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Vertrauter Fremder

Projekt 120
von

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Lis?


 

Lis?
 

Nun geht es also - nach Ewigkeiten mal weiter. Bin heute zufällig auf meine FFs gestoßen und dachte mir, ich sollte sie wirklich auch beenden. Also schreibe ich weiter an ihr. Über Kommentare freue ich mich wie immer! :D
 

Und jetzt viel Spaß!
 

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Nun war Miro also wieder da und alles ging seinen gewohnten Gang. Jeden Morgen lag er dicht an Kyle gekuschelt und war nicht dazu zu bewegen, mit aufzustehen. Er war im Allgemeinen ziemlich faul. Bis mittags lag er im Bett und stand erst auf, wenn Kyle von der Schule zurückkam. Und trotzdem schlief er abends sofort wieder ein, wenn der andere es auch tat. Er küsste ihn jeden Morgen und mindestens einmal im Laufe des Tages, aber sonst behielt er seine Finger brav bei sich, wogegen Kyle nichts einzuwenden hatte. Küssen war okay, aber mehr? Darüber hatte er sich bis jetzt noch nicht einmal Gedanken gemacht. Casimir war wieder einmal verschwunden. Irgendwie entwickelte der Kleine einen richtigen Drang zum Streunen.
 

»Was machst du eigentlich den ganzen Vormittag? Du kannst doch nicht tatsächlich die ganze Zeit schlafen.« Miro lag wieder einmal auf dem Bett, rollte wohlig etwas hin und her und gähnte.

»Naja, hin und wieder schaue ich aus dem Fenster«, erwiderte er nachdenklich, als würde das alles erklären. Kyle sah ihn nur skeptisch mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

»Und sonst nichts?«

»Hmm… manchmal lese ich in den Büchern da, wenn mir langweilig ist.« Er deutete auf das spärlich besetzte Bücherregal des anderen. Darin befanden sich lediglich ein paar Abenteuerbücher für Jugendliche, aber nichts wirklich Spannendes. Kyle besah sich das Regal einen Moment und sah dann wieder zum Liegenden.

»Du magst lesen?« Ein Nicken folgte. Vielleicht sollte er dann mal ein paar interessantere Bücher kaufen? Er selbst war nun nicht so die Leseratte, aber wenn es Miro Spaß machte, könnte er wirklich welche besorgen. Immerhin verbrachte Miro den ganzen Tag in seinem Zimmer. Dass ihm da die Decke noch nicht auf den Kopf fiel, wunderte ihm sowieso.

»Wollen wir heute Abend vielleicht mal etwas anderes machen? Meine Eltern sind heute bei Bekannten eingeladen zu einem Geburtstag und meine Schwester hat etwas mit ihrem Freund ausgemacht. Wir sind also alleine Zuhause. Dann kommst du auch mal aus dem Zimmer raus.« Sonst kam Miro ja nur ins Badezimmer oder vielleicht mal kurz in die Küche, wenn sie alleine waren, aber sonst unternahmen sie nicht viel.

»Und was?« Grüne Augen musterten ihn neugierig und schienen gleich deutlich wacher.

»Ich weiß nicht… bestellen wir uns eine Pizza und sehen etwas fern? Wenn es draußen wärmer wird, können wir auch mal rausgehen.« Denn momentan war er wirklich froh, nicht raus zu müssen, da es ihm einfach noch immer zu kalt war.

»Gerne.«

Kurz darauf gingen sie hinunter und machten es sich im Wohnzimmer bequem. Kyle hatte schnell eine Pizza per Lieferservice bestellt und sie schalteten den Fernseher ein. Die Pizza kam bald darauf und sie begannen, sie zu verputzen, während Miro etwas durch die Sender schaltete. Es kam nichts wirklich Interessantes, bis er bei einem Programm Halt machte. 'Men in Black'. Der Film war schon zur Hälfte vorbei, weshalb Miro des Öfteren nachfragen musste, was denn gesehen war, aber das störte Kyle nicht wirklich, denn er kannte den Film recht gut. Nach einer Weile lehnte sich der andere dann an ihn und schien müde. Der Film war schon fast vorbei, aber der Blonde fragte sich, wie man nun schon wieder müde sein konnte. Er hatte doch fast den ganzen Vormittag geschlafen! Doch statt seine Verwunderung zu äußern legte er einfach nur einen Arm um Miro und ließ zu, dass dieser sich noch mehr an ihn kuschelte.

