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Bis dass der Tod sie scheidet

BBC Sherlock
von

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Der Untermieter

„Halten Sie bitte hier", wies Sherlock den Taxifahrer an, als sie nach einer 45 minütigen Fahrt endlich das Hotel in der Oxford Road passierten, woraufhin das Taxi einen kleinen Schlenker nach links machte und schließlich hinter einem parkenden Lastwagen zum Stehen kam.

„Soll ich wieder warten?", kam es vom Fahrersitz.

„Wenn es keine Umstände macht", erwiderte Sherlock und reichte ein paar Geldscheine nach vorn, die der Mann breit grinsend entgegen nahm. "Tut's nich'."

Ein leises Stöhnen neben sich ließ Sherlocks Blick zur Seite wandern.
 

„Gut geschlafen?“
 

Benommen blinzelnd sah John bezüglich dieser Frage auf, doch dauerte es einige Sekunden, bis sein Gehirn es schaffte ihren Inhalt zu verarbeiten und er selbst zu realisieren begann, dass er offenbar auf halber Strecke eingenickt war.

„Mittelmäßig“, entgegnete er schließlich, nachdem er sicher war, dass alle Gehirnregionen samt Sprachzentrum wieder halbwegs funktionierten, und rieb sich den verspannten Nacken.

„Sie sollten nicht immer bis spät in die Nacht an Ihrem Blog schreiben, John. Erst recht nicht, wenn am nächsten Tag ein interessanter Fall wie dieser hier ansteht.“

„Wenn ich mich recht entsinne war ich um 23 Uhr im Bett und demnach auch nicht derjenige, der unbedingt bis 2 Uhr nachts an irgendwelchen menschlichen Überresten herum sägen musste.“

„01:46 Uhr. Und es waren keine menschlichen Überreste, sondern der Küchentisch.“

„Das macht es nicht viel besser. Könnten Sie vielleicht- ...Moment, was?“

„Ich habe bereits einen neuen bestellt“, sagte Sherlock, öffnete die Autotür und stieg aus.

„Herr Gott, Sherlock!“, schimpfte John und folgte ihm. „Würden Sie mich freundlicherweise das nächste Mal zumindest einweihen, wenn Sie wieder vorhaben unsere Einrichtung zu zersägen?“

„Sie haben den Tisch doch ohnehin nie benutzt.“

„Ja, weil Sie ihn ja komplett in Anspruch genommen haben mit Ihren Experimenten! Was hat der Tisch Ihnen denn überhaupt angetan, dass Sie Ihn zersägen mussten?“

„Er war zu klein.“

„Zu klein…“ murmelte John, rieb sich entnervt die Nasenflügel und ließ die Autotür hinter sich ins Schloss fallen, drehte sich noch einmal um und bekam deswegen gerade noch mit, wie der Taxifahrer ihm durch das Fenster ein ganz offenkundig vielsagendes Grinsen schenkte und ihm zuzwinkerte, ehe er das Taxi ein Stück weiter auf einen Parkplatz lenkte. Verwirrt zog John die Augenbrauen zusammen und sah ihm nach.

„Der Taxifahrer hat mir zugezwinkert.“

„Welch eine bodenlose Frechheit“, erwiderte Sherlock beiläufig, während er ein Blick auf sein Handy warf, woraufhin John nur den Kopf schüttelte, um sich anschließend wieder ihrem eigentlichen Thema zuzuwenden.

„Jedenfalls kann man das auch anders regeln, wissen Sie? Vor allem muss man nicht mitten in der Nacht damit anfangen.“

„Haben Sie sich schon überlegt, wie sie die Dame dort an der Rezeption ablenken wollen?“, fragte Sherlock, während sie den Eingang des Hotels ansteuerten.

„Könnten Sie nicht wenigstens so tun, als ob sie mir zuhören würden?“

„Tisch nicht mitten in der Nacht zersägen“, wiederholte Sherlock geistesabwesend.

