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Keep my Secret

... and love me
von

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Der Neue

Es war ein warmer, sonniger Tag und es herrschte reges Treiben, auf dem Campus vom Musashi Internat. Die lange Einfahrt und der große Parkplatz, waren voller Limousinen, oder anderer schicker Wagen. Überall sah man, wie sich die Eltern von ihren Kindern verabschiedeten und lauter Bedienstete, bepackt mit Koffern, die durch die Mengen spurteten, als würde es um ihr Leben gehen.
 

Zwischen all dieser Makellosigkeit, fiel einem sofort der leicht verbeulte, dunkelgrüne Renault Espace auf, neben dem ein junges Mädchen mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder stand, welcher mit offenem Mund, das Schulgebäude beäugte.

"Kagome, das ist unglaublich. Dieses riesige Gebäude, es sieht aus wie ein Schloss!", sagte der kleine Souta aufgeregt. Kagome lächelte ihn an.

"Ich habe euch doch die Broschüre gezeigt. Ihr wusstet was uns hier erwartet."

"Ja schon, aber persönlich vor Ort ist es doch viel beeindruckender", kam es vom hinteren Teil des Wagens, wo Kagomes Vater ihren großen Koffer entlud und diesen schließlich vor seiner Tochter abstellte. "Ich bin noch immer nicht davon überzeugt, dass du hierher gehörst. Sieh dir die Leute an: Alle wirken so hochnäsig und elitär und-" Er schaute seine Tochter bedrückt an. "Und wir können dir schließlich nicht das Gleiche bieten, wie die Eltern der anderen Schüler."
 

Kagome entwich ein leichtes Seufzen. Sie hatten das doch schon mehrmals besprochen!

"Papa, diese Schule nimmt nur einen Stipendiaten pro Jahr an. Das ist eine riesige Chance für mich. Soll ich dir noch einmal all die erfolgreichen und berühmten Leute nennen, die hier unterrichtet wurden?" Etwas betrübt zwang sich ihr Vater zu einem kargen Lächeln.

"Nein, nicht doch. Wir verstehen ja, dass du diese Gelegenheit wahrnehmen willst. Es ist nur so schwer, mein kleines Mädchen gehen zu lassen."

"Aber wir sind unglaublich stolz auf dich und hoffen, dass du hier schöne Erfahrungen sammeln kannst", ergänzte ihre Mutter, während sie Kagome in den Arm nahm.

"Danke Mama, danke Papa, ich hab euch sehr lieb!" Ihr Vater räusperte sich kurz, wohl um seine Tränen, die sich langsam in seinen Augen gesammelt hatten, zu überspielen.

"Also gut, bringen wir dich zur Anmeldung und-" Weiter kam er nicht, da Kagome ihn sofort unterbrach: "Ist schon gut Papa, ich kann das allein. Ich bin doch kein Kind mehr!" Zweifelnd sah Kagomes Vater sie an, nickte daraufhin aber nur und die kleine Familie schloss sich noch einmal in die Arme.
 

Als das Auto ihrer Eltern schließlich vom Platz fuhr, winkte Kagome ihnen noch lächelnd hinterher, bis sie den Wagen nicht mehr sehen konnte. Dann atmete sie einmal tief ein und aus, drehte sich um und sah sich das Schulgebäude noch einmal ganz genau an, bevor sie mit ihrem Gepäck, auf den Haupteingang zusteuerte.

Während sie über den Campus ging, kam sie aus dem Staunen nicht raus. Es sah alles so... so perfekt aus!

Sorgfältig gepflegte Blumenbeete und gestutzte Büsche umrahmten die Einfahrt und den Parkplatz. Vor dem Hauptgebäude lag eine schöne Grünfläche, in der Mitte ein kunstvoller Springbrunnen. Die große Eingangstür war aus massivem dunkelbraunen Holz, die Mauern edel verziert.
 