Doch plötzlich klackte die Haustür. Oh nein! Wer kam denn nun? Seine Eltern hatten doch gesagt, sie würden sicher nicht vor Mitternacht wieder da sein und Lis war meist über Nacht bei ihrem Freund. Miro sah aufgeschreckt zu dem Durchgang zum Flur und Kyle war angespannt. Wohin mit Miro? Es gab kein gutes Versteck und schnell genug würde er ihn nirgends anderes hinbringen können. Alle Fluchtwege gingen über den Flur und von da würde gleich irgendjemand hereinkommen. Was sollte er tun? Er war wirklich überfragt. Was würden seine Eltern sagen, wenn sie erführen, dass er einen Jungen bei sich im Zimmer versteckt hatte? Er könnte einfach sagen, dass es ein Freund aus der Schule war… das war eine gute Idee! Aber dann sollte er ihn vielleicht nicht gerade im Arm halten. Schnell nahm er seinen Arm weg und sah gebannt auf den Durchgang.

Nur einen Augenblick später standen Lis und deren Freund Arm in Arm da. Der Gesichtsausdruck seiner Schwester verriet schon viel.

»Was soll dieser Unsinn? Der arme Casimir. Warum wirfst du deine Klamotten auf ihn?« Völlig verwirrt und überrumpelt von diesem Thema starrte er seine Schwester an. Doch deren Blick lag nicht auf Kyle, sondern neben ihm. Sah sie Miro denn nicht? Und was hatte sie mit Casimir? Der war doch schon einige Tage wieder verschwunden, der alte Streuner. Verdutzt wandte er seinen Kopf nach links und sah… Casimir? Er saß in Mitten der Klamotten, die bis eben noch Miro angehabt hatte und schüttelte sich gerade den Rest des Shirts vom Kopf. Miro war spurlos verschwunden. Was war hier los?

»Und dann auch noch eine ganze Pizza alleine essen, du hast es dir heute wieder gut gehen lassen, was? Naja, was auch immer, wir sind oben und stör' uns nicht.« Seine Schwester verabschiedete sich mit einem kurzen Heben der Hand und schon war Kyle alleine… mit seinem Kater.

Noch immer sprachlos sah er auf Casimir und wusste nicht, was er denken sollte. Dieser sah ihn mit seinen stechend grünen Iriden an und miaute. Wie konnte das sein? Gerade war noch Miro neben ihm gesessen und nun war er weg und sein Kater hatte seinen Platz eingenommen? Er musste wirklich fassungslos aussehen, denn nach einer Weile merkte er, dass ihm der Mund offen stand. Unerwartet sprang Casimir vom Sofa und miaute auffordernd. Es dauerte einen Augenblick, bis Kyle reagierte und langsam aufstand. Was wollte sein Kater? Dieser sah ihn noch ein letztes Mal an, dann huschte er aus dem Wohnzimmer. Wie aus dem Reflex nahm der Blonde die Kleidung mit und beeilte sich, hinterherzukommen. Was auch immer Casimir vorhatte, es würde hoffentlich etwas Licht ins Dunkel bringen. Oder hatte der Kleine einfach nur Hunger? Aber wo kam er her? Und wo war Miro abgeblieben?

Im Flur suchte er nur kurz, da machte sich sein Kater durch ein kurzes Miauen bemerkbar. Er stand auf der Hälfte der Treppe und schlug ungeduldig mit dem Schwanz. Also anscheinend keinen Hunger, sonst würde Casimir Schnurstraks in die Küche laufen. Es ging in den ersten Stock und dort blieb er vor Kyles Zimmertür stehen, die dieser dann gleich öffnete um Casimir hineinzulassen und hinter sich selbst wieder zu schließen.

