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Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat

Wenn das Schicksal zuschlägt
von

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Gewissensbisse

Hey meine süßen…
 

In diesem Kapitel, wird es wieder einen Flashback geben.

Einen kleinen…und eigentlich einen, der nicht sehr viel Neues offenbart.

Aber das ist auch nicht so wichtig…denn Bella muss es ja verarbeiten.

Und diese Flashbacks sind einfach die beste Möglichkeit, diese Verarbeitung darzustellen.

Und natürlich können sie auch sehr informativ sein.

Es wird also noch einige geben…einige kleinere…manche größere.

Je nachdem wie es zur Situation passt ^.^
 

Ich wünsch euch viel Spaß!
 

****************
 

Bella POV
 

Als ich erwachte, fühlte ich mich ganz steif. Schnell wurde mir auch klar, woran das lag. Ich saß noch immer auf Edward. Einen ganz langen Moment rührte ich mich überhaupt nicht. Ich genoss es einfach, seinen harten Körper so eng an meinem zu spüren. Auch er blieb ganz still, obwohl er sicherlich längst bemerkt hatte, dass ich wach war.
 

Es waren wie so oft die ersten Entzugserscheinungen, die mich aus dem Schlaf rissen. Höchstwahrscheinlich, hätte ich sonst den ganzen Tag und die ganze Nacht verschlafen. Ich seufzte leise…welch eine Wohltat das wohl gewesen wäre?
 

„Du gehst Duschen und ich bereite dir einen Druck vor“, durchschlug er die Stille.
 

Ich nickte an seiner Brust. Doch keiner machte Anstalten sich zu rühren. Zeitgleich, begannen wir zu kichern. Mein kichern erstarb recht bald und traurig, schloss ich noch einen weiteren Moment die Augen.
 

„Wie lange habe ich geschlafen?“
 

Fragte ich, als ich mich schließlich doch aufrichtete. Ich war völlig heißer und schluckte einige Male. Er berührte zart meine gereizte Wange. Zu viel Histamin in Kombination der Unmengen salziger Tränen, war pures Gift für meine sensible Haut. Ich wusste, auch ohne in den Spiegel zu blicken, dass ich völlig fleckig aussah.
 

„Ein bisschen über 6 Stunden. Es ist gleich 17 Uhr.“
 

17 Uhr…der Tag würde wohl niemals enden. Völlig matt und noch immer verdammt schläfrig, rutschte ich von seinem Schoß und schlürfte schwerfällig ins Bad. Im Spiegel blickte mir ein blasses, zerzaustes Mädchen mit müden, geschwollenen Augen entgegen. Ihr Blick war leer! Ich fühlte mich leer!
 

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Es war totaler Schwachsinn von mir zu glauben, es würde mir direkt nach meinem Geständnis viel besser gehen. Ich sollte es mittlerweile eigentlich besser wissen.
 

Ich war hin und her gerissen, wusste nicht wie ich mich am besten Verhalten sollte. In meinem Kopf wüteten die Gedanken so stark, dass sie mich emotional völlig lahm legten. Ich hatte das Gefühl, momentan zu jeder Gefühlslage fähig zu sein. Auf Knopfdruck…kein Problem…lachen, weinen, schreien… es wäre ein leichtes für mich. Denn keine Erinnerung…kein Gedanke…kein Bild… wirkte im Augenblick dominanter. Sie lieferten sich in meinem Kopf einen erbitterten Kampf. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig als abzuwarten, welche Erinnerung sich durchsetzen würde. Ich würde dann einfach darauf reagieren.
 

Ich war angespannt…auch das warme Wasser konnte an meinem Zustand nichts ändern. Ich war schwach…ich hatte längst aufgehört gegen mich selbst anzukämpfen. Die letzten Stunden hatten mich völlig gebrochen. Ich wurde zur Marionette meiner Vergangenheit. Sie hielt mich in den Händen und konnte walten wie sie wollte. Ich hatte mich nur anzupassen.
 

