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A Certain Sarcastic Flamethrower

von

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11. April I

Minori Fujiwara beschlich ein schlechtes Gefühl. Schon den ganzen Morgen hatte dieses Gefühl sich an sie geklammert wie ein Parasit… Sie wusste nicht woher es kam, aber irgendetwas hatte es zu bedeuten… Das Mädchen befand sich gerade außerhalb der Schule. Sie hatte sich soeben von ihren Freundinnen verabschiedet. Auch wenn ihre Schule Opfer eines Angriffs des verbrecherischen Pressure-Bombers gewesen war, so hatte die Schule nur geringfügigen Schaden erlitten. Der Unterricht konnte also normal weitergeführt werden, sehr zum Missfallen mancher Schüler. Ihr gestriges Fehlen war natürlich nicht unbemerkt geblieben. Einer ihrer besten Freundinnen, Aya, hatte sie den ganzen Tag über mit Fragen bombardiert, die Minori größtenteils unbeantwortet gelassen hatte. So verabschiedete sie sich also von ihren Mitschülern und machte sich auf den Weg… Wohin eigentlich? Es wurde nie richtig abgemacht ob sich ihre Abteilung noch einmal treffen musste… Also ging sie eine Zeit lang ohne jegliches Ziel durch die Straßen der Bildungsstadt. Ihr Geist war sowieso im Moment zu beschäftigt und so überließ sie ihren Beinen den richtigen Weg einzuschlagen. Sie hatte in letzter Zeit zuviel erlebt und nie richtig die Zeit gehabt darüber nachzudenken. Diese ganze Geschichte mit den Level 0 hatte ihr schwer zugesetzt. Einerseits konnte sie sehr wohl verstehen, warum sie so handeln, aber andererseits war es ihr immer noch ein Rätsel warum sie dem Mann bereitwillig halfen… Lag es daran, dass sie so verzweifelt nach einer Fähigkeit streben? Sie wusste es nicht. Für sie war das Erlangen einer Fähigkeit schon eine verlockende Sache, aber unbedingt musste sie auch keine haben. Sie war größtenteils zufrieden mit ihrem jetzigen Leben. Sie hatte Freunde, einen geregelten Alltag und konnte sich trotz ihres Daseins als Level 0 trotzdem nützlich machen… Sich nützlich machen… Wahrscheinlich war es genau das, was die anderen Level 0 denken nicht zu können. Ihr geschickter Umgang mit ihrem Computer hatte schon oft ihren Kameraden geholfen und nicht nur denen. Viele Programmierer der Stadt hatten schon oft dieses unscheinbare Mädchen um Rat gefragt. Sie hatte sich schon einen Namen hier in der Stadt gemacht, auch wenn sie diesen so gut wie möglich geheim halten wollte. Nur die, denen sie geholfen hatte, wusste von ihrem sehr guten Umgang mit dem Computer. Sie hatte keine Lust, dass ihr Talent publik wurde und sie somit immer belästigt werden würde. Sie mochte es nicht im Mittelpunkt zu stehen und schon gar nicht es sich über ihren Kopf hinaus wachsen zu lassen. Andere Menschen würden sie wohl dann als bescheiden beschreiben… Auch Michizane ging ihr nicht aus dem Kopf. Immer wieder ertappte sie sich dabei wie sie an ihn dachte und sofort rot wurde. Natürlich hatte sie sich schon die Frage gestellt, ob sie in ihn verliebt war, es aber sofort in ihrem Geiste dementiert. Michizane war weder besonders gut aussehend, noch besonders nobel. Er war manchmal unsäglich arrogant, aber dann auch unglaublich freundlich… Seine Kommentare konnten manchmal so scharf wie ein Rasiermesser sein, aber andere Male so sanft wie eine Meeresbrise… Er ließ fast niemanden richtig an sich heran und seine Augen galten immer nur ganz allein Noriko Shirai… Jedem Tölpel war schon aufgefallen, dass der Level 5 regelrecht an dem kindischem Mädchen hafte. Ungefähr ein Viertel seiner gesprochenen Sätze handelten von ihr und immer wieder wenn er über sie sprach kam ein gewisser Glanz über seine Augen. Er war ganz klar schwer in sie verliebt und dieser Gedanke schmerzte Minori immer. Wahrscheinlich war sie doch in den Jungen verliebt. Er hatte ihr mehr als nur einmal die Haut gerettet und dabei immer wie ein strahlender Held in ihren Augen gesehen. Allein dieser Gedanke ließ wieder das Blut in ihr Gesicht schießen. Nein! Sie konnte unmöglich in ihn verliebt sein. Es war doch schon klar, dass er Nori liebte und Minori war kein Mädchen das sich die Mühe machte, sich falsche Hoffnungen zu machen. Doch wieder schmerzte ihre Brust an den Gedanken und wieder einmal musste sie in Erwähnung ziehen ob sie nicht doch unglücklich in ihn verliebt war…