Der Kater sprang sogleich auf das Bett, setzte sich darauf und sah Kyle noch ein letztes Mal direkt in die Augen, bevor er sich… veränderte. Er wurde irgendwie größer, streckte sich in die Höhe und wirkte dadurch ungewöhnlich langgezogen. Sein Fell zog sich zurück, dafür färbte sich die leicht bläuliche Katzenhaut hautfarben, er wurde immer größer, bis er die Größe eines Menschen erreichte. Seine Pfoten formten sich zu Händen, die Krallen zu Fingern, der Schwanz bildete sich zurück, die Ohren verformten sich und änderten ihre Position. Und schlussendlich… saß Miro vor ihm.

Kyle keuchte erschrocken auf und stolperte ein paar Schritte zurück, bis die Zimmertür im Rücken ihn aufhielt. Das… das konnte nicht sein. Sein Casimir wurde zu Miro. Aber- wie? Das war nun wirklich zu viel für den armen Jungen. Nun wusste er auch, woran ihn Miros smaragdgrüne Augen immer erinnert hatten. An die leuchtenden Iriden seines Katers. Deshalb waren sie ihm so unglaublich bekannt vorgekommen, von Anfang an. Kraftlos blickte er zu dem jungen Mann, der gerade aus seiner Katze geworden war. Miro begann unsicher zu lächeln und zog sich die Bettdecke über seinen nackten Körper.
 

»D-du! Aber… Casimir. Er…« Kyle wusste nicht, was er sagen sollte. Er war schlichtweg sprachlos und saß mittlerweile perplex auf dem Boden. Er war die Tür hinuntergerutscht. Mit einer Hand zeigte er auf Miro, nein Casimir… eben auf den, der da auf seinem Bett saß! Sein Kopf rauchte schon und er kam sich vor wie auf Droge, weil in seinen Gedanken keinerlei Ordnung zu erkennen war. Immer wieder schossen ihn Fragen durch den Kopf, Bilder von Casimir und Miro, die Verwandlung, die er gerade miterlebt hatte. Er wusste nicht, was er denken sollte, geschweige denn, was gerade passiert war.

Miro saß noch immer mit einem verklemmten Lächeln vor ihm und sah unbeholfen von Kyle zur Seite und wieder zurück. Dann setzte er doch zum Sprechen an:

»Ja, ich bin Casimir. Ich bin ebenso Mensch, wie Katze. Das ist sicherlich schwer für dich zu verstehen, aber es ist so.« Na, das war doch wenigstens ein Anfang von einer Erklärung. Kyle senkte nach einem Augenblick seinen Arm und atmete tief aus. Miro war Casimir. Es war eine Weile still um sie, denn der Blonde brauchte diese Zeit, um das wenigstens ansatzweise zu verarbeiten. Dann stand er bedacht auf, denn ewig wollte er auch nicht auf dem Boden sitzen. Er strich sich durch die Haare und über den Nacken, um sich etwas Zeit zu verschaffen.

»Dann erzähl mir mal, was das alles soll. Und was bist du nun eigentlich, wenn du Mensch und Katze sein kannst?« Er versuchte ruhig an die Sache ranzugehen, denn mit Panik würde er nichts erreichen, auch wenn alles in ihm gerade danach schrie. Am liebsten hätte er Miro mit tausenden Fragen beworfen, zeitgleich noch wie ein Irrer durch sein Zimmer rennen wollen und vielleicht sich noch die Haare raufen. Aber das alles unterließ er und seufzte nur, bevor er sich neben dem anderen auf seinem Bett schwer fallen ließ und diesen interessiert und doch noch deutlich überfordert ansah.

Eine Sekunde sah Miro ihn scheinbar prüfend an, bevor er loslegte, wobei er langsam und ruhig sprach, wohl darauf bedacht, dass Kyle ihm auch folgen konnte.

»Also, erst einmal zu der Frage, was ich nun eigentlich bin. Wesen wie mich nennt man 'Anihuma'. Es steht dafür, dass wir zugleich Mensch, als auch Tier sein können. Mein animalisches Ich ist eine Katze. Ich liebe es, als solche zu leben. Deshalb bevorzuge ich mein animalisches Ich. Darum habe ich auch über zwei Jahre bei dir als Katze gelebt. Ich fühle mich so einfach wohler, obschon es des Öfteren sicher seine Vorteile hat, Mensch zu sein.«

Gut, soweit konnte Kyle ihm folgen. Er war also ein… wie war das Wort? 'Anihuma', genau. Er zog seine Beine auf das Bett und setzte sich in den Schneidersitz, bevor er wieder interessiert zu Miro sah.

