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Can´t cange it

von

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Der Knutschfleck

Ich lag ausgestreckt auf dem Bett in meinem Zimmer. Sogar die Schuluniform trug ich noch. In meinen Gedanken lies ich die letzte halbe Stunde nochmal Revue passieren. Auf der Fahrt hatte Konrad immer wieder ein wenig smalltalk mit mir zu halten versucht. Dabei war er weder aufdringlich gewesen, sondern im Gegenteil sehr freundlich und natürlich. Leider war mir aber überhaupt nicht danach, und Konrad schwieg schließlich, bis er vor unserem Haus anhielt. „So, da wären wir“, er nickte mir lächelnd zu. Er hatte dieses Lächeln, wo man automatisch selbst lächeln musste, auch wenn man nicht wollte. „Vielen Dank." Ich stieg aus, verbeugte mich nochmal und ging zur Hintertür, während ich hörte, wie er wieder davon fuhr.
 

Eigentlich wollte ich mich unbemerkt in mein Zimmer schleichen, aber auch an der Hinterfront war alles dunkel. Noch keiner da, was für ein Glück. Die Hintertür war nie abgeschlossen, meine Mutter hatte keine Angst vor Einbrechern und auch mein Vater meinte, dass falls ein Dieb kommen sollte, das eigentlich überhaupt nicht so schlecht wäre. Er würde sicherlich Mitleid haben und, bevor er wieder ging, ein wenig Geld für uns auf dem Tisch zurücklassen. Natürlich war das maßlos übertrieben, aber im Vergleich zu Wolfram´s Wohnung...
 

Ich ging hinein, und ohne das Licht anzumachen gleich hoch in mein Zimmer. Hier lag ich jetzt also, und verstand nicht, was da vorhin überhaupt passiert war. Ich mochte Mädchen, ich wusste ganz genau, das ich absolut straight war, also wieso – komm mach dir nichts vor – wieso hatte mir das gefallen? Noch dazu hatte ich Wolfram heute das erste Mal gesehen und – „Oh Gott“, schrie ich auf und saß plötzlich kerzengerade auf meinem Bett, als mir einfiel, das ich ihn morgen in der Schule wiedersehen würde.
 

„Klick." Die Vordertür wurde gerade aufgeschlossen. Das musste mein Vater sein. „Aber Schatz, du weißt doch, dass ich mit meinen Kunden auch zum essen gehen muss. Das fördert die soziale Beziehung." „Mit deinen Kunden? Seit wann ist deine Sekretärin dein Kunde?“ wütete meine Mutter. Also waren sie beide da. „Nun, während ihr euch streitet, werde ich mal nach Yu-chan sehen." Das war Shori. Musste das sein? „Tu das, Sho-chan, und sag ihm, es gibt noch was zu essen“, die Stimme meiner Mutter klang wieder freundlich.
 

Ich hörte, wie mein älterer Bruder die Treppe hochkam und überlegte panisch, was ich tun sollte. Am besten mich schlafend stellen – nein, das ging nicht, ich hatte ja diese dämliche Schuluniform noch an – aber Moment mal, das war´s. Schnell stieg ich aus dem Bett, um mich umzuziehen. In diesem Moment ging auch schon die Tür zu meinem Zimmer auf, und Shori kam ohne anzuklopfen herein. „Geh sofort raus“, rief ich, „du siehst doch, das ich mich gerade umziehe." Shori schien überrascht. „Bin eben erst nach Hause gekommen, ich war noch bei einem Freund nach der Schule zum lernen und jetzt geh raus." Shori seufzte wie so oft in letzter Zeit „Warum nur habe ich keine süße Schwester, die ich verwöhnen und beschützen könnte. - Ich bringe dir ein Sandwich hoch.“
 

Eigentlich war er zu meiner Erleichterung schon so gut wie aus der Tür, als er herumwirbelte, und mich mit vor Entsetzen geweiteten Augen ansah. „W..W...Was ist denn?“ stotterte ich nervös. Stand vielleicht „gay“ auf meiner Stirn? „D..D..Da“, stotterte Shori ebenso und wies mit zittertem Finger auf mich. Was war los? Wegen meines schlechten Gewissens machte mich Shori´s seltsames Verhalten extrem nervös. Nicht, das er sich nicht immer merkwürdig verhielt, aber...“Was hast du denn?“ Meine Stimme war eine Spur zu schrill. „D...D...Da." Schon wieder. Er kam so schnell auf mich zu, das ich unweigerlich zurückwich, und bückte sich immer noch mit entsetztem Gesicht zu mir runter. „Y..Y..Yu-chan, was hast du da an deinem Hals?“ Wie? „Erklär mir das!“
 

Sein Blick war jetzt gefesselt von irgendwas an meinem Hals. Leichte Panik überkam mich. Was stimmte denn nicht mit meinem Hals? „Wovon redest du überhaupt? Shori, du machst mir Angst." Er packte mich am Arm und schleifte mich ins Bad. Vor dem Spiegel stehend konnte ich jetzt selbst die Bescherung sehen. Es war doch keine so gute Idee gewesen mich umzuziehen, denn auf meinem Hals prangte, für alle sichtbar, ein riesiger, ja fast schon multidimensionaler, immerhin handtellergroßer blauer Fleck. Erschrocken sprang ich zurück, und wäre fast gefallen, hätte Shori mich nicht aufgefangen. „So was habe ich noch nie gesehen“, flüsterte ich fassungslos. „Ich auch nicht“, klang Shori jetzt eher verärgert. „Erklär mir das. Sofort!“
 

Erklär ihm das, wenn ich nur mal wüsste, wie. „Wolfram hat echt ganze Arbeit geleistet“, dachte ich verbittert und musste dabei sogar schief grinsen. „YU-CHAN“, brüllte Shori plötzlich wieder los. „Hast du etwa getrunken?“ Auch das noch. Bei dem Knutschfleck hätte ich vielleicht noch seine brüderliche Unterstützung und Verschwiegenheit gehabt, auch wenn ich ihm nie gesagt hätte, das der von einem Jungen stammte, aber das er den Alkohol gerochen hatte machte die Sache komplizierter. Wenn mir nicht eine gute Begründung einfiel, war ich geliefert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Haruma-kun
2012-07-16T08:14:31+00:00 16.07.2012 10:14
uhuhu!
Shori, shori,shori...Dein bruderkomplex...xD



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