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Der Weg zu dir

Kapitel 13: "Ich liebe dich"
von

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Ein Tag - Zwei Sichten

Ich war die ganze Nacht wach und hatte auf das weite Meer vor mir geschaut. Wir waren noch gestern aufgebrochen. Lina verstand wirklich viel vom Navigieren und schon nach kurzer Zeit hatten wir die Insel hinter uns gelassen. Zum Glück hatten die Piraten genug Proviant an Bord, sonst hätten wir einige Schwierigkeiten bekommen.

Am Horizont ging langsam die Sonne auf. Ich sah auf den Eternal Port, um den Kurs zu überprüfen, wie ich es inzwischen auch schon jede Sekunde tat. Viele Gedanken schwirrten mal wieder durch meinen Kopf. Allerdings hatte ich nun keine Ablenkung mehr. Selbst die Lust auf das Training war vergangen. Wir würden noch ungefähr drei Tage brauchen, bis wir Alabasta erreichten. Viel zu lange…

„Ach, hier bist du.“ Ich drehte mich nicht um. Ich saß am Bug, meine Beine ließ ich an der Reling herunterbaumeln, meinen Rücken zum Deck gekehrt. „He, ignorier mich nicht, Zorro“, sagte Brook nun leicht genervt. „Ich hab dich schon gehört“, seufzte ich. „Du solltest dich endlich schlafen legen. Du warst doch die ganze Nacht wach, oder?“, meinte er etwas besorgt.

„Was ist schon dabei?“, entgegnete ich ihm. „Ich kann nicht schlafen. Ständig denke ich nur an diesen dämlichen Typen, der Vivi erpresst! Ich will nicht wissen, was der noch alles geplant hat…“ „Zorro, ich erzähle dir noch einmal den Plan im Detail“, seufzte Brook. Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte mit diesem Farquard sprechen können, hatte den ganzen Plan erfahren, aber mir hatte das Skelett natürlich nur das Wenigste erzählt. „Schieß los“, brummte ich.

Brook begann: „Gestern Abend wurden wahrscheinlich die besagten Piratenschiffe positioniert. Sie liegen mit großem Abstand an der Hafenstadt Tamalisk vor Anker, damit niemand erkennt, dass es Piratenschiffe sind. Sollte die Prinzessin sich weigern, würden die Schiffe sofort zur Stadt fahren und sie in einem Bombenhagel zerstören. Das ist auf jeden Fall die perfekte Erpressung.“

Ich nickte geistesabwesend. In Tamalisk hatten wir uns von Vivi verabschiedet. Sie blieb in ihrer Heimat, weil sie ihr Land über alles liebte. Niemals würde sie zulassen, dass ihrem Volk etwas zustieße. „Darf ich dich mal etwas fragen?“, meinte Brook zaghaft. Ich sah zu ihm auf. „Wie ist die Prinzessin denn so? Ich meine natürlich ihren Charakter…“ Ich musste grinsen.
 

Ein neuer Morgen begann. Ein neuer verdammter Tag lag vor mir! Ich wollte nicht aufstehen. Am liebsten würde ich mich in meinem Zimmer verkriechen, damit ich diese dämliche Fresse von Farquard nicht sehen musste. Leider hatte ich keine andere Wahl. Er hatte bestimmt wieder irgendeinen miesen Plan, um mich auf seine Seite zu ziehen. Ich hasste das Prinzessinnenleben! Ich wünschte, ich wäre damals auf der Flying Lamb weitergereist. Dann wäre ich die ganze Zeit bei ihm gewesen. Ob er mich vergessen hat? Das würde ich ihm niemals verzeihen! Er hat es mir schließlich versprochen. Er hielt doch immer seine Versprechen…

„Prinzessin Vivi! Das Frühstück ist angerichtet!“, ertönte die Stimme einer Wache. Musste ich also doch aufstehen. Ich sah kurz zu meinem Nachtschrank, auf dem die Zeitung lag. Die Zeitung, die von seinem Triumph berichtete, der Sieg über den besten Schwertkämpfer der Welt. Ich musste immer wieder über das Foto schmunzeln. Der Fotograf war wirklich ein Genie! Zorro schaute auf dem Bild ziemlich verwundert, richtig süß! Er hatte sich sehr verändert…ich konnte kaum glauben, dass ich das Glück hatte, ihn geküsst zu haben! Da würde wirklich jedes Mädchen eifersüchtig werden.