Fragen…es gab noch so viele unausgesprochene…so viele unbeantwortete. Ich würde Antworten…hatte keine Kraft mehr, mich vor ihnen zu fürchten, mich gegen sie zu wehren. Es einfach auszusprechen und damit hinter mich zu bringen, war viel einfacher. Die Kämpfe die ich all die Tage führte, hatten mich furchtbar erschöpft. Alles was dann auf mich einstürzen würde, konnte ich überleben. Ich überlebte immer. Ich seufzte…
 

Vielleicht war das hier meine Rache. Die Rache dafür, was ich meiner Familie angetan hatte. Die Rache für die gebrochenen Versprechen…die Rache für mein Verhalten…mein Leben…meine Existenz. Ich hatte es verdient. Die Vampire hier, waren wohl meine persönlichen Racheengel. Die mich zu all den Schmerz, zu all der Trauer drängten, die ich hätte schon vor Jahren fühlen sollen. Für mich gab es kein entkommen mehr…ich war meinen Gefühlen schutzlos ausgeliefert.
 

„Bella?“
 

Ich zuckte zusammen. Bemerkte in diesem Moment, das ich wieder weinte und fuhr mir fahrig über das Gesicht.
 

„Soll ich rein kommen?“
 

Er klang besorgt. Es tat mir Leid um ihn. Würde ich nicht sein, müsste er das hier nicht durchstehen. Würde es mich nicht geben…könnte er glücklich werden.
 

„Ich bin gleich fertig“, antworte ich leise und trocknete mich ab.
 

„Ich würde gern an die frische Luft gehen, wenn ich wieder zu mir gekommen bin“, teilte ich ihm mit, als ich das Bad verließ.
 

„Gern…wir können laufen gehen“, ich schüttelte den Kopf.
 

„Lass uns einfach ein bisschen auf der Terrasse sitzen. Es hat aufgehört zu regnen.“
 

Ich sah durch das Fenster. Ein milder Tag und ich…ich hatte die Hälfte verschlafen. Ich seufzte wieder…
 

Ich setzte mich neben ihm, fuhr mir einige Male über das Gesicht und nahm ihm dann die Spritze ab, die er mir reichte. Ich hob meinen Pulli und verabreichte mir den Druck direkt in den Bauch. Glücklicherweise, traf ich eine Vene. Es hätte auch anders ablaufen können. Stöhnend, kippte ich nach vorn. Nur seinen Armen war es zu verdanken, dass ich nicht vom Bett rutschte und zu Boden fiel.
 

______________
 

„Bella…“, Esme kam zu mir und nahm mich fest in den Arm, als ich durch den Wohnbereich schlürfte.
 

Ich erwiderte ihre Umarmung nur halbherzig. Ich wollte ich könnte mehr…ich wollte, ich könnte ihr Mitleid ertragen. Aber im Moment ertrug ich nur sehr wenig. Ich hoffte, mein Verhalten würde sie nicht kränken. Ich wusste, sie wollte mir nur Gutes tun…aber ich konnte einfach nicht darauf eingehen.
 

Alle anderen waren nicht da. Oder vielleicht auch doch. Keine Ahnung…das ich ihnen begegnen würde, war eine unausweichliche Tatsache. Es machte mir auch nichts aus…nicht mehr. Es hatte mir auch nichts ausgemacht, als Carlisle plötzlich da war um Edward zu helfen, mich zu bändigen. Ich war irgendwie sogar froh, dass er da war. Mit Carlisle verband mich ein ganz inniger Draht. Er konnte mir immer helfen.
 

Mein Wunsch…nur mit Edward darüber zu sprechen…kam mir lächerlich vor. Jetzt war es mir ganz gleich, wer an unseren Gesprächen mit teilnahm. Sie alle gehörten zu Edward…er gehörte zu mir…was damit endete, dass auch sie zu mir gehörten.
 

