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Finera - Dawn of the Dark

von

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Marie

8. Oktober
 

- Summer -
 

Summer seufzte, als sie den letzten Bissen ihres Croissants hinunterschluckte, das zwar gut schmeckte, aber kein Vergleich zu den frischen, selbstgebackenen Croissants ihrer Haushälterin zu Hause war. Tja, manche Eigenschaften verwöhnter Gören legte wohl selbst sie nicht ab, obwohl sie das wollte.

Marie, die sich am Nachbartisch bei einigen anderen Trainern niedergelassen hatte, warf Summer schon den ganzen Morgen über undefinierbare Blicke zu. Sie spielte mit den drei Pokébällen an ihrem Trainergürtel herum und stand auf, sobald sie die Brötchen für unterwegs geschmiert hatte.

Zeitgleich mit Marie erhob sich auch Summer und beschloss, dass Marie ihr an diesem Tag Gesellschaft leisten sollte, worüber sie die andere Trainerin auch sogleich in Kenntnis setzen wollte. „Hey, Marie, was dagegen, wenn wir heute ein bisschen zusammen trainieren? Bevor zu Citro herausfordern kannst, musst du bestimmt noch ein wenig kämpfen üben.“

Maries kurze, blonde Zöpfe, die sie heute seitlich am Kopf trug, wippten auf und ab. „Na ja“, begann sie und warf ihren Freunden am Nachbartisch einen langen, bedeutsamen Blick zu. „Eigentlich schon. Ich liege mit meinem Training bereits im Zeitplan und heute schaue ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten an. Morgen fordere ich Citro heraus.“

„Ach.“ Summer konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Die Schüchternheit, die Marie noch am Vortag ausgezeichnet hatte, schien wie weggeblasen zu sein und aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie zwei der Jungen Marie die Daumen hochstreckten. Hatte sie Fans? „Na dann hast du bestimmt nichts gegen einen kleinen Probekampf?“

Einen Augenblick zögerte Marie, dann reckte sie das Kinn in die Höhe. „Kein Bedarf, Summer Light.“

Was zum … Woher kannte sie ihren Nachnamen? Sichtlich überrascht drückte Summer ihr Tablett näher an sich. „Ich wusste gar nicht, dass ich dir meinen vollen Namen gesagt hatte.“

„Hast du auch nicht, aber wir haben auch so herausgefunden, wer du bist.“

„Wir?“

Marie deutete mit dem Kopf zum Nachbartisch und wie auf ein Kommando hin standen die drei anderen Trainer – die beiden Jungen und ein Mädchen mit langen, krausen Haaren – auf.

„Wir wissen immer über unsere Rivalen Bescheid“, begann das Mädchen und beim Sprechen blitzte ihre Zahnspange auf. „Du bist Summer Light, Tochter der Light-Dynastie aus Finera. Dein Vater und dein Großvater sind hohe Tiere bei der Privatbank von Finera. Du musst doch im Geld nur so schwimmen können, wieso suchst du dir also keine andere Region, in der du rumprotzen kannst, wie toll du und deine Pokémon doch seid?“

„Bitte?“ Summer blieb der Mund offen stehen. Zum ersten Mal fühlte sie sich in der Gegenwart anderer Trainer sehr unbehaglich. „Was hat mein Trainerdasein mit meiner Familie zu tun?“

„Wir wissen, wie das läuft“, schaltete sich nun Marie wieder ein. „Du bist eine reiche, verwöhnte Göre, wir kennen Leute wie dich, du bist hier in Kalos kein Einzelfall. Mit deinem Geld kannst du dir seltene, starke Pokémon kaufen und locker die Orden gewinnen, aber das ist nicht ehrenhaft.“

„Ganz und gar nicht“, bekräftigte das andere Mädchen und hakte sich bei Marie unter. „Und mit Leuten wie dir wollen wir nichts zu tun haben.“

„Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“, stieß Summer zischend und gekränkt hervor. „Ich habe mein Starterpokémon wie jeder normale Trainer aus dem Pokémonlabor und trainiere sie jedes Level selbst!“

„Sonderbonbons musst du dir ja zu Hauf leisten können.“ Marie und das andere Mädchen verließen den Speisesaal des Pokémoncenters, die beiden Jungen folgten ihnen kaum ein paar Sekunden später und ließen Summer zurück.

