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Chained

In his arms
von

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Crushed

Die Straßen von Konoha waren voller Menschen, wie jeden Tag, an dem alle ihrer Arbeit nachgingen. Eine Person hatte jedoch frei und war auf dem Weg in ein besonderes Viertel der Stadt. Sakura wollte sich mit Sasuke treffen und er hatte ihr gesagt, sie solle ihn zu Hause abholen.
 

Die junge Frau war alles andere als scharf darauf, gerade jetzt diesen Ort aufzusuchen und konnte auch nicht verstehen, warum Sasuke sie heute früh angerufen und zu sich bestellt hatte. Eigentlich hatte sie ja nichts dagegen, hin und wieder ein paar Stunden auf dem Gelände des Uchiha Clans zu verbringen, denn Sasukes Mutter war wirklich sehr nett, mit Itachi kam sie auch recht gut klar und auch mit Shisui, der oft im Haus anzutreffen war, konnte man immer mal nette Späße machen. Doch ein Mitglied der Familie gab der eigentlich ganz angenehmen Atmosphäre im Haus einen Dämpfer. Sasukes Vater Fugaku war ein ziemlich schwieriger Mensch. Jedes Mal, wenn Sakura da war, weil Mikoto sie beispielsweise zum Essen eingeladen hatte, dann starrte er sie komisch an. Irgendwann stellte er dann mindestens eine seltsame, bohrende, unpassende Frage. Alles nur, um sie zu durchleuchten. Oder einzuschüchtern. Oder aber er hatte Angst, dass sie die Gene für rosa Haare in den Clan einbringen wollte…
 

Sakura lachte schnaubend auf und fuhr sich mit einer Hand durch die exotisch gefärbten Strähnen, die ihr schon immer schiefe Blicke beschert hatten. Fugaku brauchte sich jedenfalls nicht zu sorgen, denn sie hatte noch nicht vor, so schnell zu heiraten. Vielleicht irgendwann einmal, sollte Sasuke sich in fünf bis zehn Jahren immer noch gut benehmen. Jedenfalls hatte er sich gerade keine Pluspunkte verdient, da er sie ausgerechnet heute bei ihm daheim sehen wollte. Doch das alles waren nur dumme Gedanken. Sasuke konnte nichts dafür. Er wollte sich wahrscheinlich auch irgendwie ablenken.
 

Der Glückspilz der Woche hieß nämlich eindeutig Itachi. Sakura tat er ziemlich Leid, seinem Bruder wohl ebenfalls. Einfach so mit einer Fremden verheiratet zu werden, das war hart, vor allem für jemanden, der eher ein Einzelgänger war. Und wenn man dazu noch bedachte, dass Fugaku die Frau ausgewählt hatte, dann konnte sich ja nichts Gutes dabei ergeben. Sakura würde die 'Auserwählte' wahrscheinlich gleich treffen. Es passte ihr nicht, in diese komplizierte Sache hineingezogen zu werden. Sie hatte doch Urlaub! Erholung und Entspannung! Sie wollte die Zeit sicher nicht mit schwierigen Familienangelegenheiten verbringen - mit Leuten, die sie doch kaum richtig kannte!
 

Für einen kurzen Moment verharrte sie vor dem großen Eingangstor, das den Einlass zum Uchiha Viertel markierte. Doch es hatte keinen Sinn, den Besuch herauszuzögern. Je früher sie kam, desto besser standen die Chancen, dass Fugaku noch nicht aus seinem Büro zurückgekehrt war. So machte sich Sakura eilig auf und der Weg war auch nicht weit, da sich das Haus des Clanoberhaupts recht nah am Anfang der Hauptstraße befand.
 

