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Die Odaliske

Das Phantom der Oper
von

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Kapitel 2
 


 

Über Teheran hatte sich die Nacht gesenkt, doch statt es zu bewundern, stand ich nun meinem Herrn gegenüber. Ich wusste nicht so recht was ich tun sollte. Meine Ausbildung als Konkubine hatte ich erfolgreich beendet, aber wenn er mir keine Anweisungen gab, wusste ich nicht ob ich jetzt anfangen sollte oder nicht. Ich sollte ihm ja die Maske abnehmen. Aber galt es jetzt immer noch? Er stand nur da und sah mich verwundert an, und doch mit Verlangen in seinen Augen.
 

Ich blickte immer weiter in seinen Augen und verlor mich langsam in ihnen. Sie waren schön und spiegelten viele Gefühle wieder, die ich nicht so recht einordnen konnte. Ehe peinliches Schweigen sich im Raum breit machen konnte, holte ich noch einmal tief Luft und ging langsam - unbewusst darauf bedacht, dass ich ihn nicht erschreckte - auf ihn zu. Dicht vor seinen Körper, der eine geheimnisvolle Macht auszustrahlen schien, hob ich zögernd meine Hand um ihm die Maske abzunehmen. Für einen Moment kam es mir so vor als wäre er gerade aus seiner Gedankenwelt zurückgekehrt und wolle erst der Berührung ausweichen. Als wüsste er im ersten Augenblick nicht von wem sie käme, oder als denke er man wolle ihn schlagen. Kurz bevor meine kleine zierliche Hand seine Maske berühren konnte, hielt er mich am Handgelenk fest. „Nein, ist schon gut. Du brauchst sie nicht abzunehmen.“ Ich nickte ihm furchtsam zu. Nun bemerkte ich das er mich mit seiner knochigen Hand berührte, wollte erst zurückweichen, doch merkte ich, das es sich nicht so schlimm anfühlte wie ich zunächst gedacht hatte. Sie war rau, was wohl die Arbeit als Architekt bestätigen mag, aber auch sanft und warm. Wir sahen uns noch eine Weile in die Augen, dann ließ er meine Hand langsam sinken und ließ von ihr ab. Ich wusste nicht direkt warum, aber ich ging einen Schritt zurück, damit er mich besser in Augenschein nehmen konnte und nahm den Schleier nun ganz von meinen Schultern. Ich war wie von Sinnen. Es fühlte sich an als wäre eine fremde Macht über mich. Kam es von ihm? Ich zauderte nicht lange und zog mir auch langsam und andächtig das grüne durchsichtige Hemd aus. Meine unzähligen Armbänder klingelten bei den Bewegungen meiner sonnengeküssten Haut. Bei dem Anblick meines, nun völlig nackten Oberkörpers, stieß er ein Keuchen der Überraschung aus. Ich konnte nicht sehen wie er mich noch gieriger ansah, mein Blick war die ganze Zeit über abgewannt, aber spürte ich es deutlich. Ich wurde langsam wahnsinnig. Wusste einfach nicht was ich machen sollte. Sollte ich mich ganz ausziehen? Sollte ich drauf warten bis er anfängt oder was sagt? Ich wünschte er würde endlich was tun. Scham überzog mich und ich begann auch gleich meinen wohlgeformten Busen zu verdecken und weiterhin stur auf den Boden blickend. „Nicht!“, sagte er wie ein Künstler dem man seine Inspiration verdecken wollte. Seine großen Hände umfassten meine Handgelenkte und führten sie langsam von meinem Busen fort, bis sie ganz nach unten gesunken waren. Noch immer sah ich weg, bis ich seine Finger unter meinem Kinn spürte und sie mich zwangen ihn wieder in die Augen zu sehen. „Du bist wunderschön!“, sagte er mit einer rauen Stimme und blickte mir tief in die Augen.
 

