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An Ghealach Docher

Du kannst ihm nicht entkommen!
von

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Kapitel 4

Meine Bürde

Mo Ualach

 

Eilig lief ich nach Hause und brachte das, von Mháthair verlangte, Mehl und den Fisch, damit sie wieder Brot backen und Fisch zum Abendessen zubereiten konnte. Nach einem kurzen Gespräch, in dem sie mir wieder vorwarf dass ich mir zu viel Geld aus der Tasche hab ziehen lassen, lief ich wieder ins Dorf zur Schenke meines Uncails, mütterlicherseits. Ich arbeitete oft dort nebenbei, um für die Familie noch mehr einzubringen, hatten sie gemerkt das durch meine Anwesenheit, besonders ab dem Zeitpunkt als ich mich zur Frau entwickelte mehr Leute kamen, oder nein, nicht unbedingt immer mehr, aber sie blieben länger, was auch mehr Geld einbrachte. Sie tuschelten und lachten hinter meinem Rücken, manche waren so aufdringlich und packten mich an meinem Hintern oder zogen mich auf ihren Schoß wenn ich ihnen Getränke servierte, während sie mich betatschten und an meinen Haaren rochen. Es war mehr als ekelerregend ihre Fahne auf meinem Nacken zu spüren und ihn einzuatmen und mich von ihren großen, verschwitzten, schmutzigen Händen an intimen Stellen berühren zu lassen, aber was sollte ich tun, es ging um die Familie, ich konnte sie nicht im Stich lassen. Denn wenn ich es täte, täten sie es bei mir ebenfalls, und das würde meinen Tod bedeuten. Nur wenn sie unter den Rock fassen wollten, nahm ich es mir heraus, mich, mit einem Schlag wenn es sein musste, zu befreien und abzuhauen. Es brachte mir zwar Schläge von meinem Uncail ein, aber diese riskierte ich lieber als eine verlorene Jungfernschaft.

 

Es war nicht so das ich nicht schon manches Mal glaubte kurz davor gewesen zu sein Gevatter Tod zu begegnen, oder es auch manches Mal freiwillig nach zu helfen. Aber in diesem Fall wäre es ein mehr als langsamer, grausamer Tod. Selbst die Dunklen Wächter machten es nicht gerade angenehmer, wobei sie es wohl eher verschlimmerten. Sicherlich ließen sie es sich nicht entgehen einen Menschen, der schon freiwillig in den Tod rannte, foltern zu können. Womöglich würden sie mich bei lebendigem Leibe auffressen, bestimmt es noch so abstimmen das ich lange brauchen würde ehe ich endgültig stürbe.

 

Kaum war ich um die letzte Ecke gebogen und schon fast bei der Schenke angekommen, wurde ich schon von Fearghas begrüßt. „Madainn mhath, meine schöne junge Dame, wohin des Weges?“, wünschte er mir einen guten Morgen mit einem charmanten Lächeln.

 

Seine braunen Haare waren dicht und von grauen Strähnen durchzogen, die Augen eine Mischung aus grün und braun, was es golden wirken ließ. Seine Kleider waren löchrig und schmutzig. Sein Geruch war zwar unangenehm, aber nicht so stark wie bei manch anderen. Seine Zähne zwar gelb und sein Körper kam auch nicht oft mit Wasser in Berührung, wie bei uns allen, aber da er nicht arbeitete war der Stunk wohl nicht so stark. Manchmal roch er auch gar nicht übel, was ich persönlich nicht verstand, aber vielleicht zwang er sich auch manchmal im kalten See oder in einem nahe gelegenen Fluss zu waschen.

 

Fearghas war ein besonderer Fall in unserem Dorf. Er war Bettler und wir wussten, noch nach all den Jahren nicht, wer er wirklich war und wo er herkam. Wenn er nicht gerade für einige Zeit spurlos verschwunden war, niemand konnte sagen wohin, denn keiner hatte je beobachtet wie er das Dorf verließ, geschweige hier wieder auftauchte, saß er immer an einem anderen Haus gelehnt. Er erbettelte sich charmant Geld, Kleidung oder Essen von den Leuten. Konnte man es denn noch erbetteln nennen? Fearghas war anzusehen, dass er alt war, aber dennoch sprühte er noch eine ungemeine Lebenskraft aus, was aber sehr täuschte, wenn man ihn mal näher betrachtete oder er gar etwas herumlief. Wir waren nicht sicher wie viel Zeit ihm noch blieb, so wie er sich gab, dachte er wohl das der Tod noch lange hin wäre, aber wir glaubten das er es sich nur einredete um besser damit klar zu kommen.