Die Eingangshalle war erfüllt mit Stimmen und Gelächter. In der Mitte der Halle stand ein langer Tresen, über dem ein Schild mit der Aufschrift Anmeldung hing. Aber statt dorthin zu gehen, schlich Kagome sich nervös umschauend, in die Mädchentoilette um die Ecke.

Ungefähr fünf Minuten später, öffnete sich die Toilettentür wieder und heraus kam ein schmächtiger Junge, in lockeren Jeans und blauem Hemd, was keiner zu bemerken schien. Seine Kleidung zurechtzupfend und umherschauend ging er auf die Anmeldung zu.
 

"Guten Tag, mein Name ist Higurashi Kaoru", sagte die verkleidete Kagome mit gekünstelt dunkler Stimme.

"Higurashi? Ah ja, der Stipendiat. Einen Moment...", murmelte die blonde Frau und blätterte ihre Unterlagen durch. Misstrauisch blickte sie auf und schaute den Neuling über ihre Brillengläser hinweg an. "Kaoru?", fragte sie zögernd. "Hier steht, es handelt sich um eine junge Frau namens Higurashi Kagome."

"Ja, ich weiß", antwortete Kagome heiser und räusperte sich verlegen. "Da muss jemand einen Fehler gemacht haben. Auf meiner letzten Bestätigung, dass ich das Stipendium annehme, hatte ich bereits darauf hingewiesen." Die Empfangsdame blätterte erneut in der Akte.

"Richtig, hier ist das Dokument. Aber ich muss Ihren Personalausweis überprüfen, um das zu bestätigen", sagte sie und schaute Kagome erwartungsvoll an. Diese versuchte angestrengt ihre Nervosität zu unterdrücken, während sie ihre Brieftasche aus dem Rucksack zog und ihren gefälschten Ausweis überreichte. Hoffentlich hatte ihr Freund Miroku gute Arbeit geleistet. Der Ausweis wurde kurz begutachtet und dann dessen Daten in die Higurashi-Akte übernommen.

"Sehr schön", sagte die Frau zufrieden und gab ihr den Ausweis zurück. "Wir entschuldigen uns für das kleine Missverständnis und wünschen Ihnen eine erfolgreiche Zeit auf Musashi. Hier ist Ihr Schülerausweis und der Zimmerschlüssel. Bitte beschriften Sie Ihren Koffer, dieser wird dann sogleich auf Ihr Zimmer gebracht." Kagome erhielt ein paar weiße Klebestreifen und einen Stift, womit sie ihr Gepäck kennzeichnete. "Warten Sie bitte dort drüben, bei den anderen Neuzugängen. Die Einführung findet in Kürze statt."
 

Kagome nickte erleichtert, ließ ihren Koffer dort stehen und ging zur angewiesenen Gruppe, hielt sich aber am Rand des Geschehens. Im Geiste hielt sie eine Dankesrede an Miroku. Das Schlimmste hatte sie überstanden. Während einige Minuten vergingen, leerte sich die riesige Halle allmählich, bis nur noch ein paar vereinzelte Schüler und die Neuzugänge dort waren. Schließlich kam eine elegant gekleidete Dame auf die Gruppe zu und stellte sich als eine der Lehrkräfte vor, welche die Schüler auf dem Campus herumführen und dabei einige Regeln und Abläufe erklären würde.
 

Zuerst wurden die Klassenräume und Freizeitspezifische Orte vorgeführt, während die Lehrerin etwas zum schulischen Ablauf und einige Fakten zur Geschichte des Internats erläuterte.

"Das Musashi- Internat nimmt Mädchen und Jungen zwischen zwölf und zwanzig Jahren aus aller Welt auf. Die Schuluniformpflicht wurde 1992 aufgehoben, da man zu dem Entschluss kam, sie verletze das Selbstbestimmungsrecht. Die Philosophie unseres Instituts unterstützt die freie Entfaltung und individuelle Persönlichkeitsentwicklung auch und vor allem im Bezug auf die Erscheinung der Schüler."

