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Steam

Water and Fire
von

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An Bord herrschte Chaos. Männer riefen Anweisungen, rannten kreuz und quer durcheinander und versuchten, eine Notlandung einzuleiten. Die Hoffnung, dass sie wieder an Höhe gewinnen würden, hatten sie anscheinend aufgegeben. Das hatte jetzt auch Ava verstanden und klammerte sich hilflos an die kleine Silph.

Nach grausamen Minuten, in denen der Zeppelin abstürze, hörte sie von irgendwoher ein „Macht euch bereit!“. Ihr Körper spannte sich unwillkürlich an und sie kniff die Augen zusammen. Trotzdem traf sie der Aufprall unerwartet. Das Holz des Maschinenraums splitterte und barst und sie wurde durch die Erschütterung hochgeschleudert. Das Seil spannte und presste ihr die Luft aus den Lungen. Tränen schossen ihr in die Augen und sie ächzte auf. Der Boden unter ihnen zerbrach und sie wurde mitsamt Collin und Silph von Bord geworfen. Krachend landete Ava auf Collin und spürte, wie seine Rippen brachen. Weiße Punkte tanzten ihr vor den Augen und alles was sie wahrnahm war Collins Keuchen und Silph, die sich an ihr festgekrallt hatte. Mit zittrigen Händen versuchte sie den Knoten zu lösen, der Silph und sie an ihn band und rollte sich schließlich von ihm herunter. Das Mädchen griff nach seiner Hand und saß nun neben ihm als würde sie ihn trösten.

„Seid ihr in Ordnung?“ fragte Asher, der mit den Händen in den Hosentaschen auf sie zukam.

„W...wie könnt Ihr so ruhig sein? Wir sind soeben abgestürzt!“ Ava war noch immer durch den Wind und nestelte nervös an einer blonden Haarsträhne, die sich nicht als einzige aus ihrer Frisur gelöst hatte. „Ich glaube ich habe ihm die Rippen gebrochen.“ Sie deutete auf Collin, der noch immer schwer atmend am Boden lag.

„Solange es Euch gut geht.“ sagte Asher verschmitzt und senkte seinen Kopf zu einem gehauchten Handkuss, wobei ihm einige seiner langen dunkelblonden Strähnen in seine haselnussbraunen Augen fielen.

Zu verblüfft um zu widersprechen oder zu reagieren, ließ Ava sich von ihm mitziehen. Der Zeppelin war ein einziges Wrack. Maschinenteile von der Farbe von Kupfer und Messing lagen gemischt mit Holzsplittern überall verstreut und sie musste darauf achten, nirgends hinein zu treten, da sie noch immer barfuß war. Weit und breit war kein Dorf oder andere Anzeichen von Leben zu sehen. Wo waren sie hier? Sie wurde bleich als ihr die einzige Gegend in Neu England einfiel, die so menschenleer sein konnte. Das Brachland vor Torrid’s Barren. Mental kramte sie nach allem, was sie über Torrid’s Barren gelesen hatte. Es war eine riesige magische Wüste, die sich weit im Norden von Neu London über fast die gesamte Breite Neu Englands erstreckte. Sie war meilenweit von jeglicher Zivilisation abgeschottet. Der Gedanke an die Wüste machte Ava nervös. Falls die Punks wirklich vorhatten sie zu durchqueren, wäre sie komplett von der ihr bekannten Zivilisation abgeschottet. Am liebsten würde sie einfach losrennen und nach Hilfe rufen, aber Asher hielt mit einer Hand immer noch ihren Ellenbogen fest. Auch er trug wie die anderen Punks schlichte Kleidung, an der mit mehreren größeren und kleineren Gürteln und Schnallen sein Hab und Gut befestigt war. Sein Cape flatterte im Wind und Ava kroch eine Gänsehaut über die Arme. Sie waren zwar nur knapp von einer Wüste entfernt, doch da sie magischer Natur war, herrschte hier trotzdem das kaltfeuchte Wetter, das sie auch aus Neu London kannte. Bedauernd schaute sie an sich herunter. Von ihrem Seidenkleid war nichts geblieben. Selbst ihre Unterröcke lagen jetzt in Fetzen und waren fleckig vom Ruß. Ihre Füße waren erdig und verdreckt und die meisten Perlen ihrer Frisur hatten sich herausgelöst. Sie schlang den einen Arm um sich, der nicht von Asher beansprucht wurde und versuchte die Tränen zu ersticken, die gerade in ihr aufstiegen.

