohlen zur Tür hinaus.

Remus und ich setzten uns auf eine Bank an der Wand, direkt neben Fabian Prewett, dem Bruder von Molly.

Im selben Augenblick stand mein Vater auf, trat in den Raum neben den Flügel und blickte in die Runde. Er lächelte, nickte ein paar Leuten zu und sagte dann: „Meine lieben Freunde, ich wünsche euch allen eine frohe Weihnacht und alles Gute zum heiligen Fest! Meine Frau und ich begrüßen euch recht herzlich hier auf Grode Manor im Saal unserer Ahnen.“

Die Anwesenden klatschten und mein Vater winkte meine Mutter zu sich. Lächelnd stellte sie sich neben ihn, gab ihm einen Kuss und strahlte in die Menge. Ich sah hinter ihnen Samuel und Marlene McKinnon nah beieinander sitzen. Marlene strahlte ihn an und mein Bruder flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie wurde rot, rückte aber dann nur noch näher an ihn heran.

„Dein Bruder lässt nichts anbrennen so wie es scheint.“, murmelte Remus neben mir und legte seinen Arm um mich.

„Remus!“, flüsterte ich leicht schockiert, aber mit einem Lächeln. „Lass das, was, wenn uns jemand sieht?“

Er grinste mich an. „Hat man schon.“ Er deutete nach rechts. Lily und James starrten uns an, Sirius hob den Daumen und zwinkerte Remus spitzbübisch zu. Der fuhr sich durch die Haare und lächelte mich schüchtern von der Seite an.

Ich schüttelte nur den Kopf und verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, wie früher.
 

Mein Vater sprach währenddessen weiter, aber wir bekamen nicht mehr viel mit. Vereinzelte Wortfetzen sind mir noch erhalten geblieben, wie Todesser, Widerstand und Mord.

Remus und ich jedoch waren in unserer eigenen Welt, schauten uns die ganze Zeit an und ich war so glücklich wie noch nie. Als mein Vater endlich die Versammlung auflöste und die ersten gingen, stahlen Remus und ich uns davon. Wir liefen die Galerie entlang, durch den Salon, über den Flur und die Treppe rauf, bis wir beide in meinem Zimmer standen. Das Mondlicht glitzerte durch die Fenster und schuf einen magischen Moment, in welchem wir beide uns einfach nur ansahen, unfähig, etwas zu sagen oder den jeweils anderen zu berühren.

Ich betrachtete Remus. Er stand da, das Haar inzwischen zerzaust, das Hemd hing halb aus seiner Hose heraus und seine Hände hatte er in den Hosentaschen verborgen. Er lächelte mich an, dieses blaue, beschienene Gesicht das meiner großen Liebe gehörte.

Es kam mir immer noch vor, als sei das ganze ein Traum. Waren wir… tatsächlich zusammen…?

Remus trat auf mich zu und blickte auf mich hinab, seine Augen sahen in mein tiefstes Inneres. Wie immer konnte er alles, was in mir vorging erkennen.

„An was denkst du.“, fragte Remus und strich mit einem Finger meine Wange entlang.

„Ich…“, begann ich langsam, verstummte dann aber wieder.

„Du…?“

„Ich frage mich, ob wir… jetzt ein… Paar sind?“

Remus lächelte immer noch. Er trat einen Schritt zurück.

„Naja!“, meinte er, blickte zur Decke und räusperte sich. „Wie fühlt es sich denn für dich an?“

„Für mich?“ Ich stutzte. „Naja… weißt du, ich hatte noch nie eine Beziehung, und…“

Remus sah immer noch an die Decke. „Ich weiß.“, sagte er, lächelte.

„Ich habe keine Ahnung, wie sich das anfühlt, weißt du…“

„Das ist gar nicht mal so schwer.“, meinte er und stand auf einmal wieder vor mir. „Du zitterst?“

Er nahm meine Hand und hielt sie hoch. Tatsächlich hatte ich es nicht bemerkt.

„Warum zitterst du denn, Jane?“

„Weil… weißt du, ich kann es noch gar nicht glauben dass…“

Remus grinste. „Dass…?“

„Dass wir… naja…“

„Uns geküsst haben?“

Verlegen drehte ich mich weg.

„Hey Kleines, dafür muss man sich nicht schämen.“ Langsam drehte er mein Gesicht wieder zu seinem. „Das ist das normalste auf der Welt.“

Er war so unglaublich nah.
 

Remus zu küssen war unbeschreiblich. Es war, also würde ich schweben und gleichzeitig tief hinab sinken. Ich war mir nicht sicher ob er wusste, dass er derjenige war, dem ich meinen ersten Kuss geschenkt hatte.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir dort standen und ich seine Arme um mich spürte. Irgendwann saßen wir auf dem Bett und ich bekam langsam Angst. Ich wusste, was jetzt kommen würde und langsam fragte ich mich, ob es hier und heute geschehen würde.

Remus zog mich näher an sich heran und küsste mich auf die Stirn. Er sah mich an und bemerkte, dass ich mich unwohl fühlte.

„Kleines, alles in Ordnung bei dir?“

Ich löste mich langsam von ihm. „Remus, ich… du weißt es vielleicht nicht aber du bist der erste, den…“

„Den du geküsst hast?“

Ich erstarrte. „Woher weißt du…?“

Er lachte. „Jane, ich bin dein bester Freund! Sag mir eines, von dem ich nichts weiß.“ Er zwinkerte.