„Minorin! Da bist du ja!“ Die Tsundere schrak zusammen und blieb abrupt stehen. Jemand hatte sich ihr genähert und da sie so sehr in Gedanken verloren war, hatte sie es nicht einmal bemerkt. Es war niemand anderes als Noriko Shirai… Versteht sie nicht falsch… Sie konnte dieses Mädchen sehr gut leiden. Ihre offene und kindische Art hatte Minori mehr als nur einmal die Laune gerettet und mit ihr konnte man einfach über jedes noch so verrückte Thema diskutieren. Ja, sie genoss die Zeit die sie mit dem Mädchen verbrachte, auch wenn jedes Mal wenn sie sich trafen ein sehr schwaches und dunkles Gefühl in ihr aufstieg. Es war so schwach, dass es gut von ihr währenddessen ignoriert werden konnte, aber doch war sie sich des Gefühles immer bewusst.

„Yo, Nori-chan. Was machst du denn hier?“ fragte sie sie erstaunt und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Das überglückliche Mädchen lächelte ebenfalls zurück. Sie hatte nicht ihre Schuluniform an, sondern trug ein ärmelloses Shirt auf dem ein großes rotes Herz abgebildet war und eine kurze Hose. Ihre Füße waren in rosane Schuhe gehüllt und über das Shirt trug sie ihre dunkelblaue Jacke mit Kapuze, das schon irgendwie zu ihrem Markenzeichen geworden ist.

„Ich habe nach dir gesucht… Ich war bei deiner Schule und habe deine Freundinnen gefragt wo die hin gegangen bist.“

Nori war auch Fujiwaras Freundinnen wohl bekannt. Eigentlich kannte fast jeder im 7. Distrikt und auch darüber hinaus das immer frohe Mädchen und es gab niemanden der sie nicht richtig ins Herz geschlossen hatte.

„Ach so?“ Minori war sichtlich erstaunt. Warum sollte denn Nori nach ihr suchen? Sollte sie nicht um diese Zeit mit Michizane unterwegs sein?

„Ja, ich möchte mit dir reden…“ Auch wenn sie grinste, wirkte sie irgendwie anders als sonst. Irgendwie… Ernster… „Ich habe sogar MichiMichi nichts gesagt, denn Nori möchte wirklich gerne über etwas sprechen…“ Das nette Mädchen deutete ihr auf einer nahgelegenen Bank Platz zu nehmen und die verblüffte Fujiwara kam dem nach. Zwar passierte viele Leute sie beide, doch keiner schenkte den Mädchen besonders Beachtung.