Sasuke war – nicht da. Normalerweise wartete er am Gartentor auf sie. Vor allem, da er wusste, dass sie sich nicht ganz so wohl fühlte, wenn sie hier alleine war. Doch vielleicht hatte sie sich auch zu sehr beeilt. Kurz blickte sie zurück zur Straße und wunderte sich einmal mehr über die schiere Menge an Uchihas, die man hier antraf. Außerhalb des Viertels waren sie ziemlich auffällig, doch innerhalb der Mauern erkannte man erst die wahre Größe des Clans. Nicht nur, was die Anzahl der Mitglieder, die fast autark vom Rest der Stadt mit eigenen Geschäften und Läden lebte, betraf. Auch die Häuser waren wirklich ansehnliche Prachtbauten. Die Straße war gepflegt und von stattlichen Bäumen gesäumt, Zäune und Mauern waren in tadellosem Zustand und die Farben Rot und Weiß zusammen mit dem Clansymbol gaben dem ganzen noch den letzten herrschaftlichen Schliff. Das Gelände war wie eine Stadt in der Stadt – und voll mit dunkelhaarigen Menschen.
 

Auch auf dem Grundstück, das Sasuke bewohnte, war immer etwas los, da andere Mitglieder des Clans oft hierher kamen, um irgendwelche Angelegenheiten mit dem Oberhaupt zu besprechen. Gerade stand eine schlanke, schwarzhaarige Frau auf dem Rasen vor der Terrasse und schien... zu meditieren? Sakura fand das zwar seltsam, wunderte sich aber nicht zu sehr, und sie beschloss, ins Haus zu gehen und Sasuke zu suchen. Doch kaum hatte sie einen Schritt gemacht, da drehte sich die Frau um und Sakura sah ihre Augen. Schließlich traf sie die Erkenntnis: Das war keine Uchiha – noch nicht.
 

Damasu kannte die hübsche Rosahaarige nicht, doch sie wusste genug über Konoha, dass sie sich zusammenreimen konnte, wer sie war. Denn mit so einer Haarfarbe war man bekannt, vor allem, wenn man sich Schülerin der Godaime Hokage nannte. Doch gerade durch diese Tönung ihrer Haare und in Kombination mit ihrer hellen Haut und ihren stechend grünen Augen hatte sie etwas Lebendiges und Fröhliches an sich, sodass man davon beinahe nur vom Anblick angesteckt wurde. Die Schwarzhaarige war allerdings ein wenig verwundert darüber, dass sie sie hier traf. Sie war wieder in den Garten gegangen, da sie drinnen in ihrem Gästezimmer einfach nichts mit sich anzufangen wusste. Sie hatte ja auch nichts zu tun. Schlafen konnte sie nicht. Lesen wollte sie nicht. Aus dem Fenster zu starren war dumm, wenn sie mit einem Schritt auch draußen sein konnte. So war sie hier gelandet. Das Gespräch, dass sie vor ein paar Stunden mit Mikoto geführt hatte, war zwar nicht wirklich tiefgründiger Natur gewesen, doch es hatte sie innerlich ein wenig entkrampft. Die Mutter von Itachi – und dessen war sie sich nun uneingeschränkt sicher – war eine wirklich sanftmütige Person, der sie absolut vertrauen konnte. Sie hatten die ernsten Themen zwar nur geschrammt, doch Damasu hatte erfahren, dass er ihr in jungen Jahren ebenso ergangen war. Arrangierte Heirat, fremde Umgebung, strenge Erwartungen. Sie hatte sie vertröstet, dass es sich bei ihr zum Guten gewendet hatte. Mit einem fast mädchenhaften Kichern, hatte sie erzählt, dass sie ihren Mann liebte, obwohl das einige Menschen nicht wirklich nachvollziehen konnten. Damasu sollte einfach nur so bleiben, wie sie war, dann würde sich schon alles einrenken.
 

„Konnichi wa. Ähm… Ich suche Sasuke“, begrüßte Sakura die Andere und war ein wenig unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte. Obwohl sie sie anscheinend bei der Meditation gestört hatte, wirkte sie kein bisschen überrascht über ihr Kommen.
 