Der gierige Blick dieser reglosen Augen hinter der Maske machte mich sehr nervös. Es lag etwas Reptilienartiges in der Reglosigkeit dieser schwarz gekleideten Gestalt, etwas, das mich an eine Kobra denken ließ, die gleich zubeißen wird. Ein Schauer durchfuhr meinen Körper, nur wusste ich nicht ob durch Angst oder wegen etwas anderen. Vorsichtig nahm er mich bei der Hand und führte mich in seinen Schlafraum, dass nur durch einen roten Gazevorhang von diesem Raumbereich getrennt war. Er achtete nicht auf den Weg sondern sah mir die ganze Zeit nur in meine Augen. Und ich erwiderte den Blick. Nicht wissend warum, doch ging es nicht anders. Ich konnte nicht von ihm ablassen, obgleich ich am liebsten fort gelaufen wäre.
 

Als wir vor dem großen Bett zum stehen kamen, stand er etwas hilflos da und blickte mir noch immer in die Augen. Mir schien er war noch nie mit einer Frau so nahe. Er schien nicht direkt zu wissen was er machen sollte. Aber konnte das sein? Gewiss hatte er sich schon viele Frauen genommen. Doch warum hatte er mich nicht dann schon längst in sein Bett gezwungen? Pure Verwirrung machte sich in mir breit. Aber konnte nun auch nicht hier stehen und mir das Hirn zermatern. Ich musste irgendetwas tun.
 

So beschloss ich vorerst anzufangen. Meine Hände öffneten ihm sorgsam den Umhang und streiften ihn von seinen mageren Schultern. Sein heißer Atem streifte mein Gesicht und ich spürte wie er sich langsam aber sicher beschleunigte. Mit wild klopfenden Herzen fuhr ich fort, nahm den Saum seines Hemdes und zog ihn langsam nach oben. An seiner wenig muskulösen Brust musste ich innehalten, da er seine Arme nicht hob, damit ich es ihm endgültig ausziehen konnte. Erst wusste ich nicht so recht was ich tun sollte. Sollte ich den Saum wieder sinken lassen, warten bis er sie doch noch hob oder ihm darum bitten? Doch mir kam es absurd vor ihm darum zu bitten. Und eigentlich war es uns verboten, Forderungen an Männer zu stellen. Noch immer sah er mir in die Augen, wobei ich einen Schock bekam bei dem was ich in ihnen las. Es war nicht das Verlangen oder die Begierde mit denen er mich zweifellos ansah, nein. Es lag auch Dankbarkeit in seinen Augen. Das verwirrte mich noch mehr. Weshalb die Dankbarkeit? Wenn nicht ich, hätte er auch eine andere Konkubine geschenkt bekommen. War ihm das nicht bewusst? Ehe ich mich entscheiden konnte, was ich nun auf Grund seiner Verstocktheit tun würde, kam er mir zuvor und hob seine Arme. Ich zog ihm das Hemd über den Kopf, ließ es fallen und erlaubte mir nun ihn einen Augenblick in Augenschein zu nehmen. Sein Oberkörper war dünn, fast mager, aber auch ein wenig muskulös, was wohl verständlich war, da er ja als Architekt für den geduldsarmen Schah arbeiten musste. Unbeholfen stand er nun vor mir. „Darf ich dich berühren?“ Erstaunt und ungläubig starrte ich ihn an.
 

Hatte er mich das gerade wirklich gefragt? Oder gaukelten das dämmrige Licht der Kerzen und der Duft der Öle meinen Sinnen etwas vor? „… natürlich.“ Schüchtern und vorsichtig hob er seine Hand zu meiner geröteten Wange. Dort ließ er sie für eine Weile verweilen, bis er seinen Weg über meinen Hals, zwischen meinen, sich versteifenden Brüsten, hinunter zum Bauchnabel hinab gleiten ließ. Plötzlich entfuhr meiner Kehle ein Seufzen, ich schloss die Augen und mein Körper streckte sich der Berührung genüsslich entgegen, während seine Augen voller Entzückung aufblitzten. Moment mal! Genüsslich? Genoss ich es etwa mich dem gefürchteten Magier hinzugeben? Stammte das Seufzen wirklich aus meiner Kehle? Ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Wir Konkubinen durften nicht Seufzen oder gar Stöhnen. Es sei denn man befahl es uns. Er hatte es nicht befohlen. Aber beschwert hatte er sich auch nicht. Warum war dieser Mann nur so ein Rätsel? Alles was ich bisher im Harem gelernt hatte, schien hier bei diesem Mann völlig unnütz. Wieder sah ich ihm in die Augen, die Gier die in ihnen geschrieben stand, stachelte meinen Körper auf eine Art, wie ich sie noch nie gefühlt hatte, an. Sie brachte mich soweit unverblümt weiter zu gehen.
 

