Entscheidung
"Huch? Vorsichtig. ich mag zwar stürmische Frauen, aber...."
Dieser Kommentar ließ mich skeptisch zu dem Fremden aufsehen, der meine Hüften hielt und den ich am liebsten dafür ohrfeigen würde, aber als er mich aufrichtete und ich ihn zum ersten Mal musterte, wurde ich sofort verlegen.
Sein Aussehen war wohl einzigartig. Ich verspürte Neid wegen seines bis zur Hüfte reichenden, feuerroten Haars, wenn es nicht sogar noch länger war, denn er hatte es gerade hochgebunden. Trotz dieser Haarpracht wirkte er nicht weiblich, im Gegenteil, was auch wohl an seiner Größe lag, da er selbst Thanatos überragte. Außerdem war sein Körper stark durchtrainiert, was unschwer erkennbar war, denn sein Yukata war offen. Anders als die anderen Drachen hatte er kein Tattoo unter dem Auge. Natürlich könnte es sein, dass er sich geweigert hatte, doch ich glaubte, er kam von außerhalb. Wenn er wirklich die ganze Zeit über im Dorf gewesen wäre, wäre er mir aufgefallen. Anders als alle Drachen bisher zeigte seine Menschengestalt glänzende goldene Hörner mit einer Art Ohrring, riesige schwarze Fledermausflügel, die ihn nur noch größer wirken ließen, und zuletzt einen schwarzen Schwanz mit einer flackernden goldenen Flamme an der Spitze. Seine dunklen amethystfarbenden Augen sahen mich freundlich an.
"Danke schön."
Innerlich war ich wütend über mich selbst, da ich merkte, wie oberflächlich ich mich wieder mal benahm, aber ich war überwältigt wie viel hübscher diese "Drachen" waren als die Menschen, die ich gekannt habe.
"Du musst die Auserwählte sein, freut mich, dich kennen zu lernen."
Ich wollte schon die Begrüßung, die man mir beigebracht hatte, anwenden, doch er verbeugte sich kurz vor mir, nahm meine Hand und hauchte einen Kuss auf diese. Diese ritterliche Geste passte irgendwie perfekt zu ihm und ließ mich knallrot werden.
"Ember, nicht wahr? Ich heiße Flame, freut mich, dich endlich kennen zu lernen."
"Eh...mi- mich... auch..."
Natürlich ließ ich die Laterne fallen. Flame beugte sich vor und reichte sie mir.
"Danke, auch wenn ich es selbst gekonnt hätte."
"Kein Problem. Du siehst wunderschön im Kimono aus..."
"Dir steht der Yukata aber auch sehr gut", murmelte ich verlegen.
Passend zu seinen Flügeln und Hörnern war der Yukata schwarz mit goldenen Goldfischen. Im Gegensatz zu meiner Laterne war seine traditionell, ein schönes Modell aus Kupfer und viel kleiner, das Flame an einer dicken Schnur führte. Eine mir allzu vertraute Stimme unterbrach unser Gespräch und ich zuckte zusammen: "Flame, du schon hier?"
"Wie jedes Jahr, Reyyon."
Mir war nicht klar, wie viel er mitbekommen hatte, aber anders als sonst rannte er nicht weg, sondern nahm mich bei der Hand und führte mich von Flame weg. Dies war mir viel lieber als seine Fluchttaktik normalerweise.
"Bist du eifersüchtig?"
Das 'erneut' am Ende des Satzes sparte ich mir, obwohl ich es so gern ausgesprochen hätte. Eine lange Weile antworte er mir nicht und führte mich einfach weg. Zwei Teelichter nahm er und stellte eins in meine Laterne, das andere in seine.
Während er vorsichtig die Lichter anzündete, murmelte er: "Ja, war ich. Außerdem ist Flame ein Frauenheld, er würde dich nur verletzen."
Du etwa nicht? Eigentlich wollte ich das laut sagen, doch mir fehlte der Mut. Wenn Reyyon sauer gewesen wäre, hätte ich es gesagt, aber er wirkte eher traurig.
Er führte mich zu einem Hügel, auf dem ein trockenes Fleckchen zu finden war, aber es schien nicht genug Platz für uns beide bieten. Reyyon setzte sich auf das Stückchen und deutete mir, sich auf seinen Schoß zu gesellen. Zögerlich kam ich seinem Wunsch nach.
"Reyyon, ich habe mich für dich entschieden."
Dann streckte ich mich und küsste ihn sanft. Natürlich übernahm er sofort die Kontrolle und ich genoss das vorsichtige Streicheln seiner Zunge. Genau in dem Augenblick hörte ich, wie die Kometen anfingen, hinunterzufallen.