„Sasuke begleitet Mikoto bei einigen Besorgungen. Du hast ihn um eine Viertelstunde verpasst“, antwortete Damasu wahrheitsgemäß und beobachtete, wie die Rosahaarige verärgert den Mund verzog und zu schimpfen begann.
 

„Ano baka! Dass er sich das nicht mal merken kann! Na ja, da hab ich wohl Pech gehabt… Und… Du bist wohl…“, fuhr Sakura vorsichtig fort, da sie der Anderen nicht zu Nahe treten wollte. Sasuke hatte ihr erzählt, was sein Vater geplant und auch schon in die Tat umgesetzt hatte. Dass es aber so schnell ging und die Frau schon da war... Doch deren Lippen formten sich zu einem leichten Schmunzeln. Sie war noch nicht vielen neuen Leuten begegnet, doch sie konnte sich schon vorstellen, dass sich viele ihr gegenüber so verhalten würden. Noch machte es ihr nichts aus. Die Rosahaarige schien jedoch schon so ungefähr zu wissen, mit wem sie es zu tun hatte, sonst hätte sie nicht derart gefragt.
 

„Ja, das bin ich wohl. Ich heiße Ofuda Damasu. Zukünftig mal Uchiha. Nun, das sagt wohl alles…“, antwortet sie und fasste sich mit einer Hand in den Nacken, eine etwas hilflose Geste, die ihren Gemütszustand nur zu gut ausdrückte. Sakura war überrascht darüber, da sie eigentlich eine hochnäsige Frau erwartet hatte, die nur danach lechzte, in eine wohlhabende Familie einzuheiraten. Doch die Schwarzhaarige mit den hellen, wachen Augen strahlte genau das Gegenteil aus. Zwar wirkte sie, unterstrichen von ihren Worten, nicht gerade euphorisch, was ihre Situation betraf, doch ihre allgemeine Ausstrahlung wirkte positiv. Und dabei war sie, wie Sasuke erzählt hatte, nur eine Zivilistin.
 

„Ich bin Haruno Sakura. Sasukes Freundin. Du bist gerade allein hier, oder?“, fragte sie mit zurückgewonnenem Elan. Eine von Sakuras Stärken war es, Menschen schnell einschätzen zu können. Das war bei ihrem Beruf als Ärztin sehr wichtig, denn sie musste sich nicht nur auf ihre heilenden Fähigkeiten verlassen, sie musste auch mit ihren Patienten umgehen und erkennen können, wie sie sich fühlten. Damasu schien eine starke Person zu sein, die trotz der Situation gefasst bleiben konnte. Das gefiel Sakura. Sie wollte sich zwar nicht vorstellen, wie sie reagieren würde, sollten ihre Eltern sie mit einem Fremden verkuppeln, doch sie konnte sich denken, dass es hart war, seine Fassung würdevoll zu wahren.
 

„Ja, alle sind unterwegs“, meinte die Schwarzhaarige nur und war nun ihrerseits ein wenig unschlüssig, was sie tun sollte. Sie konnte schlecht eigenmächtig handeln und Sakura ins Haus einladen, da sie ja selber erst seit gestern hier war. Doch sie wollte die Rosahaarige kennenlernen, denn als Sasukes Freundin hatte sie wohl schon einiges in diesem Haushalt miterleben dürfen.
 

„Dann leiste ich Dir ein bisschen Gesellschaft, bis Sasuke wieder da ist. Es kann hier manchmal ziemlich trist sein“, nahm Sakura ihr die Entscheidung ab und kam auf sie zu. Sie zeigte auf die Terrasse, einerseits weil sie sich selber setzen wollte, andererseits weil es dumm war, herumzustehen und noch länger so zu tun, als müsste man sich gegenseitig mit Samthandschuhen anfassen. Damasu nickte jedenfalls und nahm an Sakuras Seite platz. Sie fand die Stimmungsänderung der Rosahaarigen recht amüsant: Erst hatte sie sich unverblümt über Sasuke aufgeregt, dann war sie in Damasus Anwesenheit ganz kleinlaut geworden und jetzt, nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, war ihr Verhalten schon fast kumpelhaft. Sakuras Gemüt war wohl ziemlich temperamentvoll, wenn es sich so schnell änderte, doch gleichzeitig trug sie ihr Herz auf der Zunge, sodass all das aus ihr heraus brach, was sie gerade dachte. Mit solchen Menschen kam Damasu recht gut klar, da sie immer wusste, woran sie war...
 