Ich sprang aus meinem Bett und verschwand in meinem Bad. Endlich hatte ich ein größeres Zimmer mit einem eigenen Bad. Sogar einen Balkon hatte ich nun, auf dem ich die kühlen Abende verbrachte, um in den Himmel zu schauen und mich an alte Zeiten zu erinnern. An all die schönen Zeiten, die langsam aber sicher vorbeigingen.

Ich zog mir ein Kleid an und bürstete kurz meine Haare durch. Als ich fertig war, lief ich aus meinem Zimmer, den Gang entlang, die Treppen hinunter, durch die große Halle zum Speisesaal. „Guten Morgen, Prinzessin“, begrüßte mich Peruh. „Guten Morgen!“, grüßte ich zurück und setzte mich an den Tisch. „Wie geht es denn Papa?“ „Er scheint sich langsam zu erholen. Dr. Oho wird gleich hier sein, dann könnt ihr mit ihm hoch gehen“, antwortete er. „Seid ihr denn bereit für den heutigen Tag? Am Mittag wird König Farquard hier sein…“ Bääh, das wollte ich nicht beim Frühstück hören. „Ja, was sein muss, muss sein“, seufzte ich und verfluchte Farquard für alles, was er getan hatte und noch tun würde. Schon bald würde ihn jemand richtig verprügeln, dass ihm Hören und Sehen verginge! Aber vielleicht war das auch alles nur mein Wunschdenken.
 

„Vivi liebt ihr Land über alles, deswegen ist sie schließlich nicht mit uns weitergereist. Sie hatte sich in die Baroque Firma eingeschlichen, die Alabasta übernehmen wollte. Wir haben sie nach Hause gebracht und ihr geholfen, ihr Land zu retten. Sie ist eine gute Kämpferin, liebt die Gerechtigkeit und ihr Land, tut alles für ihre Freunde, ist sehr fürsorglich“, erzählte ich, während Brook gespannt zuhörte. „Naja, sie kann auch zickig sein, manchmal etwas unüberlegt…schüchtern ist sie auch. Am Anfang hat sie nur mit Nami gesprochen, erst später hat sie den Mut gefasst, sich uns allen zu öffnen.“

„Yohoho, sie klingt auf jeden Fall sehr interessant!“, lachte Brook. „Ob sie mir wohl ihr-“ Ich knallte ihm eine. „Denk nicht mal dran!“, fauchte ich ihn an. Lina stolperte zu uns und rieb sich die Augen. „Hier seid ihr“, murmelte sie und gähnte. „Warum habt ihr mich nicht geweckt? Ich mache euch Frühstück…“ Sie drehte sich zum Gehen. „Das Frühstück kann noch warten. Außerdem können wir das auch tun“, sagte ich und sie blieb stehen. „Na gut“, meinte sie und setzte sich zu uns. „Warum hast du denn gelacht, Brook?“ „Ach, weißt du, ich habe gerade von einer wunderschönen Frau gehört, deren Höschen ich zu gerne sehen würde“, antwortete Brook eiskalt. „Ob du wohl noch einmal sterben kannst?“, fragte ich eher an mich gerichtet und nahm eines meiner Schwerter. Plötzlich saß das Skelett stocksteif da. „Äh…Z-zorro, d-das war nicht so gemeint…ich, äh…“, stotterte er vor sich hin. Lina schien geschockt von Brook’s Aussage zu sein. Sie starrte ihn entsetzt an.

„Keine Sorge, Lina, dir wird er nichts tun“, seufzte ich und legte mein Schwert wieder beiseite. „Eine falsche Bewegung und dein Afro ist ab!“ Brook nickte langsam.

„Ich weiß ja eigentlich gar nichts über euch“, bemerkte Lina nach einer kleinen Runde des Schweigens. Klar, aber Hauptsache sie wollte mitkommen. Das konnte ich ja leiden… „Und wir wissen nichts über dich“, seufzte ich. „Hm…okay, dann fange ich an!“, lachte Lina. „Ich heiße Lina, bin neun Jahre alt und habe am 5.März Geburtstag. Meine Hobbys sind malen und kochen. Ich mag Pferde und Glitzer und das Meer! Öhm…ich mag keine bösen Piraten und Staub! So, jetzt seid ihr dran!“ Sie grinste weiter.