Hatte ich endgültig den Verstand verloren? Doch ich konnte mich nicht gegen die Reaktion meines verräterischen Körpers wehren. Oder wollte ich es einfach nicht? Meine Hand kam auf seiner Brust zum Liegen, verharrte dort einen kurzen Moment und wanderte langsam zum Hosenbund. Das quittierte er mit einem melodiösen Stöhnen. Mich führte es dazu, gar noch weiter zu gehen. Ich verteilte kleine schüchterne Küsse auf Brust und Bauch. Wodurch sich sein Brustkorb noch schneller hob und senkte. Bestärkt durch seine Reaktion machte ich weiter. Nun aber an seinem Hals anfangend, den Schlüsselbein entlang und wieder hinunter. Sein Atem wurde mit einem Mal so rasch und stockend, das er sich auch noch mit festem Griff plötzlich meine Schultern packte, und ich ängstlich zurückschreckte.
 

Ich hatte mich erschrocken, da ich die Berührung nicht kommen sah. Ich hatte schreckliche Angst bekommen, er würde jetzt grob über mich her fallen, wie ein Tier. Mit feuchten Augen sah ich ihn verwirrt und angsterfüllt an. Wird er jetzt böse werden? Wird er mich nun mit Gewalt nehmen? Oder mich gar doch noch zum Schah bringen lassen? Vielleicht sogar beides? Trost suchend umarmte ich mich selbst, doch es half nichts. Die kalte Angst verbreitete sich dennoch unweigerlich in meinem Körper. „Was hast du? Hab ich was falsch gemacht? Ich hätte zärtlicher sein sollen nicht war?“ Verwirrt sah ich ihn in die Augen. Wer war dieser Mann? Warum warf er, mir alles hart erlernte, über den Haufen? Wie sollte ich reagieren? „Beruhige dich doch.“ Beruhigen? Wie könnte ich mich beruhigen? Begriff er nicht was er mir antat? Oder hatte er eher Freuden daran, Frauen nicht körperlich, sondern geistig zu vergewaltigen? „Setz dich doch aufs Bett und beruhige dich erstmal.“ Damit du mich nicht mehr darauf zu zerren brauchst? Warum tust du das? Warum bist du so nett? Wer bist du? Ist alles Erlernte falsch? Verstört setzte ich mich neben ihn aufs Bett. Bedacht darauf, genügend Platz zwischen uns zu lassen. „Wie heißt du eigentlich? Entschuldige das ich erst jetzt frage.“ Entgeistert sah ich ihn an.
 

War er noch bei sinnen? „Ayesha, mein Herr!“ „Du brauchst mich nicht Herr nennen? Nenn mich Erik.“ Wollte er mich an der Nase herumführen? Unverständnis sah ihm aus meinen Augen entgegen. „Warum so verwirrt?“ „Sie sind nicht wie die anderen, sie sind anders.“ Erschrocken schmiss ich mich zu seinen Füßen. „Oh Herr, verzeiht mir. Ich bin dumm und unwichtig, es tut mir leid.“ Für diese Beleidigung würde er mich ganz sicher zum Tode verurteilen. Ich zuckte zusammen als ich zwei große raue Hände an meinen Oberarmen spürte. Würde er mich prügeln? „Steh auf! Du brauchst dich nicht wegen ein Kompliment zu entschuldigen.“ Fassungslos sah ich ihn an. Er war nicht von dieser Welt! Wer war er? Wurde er vom Teufel geschickt um mich zu holen? War er ein Dämon? Ich wusste nicht wo mir der Kopf stand. Wie mir geheißen setzte ich mich wieder aufs Bett. Längst hatte er mich wieder losgelassen. „Woher kommst du? Bist du schon lang im Harem?“ Die Frage hätte mich eigentlich wieder verwirren müssen. Doch ließ ich es nicht zu. Er war womöglich nicht ganz bei Verstand.
 

