Zum Inhalt der Seite

Follow the Rose

Fang x Lightning
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nothing left here to burn

Kapitel 5

Nothing left here to burn

http://www.youtube.com/watch?v=e6dAREhCkc4

 

 

Überaus unruhig lag Fang in ihrem Bett. Immer wieder wälzte sie sich hin und her. Doch jeder Versuch zu schlafen scheiterte an ihren kreisenden Gedanken. Ein Seufzen verließ ihre Lippen, als sie sich aufsetzte. Sollte ihr Inneres so unruhig bleiben, würde sie diese Nacht kein Auge zumachen.

Fangs Blick richtete sich zum Mond empor. Es war eine schöne und klare Nacht und dennoch … So langsam wurde ihr bewusst, dass sich alles anders entwickelte als geplant.

Auch nach einer Woche im Lager hatte sich die Situation zwischen ihr und der Soldatin in keinster Weise verbessert. Eher verschlechtert, da Lightning der Dunkelhaarigen vorzugsweise aus dem Weg ging und wenn sie miteinander sprachen, war es gezwungener, nichts sagender Smalltalk. Wie brachte man jemandem die Vergangenheit näher, wenn dieser nichts davon wissen wollte? Wie begegnete man jemandem, den man gut kannte und dieser das Gegenteil behauptete? Wie sprach man mit jemandem, bei dem man keine passenden Worte fand? Sie konnte, nein, sie wollte nicht akzeptieren, dass Lightning ihre Vergangenheit einfach hinter sich ließ. Wofür kämpfte die Soldatin damals so hart? Gegen das Schicksal, für ihre Schwester und sich selbst. Gewann sie den Kampf nur, um nun alles zu verlieren?

 

Broken record on the stereo.

Shattered glass from a past I can’t let go.

 

Ihr Kopf sank wieder tiefer. Fast schon wie versteinert blickte sie auf ihre Hände, die sich unwillkürlich zu Fäusten ballten.

Sie verstand es einfach nicht. Es war nicht fair! Nach allem, was die Farron Schwestern durchgemacht hatten, wurden sie dennoch wieder getrennt. Durfte denn keine von ihnen glücklich werden? Serah war es nicht und das, obwohl sie Snow an ihrer Seite hatte und Lightning, so war sich die Dunkelhaarige sicher, konnte ebenfalls nicht glücklich sein. Wie sollte sie auch? Ohne Erinnerung, ohne zu wissen, wer sie war. Es musste furchtbar sein, morgens im Spiegel eine völlig fremde Person zu sehen. Und doch schien die damalige Soldatin sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Wo war nur ihr Wille geblieben, sich dem zu widersetzen? So viele Fragen, so wenige Antworten und ebenso wenig Sinn. Wollte etwa jemand, dass sie nicht glücklich wurden? Waren sie auch nach ihrer Zeit als L'Cie immer noch dazu verdammt, Kummer und Leid auf sich zu nehmen?

Für einen Moment kniff Fang ihre Augen zusammen. Das konnte nicht sein! Der L’Cie Fluch wurde gelöst, sie alle waren frei. Aber warum musste das passieren?

So viele Gedanken und Fragen schwirrten der dunkelhaarigen Kriegerin in dieser Nacht durch den Kopf, die sie vom Schlaf abhielten. Ihr Blick ging wieder vom Bett zum Fenster hinaus zum Mond empor, dessen leuchtende gelbe Sichel zumindest den Nachthimmel etwas erhellte, wenn schon nicht Fangs Gemüt. Nachdem sie Lightning endlich fand, sank ihre Stimmung täglich etwas tiefer. Sicherlich ließ sie es sich nicht anmerken, doch es fiel ihr immer schwerer zu lächeln. Die abweisende Art der Jägerin tat ihr weh. Ihre scharfen Worte schnitten sich jedes Mal tief in ihr Herz. Doch wusste Fang, dass diese nichts dafür konnte –Lightning wusste es einfach nicht besser.

