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Fremde Welten: Das Schloss am Meer (#2)

Crimsons eigene Serie, yay!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Abend Tag 23, Morgen Tag 24 Komplett anzeigen

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Entspannungsphase

Crimson seufzte. „Das konntest nur du hinkriegen. Mentale Verbindung mit einem Geschöpf, das es bisher gar nicht gab!“

Sorc grinste ihn an. „Aber nein, mein Sohn hätte es auch geschafft.“

Crimson musste nicht fragen, welchen er meinte.

Meras lag zufrieden ausgestreckt neben Sorc auf dem Bett wie die satte Katze, die sie war. Sie war inzwischen doppelt so groß und sah nicht mehr so kätzchenhaft aus, sondern beobachtete mit steil aufgerichteten Ohren alles in ihrer Umgebung. Sie hatte relativ große Ohren für eine Katze, dafür war das Fell sehr kurz und glänzte samtig. Der schlanke, drahtige Körper machte einen muskulösen Eindruck, und beim Gähnen zeigte Meras die typischen Raubtierzähne, die Crimson besonders spitz erschienen. Er war mittlerweile auch zu dem Pronomen „sie“ übergegangen.

Sorc streichelte ab und zu Meras' Kopf, dann schnurrte sie vernehmlich. „Sie hat mir eine Menge meiner Magie abgesaugt, aber ich fühle mich nicht geschwächt... im Gegenteil, es geht mir jetzt viel besser als vor ein paar Stunden noch.“

Das ergab auf einmal alles einen Sinn. „Nun ja... sie ist ein Merasfresser, nicht wahr? Vielleicht...“ Crimson war im Moment alleine bei Sorc, während seine Familie beim Abendessen war. Er griff nach dem Verband, hielt kurz inne und wartete, ob Sorc protestierte. Das tat er nicht, also zog Crimson das Material einfach von seinem Kopf, ohne sich die Mühe zu machen, alles abzuwickeln.

Sorc hielt die Augen noch geschlossen und ordnete erst einmal seine Haare. Er rieb die Haut, auf der noch die Abdrücke der Bandagen erkennbar waren. „Okay... es müsste...“ Er öffnete die Augen einen Spalt breit, vorsichtig, dann langsam weiter. Zuletzt erschien ein breites, ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht.

„Ich schließe daraus, dass alles in Ordnung ist,“ stellte Crimson fest.

Das Lächeln wurde noch breiter. „Sieht so aus. Dann kann ich heute Nacht vielleicht endlich meine Arbeit wieder aufnehmen. Ich bin im Rückstand. Also ich meine... falls du keine anderen Aufgaben für mich hast, Direktor.“

Meras machte ein Gurrgeräusch und drehte sich genüsslich auf den Rücken, Bauch und Beine nach oben streckend.

„Mach nur,“ erlaubte Crimson ihm. „Aber bleib noch hier, bis Olvin deinen Eindruck bestätigt.“

„Warum? Ich sehe wieder, das sollte Beweis genug sein, dass ich geheilt bin.“

„Ich seh schon, dich hält es auch nicht lange in einem Krankenbett.“ Crimson warf einen Blick zu Neos Bett hinüber. „Ich frage mich... hm... komm mal mit, Meras. Na komm!“

Bei der Nennung ihres Namens drehte Meras sich auf die Seite, um ihn anzusehen. Diese violetten Augen verpassten ihm immer aufs Neue einen Schock, daran musste er sich noch gewöhnen. Crimson ließ sie an seiner Hand schnüffeln und griff dann nach ihr. Sie hochzuheben erwies sich als einfach, denn sie war leichter als erwartet. Crimson trug sie zum anderen Bett.

Neo hatte Besuch von seinen Eltern Shadow und Freed, mit denen er sich leise unterhielt, aber als Crimson zu ihnen stieß, hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit. Er setzte Meras auf der Decke ab.

„Waaah, Hilfe! Nimm das Vieh weg!“ rief Neo erschrocken.