Ich musste mich wohl daran gewöhnen. Zumindest bis Morgengrauen und er mir mein versprochenen Lohn gibt. Wird er es mir auch wirklich geben? Ich konnte nur hoffen. „Ich komme aus Teheran, nicht weit von hier. Im Harem bin ich erst seit ein paar Monaten, Herr.“ „Ich sagte doch du brauchst mich nicht Herr nennen. Hier in meinem Reich bin ich für dich nur Erik. Nur Erik.“ Ich wusste nicht warum, doch schmeichelte es mir, ihn beim Namen nennen zu dürfen. „Leben deine Eltern noch?“ „Ja. Noch! Ich weiß nicht wie lange noch“, antwortete ich ihm traurig. „Warum? Sind sie krank?“ „Nein … Erik“, es war ein komisches Gefühl, seinen Namen zu nennen, „sie sind nicht krank, aber sie haben nur sehr wenig Geld.“ „Erzähl mir mehr darüber.“ „Mein Vater arbeitet als Teeverkäufer, aber das Geschäft läuft seit Jahren nicht mehr gut. Wir sind fünf Kinder, dessen hungrigen Mägen auch gesättigt werden mussten. So steckten sie ihre Hoffnungen in ihr zweitältestes. Der ältere war bereits verheiratet…. .“ „Du bist die Zweitälteste.“ „Ja. Sie schickten mich in den Palast, in der Hoffnung, man würde mich in den Harem aufnehmen. Wir hatten Glück, der Schah und die Khanum nahmen sich meiner an. Und so war ein Maul weniger zu stopfen. Sie hofften auch darauf, dass, wenn ich Geld verdiene, einen Teil ihnen geben könnte. Doch war ich bis jetzt nicht ausgewählt worden, bis… heute Nacht.
 

Bis sie da waren.“ „Du.“ „Was?“ „Sag du zu mir.“ Ohne weiter darüber nachzudenken war ich einverstanden. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er denn mir das Geld wirklich geben würde. Aber ich wagte es nicht auszusprechen. Ich hätte es aber sehr gern gewusst, dann hätte ich viele Sorgen weniger. Und ich könnte die Nacht sicher leichter überstehen. Ob er noch länger reden wollte? Sollte ich weiter machen wo wir aufgehört hatten? Sollte ich ihn fragen? Ich hatte die Sicherheit dass er nicht wie die anderen war, also würde er bestimmt auch nichts sagen. „Herr… Erik, wol…willst du vielleicht dort weiter machen, wo wir … aufgehört hatten?“, fragte ich mit einem roten Gesicht. Meine Wangen glühten vor Scham. Es musste absurd für ihn aussehen. Erst weinte ich bei der Frage ob ich ihm beiliegen würde, und nun? Fragte ich ihn. Die Konkubine fragte den Herren. Es war verrückt. Plötzlich versteifte sich der Körper neben mir. „Sicher, wenn du bereit bist.“ Ich atmete noch einmal tief durch und nickte leicht. „Was soll ich tun?“, fragte ich leise. „Zieh dich ganz aus und leg dich aufs Bett.“ Mein Körper erschauerte. Jedoch war es nicht aus Angst oder Ekel. Mein Körper schien es doch tatsächlich zu wollen. Oder war ich es und wollte es mir nicht eingestehen? Ich stand auf, zog meine perlenbesetzte Hose langsam aus und stieg aufs große Bett. Schüchtern legte ich mich hin und legte meine Hand auf meine Behaarung zwischen meinen Beinen. Es war mir unangenehm und peinlich so offen vor ihm zu liegen. Fasziniert sah er mich an. Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er sich selber davon abhalten sich über mich zu legen. „Darf ich mich dir nähren?“
 