 

Mit seinem kleinen Fläschchen Fusel, das er sich so manches Mal erbeuten konnte kam er auch auf die tollsten Geschichten wenn es um die Dunklen Wächter ging. Er glaubte zu wissen das es große Wölfe waren, die seit Beginn der Zeit hier gelebt haben sollen, zunächst so ähnlich wie Götter verehrt von den Menschen, und später als Dämonen verbannt worden, da die Menschen durch Waffen und Fortschritt immer stärker wurden, wollten sie nicht an Dinge glauben die wohl nicht von Gott erschaffen wurden. Denn der Mensch war die Königsschöpfung und nichts anderes. Da die Wölfe ungewöhnlich in des Menschen Auge waren und weder Waffen noch Rüstung brauchten um erfolgreich in der Jagd und dem Krieg zu sein, mussten sie vom Teufel Verdammte sein, die ihre Seelen verkauft hatten. Nach jahrelanger Abstinenz, nachdem von den Menschen mehr und mehr in Vergessenheit geraten waren, waren sie nun darauf aus ihre alte Macht und ihr Reich zurückzuerobern.

 

Natürlich schenkte man ihm kein Gehör. Er mag zwar manches Mal verschwunden sein, aber da kein Jäger und kein Bauer ihn je aus oder in dem Wald gehen sah, glaubten wir das er dann wohl hinter irgendeinem Haus in irgendeinem Fass lag oder gar heimlich in irgendeiner Scheune. Lange konnte ich mich leider nicht mit Fearghas unterhalten, ich musste gestehen, ich unterhielt mich gern mit ihm. Ich konnte behaupten das er mir fast der liebste im Dorf war, was vielleicht auch daran lag das er nicht wirklich dazugehörte und es auch oft schwer hatte mit den anderen. Mit einem scharfen Pfiff rief mich mein Uncail Archie hinein, weswegen ich das Gespräch mit unserem Bettler beenden musste. „Wirst du noch da sein wenn ich hier fertig bin?“, fragte ich etwas hoffnungsvoll. Er schien zu merken das ich es genoss mich mit ihm zu unterhalten, so grinste er mich an, „wenn sie es wünschen Madame“, und deutete eine Verbeugung vor. Mit rot werdenden Wangen kicherte ich und ging schleunigst hinein in die Schenke, in der mein Uncail mich bereits erwartete.

 

„Unterhalte dich doch nicht immer mit diesem Schlucker, Mädchen. Schon gar nicht wenn du die Zeit für Arbeit nutzen kannst“, tadelte er und begrüßte mich mit einem Klaps auf meinen Hintern. Man dachte sich nun wohl das er es tat um mich zu ärgern, da er wusste das es mich durch die anderen trunkenen Männern nervte oder aus Spaß. Nein, das war es wirklich nicht. Seit mein Körper auch nur ansatzweise anfing sich in den einer Frau zu wandeln, konnte er nur schwer seine Finger von mir lassen. Man könnte meinen, dass er es den anderen geradezu vorgemacht hatte. Ich bildete mir ein, dass es so war. Aber vielleicht waren Männer auch einfach so.

 

Er war ein kleiner Mann mit einem großen Bierbauch. Halbglatze mit einem grauen, dichten Schnauzer. Seine Nase war rot, wie auch seine Wangen, es waren nur noch wenige Zähne vorhanden und sein Geruch troff nur so vor Schweiß. Bei mir persönlich machte sich nur das Bedürfnis breit zu würgen wenn er in meine Nähe kam, aber was sollte ich machen, es ließ sich, selbst gewollt, nicht verhindern.

 

Schnurstracks ging ich nach hinten in die kleine Küche an der das Lager angebunden war. Ich schnappte mir meine von Bier befleckte schmutzige Schürze und band sie mir um mein noch schmutzigeres Kleid. Um einigermaßen ordentlich zu sein, fischte ich mir die letzten Strohhalme aus meinem Haar und wusch mir in der, mit kaltem Wasser, gefüllten Schüssel meine Hände und mein Gesicht. In meinem routinierten Trott wischte ich die Tische ab und stellte die Stühle ordentlich hin. Ich prüfte den Stand der kleinen Fässer, die wir hinter dem Tresen stehen hatten und bereitete auch sonst alles vor, ehe die ersten Gäste kamen.