„Ich glaube, dass Meras den Rest der Vergiftung aus dir raussziehen kann,“ sagte Crimson, worauf er verständnislose Blicke erntete. „Behalt sie einfach für ein paar Stunden hier.“

Meras schnurrte, als sie Neo in Augenschein nahm. Vielleicht war sie mit der Energiequelle sehr zufrieden.

Neo streichelte sie probeweise und sehr vorsichtig. „Sie... absorbiert meine Magie, ich kann es spüren!“

„Lass es zu, dann wird sie auch die Merasvergiftung absorbieren,“ forderte Crimson ihn auf. Er wusste nicht, ob es stimmte, aber er tat zumindest so, damit Neo nicht diskutierte.

Bei Neo schien sich die Vergiftung lediglich durch Unwohlsein und Verwirrung auszudrücken, jedenfalls ließen sich andere Symptome für Crimson nicht feststellen. Was immer es war, der Blonde befand sich auch schon wieder auf dem Weg der Besserung, zu erkennen daran, dass er nicht mehr redete wie unter Drogen.

„Es ist ziemlich schade, Sorc,“ sagte Neo mit einem Blick zum anderen Bett. „Wir wollten dich eigentlich den Merasfressern vorwerfen, wenn es sich einrichten ließ, damit wir dich leichter erledigen können, aber es klappte nicht. Und jetzt haben wir die Katze hier... hat sie deine Kraft geschwächt?“

„Nicht ausreichend, dass du was erreichen könntest, Neo,“ erwiderte Sorc sachlich.

Crimson verdrehte die Augen. Offene Feindschaft, he? Naja, solange die beiden nicht handgreiflich wurden, konnte er damit leben. Vielleicht war das als Lösung im Moment ganz gut. Neo wohnte ja nicht im Schloss, sondern war nur zu Besuch da.

Shadow und Freed schwiegen zu der Sache. Sie merkten wohl auch, dass es keinen Sinn hatte, mit Neo darüber zu diskutieren. Crimson wartete, bis Ray auftauchte, um seinen Wachplatz neben seinem Bruder einzunehmen, dann begab er sich auf die Krankenstation.

Er wollte Olvin bitten, den Heilerfolg zu bestätigen, doch als er sich leise durch die Tür schob, um niemanden zu stören, der vielleicht gerade konzentriert arbeitete, fiel ihm als Erstes ein leicht modriger Kräutergeruch mit einer unterschwelligen scharfen Note auf. Eins von Olvins Gebräuen, erkannte seine geübte Nase.

„Ruhig noch etwas mehr... genau so,“ sagte Olvin. „Dieses Kraut muss immer frisch vom Strauch sein.“ Die Stimme kam aus der hinteren Ecke, die zur Medizinherstellung abgeteilt war.

„Ich fühle mich nicht wohl damit... soll nicht lieber Crimson es machen?“ fragte Lily.

„Du bist Ärztin, also ist es deine Sache.“

„Das hat aber mit Heilkunst nicht mehr viel zu tun!“

„Füll mir was in den Becher ab und stell den Rest weg. Es hält sich eine halbe Woche. Woran erkennst du, dass man das Zeug nicht mehr verwenden soll?“

„Äh... braune Verfärbung.“

„Genau, gut aufgepasst.“

Er brachte ihr bei, wie man seine necromantischen Tränke herstellte? Das konnte ein schlechtes Zeichen sein... vielleicht befürchtete er, es bald nicht mehr alleine zu können.

„Hier, ich zeig dir den Erhaltungszauber nochmal.“

„Olvin, muss das sein? Ich meine... ich will dir gerne helfen, aber als Fee habe ich Skrupel...“

„Mädchen, darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.“

Crimson überlegte es sich anders. Ohne sich bemerkbar zu machen, schlich er sich von der Krankenstation weg und kontaktierte Sorc telepathisch. [„Ich glaube, Olvin geht es nicht besonders gut. Ich will ihn nicht überfordern, also können wir sicherlich darauf verzichten, dass er nochmal zu dir kommt. Bitte behalte Meras im Auge, aber ansonsten zwinge ich dich nicht, länger dort zu bleiben.“]

[„Ist gut. Meras ist auf Neos Knien eingeschlafen. Ich frage mich, ob sie immer nur schlafen wird.“] Belustigung schwang in Sorcs Botschaft mit.