Inzwischen weniger überrascht über so eine Frage, gab ich ihm nickend mein Einverständnis. Auf seine Bewegungen bedacht, kam er mir ein wenig näher und wieder fragte er mich: „Darf ich mich dir nähren?“ „Ja.“ Und wieder rückte er näher zu mir. Das merkwürdige Verfahren wurde noch einmal wiederholt. Nun saß er direkt neben mir. Noch einmal ließ er seinen Blick über mich schweifen und sein Becken bewegte sich schon leicht immer wieder nach vorne. Als würde er am liebsten seine Männlichkeit in etwas hineinstoßen. Ich versuchte ihm nicht zwischen die Beine zu sehen, doch schaffte ich es nicht mein Blick davon zu lassen. Die Hose war weit, versagte aber dabei es zu verstecken. Plötzlich zuckte ich zusammen. Ich habe seine Hand nicht wahrgenommen, die sich meiner Schulter genährt hatte, und diese jetzt tätschelte. Nun wanderte sie bedächtig nach unten zu meinen Brüsten. Doch bevor er sie ergriff, holte er sich ein stummes Einverständnis. Mit zitternder Hand berührte er sie sanft. Zu meiner Verwunderung reagierte sie und der Nippel erhob sich zwischen seinen neugierigen Fingern. Er legte sich seitlich neben mir, um es gemütlicher zu haben und seine Hand wanderte weiter nach unten. Bei meinem Zentrum fast angekommen, spürte ich seinen Libido leicht gegen meiner Hüfte stoßen und mein Körper zuckte heftig zusammen. Ich hatte Angst davor. Würde er sich noch lange beherrschen können? Ich hatte von vielen Haremsfrauen gehört es würde wehtun und oft sogar bluten. Manche mussten ihr Leben lassen, weil sie mit ihrem Blut das Bettzeug benetzt hatten. „Ist es dir unangenehm?“ „Nein“, log ich atemlos. „Lüg mich nicht an. Sprich frei. Dir gefällt es nicht hier bei mir zu liegen.“ Er hatte Recht. Sollte ich die Wahrheit sagen? Doch vielleicht ist es eine Falle und er wird mich töten, wenn ich im sagen würde das es mir nicht gefiel.
 

Ich beschloss ein wenig von beiden zu nehmen. „Ich bin nur sehr nervös, weil ich es noch nie gemacht habe. Und ich fürchte mich vor dem Schmerz.“ Sein Blick kam mir vor wie ein Schlag ins Gesicht. Unglücklich blickte er mich an. Machte es ihn unglücklich, dass ich es nicht genießen konnte? Oder ahnte er vielleicht sogar das es noch immer eine Lüge war, wenn auch nur ein Teil davon?

Das zweite Mal heute Abend wandte er sich von mir ab. Er ging durch den Vorhang, hinüber zu einem Tisch und goss sich mit zitternden Fingern ein Glas arak ein. Ich haderte noch immer ängstlich, weil ich nicht wusste was nun passierten würde, auf dem Bett und sah ihm zu. Nachdem er das Glas langsam gelehrt hatte, drehte er sich mir wieder zu und ich konnte sehen dass seine Erregung fast abgeklungen war, wobei sich meine Angst bestärkte. „Keine Angst, dir wird nichts passieren, und du brauchst mir auch nicht beizuliegen.“ Aufgeschreckt legte ich mich breitbeinig hin. „Verzeiht mir Herr. Ich werde ihnen so oft zur Verfügung stehen wie sie wollen, aber bitte schicken sie mich nicht in den Tod.“ Kläglich begann ich zu weinen, versuchte jedoch meine Vagina mit meinen eigenen Fingern zu reizen, damit sie feucht wird. Für einen Augenblick sah ich wieder Verlangen in seinen Augen aufblitzen, doch wandte er seinen Kopf schnell ab. „Hör auf!“, sagte er in befehlenden Ton, was mich zusammenzucken ließ und ich rollte mich instinktiv zusammen und blieb so liegen. Ich hörte wie sich seine Schritte schnell entfernten und dachte er ginge nun wirklich zum Schah, doch er ging nur ins Bad. Nach kürzester Zeit hörte ich Wasser fließen. Füllte er die Badewanne? Wollte er sich waschen bevor er geht? Sofort kam er zurück während das Wasser unbehelligt weiter lief. Vor dem Bett blieb er stehen. „Könntest du mir wenigstens noch einen Wunsch erfüllen, bevor du bei Morgengrauen mich verlässt?“, sprach er mich bittend an. Erstaunt hob ich den Blick und sah ihn wieder verwirrt an. Ich würde offensichtlich weiterleben dürfen und er wollte sich wohl auch an sein Versprechen halten. Das stetige Zittern in meinem Körper beruhigte sich und ich nickte ihm interessiert zu. „Würdest du baden während ich dir zusehe?“ Wie vor den Kopf gestoßen blickte ich ihn an. Was wollte er damit bezwecken? „Ja, natürlich Herr.“ „Erik“, sage er energisch, was mich wieder zucken ließ. „Ja…Erik.“ „Du brauchst mich nicht mit Herr ansprechen. Ich bin genauso Mensch wie du. Ich bin nichts Höheres als du“, erklärte er, wobei er das Wort Mensch ausspie, als sei es etwas Ekelerregendes.
 