„Es ist nicht wirklich trist – jedenfalls empfinde ich es gerade nicht so. Mir wäre lieber schrecklich langweilig, als diese furchtbare Anspannung zu spüren... Ich hoffe ich langweile Dich jetzt nicht“, sprudelte es plötzlich aus Damasu hervor, denn es war ganz anders, hier mit jemandem zu sitzen, der ungefähr in ihrem Alter war und ihre Situation wohl gut verstehen konnte. Mikoto hatte zwar gesagt, dass sie auch einmal so wie Damasu gefühlt hatte, doch das war etwas anderes. Die Zeiten hatten sich geändert. Die Sicht- und Denkweise der Menschen war um einiges Liberaler geworden. Wo gab es heutzutage noch arrangierte Hochzeiten? Wo gab es heute noch diese absurden Überlegungen über gute Partien und vorteilhafte Verbindungen? Außerdem war die Konstellation zu Mikotos Hochzeit sicher anders gewesen. War Fugakus Vater ebenfalls ein strenger Clanführer gewesen? War Fugaku selber ein geheimnisvoller Mann und überaus mächtiger und berüchtigter Shinobi gewesen, wie Itachi? Damasu verlor für einen Moment wieder die Fassung über sich und ließ sich in Gedanken gehen. Sakura merkte das.
 

„Nein, nein, mach Dir keine Sorgen! Alles ist neu für Dich, da braucht man jemanden zum Reden“, beteuerte die Rosahaarige, obwohl sie jetzt schon sah, wie sich ihre eigentlichen Urlaubspläne in Luft auflösten. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Sasuke und sie nirgendwo hin fahren würden. Doch gleichzeitig schien es auf einmal auch nicht mehr so wichtig zu sein, an seine eigenen Bedürfnisse zu denken. Der letzte Satz von Sakura gab Damasu wieder das richtige Stichwort.
 

„Ja, durch Reden wären so viele Dinge einfacher. Aber meistens wird immer nur 'erwartet'. Die Blicke hier machen mich wahnsinnig. Mein Vater, Fugaku, auch Itachi. Und die Worte. Du heiratest. Du ziehst um. Lernst bald deinen zukünftigen Ehemann kennen. Wenn man doch nur reden würde, wenn man seine eigenen Bedürfnisse offenbaren dürfte, aber das zählt wohl kaum...“, sprach die Schwarzhaarige mit im Schoß gefalteten Händen und zu Boden gerichtetem Blick. Ihre Zerrissenheit zwischen geduldiger Akzeptanz und verzweifelter Auswegsuche war nicht gesund. Das war ihr bewusst. Auch Sakura fühlte mit, da sie wusste, dass bei den Uchiha Argumente nicht viel wert waren. Sie wusste jedoch nicht, was sie Damasu entgegnen konnte, um sie zu trösten. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten, durchzuhalten, ohne mental durchzudrehen: Entweder man verhärtete so sehr, dass einem alles egal war und man einfach hinnahm, was geschah, oder...
 

„Hast Du denn schon mit Itachi gesprochen?“, fragte Sakura schließlich und sprach damit das aus, was sie als zweite, eindeutig bessere Lösung in Betracht zog. Der Ältere der Uchiha Brüder würde ihr Ehemann sein, theoretisch war sie nur ihm verpflichtet. Wenn sie sich irgendwie arrangieren konnten, dann… Damasu unterbrach Sakuras Gedanken mit einem Seufzer und gleichzeitig einem Kopfschütteln.
 