 

Im Lager, während ich gerade die kleinen Fässer auffüllte, kam Uncail Archie, wie so oft, mir plötzlich von hinten nahe und fummelte an meinen Brüsten. Angewidert versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu entwinden, doch es nützte nichts. Ich könnte mich auch mit Schlägen wären, aber ich wusste aus Erfahrung das er gnadenlos zurückschlug und noch mehr. Da ich mich vor der schrecklichen Arbeit hier eh nicht drücken konnte, fand ich mich einfach damit ab, wozu wieder mit blauem Auge und Flecken herumlaufen, wenn es auch schmerzfreier zugehen konnte.

 

Als er seine Hände zwischen meinen Beinen herabwandern ließ und seine feuchten Lippen meinen Nacken mit Küssen benetzten war es mir zu viel. „Uncail, lass mich in Ruhe arbeiten, oder soll ich dir nicht helfen?“, rief ich aus und schupste ihn fort von mir. „Hey Mädel, ich warn dich. Sei nicht so unverschämt, du kannst froh sein das du hier arbeiten kannst oder willst du lieber die Scheiße von Kühen misten?“, lallte er mich an, er war schon immer sehr bald am Tag betrunken, man sah ihn kaum wirklich nüchtern.

 

Nachdem er endlich fortgegangen war und mich in Ruhe ließ, lief mir eine stille Träne die Wangen hinunter. Es war egal wie sehr man sich damit abfand, es war unwichtig wie lange man es schon kannte, selbst wenn es Alltag war, es war nicht auszuhalten. Manchmal fragte ich mich, wie lange ich das noch mitmachen konnte. Schon manches Mal hatte ich ein Glas frisches Bier in der Hand und fragte mich ob ich mir das Gehirn nicht damit vernebeln sollte. So ließ sich sicherlich alles besser ertragen.

 

Nun musste ich an meine liebe arme Tante denken, die Frau von meinem Uncail Archie. Sie war die Einzige gewesen die mich wirklich liebte, oder zumindest die Einzige von der ich es wahrhaftig zu spüren bekam. Immer hatte sie liebe Worte gefunden wenn ich traurig war und Trost brauchte. Gerne lag ich in ihrer warmen Umarmung und weinte mir die Sorgen aus der Seele. Noch nie in meinem Leben war mir so ein lieber Mensch begegnet, sie war immer etwas Besonderes für mich gewesen.

 

Oft hatte sie mich vor Uncails Annährungen beschützt und ihn oft abgelenkt damit er nicht so viel an mich dachte. Schnell kam mir die schlimmste meiner Erinnerungen an meinem Uncail ins Gedächtnis. Es war an einem kalten Wintertag gewesen, ich war gerade dabei gewesen, die kleinen Fässer, die wir während der Bewirtschaftung der Gäste anzapften, im Lager, wie so oft, aufzufüllen. Es war später Nachmittag, schon ganz dunkel war es gewesen und ein Schneesturm wütete vor dem Haus.

 

Mein Uncail hatte mich von hinten gepackt und zu Boden gedrückt. Die Nase war noch röter gewesen als ich es bis dahin gekannt hatte, die Wangen ebenso und Schweiß war von seinem fast noch dichten Haar getropft. Kaum hatte ich realisiert was geschah, hatte er schon meinen Kleidersaum bis über meine Knie hochgeschoben, hielt mich mit der einen Hand am Boden und mit der anderen berührte er mich an meinem heiligsten Zentrum meines Körpers. Er hatte mir den Mieder gewaltvoll geöffnet und mein Kleid am Dekolleté zerrissen um an meine, damals noch sehr kleinen Brüsten zu kommen. Wie ein Besessener hatte er an ihnen gelutscht und versuchte grob meine Schenkel zu spreizen. Damit ich nicht um Hilfe schrie hatte er mir auch gleich hart ins Gesicht geschlagen, so dass meine Nase schnell voll von Blut war.

 

Als es mit dem spreizen meiner Beine nicht ganz so funktionierte wie er es wollte, strengte ich mich mit aller Kraft an meine Knie beieinander zu halten und er dank des Alkohols nicht ganz so fit und koordiniert war, begann er an seinem Gürtel zu fummeln und nach einigen misslungenen Versuchen schaffte er es, diesen zu öffnen und sich die Hose bis auf die Knie hinunter zu ziehen. Ich drehte meinen Kopf angewidert weg und schloss die Augen um das ganze Unglück nicht sehen zu müssen, doch plötzlich hatte ich etwas Fleischiges und weiches an meinem Mund. Es roch eklig nach Schweiß und käsig, sein Gemächt war lange nicht mehr gewaschen worden, und wer weiß wie oft er schon mit seinen dreckigen Fingern da herum gemacht hatte. Ich musste mir die Zähne aufeinander beißen um nicht brechen zu müssen, doch als sich ein furchtbarer Schmerz an meiner Nase breit machte schrie ich es hinaus, doch schnell wurde mein Mund mit diesem stinkenden halbsteifen Geschlecht meines Uncail gefüllt. Zur Sicherheit, dass ich nicht darauf biss, gab er mir noch eine und ich glaubte gleich der Ohnmacht zu Opfer zu werden. Ich betete, dass es so weit kam, denn dann konnte ich mir dieses Desaster ersparen, aber mein Körper gab mir nicht die gewünschte Erlösung.