Was? Wie kann das sein? Es war doch schon immer so, dass Frauen nichts wert sind. Er war wohl Gottlos aufgewachsen und wusste nicht was Recht ist. Er wies mich an mit ihm zu gehen und ich folgte ihm gehorsam. Das Bad war mit Marmor ausgekleidet und die Wanne war größer als erwartet. Es hatte etwa drei mal drei Meter. Ich dachte immer wie Haremsjungfrauen hatten die größten Bäder, was wohl auch wirklich so war. Aber in den restlichen Wohnräumen hätte ich sie mir viel kleiner vorgestellt. Das Wasser war bereits fast bis zum Rand angestiegen und er drehte es zu. Kurz hielt er seine Hand hinein, wohl um zu sehen ob es die richtige Temperatur hatte. „Du kannst rein, es ist warm genug.“ Langsam ging ich dicht an ihn vorbei, so das wir uns fast berührten, was sein Körper versteifen lies. Gemächlich stieg ich ins warme Nass, setzte mich nahe dem Rand. Stumm reichte er mir Öle, die ich benutzen sollte. Ich nahm es entgegen, schmierte mich mit einem nach Zypresse duftendes Öl ein und sendete ihm des Öfteren verwirrte Blicke. „Ignorier mich einfach. Tu so als wäre ich nicht da.“ Wie mir geheißen versuchte ich es und sang mir selbst zur Beruhigung ein Lied vor, das ich von meiner Mutter kannte. Nach einer Weile hatte ich mich beruhigt und konnte ihn wirklich recht gut ignorieren. Irgendwann war ich so entspannt, das ich mich sogar einmal genüsslich streckte und summend weiterhin meine weiche Haut wusch. Das brachte mir ein Keuchen von ihm ein, was mich erschreckte, da er für mich tatsächlich nicht mehr da war. Doch jetzt wo ich ihn wieder ansah, konnte ich sehen dass er sich nicht von seinen Platz entfernt hatte. Noch immer saß er auf den Rand und betrachtete mich, als gäbe es nichts Spannenderes. Wieder versuchte ich mich zu beruhigen, was mir auch gelang und begann mir die langen schwarzen großlockigen Haare zu waschen. Danach tauchte ich kurz unter um den Schaum hinaus zu waschen. Ich liebte es meine Haare zu waschen. Es beruhigte und entspannte mich. Als ich nach einer halben Minute wieder auftauchte, umspielte meinen volllippigen Mund ein leichtes Lächeln. Und wieder dieses freudige Keuchen. Als hätte ein Kind einer Katze zugesehen wie sie sich wohlig streckte, nachdem sie eine Stunde lang reglos dagelegen hatte. Und wieder brachte mich das Keuchen aus dem Konzept.
 

