Zum Inhalt der Seite

seven days without you

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sonntag

Kommis sind immer gern gesehen ^^
 


 

Der Motor verstummte, als seine Mutter den Schlüssel aus dem Zündschloss zog. Kai seufzte und sah aus dem Fenster zu dem großen Haus vor sich.

„Yu-chan, hilfst du mir mal?“, seine Mutter war schon ausgestiegen und nun damit beschäftigt, die Koffer und Taschen auszuladen. Seufzend stieg auch Kai aus, um ihr zu helfen. Sie hing sich eine Tasche über die Schulter, nahm einen Karton und zog noch einen Koffer hinter sich her. Manchmal bewunderte Kai seine Mutter.

Er griff nach seinem Rucksack und dem Geschenk und folgte ihr. Sie stellte die Sachen im Flur ab und lief gleich wieder nach draußen, um die nächste Ladung zu holen. Kai ging nach oben in sein Zimmer, machte die Tür hinter sich zu und ließ sich auf sein Bett fallen. Wenigstens waren die Möbel schon letzte Woche aufgestellt worden. Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Wie sehr wünschte er sich jetzt, dass Uruha bei ihm war, ihn küsste und beruhigende Worte ins Ohr flüsterte.
 

Er setzte sich auf und legte sich das Geschenk auf den Schoß. Es war sauber und ordentlich in blaues Papier eingewickelt. Seine Lieblingsfarbe, er musste lächeln. Vorsichtig zog er das Klebeband ab. Kai war noch nie der Typ gewesen, der Geschenke einfach so aufriss. Viel lieber packte er sie langsam und sorgfältig aus, so blieb die Spannung bis zum letzten Moment. Es war ein Karton. Auf dem Deckel waren Uruhas und sein eigenes Kanji gezeichnet. Was Hana ihm wohl alles eingepackt hatte? Er legte den Deckel neben sich. Ein T-Shirt war das Erste, was ihm ins Auge fiel. Es war Uruhas Lieblingsoberteil. Ob er überhaupt wusste, dass Hana es in den Karton gepackt hatte? Schließlich hatte es noch nie jemand anderes anfassen oder gar tragen dürfen. Kai lachte und drückte sein Gesicht in den Stoff. Es roch nach dem Blonden.
 

Als nächstes griff er nach den zwei Fotos. Das eine zeigte Uruha, Hana und Kai selbst. Das hatten sie zusammen im Freizeitpark gemacht. Da waren Uruha und er gerade erst eine Woche zusammen gewesen. Sie sahen alle so glücklich aus. Kai spürte, wie die Tränen in ihm wieder hochkamen und er schniefte einmal leise.

Das andere Bild kannte er gar nicht. Die Umgebung sah aus wie bei Uruha im Garten unter dem großen Kirschbaum. Kai saß an den Baum gelehnt und Uruha saß auf seinem Schoß. Sie küssten sich. Wer hatte dieses Bild gemacht? Er drehte das Foto um.

’Ich liebe dich’

Das hatte Uruha geschrieben. Kai kannte seine Schrift genau. Er musste ihn heute Abend fragen, woher er es hatte.
 

Außerdem waren noch eine CD mit allen Lieblingssongs von Uruha und selbstgebackene Kekse in dem Karton. Er hätte nicht gedacht, dass Hana sich so eine Mühe für ihn gemacht hatte. Aber er freute sich.

„Yutaka! Kommst du mal bitte?“ Warum jetzt? Er war gerade noch so schön in Gedanken an gestern gewesen. Seufzend erhob er sich von dem Bett und schlürfte die Treppe nach unten. Sein Lächeln von eben war verschwunden. „Hilft du mir bitte beim Auspacken? Sonst sind wir morgen noch nicht fertig.“ Seine Mutter sah ihn nicht einmal an, rannte von einer Kiste zur nächsten, holte hier und da etwas raus. Lustlos zog Kai sich einen Karton heran und begann langsam damit, ihn auszuräumen. Er wickelte das Geschirr aus dem Papier aus und stapelte die Teller und Tassen übereinander.
 

„Meine Güte. Du machst ein Gesicht, als ob es draußen gewittern würde. Vermutlich wäre es besser, wenn du dir erst einmal die Gegend ansiehst? Vielleicht triffst du ja schon jemand neuen.“ Kai zuckte nur mit den Schultern, nahm sich den Schlüssel und verließ das Haus. Draußen atmete er erst einmal tief durch. Er wollte hier wieder weg. Er wollte zu Uruha.
 

Er lief die Straße entlang, sah sich die anderen Häuser an. Bis auf ein paar ältere Damen, die eifrig in ihren Gärten buddelten und ihn nur skeptisch betrachteten, sah er niemanden mit dem er sich hätte unterhalten können.