Sollten sie meinetwegen alle dabei sein. Ganz gleich…es war mir egal…alles war mir egal…ich wollte es nur noch hinter mich bringen. Vielleicht…würde es mir ja doch irgendwann besser gehen.
 

Vielleicht…
 

Es war angenehm draußen. So angenehm, dass ich sogar meine Jake öffnen konnte ohne zu frieren. Edward hatte mir einen Teller mit Keksen und ein Tasse Tee vor die Nase gestellt. Appetitlos, nahm ich mir einen und knabberte daran.
 

„Ich habe das Gefühl, mein Kopf würde jeden Moment explodieren“, sagte ich leise, als er sich neben mir in einen anderen Korbsessel fallen ließ.
 

„Ich finde, du bist seltsam ruhig.“
 

„Was wäre dir lieber? Schreien? Kreischen? Weinen? Sag es mir…im Augenblick kann ich alles ohne Anstrengung.“
 

Er seufzte leise.
 

„Es liegt sicher am Heroin.“
 

„Nein…“, ich schnaubte.
 

„…ich fühle mich völlig gelähmt. Ich habe keine Ahnung. Meine Gefühle sind völlig abgestumpft. Es ist…wie die Ruhe vor dem Sturm.“
 

„Oder, es zeigt bereits Wirkung. Jetzt wo du es ausgesprochen hast.“
 

Ich zuckte die Schultern. Ich wusste es besser. Aber ich wollte ihn nicht beunruhigen. Ich sah, was meine Offenbarung bei ihm ausgelöst hatte. Er war zutiefst bestürzt und überfordert mit mir. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Wir würden daran wohl beide auf eine völlig andere Art, zu verdauen haben. Miteinander… aber doch jeder auf seine Weise.
 

Ich nahm mir noch einen Keks und sah in den Wald.
 

„Ich verbrachte 17 Tage in diesem Krankenhaus…“, fing ich leise an zu erzählen.
 

Irgendwie, musste es ja weitergehen.
 

„Ich hatte keine Ahnung, warum sie mich so lange dort behielten. Vielleicht um in der zwischen Zeit alles weitere zu klären. Freunde besuchten mich…Nachbarn…Familien, die ich gar nicht richtig kannte waren da und bedauerten meinen Verlust. Jeder bot mir seine Hilfe an…am Ende war nicht einer da um mir zu helfen.“
 

Ich verzog das Gesicht. Wie ich sie alle verabscheute. Diese elendigen Heuchler. Ich hatte gewartet…Tag ein und Tag aus hatte ich darauf gewartet, dass jemand kommen würde. Das mir jemand helfen würde…das jemand für mich da sein würde. Sie…mussten mich irgendwann einfach vergessen haben.
 

„Heute, erinnern sie sich wahrscheinlich nicht mal mehr an mich.“
 

Edward seufzte, während ich gefühllos weiter meinen Keks aß.
 

„Einige Psychologen hatten versucht Gespräche mit mir zu führen…doch ich blieb stumm. Nach und nach, pegelten sie die Dosis der Beruhigungsmittel runter. Das waren…nach dem Unfall… die schlimmsten Tage meines Lebens. Es fühlte sich an, als würde man mir täglich ein großes Loch in die Brust schlagen…ich verlor immer mehr den Verstand und den Bezug zur Realität.“
 

„Wieso, hast du mit niemanden geredet?“
 

Ich schmiss den halben Keks zurück auf den Teller und fummelte nach meinen Zigaretten. Esme, kam sofort und reichte mir einen Aschenbecher. Ich lächelte sie aufrichtig an, was sie sofort erwiderte. Auffordernd, deutete ich mit dem Kopf auf einen weiteren Sessel. Ich war es leid sie alle auszugrenzen. Mein Entschluss stand längst fest. Ich würde mich vor ihnen allen nicht mehr abschirmen. Nur mit Edward zu sprechen, war keine Alternative. Sie sollten es gleich alle erfahren. Ich sah ihr an, wie unglaublich froh sie darüber war als sie sich setzte. Auch in Edwards Augen, sah ich einen Anflug stolz und Zufriedenheit. Den Rauch tief inhalierend, antwortete ich.
 