 

I hope to hell this is the last time.

I hope to hell this is the last time I ever hurt.

 

Allerdings sehnte sich die Dunkelhaarige nach einem Lächeln auf Lightnings Lippen. Dieses wundervolle und warme, doch viel zu selten gezeigtes Lächeln. Wieso war das Schicksal so dermaßen hart zu ihr gewesen, dass sie dieses Lächeln fast gänzlich verlor? Damals nahm sie den Namen Lightning an, um ihre Vergangenheit zu vergessen, um stark für ihre Schwester zu sein und nun vergaß sie Serah wirklich, jetzt, wo sie hätten glücklich werden können.

Doch Fang selber war auch alles andere als glücklich. Schon seit Tagen lastete ihr etwas schwer auf der Seele und ihrem Herzen. Anfangs schien sie nur enttäuscht und jetzt? Sie konnte es nicht beschreiben, es erinnerte sie ein wenig an den Tag, als sie das erste Mal aus dem Kristallschlaf erwachte und alles verloren hatte… Ein Stich durchzog ihr Herz. Sofort schloss sie die Augen und legte eine Hand auf die schmerzende Stelle. „Ich will dich nicht verlieren, Light …“ So gut es ging versuchte sie das aufkommende Brennen in ihren Augen zu ignorieren.

Das war nicht der Grund gewesen, weshalb sie sich für alle opferte! Sie gab sich bestimmt nicht ihrer Bestimmung hin und rettete alle, nur damit diese nun doch nicht glücklich wurden. Mehr als alles andere wollte sie Lightning beschützen, damit die Soldatin nach diesen endlosen Kämpfen ihre Schwester wieder in den Arm nehmen konnte und so ihr Lächeln zurück gewann. Und was hatte sie erreicht? Nichts. Noch immer waren die Schwestern voneinander getrennt und ihr Versagen trug die Schuld daran.

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in der Brust der Dunkelhaarigen breit. Als ihre Augen erneut feucht wurden, presste sie diese noch fester zusammen. Keine Tränen! Verzweiflung brachte sie nicht weiter. Allerdings ließ sich der Schmerz in ihrem Inneren davon nicht betäuben.

Sie sank zurück auf die Laken. Rollte sich auf die Seite und hoffte, der Schmerz würde vergehen. Doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Der Schmerz in ihrem Inneren wurde seit ihrer Ankunft stetig schlimmer und entlud sich in nun diesem schwachen Moment. Doch weder ihre angespannten Muskeln noch der Versuch gegen die Tränen anzukämpfen zeigten Erfolg. Energisch strich Fang die verräterischen Tropfen weg, als diese über ihre Wangen liefen. Tränen würden sie auch nicht weiterbringen, doch kannte sie deren Bedeutung. Sie hatte erneut versagt. Statt sich Lightning zu nähern waren sie inzwischen so weit von einander entfernt wie noch nie zuvor. Ihre Strategie war an den eisigen Mauern der damaligen Soldatin zerbrochen. Gab es überhaupt noch eine Chance diese Mauern zu überwinden?

 

What more do you expect from me?

There’s nothing left here to burn.

 

Wenn es einen anderen Weg gab, so schien er sich gut vor Fang zu verstecken. Was übersah sie? Sie kannte sich mit Gedächtnisverlust aus, kannte Lightning und dennoch gelang es ihr nicht, sich ihr zu nähern. Inzwischen empfand die Kriegerin den Gedächtnisverlust von Lightning als schwerere Herausforderung als die vorangegangene Suche. Als Fang im Lager ankam, hoffte sie noch, sich Lightning schnell nähern zu können, doch die Soldatin zog es vor, von früh bis spät zu jagen. Wahrscheinlich, um ihr nicht begegnen zu müssen.