Nach einigen Metern war er auch schon aus ihrem Wohnviertel raus. Links und rechts von ihm wuchsen nur noch Bäume und niedrige Büsche. Das leise Rauschen von Wasser ließ ihn hochsehen. Er drückte einige Zweige auseinander und wirklich … dort schlängelte sich ein Fluss direkt durch die Natur.

Er zwängte sich durch das Geäst, rutschte den kleinen Hang hinunter. Hier war es schon um einiges kühler als auf der Straße. Er trat näher an das Ufer und ließ seine Finger in das Wasser eintauchen. Es war angenehm warm.

Wenige Meter von ihm entfernt schwammen zwei Enten eng beieinander. Kai musste lachen. Uruha liebte Enten, er wäre jetzt sicher aus dem Häuschen vor Freude …
 

Aber … war das eine kleine Höhle dort auf der anderen Seite? Kai sah sich um, wie kam er am Besten an das andere Ufer? Seitlich von ihm ragten kleine Trittsteine aus dem Wasser. Ob er so hinüber kam? Vorsichtig tippte er mit der Fußspitze auf den ersten Stein. Fest schien dieser zumindest zu sein. Schnell sprang er von einem zum nächsten, bis er am anderen Ufer war. Langsam ging er auf den von Büschen und Pflanzen bewachsenen Eingang der Höhle zu. Er schob sie beiseite und drängte sich an den Blättern vorbei.

Es war ziemlich kalt hier drin, weil das Sonnenlicht kaum einen Weg hinein fand. Völlig überwältigt von dem Anblick blieb er stehen. So etwas hatte er noch nie gesehen. Direkt vor ihm befand sich ein kleiner runder See der durch einen kleinen Ausgang mit dem Fluss verbunden war. Das Wasser war klar und spiegelte sich in verschiedenen Blautönen wider. Um den See lag feiner weißer Sand.
 

Kai zog seine Schuhe aus und krempelte die Hosenbeine nach oben. Er setzte sich an den Rand und tauchte mit den Beinen in das Wasser. Es war warm, fast schon heiß. Der totale Gegensatz zu der Temperatur der Höhle. Uruha würde es sicher hier gefallen. Er sollte ihm ein Foto machen. Kai holte sein Handy aus der Tasche, klappte es auf … Moment, war da nicht gerade etwas im Wasser gewesen? Ein Schatten und er schwamm direkt auf ihn zu. Ein Fischschwarm? Nein, dafür war er zu groß.
 

Je näher er ihm kam, umso mehr nahm er die Form eines menschlichen Körpers an. Gerade wollte er aufstehen, als der nackte Oberkörper eines Jungen aus dem Wasser auftauchte. Erschrocken sahen sich die beiden an und es herrschte einen Moment Schweigen.
 

Kai schätzte den Jungen vor sich gleich alt oder sogar etwas älter ein. Er hatte schwarzes schulterlanges Haar, fast schwarze Augen und war leicht gebräunt. An der Unterlippe trug er ein Piercing. Feine Wassertröpfchen fielen aus den Haarspitzen auf seinen Oberkörper.

„Wer bist du und was willst du hier?“, fragte er und legte gleichzeitig seine Hände auf Kais Oberschenkel. Erschrocken zuckte Kai zurück, schob die Hände von sich.

„Y-Yutaka. Aber meine Freunde nennen mich Kai.“ Der Junge lächelte. „Also ich bin Aoi. Du bist neu in der Stadt, oder?“ „Ja, wir mussten umziehen, weil meine Mom wegen ihrer Arbeitsstelle versetzt wurde.“ „Und wo hast du vorher gewohnt?“ „In Mie.“ Aoi lachte und es klang wunderschön in Kais Ohren. „Da hab’ ich auch früher gewohnt. Aber wir sind dort weggezogen, als ich fünf Jahre alt war. Ich kann mich also kaum noch daran erinnern.“ Kai nickte und musterte Aoi unbewusst. Er war sehr hübsch … Was dachte er da? Uruha war viel hübscher!
 

„Wie alt bist du eigentlich?“ Aoi stützte sich auf den Rand und hob sich mit einem Schwung aus dem Wasser. Kai sah ihn an und wurde rot. Warum trug er keine Badeshorts? Gebannt starrte er auf das Wasser. „Du kannst ruhig hinsehen“, lachte Aoi. Kai schüttelte den Kopf. „Ich zieh’ mir erst was an, wenn du hingeguckt hast“, er konnte das Grinsen förmlich spüren, was der andere auf den Lippen hatte. Kai presste die Lippen zusammen und sah zu dem Schwarzhaarigen.