„Weil ich es nicht konnte. Nur der Gedanke daran, schnürte mir die Kehle zu. Und wer waren sie den schon? Sie waren völlig Fremde für mich. Ich fürchtete mich vor ihnen…davor, was geschehen würde wenn sie die Wahrheit erfuhren. Sie wussten nicht, wie viel ich von diesem Unfall mitbekommen hatte. Sie wussten gar nichts und so…so sollte es bleiben. Sie hatten kein Recht auf die Wahrheit. Das…das was sie wissen wollten, war der letzte Augenblick mit meiner Familie und dieser Augenblick…der gehörte nur mir. Mir ganz allein und niemals hätte ich es zugelassen, dass sie mein Unglück durch die Gegend posaunen um wissenschaftliche Diagnosen zu stellen. Ich wusste, sie hätten mich einfach nie zufriedengelassen. Sie hätten immer und immer wieder von neuem angefangen…“
 

„Sie hätten dir geholfen es zu verarbeiten“, sagte er leise.
 

Ich zuckte wieder die Schultern.
 

„Ja…vielleicht hätten sie das. Aber ich war noch nicht so weit. Es lag kaum eine Zeit dazwischen. Dieser Unfall…er…er war immer präsent. Verarbeiten…was hätte ich Verarbeiten sollen, wo ich doch noch nicht mal durch die Trauer gegangen war?“
 

Er schwieg.
 

„Ich konnte überhaupt nicht trauern. Es…es ging einfach nicht…“, ich schluckte.
 

„…Ich hatte Angst, sie loszulassen. Das habe ich immer noch.“
 

In meinen Augen bildeten sich Tränen. Ich sah sie beide eine Zeitlang an, dann seufzte ich wieder.
 

„Und ich war wütend. Ich war furchtbar wütend auf jeden…auf mich…aber am meisten auf meine Eltern. Sie…sie sind einfach gestorben. Sie haben uns nicht beschützt. Aber es war ihre Aufgabe…es war ihre verdammte Pflicht uns zu beschützen“, sagte ich laut und ließ den Tränen freien Lauf.
 

Ich fühlte noch immer diese Wut…diese Enttäuschung…über ihre Unfähigkeit. Sie hatten versagt. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit und alles geriet außer Kontrolle. Sie hätten…sie hätten einfach…einfach…
 

Ich schluchzte. Meine Hände fingen an zu zittern. Der Stummel fiel mir beinahe auf den Schoß. Schnell zündete ich mir mit diesem, sofort die nächste Kippe an.
 

„Im Krankenhaus, hatte ich mich das erste Mal geschnitten“, sagte ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
 

Esme erwiderte mein trauriges Lächeln und reichte mir ein Taschentuch.
 

„Danke…“, sie nickte.
 

Ich schob mir die Jacke am linken Arm rauf und deutete auf eine lange, feine Narbe die etwas unter meiner Armbeuge verlief.
 

„Ich weiß nicht mehr wie ich an die Schere gelangte…“, ich zuckte die Schultern.
 

„…ich weiß nur noch wenig über meinem Aufenthalt dort.“
 

Zwischen uns setzte ein langes Schweigen ein, während ich die zweite Kippe vernichtete und mir dabei andauernd, die Tränen abwischte.
 

„Wisst ihr was komisch war?“
 

Sie schüttelten beiden den Kopf.
 

„Das es kaum weh tat…es war einfach nur befreiend.“
 

Sie waren nicht schockiert über meine Aussage. Nur unendlich bestürzt. Edward reichte mir den Tee. Er war bereits abgekühlt. Also trank ich die ganze Tasse in einem Zug leer.
 