»Aber wieso hast du dich mir dann vor ein paar Wochen als Mensch gezeigt und vor allem: Warum bist du nackt im Schnee gesessen?« Nun würde er vielleicht auch endlich Antworten auf die Fragen bekommen, die er sich schon von Anfang an gestellt hatte.

Verlegen lachte der Schwarzhaarige.

»Das war ein etwas dummer Zufall. Wir können nur eine gewisse Zeit lange in ein und demselben Körper bleiben. Bei mir sind es drei Monate. Dann muss ich mich verwandeln, sonst passiert es von selbst, möglicherweise zu einem Moment, wo es überhaupt nicht passt. Kurz bevor es so weit ist, spüren wir das. Das ist das Signal, dass es höchste Zeit wird, von selbst in einem passenden Moment unsere andere Gestalt anzunehmen. Und dummerweise lässt du mich im Winter kaum aus den Augen, weil du Angst hast, ich könnte draußen erfrieren. Deine Sorge ist rührend, aber das hatte zur Folge, dass ich mich nicht verwandeln konnte und spürte, dass es bald von selbst passieren würde, wenn ich es nicht tue…«

Leicht beschämt sah Kyle zur Seite. Also war er schuld daran, dass Miro im Schnee hatte frieren müssen?

»Als es dann schon fast zu spät war, bin ich endlich aus dem Haus gekommen und so schnell wie möglich in den Wald gelaufen, um mich dort zu verwandeln. Bis ich jedoch weit genug drinnen war, passierte es schon von selbst. Es tut immer etwas weh, wenn das geschieht. Ich denke, das liegt daran, dass die zweite Gestalt 'einrostet'. Jedenfalls kamst du mir dann auch schon hinterhergelaufen und ich bekam Panik. Du solltest mich nicht in dieser Form sehen, außerdem wusste ich nicht, ob du mich vielleicht gleich wiedererkennen würdest. Also habe ich mich versteckt, hinter einem Baum. Zugegeben, das war vielleicht nicht unbedingt das beste Versteck.« Schief lächelnd schielte der Anihuma zu ihm hinüber.

»Aber wieso hast du dich nicht gleich zurückverwandelt und bist einfach auf mich zugekommen?«, wollte Kyle dann etwas verwirrt wissen. Dann hätte er seine zweite Gestalt doch für einen Moment angenommen und trotzdem hätte er nichts davon bemerkt.

»Das geht leider nicht. Wir können uns nicht sofort zurückverwandeln.«

»Aber gerade bist du doch auch nur wenige Minuten eine Katze gewesen!«, protestierte der Kyle. Er hatte sich unten im Wohnzimmer in Casimir verwandelt und gerade wieder zurück in seine Menschenform. Wieso hatte es dann im Wald nicht funktioniert?

»Das können wir schon. Aber wenn unser Körper eine Verwandlung erzwingt, ist es uns nicht möglich, uns gleich wieder zurück zu transformieren. Meist dauert es dann bis zu zwei Tage, bis wir dazu wieder in der Lage sind.«

»Und was wolltest du in dieser Zeit machen? Im Schneetreiben und der Kälte warten bis du erfrierst?«, wollte Kyle mit einem skeptischen Gesichtsausdruck wissen. Wenn Miro bis zu zwei Tage warten musste, was hätte er solange getan? Ein Mensch erfror viel zu schnell im Winter, vor allem, wenn er nichts, absolut gar nichts anhatte.

»Das habe ich mir nicht überlegt. Ich hätte mir eben etwas einfallen lassen. Aber dann hast du mich entdeckt und ich wusste, würde ich weglaufen, wäre ich nur noch auffälliger.«

Nun verstand Kyle schon einiges mehr. Noch immer war das alles viel zu viel für ihn und er würde wohl noch etwas brauchen, um das zu verarbeiten, aber er war froh, nun zu wissen, wie die Dinge standen.