Als die Gruppe durch den Hinterausgang des Hauptgebäudes auf den Zentralhof trat, dessen Wege alle Gebäude des Campus miteinander verband, blieb Kagome kurz die Luft weg. Vor ihren Augen lag wohl der schönste Fleck Erde, den sie jemals gesehen hatte. Große grüne Wiesen auf denen ein Weg aus Millionen von weißen Kieselsteinen ruhte, große Bäume die viel Schatten spendeten, wunderschöne Blumenbeete- ja Blumen überall und jede Menge Springbrunnen. Sie konnte die Grenzen des Grundstücks nicht ausmachen, so weitläufig war der Garten, sowie die Sport- und Reitplätze weiter hinten.
 

Sie wurden zum nächstgelegenen Gebäude geführt, wo sie sich die Cafeteria und die Bibliothek ansahen.

"Ein anspruchsvoller Lehrplan und ein umfangreiches außerschulisches Angebot im sportlichen, künstlerischen und kommunikativen Bereich, zeichnet das Internat aus", führte die Lehrerin ihren Monolog fort. "Die Klassenstärke von maximal 15 Schülern ermöglicht den Lehrkräften auf jede einzelne Person einzugehen. Kreative Fähigkeiten sollen gefördert, Wissen erweitert und die Jugendlichen für die Universität sensibilisiert werden."
 

Die Führung endete bei den Wohnheimen. "Eure Unterkünfte beinhalten ein Apartment mit je einem Wohnbereich, einem Badezimmer und zwei Doppelzimmern. Die Schlafzimmer haben alle einen PC und sind mit Wireless-Lan ausgestattet. Dadurch kann euch, E-Mail- und Internetzugang auch auf den Zimmern angeboten werden, vorrangig zu Recherche- und Lernzwecken versteht sich." Sie machte eine demonstrative Pause. "Alle Wochenenden stehen zur eigenen Freizeitgestaltung zur Verfügung. Es gilt dennoch strikte Bettruhe ab 23 Uhr und ab diesem Zeitpunkt sind keine Besuche mehr gestattet. Sollte die vorgeschriebene räumliche Geschlechtertrennung nachweislich missachtet werden, drohen Ihnen schwerwiegende Konsequenzen!" Die strenge Frau hob vielsagend eine Augenbraue und musterte vor allem die älteren Neuzugänge. Kagome schluckte eingeschüchtert.
 

Den Schülern wurde letztendlich ein zufriedener Aufenthalt und ein angenehmer Zimmerbezug gewünscht, bevor die Lehrerin mit einem hektischen Blick auf ihre Armbanduhr schnellen Schrittes zurück zum Hauptgebäude stolzierte. Die Gruppe zerstreute sich, Mädchen und Jungen trennten sich und machten sich auf den Weg, ihre Zimmer zu beziehen.

Kagome schaute dem hübschen Mädchen-Wohnheim sehnsüchtig nach, bevor sie sich auf die Suche nach ihrem Apartment im gegenüberliegenden Gebäude machte.
 

Als sie die richtige Tür auf der zweiten Etage endlich gefunden hatte, war sie sehr erleichtert. Alles was sie jetzt noch wollte, war ein schönes heißes Bad, sich auf den ersten Schultag morgen vorbereiten und dann ab ins Bett. Sie öffnete die Tür, ging hinein und was sie sah, war eine erneute Überraschung. Das Apartment war nicht nur viel größer als sie erwartet hatte, sondern zudem auch noch alles andere als bescheiden eingerichtet. Bei der Führung wurde zwar gesagt, dass die Zimmer jedes Jahr von den selben Schülern bewohnt werden und so eine individuelle Gestaltung möglich sei, aber die Einrichtung hatte viel mehr Stil, als sie erwartet hätte.
 