„Nein, noch nicht. Die Gelegenheit gab es noch nicht. Witzig, oder? Eigentlich sollte es doch Vorrang haben, dass ich den Mann, den ich heiraten werde, kennen lerne. Doch es läuft wohl nicht so wie ich denke. Aber ich sollte wirklich mit ihm sprechen. Da hast du - oh“, stockte die Schwarzhaarige und verkrampfte sich. Plötzlich durchlief es sie heiß und sie biss sich auf die Unterlippe, während sie unwillkürlich den Blick hob und zum Gartentor starrte. Sakura war verdattert über die seltsame Reaktion, doch als sie sah, wer da durch das Tor kam, konnte sie Damasus Schrecken gut nachvollziehen.
 

„Okaeri, Uchiha-san“, grüßte die Schwarzhaarige den älteren Mann mit einem höflichen Nicken, als er näher kam. Auch Sakura murmelte rasch eine Begrüßung und wunderte sie, wie schnell Damasu umschalten konnte, zwischen ihrem recht verbittertem Gespräch zu dieser aufmerksamen Distanziertheit, die man als sehr höflich empfinden konnte.
 

„Konnichi wa, Damasu-san, Sakura. Ich sehe, ihr habt euch bereits miteinander bekannt gemacht“, erwiderte Fugaku, doch man merkte ihm nicht an, ob er dies guthieß oder nicht. In seinen dunklen Augen lag der gleiche Ausdruck, Determination und eine Art herrischer Stolz, der er schon bei ihrem ersten Treffen zur Schau gestellt hatte, stellte Damasu fest und genau diese Ausstrahlung verärgerte und beängstigte sie gleichzeitig. Sakura war ebenfalls ein wenig verunsichert, da sie Fugaku in ihrer Gegenwart anders kannte, zwar auch streng und immer mit einem leicht missbilligenden Blick, doch dieser besondere Fanatismus, mit dem er Damasu betrachtete, war ihr nicht ganz geheuer. Er schien wohl wirklich zu denken, dass er nun, da er die zukünftige Frau für Itachi bestimmt hatte, die Zukunft seines Clans direkt und gefestigt vor sich sah - oder so ähnlich. Irgendwie war das gruselig und Sakura hatte noch mehr Mitleid mit der Schwarzhaarigen. Als die Augen von Fugaku jedoch auf sie trafen, wusste sie, dass sie trotz der netten Grußworte hier nun nicht mehr willkommen war.
 

„Nun, ich muss leider wieder gehen. Kannst Du Sasuke bitte sagen, dass er mich anrufen soll, wenn er zurück ist? Jaa, mata ne“, verabschiedete die Rosahaarige sich eilig, nicht ohne Damasu in Gedanken viel Glück zu wünschen. Diese sah ihr ein wenig ernüchtert nach. Natürlich würde Sakura nicht bleiben, um ihr beizustehen. Nicht in einem Gespräche, welches sie genauso scheuen würde. Doch Damasu erinnerte sich an Mikotos Worte: Sie sollte bleiben, wie sie war. Vielleicht konnte sie damit etwas bewirken. Doch nun, da sie und Fugaku alleine waren, nahm er das Sagen sogleich an sich, während er seiner Schwiegertochter in spe bedeutete, mit ihm ins Haus zu kommen. Damasu hatte keine andere Wahl, deshalb stand sie auf und folgte dem Clanoberhaupt. Er führte sie in die behaglich eingerichtete Küche, die mit einer langen Arbeitszeile und einem kleinen Tisch mit vier Stühlen der wohl am wenigsten repräsentative Raum des ganzen Hauses war. Hier aß die Familie wohl, wenn sie nur unter sich war. Es herrschte eine durchdachte, saubere Unordnung, die sich Mikoto zum System gemacht hatte und die dem Raum etwas 'normales' verlieh. Fast hätte Damasu bei dem Anblick vergessen, mit wem sie hier war.
 

„Trinkst Du eine Tasse Tee mit mir?“, wollte Fugaku wissen, doch er wartete gar nicht ihre Antwort ab, sondern stellte bereits zwei Tassen auf den Tresen.
 