Der Sturm, der Grund ihres Hierseins, hatte sich in den vergangenen Tagen gelegt und anscheinend hoffte Lightning, dass die Dunkelhaarige wieder abreisen würde. Doch sie Situation konnte noch so verfahren sein, Fang würde nicht gehen, nicht ohne sie. Allerdings brachte es die Dunkelhaarige nicht wirklich weiter, einfach nur im selben Lager zu leben und ihr ab und an zu begegnen. Mal abgesehen von den seltenen Gesprächen, die im Nichts endeten. Kaum zu glauben, dass sie beide damals Seite an Seite kämpften. Sie waren zu einer Einheit verschmolzen, verstanden sich blind, die dunkelhaarige Kriegerin vertraute Lightning ihr Leben jedes Mal aufs Neue an.

 

There’s nothing left here to burn

and I’ve given you every part of me.

 

Jede von ihnen wusste, wie man im Kampf am effektivsten vorging. Es bedurfte keinerlei Absprachen. Was die eine dachte, führte die andere schon aus. Im Kampf ähnelten sie sich. Standen immer in vorderster Front und waren diejenigen, die austeilten und ihre schwächeren Gruppenmitglieder schützen. Wie konnte diese Einheit nur zerbrechen? Fang hatte so gehofft, dass sich die Soldatin unterbewusst an sie erinnerte. Inzwischen wusste sie, dass es nicht mal einen Funken einer Erinnerung gab. Für Lightning war sie eine Fremde und inzwischen eine Fremde, von der sie sich fern hielt. Aus welchen Gründen auch immer.

Fang seufzte leise auf. Sie verstand die Beweggründe der Soldatin nicht. Die Kriegerin war sich sicher, dass Lightning diese eben so wenig preisgab, wie sie ihr näher kam.

In diesem Moment schoss Fang ein Gedanke durch den Kopf und sie setzte sich abermals auf. Damals, als sie selber das Gedächtnis verlor, war es Vanille gewesen, die ihr nicht die Wahrheit sagte. Sie hielt ihrer beider Bestimmung für sich, weil sie diese nicht wahrhaben wollte und setzte so Fang unter Druck. Nur lag der Fall hier leider anders. Nicht die Dunkelhaarige hatte das Gedächtnis verloren, sondern Lightning und diese behauptete nach wie vor, dass sie die Vergangenheit nicht wissen wollte. So wie damals Vanille die Wahrheit leugnete.

Ein Seufzen verließ abermals Fangs Lippen. Heute Nacht machte nichts Sinn. Alles, was zu sagen gewesen war, war gesagt und es wurde Zeit, dass sie sich ihre Niederlage eingestand. Wenn selbst Serah kein Grund für Lightning war, sich mit ihrer Vergangenheit zu befassen, so fiel Fang ebenso wenig ein besserer ein.

 

There’s nothing left here to burn.

There’s nothing left here to burn.

 

Noch während sie ihre Bettdecke zurückschlug, schwang sie die Beine vor das Bett und stand auf. Mit langsamen Schritten ging sie zum Fenster, wovor sie stehen blieb und die Arme übereinander schob. Ein wenig vermisste sie die Zeit vor drei Jahren. Sicherlich waren sie damals auf der verzweifelten Suche, ihr Schicksal zu ändern und mussten Verluste hinnehmen und doch waren sie zur einer Einheit, ja einer Familie zusammen gewachsen. Jeder von ihnen hatte seine ganz persönliche Geschichte und doch waren sie alle gleich. Sie alle trugen das Mal eines Pulse L'Cies.

Ihr Blick ging zu ihrem rechten Oberarm, auf dem einst ihr Stigma prangte. Inzwischen sollte es bei allen verschwunden sein. Zumindest trugen Vanille, Snow, Serah, Hope und sie selber keins mehr. Demnach sollte das von Lightning keine Ausnahme sein. Aber die Vergangenheit hatte Fang vorsichtiger gemacht. Sie wollte es erst mit eigenen Augen sehen, so wie damals.