„Von diesem Tag an, überwachte man mich wie einen Schwerverbrecher. Niemand konnte mich verstehen, sie schleppten mich zu Therapiestunden und dachten, sie würden mir damit einen Gefallen tun, doch umso mehr Menschen sich einmischten, umso verlorener fühlte ich mich. Sie missachteten meine Privatsphäre…zwangen mich…bedrängten mich…ließen mir einfach keine Zeit nachzudenken. Ich fühlte mich schrecklich hilflos.“
 

So fühlte ich mich noch immer. Hilflos, weil es mir einfach nicht gelang…auch jetzt nicht, nach all den Jahren…meine Vergangenheit hinter mich zu lassen. Hilflos…weil ich mir selbst im Weg stand. Hilflos, weil genau diese Vergangenheit immer mehr Personen mit ins Unglück stürzte und ich nur hilflos dabei zuschauen konnte.
 

„Wahrscheinlich, war das Ritzen der Auslöser für meinen späteren Aufenthalt in der Psychiatrie.“
 

Ich stöhnte vor Kopfschmerzen. Die Gedanken nahmen an Volumen zu. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit mir noch blieb ehe sie mich erneut zu Boden drücken würden. Edward nahm sofort meine Hand. Ich klammerte mich an ihn.
 

„Und wahrscheinlich…war das auch der Grund, warum sie mir verwehrten zur Beerdigung zu gehen“, ich schluchzte wieder und griff mir mit der anderen Hand an meine schmerzende Brust.
 

„Sie ließen dich nicht?“
 

Er klang fassungslos.
 

„Nein…“, hauchte ich leise.
 

„Sie waren der Meinung, ich wäre labil und einfach nicht in der Lage, dieses traumatische Erlebnis zu verkraften. Dabei war es genau das, was ich brauchte. Meine Chance Abschied zu nehmen…sie erlaubten es nicht.“
 

Im gleichen Moment, fühlte ich wieder diesen unbändigen Hass. Den, den ich auch schon damals fühlte. Auf jene, die sich das Recht herausnahmen über mich zu Urteilen. All jene, die sich in mein Leben drängten und mir das letzte bisschen nahmen, was mir noch geblieben war. Meinen Willen…
 

Diese Beerdigung…sie wäre mein Moment gewesen. Sie wäre meine Chance auf Abschied gewesen. Eine Chance auf Vergebung. Wie hätte ich diesen Menschen je vertrauen sollen? Wie hätte ich mich ihnen anvertrauen können, nach all dem, was sie mir angetan hatten?
 

„Ich war noch nie auf dem Friedhof …noch nie“, schluchzte ich.
 

„Ich habe mich nicht getraut“, fügte ich leise hinzu.
 

„Seit dem Tag an, habe ich mit niemanden mehr gesprochen. Ich habe sie alle ignoriert, habe mich in meine eigene Welt geflüchtet. In dieser Welt gab es nur mich…und meinen Selbsthass. Es mag eigenartig klingen aber nur mit diesem Hass, fühlte ich mich meiner Familie nahe.“
 

Mein Atem beschleunigte sich.
 

„Jemand, musste für ihren Tod bezahlen…dafür leiden, damit er nicht umsonst war. Damit er nicht in Vergessenheit geriet. Damit man SIE nicht vergaß. Ich habe mich selbst verurteilt…“, Edward schloss bestürzt die Augen.
 

„ Drei Tage nach der Beerdigung, wurde ich dann nach Port Angeles verlegt. In die Kinder und Jugendpsychiatrie.“
 

Ich verzog das Gesicht.
 

„Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie furchtbar es dort gewesen war. So viel Betreuer wie es dort gab, so viele Psychologen gab es…und noch mehr Beruhigungsmittel.“
 

Ich atmete gegen das Rauschen in meinen Ohren an. Ich war schon völlig aus der Puste. Aber ich zwang mich, zum weiter reden. Edward musterte mich besorgt. Er ahnte wohl, worauf ich zusteuerte.
 