„Sher-“

Doch Sherlock war bereits durch die Drehtür hindurch ins Innere des Hotels geschlüpft. Sich zur Ruhe besinnend atmete John einmal tief durch und blieb vor dem Eingang des Hotels stehen. Dafür, dass er diese Wohngemeinschaft bis jetzt ohne auch nur ein einziges Mal Amok zu laufen überstanden hatte, hätte er sich eigentlich schon einen Orden verdient. Wenn nicht gar einen ganzen Sack voll. Bei jedem anderen, der plötzlich mitten in der Nacht anfing Experimente durchzuführen, Leichenteile im Kühlschrank aufbewahrte oder sich auch sonst wie die größte Nervensäge aller Zeiten aufführte, hätte er mit Sicherheit schon nach der ersten Woche die Koffer gepackt.

Aber Sherlock Holmes war nun mal nicht ‘jeder andere‘.

John seufzte innerlich. Wie auch immer. Einen Plan, wie er die Empfangsdame ablenken sollte, hatte er natürlich auch nicht. Schön, dann eben improvisieren, dachte er sich, während er die gottseidank nahezu menschenleere Eingangshalle betrat und es sich nicht nehmen ließ, Sherlock noch einen Das Thema ist noch nicht erledigt – Blick zu zuwerfen, ehe er an ihm vorbei schritt.
 

„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“, fragte die blonde Frau an der Rezeption lächelnd, als John auf sie zu kam.

„Bestimmt“, sagte er, erwiderte das Lächeln und breitete vor ihr einen Stadtplan von London aus, den Sherlock ihm kurz zuvor im Vorbeigehen unauffällig in die Hand gedrückt hatte.

„Ich bin auf der Suche nach ein paar schönen Cafés hier in der Gegend. Können Sie mir da welche empfehlen?“

„Gern.“ Sie zückte einen Stift und beugte sich über den Stadtplan. „Das hier zum Beispiel ist ein exzellentes-“

„Ah verzeihen Sie, aber können wir hier rüber gehen? Da ist das Licht etwas besser“, unterbrach sie John und deutete nach links.

„Natürlich“, erwiderte die Frau höflich, kam hinter der Rezeption hervor und ging mit John ein Stück weiter zu einer Sitzgruppe.
 

Sherlock, der derweil vorgegeben hatte die Menükarte des Restaurants zu studieren, beobachtete die beiden aus den Augenwinkeln heraus und als er sicher war, dass die Aufmerksamkeit der Frau einzig und allein John und dem Stadtplan galt, huschte er flink hinter die Rezeption und nahm kurzum den Computer in Augenschein.
 

„Das hier kann ich Ihnen auch sehr empfehlen. Die Aussicht auf London ist wirklich atemberaubend“, hörte Sherlock die Frau sagen, während er die Buchungen für letzte Nacht aufrief.

„Na das hört sich doch gut an“, entgegnete John.

„Freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte. Dann geh ich mal wieder zurück“, sagte die Frau, woraufhin Sherlock alarmiert aufsah, Johns Blick kreuzte und kaum merklich den Kopf schüttelte.

„Ehm, warten Sie“, stammelte John eilig, um die Empfangsdame davon abzuhalten sich umzudrehen. „Vielleicht haben Sie ja Lust…ehm… Irgendwann mal, versteht sich…“ Er räusperte sich vernehmlich. „Also…mit mir in eines dieser Cafés zu gehen? Vielleicht das mit der schönen Aussicht?“

„Oh…“
 

Sherlock rollte mit den Augen, als er zusah, wie die Frau peinlich berührt anfing zu lachen, widmete sich dann aber rasch wieder dem Computer.
 

Buchungen vom 25.09.
 

Zimmer 495
 

Prof. Dr. Alan Woodstone,

1 Person,

2 Übernachtungen,

kein Frühstück
 

Er scrollte weiter.
 

Zimmer 498

Zimmer 500


 

Interessiert beugte er sich vor, als endlich Zimmernummer 503 auf dem Bildschirm auftauchte.
 