Diese starrte dem Vierergrüppchen aufgebracht hinterher, knallte ihr Tablett auf den Ständer und wirbelte zum Tresen von Schwester Joy. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingerspitzen auf dem Tresen, bis die Joy sich ihr zuwandte. „Ja bitte?“

„Ich möchte ein Einzelzimmer haben“, platzte es sofort aus Summer heraus. „Meine Zimmernachbarin und ich verstehen uns nicht und es ist unzumutbar, noch eine Nacht mit ihr zu verbringen.“

„Marie Müller?“ Schwester Joy schaute auf den Bildschirm ihres Computers, auf dem die Zimmerbelegung aufflackerte. „Da musst du dir keine Sorgen machen.“

„Wieso?“

Schwester Joy lächelte. „Marie hat schon heute Morgen auf ein anderes Doppelzimmer umgebucht. Du hast dein Zimmer für dich, bis eine andere Trainerin eincheckt.“

Summer schnaubte, trat hinaus ins Freie und konnte sich nur schwer beherrschen. Noch nie hatte man ihr ihre Herkunft vorgeworfen, noch nie war ihr Familienname wie eine Beleidigung gewesen. Andererseits … Summer musste sich eingestehen, dass es dazu bisher auch keine Gelegenheit gegeben hatte.

Zuhause auf Honey Island lebte ihre Familie auf einem großen, schicken Anwesen und sie waren überall auf der Insel und in der Stadt geachtet. Der Kindergarten, den sie mit Rain besucht hatte, war ein kleiner Privatkindergarten gewesen und angegliedert an die Privatschule, die sie bis zum Erhalt ihrer offiziellen Trainerlizenz besucht hatte. Früher hatte man bereits mit zehn Jahren die Schule verlassen und die Trainer-ID beantragen können, doch nach einer Reform war beides erst mit vierzehn Jahren möglich, weil die Politik zu dem Schluss gekommen war, dass zehnjährige Kinder für diese Verantwortung zu jung waren.

Nach der Schule hätte sie also gleich ihre Trainerlizenz beantragen können, doch ihre Eltern hatten darauf bestanden, dass sie noch zwei weitere Jahre an der Privatschule dranhängte, was sie auch getan hatte. Mit sechzehn Jahren hatten ihr dann alle Möglichkeiten offen gestanden, doch sie hatte immer nur eine Pokémontrainerin sein wollen. Nie hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, dass das Geld ihrer Familie ihre Reisen, die vielen Restaurantbesuche und neuen Klamotten finanzierte.

Wütend fuhr Summer sich durch die Haare, ging die Straße entlang und suchte nach dem erstbesten Trainer, den sie in einer der Seitengassen herausfordern konnte.

Summer war geknickt, weil ihr bewusst geworden war, wie sehr sie sich immer auf den Status ihrer Familie und das Geld verlassen hatte. Gleichzeitig war sie froh, weil sie diese Möglichkeit nun einmal hatte. Außerdem hatten Onix und Jurob einen Doppelkampf gegen einen Punk gewonnen, mit Glumanda hatte sie es heute gar nicht erst versucht.
 

Als sie in das Pokémoncenter zurückkehrte, war sie noch immer frustriert, freute sich jedoch über ihr Doppelzimmer, das sie nun zumindest für die nächste Zeit für sich alleine hatte. Marie und ihre Freunde hatte sie seit dem Frühstück nicht mehr gesehen, aber das war ihr auch recht so. Sollten sie doch glauben, dass sie sich mit Geld gute Pokémon und Orden erkaufte. Solange sie an sich glaubte und wusste, dass sie eine ehrbare Trainerin war, konnte ihr niemand etwas tun. Trotzdem ließ Summer der Gedanke nicht los, dass sie den anderen und vor allem sich selbst beweisen musste, dass sie auch ganz ohne das Geld ihrer Familie ihren Traum verfolgen konnte. Sie war eine Light, ja, aber sie war auch viel mehr als nur das.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  yazumi-chan
2015-04-14T15:10:55+00:00 14.04.2015 17:10
Interessante Wendung. Ich hatte Marie anders eingeschätzt, aber vielleicht ist sie eine von der Sorte, die Leute vorschnell beurteilt, nur weil sie Geld haben. Eine Freundin aus meiner Schule war auch ziemlich reich, der war es immer sehr unangenehm, wenn jemand sie darauf angesprochen hat, aber sie war total lieb :)
Ich würde mich freuen, wenn Summer jetzt irgendeinen Entschluss fast, wie zum Beispiel nur noch einen kleinen Geldbetrag von ihren Eltern zu akzeptieren oder so etwas in der Art.