„Ich wurde so oft ruhig gestellt, dass mir teilweise ganze Tage fehlten. Die ersten Wochen verbrachte ich wie in Trance. Ich weiß nicht mehr, was alles wirklich passiert war und was meine Fantasie erzeugt hatte. Etwa nach drei Monaten, hatte ich mich so weit im Griff, um tägliche Nervenzusammenbrüche zu vermeiden. Von dieser Zeit an, gab es nur noch Mittel bei Bedarf. Keine Ahnung, was sie damit meinten. Es war mir auch egal. Ich nahm meinen täglichen Alltag auf, auch wenn noch vieles im Nebel gehüllt war. So richtig erinnere ich mich erst wieder ab meinem 12 Geburtstag. Ich glaube, an diesem Tag, war ich aus meiner Starre erwacht. Wahrscheinlich, weil mich der Blick auf die Digitalanzeige meines Weckers, so schockiert hatte.“
 

Mit einem schmerzhaften Stöhnen, ließ ich die Bilder zu, die vor meinem inneren Auge auftauchten. Ich ließ seine Hand los und griff mir, mit zusammengekniffenen Augen an den Kopf. Seine Hand berührte mich sachte am Knie. Ich stöhnte vor Anstrengung.
 

„So ist es gut…lass dich darauf ein.“
 

Hörte ich ihn noch leise sagen. Dann, trieb mich die Erinnerung fort.
 

Flashback:
 

Keuchend, öffnete ich die Augen und starrte an die dunkle Zimmerdecke. Hastig, zog ich Luft in meine Lunge. Haare klebten mir im Gesicht und noch immer liefen Tränen aus meinen Augen.
 

Ein Traum… ein Alptraum… und doch, die traurige Realität. Ich drehte mich schnell auf den Bauch und drückte mein Gesicht ins Kissen, um den Schrei zu ersticken der meine Kehle hinaufkroch.
 

Ich hatte es schon wieder geträumt!
 

Seit über 5 Monaten jeden Tag aufs neue. Und es hörte nicht auf, es verfolgte mich. Ich wimmerte ins Kissen und versuchte die Bilder zu verdrängen. Doch es half nicht… sie ließen sich einfach nicht abstellen.
 

Wie in Zeitlupe, spielten sie sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Immer wieder die gleichen Bilder. Die letzten Bilder meiner geliebten Familie. Ihr letzter Augenblick… UNSER letzter Augenblick. Der leblose Körper meiner Mutter. Die toten Augen meines Vaters, die mich gnadenlos anstarrten…mich verhöhnten. Der zappelnde Körper meiner Schwester und die unschuldigen, angsterfüllten Augen meines Bruders.
 

Das zerbrochene Fenster, die Glasscherben, das zerbeulte Auto, der Qualm… das Feuer. Noch immer hörte ich meine Schwester schreien und roch das Benzin. Es brannte mir in der Nase und die Dunkelheit…diese elende Dunkelheit. Das brennende Auto...
 

Ein erneuter Schrei drang aus meinem Mund.
 

Sie kommen nicht wieder, NIE WIEDER.
 

Sie sind Tod, meine Familie war TOD.
 

Und ich war hier, ALLEIN.
 

Allein auf dieser verdammten Welt und hatte niemanden mehr. Warum war ich nur gelaufen? Warum war ich nicht bei ihnen geblieben? Warum war ich nicht mit ihnen gestorben? Immer wieder die gleichen Fragen die mich quälten, die mich jagten…mich folterten. Und ich fand keine Antwort darauf. Ich hatte sie einfach alleine gelassen. Meine kleinen Geschwister… hatte sie einfach allein ihrem Schicksal überlassen.
 

Ich war Abschaum!
 

