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Treasure Eyes

*~ in thesaurum ~*
von

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Der Fremde

Jillian nutze den Abend um noch einmal gründlich über diese Mission nachzudenken. Schweigend saß sie auf einer Mauer und blickte die Straße hinunter, die direkt von der Stadt in die Wälder von Trea führten. Der intensive und doch irgendwie betörende Duft von Lavender in der Luft und der sanfte Abendwind fuhr Jillian durch das Haar.

Mit dem Blick auf die hinter den Wäldern liegenden Berge von Asos gerichtet, der nächstgelegenden Stadt, ließ sie den gut mit Goldmünzen gefüllten Beutel, den sie vom König als Anzahlung erhalten hatte, in der Hand auf und ab springen. Es waren insgesamt fünfhundert Goldstücke gewesen. Mit diesem Verdienst hätte Jillian sich ihren Lebensunterhalt bezahlen und für eine ganze Weile ohne jegliche Aufgabe oder Mission leben können. Nie wieder in Kämpfe oder Schlägereien verwickelt werden, nie wieder stehlen, feilschen oder spielen. All das könnte sie hinter sich lassen und sich vielleicht sogar den Wunsch erfüllen, den sie sich schon immer gewünscht hatte aber sich nie erfüllen konnte. Einen Mann finden, den sie über alles liebt und begehrt und eine Familie gründen. Vielleicht ein oder zwei Kinder, das würde sogar genügen.

Doch dann lächelte sie. Warum das alles aufgeben? Sie hatte Spaß an ihrer Arbeit. Sie lebte das Leben auf sich gestellt zu sein, mit ihren eigenen gesammelten Erfahrungen durch das Land zu ziehen, Abenteuer zu bestehen und sich von nichts aufhalten zu lassen. Sie genoss ihr Leben als Einsiedlerin und bis jetzt hat es auch nie geschadet. Warum sollte sie sich gerade jetzt von einem Mann die Augen verdrehen lassen? Das konnte warten bis alt genug war um zu jagen.

Aber schön wäre der Gedanke schon. Mit einem leisen Seufzer sprang sie gekonnt von der Mauer herab und steckte den Beutel wieder an die Säume ihres Unterrocks. Sie zog ihre roten Lederstiefel mit den hohen Absätzen zurecht, zog ihre strapzenartige Strumphose zurecht und band sich das korsettgleiche Oberteil fester zusammen. Ihr war es schon oft passiert dass viele Umstehende in den verschiedensten Orten und Städten als Hexe oder Zigeunerin verflucht hatten aber was interessierte sie das? Sollte sich der Mob doch das Maul über sie zerreissen. Es kümmerte ja auch sonst niemanden.

Bevor sie sich aufmachte, verabschiedete sie sich noch einmal bei den Kindern, die am Eingang der Stadt spielten. Sie kannten Jillian schon lange und wenn es etwas gab, was Jillian mehr liebte als Taschenspielertricks und Magie, waren es Kinder. Sie liebte das frohlockende Treibern der kleinen auf den Höfen und ihr unbekümmertes Gelächter. Zu niemandem war Jillian netter als zu Kindern. Für sie waren Kinder neben Tieren aller Art und Vielfalt die unschuldigsten Wesen auf diesem Planeten und wenn es etwas gab, was sie niemals tolerieren als auch akzeptieren könnte, sind es Menschen, die Kinder töteten, sie missbrauchten, egal auf welche Art oder schändeten.

Sie schenkte ihnen ein lettes Lächeln und ein Versprechen, dass sie bald wieder da sein würde, wobei sie sich selber nicht sicher war, ob sie überhaupt bald wieder zurückkeheren würde.

Auf ihrem Weg durch den Wald brach schließlich schnell die Nacht ein. Da sie sich bewusst war, dass im Wald auch diverse Kreaturen oder Schmuggler oder sontiges Gesocks sein Unwesen treiben würde, machte sie an einem Baum Rast, schürrte sich ein Lagerfeuer und besetzte in einem Umkreis von fünf Metern eine magische Barriere, damit kein Eindringling sie bei Nacht stören beziehungsweise heimlich ausrauben oder sogar abstechen würde. Sowas kam in den Wäldern öfters vor und ihr war ihr hübscher und makelloser Hals viel zu schade als ihn irgendwann an einem Strick baummeln oder mit einer stumpfen Klinge abgetrennt zu sehen.

Eine ganze Weile starrte sie in die Flammen des Lagerfeuers, die Funken glitzerten in der Nacht. Ihre Augen wurden langsam müde durch das stetige Flackern der Flammen. Sie ließ den vergoldeten Dolch zu Boden neben sich fallen, den sie an für sich immer an einen Halfter an ihrem linken Oberschenkel versteckt hielt, und ließ sich zu Boden sinken. Eigentlich hasste sie schlafen. Im Schlaf war ein Mensch so gut wie verwundbar doch bei ihrem Schlaf war es für sie eine Leichtigkeit aufzuwachen.

Wenn diese ewig anhaltenden Albträume nicht wären. Sie neigte den Kopf zur Seite und versuchte sich ganz auf die Müdigkeit zu konzentrieren. Doch mit einem Mal war sie hellwach.