„Nori kommt gleich zum Punkt… Hast du MichiMichi lieb?“

Als ob es ein Reflex des langhaarigen Mädchens war, wurde sie sofort rot und sah zur Seite… Warum wollte sie gerade darüber reden? Jetzt erinnerte sie sich wieder. Es wirkte als ob es Jahre zurücklag, aber gab es da ja nicht diese ,Meisterleistung‘ die sich Michizane und Minori ausgedacht haben? Sie wusste immer noch nicht Recht, warum sie das vorgeschlagen hatte. Takeo hatte gemeint, dass sie gerne Zeit mit ihm verbringen wollte… Sie konnte nicht bestreiten, dass es schon stimmte und wer weiß… Vielleicht hatte sie auch eine gewisse Hoffnung verspürt um ihn in Sache Liebe doch umstimmen zu können. Doch sie war immer noch dem Mädchen eine Frage schuldig… Was sollte sie sagen? Die Wahrheit, oder eine Lüge? Was war dann die Wahrheit? Sie musste zugeben, dass sie schon etwas besonderes an dem Level 5 sah, aber gleich in ihn verliebt sein? War sie es? War sie in ihn verknallt? Sie holte tief Luft und sagte es:
„Ja…“ Ihr Gesicht war nun so rot wie eine Tomate und doch spürte sie wie ein gewaltiger Stein von ihrem Herzen gefallen war. Sie fühlte sich auf einmal sehr leicht und registrierte im Moment nicht richtig was sie überhaupt gesagt hatte… Noris Gesicht änderte sich bei dieser Enthüllung nicht. Immer noch lächelte sie fröhlich, nur hatten sich ihre Augenbrauen um einige Millimeter erhöht.

„Das ist doch toll! Dann freu ich mich für MichiMichi!“ Sie umarmte das schwarzhaarige Mädchen…

„Pass gut auf ihn auf…“ flüsterte sie ihr ins Ohr und erst jetzt hörte sie es… Den Schmerz in ihrer Stimme und Minori wurde nun auch etwas anderes klar. Sie wusste nicht ob das Mädchen es selbst wusste, aber doch glaubte sie es zu wissen. Auch Nori war in Michizane verliebt… Entweder konnte sie diese Gefühle nicht selber einordnen können, oder sie wusste es schon, traute sich aber nicht es ihm zu sagen… Sie wusste es nicht… Nori wirkte nicht für sie wie ein Mädchen, das nicht offen über ihre Gefühle sprach… Aber sie war auch nicht ein Mädchen, das sonderlich erwachsen war… Jedenfalls tat sie mal nicht erwachsen. Jedoch wusste Minori, dass Michizanes Sorgen unbegründet waren. Nori liebte ihn auch. Nicht nur als besten Freund… Nein, für Nori war Michizane der wichtigste Mensch auf der Welt und diese Erkenntnis rief tiefste Traurigkeit und Reue hervor. Sie allein hatte diesem lieben Mädchen diese Schmerzen zugefügt die sie jetzt fühlte und irgendwie genoss sie ein wenig ihr Leiden. Der Dämon namens ,Neid‘ in ihr wälzte sich genüsslich im Leiden von Nori…

„Tut mir Leid…“ murmelte Minori und Tränen begannen sich zu formen…

Nori wich erstaunt zurück. Unter ihren nassen Augen konnte sie sehen, dass sich ebenfalls Noris Augen ein wenig wässrig waren.

„Michizane… Er…“ Sie wusste nicht richtig wie sie weiterführen sollte… Sie wollte ihr die Wahrheit sagen. Sie wollte ihr sagen, dass Michizane nicht in sie verliebt war, sondern in Nori und dass die ganze Farce nur dafür da gewesen war um Noris wahre Gefühle herauszufinden. Jetzt hatte Minori sie herausgefunden, aber zu welchem Preis? Sie hatte sich selber und diesem nichts böse wollendem Mädchen Schmerzen zugefügt. Aber sie sagte ihr nicht die Wahrheit… Sie konnte es nicht… Schnell war die anfängliche Ausrede, dass es Michizanes Aufgabe war es ihr zu sagen, zerschmettert, denn sie wusste sehr wohl, warum sie es nicht tat. Wenn sie ihr jetzt die Wahrheit sagen würde, wären alle Hoffnungen auf ein Beisammensein mit Michizane vernichtet und dies wollte sie nicht…

„Er… Wird dich schon nicht vergessen Nori… Für ihn wirst du immer noch seine beste Freundin bleiben und ich werde mich überhaupt nicht an deine Anwesenheit stören…“

Nori sah sie verwundert an, ehe wieder ihr altbekanntes unbekümmertes Lächeln ihre Lippen zierte.