[„Mir wäre das recht,“] grummelte Crimson. Die Gedankenverbindung funktionierte wunderbar, auch ein Zeichen, dass der Mann wieder in Ordnung war.

[„Crimson, ich... ich möchte, dass du weißt, wie dankbar ich dir bin. Das sollte ich dir wohl besser persönlich sagen, aber... naja.“]

Der Weißhaarige war überrascht. [„Schon gut, Sorc, ich weiß es doch.“]

[„Es ist dennoch wichtig, es mal auszusprechen. Du hast dich sogar gegen deine Freunde und deine eigene Familie gestellt und dich für mich eingesetzt. Danke, Crimson. Du wirst es nicht bereuen.“]

[„Sorc... wie du das sagst, ist fast schon gruselig.“] Crimson errötete, obwohl er allein auf dem Gang unterwegs war.

[„Ich finde es auch gruselig, das zu sagen.“] Sorc sendete ein gedankliches Lachen, und es war geradezu herzerwärmend, wie offen und ehrlich das klang. Er trug auch seltener seine ernste Fassade in letzter Zeit, überlegte Crimson. Diese Entwicklung gefiel ihm.

[„Ach, Sorc... um den Kern herum ist ein Siegel auf dem Boden. Ist das deins?“]

[„Uhm... Ja, ich glaube ich habe eins geschaffen, als ich hier Schlossherr war. Denn so ein Kern ist für manche Mitarbeiter nur ein großer Edelstein.“]

[„Es macht einen stabilen Eindruck, aber ich kenne mich nicht so sehr damit aus, also... wie stark ist es?“]

[„Für einen Schlossherz-Energiekern würde ich nur mein bestes verwenden.“]

[„Aber es hat mich problemlos durchgelassen!“]

Crimson konnte praktisch sehen, dass Sorc selbstgefällig grinste, obwohl er ihn nicht vor sich hatte. [„Ich sag ja... ich gebe mein Bestes, wenn ich einen Energiekern schützen will. Vor dir musste er wohl kaum geschützt werden.“]

[„Naja... nein.“] Crimson versuchte, sich vorzustellen, wie solch ein Siegel beschaffen sein musste, um Sorcs Handlanger abzuwehren, nicht aber einen potentiellen Schlossherren, der mit der Absicht kam, sich mit dem Schlossherz zu verbinden. [„Lass mich mal raten... eine Eins in Siegelmagie?“]

[„Selbstredend.“]

[„Okay... ich bin schon gespannt, was das ist, was du hier im Schloss an alle Wände malst.“]

[„Das ist... Siegelmagie im weitesten Sinne. Sei versichert, dass ich auch dabei mein Bestes gebe.“] Sorcs Worte wurden von einer Emotion begleitet... Besorgnis? Warum?

Crimson dachte anscheinend hörbar, denn Sorc antwortete ihm: [Es ist nicht ungefährlich, aber ich sorge mich eher darum, dass es dir nicht gefallen könnte. Stell dir vor, du schenkst jemandem etwas, das du sorgfältig ausgesucht hast, und dann gefällt es ihm nicht.“]

[„Du solltest nicht zweifeln, mein Chaoshexer,“] scherzte Crimson. Sorc und Zweifel passte nicht wirklich in den gleichen Satz.

[„Du hast Recht,“] stimmte Sorc zu. Und damit war das Thema erledigt. Der große Aufwand, den er betrieb, konnte gar nicht in einer Enttäuschung enden.

Crimson erlaubte Soc, ihm weiter zu folgen, während er seinen Alchemieturm hinaufstieg. Nicht dass diese Verbindung jemals ganz abbrach, aber manchmal gefiel es ihm besser, das mentale Gespräch zu beenden.