Sie schloss die Eingangstür hinter sich, zog ihre Schuhe aus und stieg die einzelne Stufe hinauf, die den Eingangsbereich vom Wohnbereich optisch trennte. Ihr Koffer stand wie versprochen vor ihr. Sie stand in einem großen offenen Raum in dem zwei frei stehende braune Ledersofas dazu einluden, es sich bequem zu machen. Ein Abstraktes ruhiges Bild hing an der Wand, auf der gegenüberliegenden Seite hing ein moderner Fernseher und sogar eine große Zimmerpflanze stand hier. Bei näherem Hinsehen, entpuppte sie sich aber als Kunstpflanze. Ein schmales, hohes Bücherregal ließ eine Nische entstehen, in der sich ein Mini-Kühlschrank versteckte. Alles war in Natur- und Erdfarben gehalten und strahlte eine gemütliche Lässigkeit aus.

Links um die Ecke war ein kurzer Flur zu sehen, der zu zwei weiteren Zimmern führte. Sie vermutete hinter einer der beiden Türen das Badezimmer. Rechts von ihr war noch eine letzte Tür. Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie endlich bemerkte wie sie belustigt von der Seite beobachtet wurde.
 

"Gefällt's dir hier?", fragte der stumme Beobachter schließlich. Kagome sah in ein freundlich lächelndes Gesicht eines großgewachsenen, rothaarigen Jungen mit schmalen, blauen Augen. "Du musst der Stipendiat sein. Freut mich, ich heiße Ray Carson und bin einer deiner Mitbewohner", begrüßte er den zierlichen neuen Schüler mit einem lockeren Handschlag. Kagome hörte einen amerikanischen Dialekt heraus.

"Ich heiße Higurashi Kaoru, freut mich dich kennenzulernen. Carson... doch nicht etwa wie Carson's, das überteuerte Snob-Restaurant, auf das die schicken Leute so abfahren?" scherzte Kagome.

"Doch, genau das", erwiderte Ray ruhig. Der Fettnapf blieb ihr im Halse stecken.
 

Ein lautes Rumpeln und Knallen, aus dem Zimmer hinter Ray, unterbrach das peinliche Schweigen. Verwundert linste Kagome an seiner Schulter vorbei und sah wie ein kleines Mädchen aus dem Zimmer stürmte, hastig die Tür wieder hinter sich schloss und eine winzige Digitalkamera an sich drückte.

"Was machst du denn hier, Ronnie?", fragte Ray das rothaarige Mädchen überrascht. Sie sah zu ihm auf und grinste frech.

"Ich besuche meinen Lieblingsbruder", antwortete sie und umarmte Ray's Arm. Die Tür ging erneut auf und ein aufgeregter blonder Junge kam zum Vorschein, der sein Shirt hektisch zurechtzupfte.

"Das kleine Biest hat sich die ganze Zeit unter meinem Bett versteckt", rief er empört und zeigte auf das Mädchen. "Ich habe mich eben umgezogen und deine Schwester knipst Fotos."
 

"Du solltest dich geschmeichelt fühlen", erwiderte Ronnie unschuldig. "Für solche Fotos von dir, sind nicht wenige aus meinem Jahrgang bereit, gutes Geld zu zahlen. Ich beteilige dich natürlich an den Einnahmen."

"Ach, wirklich?", fragte der blonde Junge. Ein verschmitztes Lächeln huschte kurz über sein Gesicht und er hob selbstzufrieden die Augenbrauen, bevor er sich Kagome zuwandte.

"Hi, du musst dieser Stipendiat sein. Ito Yori, was geht?" Sich am Hinterkopf reibend, ging Yori auf Kaoru zu und streckte ihm seine Faust entgegen. Dies passierte aber so plötzlich, dass Kagome erschrak und ihr ein kleiner Schrei entwich. Verwirrt wich Yori wieder etwas zurück.