Ein vorsichtiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte, wie sie das Stigma der Soldatin in einer Seitengasse überprüfte. Wer hätte geglaubt, dass die sonst so taffe Lightning ein stückweit schüchtern war? Ein zartes Rosa lag auf ihren Wangen, als sie Fangs prüfenden Blick spürte. Wie nah die Dunkelhaarige ihr damals in dem Moment gewesen war ... Damals hatte sie nicht darüber nachgedacht, sondern es als selbstverständlich angesehen ihr Wissen mit den anderen, noch unerfahrenen L'Cies zu teilen. Doch nun hatte sich einiges geändert. Sie waren keine zusammengeworfene Gruppe von L’Cies mehr. Ihr Schicksal verband sie zu engen Freunden, wenn nicht sogar mehr. Vanille und Hope waren dafür ein sehr schönes Beispiel. Die beiden würden schon bald ein ähnlich schönes Paar sein, wie Serah und Snow. Zumindest deutete ihr Verhalten sehr darauf hin.

 

A broken heart – tried hard to make it whole.

but the memories won’t seem to let you go.

 

Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Brust. Reflexartig schloss sie die Augen und legte sich eine Hand auf die schmerzende Stelle. „Was…?“ Auf ihrer Haut bildete sich eine leichte Gänsehaut, als sie eine innere Kälte spürte .Warum fühlte sie sich plötzlich so einsam? Die anderen würden auch weiterhin für sie da sein … Aber selbst dieses Wissen baute die Dunkelhaarige nicht auf. Nur mit der Soldatin waren sie komplett. Nein, Fang wollte die Vergangenheit nicht vergessen.

Sie ließ sowohl den Kopf, als auch die Arme sinken, hob allerdings die Hände und besah sich die Handinnenseiten. Diese Hände hatten so viele Schlachten gesehen und waren doch immer darauf bedacht gewesen, denen Wärme und Trost zu spenden, die sie mochte. Mehr als nur einmal hatte sie Vanille im Arm gehalten und sie getröstet. Selbst Lightning fand einmal in ihrem Armen Geborgenheit.

Zu gut konnte sie sich an die Nacht am Quell von Sûlyya erinnern. In dieser Nacht war es die Soldatin, die einen schwachen Moment durchlebte. Ihre Sehnsucht nach Serah, schien noch größer gewesen zu sein als sie es sonst.

Während Hope bei Snow Schutz suchte, hatte sich Vanille neben Sazh zusammengerollt. Wie üblich hielt sich Lightning etwas von der Gruppe entfernt auf. Dieses Mal saß sie nah einer Klippe, die Beinen an den Körper gezogen und den Kopf auf die Knie gebettet. Ein Anblick, den Fang nie zuvor beobachten konnte und sicherlich auch nie vergessen würde. Lightning musste in diesem Moment wohl geglaubt haben, alle würden schlafen, sonst hätte sie wahrscheinlich nicht zugelassen, dass sie jemand so sah. Demnach erschrocken zuckte sie zusammen, als Fang ohne etwas zu sagen einen Arm um sie legte und etwas zu sich zog. Nach der Schrecksekunde wehrte sie die Dunkelhaarige allerdings nicht ab, sondern lehnte sich stattdessen an diese. Es bedurfte in dem Moment keinerlei Worte, sie verstanden und vertrauten sich inzwischen so sehr, dass Worte überflüssig waren.

Eine angenehme Wärme legte sich um Fangs schmerzendes Herz, als sie sich an diesen Moment der absoluten Vertrautheit zwischen ihnen erinnerte. Zu gut konnte sie sich an den Duft des Haares der Soldatin, der Wärme ihres Körpers und die glatte Haut erinnern. Dieser Moment hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt und schürte die Sehnsucht danach, dass es bald wieder so wurde.

 

I hope to hell this is the last time.

I hope to hell this is the last time I ever hurt.

 

Dieser Moment zählte zu den wenigen, in denen die Dunkelhaarige vergaß, in welch kritischer Situation sie sich befanden und die Cie'th Uhr bedrohlich weiter tickte. Die Verwandlung in einen Ghoul kam auch in jenem Moment bedrohlich näher. Allerdings hatte Fang nicht einen Gedanken daran verloren. Alles was in jenem Augenblick zählte, war das warme Gefühl der Vertrautheit zwischen ihnen.