Seine Drachen nutzten seinen offenen Geist, um ihm Statusberichte zukommen zu lassen. Lichtblitz plauderte eine Menge, während die anderen sich kurz fassten oder ihm auch nur ein Bild schickten. Da Crimson im Moment etwas Ruhe hatte, widmete er ihnen mehr Aufmerksamkeit als sonst. In seiner Endphase brauchte das Elixier nicht mehr ständig neue Zutaten, aber die, die es brauchte, waren dafür umso wichtiger.

Irgendwann im Laufe des Abends erschien dann auch Catherine bei ihm. Er hatte sich schon gewundert, warum der Geist so zurückhaltend war.

„Ich habe das Gelände um das Schloss durchleuchtet und auch das Innere überprüft. Durch das ausgelaufene Meras ist kein bleibender Schaden entstanden, abgesehen von dem zerstörten Tank.“

„Sehr gut, Cathy. Uhm... hast du in deiner Datenbank den Namen von jemandem, der neue Tanks bauen oder alte reparieren kann?“ Crimson ließ sich auf seinen Ruhesessel sinken und atmete entspannt durch nach all der vergangenen Aufregung.

„Ich dachte schon, Ihr würdet nie fragen!“ entgegnete der Geist. „Ich weiß ja, dass Ihr beschäftigt seid, aber Ihr wollt sicherlich nicht, dass ich dauerhaft geschädigt werde!“

„Ich habe den Eindruck, dass du bereits den ein oder anderen Schaden hast,“ gab Crimson zu bedenken. „Deine Schatzkammer ist für dich nicht vorhanden und auch nicht der verlassene Tankraum!“

Cathy plusterte sich empört auf. „Ich bin sicher, dafür gibt es Gründe, die irgendein ehemaliger Schlossherr zu verantworten hat! Also, was ist nun mit dem neuen Tank?“

„Gib mir die Daten, und ich werde jemanden schicken, der diese Leute kontaktiert.“

„Gut!“ Cathy schleuste die Namen und Wohnorte von zwei Personen in sein Hirn. „Diese beiden haben den besten Ruf, deshalb möchte ich sie zuerst ausprobieren.“

„In Ordnung. Ich werde morgen beim Frühstück fragen, wer die Reise machen kann und möchte. Die Reise scheint bei beiden mindestens einen ganzen Tag pro Strecke zu dauern.“ Fast hätte er gesagt, dass es ja nicht eilte, verkniff sich das dann jedoch lieber. Cathy konnte ziemlich empfindlich sein, wie er inzwischen wusste.

Der Geist stemmte die Hände in die Hüften, was nicht ganz so ernst aus sah wie bei jemandem, der dabei auf dem Boden stand. „Und was ist mit diesem Parasiten, dem Merasfressertier? Wann schafft Ihr das weg?“

„Es sieht so aus, als hätte Meras einen gewissen Nutzen, daher bin ich dafür, dass wir sie erstmal behalten,“ sagte Crimson. „Sorc passt auf sie auf, und ich habe ihn ja mit der Sicherheit betraut. Wenn wir feststellen, dass es nicht geht, dann können wir sie immer noch... uh... töten.“

Dieses Vorgehen erschien ihm nicht ganz richtig, aber es blieb kaum eine Alternative. Meras war hier erschaffen worden, und damit war Schloss Lotusblüte dafür verantwortlich.

„Ihr seid schon wieder weich geworden,“ zischte Cathy mit einem trotzigen Heben seines Kinns. „Wen nehmt Ihr als Nächstes auf?“

„Ja, ich habe mich wieder weichklopfen lassen,“ räumte Crimson ein. „Schätzungsweise musst du diese Eigenschaft von mir hinnehmen.“ Er zog die Decke über sich und schloss die Augen. „Weck mich für die nächste Zutat. Und lange genug vor dem Frühstück, dass ich rechtzeitig unten bin. Es gibt ein paar Dinge zu erledigen.“

„Wie Ihr meint.“ Cathy protestierte nicht, möglicherweise deshalb, weil es ja auch in seinem Interesse war, wenn Crimson Dinge erledigte.
 