„Natürlich wird er das nicht und sollte er es tun, würde er schon was von mir zu hören bekommen. Ich wünsch euch beiden viel Glück und wenn ihr Kinder bekommt, dann lasst mich aber dann Tante Nori sein, ok?“

„Kinder?!“ Minori wurde wieder knallrot… So weit hätte sie nicht gedacht, auch wenn sie tatsächlich mit ihm zusammenkommen würde.

„Wieso denn nicht? Zu jeder Liebesbeziehung gehören Kinder!“ erklärte Nori stolz nickend und sie stand auf.

„Ich würde euch raten sofort die Wahrheit zu erzählen. MichiMichi hat mir nämlich schon gesagt, dass er dich ganz doll lieb hat.“

„Okay…“ Sie bekam ein schlechtes Gewissen und wagte es nicht einmal in Noris Augen zu blicken. Sie verfluchte ihr feiges und egoistisches Verhalten und wünschte sich in die Zeit zurückversetzt wo sie noch nicht über ihre Gefühle im Klaren war. Bis jetzt hatten sie ihr nur Schwierigkeiten bereitet, aber sie loslassen wollte sie auch nicht…

„So dann… Ich meld mich dann mal bei MichiMichi. Heute darf ich ihn mir ja noch ausborgen?“ fragte sie die Zunge rausstreckend und Minori nickte nur. Das Mädchen holte mir frohen Mutes ihr Handy heraus und schien Michizanes Nummer zu wählen… Minori fühlte sich schlecht… Sehr schlecht sogar… Sie hatte gerade so etwas dummes angestellt, dass sie sich schon fragte wer kindischer von den beiden war. Immer noch hatte sie die Chance das Blatt zu wenden. Immer noch konnte sie dem Mädchen die Wahrheit sagen… Sie tat es aber immer noch nicht. Eine innere Wut machte sich in dem Mädchen aus und sie begann sich selbst für ihren Egoismus zu hassen, aber gleichzeitig umarmte sie ihn… Sie gab einfach nicht die Hoffnung auf mit ihm zusammenzukommen… Dieser Junge sollte sich glücklich schätzen, dass überhaupt ein Mädchen in ihn verliebt war. Gleich 2 hatte er nicht verdient!

„Komisch…“ holte Nori sie aus ihren nervigen Gedanken. Sie sah ihr Handy verdutzt an:
„MichiMichi hat sein Handy ausgeschaltet. Er hat es nie ausgeschaltet, damit er immer auf ein Anruf von mir antworten kann… Da stimmt was nicht…“

Minori horchte auf. Anhand der Tatsachen, dass Michizane mal nicht an sein Handy her an geht, muss doch nicht unbedingt was stimmten? Aber Noris sorgenvolles Gesicht erwachte auch in Fujiwara ein beschleichendes Gefühl:

„Wie meinst du das? Es kann doch sein, dass er vergessen hat es einzuschalten, oder einfach nur, dass es leer ist.“

Nein… MichiMichi hat mir versprochen immer erreichbar zu sein und er war es auch immer. Etwas ist geschehen Minorin, ich spüre es.“

Minori erinnerte sich an das komische Gefühl, das sie die ganze Zeit verfolgt hatte. Könnte es damit zu tun haben?

„Wir sollen uns erstmal umfragen, ob jemand ihn heute gesehen hat. Ich rufe die anderen der Abteilung an, während du seine Schulfreunde anrufst.“ Jetzt verstärkte sich auch diese Sorge bei ihr. Wenn es stimmt, was Nori sagt, dann stimmte tatsächlich etwas nicht.