Zimmer 503
 

Mr. Alexander Pawlow,

4 Personen/2Kinder

5 Übernachtungen

Frühstück inklusive
 

Etwas enttäuscht richtete Sherlock sich wieder auf. Fehlanzeige.

Schnell, bevor ihn womöglich doch noch jemand bemerkte, schloss er das Fenster der Buchungen vom vergangenen Tag und kam zügig wieder hinter der Rezeption hervor, gab John ein Zeichen, der daraufhin noch ein paar letzte Worte mit der Empfangsdame wechselte, ehe er Sherlock hinaus nach draußen folgte.
 

„Und?“, fragte John erwartungsvoll, als sie vor dem Hotel standen.

Sherlock schüttelte den Kopf. „Aber wie ich sehe hatten zumindest Sie Erfolg“, bemerkte er mit einem Hauch Geringschätzung in der Stimme und deutete auf den kleinen Zettel in Johns Hand.

„Ja, doch, ich muss sagen, das hat sich sogar gelohnt“, erwiderte John grinsend und steckte das Stück Papier mit der Telefonnummer der Frau in die Hosentasche. „Also auf zum nächsten?“

„Natürlich.“
 

---
 

Das zweite Hotel, das in Betracht kam, lag am anderen Ende des Stadtbezirks und wirkte zumindest von außen um einiges pompöser als das erste. Was für ihre Zwecke wohl eher von Nachteil war, da sie auf Grund dessen davon ausgehen konnten, dass die Eingangshalle diesmal nicht ganz so leer sein würde.

Und genauso war es auch.
 

„Das dürfte schwierig werden“, murmelte John, als sie das geräumige Foyer betraten und sich umsahen.

„Sieht so aus. Aber immerhin haben Sie die Aussicht auf eine zweite Telefonnummer“, sagte Sherlock und nickte in Richtung Rezeption, wo sich ein hochgewachsener junger Mann gerade mit einem älteren Ehepaar unterhielt.

„Nicht witzig, Sherlock, nicht witzig. Und nur damit Sie’s wissen, ich werde mich hier nicht zum Affen machen, nur damit Sie an Ihre Informationen kommen.“ Demonstrativ verschränkte er seine Arme, doch Sherlock schenkte John lediglich ein kurzes, wissendes Lächeln, das ihn aus irgendeinem Grund an Mycroft erinnerte und soviel bedeutete wie „Oh doch, das werden Sie“, ehe er sich anschließend zielsicher zur Rezeption auf machte. Mit grimmiger Miene sah John ihm nach. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass Sherlock wie immer Recht hatte.

„Ach verdammt…“ fluchte John leise und war schon dabei den Stadtplan wieder aus seiner Jackentasche zu ziehen, als er plötzlich vehement von hinten angestoßen wurde, ein Stück weit nach vorne stolperte und noch bevor er sein Gleichgewicht wieder finden konnte, blieb er obendrein unglücklich mit dem Fuß an einem Blumentopf hängen und fiel schließlich elegant vornüber gen Boden, wo er unsanft auf der Seite landete.

„Herrje, entschuldigen Sie bitte! Ich habe die Stufe nicht gesehen! Ist alles in Ordnung?“, rief eine Frau aufgeregt hinter ihm.

„Keine Sorge, alles in-“, begann John ächzend, doch als ihm auffiel, dass so ziemlich alle Augen auf ihn gerichtet waren, stockte er unverzüglich. Und noch ehe er ausgiebig über die Idee, die ihm im selben Moment gekommen war, nachdenken konnte, fing er auch schon an sich mit gespielt schmerzverzerrtem Gesicht das Bein zu halten. „Argh…“, stöhnte er laut auf und kam sich dabei doch reichlich bescheuert vor. So hatte er sich sein Ablenkungsmanöver zwar nicht vorgestellt, aber gut. Effektiv war es allemal, dachte er sich, als er die aufgewühlte Menge um sich herum „Er hat sich am Bein verletzt!“ und „Schnell, ist ein Arzt hier?“ rufen hörte. Allerdings hoffte er für Sherlock, dass sie diesmal das richtige Hotel erwischt hatten. Noch einmal würde er das hier garantiert nicht durchziehen.
 