Wow, Aoi war nicht nur hübsch, sondern hatte auch einen geilen Körper. Kai musste schlucken. „Gefällt dir was du siehst?“, er nickte, bevor er doch schnell den Kopf schüttelte. Aoi nahm seine Sachen, die versteckt hinter einem großen Felsen lagen und zog sich an. „Soll ich dir noch den Ort zeigen?“ Kai sah auf sein Handy. Wie schnell die Zeit vergangen war. „Das ist echt nett, aber ich muss dringend nach Hause! Sonst macht sich meine Mutter Sorgen.“ Aoi nickte verstehend.

„Ich begleite dich noch.“
 

„Hier wohnst du?“, sie standen vor Kais Haus. Aoi war den ganzen Weg mit ihm gegangen. Er nickte. „Cool. Ich wohne drei Häuser weiter“, er sah zu dem Haus und wieder zu ihm, „und?“ „Was?“ Aoi kicherte. „Du hast mir vorhin nicht gesagt, wie alt du bist.“ „16. Du?“ „17. Ich bin eine Klasse über dir.“ Kai nickte. „Gut, ich muss dann“, er deutete auf das Haus. „Okay, man sieht sich“, Aoi strich mit dem Zeigefinger über seine Wange, ehe er weiterging.

Kai sah ihm verwirrt nach, schüttelte nur den Kopf und ging ins Haus.

„Ich bin wieder da!“, rief er.

„Ah, Yu-chan. Es gibt gleich Essen.
 

„Und? Hast du schon jemanden getroffen?“, seine Mutter nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Ja, er heißt Aoi und ist eine Klasse über mir. Er ist ganz okay.“ Sie lächelte. Wahrscheinlich freute sie sich, dass ihr Sohn schon den ersten Freund gefunden hatte. „Siehst du. Dann wirst du Kouyou sicher auch bald vergessen haben.“

Kais Lächeln erstarb und plötzlich brach alles aus ihm heraus. „Was denkst du eigentlich?! Ich werde Uruha nie vergessen! Ich liebe ihn!“ In seiner Wut schmiss er sein Glas um, dessen Inhalt sich auf dem ganzen Tisch verteilte. Kai rannte nach oben und schloss sich in seinem Zimmer ein. Weinend sank er an der Tür hinab.

Warum konnte Uruha nicht hier sein? Warum verdammt mussten sie umziehen?

Er griff nach dem Foto von Uruha und ihm unter dem Kirschbaum und wählte seine Nummer.
 

„Kai? Ich freue mich so, dass du anrufst.“

„Uruha“, schluchzte er leise.

„Kai? Was ist denn los?“

„Ich … vermisse … und … Aoi … Mom …“, das Reden viel ihm schwer.

„Hey, beruhige dich erstmal. Und dann versuchst du einen ordentlichen Satz zu formen.“ Uruha gab ihm genug Zeit.

„Ich habe heute jemand neues kennen gelernt und Mom sagte, dann könne ich dich schneller vergessen … ich vermisse dich so.“

Uruha lachte leise.

„Erstmal freue ich mich, dass du jetzt schon jemanden kennst. Ich vermisse dich auch und … ich hoffe doch, dass du mich nicht vergessen wirst.“

„Niemals!“, antwortete Kai sofort.

„Dann bin beruhigt.“ Im Hintergrund rief eine Frauenstimme.

„Wer war das?“

„Meine Mutter. Ich soll mich beeilen. Wir gehen noch essen.“ Uruha seufzte.

„Oh. Dann will ich dich nicht weiter abhalten.“ Kai hatte sich beruhigt. Uruhas Stimme zu hören, hatte ihm gefehlt.

„Tust du nicht. Aber ich glaube, du solltest schlafen gehen. Du klingst müde.“

„Hm“, Kai unterdrückte ein Gähnen, „stimmt. Wäre besser.“

„Okay, ich wünsche dir eine schöne Nacht. Ich liebe dich, Kai.“

„Ich liebe dich auch, Ruha.“ Dann hörte er nur noch das monotone Tuten.
 

Mühsam rappelte er sich auf und zog seine Klamotten aus. Die beiden Fotos legte er auf seinen Nachtschrank. Er drückte sein Gesicht in Uruhas Shirt, bevor er es sich überzog. Morgen würde sein erster Schultag sein. Er konnte nicht leugnen, dass er Angst hatte. Ob man ihn gut in der Klasse aufnahm? Oder würde er der totale Außenseiter werden? Seufzend drehte er sich auf die Seite und löschte das Licht.

Ein letztes Mal sog er den Geruch von Uruha ein, bevor er schließlich einschlief.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akikou_Tsukishima
2012-06-28T22:02:39+00:00 29.06.2012 00:02
Mein armer kai chan. Wie kann die mutter einfach behaupten dass kai uruha durch aoi ganz schnell vergisst. Alter der werde ich was husten, ey. Das geht so nicht kai und uruha gehören zusammen. Aoi verschwinde.


Zurück