Crimson kümmerte sich früh am Morgen um das Elixier und bereitete Zutaten für den nächsten Anlass vor, dann döste er noch etwas. Er fühlte sich relativ entspannt. Er ließ Cathy in der Küche Bescheid sagen, dass er herunterkommen würde, so dass sie für ihn kein Tablett herrichten mussten.

Seine Schüler unterhielten sich alle begeistert über das eine Thema: Meras die Katze. Sorc hatte sie mit zum Frühstück gebracht und ließ das Geschöpf von jedem streicheln, der das wollte. Meras war wieder gewachsen. Sie saß zwischen Sorcs und Blackys Stuhl und in dieser Pose konnte sie bequem den Tisch überblicken, interessierte sich aber nicht für das Essen.

Als Crimson erschien, sprang Milla im als Erste entgegen. „Direktor, schaut mal, wir haben ein Halsband für Meras gebastelt, weil Blacky gesagt hat, dass sie etwas gefährlich sein könnte!“

Sie deutete auf das Tier. Tatsächlich trug Meras eher ein Geschirr als ein Halsband. Es bestand aus blauem Stoff und hatte am Rücken einen Metallring, um eine Leine befestigen zu können.

„Oh... gute Idee,“ nickte Crimson. „Aber wir sollten etwas Stabileres aus Leder besorgen. Jemand von euch könnte in das Dorf gehen und etwas Passendes bestellen.“

„Wir kümmern uns darum!“ versprach Milla.

Er hatte sie schon lange nicht mehr so freudig gesehen, meistens trug sie einen etwas grummeligen Gesichtsausdruck zur Schau. Milla schlenderte zu ihrem Platz zurück und pausierte unterwegs, um Meras zu knuddeln. Das Tier ließ es sich schnurrend gefallen, schloss sogar die Augen und schmiegte sich an die junge Magierin. Reiner Egoismus vermutlich, schließlich gab es da überall Futter.

Sorc sah etwas übernächtigt aus, aber so neben Blacky wirkten sowohl er als auch sein Sohn sehr zufrieden, und beide lächelten Crimson synchron an.

„Siehst du,“ sagte Blacky.

„Deine Sorge war unbegründet,“ beendete Sorc.

Der Weißhaarige blieb bei Meras stehen und schaute sie von oben abschätzend an. „Wie groß wird sie noch?“

„Könnte noch etwas wachsen, sie absorbiert nach wie vor ununterbrochen Energie, wird aber nicht mehr so schnell größer wie zu Anfang,“ informierte Sorc ihn.

Meras stand auf und strich um Crimsons Beine, reichte dabei locker bis zu seinen Knien und warf ihn fast um. Er spürte den Energiediebstahl, tat aber nichts dagegen, sondern ging weiter zu einem freien Platz an einem anderen Tisch, neben seinem Vater. Die Katze wollte ihm folgen, aber die Chaosmagier hielten sie zurück. Meras nahm ihren alten Platz wieder ein.

Fast die ganze Belegschaft war versammelt. Die Tische standen so, dass sie Gruppen von bis zu sechs Personen bildeten. Neo befand sich möglichst weit von Sorc entfernt, aber so, dass er ihn im Blick hatte. Seine Familie war bei ihm. Offenbar ging es auch ihm wieder gut, aber leider wirkte er angespannt und misstrauisch.

Während Crimson einen Teller mit Essen belud, sagte er in die Runde: „Ich möchte zwei Merastankbauer kontaktieren und brauche dafür Freiwillige. Wer möchte?“

Seine Schüler waren gleich Feuer und Flamme, aber Mad meldete sich zu Wort: „Das mache ich. Und vielleicht möchten Kuro und Neo ja auch mit.“

Aha, er fühlte sich verantwortlich für die Zerstörung des Tanks. Crimson befürchtete schon, dass Kuro oder mindestens Neo sich weigern würde, aber die beiden nickten nur zustimmend.