„Yohoho! Da mache ich gleich weiter!“, lachte nun auch Brook. „Mein Name ist Brook, ich bin tot und nichts als Knochen. Ich bin inzwischen, du meine Güte! 91 Jahre alt! Ich bin alt! Äh…mein Geburtstag ist am 3.April. Mein Hobby ist die Musik. Ich mag jegliche Art von Musik, Instrumenten und Damenhöschen. Ich mag nicht…Banausen, die Musik nicht würdigen. Yohohoho! Ich denke, ich habe mich ziemlich gut beschrieben!“ Lina sah wieder entsetzt zum Skelett. Jaa, Kleine, er war pervers.

„Jetzt bist du dran!“, sagte sie grinsend. „Na gut“, seufzte ich. Was für ein Theater. „Ich heiße Lorenor Zorro, bin 22 Jahre alt und mein Geburtstag ist am 11.November. Meine Hobbys sind trainieren und schlafen. Ich mag Schwerter, das Kämpfen und Reisen. Ich mag nicht…so einiges. Zufrieden?“ Wenn es jetzt jemand wagte, nein zu sagen, würde mich kennenlernen!

„Ihr seid ja alt!“, stellte Lina geschockt fest. Klar, man würde ja nicht jünger werden. Konnte sie schwimmen? Würde man es als Mord bezeichnen? „Wie wäre es mit Frühstück?“, schlug Brook vor und stand auf. Das Mädchen nickte und sprang ebenso auf. Gerade noch die Kurve gekriegt…
 

Ich wartete in der großen Halle auf den Arzt, Dr. Oho. Er war ein sehr vertrauter Mediziner des Palastes und hatte sich seit Beginn von Papa’s Erkrankung um ihn gekümmert. Bisher hatte er noch nicht herausfinden können, warum er krank geworden war. Ich hoffte, er würde endlich Ergebnisse haben.

„Hallo, Prinzessin!“, begrüßte mich Dr. Oho und verbeugte sich. „Gehen wir gleich hoch zu eurem Vater. Ich habe die Blutproben untersucht und etwas Interessantes herausgefunden.“ Endlich ein Ergebnis! Wir gingen die Treppen hinauf zum Schlafgemach meines Vaters. Ich klopfte an und Chaka öffnete uns die Tür. Er nickte zur Begrüßung und ließ uns hinein.

Papa lag in seinem Bett, das in der rechten Ecke des Zimmers stand. Zwei Stühle standen bereits daneben. Zu einem ging auch gleich Dr. Oho und setzte seinen Arztkoffer ab. „Wie fühlt ihr euch, eure Majestät?“, fragte er. „Schon besser“, antwortete auch gleich Papa. Seine Stimme klang noch immer schwach. Ich ging nun auch zu seinem Bett. „Kommen wir gleich zur Sache“, sagte Dr. Oho und holte einen Zettel hervor. „Ich habe euer Blut untersucht und etwas Interessantes gefunden! Die plötzliche Erkrankung wurde von Keimen ausgelöst, die es nicht auf Sandy Island gibt. Nein, sie stammen von einer Insel, auf der ein Königreich liegt…Frommage. Ihr wurdet vorsätzlich mit diesen Keimen infiziert.“

Es war alles genau geplant. Ich fiel aus allen Wolken. Trotz dieser Gewissheit durfte ich mich nicht widersetzen. Peruh hatte berichtet, dass in einiger Entfernung Schiffe vor Tamalisk ankerten. Generell war die Armee aus Frommage unserer Armee weit überlegen. Ihre Waffen waren brutal, die Zahl der Soldaten überstieg die der unseren bei weitem! Ich sank auf den Stuhl, der noch frei war. „Ich schätze, ihr wurdet bei eurem letzten Stadtbesuch infiziert“, fuhr Dr. Oho fort. „Oje, es tut mir Leid, Vivilein“, sagte nun Papa leise. „Ich hätte besser aufpassen sollen, dann würden wir jetzt nicht diesen Alptraum erleben…“ „Ist schon gut, Papa!“, sagte ich, hoffentlich auch entschlossen. „Ich werde mit diesem Farquard schon fertig! Vielleicht können wir die Hochzeit ja doch noch verhindern und ihn aus unserem Land vertreiben!“ Ja, das hoffte ich sehr. Ich hoffte, dass Zorro endlich hier auftauchte und seine Prinzessin rettete. Die Strohhutpiraten würden uns doch niemals im Stich lassen! „Ich habe bereits ein Gegenmittel entwickelt, allerdings wird die Kur einige Zeit dauern“, erzählte der Arzt weiter. Wenigstens ein kleiner Lichtblick.