Sherlock, der Johns bühnenreifen Auftritt und den nachfolgenden Aufruhr natürlich prompt ausgenutzt hatte, stand indes erneut hinter einer verlassenen Rezeption und durchsuchte den Computer, was diesmal jedoch gottseidank um einiges schneller ging. Schon nach kurzer Zeit wurde er fündig.
 

Zimmer 503, Suite
 

Mr. Theodore Marshall,

2 Personen, Doppelbett

1 Übernachtung,

Frühstück inklusive
 

„Schon besser…“ murmelte Sherlock leise, notierte sich eilig den Namen sowie die Adresse des Mannes und sah erst wieder auf, als er bemerkte, dass der Rezeptionist aus der Menge mit erhobenem Finger auf ihn zu gelaufen kam.

„He, was machen Sie da?“ rief er laut.

Rasch klickte Sherlock das Fenster weg. „Oh, ich dachte, ich rufe mal lieber einen Krankenwagen. Der arme Mann scheint schlimm gefallen zu sein“, log er und deutete auf das Telefon. Der Mann vor ihm musterte ihn misstrauisch, doch Sherlock hatte sich schon umgedreht und lief nun durch die kleine Menschentraube hindurch zu John, der nach wie vor am Boden lag und seine Schauspielkünste zum Besten gab.

„Ich helfe Ihnen. Keine Sorge, ich bin Arzt“, sagte er so laut, dass ihn auch die Umstehenden verstehen konnten. „Ich bringe Sie erstmal raus.“ Vorsichtig half er dem vermeintlich Verletzten hoch, legte die Arme seines Freundes um seine Schultern und stützte ihn auf dem Weg nach draußen, begleitet von den Blicken und dem Getuschel der Leute um sie herum.

„Nicht schlecht“, flüsterte Sherlock John zu.

„Danke. Aber Sie schulden mir etwas“, erwiderte John leise, während sie zusammen durch die Eingangstür gingen und erst als sie außer Sichtweite waren, ließ Sherlock ihn los.

„Schön. Und jetzt sagen Sie mir bitte, dass Sie den Namen haben“, sagte John und atmete erleichtert auf, als Sherlock den Zettel hoch hielt.

„Kenton Avenue. Das ist nicht weit von hier.“

„Sollen wir Lestrade Bescheid sagen?“

„Später. Ich würde sagen wir statten Mr. Theodore Marshall erst einmal höchstpersönlich einen Besuch ab.“
 

---
 

Die unverwechselbare Melodie des Big Ben drang dumpf zu ihnen nach draußen, als John die Türklingel des Hauses drückte.

„Er wohnt schon mal nicht allein hier“, bemerkte er und deutete auf die beiden Namensschilder neben der Klingel.

Sherlock nickte. „Untermieter höchstwahrscheinlich. Solche altmodischen Gardinen würde er sich niemals vor die Fenster hängen.“

Beide sahen auf, als die Tür mit einem Ruck von innen aufgezogen wurde und ein kleines Mädchen von vielleicht fünf Jahren im Türrahmen erschien.

„Jaa?“, fragte sie und blickte mit großen Augen zu ihnen auf.

Sherlock und John sahen sich kurz an, ehe John schließlich die Initiative ergriff und sich zu dem Mädchen herunter beugte.

„Wir wollen mit Theodore Marshall sprechen. Ist er da?“

„Nein, nur ich und Tante Sofia.“

„Lily? Wer ist denn da?“, hallte eine Stimme – vermutlich die Tante Sofias – durch den Hausflur.

„Zwei Männer! Und sie wollen Teddy sprechen, Tante Sofia! Soll ich sie rein lassen?“, rief Lily zurück.

„Theodore? Oh natürlich, lass sie ruhig rein“, kam als Antwort, woraufhin Lily die Tür ganz öffnete und Sherlock und John herein winkte.
 