Sie sollten hier sein und nicht ich. Ich hätte in diesem Auto sterben sollen…müssen. Sie sind alle wegen mir gestorben. Ich allein trug die Schuld an ihrem Tod. Nur ich ganz alleine. Hätte ich meinem Bruder die Zeitung nicht aus den Händen gerissen, würden sie noch leben. Ich hatte die Nerven verloren und nun… nun hatten sie dafür mit dem Leben bezahlt.
 

Nur wegen mir. Ich hätte nichts tun dürfen, hätte Seth einfach ignorieren sollen und nicht auf ihn eingehen dürfen. Dann hätte Dad sich nicht aufgeregt, hätte nicht nach hinten gegriffen und …. NEIN.
 

Wieder schrie ich ins Kissen. Ich war die ältere, ich hätte die vernünftige von uns sein müssen. Warum, warum hatte ich das gemacht? Und jetzt, jetzt lag ich hier, mit dieser Schuld und diesen Bildern die mich zerstörten, in diesem unbequemen Bett, was nicht einmal mein eigenes war.
 

In diesem großen Gebäude, was nicht mein Zuhause war. Und litt, litt jeden Tag. Für was das alles? Es hätte so einfach sein können. Ich hätte bei ihnen sein können. Auf dem Friedhof. Friedlich hätte ich neben meiner Familie liegen sollen. Erlöst von all den Schmerze.
 

Man sagte mir, alles würde gut werden. Doch ich spürte nichts davon. Es wurde mit jedem Tag nur noch schlimmer. Mit jedem gottverdammten Tag, wurden die Schuldgefühle größer und der Schmerz bestialischer. Was konnte ich noch tun? Wenn ich doch nur vergessen könnte. Wenn ich alles verdrängen könnte.
 

Beinahe wäre es mir gelungen. Doch wie immer, mischten sich alle ein die sich nicht einzumischen hatten. Warum…warum ließen sie mich nicht einfach? Sahen sie denn nicht, dass ich am Ende war? Warum, sahen sie zu wie ich mich quälte? Sie hätten mich einfach sterben lassen sollen…hätten mich nicht so schnell finden dürfen.
 

Ich presste mein Gesicht weiter ins Kissen und strich über die leichten Verbände an meinen Handgelenken. Vor zwei Tagen würden die Fäden gezogen. Nun verzierten zwei dicke Narben meine Pulsadern. Es kümmerte mich nicht.
 

In den Augen der Betreuer, war ich nun Suizidgefährdet und stand unter ständiger Beobachtung. Was weiß ich, es interessierte mich auch nicht, wie das hieß was ich war. Es ärgerte mich nur, dass es nicht funktioniert hatte.
 

Kurz nachdem sie mich fanden, durchwühlten sie all meine Privatsachen. Die von Leah gleich mit. Sie schätzten nicht einmal unsere Privatsphäre. Sie behandelten uns wie aufsässige…ohne Respekt. Sie fanden die Rasierklinge, die ich nur durch Zufall in die Hände bekam und nahmen sie mit sich. Nahmen mir die einzige Möglichkeit, dem Schmerz in meiner Brust Abhilfe zu verschaffen.
 

Ich versuchte nicht zu laut zu Schluchzen.
 

Leah würde wach werden. Vielleicht, war sie das auch schon. Sie kam nur noch selten an mein Bett um mich zu trösten. Sie hatte genug eigenen Mist, mit dem sie sich rumplagen musste.
 

Leah war meine Zimmernachbarin. 13 Jahre und schon seit einem Jahr hier. Auch sie hatte ihre Eltern verloren. Bei einem Hausbrand. Sie und eine ältere Frau waren die einzigen, die lebend geborgen werden konnten. Mit schweren Rauchvergiftungen kam sie ins Krankenhaus, in dem sie dann erfuhr, dass ihre Eltern bei dem Brand ums Leben gekommen waren und mit ihnen, 3 weitere Menschen zu denen Leah ein inniges Verhältnis hatte.
 

Warum das Feuer in dem Reservat ausbrach, wusste niemand. Die Polizei stand vor einem Rätsel. 3 Holzhütten waren vollständig ausgebrannt. Erst dann gelang es der Feuerwehr, die Flammen zu bändigen.
 