Der letzte Paragraph ist mir ein bisschen zu abgehackt und "erzählt". Du benutzt zweimal kurz hintereinander das Wort "geknickt" und Summers Gefühle zu der ganzen Sache sind auch vorher schon gut durchgekommen. Vielleicht kannst du die Szene noch in den anderen Paragraphen legen, vielleicht, während Summer nach dem Trainer sucht. Mich stört eher die Unterteilung als alles andere xD

Ansonsten gefällt mir mal wieder die Art, wie du in Summers Kopf eintauchst. Sie fragt Marie nicht einfach, Zeit mit ihr zu verbringen, sie erwartet es geradezu xD Und sie zeigt hier ein bisschen Selbstreflexion, was ebenfalls schön ist. Ich freue mich auf das nächste ;)
Antwort von:  Kalliope
14.04.2015 17:16
In der Grundschule hatte ich eine Mitschülerin, deren Eltern auch ziemlich reich waren. Sie hat es ziemlich raushängen lassen, dass sie alles bekam, was sie wollte; ihr Verhalten dürfte sich in den Jahren danach nur noch geschlimmert haben.
Summer hingegen macht sich einfach überhaupt keine Gedanken zu dem Thema, Rain wird sich des Geldes wohl bewusst sein.

Ich hab den letzten Paragraphen geändert und das zweite "geknickt" durch "frustriert" ersetzt, vielleicht passt es ja jetzt besser :)

Die nächsten beiden Kapitel habe ich schon fertig, ich überlege aber noch, ob ich jetzt in Zukunft 1 oder 2 Kapitel pro Woche hochladen soll, Upload-Tag wäre dann einmal Montag und einmal Freitag oder so.
Antwort von:  yazumi-chan
14.04.2015 17:17
Wie immer du es zeitlich schaffst :D Da deine Kapitel relativ kurz sind, wäre zweimal die Woche aber sicher machbar^^
Antwort von:  Kalliope
14.04.2015 20:41
Ja, das stimmt. Wenn ich mir jetzt in den nächsten Tagen einen kleinen Kapitelvorrat anlege, müsste das machbar sein. Die Uni geht ja jetzt auch wieder los und ich schreibe meine Thesis, aber wenn ich das zeitlich strukturiert mache, sollte es gehen :D
Von:  fahnm
2015-04-12T21:11:22+00:00 12.04.2015 23:11
Spitzen Kapitel
Von:  Yurippe
2015-04-12T12:04:42+00:00 12.04.2015 14:04
Arme Summer, das ist nicht fair. Und auch nicht gerade logisch - wieso würde ein verwöhntes reiches Töchterchen im Pokémon-Center das Zimmer mit einer Fremden teilen?
Antwort von:  Kalliope
12.04.2015 14:06
Stimmt, sie kann ja nichts dafür, wer ihre Eltern/Großeltern sind. Im Pokémoncenter ist alles ziemlich ausgebucht, da müsste selbst eine reiche Göre das Zimmer nehmen, das übrig ist. Na ja oder sie geht ins Hotel :D
Antwort von:  Yurippe
12.04.2015 14:07
Eben, wäre sie verwöhnt, würde sie doch in Hotels wohnen?
Antwort von:  Kalliope
12.04.2015 14:09
Eigentlich schon, aber solche Leute wie Marie und ihre Clique werden auf solche "Kleinigkeiten" keinen Wert legen, wenn sie erst einmal ein Opfer haben, denke ich.
Antwort von:  Yurippe
12.04.2015 14:19
Das ist leider wahr. Mein Vater hat mich früher immer von der Schule abgeholt und eine Klassenkameradin (ha, Kameradin -.-) meinte deshalb, meine Eltern würden mir "allen in den Arsch schieben". Dabei haben ihre ihr ein Jahr in den USA bezahlt...
Antwort von:  Kalliope
12.04.2015 18:03
Unterschiede gibt es da schon, aber solche Leute sehen sowieso nur das, was sie sehen wollen. :/
Von:  sweetkiss12
2015-04-12T09:00:08+00:00 12.04.2015 11:00
juhu ein neues kapitel ich freu mich richtig doll

also diese marie und die anderen beiden trainer sind schon etwas merkwürdig besonderes marie erst total schüchtern und nun eine zicke
summer tut mir ehrlich leid aber sie ist auch etwas naiv gewesen
also reichtum zieht immer neider an oder nicht damit hätte sie rechnen können
marie und rain sollen mal gegen einander kämpfen das würde mir echt gut gefallen
beide haben einen ähnlichen kampfstil oder eher gesagt die gleichen tranings ansicht
noch einen grund warum ich einen kampf zwischen den beiden gut finden würde wäre
das rain summer beweißen könnte das sie auch etwas drauf hat und für rains selbsbewusst sein wäre das einfach klasse
eine tranierin mit 4 orden zubesiegen und das vielleicht sogar mit kapardor das wäre voll cool

also genung von mit lg deine sweetkiss12

Antwort von:  Kalliope
12.04.2015 13:54
Rain wird auf jeden Fall ihren Kampf bekommen. Nicht gegen Marie, aber sie wird bald anfangen auch gegen andere Trainer zu kämpfen :)


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