„Prinzessin Vivi! König Farquard ist hier!“, hörte ich Peruh’s Stimme. Er öffnete langsam die Tür. „Gut, ich komme sofort!“, sagte ich und sah noch einmal Papa an. „Mach dir keine Sorgen, Papa. Ich schaffe das schon.“ Er schenkte mir ein Lächeln und ich verließ sein Zimmer. „Peruh, kann ich dich kurz sprechen?“, fragte ich meinen Leibwächter. Wir blieben auf der Treppe stehen. „Wir sollten uns eigentlich beeilen, Prinzessin“, meinte er etwas besorgt. „Gut, ich sag es ganz kurz!“, sagte ich grinsend. „Ich bin mir sicher, dass die Strohhutpiraten hier bald auftauchen und uns retten werden!“ „Prinzessin, habt ihr euch bei eurem Vater angesteckt?“, fragte er verdutzt. „Wieso sollten sie herkommen?“ „Weil es mir jemand versprochen hat!“, gab ich zurück. Nun sah er mich noch verwirrter an. „Es ist viel auf meiner Reise damals geschehen…jedenfalls wird jemand kommen und uns retten!“ Ich lächelte ihn an und ging weiter die Treppe herunter. In der großen Halle wartete bereits die Person, die ich am wenigsten sehen wollte.
 

Nach dem Frühstück legte ich mich an Deck. Vielleicht konnte ich endlich ein wenig schlafen. Mich beschlich allerdings ein mulmiges Gefühl, das noch etwas Schlimmes passieren würde. Ein tiefer Seufzer bahnte sich seinen Weg durch meine Kehle. So viel Pech auf einmal konnte man doch nicht haben.

„Zorro! Ich bin der Meinung, dass wir endlich Ruffy erzählen sollten, was abgeht!“, sagte Brook völlig überzeugt von seiner Aussage und stolperte mit der Teleschnecke zu mir. Unsanft landete er zu meinen Füßen. „Er wird es in der Zeitung gelesen haben“, brummte ich und schloss die Augen. „Dann sag ihm gefälligst Bescheid, dass wir zwei schon unterwegs sind!“, beharrte er weiterhin auf seinen Vorschlag. „Nein, das werde ich nicht tun! Und du wirst das auch nicht tun!“, fauchte ich ihn an. Es war, mehr oder weniger, mein Geheimnis, das Ruffy und die anderen unter keinen Umständen erfahren sollten. Es war schon schlimm genug, dass Brook mitgekommen war und mich jetzt sogar ein kleines Kind verfolgte!

„Aber…“, murmelte Brook. „Kein aber!“, sagte ich entschieden. „Vielleicht sollten wir eventuell der Weltregierung berichten, was wir herausgefunden haben. Sie könnten Alabasta unterstützen…“ „Auf einmal machst du gemeinsame Sache mit ihr“, meinte Brook ruhig. Auch das wollte ich eigentlich nicht, aber…was aber? Sie würden Alabasta helfen, oder nicht? Vielleicht wussten sie schon lange, was da genau vor sich ging. Warum taten sie nichts? Warum ließen sie es zu, dass Vivi diese Ehe gegen ihren Willen eingehen musste? Zeit für Antworten!

Ich kramte einen Zettel aus meiner Hosentasche, auf der eine Nummer draufstand. „Jetzt willst du doch anrufen!“, rief Brook siegessicher. „Ja, ich rufe an…allerdings nicht Ruffy! Das ist Mihawk’s Nummer. Vielleicht hat er ein paar Antworten, die ich brauche“, sagte ich immer leiser werdend. Das Skelett sah mich enttäuscht an.