„Warum so schreckhaft? Hast du Angst vor mir, oder warst du nur tief in deinen Gedanken versunken? Sprich aus was du denkst. Aber lüg mich niemals an.“ Der letzte Satz klang sehr bedrohlich und ließ meinen Körper erschauern. „Es…es ist….weil… . Ich habe Angst dass sie… du mich zum Schah zurück schickst und ich sterben muss. … Noch hinzukommt, dass sie sich so anders verhalten, als die anderen Männer. Die anderen sind grob und skrupellos. Du aber… bist ganz anders. So zärtlich und …mmh… eben anders.“ Mit leuchtenden Augen sah er mich an. Gefiel ihm was ich sagte. Aber warum? Ich versteh das nicht? „Sprich aus was du denkst.“ Kann er Gedanken lesen? Oder war ich wirklich so tief in Gedanken, dass man es mir schon ansieht. „Es verwirrt mich alles. Die Ausbildung als Konkubine. Alles was ich gelernt habe. Nichts davon nützt mir bei dir. Du verlangst nichts von mir, was ich nicht will und das überfordert mich. Frauen sind doch nichts wert, doch …“ „Ich will so ein Schwachsinn nie wieder hören. Ich kann nicht glauben dass man euch so was tatsächlich eintrichtert. Hey, hab keine Angst. Ich tu dir nichts, ich erklär dir nur meinen Standpunkt. Die Frauen sind mindestens so viel wert wie Männer. Sie tragen Monatelang die Kinder im Leib, bringen sie mühsam auf die Welt und säugen sie. Sie schenken ihnen das Leben. Für einen Mann ist es nicht schwer ein Kind zu zeugen, in Gegenteil, es macht ihm auch noch großen Spaß und es dauert nur wenige Minuten. Die Frau macht doch die ganze Arbeit. Sie ist warmherzig und gütig. Sie pflegt einen, kümmert sich liebevoll um ihn, hat Angst um ihn und sorgt sich. Sie überstehen Krankheiten leichter, sie sind auch eine Kämpfernatur. Nur eben nicht körperlich wie Männer, sondern auf eine andere Art. Verstehst du das?“ Fasziniert sah ich ihn an. Man hatte mir fünfzehn Jahre lang was ganz anderes erzählt. Und ich habe es geglaubt. Doch nun kommt dieser Mann und macht meinen Glauben innerhalb binnen Minuten zu einer Lüge. So sehr es mich sträubte das zu glauben, wusste ich doch dass er Recht hatte und schämte mich ein wenig anders gedacht zu haben. „Ja, ich verstehe.“ Schweigend sah ich ihn an und merkte, dass er mich nicht so sehr ängstigte. „Was das Töten angeht“; plötzlich versteifte sich mein Körper wieder, „ich bringe niemals eine Frau um. Sie sind mir zu kostbar. Auch wenn ich eine noch so hasse, tue ich es nicht.“ Und wieder entspannte ich mich. Es war bemerkenswert, wie oft sich mein Herzschlag in diesen wenigen Stunden verändert hatte. Für eine weile schwiegen wir uns wieder an. Und ich benetzte meine inzwischen wieder getrockneten Schultern mit Wasser. „Würdest du…würdest du mir meine Haare waschen?“ Erstaunt sah ich ihn an. War das sein ernst? Er klang wie ein Kind, nicht wissend ob man ihm seinen Wunsch gewähren würde. „Ja. Natürlich.“ „Nein, ich will es nur, wenn es dir nicht unangenehm ist.“ „Es macht mir nichts aus. Ich wasche gerne Haare, es beruhigt mich.“ Er nickte verstehend und beugte sich über den Rand, so dass seine Stirn das Wasser berührte. Mit meinen kleinen Händen träufelte ich sorgsam Wasser über seinen braunen Haarschopf. Als sie nass genug waren, nahm ich mir dasselbe Zypressenöl, was ich schon für mich benutzt hatte. Nahm etwas in meine Hand und begann zaghaft seine Haare einzuseifen. Daraufhin gab er ein langes genießendes Seufzen von sich, was meine Arbeit belohnte. Es dauerte nicht lange und ich merkte dass das Band der Maske störte. „Das Band stört, darf ich es öffnen?“ Er versteifte sich wieder etwas und hielt mit seiner linken Hand die Maske gegen das Gesicht gedrückt. „Ja, mach nur.“ Vorsichtig öffnete ich es und wusch weiter. Ich wusste nicht wie lange ich ihn massierte, doch genossen wir es beide. Oft lies er ein Seufzen von sich hören, was mich mutiger werden lies. Seine Haare waren schön weich und lang.