Von allen hier, verstehe ich mich mit Leah am besten. Sie war mir eine gute Freundin geworden. Wir verbrachten all unsere Zeit gemeinsam. Und davon hatten wir reichlich. Die Schule, hatte ich seit dem Unfall nicht mehr besucht. Ich war psychisch nicht in der Lage dazu. Auch Leah hatte ein Jahr ausgesetzt. In 4 Wochen würde sie wieder anfangen. Die Therapeuten dachten, sie wäre schon wieder bereit dazu. Doch ich, wusste es besser. Leah, war genauso am Ende wie ich es war. Auch sie hatte ihre Lebensfreude mit dem Feuer verloren. Vielleicht, konnten wir deswegen so gut miteinander. Wir konnten einander ganz genau verstehen.
 

Sie war die einzige, die wusste was ich durchlebt hatte. Mit ihr konnte ich reden. Denn ihr vertraue ich.
 

Jeden zweiten Tag, musste ich zu einer Sitzung. Diese, gestaltete sich dann größtenteils schweigend. Sie wollten, dass ich über das erlebte erzählte. Sie meinten, dass würde mir helfen.
 

Sie konnten mich mal!
 

Wenn ich nur so stark wie Leah wäre. Seit einem Monat, hatte sie sich verändert. Ich konnte mich noch gut daran erinner, wie schlecht es ihr ging als ich hier ankam. Sie war am Boden doch jetzt... jetzt wirkte sie so stark.
 

Aber dann, dann gab es wieder Momente in denen sie in ihr altes Muster zurückfiel. Keine Stunde später, ging es ihr wieder besser. Ich hoffte, Leah konnte mir helfen. Vielleicht, hatte sie eine Lösung gefunden…einen Weg, denn Kopf abzuschalten.
 

Einen Weg…um ZU LEBEN.
 

Dann könnte ich endlich, das Versprechen an meinem Bruder einhalten.
 

Langsam, drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite. Die Digitalanzeige meines Weckers ließ mich erstarren.
 

03.17 Uhr!
 

13.09.1999!
 

Mein zwölfter Geburtstag!
 

Ich gab mich einem erneuten Tränenschwall hin, der mich bis in den Schlaf begleitete. Am Ende meines Bewusstseins, wartete ein neuer Alptraum auf mich.
 

Flashback Ende!
 

„STOP“, schrie ich und riss die Augen auf.
 

„NEIN“, schrie ich wieder und versuchte mich aufzurappeln.
 

Jemand, drückte mich bestimmend zurück. Nur langsam, legte sich der Film vor meinen Augen und ließ mich meine Umgebung wieder wahrnehmen.
 

„Schhttt…“, hörte ich wen neben mir murmeln.
 

„Carlisle“, schluchzte ich und zog gierig Luft.
 

Er hockte neben mir. Nahm wieder meinen Puls. Hastig sah ich mich um. Edward und Esme saßen nach wie vor in ihren Sesseln. Emmett und Jazz standen in der Tür. Ihre Gesichter sprachen Bände.
 

„Jasper bitte“, weinte ich und stöhnte erleichtert, als er sofort bei mir war und ich die Welle Ruhe spürte, die an mein Bewusstsein kratzte.
 

Mit allem was ich in diesem Moment aufbringen konnte, ließ ich mich darauf ein. Es war nicht viel, was er für mich tun konnte. Aber genug, um mich teilweise zu beruhigen.
 

****************
 

Und wieder am Ende angekommen.
 

Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr konntet einige Informationen über Bella heraus angeln.

Jedenfalls, wissen wir jetzt alle WER Leah für sie war und wo sie sich kennen lernten.

Leahs Name fiel im Laufe der Geschichte bereits einige Male…ich nehme doch an, euch ist das aufgefallen *augenbrauhochzieh*
 

GGGGLG Alex



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