„Hallo?“ Eine Frauenstimme meldete sich aus der Teleschnecke. War sie immer noch auf der Insel?! „Hey, Perona“, begrüßte ich die Geisterprinzessin mit wenig Begeisterung. „Das ist ein kleiner Notfall, ist Mihawk da?“ „Zorro!“, schrie sie zurück. „Warum willst du nicht mit mir sprechen?!“ „Gib schon her, du Göre!“, hörte ich Mihawk’s Stimme. „Yohohoho! Wer war denn die Frau? Hast du ihre Höschen gesehen?“, fragte Brook und die Röte stieg ihm ins Gesicht, komischerweise. „Mit welchen Verrückten treibst du dich rum, Lorenor?“, fragte Mihawk erschrocken über Brook’s Frage. „Frag lieber nicht“, antwortete ich seufzend. „Du müsstest mir ein paar Fragen beantworten, Mihawk.“

„Ich denke, ich fange lieber mit den Fragen an“, meinte Falkenauge gelangweilt. „Also, wie weit bist du bisher gekommen und was will die Weltregierung von dir? Was ist bisher geschehen?“ Super, der war ja sehr direkt. Ich holte tief Luft. „Gut, dann erzähle ich mal“, begann ich. Lina hatte sich inzwischen auch zu uns gesellt und war gespannt auf meine Geschichte. Ihre Augen glänzten vor Neugier.

„Ich habe mein verdammtes Dorf verlassen und musste in Logue Town ausgerechnet Shanks treffen!“ Ein Lachen war zu hören. „Kaum auf der Grand Line angekommen, meinte unser Musiker, mitkommen zu müssen.“ Brook sah verlegen weg und pfiff eine Melodie. „Dann meinte die verdammte Weltregierung, mich erpressen zu müssen, KOLLEGE!“ „Interessant“, gab Mihawk von sich. „Wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, mussten wir uns in einem Wald verlaufen, wurden fast von einem Dämon aufgeschlitzt, ich wurde von GNOMEN angeschrien…“ Wieder lachte er, diesmal stimmte Perona mit ein. „…und letztendlich wurde ich für eine Piratenjagd missbraucht. Abgesehen davon, dass mir nun auch noch ein Kind hinterherläuft, verlief meine Reise bisher wirklich super und ich brauche immer noch drei verdammte Tage bis nach Alabasta!“ Endlich war der ganze Frust draußen. Allerdings erntete ich dafür nur Lachanfälle, von der Teleschnecke und von meinen Mitstreitern. Ja, ihr konntet darüber lachen. Hättet ihr mal mich gefragt…

„So, jetzt zu meinen Fragen!“, stellte ich klar, nachdem sich alle wieder beruhigt hatten. Was war daran auch bitte so witzig gewesen? „Wieso hilft die Weltregierung dem Königreich Alabasta nicht? Es ist so offensichtlich, dass da Piraten ihre Finger im Spiel haben, und trotzdem tun sie nichts!“ „Auch Königreiche können nicht ständig mit der Hilfe der Weltregierung rechnen“, seufzte Mihawk. „Es ist komplizierter, als du denkst, Grünschnabel. Die Königreiche haben untereinander Abkommen, die sie einhalten müssen. Die Weltregierung hält sich dabei vollkommen raus und greift nur ein, wenn es wirklich nötig ist, zum Beispiel wenn alle Reiche Krieg führen wollen. Diese Freiheit ist sehr wichtig, denn sonst würden alle Inseln der Welt nur einen Herrscher haben. Das ist sehr gefährlich, denn dieser Herrscher kann jegliche Regierungsform wählen. Meist endet dies in einer Diktatur, falls du es nicht wissen solltest.“

„Aber warum hilft die Weltregierung dann nicht Alabasta? Sie sind doch in großer Not!“, warf Lina ein. „Ach, du bist wohl das Kind. Warst ja richtig fleißig, Zorro!“, scherzte Mihawk. „Klappe!“, brummte ich. „Gut, Kleine, ich erkläre es dir“, meinte er. „Wenn die Weltregierung nun einschreiten würde und Alabasta Hilfestellung gibt, fühlen sich alle anderen Königreiche benachteiligt. Das führt zur Unzufriedenheit, Krieg und Aufstand gegen sie. Die Königreiche würden dann versuchen, die Weltregierung zu stürzen, dafür, dass sie sich unfair verhalten haben. Das nennt man eine Revolution. Da das aber nicht passieren soll, hält sich die Weltregierung getrost aus diesen Angelegenheiten heraus und schickt, wenn überhaupt, kleine Helfer. Ich schätze, du wurdest dafür engagiert, oder, Zorro?“