So verbrachten sie also die nächsten Minuten damit sich umzuhören. Niemand hatte ihn gesehen. Weder Takeo, noch Tamura. Bei keinem hatte er sich auch gemeldet. Sie beide hatten natürlich gefragt was los war und sie hatte auch dementsprechend geantwortet, aber die Beiden schienen diese Sorge nicht sonderlich teilen zu wollen.

„Er ist ein großer Junge, der gute Michizane. Er kann mal auch einen Tag ohne seine ewigen Begleiter verbringen…“ Es klang logisch und eigentlich hätte Minori ihm zugestimmt, wenn nicht dieses merkwürdige Gefühl in ihr herrschte…

„Wie ist es bei dir ergangen?“ fragte sie Nori.

„Nicht gut. Bejimo-chan, Chieko-chan und Kyou-chan haben ihn nur in der Schule gesehen. Kyou-chan hat mir aber gesagt, dass er sich merkwürdig benommen hatte und Nori glaubt, dass sie etwas weiß es mir aber nicht sagen will.“

Plötzlich schien Nori eine Idee zu kommen. Ihr Gesicht wurde bleich und Entsetzen schien sich breit zu machen…

"Kihara… Er war vorgestern bei der bösen Kihara. Sie hat ihm etwas gesagt… Er…" Minori konnte ihren Augen kaum trauen. Sie hatte dieses Mädchen noch nie in dieser Verfassung gesehen. Ihr Gesicht war eine Maske des Entsetzens. Sie begann zu hyperventilieren und ihre Beine schlotterten so stark, dass sie bald das Gleichgewicht verlieren würde.

"O…Oi?!" rief Minori erschrocken aus und packte das panikierende Mädchen an den Schultern. Was meinte sie damit? Und warum rief dieser Name, Kihara, solches Entsetzen bei ihr auf?

"MichiMichi… Nori glaubt sie weiß, was er tut. Er will wieder alles alleine machen… Er hat Nori wieder in Stich gelassen…" Ihre Stimme klang schrill und panisch. In Minori selber begann die Panik aufzusteigen, denn sie wusste nicht richtig wie sie handeln soll.

"Hör zu!" versuchte sie das arme Mädchen zu beruhigen, "Wir gehen jetzt ins Judgmentbüro und schauen da auf dem Computer nach wo er ist!"

Tatsächlich begann das aufgeregte Mädchen sich zu beruhigen und sah sie mit hoffnungsvollen Augen an.

"Wirklich?"

"Ja, du wirst es vielleicht nicht glauben, aber Fujiwara-sama hier, kann sehr gut mit Computer umgehen. Ihn in all den Bildern von Überwachungskameras zu finden ist für mich ein Kinderspiel."

Nur gut, dass sie den Anstand hatte und diese Kenntnis nicht missbrauchte. Nori nickte und wieder schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, auch wenn sie wieder etwas zittrig auf den Beinen war. Was auch immer diese Kihara war, dachte sich Minori, damit sie so einen Schrecken bei diesem eigentlich unbekümmerten Mädchen hervorrief, musste sie schon eine schreckliche Person sein…
 