Für jetzt war es jedenfalls genug und er war müde. Vielleicht würde er Miro morgen wieder einige Fragen stellen, aber für heute reichte es. Gähnend teilte er das auch seinem Freund mit und gab diesem etwas Frisches zum Anziehen, da dieser noch immer nackt neben ihm saß. Da auch Miro dem Schlaf nicht abgeneigt schien, legten sie sich dann auch schlafen, wobei Kyle noch einige Zeit wach war und über alles nachdachte, was er heute erfahren hatte. Der andere lag fest in die Decke gekuschelt an seiner Seite.
 

Es war Samstag. Also musste Kyle nicht aufstehen und konnte ausschlafen. Und das nutzte er auch voll und ganz aus. Seine Eltern wussten, dass er - wenn möglich - ein Langschläfer war und ließen ihn deswegen auch schlafen. Irgendwann am späten Vormittag wachte er auf und wälzte sich glücklich und ausgeruht im Bett umher. Er streckte sich etwas, war jedoch noch nicht so weit, wirklich aufzustehen. Stattdessen grübelte er etwas über Miro nach. Dieser hatte ihm am Vortag einigen Stoff zum Nachdenken gegeben. Casimir war sozusagen die ganze Zeit ein menschliches Wesen gewesen. Irgendwie. So im Nachhinein war es Kyle plötzlich peinlich, dass er sich so ungeniert vor Casimir umgezogen, einmal sogar geduscht hatte. Aber wer schämte sich schon vor einem Haustier, sich auszuziehen? Damals war Casimir ihm sehr anhänglich gefolgt und ihn hatte es nicht sonderlich gestört, als er mit ins Badezimmer gekommen war. Hätte er gewusst, dass sich dahinter ein Mensch verbarg, wäre alles anders gelaufen.

Neben ihm regte sich etwas. Miro schien langsam ebenfalls aufzuwachen. Kyle lächelte dem anderen entgegen. Diesem hingen einige schwarze Strähnen ins Gesicht, als er noch ziemlich verschlafen zu seinem Freund blickte. Kyle strich sie ihm sanft weg und lehnte sich aus Gewohnheit hinüber zu Miro, um dessen Gute-Morgen-Kuss entgegen zu kommen. Und dieser kam, wenn auch etwas verlangender als sonst. Die Hand des anderen griff nach seinem Nacken und drückte ihn näher, noch näher als er sowieso schon war und auch die Lippen schienen begieriger. Woran das wohl lag? Kyle erwiderte den Kuss noch immer etwas zurückhaltender, wenn auch deutlich besser als noch zu Anfang.

»Morgen«, grüßte er später, als er schlussendlich aus dem Kuss entlassen wurde.

»Morgen«, kam ein Murmeln von Miro, der sich nur an ihn kuschelte und ihn aus halboffenen smaragdgrünen Augen musterte. Gerade erinnerte er Kyle schon ziemlich an eine Katze. Wenn man so nachdachte, hatte er so manche Eigenarten, die eher katzenhaft waren. Er liebte es, auf dem Fensterbrett zu sitzen und nach draußen zu sehen, während die Sonne ihn wärmte. Er schlief sehr lange und viel. Er war faul und anhänglich. Aber wenn man den Großteil seines Lebens als Kater verbrachte, war das wohl nicht zu vermeiden.

»Liebst du mich deshalb, weil du mich schon über zwei Jahre kennst?«, platzte es aus dem Kyle heraus. Nun verstand er die Gefühle des anderen doch etwas besser. Sie kannten sich so gesehen schon über zwei Jahre, seit er Casimir bekommen hatte. In einer solchen Zeitspannte konnte man sich durchaus verlieben.

»Mit unter. Als Katze fühle ich anders. Ich empfinde dir gegenüber keine sexuelle Lust, lediglich Liebe als etwas Warmes und den Wunsch, dir nahe zu sein. Das waren meine Gefühle für dich die ganzen Jahre über. Aber als ich dann mit dir als Mensch zusammen war, änderten sich diese Empfindungen. Mein Körper verzerrt sich nach dir, ich will dir nicht nur nahe sein, sondern dich besitzen, dich als Mein bezeichnen können und dich auf andere Arten lieben. Anfangs hat mich das verwirrt. Da ich meistens als Katze lebe, sind mir menschliche Gefühle nicht so bekannt und ich habe mich noch nie wirklich in jemanden verliebt. Zwar habe ich eine gewisse… Erfahrung in Sachen Sex, jedoch waren nie tatsächliche tiefliegende Gefühle im Spiel. Anders als nun. Ich liebe dich von ganzem Herzen und bin auch mit unter deshalb momentan gerne in meinem menschlichen Ich. Zwar werden nicht alle meine Dränge befriedigt, aber ich… bin glücklich. Als Kater empfinde ich diese Gefühle anders, weniger intensiv.«