„Okay, danke,“ freute sich Crimson. „Ich gebe euch nachher alle Daten, die ihr braucht. Ihr könnt die Reise so planen, wie es euch genehm ist, aber möglichst bald.“

[„Gut, wenigstens wissen sie, was sich gehört,“] kommentierte Cathy in seinem Hinterkopf.

Atria und Cross waren noch nicht zurück, aber das eilte noch nicht – Crimson brauchte die Duranosamen erst am frühen Nachmittag. Hoffentlich ging jetzt nicht doch noch etwas schief, nachdem er sich zuvor so unnötig aufgeregt hatte. Im Prinzip stand er ständig unter Spannung, weil er befürchten musste, dass jemand unterwegs aufgehalten wurde und sich verspätete, aber er nahm diese Spannung nicht immer bewusst wahr.

Auch Olvin frühstückte mit den anderen, doch er saß allein an einem Tisch, offenbar absichtlich. Er schien sich nicht ganz wohl zu fühlen, aber damit klarzukommen. Jedenfalls aß er genug, aber zwischendurch betrachtete er immer wieder stirnrunzelnd seine Fingernägel oder schloss die Augen, wie um kurz in sich zu gehen.

Vielleicht lag es daran, dass sein Schloss nun wieder parasitenfrei und alle Einwohner fieberfrei waren. Das entspannte das Schlossherz und wirkte sich damit auf die Gesamtstimmung positiv aus. Crimson jedenfalls fühlte sich sehr gut und mit allem zufrieden. Alle Probleme erschienen lösbar. Nun durfte er sich nur nicht zu sicher fühlen.
 

Der weitere Tagesverlauf gestaltete sich erfreulich. Zunächst nahm Sorc die Gelegenheit wahr, ihm endlich die Mädchen in der Küche vorzustellen, welche Charoselle geschickt hatte. Die Gören gaben ganz offen zu, dass sie für die Lady spionierten. Es störte ihn seltsamerweise nicht.

Kurz vor dem Mittag kam Silentia zu Besuch. Er empfing sie in seinem Büro, wo sie zusammen einen Tee tranken, während die Direktorin der Akademie berichtete, wie das Projekt Wahrheitsverbreitung gelaufen war.

„Ich habe deinen Brief auf meinem Schreibtisch liegen gelassen, und zwar immer ein bisschen versteckt, aber durchaus sichtbar. Dann rief ich mehrmals Schüler zu mir, um mit ihnen ein Gespräch zu führen. Teilweise musste ich mir was ausdenken oder auf eine Gelegenheit warten, aber dann konnte ich organisieren, dass der Brief auch mal wie runtergefallen auf dem Boden lag oder ich ihn eilig wegpackte, wenn die Kinder reinkamen, so dass sie neugierig wurden, dann drehte ich mich mal um oder ging kurz raus... Naja, was soll ich sagen?“ Die Akademiedirektorin grinste schelmisch, ein Gesichtsausdruck, den Crimson aus seiner Schulzeit kannte und mochte.

„Sie haben den Brief gelesen, kopiert und verbreitet?“ riet er.

Sie zuckte mit den Schultern. „Genau weiß ich es nicht, auf jeden Fall hat sich die Botschaft verbreitet. Ich fürchte, das gibt dir einen schlechten Ruf, Crimson.“

„Das ist schon in Ordnung. Irgendwann wird jemandem auffallen, dass es gut von mir war, die Wahrheit zu sagen.“

„In diesem Alter kann man das kaum erwarten. Aber vielleicht verstehen es die Eltern, das mag sein. Auf jeden Fall hast du jetzt, was du wolltest.“

„Sehr gut.“ Crimson atmete auf – ein Punkt weniger auf seiner Liste. „Danke für deine Hilfe, das war wirklich sehr wichtig.“