Konnte es nicht einfach wieder so werden? Die dunkelhaarige Kriegerin tat sich aufgrund dieser Erinnerungen an diese Vertrautheit so schwer mit der neuen Situation. Wie konnte jemand, dem man so nah gewesen war, nur so weit entfernt sein? Egal,wie lange sie darüber nachdachte, ihre Gedanken drehten sich doch nur im Kreis und sie kam doch nicht auf eine Antwort.

Ein leises 'DingDong' ließ sie aufsehen und unterbrach ihre derzeitigen Gedanken. Ein Blick auf ihren Nachttisch reicht, um sie an etwas anderes zu erinnern. Ihr Handy leuchte leicht auf und zeigte an, dass sie eine neue Nachricht bekommen hatte. Von wem konnte sie sich denken, da sie auf die Nachricht vom Vortag nicht reagiert hatte. Was sollte sie ihren Freunden auch berichten? Das alles noch verfahrener war als vor einer Woche? Mit einer solchen Nachricht würde sie die sowieso schon hochsensible Serah aufs Neue hart treffen. Sie hing an ihrer Schwester, so wie Lightning an ihr – wäre da nicht dieser Gedächtnisverlust.

Dennoch ging Fang zu ihrem Handy und schaute sich die neue Nachricht von Snow an. 'Hey Fang, du hast dich gestern nicht gemeldet, alles klar bei dir?'

Sie ließ die Hand mit ihrem Handy sinken. Was sollte sie ihm antworten? Antworten musste sie ihm, er würde nicht locker lassen. Doch was sollte sie ihm sagen? Die vernichtende Wahrheit? Lügen und sich damit noch mehr unter Druck setzen?

 

What more do you expect from me?

There’s nothing left here to burn

 

Was auch immer sie tat, es würde nicht gut ausgehen. Und warum war Snow mitten in der Nacht noch wach? Vermutlich machte er sich auch seine Gedanken, warum sie ihm nicht antwortete. Mit dem Handy in der Hand setzte sie sich wieder auf ihr Bett und tippte ein paar Wörter. 'Sorry, Akku war leer' und löschte sie wieder. 'War den ganzen Tag unterwegs und hab's Handy vergessen' und löschte sie erneut. 'Ich hab's versaut'. „Ach verdammt!“, frustriert warf sie ihr Handy aufs Kopfkissen. Lügen? Wahrheit? Lügen? Wahrheit? Fang hatte wirklich keine Ahnung, was sie Snow antworten sollte. Sicherlich wusste sie, was ihre Freunde hören wollten, nur wusste sie auch, dass sie davon recht weit entfernt war. So stellte sich die Frage, was man in so einer Situation machen sollte. Ihre Grübeleien wurden jäh unterbrochen, als ihr Handy auf dem Kopfkissen klingelte und der Blonde tatsächlich auch noch anrief. „Verdammt, Snow...“ Wenn sie nicht dran ging, konnte sie sagen, sie hätte geschlafen, aber so einen tiefen Schlaf konnte man schlecht nachweisen, da Snow die Angewohnheit hatte, verdammt lange schellen zu lassen. Demnach ging sie einfach ran und ließ sich überraschen, für welche Alternative sie sich letztendlich entschied. „Hey, Snow...“

Oh, hi Fang. Hab ich dich geweckt?“ Anscheinend war Snow etwas überrascht, sie tatsächlich erreicht zu haben. Warum ging sie auch ran?

„Nicht wirklich. Ich habe mir bis zu deinem Anruf den Mond angesehen.“

Kannst du nicht schlafen?“

„Genau so wenig wie du, so wie es aussieht.“

Der Blonde lachte leise. Sie konnte im Hintergrund das Meer rauschen hören. Anscheinend war er am Strand.