 

Als ich schon dachte hier nicht mehr heil heraus zu kommen, fiel mein Uncail plötzlich von mir herunter und landete mit seiner fetten Wampe auf dem Boden. Ich dachte, dass Gott meine Gebete erhört hatte und mein Uncail nun in einem Rausch verfallen war, doch dann erkannte ich das Gesicht meiner lieben Tante vor mir. „Wie kannst du es wagen deine Nichte anzufassen du alter Lustmolch. Du betrügst mich mit einem Kind, dem Kind deiner Schwester ist dir das klar? Wie sie wohl darauf reagieren würde, bist du denn von Sinnen? Was wohl Athair Mansart dazu sagen wird wenn du deine Sünden, wie ein jeder anständiger guter Bürger, ihm beichtest“, wies sie ihn zurecht und da er noch ganz durcheinander war sagte er zunächst nicht viel dazu und ließ es mit sich machen, doch ich wusste das sie noch die Konsequenzen dafür tragen würde, und das war auch am nächsten Tage sichtbar. Bis heute hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil sie wegen mir so leiden musste, doch sie tat es nur mit einem Lächeln ab.

 

Trotz meines Bedauerns um ihren Tod, war es für sie vielleicht besser so und deshalb hatte sie sich wohl dazu entschieden. Nachdem sie ihren geliebten kleinen Jungen, er war gerade erst fünf Jahre alt gewesen, an Fieber verloren hatte. Er war ihr Sonnenschein gewesen, der einzige Grund um dieses grausame Leben noch mitzumachen und als es ihr gewaltvoll genommen wurde, wartete sie nicht lange bis sie sich dafür entschied ihm zu folgen. Schließlich war er das Einzige gewesen, das sie nach vielen Fehlgeburten gesund hervorgebracht hatte.

 

Ihre Beerdigung war erst Wochen nach ihrem Verschwinden, ihre Leiche wurde nie gefunden. Doch wir wussten, dass sie dahingeschieden war. Es war wenige Tage vor Vollmond gewesen, da hatte sie der Jägersmann im dichten Nebel in der Nacht im Wald hineingehen sehen. Seit dem Tod ihres Sohnes war sie wie eine wandelnde Leiche gewesen, sie wurde immer blasser und dünner, ihre Wangenknochen traten schon stark heraus und ihre Augen waren scheinbar immer tiefer in die Höhlen gesunken. Die dunklen Ringe unter den Augen verstärkten diesen Eindruck. Sie sprach und aß nicht mehr. Immerzu hatte sie aus dem Fenster gestarrt und hatte ihre Freizeit, wenn es irgend ging, auf dem Friedhof verbracht um ihrem Kind nahe zu sein.

 

Manchmal fand ich sie dort vor dem Kreuze liegend und in den Schlaf geweint. Einmal war sie so unruhig eingeschlafen, dass sie vor sich hinmurmelte. „Dieses Leben ist nicht lebenswert ohne dich mein geliebter Sohn. Du wirst sehen, ich werde bald bei dir sein, dann bist du nicht mehr allein. Deine Mháthair liebt dich, mein Junge“, hatte sie vor sich hingestammelt. Wir waren alle einig, dass wenn sie nicht gestürzt und verhungert war, sie entweder von den Wölfen zerrissen oder von den Dunklen Wächtern verschleppt und getötet worden war.

 

Lange hatte ich um ihren Tod geweint, das Leben war mehr als grausam so eine liebenswerte Frau so leiden zu lassen und letztendlich zu einem so schrecklichen Ende zu finden. Ich vermisste sie so oft. Wenn manche Abende besonders schlimm in der Schenke waren, dann munterte sie mich schon mit nur einem Lächeln oder einem Augenzwinkern aus ihren Haselnussbraunen warmen Augen auf. Nun war ich alleine hier, und niemand der mir Trost spendete. Aber das Leben war nun mal nicht leicht. Was konnte ich anderes tun als es zu ertragen. Aber auch dieser Abend ging vorbei und die Tage gingen ins Land. Schon bald ragte der nächste Vollmond am Himmel und die Dunklen Wächter mit ihren Forderungen wieder am Waldrand.

 



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