"Was war das?" In ihrer langen Zeit als Magierin hatte sie schon verschiendste Arten von Kräften getroffen. Manche schwach, manche unglaublich stark. Doch dieser hier war anders. Sie zeugte von unermesslicher Stärke und doch schien sie in friedvoller Absicht zu kommen und sogar eine gewisse Ruhe und Sanftheit auszustrahlen.

Jillian blickte sich um als sie schließlich einen Schatten hervortreten sah. Sie wollte gerade an ihren Dolch fassen.

"Steckt euren Dolch wieder ein, ich bin nicht hier um mit euch zu kämpfen. Ich komme in friedlicher Absicht und suche nur einen Platz zum rasten."

Etwas argwöhnisch zog Jillian den Dolch zurück, doch der Fremde machte keine Anstalten sie anzugreifen.

"Bitte keine Waffen, wenn ich euch hätte angreifen wollen, hätte ich es schon längst getan. Aber ich halte nichts von Gewalt. Ich suche nur einen Platz zu rasten und übernachten."

Mit diesen Worten setzte er sich Jillian gegenüber ans Lagerfeuer und wärmte sich die Hände.

"Was macht ein Bettler hier im Wald?" Die Bemerkung war von Jillian aus sehr abfällig gewesen, da sie selber wusste dass man Menschen nicht immer nach ihrem Aussehen beurteilen sollte aber dieser hier war anders. Sie rechnete damit eine patzige Bemerkung zurückzubekommen doch stattdessen lächelte der Fremde mysteriös unter seiner Kutte hervor.

"Das gleiche könnte ich euch auch fragen. Was macht eine Magierin wie Ihr hier im Wald? Ist das um diese Uhrzeit nicht etwas zu gefährlich?" Jillian musterte den Mann mit zusammengekniffenen Augen. Er hatte schon Recht aber bis jetzt hatte niemand gewusst, wenn man sie zum ersten Mal gesehen hatte, dass sie eine Magierin ist.

"Woher wollt ihr wissen dass ich eine Magierin bin?" Der Fremde sah sie mit einem breiten Grinsen an. "Die Barrikade, die Ihr aus Magie geschaffen hat, ist schon meterweit zu spüren gewesen. Sehr gut wenn man unbedingt Feinde anlocken will. An eurer Stelle würde ich es mit weniger Einsatz von Magie versuchen."

Langsam wurde die Sache interessant. Eigentlich wurde Jillian nicht so schnell neugierig aber dieser Mann, oder wer auch immer er war, hatte etwas an sich, was sie interessierte.

"Wer seid Ihr? Ihr kommt mir nicht wie ein Bettler vor." Einen Moment erfüllte Schweigen die Nacht. Dann schob der Mann seine Kutte zurück und Jillian staunte nicht schlecht als sie ein sehr mannenhaftes Gesicht erkannte, dass vom Stolz der Jugend und vollkommener Schönheit geprägt war. Schmale mit zarten Wimpern besetzte Augen blickte sie an und schwarze lange Haare vielen dem Fremden bis zum Boden. Aber das faszinierenste an ihm waren wohl die gelben stechenden Augen, die im Flackern des Feuers wie Gold wirkten. Ungewollt merkte Jillian, wie sie sich nach und nach in seinen Augen verlor und sie in ihren Bann zogen.

"Nein, bin ich nicht aber es eignet sich gut zur Tarnung um nicht von Banditen überfallen zu werden. Mein Name ist Roll, ich bin ein Reisender. Darf ich fragen, wie Ihr heißt?"

Seine Stimme war tief und männlich, genau das, was Jillian bei Männern immer vermisst hatte. Zudem sah er sehr kräftig aus, seine Muskeln strotzten vor Kraft und seine Beine waren lang und ebenso makellos wie der Rest seines umwerfenden Körpers.

"Mein Name ist Jillian. Und wie Ihr bereits richtig erkannt habt, bin ich eine Zauberin. Wenn es euch genügt und Ihr nicht auf die Idee kommt mir irgendetwas zu entwenden, was ich am Körper trage, könnt Ihr gerne die Nacht hier verweilen und wenn Ihr keine Einwände habt, werde ich mich nun zur Ruhe begeben. Ich habe noch eine lange Reise vor mir."

Die Lippen des jungen Mannes umspielte ein Lächeln. Auch er bettete sich zur Ruhe und Jillian hielt für einen Moment noch die Augen geöffnet bis sie schließlich vor Müdigkeit zuvielen und, wie jede Nacht, in einen unruhigen Schlaf verfiel. Im Hinterkopf jedoch schien sie die Stimme des Fremden leise flüstern zu hören.

"Eine angenehme Nacht wünsche ich euch, Jillian." Irgendwie beruhigte sie das.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TheJenno92
2012-07-18T09:56:20+00:00 18.07.2012 11:56
Wie gesagt.
Bis auf die Kleineigkeit des Wortes "zurecht" rücken/machen. Find ich alles super flüssig und toll. War wieder einwandfrei zu lesen. Roll brauch gar nicht für schön herraus gehoben zu werden. Er ist ein durchschnittlich shcöner mann, aber gut, dass du das mit der Männlichkeit hervor gehoben hast x3. Das ist ganz und gar Roll :D Schön find ich, wie du auch hier die Details beschrieben hast *_*
Hie rmerkt man aber schon die einzigartigkeit der Figuren. Ich bin gespannt wies nächste Kapi wird :D


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