Einige Zeit später waren sie auch schon im verlassenem Büro und sie beide warteten bis der Computer endlich hochgefahren war. Sie musste diesen benutzen, denn nur mit ihm hatte sie die Rechte die ein Mitglied von Judgment innehatte. Mit ihrem Laptop wäre es ihr möglicherweise ein leichtes gewesen sich in das System der Bildungsstadt zu hacken, aber sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen und für so etwas wie Videos von Sicherkeitskameras zu sehen, war dieser Computer mehr als genug. Es dauerte auch nicht sonderlich lange und schon war sie im Server von Judgment. Auch wenn diese Organisation zur Sicherheit der Stadt diente, war es nur das schwächste Organ und somit hatten ihre Mitarbeiter nur begrenzte Rechte. Eigentlich durften sie nur das Register der Schule und öffentliche Überwachungskameras zu Rate ziehen. Dies würde ihr aber mehr als genügen. Sie gab in das Programm Michizanes Foto ein und befahl ihm überall in der Bildungsstadt nach diesem Gesicht zu suchen. Ein Leichtes für die fortschrittlichen Programme dieser weitentwickelten Stadt. Nori stand die ganze Zeit unheimlich nervös neben ihr. Sie konnte ihren aufgeregten Atem im Nacken spüren und sie merktewie ihre Fingernägel sich in ihren Sessel krallten. Nach ungefähr einer Minute angespannten Schweigens fand das Programm tatsächlich Kameras die Michizanes Gesicht während der angegeben Zeit - seit Michizanes Schulende - aufgezeichnet haben. Man konnte förmlich Noris aufgeregten Herzschlag vernehmen und auch Minori lief langsam den Schweiss hinunter. Wie es schien war er irgendwo unterwegs gewesen. Sein Gesicht war die ganze Zeit über angespannt gewesen und ein starkes Runzeln seiner Stirn ließ auf schwere Gedanken in seinem Kopf schließen. Sie folgten ihm also eine Weile lang dem vergangenen Michizane über viele Kameras entlang, bis er schlussendlich stehen blieb. Er befand sich in einem abgelegenem Teil des siebten Distrikts und die naheliegenste Kamera war ungefähr 100 Meter entfernt, so dass man sein Gesicht nicht ganz ausmachen konnte. Nachdem Minori auf eine andere Kamera gewechselt hatte, die zwar genau soweit entfernt war, aber von der anderen Straßenseite aus filmte, konnten sie auch sehen wo er stehen geblieben war. Ein unscheinbares und verlassenes Haus zwischen zweier Stahlriesen. Er zögerte lange, aber dann betrat er das Haus.

"DA!" schrie Nori und lief sofort Richtung Ausgang. Sie war angespannt und blickte ungeduldig auf Minori, die sich noch nicht gerührt hatte.

"Warte… Ich muss noch sehen, ob er das Haus verlassen hat. Nori stöhnte ungeduldig, lief aber nicht sofort los. Minori spulte die Aufzeichnungen vor und gerade als sie sich die akutellen Aufzeichnungen näherten und immer noch keine Menschenseele das Haus verlassen hatte, hörte sie etwas… Es war weit entfernt, aber doch immer noch zu hören… Eine Explosion…

"Was war das?" fragte Nori erschrocken und Fujiwara, die das Schlimmste schon befürchtete, spulte weiter nach vorn. Bis zu den Aufzeichnungen vor einigen Sekunden und diese Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.

Das Haus war explodiert. Glücklicherweise war niemand in der Gegend gewesen, aber dieser Gedanke spendete den beiden Mädchen wenig Trost.

"Nein…" murmelten beide gleichzeitig. In zwei Schritten war Nori schon wieder vor dem Bildschirm, packte die Ränder und schüttelte daran.

"Nein… Das kann nicht sein…" Ihre Stimme ging langsam in ein Schluchzen über und Minori selber war fassungslos… Sie konnte ihren Augen kaum glauben. Die Kamera zeigte ihnen inzwischen das was zur Zeit passierte. Die Feuerwehr war eingetroffen und machte sich daran das Feuer zu löschen. Sie beide standen einfach nur da und sahen ihnen zu. Beide hatten weder die Energie noch die Verfassung zum Ort des Geschehens zu eilen. Sie saßen da und hofften, dass die Feuerwehrleute keine ausgebrannte Leiche oder ähnliches aus dem nun gelöschten Haus raushievten. Stunden waren vergangen und sie sahen nur zu, als ob dies ein Horrrorfilm war, den sie gleichzeitig verabscheuten, aber trotzdem bannte. Es war schon dunkel draussen und sie beiden hatten kein Wort gewechselt.