Sie folgten dem Mädchen den Hausflur entlang bis ins Wohnzimmer, wo sie auch schon von einer älteren Frau in einem Sessel sitzend und mit einem warmen Lächeln empfangen wurden.

„Willkommen. Entschuldigen Sie, ich kann leider nicht aufstehen.“

„Nicht doch, bleiben Sie bitte sitzen“, sagte John schnell.

„Sind Sie Freunde von Theodore?“

„So ungefähr.“

„Verstehe“, sagte Tante Sofia lächelnd. „ Möchten Sie vielleicht etwas trinken?“

„Nein danke, Mrs. Adams“, meldete sich Sherlock zu Wort. „Wir hätten da einige Fragen bezüglich Theodore. Können Sie uns vielleicht sagen, wie lange er inzwischen schon bei Ihnen wohnt?“

„Oh, es dürfte inzwischen ein Jahr her sein. Nachdem der junge Mann, der hier vor Theodore zur Miete gelebt hat, in eine andere Stadt gezogen ist, habe ich eine Anzeige in der Zeitung aufgegeben. Daraufhin hat sich Theodore gemeldet. Er ist wirklich ein lieber Junge. Er hilft mir, wo er nur kann.“

John warf Sherlock einen Seitenblick zu. Das klang irgendwie nicht nach einem eiskalten Serien Mörder. Doch Sherlock schien gerade andere Probleme zu haben, denn das kleine Mädchen hatte offenbar Gefallen an ihm gefunden. Kichernd zupfte sie an seinem Mantel herum und es war Sherlock deutlich anzusehen, dass er nicht so wirklich wusste, was er mit dem Mädchen anfangen sollte.

„Lily, lass den armen Mann in Ruhe“, sagte Tante Sofia streng.

„Aber er hat so einen lustigen Mantel.“

„Lily!“

Beleidigt zog Lily eine Schnute und ließ von Sherlocks Mantel ab.

„Verzeihen Sie bitte, Lily ist manchmal recht stürmisch. Sie ist die Tochter unserer Nachbarn. Sie kommt oft herüber und dann spielen wir zusammen Karten. Sie ist ein aufgewecktes Mädchen. Und sie scheint Sie zu mögen“, sagte sie lächelnd an Sherlock gewandt, der davon allerdings nicht sonderlich begeistert schien, schon allein deshalb, weil Lily inzwischen wieder damit begonnen hatte sich an seinem Mantel zu schaffen zu machen und sich nun giggelnd unter ihm versteckte. John musste sich auf die Unterlippe beißen, um sich das Grinsen zu verkneifen. Das Bild war zu herrlich. Und Sherlocks Miene unbezahlbar.

„Ahh, Tante Sofia!“, rief Lily plötzlich und kam wieder unter Sherlocks Mantel hervor gekrabbelt. „Heute ist wieder ein Päckchen für dich gekommen! Hab ich ganz vergessen dir zu geben!“

Eilig lief sie in den Hausflur und kam kurze Zeit später mit einem kleinen brauen Packet zurück ins Wohnzimmer, wo sie es Tante Sofia auf den Schoß legte.

„Ist es wieder von Charlie? Ein neuer Engel?“

„Ich denke schon“, lachte Tante Sofia. „Wissen Sie, Charlie ist mein Enkel. Er bastelt immer diese hübschen Engelsfiguren. Er hat mir schon so viele geschickt. Sind sie nicht wunderschön?“ Sie deutete auf eine Vitrine an der Wand, in der sorgfältig aufgereiht bestimmt an die zehn Engelsskulpturen standen - eine kitschiger als die andere.

„Das ist sehr schön, Mrs. Adams“, sagte Sherlock ungeduldig. „Aber können Sie uns vielleicht sagen, wo sich Theodore derzeit aufhält?“

„Nein, tut mir Leid. Ich weiß nur, dass er heute Abend ausgehen wollte. Auf einen Ball oder so ähnlich. Ach er liebt das Tanzen, müssen Sie wissen. Ich glaube, die Veranstaltung findet in einem Hotel in Harrow statt, wenn ich mich recht erinnere.“

Sherlock und John wechselten einige Blicke.