Irgendwie konnte ich heute Nacht nicht schlafen und ich dachte, ich mach mal 'nen nächtlichen Spaziergang am Strand. Dabei musste ich an dich denken.“

Etwas verwundert zog Fang eine Augenbraue hoch. „Ganz ehrlich, Snow? Bei einem nächtlichen Spaziergang am Strand solltest du besser an deine Verlobte statt an mich denken.“

Erneut konnte sie das Lachen des Blonden vernehmen. „Keine Sorge, Fang. Ich kümmere mich gut um Serah. Aber irgendwas sagte mir, ich sollte dich mal anrufen. Alles klar bei dir?“

Verdammt schon wieder diese Frage und dieses Mal konnte sie diese nicht ignorieren. Schnell stand sie vom Bett auf, ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab, während sie sich nervös am Hinterkopf kratzte. „Ja, soweit alles klar. Wie schaut es denn bei euren Hochzeitsvorbereitungen aus?“ Die Hochzeit war doch immer eine gute Ablenkung, um vom Thema ab zu kommen. Bei Serah funktionierte es immer. Sie hoffte inständig auch Snow würde drauf anspringen.

Alles wunderbar. Ich denke, Serah hat sich entschieden, was den Ort unserer Hochzeit angeht, aber das will sie dir selber erzählen. Und heute war sie zusammen mit Vanille Hochzeitskleider ansehen.“

Er ging wirklich drauf ein! Erleichtert grinste die Dunkelhaarige. „Das freut mich zu hören und ich hoffe, du schaffst dir bis dahin auch was Vernünftiges an. Mit schwarzem Bandana wird nicht geheiratet.“

Keine Sorge, Fang. Wir heiraten beide in weiß. Also ein weißes Bandana.“

Für einen Moment stockte Fang. So, wie sie Snow kannte, würde er das sogar wahr machen. Nach einem Moment der Stille, hörte sie den Blonden lachen. „Sehr witzig, Snow.“

Ich wollte dich nur mal zum Lachen bringen. Heute wirkst du irgendwie angespannt. Ich weiß, dass etwas bei dir nicht stimmt, ich kenn dich. Du und Lightning seid zwar gute Kämpfer, aber absolut schlechte Lügner.“

Erneut herrschte einen Moment Stille. Damit hatte sich die Frage erübrigt, was sie Snow nun erzählen sollte. Er hatte sie längst durchschaut.

 

There’s nothing left here to burn

and I’ve given you every part of me.

 

Mit einem leisen Seufzen stellte sie sich wieder ans Fenster und schaute zum Mond empor. Derweilen schwieg Snow und schien darauf zu warten, dass sie erzählte, was sie bewegte. Wo sollte sie denn anfangen? Vielleicht beim grundlegenden Kern des Problems. „Es ist schwierig mit Lightning überhaupt ins Gespräch zu kommen. Derzeit geht sie mir aus dem Weg, sofern es ihr möglich ist...“

Wieso denn?“

Die Dunkelhaarige zögerte. Sollte sie ihm denn jetzt wirklich das ganze Ausmaß der Wahrheit erzählen?

Spuck's aus.“

Noch während sie den Kopf sinken ließ berichtete sie Snow die Wahrheit. „Weil sie weder was von ihrer Vergangenheit noch von einem von uns was wissen will.“ Sie machte eine kleine Pause ehe sie fortfuhr. „Und ich weiß nicht warum. Ich komm nicht an sie ran. Für sie bin ich eine Fremde, mit der sie nichts zu tun haben will.“ Wieder machte sich der Schmerz durch die Ablehnung in ihrem Herzen bemerkbar. „Snow, ich hab keine Ahnung, was ich machen soll.“ Das war seit langem die ehrlichste Aussage, die sie gemacht hatte. Wenn auch keine erfreuliche, doch tat es gut, diese offen sagen zu können. Endlich konnte sie sich mitteilen und offen dazu stehen, was sie innerlich bewegte.

In diesem Moment wünschte sich die Dunkelhaarige, sie hätte auch jemanden, an den sie sich hätte lehnen können. Nun musste Snow an ihrem Ohr reichen.