„Hauptsache, du bereust es später nicht. Ach ja...“ Silentia gab ihm den Rucksack, mit dem sie gekommen war. „Darin befinden sich einige seltene alchemistische Zutaten, die ich in die Finger bekommen habe seit unserem letzten Treffen. Vielleicht nützen sie dir irgendwas.“

Crimson konnte nicht anders, als breit zu grinsen. „Echt? Zeig!“ Er holte ein paar Sachen hervor und breitete sie auf dem Tisch aus. „Wow... toll! Danke! Ich nehm den Rucksack mit nach oben und lass mich da noch weiter überraschen. Brauchst du den Rucksack dringend?“

„Naja, ich würde ihn schon gerne wieder mitnehmen. Wie wäre es, wenn du mir dein Lager zeigst, und wir packen gemeinsam aus?“

„Gerne.“ Crimson stand auf und ging vor.

Während die beiden noch schwatzend und lachend damit beschäftigt waren, die neuen Sachen zu verräumen und in Erinnerungen an ihre Schulzeit zu schwelgen, meldete Cathy, dass die Duranosamen in den Trank mussten. Passend dazu kam auch gerade Atria die Stufen hoch gehetzt. „Sind wir zu spät?“

„Genau rechtzeitig,“ versicherte Crimson. „Hattet ihr eine gute Reise?“

„Geht so. Mein Vogel wollte nicht mit Tyra zusammen fliegen, also musste ich mit Cross auf dem Drachen reisen. Ich bin das nicht gewohnt, aber... es hatte Vorteile.“

Das konnte sich Crimson denken. Wer weiß, was die beiden in ihren Pausen gemacht hatten.

Crimson erlaubte Silentia, mit in die oberste Etage zu kommen, wenn sie nicht so genau hinsah. Inzwischen fragte sie schon gar nicht mehr, ob er nicht doch etwas mit dem Erblühen ihres Einhorns zu tun hatte, so dass er vermutete, dass sie sich ihren Teil dazu dachte. Aber für die Direktorin der Akademie war es besser, wenn sie nicht über solche Dinge Bescheid wusste.

So nahm sie auf Crimsons Sessel Platz und sah sich nicht allzu genau um. Sie beobachtete, wie ihr früherer Schulkamerad professionell die Samenkörner zerrieb und dann das Pulver nach und nach in den Trank einrührte.

„Ich kenne mich ja nicht ganz so sehr mit illegalen Tränken aus – der ist doch illegal, oder?“ Silentia wartete nicht wirklich auf eine Antwort, und Crimson versuchte gar nicht erst, ihr eine zu geben. „Aber mir fallen nur eine Handvoll Tränke ein, die Duranosamen benötigen, illegal sind und ziemlich lange brauchen. Dann noch Einblums Blüten... Hmmm.“

„Denk einfach nicht weiter drüber nach,“ riet er ihr. „Es gibt sicherlich ein paar, die du nicht kennst.“

„Du hast Recht,“ nickte sie. „Ich habe auch Wichtigeres zu tun.“ Sie wickelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger.

Crimson beendete seine Arbeit konzentriert und ohne sich von ihr abgelenkt zu fühlen. Schließlich kannte er sie seit seiner Kindheit, und er konnte unter viel ungünstigeren Bedingungen noch seine alchemistischen Tätigkeiten ausführen.

„Hast du hier ein Bad?“ fragte Silentia ihn. „Also ich meine so ein großes, heißes.“

„Oh ja, aber ich weiß gar nicht, ob es schon fertig renoviert ist...“ Cathy zeigte ihm zur Antwort ein Bild von dem betreffenden Raum, ohne dass er nachfragen musste. Nun ja... man konnte es wohl benutzen, aber schön sah es noch nicht wieder aus.

„Wenn du baden willst, warum dann nicht im Meer?“ schlug er ihr vor.