"Oh, richtig, Faustschlag", fing sich Kagome aber schnell wieder und drückte ihre Faust auf seine.

"Okay", grinste Yori sie an. "Du gehörst zur Sorte: Weich-Ei. Ist notiert."
 

Kagome seufzte innerlich. Sie war keine fünf Minuten hier und schon hatte man ihr einen Stempel aufgedrückt. Ray unterdrückte ein Lachen und sah seine kleine Schwester dann ernst an. "Ronnie, du kannst nicht einfach hier aufkreuzen und heimlich Fotos von meinen Mitbewohnern schießen. Geh jetzt in dein eigenes Apartment zurück. Wir alle brauchen etwas Zeit um in Ruhe anzukommen." "Schon klar", erwiderte Ronnie und verzog das Gesicht. "In eurer coolen Männer-WG ist kein Platz für mich." "So habe ich das nicht gemeint, und das weißt du auch", widersprach Ray. Die Kleine streckte ihm schmollend die Zunge heraus.
 

"Ihr habt es wirklich schön hier", sagte Kagome, nachdem Ronnie das Apartment verlassen hatte.

"Ja, du hast echt Glück im schönsten Apartment der Schule gelandet zu sein", prahlte Yori. Meine Mutter ist Innenarchitektin und hat hier alles eingerichtet. Verrücke nur keine Möbel, das stört sonst das Chi oder das Yang oder so."

"Geht klar", nickte sie lächelnd.

"Weißt du, wo Inuyasha bleibt?", fragte Ray schließlich. "Er wollte schon längst hier sein."

"Seid ihr denn nicht zusammen angekommen?" Er schüttelte den Kopf und Yori zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich ist er gerade damit beschäftigt, an irgendjemandem seine schlechte Laune auszulassen. Und solange nicht ich dieser Jemand bin, ist es mir egal." Yori ließ sich vor Kaoru auf die Couch fallen. "Oh, er wird gar nicht begeistert von dir sein, Weich-Ei."
 

Kagome wollte gerade fragen was er damit meinte, da hörte man von draußen ein lautes Poltern.

"Das wird er wohl sein", sagte Ray und Yori nickte wissend.

Kurz darauf knallte die Wohnungstür auf und ein ziemlich wütend dreinblickender Typ stand im Türrahmen. Er pustete sich ein paar seiner schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ seinen großen Koffer mit Schwung zu Boden fallen. Laut schnaubend stemmte er seine Hände in die Hüften, hob den Kopf und schaute in die Runde. Kagome spürte wie ihre Wangen leicht erröteten, als ihre Blicke sich trafen.
 

"Du bist ziemlich spät", sagte Ray und warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr.

"Mein Flug wurde um zwei Stunden verschoben", antwortete Inuyasha mürrisch.

"Warum?", fragte Yori.

"Das weiß ich nicht. Da war die ganze Zeit über so eine alles übertönende Stimme, die sich pausenlos über die Unzuverlässigkeit der Fluggesellschaften beschwert hat, weswegen ich die Ansagen aus dem Lautsprecher nicht verstanden habe. Ich weiß also nicht, welches Problem der Pilot mit seinem Flugzeug hatte, dass er es für nötig hielt mich für weitere zwei Stunden dort festzuhalten!" Inuyasha hatte sich in Rage geredet, stoppte aber schnell wieder und schien sich selbst in Gedanken zurechtzuweisen. "Aber jetzt ist es vorbei und in den nächsten Monaten liegt wieder ein großer weiter Ozean zwischen meiner Familie und mir."
 

Inuyasha atmete kurz durch und sein Blick fiel auf Kaoru.

"Wer bist du?", fragte er genervt.

"Higurashi Kaoru, der Stipendiat", antwortete Kagome verlegen.

"Wie schön für dich", erwiderte er mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme. "Und was willst du hier?" Ray legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter, als müsste er einem Kind eine schlechte Nachricht überbringen.