Kyle wurde rot. Miro wollte ihn besitzen? Es hörte sich einerseits so egoistisch an, doch auf der anderen Seite schlug das Herz des Jungen schneller bei den Worten, die er gerade hörte. Er wusste nicht, wie er das deuten sollte. Liebte er Miro vielleicht doch? Aber dann würde er es sicher spüren.

»Als ich dich in der einen Nacht abgewiesen habe, da bist du als Casimir wiedergekommen. Wieso bist du wirklich gegangen?« Noch so eine Sache, die ihn belastete. Es gab einfach so vieles, was er noch nicht richtig verstand und nun, da der andere ihm endlich Rede und Antwort stand, musste er das ausnutzen. Denn vielleicht würde Miro von einem Moment auf den anderen wieder stumm bleiben und er bliebe auf seinen Antworten sitzen. Er wollte endlich die Wahrheit hören.

Miros Ausdruck wurde etwas gequält, als er seinen Blick ziellos durchs Zimmer schweifen ließ, bevor er ihm aber tatsächlich antwortete. »Ich… Als du mir deutlich gemacht hast, dass du mit mir auf diese Art und Weise nicht zusammen sein willst, war ich traurig. Das verstehst du sicher. Ich war enttäuscht und verletzt und wollte diese Gefühle nicht mehr so klar spüren. Aber gleichzeitig wollte ich dir nicht fern sein. Meine Liebe zu dir war noch immer so stark vorhanden, wie zuvor und von dir getrennt zu sein, hätte mir körperliche Schmerzen zugefügt. Also habe ich wieder meinen Platz als deine Katze eingenommen. So wurde meine Liebe wieder etwas abgestumpft. Ich war zufrieden damit, dir nahe sein zu können. Außerdem wurde auch die Trauer darüber, dass du mich abgewiesen hast, schwächer. Ich ertrug es besser und konnte mich eben auch wieder zusammenreißen. Der Drang, dich auf andere Arten zu lieben, war nicht mehr da. Als Kater habe ich ihn nicht. Ich kam wieder runter und als du Casimir - also unbewusst mir - offenbartest, dass du mich schrecklich vermisst, konnte ich nicht anders und kam in der gleichen Nacht wieder zu dir.«

Miro hatte sich aufgesetzt und sah auf seine Hände, die er im Schoß knetete. Er erklärte alles so, dass Kyle es verstand. Es war einfach einleuchtend. Nun verstand er seinen Freund besser, konnte dessen Handlungen nachvollziehen. Kyle setzte sich ebenfalls auf und lehnte sich an Miro. Er griff sanft nach dessen Händen, sodass er stoppte, sie zu kneten. Noch immer schien er so unsicher, wenn er ihm etwas erzählte. Der Blonde sah zu ihm auf und lächelte.

»Danke, dass du mir das alles gesagt hast.« Dann lehnte er sich vor und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Miro lachte kurz darauf leise auf und richtete seine smaragdgrünen Augen auf ihn.

»Das war das erste Mal, dass du mich von dir aus geküsst hast.« Kyle wurde rot und sah verlegen weg. Er hatte ihm damit nur zeigen wollen, dass er da nicht so unsicher sein musste und er ihm dankbar für jede Antwort war.

Eine Hand griff nach seinem Kinn und zwang ihn behutsam, zu Miro zu sehen.

»Das muss dir doch nicht peinlich sein. Es macht mich glücklich.« Und schon lagen die Lippen wieder auf Kyles Mund und küssten ihn herzlich und zärtlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kris18
2014-01-29T22:13:35+00:00 29.01.2014 23:13
haaaaaaaach
die beiden wieder
schön das es weiter geht


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