„Ja, gerne“, antwortete Damasu trotzdem und beobachtete, wie er Wasser auf dem Herd erhitzte und danach Teeblätter auf die Tassen verteilte. Er tat das alles, als könnte er es auch im Schlaf vollbringen. Wahrscheinlich war es seine Gewohnheit, sich Tee aufzusetzen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam und seine Frau nicht in der Nähe war.
 

„Setz dich. Erzähl mir, wie gefällt es Dir hier?“, fragte das Oberhaupt des Uchiha Clans nach und verlieh der Situation damit die Atmosphäre eines Verhörs. Zwar war er diesmal bemüht, seine Stimme neugierig klingen zu lassen, die entsprechende Mimik konnte er dazu jedoch nicht zeigen. Das Lächeln, das Damasu ihm zurückgab, forderte von der jungen Frau auch viel Mühe.
 

„Das Anwesen ist wirklich beeindruckend. Und es ist schön ruhig hier. Das hätte ich nicht gedacht, denn Konohagakure ist ja eine große Stadt“, erklärte sie ihm, während sie auf einem der Stühle platz nahm. Das entsprach der Wahrheit, doch bezog sich kaum auf das, was Fugaku wirklich wissen wollte. Aber dessen war sich Damasu bewusst. Sie war bereit, auszutesten, wie dick das Eis war, auf das sie sich hinaus bewegen sollte und dafür musste sie erst einige Risiken eingehen. Doch entweder hatte der Mann ihre ausweichende Antwort nicht bemerkt oder er ignorierte es gekonnt.
 

„Das ist gut, wenn dir die Ruhe wichtig ist. Hier wirst du genug davon finden. Dann fühlst du dich also wohl. Wunderbar“, schloss er daraus und hatte Damasus Aussage schließlich so gedreht, dass sie ihm passte und das sie auch nicht mehr widersprechen konnte, ohne ihn damit zu beleidigen. Das war schlau, das musste Damasu zugeben. Sie hatte nicht gedacht, dass er wirklich die Kontrolle über alles an sich ziehen konnte. Das gab ihren Plänen einen harten Dämpfer und sie schürzte ihre Lippen, als ihr dennoch ein Einfall kam und sie verfolgte, wie Fugaku sich umdrehte, um die Tür eines Schrankes zu öffnen und von dort eine Dose mit Keksen herauszuholen.
 

„Das Wasser“, sagte sie und als der Clanführer nach dem Kessel sehen wollte, begann dieser, pfeifend das Kochen des Wassers anzukündigen. Genau rechtzeitig, äußerst punktgenau. Fugaku nahm dies ohne besondere Regung zur Kenntnis. Er nahm den Wasserbehälter vom Herd und füllte damit die Tassen. Mit dem dampfenden Getränk kam er zum Tisch, stellte es ab, kehrte dann noch einmal um, um die Kekse zu holen und setzte sich schließlich der jungen Frau gegenüber hin.
 

„Nun, ich will offen mit Dir reden. Als Frau eines Uchihas wirst Du andere Aufgaben haben, als du bisher immer gewohnt warst. Ich denke, dass Du gut mit meiner Frau zurecht kommst, deswegen wird sie Dir alles erklären, was Du zu tun haben wirst“, begann Fugaku und versetzte nur mit diesen wenigen Worten einen festen Schlag in die Magengegend. Was hatte sie da gerade gehört? Sie musste sich räuspern, um überhaupt ihre Stimme wiederzufinden. Sie straffte ihren Rücken im Versuch, ihre Würde zu bewahren und selbstsicher zu wirken.
 

„Uchiha-san, das wird wohl nicht nötig sein. Dadurch, dass ich schon einige Zeit in einer eigenen Wohnung gelebt habe, weiß ich, wie man einen Haushalt führt. Und wenn Sie wollen, dass ich repräsentative Aufgaben übernehmen soll, dann bin ich darin auch geübt. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen.“, antwortete sie und bemühte sich um einen entspannten Ton. Doch ihre Worte schienen den Mann nicht zu beeindrucken.
 