"Kaoru ist unser neuer Mitbewohner und dein jetziger Zimmergenosse."
 

Inuyashas Gesichtsausdruck glich einen Moment lang einer steinernen Maske.

"Was?", presste er schließlich hervor. "So ein Dreck!" Er stampfte mit dem Fuß auf. "Die ganze Zeit hatte ich meine Ruhe und jetzt muss ich plötzlich mein Zimmer teilen?"

Ray erklärte: "Dieses Jahr wurden alle freien Plätze belegt und es ist nun mal kein anderes Zimmer mehr frei."

"So was nennt man Full House!", warf Yori ein und grinste Inuyasha schadenfroh an, wofür er nur einen vernichtenden Blick von diesem erhielt.
 

"Auf gutes Zusammenwohnen!", versuchte Kagome auf ihren Mitbewohner zuzugehen und streckte offen die Hand aus. Inuyasha nahm diese aber nicht an, kniff stattdessen die Augen zusammen und schaute sie böse an.

"Geh mir bloß nicht auf die Nerven!", zischte er so scharf, dass es ihr eiskalt den Rücken runter lief. Daraufhin nahm Inuyasha seinen Koffer und verschwand im linken Zimmer, auf der gegenüberliegenden Seite von dem, aus dem Ronnie und Yori vorhin herausgestürmt waren.

"Na, das fängt ja super an", murmelte Kagome vor sich hin.

"Nimm es dir nicht zu Herzen! Am ersten Tag nach den Ferien ist der immer so gereizt", sagte Yori völlig unbeeindruckt. Ray lächelte Kaoru wieder freundlich an.

"Inuyasha ist kein schlechter Mensch, man muss ihn nur erst einmal besser kennenlernen." Kagome lächelte zurück und nickte.
 

Es war schon spät am Abend, als Kagome aus der Badewanne stieg und sich mit einem Samtweichen Handtuch abtrocknete. Sie hatte sich auf den ersten Blick in das Badezimmer verliebt. Es war in zwei seperate Raumhälften geteilt, getrennt durch eine Glastür. Verschiedenste Holzelemente auf hellen Fliesen, sorgten für eine warme und entspannende Atmosphäre. Die barrierefreie und komplett offene Regendusche war einfach himmlisch. Die Badewanne direkt daneben, war so groß und tief, dass Kagome komplett darin versinken konnte.

An so ein Leben könnte sie sich gewöhnen! Sie föhnte ihre langen schwarzen Haare und stülpte sich wieder ihre Perücke über, mit der sie jetzt wohl auch nachts schlafen musste. Ihre Bandagen wickelte sie sich wieder fest um die Brust, schlüpfte in einen viel zu großen Pyjama, damit man ihre weiblichen Rundungen nicht sehen konnte und ging hinüber in ihr Zimmer.
 

Es war ein schöner, lang geschnittener Raum mit zwei riesigen Betten. In dem Bett, das näher am Fenster stand, konnte sie Inuyasha liegen sehen, in ihre Richtung gedreht mit geschlossenen Augen. Er schien fest zu schlafen. Leise fing sie an, ihre Koffer auszupacken. Die Kleidung für ihr männliches Alter Ego, welche sie sich vor der Abfahrt von Miroku geliehen hatte, räumte sie in den leeren Kleiderschrank. Ihre eigenen Klamotten ließ sie im Koffer und verstaute diesen unter ihrem Bett. Dann legte auch sie sich in das unbeschreiblich bequeme Bett, kroch unter die warme Decke und wollte gerade die kleine Lampe auf dem gemeinsamen Nachttisch zwischen den Betten ausschalten, als dabei ihr Blick auf Inuyasha haften blieb. Er atmete ganz ruhig in einem gleichmäßigem Rhytmus und sah nun sehr friedlich- aber auch irgendwie traurig aus, fand Kagome.
 