„Ja, das war auch ein Teil der Erpressung…“, antwortete ich. „Ich kann also nicht darauf hoffen, dass sie früher als ich da sind und die Piraten erledigen, die Alabasta angreifen wollen?“ „Nein, das ist dein Job, Piratenjäger.“ „Haha, wärst du mal hier geblieben!“, lachte Perona im Hintergrund. „Muss ich etwa auch Piraten jagen?“, fragte Lina. „Quatsch, das kannst du getrost Brook und mir überlassen“, sagte ich und lächelte ihr zu. „Eh? Ich muss auch?“, fragte Brook ungläubig. „Ich will nicht wissen, wie der Rest deiner Crew drauf ist“, seufzte Mihawk.
 

Nach dem Mittagessen bat mich Farquard auf mein Zimmer. Eigentlich hatte er dort nichts zu suchen, aber wer wusste schon, ob er nicht wieder einen erpresserischen Plan hatte. Ich führte ihn also hoch in mein Schlafzimmer. Dort angekommen hatte ich ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht. Aber wovor hatte ich Angst? Ich war eine Kämpferin! Im Notfall würde ich ihn K.O. schlagen können! Ja, das war die Lösung! Leider hatte er überall seine Spitzel. Eine falsche Bewegung und Tamalisk wäre nur noch Schutt und Asche…

„Wir sollten uns mal nä’er kennenlernen, meinst dü nischt auch, Vivi?“, sagte der Schnösel unschuldig und schloss die Tür ab. Ich musterte ihn skeptisch. Das war überhaupt nicht gut. Ich musste einfach so tun, als hätte ich nichts gemerkt. Seufzend setzte ich mich auf mein Bett, das an der linken Wand stand. Schön groß, daneben stand jeweils rechts und links ein Nachtschrank. Weiter links vom Bett war die Tür zum Badezimmer. Im Notfall würde ich da rein flüchten… „Dann erzähl doch mal von dir“, sagte ich, ohne ihn anzusehen.

Er fing an zu lachen. Warum lachte er? Ich fühlte mich unwohl. Und irgendwie hatte ich auch Angst. Was war los mit mir? „Ach, Vivi, dü bist wirklisch sehr lüstig!“, sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. „So meinte isch das doch gar nicht…“ Er setzte sich neben mich auf das Bett. Ich konnte seine Nähe nicht ertragen und stand auf. Mit schnellen Schritten ging ich zu dem großen Fenster, das den Blick auf den Balkon freigab. „Tja…“, sagte ich leise und wahrscheinlich auch zu ängstlich.

„Wir werden ‘eiraten, ma chérie, ist dir das nischt bewüsst?“, sagte er und stand plötzlich hinter mir. „Wir müssen doch einen Termin ausmachen. Wie wäre es mit morgen?“ Eindeutig zu früh. Langsam drehte ich mich zu ihm um, aber sein Gesicht wollte ich nicht sehen. Dieser dämliche Schnurrbart störte ungemein. Generell sahen seine Haare ziemlich fettig aus. Auch der Rest seines Körpers war keine Augenweide…eher speckig.

„Morgen ist viel zu früh!“, entgegnete ich ihm. Wieder lachte er. „Da müss isch disch wohl umstimmen“, sagte er, sein Kopf näherte sich meinem Gesicht. Nein! Ich ging an ihm vorbei, geradewegs zur Tür. Der Schlüssel war weg! Verdammt! Das Bad! Ehe ich mich versah, hatte mich Farquard an meinen Handgelenken gepackt und hielt sie über meinem Kopf. Er presste mich an den Schrank, der neben der Tür stand. „Lass mich los!“, zischte ich und wollte nach ihm treten, doch mein Versuch scheiterte. Er drückte sich an meinen Körper, sodass ich mich nicht bewegen konnte. Das war es wohl mit mir…

„Isch möchte dir nischt weh tun, isch will nur disch“, flüsterte er mir ins Ohr. „Lass mich los!“, schrie ich ihn an. Ich zappelte solange, bis er mich endlich losließ. Ich brauchte eine Waffe! Ich würde ihn umbringen! Ich rannte zu meinem Bett, doch er war leider schneller. Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich auf mich. Zum Glück war das Bett weich, aber trotzdem saß ich in der Falle. „Du siehst wirklisch ümwerfend aus“, sagte er schmeichelnd und küsste meinen Hals. Sein Geruch stieg mir in die Nase. Ein Gemisch aus Käse, Zigarettenrauch und ein undefinierbares Parfum. Ekel stieg in mir auf.