Fang?“

„Mhm?“ Ihre Augen wurden erneut feucht. Es war nicht schön, eine Niederlage berichten zu müssen.

Egal was passiert, du bist nicht allein, okay? Du kannst mich jederzeit anrufen, du musst da nicht alleine durch. Ein Anruf genügt und ich komm zu dir!“

Wärme umschloss ihr Herz. In diesem Moment war die Dunkelhaarige Snow so dankbar, dass sie es nicht verhindern konnte, dass ihr erneut eine Träne die Wange hinunter lief. Seine Worte taten ihr in diesem Moment unendlich gut und sie war froh, sich ihm anvertraut zu haben. Langsam sank sie tiefer und setzte sich vor ihrem Fenster auf den Boden. „Danke, Snow ...“

 

There’s nothing left here to burn..

There’s nothing left here to burn..

 

Wenn du willst, komm ich zu dir.“

Die Träne wegwischen versuchte Fang ein wenig zu lächeln. Der Blonde hatte wirklich einen verdammt großen Beschützerinstinkt. „Danke, aber ich möchte es ein letztes Mal noch alleine versuchen.“

Aber wenn es nicht klappt, dann ruf mich bitte an. Ich lass dich nicht hängen“, die Stimme des Blonden war eindringlich und er machte somit unmissverständlich klar, dass er es ernst meinte. Es tat gut zu wissen, dass er hinter ihr stand und dennoch ... „Snow? Sag bitte Serah noch nichts davon.“

Mach dir keinen Kopf. Wenn du meinst, du willst es noch mal bei Lightning versuchen, dann mach das und so lange werde ich ihr nichts sagen.“ Und was Snow versprach, das würde er halten.

„Okay... Danke, für deinen Anruf.“

Immer wieder gern. Wenn du dich ja nicht meldest, muss ich ja sehen, was du machst.“ Er lachte leise. „Und wenn ich dir einen Rat geben darf: Vielleicht ist es derzeit ratsamer Gemeinsamkeiten zu finden als Dinge, die euch unterscheiden.“

„Ich denk mal drüber nach, Großer“, auch Fang konnte wieder ein wenig Lächeln.

„Hey, hey, wenn schon großer Bruder, Sis.“

Nun musste die Dunkelhaarige wirklich lachen. „Sis? Reicht dir eine nicht mehr?“

Zwei sind immer besser als eine. Und wir sind doch eh alle wie 'ne große Familie und dich seh ich schon länger als Schwester an.“

Da hatte Fang ihre Antwort auf eine Frage, die sie dem Blonden stellen wollte. Nun wusste sie, warum er in den letzten Telefonaten immer so lange mit ihrem Namen zögerte, er wollte sie die ganze Zeit schon 'Sis' nennen. Aber sie hatte nichts dagegen, es war an sich ein schöner Gedanke, Snow als großen Bruder zu haben. „Okay, Bro, aber nun sieh zu, dass du wieder rein kommst, nicht dass dich Serah noch vermisst.“

Yup, bin schon auf dem Weg. Aber du solltest auch sehen, dass du was Schlaf bekommst. Wirst es sicherlich brauchen können. Und wenn was ist, klingel mich an und dein Bruder ist zur Stelle.“

Sein Grinsen konnte sie gerade bildlich vor sich sehen und langsam verstand sie wirklich, warum Serah so in ihn verliebt war. Er schaffte es immer wieder, jemanden aufzuheitern. „Okay, gute Nacht, Bro“, mit einem Lächeln legte sie auf.

 

And I know... and I know... (yeah, I know)

 

Es hatte gut getan, verdammt gut getan. Mit Snow zu reden war in diesem Moment genau das Richtige gewesen. Sie konnte ihm nur dankbar sein, dass er sie anrief. Nun hatte die Dunkelhaarige jemanden, mit dem sie sich wirklich austauschen konnte und zwar über alles, auch das Negative.