„Es tut mir Leid, aber anscheinend wurdest Du bisher nicht genügend darüber aufgeklärt, wie Dein Leben verlaufen wird, wenn Du einmal den Namen Uchiha trägst“, entgegnete er wiederum. Es war zermürbend, wie ruhig er war, während er ihr starr in die Augen sah und sie keinen Moment unbeobachtet ließ. Damasu konnte sich schon denken, was er meinte, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Ihre schlimmsten Gedanken würden sich bewahrheiten und sie konnte das unterschwellige Zittern, das von ihrem Inneren ausging, nicht unterdrücken.
 

„Verzeihen Sie, ich will nicht widersprechen, doch warum sollte der 'Verlauf meines Lebens' so anders sein? Ich bin mir sicher, dass ich alles bewältigen kann, egal-“, begann sie zu reden, um Fugaku klar zu machen, dass sie sich zutraute, jeglichen Anforderungen gerecht zu werden - auf ihre Weise! Doch es interessierte ihn nicht.
 

„Du wirst nicht nur eine einfache Uchiha sein. Itachi wird einmal die ganze Verantwortung über den Clan übernehmen. Du wirst an seiner Seite stehen und als Frau des Oberhaupts alle Aufgaben des Alltags übernehmen, damit 'sein' Leben von nichts Anderem abgelenkt wird, als von seinen wichtigen Ämtern, diesen Clan zu leiten, zu stärken und zu Großem zu führen. Du wirst eine perfekte Hausfrau sein, die ihrem Mann alles recht macht. Du wirst euer Kinder im Sinne des Clans erziehen. Du wirst auf alles verzichten, was nicht zum Wohle Deiner neuen Familie dient. Auch auf Deine Arbeit, die du bisher ausgeübt hast“, diktierte Fugaku der jungen Frau mit einem beinahe drohenden Ton und sah dabei, wie ihre Augen bei jedem weiteren Satz größer wurden. Ja, Damasu fühlte den goldenen Käfig regelrecht auf sich herabstürzen. Dabei waren die Forderungen nach der bedingungslosen Hingabe für die Familie gar nicht so unerwartet in einer so traditionsorientierten Familie. Der letzte Punkt jedoch, der ließ sie aus allen Wolken fallen. In ihrer Kehle bildete sich ein Kloß, der ihr sogar die Luft zum Atmen nahm. Für einen Moment verspürte sie so etwas wie Panik, ein unangenehmes Kribbeln wie von Elektrizität auf ihrer Haut, das ihre Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Ob sich der Schock auch in ihrem Gesicht spiegelte, daran konnte sie gar nicht denken, so sehr hatte Fugaku sie mit der Enthüllung seiner wahren Absicht erschüttert.
 

„Aber... An meiner Arbeit soll es doch wirklich nicht liegen. Meine Tätigkeit als Händlerin ist nicht sehr anstrengend und ich kann die Buchhaltung teilweise auch sehr gut von zu Hause erledigen. Außerdem kann ich so einen Teil des Unterhalts verdienen-“, versuchte Damasu zu argumentieren und auch eine sinnvolle Begründung für ihre Meinung anzuführen. Doch erneut hatte sie keine Chance, denn Fugagu winkte mit einer bestimmten Geste ab.
 