„Sie ist wohlauf, Captain. Aber vielleicht sollte sich jemand um Collin kümmern.“ sagte Asher und schubste Ava auf Jay zu, der sie an der gleichen Stelle packte. Seine Hand brannte heiß auf ihrer kalten Haut und jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

„Sofern Euch nichts anderes gesagt wird, werdet Ihr Euch in meiner Nähe aufhalten. Bleibt in meinem Blickfeld.“, zischte Jay sichtlich gestresst. „Ash, kümmere dich um Collin und die anderen Verletzten!“
 

Die Sonne warf ein paar letzte klägliche Strahlen über die Ödnis und legte das Lager der Punks in lange Schatten. Ava hatte den ganzen Abend damit zubringen müssen, Bretter einzusammeln und Vorräte aufzuteilen. Es reichte gerade so für eine Flasche Wasser und einen kleinen Beutel mit einer Handvoll trockener Kekse für jeden. Was dachten sich die Punks dabei so wenig Proviant einzupacken? Sie waren wohl nicht nur unberechenbar, sondern auch noch dumm. Stöhnend ließ sie sich am Lagerfeuer nieder, um das sich schon einige der insgesamt achtzehn Punks versammelt hatten. Jay setzte sich neben sie. Er hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen, was Ava unglaublich ärgerte. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen um davonzulaufen und nun saß sie hier und ihr schmerzten sämtliche Glieder. Ihre Schuhe hatte sie in der Ruine auch nicht wiedergefunden, wobei sie darin sowieso kaum hätte laufen können. Sie hatte solchen Hunger, dass sie frustriert gleich zwei ihrer Kekse auf einmal aß und dabei abschätzige Blicke der anderen erntete. Silph kauerte neben Collin, der auf einigen Stofffetzen gebettet dalag, und kratzte sich an den blutigen Wunden ihrer Arme.

„Was ist mit ihr?“ wollte sie von Jay wissen.

Er folgte ihrem Blick und seine Miene wurde hart. Dann zischte er abfällig. „Was sollte das ein verwöhntes Adelsbalg wie dich angehen?“

Er war also sauer wegen den Keksen. Na schön. Provokativ biss sie von ihrem letzten Keks ein großes Stück ab, würgte es hinunter und streckte ihm die Zunge heraus. Sollte er lieber dafür sorgen, dass sie nicht verhungerte, wenn er noch irgendjemanden mit ihr erpressen wollte. Zu ihrer Überraschung grinste er sie jetzt verwegen an. „Ganz schön trotzig. Das gefällt mir.“ Seine tiefe Stimme kratze über ihre selbstsichere Fassade und ließ sie beinahe zerfallen.

Ava raffte ihre Schultern. „Also? Ich höre.“

Er schnaubte. „Silphs Eltern waren die letzten Magiebegabten unter uns. Sie hatten zwei Töchter. Zwillinge. Beide hatten sehr vielversprechende magische Anlagen, aber Silphs Schwester starb zusammen mit ihren Eltern bei einem schweren Brand, den ein paar verzogene Adelssöhne durch Brandbomben verursacht haben. Sie fanden das wohl sehr unterhaltsam.“ Er lächelte schwach. „Für Silph war es alles andere als lustig. Die Magie ihrer Schwester hat sich bei ihrem Tod auf sie übertragen. Ganz zu schweigen vom Verlust ihrer Familie. Seither reißt ihr Körper unter der Spannung der Magie auf, die viel zu viel ist für einen so kleinen Körper. Könnt ihr euch vorstellen, dass sie schon elf Jahre alt ist? Seit dem Brand vor drei Jahren ist sie kaum gewachsen.“

Avas Gefühle schwankten zwischen Erleichterung, dass Jay auf ihren Ablenkungsversuch eingegangen war und tiefer Bestürzung. „Das tut mir sehr leid.“, brachte sie schließlich mit gesenktem Blick hervor. „Das ist also Magie? Kein Wunder, dass sie verboten ist.“

Jay lachte scharf auf. „Silphs Eltern waren gute Leute. Sie haben unsere Kranken geheilt und unsere spärlichen Vorräte haltbar gemacht. Und obwohl sie nie Interesse an der Kriegsmagie gezeigt haben, wurden sie trotzdem zum Ziel gemacht. Ich kann nicht verstehen, warum ihr Adeligen so darauf bedacht seid, uns zu unterdrücken. Wir wollen nichts weiter als in Frieden leben.“

In seiner Stimme lag ein Zischen, was ihr einen kalten Schauer über die Arme laufen ließ. Sie war selbst bis zu eben diesem Moment davon überzeugt gewesen, dass Punks keinen gesellschaftlichen Wert hätten und in ihrem Verhalten mehr animalisch als menschlich wären. Sie schluckte schwer, als sie zu Silph und Collin hinüberschaute, der sie vor dem Aufprall geschützt hatte und nun verletzt war. Und zu Jay, der sie zwar grob, aber dennoch anstandsvoll behandelte, wie es ihr als Entführungsopfer wohl kaum zustand. Sie alle entsprachen keineswegs diesem Vorurteil, was sie umso stutziger machte, warum sie überhaupt entführt worden war. Sie wagte es allerdings nicht, den gereizten Jay noch einmal darauf anzusprechen, deshalb hielt sie nur stumm ihre eisigen Hände in Richtung des Lagerfeuers.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pataya
2012-06-26T11:43:51+00:00 26.06.2012 13:43
ich find deine FF bis hier schon richtig klasse. =)

Wäre nur schöner, wenn die Kapi's n bissl länger wären, damit man n bissl mehr zum lesen hat.

Ansonsten, schreib mit dem Stil weiter =)

lg, PAT


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