Als mir auffiel das das Wasser fast kalt war, wusch ich den Schaum wieder aus seinem Haar. „Ich danke dir. Du hast das sehr gut gemacht.“ Er blickte mir in die Augen und wieder sah ich die unverständliche Dankbarkeit. Wir waren uns sehr nah. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, was mich im kalten Wasser zittern lies. „Ist dir kalt?“ „Ja.“ „Dann steig doch aus dem Wasser, niemand zwingt dich da drin zu bleiben. Hier nimm und trockne dich ab.“ Er reichte mir ein großes weißes Handtuch und lies das Wasser raus während ich aus dem Wasser stieg. Sein Schopf war noch immer pitsch patsch nass und das Wasser lief ihm den Oberkörper runter. Nun bemerkte ich dass er das Band seiner Maske wieder zugebunden hatte. Er ging zurück in den anderen Raum und lies mich allein. Ich trocknete mich ab, so dass ich nicht mehr tropfte und ging ihm nur im Handtuch eingewickelt hinterher. Beim trocknen fiel mir auf, dass die Hennafarbe blasser geworden war. Es gab zwei Arten von Henna. Das eine ging bei der kleinsten Berührung mit Wasser von der Haut ab, das andere, nur für besondere Anlässe, hielt etwa drei Tage.
 

Wieder saß er zwischen den Kissen, auf denen er mich begrüßt hatte. Ich setzte mich nicht auf die Kissen, sondern auf den Boden daneben, auf meinen Knien. Im feuchten Handtuch begann ich zu frieren. „Setzt dich doch auf die Kissen. Du brauchst nicht auf dem kalten Boden sitzen.“ Dankbar setzte ich mich dicht neben ihn, da nicht viel Platz war, doch war es nicht so schlimm für mich. Was mich die Stirn runzeln lies. Doch zitterte ich noch mehr. „Oh warte, du brauchst was zum anziehen. Ich gib dir eins von meinen Hemden für die Nacht.“ Bevor ich protestieren konnte, winkte er ab und gab mir ein helles Hemd. „Vielen Dank.“ „Schon gut.“ Ich zog es an. Es war sehr weich und gemütlich. Da er viel größer war als ich, ging es mir bis zu den Oberschenkeln. Während er sich noch ein paar Gläser arak genehmigte, wurde ich mutiger und kuschelte mich richtig in die Kissen. Irgendwann, ich hatte in dem dämmrigen Zustand, in dem ich mich befand kein Zeitgefühl, ging er kurz fort und brachte mir ein Glas frisches Wasser. Ich nahm es an und wurde etwas munterer. Plötzlich drang ein langes Gähnen aus meiner Kehle und hielt mir schnell den Mund zu. „Es tut mir leid.“ „Schon gut, es ist ja auch schon spät. Ich schlage vor, du legst dich ins Bett und schläfst. Ich mach es mir auf den Diwan gemütlich.“ „Aber das… .“ „Kein aber. Das ist ein Befehl“, sagte er sanft und ich unterdrückte ein Lächeln. „Du kannst ruhig lächeln wenn du willst. Du siehst dann noch schöner aus. Es gab noch nie einen Menschen der in meiner Gegenwart gelächelt hat, ich bin geschmeichelt.“ Nun musste ich wirklich Lächeln. Ich fühlte mich besonders und war zu triefst geschmeichelt. Wurde ich rot? Meine Wangen fühlen sich so warm an.

„Danke für alles. Ich wünsch dir eine angenehme Nacht Erik.“ „Mein Name klingt sehr schön, wenn du ihn aussprichst. Ich wünsch dir auch eine schöne Nacht Ayesha.“ Wieder ein Lächeln. Noch nie war ein Mensch so nett zu mir. Ich ging aufs Bett zu, sah noch einmal zurück und legte mich hinein. Er sah mir die ganze Zeit gespannt zu und genehmigte sich dann noch einen. Ich stieg ins Bett, legte mich in die Mitte, deckte mich zu und kuschelte mich hinein. Es hatte nicht lange gedauert bis ich ins Land der Träume gedriftet war.
 

Fortsetzung folgt …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2012-11-01T18:39:45+00:00 01.11.2012 19:39
Hmm schönes Kapitel... Bei der Badescene dachte ich erstmal "Spanner", aber er hat siegefragt und ich finde, da knistert es schon gewaltig zwischen den beiden...


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