Als sie sich vom Boden erhob und wieder zu ihrem Bett ging, dachte sie über seine letzten Worte nach. „Gemeinsamkeiten ...“ Und noch während Fang sich hinlegte, wusste sie, was sie beide noch immer verband. Warum fiel ihr das erst jetzt ein? Sie waren beide exzellente Kämpferinnen und trafen sie sich nicht inmitten eines Kampfes wieder? Morgen würde die Dunkelhaarige allen zeigen, was eine wahre Grand Pulse Kriegerin konnte. Keiner von ihnen stammte von hier außer ihr und Vanille. Niemand war mit dieser rauen Gegend besser vertraut als sie.

Wie von selbst schlossen sich nun ihre inzwischen schwer gewordenen Augenlider und sie fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

 

Ende Kapitel 5


Nachwort zu diesem Kapitel:
Herzlichen Glückwunsch, ihr habt den Prolog geschafft, oder soll ich sagen, ich hab ihn endlich fertig oben? ^^ Egal, dies hier ist bisher mein Lieblingskapitel. Ich hab das Lied damals gehört (es ist echt inzwischen ein Jahr her) und hab mich gleich rein verliebt und war daher Pflichtprogramm.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch mal herzlich bedanken, für ein Jahr Treue. Vielen, vielen Dank, ohne euch hätte ich das Projekt schon wieder aufgegeben. ^^

Flaire Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dark777
2013-07-01T15:50:04+00:00 01.07.2013 17:50
Oje, das klingt danach eine harte Nuss für Fang zu werden. Aber wir wussten ja schon immer, dass Light nicht so leicht zu knacken ist ;-). Ich habe es schon oft genug geschrieben, aber ich wiederhole mich gerne wieder. Ich finde es einfach klasse, dass du dir Zeit für den Story-Verlauf nimmst und nichts überstürzt! Es kommt einfach authentisch rüber. Wenn Fang sich an die Vergangenheit erinnert ertappe ich mich manchmal selbst dabei darüber nachzudenken, ob es sich wirklich so zugetragen hat ^-^. Ich bin doch mal gespannt ob es für eine Annäherung ausreicht, wenn Fang Lightning nur doll genug verprügelt ;-). Chaka Fang, du schaffst das! Wie immer super, hoffe das nächste Kapi lässt nicht so lange auf sich warten V(~_^)!
Von:  Takuya
2013-06-29T13:14:25+00:00 29.06.2013 15:14
Huhu, dachte ich könnte auch mal ein paar worte da lassen und deine FF loben ;)
Mir gefällt die Story sehr gut, ist auch toll geschrieben. Hab auf jeden Fall Lust auf mehr und würde mich freuen irgedwann mehr davon lesen zu können, da ich echt gespannt bin wie es weitergeht. ^^
LG Taku

Von:  Samehada92
2013-06-28T09:35:56+00:00 28.06.2013 11:35
Und wieder ein super kapitel. :)
Fang tut mir echt leid...
Bin schon mal gespannt, ob ihre neue Taktik funktionieren wird.
Von:  Kirika88
2013-06-28T01:21:01+00:00 28.06.2013 03:21
Ich liebe Dich !!! XD

Vielleicht hast du es ja schon gesehen, aber auf FanFiktion.de habe ich schon in die Tasten gehaun und dir ein paar Sätze da gelassen! :)

Dennoch vielen Dank dass du mir hier bescheid gegeben hast :3
Hat mir wieder sehr viel Spass gemacht das Kapitel zu lesen.
Ich hoffe mal wir haben dich nicht zu sehr gestresst. *schlechtes Gewissen hat*

LG, Kiri
Von:  dragon493
2013-06-25T12:07:22+00:00 25.06.2013 14:07
Tolles Kapitel
Fang tut mir echt leid sich gegen so einen sturkopf durchzusetzen
bin gespannt ob es hilft mit den Gemeinsamkeiten
Freu mich aufs nächste Kapitel
Lg dragon493


Zurück