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Tote Katze.

Das Leben des Joshua Gray
von

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Neustart

Sieben Wochen später.
 

Ich könnte kotzen!
 

Das schrille Kreischen meines beschissenen Weckers reißt mich aus meinem Schlaf, meiner Zuflucht. Augenblicklich werde ich von einem stechendem Schmerz in meiner Wirbelsäule übermannt und stöhne gequält auf; Mit zittrigen Fingern betaste ich meinen Rücken, fahre über meine deutlich hervorstehenden Knochen und Rippen und breche in Tränen aus.
 

Ein verregneter Montagmorgen, der 21. Juli.
 

Irgendwann stehe ich doch auf, schaffe es irgendwie ins Badezimmer, nackt. Kritisch betrachte ich mich im Spiegel und wende mich angeekelt ab, um mir eine eiskalte Dusche zu gönnen. Kaltes Wasser kurbelt die Fettverbrennung an, macht wach und betäubt zumindest für ein paar Sekunden den Phantomschmerz in meinem Herzen.

Ich will nicht zur Schule gehen!
 

Alles ist wie immer, ich war und bin das Letzte. Während der Therapie wollte man mir weismachen, ich und mein Leben seien wertvoll, es gäbe noch Hoffnung für Aussätzige- Alles Lügen!

Nichts ändert sich, die verkümmerte Erde kreist noch immer um die radioaktive Sonne und mir wird schlecht, so unglaublich schlecht.
 

Nachdem ich mir meine schwarzen, schulterlangen Haare kurz durchgekämmt und gestylt habe, wanke ich in mein Schlafzimmer und krame wahllos Klamotten aus meinem Schrank hervor. In voller Montur schleppe ich mich noch einmal ins Wohnzimmer, um nach meinen Erzeugern zu suchen, die wie immer unauffindbar bleiben, unberührbar. Ich weiß, dass sie saufen gegangen sind, an einem Montag, sieben Uhr morgens.
 

Ich fühle mich einsam. Warum sind meine Eltern nicht hier?
 

So wie jeden Morgen erspare ich mir ein Frühstück, trinke nur ein Glas eiskaltes Wasser, um das in mir aufkeimende Hungergefühl zu bekämpfen. Ha, ha, Magen, ausgetrickst! Dümmlich grinsend schwanke ich in mein Zimmer, um mir meine Tasche zu schnappen und gehe. Ich spaziere durch den warmen Regen und obwohl ich bereits viel zu spät dran bin, denke ich gar nicht daran, mich zu beeilen; Ich fühle mich, als würde ich in den Wolken schweben, weit, weit weg von hier.
 

Ich hasse mein Leben.
 

Ich verabscheue es, zurück in diese Einrichtung zu gehen, in der ich nicht nur von meinen gehirnamputierten Mitschülern regelmäßig gedemütigt, sondern auch noch mit sinn- und nutzlosem Shit zugetextet werde- Man möge mir meine Wortwahl verzeihen, aber irgendwann hat man keine netten Worte mehr. Nicht für diese Welt. Nicht für diesen Tag.
 

Als ich schließlich doch noch vor dem grauen, unansehnlichem Betonklotz namens Schule ankomme, zünde ich mir in aller Ruhe meine Gutenmorgenkippe an. Es ist jetzt dreiviertel acht und die erste Stunde in zehn Minuten vorbei, was bedeutet, dass ich für meine Verhältnisse echt früh dran bin; Seufzend trete ich meinen ohnehin vom Regen klatschnassen Sargnagel aus und latsche quer über den Schulhof, wohlwissend, dass ich von hunderten Augen beobachtet werde. Vermutlich hat es sich wie ein Lauffeuer an der Schule verbreitet, dass "der Emo" (wie ich diese Bezeichnung doch hasse) fast sieben Wochen in der Anstalt war und ich bin nicht sonderlich scharf darauf zu erfahren, was meine Mitschüler darüber denken. Jetzt ist mir so richtig nach kotzen zumute, aber wie immer lasse ich mir nichts anmerken und setze mein momentan eher schwaches Pokerface auf. Seit diese inkompetente Therapeutin mein Hirn umgegraben hat, klappt das mit der abweisenden Miene nicht mehr so gut wie früher und meine Fassade bröckelt immer weiter und weiter...
 

Ein schrilles Klingen katapultiert mich heute schon zum zweiten Mal in die grausame Realität, Türen öffnen sich und lachende Gesichter kommen mir entgegen.
 

Mit Tränen in den Augen stürze ich zur Jungstoilette, sperre mich in eine Kabine ein und kotze wirklich-

Habe ich bereits erwähnt, dass ich mein Leben hasse?



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