Silentia schmollte. „Nein... ich wollte dort Zeit mit dir allein verbringen, aber wenn das nicht geht, warum zeigst du mir nicht dein Turmzimmer? Wir könnte was trinken und auf alte Zeiten anstoßen...“

Die Idee gefiel Crimson. Er vergewisserte sich, dass mit dem Elixier alles in Ordnung war. Nur jetzt nicht unvorsichtig werden. „Hier entlang,“ sagte er schließlich und ließ Silentia sich bei ihm einhaken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hikari-Yumi
2014-02-25T14:07:50+00:00 25.02.2014 15:07
Huhu :)
Tut mr leid habe das Kapitel gar nicht mitbekommen :3
Ich mag das rektorxcrimson paar immer noch nicht...
Er passt nicht so zu Frauen :3 (nein amazonen sind keine Frauen sondern mannsweiber)

Hach Sorc ist schon knuffig... So merkwürdig es sich auch anhört... Ich hätte ihn gerne in meinem Kopf *schmelz*

Mir fällt gerade auf, Fourth Wall ist für mich wie ein Videospiel...
Man nimmt Charas und wirft sie in einen Kampf (für mich ist Fourth wall smash bros. Oder naruto Ultimaten ninja...)
Ich erwähne das Erde weil du es unten so ausdrücktest: "Dartz hat die Ende fw2 Version gewählt. Mein kopfkino war, da steht Dartz vor einer Reihe sorcs jeden Alters und sucht sich einen aus :)

Jedenfalls: süüsses Kapi ^^
Von:  jyorie
2014-02-20T10:59:49+00:00 20.02.2014 11:59
Hey ٩(^ᴗ^)۶

gemessen an der Freundschaft, die sich zwischen Sorc und Crimson in
BtfW andeutet, würde ich darauf tippen, das die Nächsten Probleme in
FW2 dann wohl zwischen Sorc und Sientia kommen könnten? Wobei
die „übergriffe“ ja eher von Crimson auf Sorc aus gingen – und ich mir
nicht wirklich vorstellen kann, das Sorc jetzt eifersüchtig werden könnte,
wenn ihm die Rektorin schöne Augen macht. ... Hoffentlich läßt sich Crimson
nicht von ihr um den Finger wickeln und wird tatsächlich unvorsichtig.

Meras-Tank-Bauer/Restaurator klingt nach einem recht alten Beruf, ich bin neugierig
auf die Gestalten die einen guten Handwerklichen Ruf haben.

Ist es wichtig für ein Schlossherz, das es alles im Schloss kennt? Weil das
Charthy einen Schaden hat, hört sich ja nicht wirklich nett an.

*kichert* das war knuffig, das alle die Meras-Katze so mögen. Da wird Chathy
schlechte Karten gegen weinende Kinderaugen haben, wenn sie weiter darauf
besteht, das man ihr den Gar aus macht. Aber das jetzt Blacky meint, das Kätzchen
könnte gefährlich werden, klingt nicht wirklich toll, nach einem friedlichen Stubentiger.

Ich freu mich das du gerade wieder einen Flow beim tippen hast :D

CuCu, Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
20.02.2014 21:54
Hi,

Vorsicht, btfw hat (fast) nichts mit dieser Geschichte zu tun. Zeitlich ist FW2 davor einzuordnen, denn Dartz hat die "Ende FW2" Variante gewählt. Insofern wird Sorc auch nicht eifersüchtig, zumal er ja Lily hat.

Ja, Merastankbauer (ich muss mir mal ne offizielle Bezeichnung dafür ausdenken) ist ein alter Beruf. Gibt ja auch schon lange Schlossherzen.

Es ist nicht direkt wichtig für ein Schlossherz, alles auf seinem Gelände zu kennen, aber es ist schon der Sinn der Sache, dass es so ist. Sonst wär das ja so, als wenn du ein Zimmer in deinem Haus vergessen hast und nicht nutzt. Also das ist nicht schlimm, schaden Cathy nicht oder so. Aber es sollte nicht vorkommen.

Klar ist Meras gefährlich - wie alle Katzen, die so groß wie Tiger sind. Aber prinzipiell sind ja auc die Drachen gefährlich und überhaupt...

Geht bald weiter. ;)

~PM


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