Sie musste gähnen und schaltete das Licht schließlich aus. Einige Minuten später war sie schon eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2016-01-19T09:48:53+00:00 19.01.2016 10:48
Haha, ich mag Inuyasha schon jetzt. Dieses schroffe, brüskierende Verhalten und die Angewohnheit, sich erstmal misstrauisch zu zeigen, hast du wunderbar aus der Serie portraitert! Ich liebe solche Verwechslungsgeschichten, in denen sich Frauen als Männer ausgeben und bin schon hammermäßig gespannt, welche Fettnäpfchen sie mit sich nimmt. Wahrscheinlich stellt sich später heraus, dass Kagome es viel einfacher hätte haben können! Das wär's! :'D

Sehr schön finde ich deine bildhaften Beschreibungen, und wie viel Emotion in den Dialogen herüberschwappt. Merkte man schon an Souta, der klang echt wie ein kleiner, euphorischer Junge! Klar, der Anfang ist schon oft gelesen, aber es versprüht hier ganz viel Charme. Ich mag auch die Nebencharaktere bisher, die haben etwas Freches und Jugendliches an sich. Also allgemein passt die Sprache zu dem Alter, die du unterstellst, ohne befremdlich zu wirken.
Rätselhaft ist auch wieso Inuyasha so schlechte Laune hat. Äh, muss er bei seiner Stiefmutter wohnen? Falls ja hoffe ich, man darf vor Ort den Umgang lesen. Ich mag den Anfang hier sehr. :)
Sehr schön auch die Charakterbeschreibungsbilder. Sind zwar sehr viele, aber die vom Gebäude passen zu dem, was ich mir im Text vorgestellt hab.

Leu
Von: abgemeldet
2015-08-18T14:37:21+00:00 18.08.2015 16:37
Hallo!

Tja, da hat sich Kagome etwas eingebrockt. Sollte Inuyasha in diesem AU auch ein Hanyou sein, wird sie einige Probleme bekommen, weil seine Sinne um ein Vielfaches besser ausgeprägt sein dürften - ich freue mich jetzt schon diebisch auf die Konflikte, die da lauern und darauf, dass die anderen NSCs noch mehr Farbe bekommen. Unterschiedliche Charaktereigenschaften haben sie ja bereits. Ich mag spontan denjenigen, der charmante Spitznamen verteilt, denn der redet frei von der Leber weg.

Der Auftakt war lebensnah, schon dadurch, dass Shota jungenhaftes Flair hinein brachte und der Vater ein Tränchen verdrückte. Da ihre Familie nichts davon weiß, in welche Kleidung sie schlüpfte, dürfte das bei einem "Bitte geben Sie meiner Tochter Bescheid" einigermaßen heikel werden.
Bei Inuyasha warte ich nun darauf, welcher Teil der Familie erhalten blieb. Sollte es Sesshoumaru sein, dürfte sich seine hundsmiserable Laune schnell erklärt haben. Und welche Gründe er auch immer hat, sein fünfjähriges Einzelzimmer zu verteidigen, aus der Richtung wird auch noch etwas kommen - das lässt er sich doch niemals bieten, eine(n) Fremde(n) vor der Nase zu haben.

Oh, und bei den (wunderschön beschriebenen) Blumenrabatten musste ich an Rin denken. Und dann fiel mir ein, dass Jaken ein toller Lehrer wäre. ;)

Ein vergessenes Komma: Alles was sie jetzt noch wollte, war

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  -melinda-
19.08.2015 10:32
Vielen Dank für deinen Kommentar :)

Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal etwas zum ersten Kapitel lesen würde, deshalb hoffe ich umso mehr, dass dir die nachfolgende Geschichte gefällt. Allerdings muss ich dir sagen, dass Inuyasha hier kein Hanyou ist und auch alle anderen werden als Menschen dargestellt. Das macht es aber nicht langweiliger ;)
Ich habe mich bemüht, immer wieder Parallelen zur originalen Story zu ziehen und auch meine eigenen Charaktere bedeuten mir viel. Und auch wenn die ersten paar Kapitel noch recht schwach sind, hoffe ich, dass du Freude am Weiterlesen findest.