„Ja, okay, das stimmt… Aber trotzdem, das ist neu für mich und…“

Remus küsste mich auf die Wange. „Du wiederholst dich, Kleines.“

„Pure Aufregung.“, meinte ich.

„Aufregung?“, fragte Remus und sah mich irritiert an.

Ich zuckte mit den Schultern und sah weg.

„Du verheimlichst mir doch was, oder?“

Ich schwieg. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich Angst hatte. Ich hatte davon gehört, wie es sein konnte oder würde. Lily und ich hatten ab und an darüber gesprochen, wenn auch nur heimlich. Sie hatte gesagt, dass sie sich darauf freuen würde, wenn es soweit wäre.

Und ich gebe zu, auch ich hatte mir vorgestellt wie es sein würde, mit Remus. Aber ein Traum war etwas anderes als die Realität.

Auf einmal spürte ich, wie seine Lippen meinen Hals berührten. Er küsste mich dort sanft und begann gerade, langsam in Richtung Schlüsselbein zu wandern, als ich demonstrativ von ihm wegrückte.

Entsetzt blickte ich ihn an. „Was sollte das?“, rief ich aus.

Remus sah mich unschuldig an. „Du sprichst nicht mit mir, dann musst du dich eben darauf gefasst machen, dass ich handle.“

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, zischte ich wütend.

Auf einmal lachte er.

„Siehst du, das ist genau die Jane, in die ich mich verliebt habe. Das bist du! So schüchtern wie gerade eben, das passte nicht zu dir.“

Er rückte wieder an mich heran und nahm mich in die Arme. Ich sträubte mich und wollte mich aus seinen Armen befreien, aber er war zu stark.

„Remus, was zum…“

Sein Kuss war zärtlicher als der vorherige.
 

Später lagen wir aneinander gekuschelt auf dem Bett und sahen dem Kamin zu, wie die Flammen an den Steinen entlang züngelten. Remus hatte meine Hand in der seinen, während die andere meinen Arm immer wieder sanft rauf und runter strich.

„Remus?“, fragte ich leise und drehte mich zu ihm herum. Ich war ihm so nah, dass ich sehen konnte wie das Feuer in seinen Augen tanzte.

„Hm?“, fragte er und lächelte.

„Ich habe Angst.“

„Vor was, Kleines.“

Ich zögerte. „Vor… naja, du weißt schon… diese eine Sache da…“

„Was meinst du?“

„Das… naja, du weißt doch, Sirius tut es ständig.“

„Leute verhexen?“

„Nein, diese andere Sache...“

„Sich mit den Zitronentörtchen von Mrs. Potter vollstopfen?“

„Nein, nein, das ist es auch nicht.“

„Was ist es dann?“, fragte er ruhig. Sein Lächeln war das schönste der Welt für mich.

„Naja, also, was Paare halt so tun… du weißt schon…“

Remus grinste mich an. „Ach, das meinst du.“

„Du hast es verstanden?“ Ich war erleichtert.

„Naja… ich denke schon… du meinst doch das Händchenhalten in der Öffentlichkeit, oder?“

„Du bist so ein Idiot!“, rief ich aus und boxte ihn in die Seite. Remus lachte, rollte sich über mich und sah mir direkt in die Augen.

„Natürlich weiß ich, was du meinst.“, sagte er leise. Dann senkte er seine Lippen an mein Ohr. „Aber ich möchte es von dir hören.“

Ich blickte ihn an. „Das… du weißt doch was ich meine und gut ist.“ Er grinste wieder. „Etwa… nicht?“

Remus küsste mich wieder auf die Stirn, dann auf den Mund. Als er sich wieder von mir löste, meinte er: „Ich verstehe dich da vollkommen, wenn du Angst hast. Aber ich habe nicht vor, dich zu bedrängen oder dergleichen. Man könnte sagen, dass ich das Gegenteil von Sirius bin. Ich bin derjenige, der warten möchte bis du soweit bist. Lass dir soviel Zeit, wie du möchtest, und dann, wenn du dir wirklich sicher bist, dass du es möchtest, dann wird es passieren. Aber nicht vorher. Beruhigt dich das?“

Eine unglaubliche Last fiel von mir ab.

„Du weißt gar nicht, wie sehr.“, sagte ich und küsste ihn erneut.

Remus legte sich wieder neben mich, ich kuschelte mich an ihn heran und langsam dämmerten wir beide in den Schlaf hinüber. Kurz bevor ich einschlief drehte ich mich noch einmal zu ihm um.

„Remus?“

„Ja, Kleines?“, antwortete er und sofort waren seine Augen wieder auf.

„Darf ich dich etwas fragen?“

Er lächelte. „Klar.“

„Haben... du und Marisol…“

Er grinste. „Ihr Frauen seid wirklich merkwürdig.“, meinte er, dann drückte er mich noch fester an sich.

„Ihr Männer seid doch auch nicht anders.“, konterte ich, beließ es aber dabei. Wenn er nicht darüber reden wollte, dann sollte es so sein. Außerdem war es ja irgendwo nicht wichtig. Schließlich lag ich jetzt in seinen Armen und nicht sie.

Langsam fielen mir wieder die Augen zu. Ich spürte, wie Remus‘ Lippen an meinem Ohr waren und er leise flüsterte: „Nein…“
 

Arm in Arm schliefen wir ein.
 

Nur zwei Wochen später waren Marlene McKinnon und ihre gesamte Familie tot.



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