Keine Leiche wurden aus dem Haus gezogen. Die Feuerwehrleute und die angeblichen Zeugen wurden von Anti-Skill befragt und gegen 20 Uhr war nur noch die Ruine und die Absperrungen Zeuge der Katastrophe die sich ereignet hatte. Niemand wurde verletzt… Das war der offzielle Bericht, aber trotzdem war eine Person an diesem Tag verschwunden…

Michizane Fujimoto…

"Wir müssen ihn suchen!" fing sich Nori wieder auf. Die neugewonnene Hoffnung hatte bei ihr neue Stärke gewonnen. Minori begann ebenfalls langsam wieder aufzuwachen. Dies waren die schlimmsten Stunden ihres Lebens geworden.

"Ja… Aber wie?" Die Müdigkeit begann langsam die Oberhand zu gewinnen… Bei Nori zeichneten sich ebenfalls erste Zeichen von Müdigkeit aus, aber trotzdem war sie immer noch voller Tatendrang.

"Nori wird sich schon was einfallen lassen… Wir… Nori… Ich…" Sie überlegte so stark, dass ihr Gesicht begann zu erröten und Minori musste wohl oder übel das Offensichtliche sagen:

"Wir beide sind jetzt zu müde um ihn zu suchen. Wir müssen uns ausruhen!"

"Nein! Wer weiß wie es MichiMichi im Moment geht. Jede Sekunde zählt, wir…" Sie rieb sich die Augen und ein Anfall von Müdigkeit ließ sie in Michizanes Sessel senken. Diese ganze Anspannung und die stundenlange Qual hatte die beiden die letzten Energiereserven gekostet, aber doch kämpften die beide erfolgreich gegen das Verlangen zum Schlafen an.

Minori raffte noch einmal ihre Energiereserven zusammen und setzte sich noch einmal an ihrem Computer. Sie hatte keine richtige Idee was sie jetzt noch tun könnte und somit sah sie sich ein wenig bei den Überwachungskameras um… Leider ohne großen Erfolg.

„Was ist das?“ fragte Nori plötzlich und deutete aus dem Fenster. Nicht weit entfernt von ihnen stieg eine Rauchwolke empor. Doch es war nicht dort, wo die vorige Explosion stattgefunden hatte.

„Noch eine Explosion? Oder ein Feuer?“

„Nori weiß was dort ist…“ Ihre Stimme begann wieder gespannt zu werden, „In dieser Richtung ist das Büro der bösen Kihara…“

Kihara… Dieser Name hatte schon lange etwas in ihr hervorgerufen, aber sie konnte es nie richtig einordnen, aber jetzt war es ihr wieder eingefallen! Das ,Kihara Research Institute‘! Schnell hatte sie die passenden Überwachungskameras und tatsächlich das imposante Gebäude stand in lichterlohen Flammen…

„Das ist MichiMichis Feuer… Nur sein Feuer hat diese Farbe…“

Minori hob ungläubig die Augenbrauen. Wenn dies wirklich stimmte, dann wusste sie nicht richtig was sie darüber denken sollte.

„Es stimmt was nicht mit ihm… Er ist anders… Das Feuer ist viel böser und aggresiver als sonst… MichiMichi ist nicht sich selbst…“

„Das erkennst du alles an seinem Feuer?“ fragte sie erstaunt. Nori nickte nur und in ihren ängstlichen Augen konnte sie das Feuer widergespiegelt sehen…

„Wir müssen dorthin!“ rief Nori und lief wieder einmal zum Ausgang.
„Warte!“ hielt ebenfalls wieder einmal Minori sie auf, „Wir haben keine Ahnung was uns dort erwartet. Alleine dorthin zu gehen ist zu gefährlich!“

Nori sah sie ungeduldig an, ging aber tatsächlich auf ihren Vorschlag ein:
„Nori wird sie anrufen!“ Blitzschnell hatte sie auch schon ihr Handy in der Hand…

„Sie?“

„Ja, eine andere Level 5…“
 

Fortsetzung folgt…



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