Den Fehler habe ich korrigiert, danke.
Melinda

Von:  friehkie
2013-09-14T10:57:33+00:00 14.09.2013 12:57
Siehste!
Ich habs getan.
Ich habs angefangen zu lesen. Oh je.
Du weißt ja, dass das eigentlich nicht so mein Lieblingsthema ist. Schulgeschichten... Aber hey. Es ist Samstag und ich will mich drücken, also fang ich mal an mein Versprechen einzulösen ;)

Viel erfährt man ja noch nicht, aber das Problempotential ist hoch, wenn Kagome sich unter die Jungs mischt. Bin gespannt, wer noch so mitmachen darf und wer sonst noch Neues dazu kommt :)
Von:  xKeiko-chanx
2013-02-26T12:56:18+00:00 26.02.2013 13:56

Als ich auf deine FF klickte und beim ersten Kapitel die Überschrift "Der Neue" las, dachte ich: "Wieder ne typische Schulgeschichte, wo Inuyasha (Oder Kagome) neu an einer Schule ist."
(Das meine ich nicht abwertend, ich schreibe selbst so ne Geschichte XD°)

Doch als ich dann deine Beschreibung las, das sich Kagome als Junge ausgibt und mit Inuyasha in einem Zimmer wohnt, dachte ich nur noch: "Na das kann aber seeeehr interessant und lustig werden." XD
Also fing ich gleich an zu lesen!
Und ich danke Gott dafür, das dir nicht nur diese besondere Story einfiel, sondern, das du auch noch einen sehr angenehmen schreibstil hast, den ich gerne lese. Das erste Kapitel flog ich nur so durch. Es war ein Genuss^____^
Ich konnte mir alles gut Vorstellen, als wäre es ein Film, den ich vorm geistigen Auge sah.
Als die neuen Charaktere auftauchten war ich erst etwas skeptisch. Irgendwie gewöhne ich mich nur schwer an neue Leute bei bekannten Serien. Doch Ray und Yori gefallen mir vom Wesen sehr! XD
Herrliche Charaktere.
Besonders der Satz: "Du gehörst zur Sorte: Weich-Ei. Ist notiert.", brachte mich so zum lachen! XDDD
Ich werde jetzt weiter lesen. Und wenn mir deine Story auch noch zwei Kapitel weiter so gut gefällt (Was ich mal stark annehme) werde ich deine Geschichte auf alle Fälle favorisieren und weiterempfehlen! ^^d
Von:  Babychan
2012-07-29T10:31:09+00:00 29.07.2012 12:31
Oh, ich kann verstehen, dass Kagome bei dem Tema etwas genervt ist von ihrem Vater, meiner war auch dagegen, dass ich weggehe. Ich hatte nur einen Vorteil, ich war schon volljährig.=P
Armer Papa Higurashi, kein Vater sieht es gern wenn seine Töchter ausfliegen.
Kagome hätte sich aber besser vorbereiten sollen, “wie verhalte ich mich als Junge”, oder so. Warum hat sie nicht einen Crashkurs bei Miroku belegt? Aber jetzt ist sie erstmal als Weichei abgestempelt.=)
Arme Kagome mit so einem missgelaunten Typen das Zimmer teilen zu müssen, da hätte ich angst.
Coole Idee übrigens, erinnert mich aber stark an die erste folge von “Zeck and Cody anbohrt“.
Kommen in dem FF eigentlich Dämonen und Magie vor oder ist es eine Mythologie freie Zone?
Schreibst du sporadisch oder nach Plan weiter? Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel, verspricht lustig zu werden.
Hab ne schöne Woche


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