„Aber die Karten sind wohl schon ausverkauft. Theodore hat eine der letzten ergattern können.“

„Danke, Mrs. Adams. Wir wollen Sie dann auch nicht länger belästigen“, sagte Sherlock schließlich und war schon auf dem Weg in Richtung Haustür.

„Aber nicht doch. Ich freue mich immer über Gesellschaft. Sie können gern wieder kommen.“

„Vielen Dank, das werden wir bestimmt, Mrs. Adams“, rief John ihr über die Schulter zu, kurz bevor er eilig das Wohnzimmer verließ und Sherlock nachlief.

„Hörst du? Du musst unbedingt wieder kommen, Onkel!“, hörten sie Lily noch rufen, als sie in das wartende Taxi vor dem Haus stiegen.
 

„Das Hotel, in dem er die Nacht mit Mrs. Henley verbracht hat“, sagte John hastig. „Dann wird er sich heute Abend auf dieser Veranstaltung doch bestimmt in aller Ruhe sein nächstes Opfer aussuchen!“

„Gut möglich“, erwiderte Sherlock ruhig. „Jedenfalls werden wir heute Abend auch da sein.“

„Wie denn? Sie sagte doch, die Karten seien ausverkauft.“

Doch Sherlock hatte schon sein Handy gezückt.
 

„Ah, hallo Bruderherz! Sag, was macht die Diät?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  mindpalace
2013-05-25T17:39:17+00:00 25.05.2013 19:39
Awwww das mit dem Mädchen. XD herrlich! Ich kann mir Sherlock's Reaktion richtig gut vorstellen xDDD

Du triffst die Charaktere genau wie ich sie von der Serie kenne und dein Schreibstil lässt sich sehr gut lesen. :D
Von:  Dreaming_Lissy
2012-10-09T22:22:15+00:00 10.10.2012 00:22
Auch ich bin der Meinung das die Charakter gut getroffen, die Dialoge amüsant und der Schreibstil hervorragend sind.
Auch bin ich beeindruckt, wie du es schaffst, den Fall wirklich durchdacht erscheinen zu lassen. Es wirkt wirklich wie ein richtiger, professioneller Krimi. ^^
Von:  toru-san
2012-08-15T11:22:46+00:00 15.08.2012 13:22
Ich finde, du musst dir keine sorgen darüber machen, ob du die Charaktere triffst: Du beschreibst sie sogar sehr gut!! Speziell die Dialoge zwischen John und Sherlock sind realistisch und man kann sich gut die Mimik in den beiden Gesichtern vorstellen. Schon der Einstieg ist gut gewählt: die Leiche in der Dusche. Sehr witzig!! Besonders gut hat mir auch der Dialog über den zersägten Küchentisch gefallen ;)

Schön finde ich, dass du die Dinge, die Sherlock an der Leiche entdeckt, gut beschreibst, so dass man seinen Ausführungen nicht nur folgen kann, sondern auch selbst das Gefühl bekommt, mit den Hinweisen die Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Die leichte Anziehung zwischen John und Sherlock bringst du auch gut rüber und dazu noch sehr glaubhaft. Schöne Szene mit dem Knutschfleck und der Erklärung der Beziehung. Ja, John ist doch Sherlocks Partner ^^

An so vielen Stellen musste ich schmunzeln und lachen, dass eine Aufzählung dieser einer Kurzform der Geschichte entspräche!! Die Story und dein Schreibstil gefallen mir sehr. Ich hoffe, du schreibst bald weiter.

Liebe Grüße, Toru
Von:  Nara-san
2012-08-11T22:05:20+00:00 12.08.2012 00:05
Noch garkein Kommentar? Merkwürdig...
Also ich find die Story ganz interessant ^^ Und John und Sherlock sind auch gut getroffen.
Und das Mädchen ist so niedlich! Ich kann mir Sherlocks Gesicht so gut vorstellen xD


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