Was sollte ich nur tun? Wenn ich mich jetzt wehrte, würden Tamalisk und alle Bewohner in einem Bombenhagel fallen. Musste ich mich wirklich für mein Land aufgeben? Warum geschah das alles nur? Tränen bahnten sich langsam ihren Weg über meine Wangen. Er hatte gewonnen…
 

Ich machte meine Augen auf. Schon wieder ein Alptraum… Ich gähnte und stand auf, um mich richtig zu strecken. Die Sonne ging bereits unter. Ein Blick auf den Eternal Port verriet mir, dass wir noch immer auf dem richtigen Kurs waren. Trotzdem würde es noch Tage dauern.

Ich hatte von Vivi geträumt. Sie war gefangen, in Ketten gehalten, allein, zerbrechlich, am Ende ihrer Kräfte. Hatte das etwas zu bedeuten? Ich war nie abergläubisch, aber wenn es nach Lysop oder Chopper ginge, war das ein Zeichen. Tatsächlich hatte ich ein mulmiges Gefühl, schon den ganzen Tag. Hoffentlich ging es ihr gut. Hoffentlich war alles in Ordnung.

„Zorro, wir haben etwas zum Essen gemacht!“, rief Lina aus der Kombüse. Ich ging über das Deck, die kleine Treppe hoch und in die Kombüse. Der Tisch war gedeckt, Brook saß bereits am Tisch. „Du siehst gar nicht gut aus“, bemerkte das Skelett, als ich mich setzte. „Ist irgendetwas?“ Auch Lina sah mich an. „Schon gut“, brummte ich. Schweigend aßen wir, doch die Stille machte mich fertig. Ständig dachte ich an meinen Traum. „Ich geh mal raus nach dem Wetter gucken“, sagte Lina, als wir fertig gegessen hatten, und ging hinaus. „Möchtest du reden?“, fragte Brook besorgt. „Haben Träume eine Bedeutung?“, fragte ich seufzend. Er sah mich verwirrt an und sah danach schweigend auf die Tischplatte. „Dachte ich mir…“

Der Wind war stärker geworden. Lina hatte erklärt, dass wir schneller in Alabasta sein würden, wenn das Wetter sich so hielt. Brook hatte sich dazu bereit erklärt, die Nachtwache zu übernehmen. Ich versuchte endlich einen ruhigen Schlaf zu finden. Wenn es denn gelingen würde…
 

Ich hasste mich. Ich hasste meine Schwäche, ich hasste meinen Körper, ich hasste einfach alles! Ich weinte unaufhörlich. Ich umklammerte mein Kissen, schrie hinein.

Lachend war er hinausgegangen, hatte mich gequält, hatte mir gedroht. Mir wurde erneut schlecht. Wie konnte er es nur wagen? Was hatte ich ihm denn getan?

Ich wickelte mir die Decke um meinen nackten Körper. Die Fetzen meines Kleides lagen auf dem Boden, meine Unterwäsche ebenso. Alles lag verstreut. Erneut kamen die Tränen. Und die Schmerzen. Und der Ekel. Ich hasste mich.

Da lagen auch die Schnipsel, die vorher noch eine Zeitung waren. Die Zeitung, die mir Hoffnung gegeben hatte. Alles war verloren. Meine Hoffnung lag zerrissen vor mir.

Zorro, wo warst du? Ich brauchte dich! Allein war ich noch immer zu schwach. Nur an deiner Seite konnte ich alles schaffen. Jetzt war es zu spät. Du warst zu spät. Du hattest es mir doch versprochen.

Was sollte ich jetzt noch tun? Es war ein Alptraum, aus dem ich unbedingt aufwachen wollte. Doch es gelang nicht. Die Realität war grausam. Ich wollte aufgeben, mein Leben beenden…doch etwas hielt mich davon ab. Warst du es?



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