„Der Clan ist sehr wohlhabend, Damasu-san. Es ist sehr lobenswert, dass Du Dir wegen des Geldes Sorgen machst, aber das ist nicht nötig“, sprach er und diesmal klang es, als wollte er sie verhöhnen. Natürlich machte sie sich über die Finanzierung ihres weiteren Daseins keine Sorgen. Doch schon wieder hatte Fugaku ihr die Worte im Mund umgedreht und sie merkte ihm diesmal an, dass er es ganz bewusst getan hatte. Plötzlich fühlte sich die junge Frau wie eine gereizte Löwin, die vor den Gitterstäben ihres Geheges hin und her streifte. Es lagen ihr Bemerkungen auf der Zunge, die sie lieber ganz schnell vergessen wollte, bevor sie noch über ihre Lippen kamen. Das war nur ein Traum, oder? Nein, leider nicht, dafür war das sie überkommende Gefühl der Übelkeit viel zu stark. Er konnte das doch nicht von ihr verlangen! Er konnte sie doch nicht zwingen, ein Hausmütterchen zu werden! Davon war nie die Rede gewesen. Wenn er während der Verhandlungen mit ihrem Vater nur eine Andeutung in diese Richtung gemacht hätte, dann wären ihre Eltern doch nie auf diese Abmachung eingegangen – oder doch? Damasu fühlte, wie sie erbleichte. Ihr wurde ganz flau. Das Holz des Tisches knackte, weil sie sich unwillkürlich an der Tischplatte festhielt und nach Halt suchend mit ihren Händen zudrückte.
 

„Und, hast Du schon eine Vorstellung, wie viele Kinder Du einmal haben möchtest? Zwei, oder drei? Oder vielleicht sogar vier?“, fuhr Fugaku fort, nun wiederum in einem harmlosen Plauderton. Doch er hatte die junge Frau schon völlig aus der Fassung gebracht.
 

„Was? Ich...“, stammelte sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch, nicht in Tränen auszubrechen. Sie fühlte es schon in sich hochsteigen, ein verzweifeltes Schluchzen, das sie völlig brechen würde. Sie konnte so nicht leben. Sie brauchte ihre Arbeit, um sich wenigstens etwas ablenken zu können, um wenigstens für ein paar Stunden in der Woche von hier zu fliehen und das tun zu können, was sie wollte. Ohne beobachtende Babysitter. Darauf beruhte ihr ganzer Plan. Ja, sie würde heiraten, wenn sie diese Momente für sich behalten konnte. Doch auch das glitt ihr nun aus den Fingern.
 

„Otou-san, genug“, ertönte plötzlich eine Stimme aus der Küchentür. Der scharfe Ton schnitt wie eine Klinge durch die dicke Luft des Raumes und vertrieb die Dunkelheit, die sich auf Damasu hinab gesenkt hatte. Es war Itachi und sie drehte sich zu ihm um. Da stand er, mit gerunzelter Stirn und kalten Augen. Seine Haare waren zerzaust, seine Hose starrte vor Dreck. Er verströmte den männlich markanten Geruch von Schweiß, Adrenalin und frischer, feuchter Erde. Er war wohl gerade vom Training zurückgekehrt. Die Erleichterung über sein Erscheinen verstärkte Damasus Übelkeit noch einmal, denn das Gefühl war so übermächtig, dass sie beinahe wirklich nachgab. Doch sie holte schnell tief Luft und biss sich fest auf die Innenseite ihrer Wange, um durch den Schmerz wieder die Kontrolle über sich zu erlangen. Sie wagte es nicht, sich wieder zu Fugaku zurück zu drehen und sah deshalb nur Itachi, der mit seinem abgeneigten Blick eine unmissverständliche Nachricht an seinen Vater sandte.
 

„Komm mit mir“, sagte er schließlich zu der jungen Frau und richtete seine Augen auf sie. Es dauerte keine Sekunde, da war Damasu bereits mit der federleichten Empfindung der Linderung ihres Schreckens aufgestanden und ging mit eiligen Schritten und einem tief verbundenen Nicken zu ihm hinüber. Auch er drehte sich weg und wies mit ausgestrecktem Arm den Flur entlang. Das war Damasu nur recht und sie setzten sich gemeinsam in Bewegung. Egal, wohin sie ihm folgen sollte, jeder Ort war ihr lieber als noch einen Moment länger Fugakus Anwesenheit ertragen zu müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-08-29T20:36:22+00:00 29.08.2012 22:36
Super Kapi^^


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